Die Laute der Traurigkeit (ABW -)
Aussehen: normale scharidische Laute aus dem Holz einer Trauerweide
magisch
gibt dem Barden einen Bonus von +4 auf:
Lied des Erinnerns
Lied des Grauens
Lied der Verzweiflung
Lied des Wahnsinns
Der traurige Gesang
Der verunsichernde Gesang
gibt dem Barden einen Malus von -4 auf:
Lied der Feier
Lied der Liebe
Lied der Tapferkeit
Lied des Wagemuts
Der frohlockende Gesang
Die stählende Ballade
Geschichte
Vielleicht war es vor langer Zeit, vielleicht war es gestern, da lebten in der Nähe von Nedscheff ein junger Mann und eine junge Frau. Die Erzähler haben uns ihre Namen nicht überliefert, nur, dass sie einander liebten und gemeinsam alt werden wollten. Nun begab es sich, dass der junge Mann sehr begabt war und einen Studienplatz an der Madrassa von Khairat bekam. Schweren Herzens nahmen die beiden Abschied und versprachen, einander wieder zu sehen, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen haben würde. Doch das Leben geht selten so, wie man es wünscht. Der junge Mann war nicht nur begabt, sondern auch sehr fleißig und sehr diszipliniert. Das fiel seinen Lehrern auf und er durfte weiterführende Studien nicht nur in Khairat, sondern sogar in Meknesch aufnehmen; eine große Karriere als Gelehrter stand ihm bevor und er wollte seinen Chance nicht verstreichen lassen. Doch während der junge Mann in der Fremde weilte, wurde das Mädchen auf einer Reise von Banditen überfallen und verschleppt. Es würde lange dauern, im einzelnen zu erzählen, was ihr widerfuhr, wichtig ist nur: durch alles Leid, durch alle Einsamkeit in der Fremde hielt ein Gedanke, ein Ziel ihren Willen am Leben - zu ihrem Liebsten zurück zu kehren. Jahre vergingen, zerschunden an Leib und Seele fand sie tatsächlich einen Weg und kam nach Madinat, wo ihr Liebster eine einträgliche Stelle an der Madrassa erhalten hatte. Als sie endlich wieder vor ihm stand und die Hand ausstreckte, um den Geliebten zu berühren, wich er zurück. In seinen Augen war keine Liebe mehr, nur Kühle und Mitleid. "Ich habe geheiratet." Härter als jeder Schlag zuvor traf sie dieser eine Satz und zerbrach den kläglichen Rest von Stolz und Willenskraft, der ihr geblieben war. "Du warst fort. Ich habe fünf Jahre auf Dich gewartet, doch Du bist nicht zurück gekommen. Ich wollte eine Frau in meinem Leben...." Was sollte sie tun? Sie versuchte etwas zu sagen, Worte zu finden, die es ändern würde, aber natürlich war das so sinnlos, wie einen Felsen zu bitten, er möge Tränen weinen. Sie wandte sich ab, ging ziellos, blicklos, trostlos durch die Gassen und Straßen des von Leben überquellenden Madinat, bis sie irgendwann, abseits der Stadt, auf einem Felsen, hoch über dem Ufer des Sabils stand. Ruhig, unbeirrbar, unveränderlich wie seit tausenden Jahren flossen die Wassermassen. Diese Ruhe zog sie an. Sie hatte verloren, was ihrem Leben einen Sinn gegeben, was sie die Qualen hatte durchstehen lassen. Wie soll man leben ohne Träume, ohne ein Ziel, ohne Liebe? Mit dem letzten Wunsch, Frieden und mehr noch Vergessen zu finden, ließ sie sich fallen.
Ein seltsames Zwielicht umgab sie, als sie wieder zu sich kam. Noch immer spürte sie die Leere in ihrem Herzen, aber gedämpft wie eine scharfen Klinge durch Lagen dicken Stoffs. Vor ihr stand eine Frau. Nein, keine Frau, dazu war sie zu fremd, zu schön, mit zu alten Augen. Hatte sie den Sprung in den Fluss überlebt? Die Fremde schüttelte den Kopf, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. "Du bist gegangen, obwohl deine Zeit noch gar nicht abgelaufen ist." Ihre Stimme war kühl wie ein Bach im Gebirge, sanft wie Wellen auf einem Teich.
"Ich wollte doch nur den Schmerz nicht mehr spüren!" erwiderte die junge Frau heftig.
"Ich weiß, mein Kind, aber weißt Du nicht, dass der Tod nur selten bringt, was die Menschen erwarten? Dein Schmerz beherrscht Dich und als Tote wird er wird Dich in alle Ewigkeit begleiten."
"Aber immerhin ist er jetzt weniger." sagte das Mädchen leise. "Vielleicht muss das genügen."
Wieder schüttelte die Fremde den Kopf. "Du spürst ihn weniger, weil Du in meinem Reich bist."
"Euer Reich? Wer seid ihr?"
"Ich bin Jamlicha - die Herrin des süßen Wassers, der Flüsse und Oasen. Ich war gerade im Sabil unterwegs, als Du in meine Arme fielst."
"Bitte Herrin Jamlicha, kann ich nicht bei Euch bleiben? Schickt mich nicht weg! Nicht in eine Ewigkeit voller Schmerz, nicht zurück in ein Leben ohne Sinn."
"Das geht nicht, Kind. Die Toten gehören in die Nachwelt, mit allem was ihr Leben bestimmt hat."
Da weinte die junge Frau bitterlich. Wie grausam ist eine Welt in der nicht einmal der Tod Frieden gibt?
"Die Welt ist nicht grausam. Sie ist. Ob gut oder schlecht, ob grausam oder gerecht, liegt in der Hand der Menschen. Dafür wurdet ihr geschaffen.
Aber Dein Leid berührt mich. Ich kann Dich nicht zurück schicken, denn Dein Körper wurde zerschmettert und würdest Du so in die Ewigkeit gehen, würde ich wohl Dein Weinen durch alle Sphären hören."
Jamlicha trat auf die junge Frau zu und nahm sie in die Arme. Dankbar schmiegte sich diese an sie. Einen Augenblick später hielt Jamlicha eine Laute aus dem Holz einer Trauerweide in den Händen.
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