Tag 16 - Luang Prabang oder "Geht's uns gut?!"
Diese Nacht schlafe ich sehr schlecht. Mein Rücken tut auf der dünnen Matratze weh (man wird eben doch nicht jünger) und dann fängt es auch noch mitten in der Nacht an zu regnen. Nicht in die Hütte, die ist zum Glück dicht - aber als ich denke, jetzt kann es kaum mehr lauter werden, wird es noch lauter. Und dann kommt auch noch Donner dazu. Irgendwann lässt der Regen nach und ich schlafe doch noch ein wenig ein, bis ich dann vom Hahn wieder geweckt werde.
Nach dem Frühstück (Rührei und über dem Feuer aufgebackenes Baguette) wandern wir weiter. Unsere Wasservorräte werden ein bisschen aufgefüllt (unser Guide Mick hat wohl weniger Wasser für uns einkalkuliert, ist offensichtlich der Meinung, dass wir ja wohl auch nicht so viel brauchen, wenn er mit einem halben Liter auskommt und verspricht uns aber, dass er in einem anderen Dorf unterwegs noch mehr besorgen kann). Im Dorf werden bei ein paar Häusern die aus Palmwedeln geflochtenen Dächer abgedeckt - sie waren offensichtlich nicht mehr dicht und müssen vor Beginn der Regenzeit neu gemacht werden. So ein Dach hält etwa 2-3 Jahre, erklärt uns Mick. Durch den Regen ist es ein bisschen kühler geworden, ein paar Nebelfetzen sind noch zu sehen und alles Grün sieht ein bisschen sauberer aus.
Das Kühle hält allerdings nicht lange an, und die Luftfeuchtigkeit ist schon wieder so hoch, dass uns schnell der Schweiß runterläuft. Der rote Staub auf den Büschen links und rechts des Trampelpfads hat sich in eine rote Brühe verwandelt, die man immer wieder abstreift. Und der Staub auf dem Weg in eine rote Schmiere. Die darauf liegenden Blätter machen es nicht besser, und so kommt es wie es kommen musste: An einer steileren Stelle setze ich mich natürlich mitten in den roten Matsch, was bei meinen Mitreisenden eine gewisse Schadenfreude hervorruft. Zum Glück trocknet es aber relativ schnell wieder und wir kommen gut voran, genießen Weg und Aussicht. Mick beantwortet nebenher unsere Fragen zu den unterschiedlichen Pflanzen, die hier angebaut werden und erzählt uns stolz, wie oft und viel er morgens laufen geht, dass er der einzige Guide bei Tiger Trails ist, der die 7-tägige Kayaktour machen kann und dass er bei den Landesmeisterschaften im Laufen 10. geworden ist. Ein bisschen hat man auch das Gefühl, dass er uns zeigen will, wie fit er ist - dabei würden wir ihm das nie absprechen. Er sagt aber auch irgendwann, dass wir ja auch alle ganz gut unterwegs sind, will von mir wissen, wie lange wir jetzt schon unterwegs sind - und lacht sich kaputt, als ich ihm sage, dass es erst 3 3/4 Stunden sind. Wir legen die heutige Strecke in 4 1/2 Stunden zurück - Anna und Rasmus hatten am Abend vorher von 6 Stunden gesprochen (allerdings auch etwas mehr bergauf als bergab und später am Tag)!
Unterwegs kommen wir nochmal durch ein kleines Dorf, diesmal der Hmong. Mick hält an ein paar Tischen und Bänken an, und eine Frau und eine Gruppe Kinder fangen sofort an, ihr Sortiment an Geldbeuteln, Mäppchen und Armbändchen auszubreiten. Ziemlich angriffslustige Riesenameisen, die ins Hosenbein krabbeln und einen ins Bein beißen, nehmen uns aber ein wenig die Lust auf einen längeren Aufenthalt. Einen kleinen Kauf und ein Foto später geht es also weiter. Wasser gibt es leider keins hier - außer einem Tümpel, dessen Wasser die Dorfbewohner und ihr Vieh zum Baden, Waschen und Trinken verwenden. Dieses Dorf besteht nur aus ein paar Hütten und scheint noch um einiges ärmer als das Dorf, in dem wir übernachtet haben.
Das letzte Stückchen bis kurz vors Elephant Village legen wir wieder mit dem Boot zurück. Dann gibt es endlich wieder Trinkwasser, ein paar Bananen als Snack und die Gelegenheit, vor dem Mittagessen im Fluss zu baden. Die lässt sich der badefreudige Teil unserer Gruppe natürlich nicht entgehen! Ich versuche, mich an die örtlichen Gepflogenheiten zu halten, und gehe im Sarong baden. Ist beim Schwimmen nicht ganz praktisch, aber es geht. Ein kleines Mädchen gesellt sich zu uns und zeigt mir, wie toll sie Kraul schwimmen kann. Wir machen dann ein paar Mal ein kleines Wettschwimmen gegen die Strömung (sie zählt immer "One…two...three!") und dann zeigt sie mir noch einen Baumstamm im Wasser, unter dem man sich durchtreiben lassen kann, wenn man sich ganz flach ins Wasser legt. Das muss ich natürlich nachmachen .
Anschließend gibt es für uns im Dorf ein Mittagessen und dann werden wir wieder zurück nach Luang Prabang gebracht.
Den restlichen Nachmittag nutzen wir zum Duschen und Ausruhen und fürs Abendessen haben wir uns dann noch mal was Besonderes vorgenommen: „Hot Pot“, eine Art laotisches Fondue. Wir sitzen in einer Art Pavillon auf Stelzen auf der anderen Flusseite, in ein Loch im Tisch wird ein Eimer mit glühenden Kohlen gestellt und darauf kommt ein Topf, der in der Mitte nach oben gewölbt ist und ein paar Löcher hat. Darauf werden Speckstreifen und Fleisch gegrillt, während in dem mit Brühe gefüllten Ring außenrum Gemüse, Nudeln und Ei eine kräftige Suppe geben. Super lecker – und zusammen mit den Happy Hour-Cocktails stellen wir fest: heute geht’s uns richtig gut!
Ist natürlich schon komisch, an einem Tag so extrem den Unterschied zwischen unserem Luxusleben und dem Dorfleben zu erleben. Bleibt zu hoffen, dass der Tourveranstalter Tiger Trail hält, was er verspricht, nämlich dass ein großer Teil der Kosten der Tour direkt an die Dorfgemeinschaften der besuchten Dörfer geht.
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