Hallo ich habe so ziemlich alle relevanten Zitate mal rausgesucht:
Definition von "überrascht"
(0) DFR S88: Gelegentlich trifft eine vorbereitetet Partei auf einen nichts Böses ahnenden Gegner. Dann entfällt ein Initiativwurf, die Überraschten dürfen sich eine voll Runde lang nicht bewegen ...
Abwehrmöglichkeit / ahnungslos
(1) DFR S95: Ein Angegriffener muss seinen Gegner nicht sehen können, um einen Treffer abwehren zu dürfen. Er muss nur wissen, dass er Ziel eines Angriffs ist.
(2) DFR S95: Ein Abenteurer der mit keinem Angriff rechnet, der also ahnungslos ist, darf allerdings keinen WW Abwehr machen.
(3) DFR S95: Ahnungslos sind z.B. Opfer eines Schusses aus dem Hinterhalt ...
In Schach halten
(4) DFR S95: Hält ein Abenteurer einen Gegner, der sich wenigstens eine Runde lang nicht bewegt hat, in Schach. z.B. mit einer schussbereiten Armbrust ... , so kann er ankündigen, dass er bei der ersten verdächtigen Bewegung schießt ...
(5) DFR S253: Um einer Person mit angriffsbereiter Schuss oder Wurfwaffe in Schach halten zu können, muss der Schütze sie überrascht haben oder sie muss freiwillig auf Gegenwehr oder Flucht verzichtet haben.
Definition Hinterhalt
(6) DFR S236: Greift ein Abenteurer mit einer Fernkampfwaffe einen Gegner an, der den Angriff nicht sehen kann, der nicht mit dem Angriff rechnet und der nicht in einen Nahkampf oder Handgemenge verwickelt ist, so handelt es sich um einen Fernkampfangriff aus dem Hinterhalt.
(7) DFR S236: Bei Tageslicht oder guter Beleuchtung kann ein Abenteurer einen Gegner nur aus dem Hinterhalt angreifen, wenn der Angriff von hinten erfolgt.
Sorgfältig Zielen
(8) DFR S249: Bewegt sich das Opfer nicht oder nur unwesentlich und hat der Angreifer Zeit genug so kann er sorgfältig zielen.
[PRBREAK][/PRBREAK]Definition Gezielte Schüsse
(9) DFR S249: Die folgenden Regeln gelten für Schüsse auf Gegenstände und Lebewesen, die wie bei einem Schuss aus einem Hinterhalt nichts von der Anwesenheit des Schützen wissen, die von ihm mit schussbereiter Waffe in Schach gehalten werden oder die wie bei einem Duell freiwillig nicht ausweichen.
(10) DFR S249: Ein bewegliches Ziel kann nur gezielt beschossen werden, wenn es gleichmäßig in eine Richtung läuft. Wer wie bei der Handlung Geschossen ausweichen Haken schlägt, ist sicher vor gezielten Schüssen und Würfen. Aus dem gleichen Grund können Gegner nicht beschossen werden, die sich im Nahkampf oder Handgemenge befinden.
(11) DFR S250, 2. Spalte, 3. Absatz (Errata)
... Auf Geschossen ausweichende Wesen kann nicht gezielt geschossen werden.
(12) DFR S250: Gezielte Schüsse auf Objekte im Fernbereich der Waffe sind nicht möglich.
(13) DFR S252: ... da dem Opfer in allen in für einen gezielten Schuss in Frage kommenden Situationen kein WW: Abwehr zusteht.
(14) DFR S253: Wird ein angriffsbereiter Abenteurer abgelenkt, so ist kein gezielter ... Schuss, sondern nur ein normaler Schuss möglich.
So ich versuche nun mal die bisherigen "Fälle" anhand oben stehender Zitate zu bewerten. Mit Scharfschiessen ist im weiteren Verlauf das Scharfschiessen auf kleine Ziele gemeint und nicht in den Nahkampf hineinschiessen.
Beitrag #99
Situation mit dem Waldläufer und der Höhle, der auf den Anweisungen rufenden 130m entfernten Anführer schiessen will:
- Scharfschiessen geht nicht weil in (10) der Anführer im Fernbereich liegt.
Selbe Situation mit dem Waldläufer und der Höhle, der auf den Anweisungen rufenden 10m entfernten Anführer schiessen will:
- Scharfschiessen geht nicht weil (2) der Anführer mit einem Angriff rechnet (er verfolgt ja die Spielergruppe) und einen WW Abwehr machen kann, und weil somit in Verbindung mit (13) keine Situation vorliegt, die einen gezielten Schuss erlaubt. Gezielte Schüsse funktionieren nach (13) nur in Situationen, in denen keine Abwehr erlaubt ist. Ausserdem gilt auch (1), er muss nur wissen, dass jemand da ist. (Wie man sieht, ist noch nicht einmal die elementarste Grundvoraussetzung gegeben, aber betrachten wir die Regeln noch im dafür vorgesehenen speziellen Teil.)
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Schuss aus einem Hinterhalt nichts von der Anwesenheit des Schützen wissen" <- Der Anführer weiss von dessen Anwesenheit, er hat ihn gesehen, ergo kein gezielter Schuss.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Duell freiwillig nicht ausweichen" <- Stillstehen und Befehle geben ist nicht das selbe, wie einen Schuss bewusst in einem Duell hinnehmen, ergo kein gezielter Schuss.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die von ihm mit schussbereiter Waffe in Schach gehalten werden" <- (5) Grundvorraussetzung für in Schach halten ist nicht gegeben. Das Opfer hat nicht auf Gegenwehr verzichtet, und verzichtet auch nicht auf Flucht. Um auf die Flucht zu verzichten, müsste man davon wissen. Das Opfer ist nicht überrascht (0), da es weder unvorbereitet ist, noch nichts Böses ahnt.
Diskussionswürdig ist noch die Behauptung, ob der Anführer tatsächlich nicht auf die Flucht verzichtet. Er könnte ja annehmen, dass ihn jemand beschiesst, und deshalb fliehen oder sich zumindestens bewegen. Sollte jemand díeser Meinung sein, dann müsste der Schuss sofort in der folgenden Runde erfolgen, da man nur jemanden in Schach halten kann, der sich nicht "verdächtig bewegt" (4). Und dies ist nicht im Sinne von "Ich wechsle das Feld" gemeint, sondern im Sinne von "Körperbewegungen". Ein gestikulierender Anführer, bewegt sich also immer "verdächtig". Somit ist ein gezielter Schuss nicht möglich, weil meiner Ansicht nach, der gezielte Schuss ein "genaues zielen" vorraussetzt und deshalb frühstens am Ende der Runde, nach dem "In Schach halten" erfolgen kann. Bis zum Ende der Runde, hat sich der Anführer aber mit Sicherheit "verdächtig bewegt". Er weiss ja nicht, dass er sich nicht bewegen darf/soll etc. Also schiesst der Waldläufer.
Der Schütze könnte also jemanden in Schach halten und in der nächsten Runde schiessen und falls er trifft wäre dies schwer. Allerdings müsste dann auch die Deckung durch das Pferd berücksichtigt werden und Scharfschiessen käme auch nicht zum tragen. Ein weiterer Grund warum das gezielte Schiessen hier nicht geht, wäre (14). Das Kampfgeschehen seiner Kameraden würde ihn ablenken.
x.x.x.
Beitrag #122
Situation mit der Mafia. Attentat auf den Kronzeugen im mittleren Bereich von vorne.
- Wenn der Kronzeuge mit einem Angriff rechnet darf er analog zu oben auch abwehren. Ergo liegt keine Situation vor, die einen gezielten Schuss erlaubt. Aber vielleicht erwischen sie ihn ja an einer Stelle, wo er nicht damit rechnet von vorne ... dann:
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Duell freiwillig nicht ausweichen" <- Er wird immer versuchen auszuweichen. Ergo kein gezielter Schuss.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die von ihm mit Schussbereiter Waffe in Schach gehalten werden" <- (4,5) Grundvorraussetzung für in Schach halten ist nicht gegeben. Das Opfer hat nicht auf Gegenwehr verzichtet, und verzichtet auch nicht auf der Flucht. Um auf die Flucht zu verzichten, müsste man davon wissen. Ausserdem bewegt sich das Opfer. Das Opfer ist nicht überrascht (0), da es weder unvorbereitet ist, noch nichts Böses ahnt.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Schuss aus einem Hinterhalt nichts von der Anwesenheit des Schützen wissen" <- Er weiss zwar nichts von der Anwesenheit des Schützen, allerdings zählt hier (7), ein Hinterhalt funktioniert bei Tageslicht nur von hinten.
Angenommen der Angriff erfolgt von hinten:
- Scharfschiessen kann gehen, weil (9) "die wie bei einem Schuss aus einem Hinterhalt nichts von der Anwesenheit des Schützen wissen" <- Er weiss nichts von der Anwesenheit des Schützen. (7) ist dann auch nicht gegeben. (6) trifft nach Ermessen des Spielleiters (rechnet man an dieser Stelle mit dem Angriff?) zu.
x.x.x.
Beitrag #77
Ziel steht im Dunkeln ist sich des Angreifers bewusst. Angreifer hat Infrarotsicht
- Scharfschiessen geht nicht weil (2) das Opfer mit einem Angriff rechnet (er weiss dass jemand da ist) und einen WW Abwehr machen kann, und weil somit in Verbindung mit (13) keine Situation vorliegt, die einen gezielten Schuss erlaubt. Gezielte Schüsse funktionieren nach (13) nur in Situationen, in denen keine Abwehr erlaubt ist.
x.x.x.
Betrag #88
Scharfschiessen von einem galopierenden Pferd
- Scharfschiessen geht nicht weil (2) das Opfer mit einem Angriff rechnet (galopierende Pferde sollten ausreichend Krach machen und sind auffällig) und einen WW Abwehr machen kann, und weil somit in Verbindung mit (13) keine Situation vorliegt, die einen gezielten Schuss erlaubt. Gezielte Schüsse funktionieren nach (13) nur in Situationen, in denen keine Abwehr erlaubt ist.
- Auf Gegenstände funktionert das natürlich, da die normalerweise (solange sie keinen Träger haben) keine Abwehr haben.
x.x.x.
Beitrag #148 und #199
Scharfschiessen auf einen Zauberer der zaubert.
- Das Opfer könnte den Zauber unterbrechen und abwehren, also geht Scharfschiessen nicht. Im Spielgeschehen wäre das in etwa so. Spielleiter: Du siehst das ein Bogenschütze auf dich zielt? Willst du abwehren: Spieler: ja -> sagt der Spieler nein, dann verzichtet er auf seine Abwehr und ein gezielter Schuss wäre erstmal möglich.
Ich möchte hier auch noch mal betonen, dass dennoch weder (1) noch (2) zutreffen. Unabhängig davon, ob sich der Zauberer bewegt oder nicht. Aus (10) abzuleiten, dass auf jedes bewegte Ziel, das nicht Geschossen ausweicht oder Haken schlägt, gezielt geschossen werden kann, ist falsch. Es muss zusätzlich noch "ahnungslos" sein. Das ist aber in einem Kampf bei denen alle Parteien sichtbar sind, regelmäßig nicht der Fall. Aber machen wir mal weiter ...
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die von ihm mit Schussbereiter Waffe in Schach gehalten werden" <- (5) Grundvorraussetzung für in Schach halten ist nicht gegeben. Das Opfer hat nicht auf Gegenwehr verzichtet (einen Zauber zu tätigen heisst nicht, dass man auf Gegenwehr verzichtet. Gegenwehr hat nichts mit Abwehr zu tun, sondern kann auch Zaubern sein), und verzichtet auch nicht auf der Flucht. Vermutlich bewegt sich ein Zauberer auch immer 1 Feld, somit kann er nach (4) nicht in Schach gehalten werden. Das Opfer ist nicht überrascht (0), da es weder unvorbereitet ist, noch nichts Böses ahnt.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Schuss aus einem Hinterhalt nichts von der Anwesenheit des Schützen wissen" <- Er weiss von der Anwesenheit des Schützen, und ausser dem (7), ein Hinterhalt funktioniert bei Tageslicht nur von hinten.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Duell freiwillig nicht ausweichen" <- siehe weiter unten.
Interessant ist die Frage, was passiert nach einem 1 sec. Zauber. Nach dem Zauber ist das Opfer bis zum Ende der Runde wehrlos. Also ein potentielles Scharfschiessenopfer.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die von ihm mit Schussbereiter Waffe in Schach gehalten werden" <- (5) Grundvorraussetzung für in Schach halten ist nicht gegeben. Das Opfer hat nicht auf Gegenwehr verzichtet (einen Zauber zu tätigen heisst nicht, dass man auf Gegenwehr verzichtet. Gegenwehr hat nichts mit Abwehr zu tun, sondern kann auch Zaubern sein), und verzichtet auch nicht auf der Flucht. Das Opfer bewegt sich vermutlich ein Feld (4). Das Opfer ist nicht überrascht (0), da es weder unvorbereitet ist, noch nichts Böses ahnen.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Schuss aus einem Hinterhalt nichts von der Anwesenheit des Schützen wissen" <- Er weiss von der Anwesenheit des Schützen, und ausser dem (7), ein Hinterhalt funktioniert bei Tageslicht nur von hinten.
- Scharfschiessen geht nicht, weil (9) "die wie bei einem Duell freiwillig nicht ausweichen" <- siehe unten.
Bei der Antwort, ob ein Zauberer sozusagen "freiwillig" auf die Abwehr verzichtet könnte und gibt es ja Diskussionen. Man könnte sich schon eine Art Duellsituation vorstellen. Das heisst aber auch, dass der Schütze nach (14) ebenfalls nicht abgelenkt sein darf und ebenfalls auf alle Abwehrmöglichkeiten die er hätte verzichtet. Bei Erzfeinden die sich auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen, könnte ich mir eine solche Situation vorstellen. In einem normalen Kampf nicht. Der Schütze könnte ja selber Opfer eines gezielten Angriffs oder Zaubers werden. Seine Kameraden geben Schmerzenschreie von sich, rufen Warnungen und geben Befehle. Ein Schütze wird in einer direkte Kampfsituation (auch seiner Gefährten) immer auf die Umgebung achten. All dies auszublenden wäre schon sehr kaltschnäuzig und müsste schon eine sehr sehr gute Begründung haben.
x.x.x.
Beitrag #194
Einen Drachen mit Scharfschiessen als Elfenkrieger aus der Luft schiessen.
- Wenn der Drache weiss, dass da ein Elfenkrieger ist, dann hat er eine Abwehr. Scharfschiessen ist also nicht möglich. (0, 1)
- Weiss der Drache nicht, dass da ein Elfenkrieger ist, dann müsste er schon sehr niedrig fliegen, um abgeschossen zu werden (12).
- Ausserdem müsste das bei Tageslicht sowieso von hinten passieren (9,7)
Ich schätze mal der Elfenkrieger hat ein Haufen KEP geschenkt bekommen.
x.x.x.
So ich glaube, dass war bisher mein längstes Posting. Ich hoffe, dass ich die Regeln korrekt wiedergegeben habe, lasse mich aber auch gerne eines besseren belehren.
Alles in allem kann man sagen, wenn man die Regeln zu denn gezielten Schüssen korrekt anwendet, sind diese nur in bestimmten Situationen überhaupt möglich. Die Situationen müssen bei Lebewesen im normalfall gut vorbereitet sein (Anschleichen an ein Ziel, Tarnen in einem Versteck) oder benötigen ihr Einverständnis (Duellsituation oder Wachen die einen nach Aufforderung in Schach halten). Bei den Vorbereitungen gibt es auch noch WW: zu beachten und natürlich automatisch wirkende Fertigkeiten.
Ausserdem schliessen sich "Im Schach halten" und "sorgfältig Zielen" aus. Wenn man jemanden "in Schach hält" führt man eine Handlung aus, die seine volle Aufmerksamkeit benötigt. Man muss auf verdächtige Bewegungen achten, das schliesst ein sorgfältiges Zielen aus.
Grüsse Merl
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