Historie
Der Legende nach empfing Geoffrey, ein junger Priester Xans, vor 400 Jahren nach langem Fasten und ausführlicher Meditation eine Vision. Ihm erschien der Lichtbringer, der ihm befahl, im damals noch stark umkämpften Pengannion am Ufer des Devern einen Schrein zu errichten. Geoffrey machte sich sofort auf den Weg – allein und mit kaum mehr Gepäck als den Kleidern, die er auf dem Leib trug. Er errichtete den Schrein unter großen Mühen, gab sich damit jedoch nicht zufrieden und begann, um den Schrein herum einen ganzen Tempel zu bauen. Als sein Lebenswerk beendet war und er schließlich als sehr alter Mann starb, berührte Xan seinen Leichnam. Dieser verweste nie und behielt auch im Tode seine Aura. Geoffrey wurde ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod heiliggesprochen.
Der von Geoffrey errichtete Tempel bildet heute das Zentrum der Ordensburg. In der nachträglich erbauten Krypta unter dem Tempel ruhen die Überreste des Heiligen, die einmal im Jahr für pilgernde OR, Mönche und Priester der Dheis zur Schau gestellt werden.
Der Schrein, den Geoffrey errichtete, hat eine Größe von 4 x 4 Metern. Er existiert immer noch als steinerner Baldachin über dem Altarstein. Viele Meter über dem Dach des Schreins dehnt sich nun die Kuppel des Tempeldachs. Der Tempel, der den Schrein umschließt, musste über die Jahrhunderte immer wieder repariert und nachgebessert werden und wirkt bei genauer Betrachtung hier und da ein wenig schief und uneben. Trotz seiner baulichen Schwächen gilt er als Wunderwerk eines einzelnen Mannes. Die Historiker schütteln darüber jedoch den Kopf: Ihrer Meinung nach ist der Tempel das Ergebnis vieler Hände Arbeit. Da die Kirgh eine wissenschaftliche Untersuchung der Gebäude verweigert, wird darüber aber niemals Klarheit herrschen.
Nach dem Tode Geoffreys wurde der Tempel über mehrere Jahrzehnte mit einer Handvoll Priester und vier OR besetzt. Die Männer errichteten außerhalb des Tempels einige Befestigungen und Wohnräume. Nach mehreren Generationen hatte man bereits ein kleines Bollwerk gegen die Gefahren des Pengannion geschaffen. Es zählt noch heute als eine der letzten Erholungsmöglichkeiten unter Xans Schutz auf dem Weg nach Norden.
Während sich im Laufe der Jahre die Anzahl der anwesenden Priester kaum vergrößerte, erlebte der Orden einen regen Zulauf, meist von aus Clanngadarn heimkehrenden Kriegern, die des Blutvergießens für Fürsten und Könige müde waren und ihrem Leben einen neuen Sinn geben wollten. Über die Aufnahmepolitik kam es mit dem Orden der Soel immer wieder zu Streitigkeiten, bis sich die OR im Pengannion vor rund 200 Jahren in einem eigenen Orden Xans zusammenschlossen, dem „Orden von St. Geoffrey“. Er untersteht formell noch immer dem Mutterorden, wird jedoch weitestgehend sich selbst überlassen.
Die Umgebung
Die Anlage um den alten Tempel ist über die Jahrhunderte zu einer Ordensburg gewachsen, um die herum sich auch Menschen angesiedelt haben, die nicht zum Orden gehören, ihn aber mit Lebensmitteln und Arbeitskraft versorgen. Die Häuser, die außerhalb der Burg errichtet wurden, gleichen den geduckten, schiefergedeckten Bruchsteinhäusern der twyneddischen Bergbauern.
Aufgrund des rauen Klimas und des kargen Bodens in der Region sind Landwirtschaft und Viehzucht kein leichtes Geschäft. Lediglich das genügsame, kleinwüchsige Pengannion-Schaf gedeiht hier prächtig, und so sind die Hänge und Täler um St. Geoffreys mit hunderten weiß-grauer Punkte gesprenkelt.
Den geduldigen Mönchen ist es gelungen, eine sehr robuste Apfelsorte zu züchten, die nicht nur gut trägt, sondern deren Rinde auch von den Schafen verschmäht wird. Die niedrigwüchsigen, knorrigen Apfelbäume findet man überall in der Umgebung. Sie liefern die Äpfel, aus denen unter anderem auch der St. Geoffrey’s Apfelsaft und -wein gewonnen wird.
Das wohl wichtigste Gut der Burg ist jedoch das Eisenerz, das aus der nahegelegenen Mine gefördert wird. Die beiden Flossöfen haben die Norseite der Ordensburg fast schwarz gefärbt. Das Eisen dient den Schmieden der Burg als Rohstoff für Werkzeuge, Werkzeugteile, Waffen und Rüstungen.
Die OR schützen die Bevölkerung der Umgebung im Falle eines Angriffs. Wer in oder um St. Geoffreys lebt, musst daher wenig Angst vor Plünderungen und Überfällen haben.
Die Burg
Die Ordensburg liegt auf einer flachen Anhöhe. Vor ihrem wuchtigen, mit Fallgittern gesicherten Tor führt eine Zugbrücke über eine schmale, tiefe Schlucht. Davor liegen der Zwinger, einige Häuser, Felder und Apfelhaine.
Dicke Wehrmauern umschließen die im Karree erbaute Kaserne mit der kleinen Stallung, die Handwerksbetriebe, Wachtürme, das kleine Klostergebäude und die Gärten. Auf dem großen, gepflasterten Platz in der Mitte erhebt sich der aus Bruchstein errichtete Tempel St. Geoffreys. Dessen Grundriss ist quadratisch, das Dach eine Halbkugel. Die ersten Lichtschächte in den Wänden beginnen in sechs Metern Höhe.
Die übrigen, neueren Gebäude sind solide Steinbauten mit Schieferdächern. Sie bestechen sowohl innen als außen durch Zweckmäßigkeit. Die Räume sind durchweg karg und schlicht möbliert.
Der Orden
Dem Orden von St. Geoffrey gehören neben klassischen OR auch Priester und „zivile“ Personen an - sowohl männliche als auch weibliche. Sie stellen dem Orden ihre Fähigkeiten oder Geldmittel zur Verfügung. Nicht alle dieser OR leben auf der Burg. Ihnen stehen jedoch Gästezimmer zur Verfügung. Die wichtigsten Dinge des alltäglichen Lebens (und im Gegenzug Waffen und Rüstungen) handelt die Burg mit Ordenshäusern der Soels, aber auch mit zivilen Händlern.
Die OR St. Geoffreys haben sich mit dem Leben auf der Burg bewusst für ein bescheidenes und arbeitsames, mönchisches Leben entschieden. Perfektion im Kampf ist ein gleichwertiges Ideal neben der Perfektion xangefälliger geistiger oder magischer Fähigkeiten. So ist willkommen, wer im Namen Xans Gutes tun will, ungeachtet seiner körperlichen Fähigkeiten oder der magischen Talente, über die ein klassischer OR i.d.R. verfügen muss. Nach einer einjährigen Anwartschaft, die vor Ort verbracht werden muss, stimmt der Orden über die Aufnahme eines neuen Mitglieds ab.
Auf der Burg finden täglich Kampf- und Reittraining statt, außerdem Lesungen und Gottesdienste. St. Geoffrey ist einer der wenigen Orte, an dem eine waffenlose Kampftechnik gelehrt wird, die eigens für Ylathorpriester entwickelt wurde. Meistens ist wenigstens eines der Gästezimmer der Burg von einem Kampfschüler aus einer der Ylathor-Abteien des Landes belegt. Viele der OR lassen sich im Gegenzug für ein bis drei Jahre an ein Kloster oder eine Abtei Ylathors versetzen, um dort als Tempelwache zu dienen und gleichzeitig ihre geistigen Fähigkeiten zu schulen.
Die Mitglieder des Ordens müssen nicht keusch leben, dürfen aber keine Familien haben. Möchte ein OR eine Familie gründen, muss er die Ordensburg verlassen, kann jedoch weiter Mitglied bleiben. Diese Regel dient dazu, Unruhe auf der streng organisierten Burg zu vermeiden.
Da die Haltung von einer größeren Pferdeherde durch das karge und unwirkliche Umland zu aufwendig wäre und ein Pferd im Gebirge ohnehin eher ein Hindernis ist, gibt es nur eine Handvoll ausgebildeter Schlachtrösser in der Burg. Auf ihnen lernt jedes Ordensmitglied, das seine Kampffähigkeiten trainieren will, wie man reitet, zu Pferd kämpft und korrekt mit meinem Tier umgeht. Es ist Usus, dass OR, die mit einer Mission betraut sind, in der nächsten Stadt ein Pferd erstehen und es verkaufen, bevor sie wieder zu Ordensburg zurückkehren. Die Mittel dazu werden ihnen vom Orden zur Verfügung gestellt.
Das Kloster
Das kleine Kloster der Burg beherbergt nur eine Handvoll Priester und Mönche. Neben ihren geistlichen Tätigkeiten pflegen sie die Gärten, führen die Apotheke und keltern den Apfelwein. Die Priester und einige der gebildeteren Mönche bietne außerdem auch Unterricht in Lesen und Schreiben, Rechnen und Landeskunde an.
Tagesablauf bei den St. Geoffrey’s
Der Tag beginnt bei Sonnenaufgang mit dem Xangruß, zu dem sich alle Ordensmitglieder, Priester und Mönche im Tempel einfinden. Danach stehen erste Arbeiten an, vornehmlich Aufräum- und Reinigungsarbeiten, Versorgung der Pferde, Schafe, Gänse und Hühner der Burg, Vorbereitung des Morgenessens usw. Die Mönche, aber auch einige der OR, kümmern sich um die Gärten und Haine der Burg.
Zwei Stunden nach Sonnenaufgang findet das gemeinsame Morgenessen statt. Es besteht meist aus Getreidebrei, dem manchmal Milch, Nüsse, Honig oder Obst zugefügt werden.
Danach wird bis in den Nachmittag gearbeitet, trainiert und/oder gelernt. Zu den Aufgaben gehören handwerkliche Tätigkeiten, Arbeit in der Mine oder am Flossofen, Wäschereidienste oder ähnliches. Unterbrochen werden diese Tätigkeiten nur zum Mittagsgruß, wenn die Sonne am höchsten steht. Im Sommer sind die Arbeitstage natürlich länger als im Winter.
Etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang werden die Tiere erneut versorgt, dann wird die Arbeit eingestellt. Viele nutzen die Stunden des verbleibenden Tageslichts, um etwas zu lesen oder zu schreiben oder Unterricht zu besuchen.
Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang versammelt man sich zum Abendessen. Das besteht aus einer Grundlage aus Hülsenfrüchten und/oder Getreide, die mit robusten Gemüsesorten wie Kohl, Zwiebeln und Wurzeln und an Sonn- und Feiertagen auch mit Fleisch oder Fisch angereichert wird. Äpfel – frisch, gelagert oder getrocknet - sind das ganze Jahr über verfügbar.
Nach dem Abendessen findet man sich zum Abendgebet im Tempel ein. Danach geht ein Teil der Ordensleute bereits zu Bett. Andere haben Wachdienste oder treffen sich miteinander und tauschen sich aus – manchmal privat, oft aber auch „moderiert“ zu bestimmten Themen. So finden beispielsweise Sprachunterricht (Altoqua, Twyneddisch, Erainisch, Cryseisch), Chorproben, Musikunterricht, Gebets- und Meditationskreise usw. statt.
Großmeister Leonard de Soel
Leonard ist seit fünfzehn Jahren der Großmeister des Ordens und ein klassischer Ordenskrieger. Er ist immer noch ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, widmet sich heute aber mehr seinen politischen und verwalterischen Aufgaben. Trotz seiner fast 60 Jahre ist er immer noch eine beeindruckende Erscheinung: Groß, muskulös, mit vollem, grauen, schulterlangem Haar und einem Kinnbart. Er wirkt beherrscht und legt perfektes Benehmen an den Tag. Allerdings kann er von einer Sekunde auf die andere zum Befehle bellenden Hauptmann mutieren und eine ganze Hundertschaft zum Zittern bringen, wenn es sein muss.
Im Gegensatz dazu steht Leonards Schwäche für unerreichbare Frauen – so zum Beispiel für Angharad, die Königin Mutter. Er ist Experte in der heimlichen, maßlosen Vergötterung und des ständigen Herzeleids, da seine Erziehung ihm natürlich verbietet, eine höher gestellte Frau zu umwerben.
Die Grundsätze der OR von St. Geoffrey
· Befolge die Gebote der Dheis Albi und ehre und schütze ihre Gläubigen und Heiligtümer
· Folge den Befehlen des Ordensmeisters ohne Zögern
· Pflichtbewusstsein, Bescheidenheit und Höflichkeit seien deine ersten Tugenden
· Stehe deinen Brüdern und Schwestern im Kampf und im Frieden bei
· Höre nie auf, nach Weisheit und Perfektion zu streben
· Gegenüber Kranken, Verletzten, Schwachen, Alten, Armen und Kindern sei freimütig und großzügig
· Vergiss nie, dass du der Welt ein Arm Xans bist – handle also immer maßvoll, besonnen und höflich und achte auf dein Erscheinungsbild
· Bekämpfe die Kreaturen der dämonischen und finsteren Welten und ihren Einfluss auf das Gleichgewicht der Welt