Entlassungen sind scheiße!
Hier geht es dieser Tage zur Sache. Die in den Medien schon länger angekündigten und absehbaren Entlassungen werden seit gestern ausgesprochen. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sind entsprechend mies drauf bis geschockt. Einige, die meisten sogar, konnten es sich im Vorfeld schon ausrechnen, dass sie wahrscheinlich oder ziemlich sicher betroffen sind*. Denn die Firma hat sich aus arbeitsrechtlichen Gründen entschlossen, streng nach Sozialplan und Anhand des Deutschen Sozial- und Kündigungsrechts vorzugehen. Was bedeutet das?
Jeder Mitarbeiter bekommt Sozialpunkte. Für die Jahre der Betriebszugehörigkeit, für das Lebensalter, für den Familienstand und für Kinder (die letzten beiden Punkte anhand der Lohnsteuerkarte). Wer innerhalb einer Abteilung, bzw. innerhalb einer Funktion am wenigsten Sozialpunkte hat, wird gekündigt.
Ob jemand eine gute Arbeitsleistung bringt, oder eine Lusche ist, ist egal. Dem Arbeitgeber ist dieses System auch nicht wirklich recht, aber um endlose, zahllose Arbeitsgerichtsprozesse möglichst zu vermeiden, hat man sich zu diesem Vorgehen entschlossen. Das führt jetzt zu teils absolut grotesken Situationen. In einer Nachbarabteilung müssen ausgerechnet die beiden besten Mitarbeiter dort gehen, hier in meiner Abteilung muss einer gehen, der auch gute Arbeit macht und der eine Kollege, der nur Mist baut und es sich mit jedem verdorben hat, darf bleiben und so weiter und so fort....
Es wird von vielen Leuten immer so über den "tollen" deutschen Kündigungsschutz fabuliert und wie sozial das doch ist, das wir Arbeitnehmer damit ach so gut geschützt sind. Ich halte das für Augenwischerei und in großen Teilen für Relikte einer vergangenen Zeit, die eher Arbeitsplätze vernichten, denn schützen!
Warum? Hier werden gerade etwa 10% der Mitarbeiter entlassen ohne Ansicht ihrer Arbeitsleistung. Für die Firma ist das kein Vorteil in einer Krise, sondern eine Schwächung. Anstatt in der Krise die Gurken und Quertreiber los zu werden, dürfen die bleiben, wenn sie nur genug Sozialpunkte haben. Damit werden die Arbeitsplätze der verbliebenen Mitarbeiter, also auch meiner, unsicherer, denn wir alle müssen diese Leute immer noch mit durchschleifen !!! Wenn eine Firma das bei einer längeren Krise vielleicht sogar mehrfach machen muss, ist nachher niemand mehr übrig, der die Firma noch mal nach vorne bringen könnte und am Ende geht sie Pleite.... ich halte diese Auswahl nach Sozialpunkten letztlich für unsozial und schädlich.
Aber so ist es in Deutschland gewollt und weite Teile der Gesellschaft scheinen das System weiterhin mittragen zu wollen. So lange, bis es kollabiert. Spätestens dann kommen auf uns alle harte Zeiten zu und wir können uns von unserem gewohnten Wohlstand und unseren Besitzständen verabschieden.
*P.S: Tja und mittlerweile stellt sich heraus, so sicher ist das auch wieder nicht mit dem Ausrechnen. Denn da die Auswahl Abteilungs- bzw. Funktionsbezogen erfolgt, trifft es nun also doch auch Leute, die 20 oder mehr Jahre in der Firma sind, Kinder haben, etc... weil ihre Funktion entfällt, oder gar ihre Abteilung aufgelöst wird. Und wem keine andere, vergleichbare Arbeit im Unternehmen angeboten werden kann, der muss gehen. Also auch nichts mit Kündigungsschutz nach 'sozialen' Gesichtspunkten.... das ist echt eine Farce, denn am Ende werden noch nicht mal die geschützt, für die diese Regelungen gedacht sind.
Grüße
Bruder Buck
- heute ein bisschen düster drauf -
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