Hi,
interessant.
Hatte mal für einen (kriminellen) Charakter eine Geschichte auf dem Hintergrund des candranorischen Hafens, wie ich ihn mir vorstelle, ausgearbeitet.
Die ehrenwerte Familie von Candranor
Candranor ist die größte und bedeutendste Stadt Midgards. Hier fand der Aufstieg der Seemeister von Valian statt, hier war die Wiege des valianischen Reiches und noch heute, nach dem Niedergang des Seemeisterreiches und nach dem Brand der die gesamte Stadt verwüstete, gibt es keine Stadt die sich in Größe und Reichtum mit ihr messen könnte.
Hier in Candranor findet man herausragende Handwerker, weitsichtige Regenten und mächtige Handelsdynastien. Candranor ist die Stadt mit dem größten Warenumschlag in der gesamten bekannten Welt, in den Speichern der Stadt stapeln sich Waren aus Rawindra, dem Ikenga Becken und Moravod, aus KanThaiPan, Uruti und Nahuatlan, man trifft auf Händler aus Eschar, Rawindra und Alba. Nirgends werden so weitreichende und so große Geschäfte gemacht wie in Candranor. Noch heute behauptet Candranor voller Stolz von sich, es sei der Mittelpunkt der Welt.
Solcher Glanz und solcher Reichtum zieht die tatkräftigsten und ehrgeizigsten Menschen aus aller Welt an. Doch nicht alle können Erfolg haben, nicht alle können reich werden. Die alten Familien Valians achten darauf, nicht die Macht aus den Händen zu geben, nicht das größte Stück vom süßen Kuchen herzugeben. Neuankömmlinge müssen große Widerstände überwinden bevor sie überhaupt eine Zukunft erwarten können. Die Gescheiterten und Gestrandeten finden sich in den Slums der Metropole, den Armenvierteln mit seinen Mietskasernen wieder, wo sie sich für einen Hungerlohn als Tagelöhner in den Manufakturen und Hafeneinrichtungen verdingen können, bevor sie zu schwach sind, um nützlich zu sein und elend verrecken.
Diese Armut ist der Nährboden der Kriminalität, denn nicht jeder gibt sich mit dem Schicksal zufrieden. Nicht jeder akzeptiert die ihm von den valianischen Göttern zugedachte Rolle. Die Armut gebiert das Verbrechen und die Verbrecher bekämpfen sich gegenseitig und in diesem Kampf der Unterwelt bilden sich Gruppen. Diese kriminellen Gruppen sind schlagkräftiger, mächtiger und reicher als die einzelnen Verbrecher. Sie kontrollieren ganze Stadtviertel und wachen eifersüchtig über ihren Einflussbereich, den sie stets auszudehnen versuchen.
Eine dieser Gruppen ist „Die ehrenwerte Familie“.
Nach dem Niedergang des Seemeisterreiches kam es zu einer Neuordnung des valianischen Imperiums. Provinzen wurden unabhängig, Rohstoffquellen gingen verloren und Handelsbeziehungen versiegten. Mit der beginnenden Unabhängigkeit der Küstenstaaten drohte wertvolles Wissen über den Schiffsbau verloren zu gehen und der damalige Seekönig von Valian holte zahllose Schiffsbauer aus den Küstenstaaten nach Candranor, um seine Werften zu besetzen und seine Schiffe zu bauen Diese Küstenstaatler wurden im „Werftquartier“ von Candranor angesiedelt. Doch mit der Übersiedelung der Werftarbeiter holten sich die Valianer auch ein Stück der Kultur der Küstenstaaten nach Candranor. Traditionell lebten die Küstenstaatler in Familienverbänden denen ein Oberhaupt, der Padrone, vorstand. Diese Familien waren sehr groß und übernahmen Aufgaben der sozialen Sicherung ihrer Mitglieder, umgekehrt verlangte die Familie Loyalität und Kooperation. Mit der zunehmenden Verarmung der nachgezogenen Verwandtschaft versagten die sozialen Sicherungssysteme und ganze Familienverbände verarmten. Mit dem Schritt in die Kriminalität eröffneten sie sich neue Einnahmequellen, die ihre Padrones zu reichen Männern und die Familien zu sicheren Verbänden machten. Immer mehr Küstenstaatler fanden ihren Weg in diese Familien, in der Hoffnung hier ihr Glück zu machen.
Über die Jahrhunderte kam es regelmäßig zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Familien, bis vor circa 30 Jahren Diego Hurtado da Brusa in einer einzigen blutigen Nacht alle Familien unter seine Kontrolle zwang. Seither regiert er mit eiserner Hand die ehrenwerte Familie und mischt in allen Bereichen der organisierten Kriminalität mit. Glücksspiel und Schmuggel, Diebstahl und Mord und natürlich die Schutzgelderpressung von den einfachen Handwerkern die zu unbedeutend sind, als dass die Stadtwache sie vor der Familie beschützen würde. Hurtado da Brusa ist inzwischen ein alter Mann, doch seine drei Söhne haben das Geschäft übernommen und leiten in seinem Namen die Familie. Regelmäßig machen ihnen die Capos die Aufwartung und zahlen ihren Tribut. Bisher hat sich noch keiner von Diesen stark genug gefühlt, um die „Da Brusa Familie“ herauszufordern und ihnen ihre Vormachtstellung streitig zu machen.
Das Heimatquartier der „ehrenwerten Familie“ sind natürlich die Werften. Inzwischen ist sie aber auch in anderen Stadtvierteln präsent und liefert sich dort erbitterte Auseinandersetzungen mit vielen anderen Verbrechergruppen. Hauptkontrahenten sind die scharidischen Haschemiten und die kanthaipanischen Trasong, mit denen sie sich wie riesige Bestien belauern und in schöner Regelmäßigkeit in einer Explosion der Gewalt an die Kehle gehen. Nicht selten muss dann zur Befriedung ganzer Stadtviertel die 6. Flotte eingreifen, ohne jedoch der Drahtzieher habhaft werden zu können oder zu wollen.
Familienleben
Jeder der einmal zur Familie gehört hat verlässt diese nur noch durch seinen Tod. Eine andere Form des Rückzugs aus den Geschäften wird als Verrat betrachtet. Für Verrat an der Familie gibt es aber nur eine Strafe, den Tod. Neben diesem scharfen Regime sorgt die Familie auch für ihre Mitglieder, sofern sie sich der Familie gegenüber loyal verhalten haben. Jeder kann auf ein Gnadenbrot im Alter hoffen oder hat bis zum wohlverdienten Ruhestand genug verdient, um es sich im Alter in der Familie oder seiner Heimat gemütlich zu machen. Viele erreichen allerdings niemals diesen Zustand. Die brutalen Straßenkämpfe fordern stets ihre Opfer. Die Witwen und Waisen erhalten dann eine kleine Rente. Diese erlaubt es ihnen in der Regel sich über Wasser zu halten, bis die Kinder alt genug sind, um wieder für die Familie zu arbeiten. Bis zu einem gewissen Punkt ist die Familie auch bereit Mitglieder, die sich in Schwierigkeiten gebracht haben, zu unterstützen beziehungsweise herauszuschlagen. Den Aufwand den sie dafür bereit ist auf sich zu nehmen, hängt selbstverständlich von der Stellung und Bedeutung der Person in der Familienhierarchie ab.
Nebenbei sind die meisten Familienmitglieder treue Diener der Götter. An jedem Ljosdag geht die Familie in den Tempel des Nothuns und an jedem Myrkdag wird Culsu verehrt. Die Frauen der Familie pflegen die Riten um Alpanu und die Männer besuchen regelmäßig die Tempel Larans und Tins, um ihre Opfergaben abzugeben. Viele der Familienmitglieder schmücken sich mit religiösen Symbolen und es sind zahllose Schutzgötter aus dem Gefolge der Hauptgötter bekannt die den Familienmitgliedern helfen.
Zu den häufigen Festlichkeiten versammeln die Anführer der Familie ihre Freunde und Verwandten um sich und veranstalten fröhliche Feiern. Überhaupt ist das gemeinsame Speisen eine alte Tradition in den Küstenstädten, die gerne und häufig in der „ehrenwerten Familie“ gepflegt wird. Bei einem Essen kommt man sich näher, bei einem Essen werden alte Freundschaften aufgefrischt und neue Bekanntschaften geknüpft. Ein Mitglied der Familie regelt wichtige Angelegenheiten beim Essen. Geschäftsabsprachen, strategische Beratungen und schwierige Familienangelegenheiten erfordern stets zumindest ein kleines Essen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Stützpunkte der Familie häufig in den Tratorias ihrer Viertel sind. In der Regel sitzen sie in diesen Stammkneipen als normale Gäste an den Tischen, die sie aber auch wie selbstverständlich für sich beanspruchen. Ein unachtsamer Fremder kann hier mit einem Messer im Bauch oder eingeschlagenem Schädel ein schnelles Ende finden, wenn er nicht bereit ist, den Tisch zu räumen. Die Anführer haben für ihre wichtigen Geschäfte in der Regel Hinterzimmer, verbringen ihre Zeit aber auch gerne im „Familienkreis.“
Aktuelle Situation
Seit fast dreißig Jahren führt Diego Hurtado da Brusa die ehrenwerte Familie mit eiserner Hand. Unter ihm hat sie an Macht und Bedeutung gewonnen. Die Nothuns Priester, die das Treiben in der Unterwelt Candranors mit wachen Augen verfolgen, favorisieren ihn als starken Mann des organisierten Verbrechens, da es sich um einen gläubigen Anhänger der wahren Götter handelt. Dennoch hat er große Konkurrenz durch die Haschemiten und die Trasong. Nun ist er bald siebzig Jahre und hat nicht mehr die Kraft die Familie alleine zu führen und seine drei Söhne Lope, Bartolomeo und Antonio haben weite Teile des Geschäftes übernommen. Designierter Nachfolger ist sein ältester Sohn Lope, der allerdings einen Hang zum Jähzorn hat, was in seinem Geschäft, in dem der kühle Kopf nicht selten über Leben oder Tod entscheidet, nicht von Vorteil ist. Daneben ist Bartolomeo als Geldzähler der Familie nicht ohne weiteres bereit, die Geschäfte seines Bruders zu führen, da er ihn für ein wenig dümmlich hält. Antonio der jüngste der drei „Da Brusa“ Brüder hält sich zurück, ist aber möglicherweise mehr als nur ein Zünglein an der Waage, da ihn mit vielen der Capos eine Freundschaft verbindet und er traditionell für die Schlägertrupps und das Schutzgeldgeschäft zuständig ist. So könnte bald ein Krieg innerhalb der Familie ausbrechen, den viele der Capos mit gemischten Gefühlen erwarten.
Der Fischereihafen
Dieser Hafen der etwas abseits von den restlichen Hafenanlagen gelegen ist, gibt großen Schiffen keine Möglichkeit anzulegen, nur die kleinen Fischerboote können hier auslaufen und anlanden. Doch neben der Fischerei sind schon seit Jahrhunderten hier auch die fliegenden Händler präsent, die zwischen den in der Bucht vor Candranor ankernden Schiffen verkehren und ihre Waren direkt an die Besatzungen der Schiffe verkaufen. Viele dieser Hochseeschiffe können die nötigen Vorräte nämlich nicht direkt an der Mole an Bord nehmen, da Molenplätze teuer sind und daher nach Möglichkeit nur zum Löschen und Aufnehmen der Ladung in Anspruch genommen werden. Wasser und Nahrungsmittel sind somit die Hauptwaren die die fliegenden Händler an die ankernden Schiffe vertreiben. Daneben werden Ersatzteile für die von den Überfahrten mitgenommen Schiffen verkauft. Seile, Winden, Belegnägel, Beschläge und Werkzeuge sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Warenpalette der fliegenden Händler. Diese Ersatzteile werden bereits seit langer Zeit durch Händler aus den Werften und damit aus den Küstenstaaten vertrieben.
Da im Fischereihafen also die Ausrüster der Hochseeschiffe ihre Läden und Lager haben, ist es nicht ungewöhnlich, dass viele Seeleute nach dem Löschen der Ladung und vor der Aufnahme neuer Ladung hier anlanden, um nach Ausrüstung aber auch Zeitvertreib zu schauen. So haben sich über die Zeit, neben einem florierenden Handwerksgewerbe und zahlreichen Kleinhändlern, auch Kneipen, Spielhöllen und Bordelle angesiedelt in denen die Matrosen ihre Heuer loswerden können. Einige dieser Etablissements, meist die besseren, haben staatliche Lizenzen und geben somit einen Teil ihrer Einnahmen an den Seekönig weiter. Es gibt jedoch auch zahlreiche Einrichtungen die nichts von einer solchen Abgabe halten und somit sehr viel geringere Preise anbieten können. Diese Unternehmen können allesamt als illegal angesehen und somit der Unterwelt zugerechnet werden.
Die Unterwelt des Fischereihafens wird seit beinahe zwanzig Jahren von Blasco di Brabo einem treuen Gefolgsmann Diego Hurtado da Brusas unumstritten regiert. Mit brutaler Härte erstickt er jeglichen Widerstand gegen sein Regime. Sowohl die Haschemiten wie auch die Trasong spielen im Fischereihafen eine untergeordnete Rolle, sind aber gleichwohl präsent. Der Fischereihafen wird neben dem Werftquartier als Kernbereich der Familie angesehen. Blasco di Brabo hat zusätzlich zu den oben genannten Unternehmungen noch einen schwunghaften Schmuggel etabliert und organisiert illegale Gladiatorengrubenkämpfe, bei denen er vor allem an den Wetteinnahmen profitiert. Selbstverständlich treibt er von den Handwerkern und Händlern seines Bezirkes Schutzgelder ein. Mit dem daraus erwachsenden, nicht unerheblichen Profit schmiert er sowohl Beamte der Stadt, wie auch Mitglieder der sechsten Flotte (Stadtwache), so dass sein Geschäft weitestgehend ungestört verläuft. Razzien werden ausreichend vorher angekündigt und auf einen Schuldigen kann man sich üblicherweise vor der Festnahme einigen.
Persönlichkeiten der Familie im Fischereihafen
Blasco di Brabo- Blasco regiert die Unterwelt im Fischereihafen. Er gehört zu den mächtigsten Männern der Familie
Vittorio die Hand – Er organisiert und koordiniert die zahlreichen Unternehmungen des Capo. Der zweite Mann hinter Blasco.
Rico Ragazzi - Rico hält die Fäden für die Informanten in den Händen. In der Regel weiß er recht genau was in den Straßen des Fischereihafens vor sich geht.
Drei Finger Fernando - Der Mann der den Auftrag erhält, wenn es darum geht, einen delikaten Mord unauffällig durchzuführen.
Marcello der Flinke- Der Buchhalter. Marcello verwaltet das Vermögen des Capo. Ein zwar langweiliger aber ungemein wichtiger Mensch.
Hernando Rosso - Die Mutter war Albai, von ihr erbte er das rote Haar. Hernando ist für den Schmuggel zuständig und hat viel Kummer mit den Haschemiten.
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