Wenn mich die Muße packt...
eigentlich war es nicht für Midgard gedacht, lässt sich jedoch gut an eine Charakterbeschreibung anhängen und liefert somit Stoff fürs Abenteuer und einen Grund, in die weite Welt zu ziehen.
Geschichte:
Vollkommende Finsternis umschloss Jugo als er aus der Türschwelle seiner Kate hinaus in die Nacht trat.
Er kannte den Weg den er nun entlang huschte, war auf ihm schon häufig des Nachts dahingelaufen. Damals hatte er andere Gründe gehabt. Damals musste er nicht unerkannt bleiben. Jugo hatte niemandem von dem erzählt, was er vor einigen Tagen beobachtet hatte. Wie könnte er auch, da doch sein lebhaft strömender Puls den Beweis seines Stillschweigens darstellte.
Es war der dritte Tag nach Neumond gewesen, als er das letzte Mal am großen Mühlteich gewesen war. Drei Männer hatte er dort gesehen, die sich etwas abseits unterhalten hatten. Einer fiel durch seine hühnenhafte Erscheinung besonders ins Auge während die anderen Beiden eher unscheinbar gewesen waren. Ihre Verhüllung hatte es jedoch unmöglich gemacht, sie zu erkennen. Auch war er zu weit entfernt gewesen um ihre Stimmen zu verstehen, doch aus ihren Bewegungen und ihrer Körpersprache hatte Jugo sie auf etwa vierzig Jahre schätzen können. Aus dem Augenwinkel heraus hatte er die blitzschnelle Bewegung wahrnehmen können, die einem der Männer das Leben kostete. Es musste ein Dolch oder Kurzschwert gewesen sein, denn so schnell wie es gezogen war, so schnell hatte der Täter es auch wieder unter seinem Gewand verschwinden lassen, noch bevor der Leichnam des Hühnen vornüber kippte. Selbst jetzt noch schauderte es ihm, wenn er an dieses Ereignis zurückdachte. Jugo besaß nicht besonders viele Fähigkeiten, doch die Empfindungen und Teilweise sogar die Gedanken von Personen aus deren Körpersprache zu lesen war eindeutig eine von ihnen. Somit hatte er auch erkennen können, dass der Mörder die andere verhüllte Person anschließend bedroht hatte, denn diese wirkte eingschüchtert und zurückhaltend. Die beiden Personen hatten sich noch kurz unterhalten und waren dann getrennte Wege gegangen. Den Leichnam hatten sie vorher noch stillschweigend verscharrt.
Jugo hatte nun ein inneres Gefühl, welches er nicht genau identifizieren konnte. Es war eine Mischung aus Angst, Ungewissheit und Neugierde. Auf jeden Fall war es so stark, dass es sich die letzten Tage nicht aus seinen Gedanken entfernte.
Was erhoffte er sich überhaupt am Mühlteich zu finden? Was genau trieb ihn dorthin zurück? Als er noch über diese Frage nachdachte sah er in einiger Entfernung einen Schatten über den Weg huschen. Sofort hielt er inne, drängte sich aus dem Licht in die schützende Dunkelheit und lauschte.
Stille. Nichts regte sich. Er verharrte noch einige Augenblicke in der Finsternis, dann wagte er sich weiter, blieb jedoch fern von den Hauseingängen, aus denen vereinzelt noch Licht drang. Da war auch schon die Mauer. Geschickt nutzte er die geringen Griffmöglichkeiten und war im Nuh auf der anderen Seite.
Jugo sah sich um. Still lag der Mühlteich in seiner tiefen Gelassenheit vor ihm. Kaum vorstellbar, dass an diesem friedlichen Ort vor einigen Tagen ein Mord geschah. Der zunehmende Mond fiel westwärts auf das kühle Nass und verpasste ihm eine mysthische Aura während das Wurzelgeflächt der großen Lärche an der sich Jugo regelmäßig ausruhte und seine Gedanken sortierte wie gewöhnlich tief in den Teich hinein drang. Normalerweise hätte er sich dorthin gesetzt um nachzudenken, doch heute richteten sich seine Gedanken auf eine andere Stelle. Hier auf der anderen Seite des Teiches war kürzlich gegraben worden. Die Spuren waren noch, sofern man genau hinsah, gut zu erkennen.
Ein kalter Schauer lief Jugo den Rücken herunter. Hier hatten die verhüllten Gestalten den Hühnen zurückgelassen. Er stand einige Augenblicke tief in Gedanken versunken reglos da, als würde er Andacht halten. Was wäre, wenn ihn jetzt jemand hier sehen würde? Die Leute würden denken, er hätte den Mann umgebracht. Menschen wurden heutzutage schon wegen geringerer Verdachte verbrannt. Jugo sah sich erschrocken um. Ein knackender Ast in einiger Entfernung hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er drengte sich ins Dickicht. Gerade noch rechtzeitig um nicht von der Person erkannt zu werden, die dierekt auf ihn zukam. Jugo hielt den Atem an, denn an dem Gang des Mannes erkannte er den sündhaften Mittäter. Dieser ging gebückt, gerade so, als würde er nach etwas suchen. Da fiel Jugo der Lederbeutel auf, der in circa zwei Metern Entfernung vor ihm lag. Er schien gefüllt mit Münzen. Wahrscheinlich wurde er während der Mann gegraben hatte abgelegt und dann vergessen liegengelasen. Gräuel überkam Jugo. Was würde mit ihm geschehen? Falls der Mann seine Börse fand, könnte er Jugo unmöglich übersehen. Und alleine das aufmerksame nach Geld suchende Auge würde ausreichen, um sein Versteck auffliegen zu lassen. Der Mann kam immer näher. Ein paar Schritte noch und er entdeckte Jugo. Starr vor Schreck konnte Jugo nichts weiter tun, als den ihn überrascht ansehenden Mann zu beobachten. Er war ungefähr 35 Jahre alt, mittelgroß, von einer durchschnittlichen Gestalt. Braune Haare ein für sein Alter stark zermürbtes Gesicht und tiefdunkle Augen die sich nun zu kleinen Schlitzen verengten. "Was hast du hier verloren, Bürschchen?" Der Mann schien einen südländischen Akzent zu haben, jedenfalls kam er eindeutig nicht aus dieser Gegend. Jugo´s Zunge hatte den Anschein verknotet zu sein. Er wollte die Frage erwiedern, wollte irgend etwas sagen, doch ließ sich sein Mund nicht öffnen. Er schluckte, starrte den Mann noch einige Augenblicke stumm an und sprag auf. Er wusste gar nicht, dass er so schnell laufen konnte. Schaute sich nicht mehr um, rannte und rannte bis er auch die fluchenden Schreie seines Verfolgers die ihn zum Anhalten aufforderten nicht mehr hören konnte. Dann ließ er sich erschöpft hinter einem Holzstapel eines der Häuser nieder. Keuchend versuchte er seinen Puls wieder zu beruhigen. >>Gott was tu ich denn jetzt nur? <<
Schon beim Sonnenaufgang des nächsten Morgens hatte er seine Sachen gepackt. Einen Laib Brot, Ersatzkleidung, eine warme Decke, Feuerstein und Zunder, ein Messer, einen Wanderstab, seinen zerknauschten Hut, und etwas Geld. Er musste fort, das stand fest. Doch wohin? Sein ganzes Leben hatte Jugo in dem kleinen Dorf namens Kleinbach verbracht. Doch eine innere Stimme sagte ihm, er musste sich beeilen, diesen Ort nun zu verlassen. Einmal drehte er sich noch um, dann folgte er der einzigen Straße die aus Kleinbach heraus führte gen Süden.
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