Tag 18 – Kuang Si oder „Dschungelprüfung“
Unser letzter Urlaubstag beginnt noch mal sehr früh, kurz vor sechs Uhr. Wir wollen uns den Almosengang der Mönche anschauen, der jeden Morgen zwischen sechs und halb sieben stattfindet und auch direkt vor unserem Guesthouse vorbeiführt. Die Mönche gehen dabei die Straße entlang und nehmen in ihren mitgeführten Töpfen Essensgaben (z.B. Klebreis) von den Gläubigen entgegen. Wir halten uns an die Empfehlungen, uns auf der Veranda des Guesthouses einigermaßen unauffällig im Hintergrund zu halten und nicht zu fotografieren, um die religiöse Zeremonie nicht zu stören. Was wir dann sehen, ist allerdings sehr skurril:
Vor dem Vat Sene direkt gegenüber ist eine ganze Reihe Plastikhocker aufgebaut, davor Matten zum Hinknien und Schalen mit Opfergaben. Kurz nach sechs kommen mehrere Minibusse angefahren, aus denen eine große Gruppe Menschen aussteigt, die sich auf die Plastikhocker verteilen und auch schon anfangen, sich gegenseitig zu fotografieren. Einer (der Reiseleiter?) läuft mit einem Megaphon in der Hand auf und ab und gibt offensichtlich Anweisungen.
Als die Mönche dann kommen, knien sich die Besucher vor ihre Hocker, bemühen sich zum Teil um einen angemessen ernsten Gesichtsausdruck und werfen ihre Klebreisklümpchen in die Töpfe der Mönche. Einige fotografieren, der Reiseleiter redet weiter in sein Megaphon, läuft dazwischen durch und wirft auch ab und zu mal einen Brocken Reis in einen Topf. Besonders würdevoll wirkt das Ganze so nicht – und an den irritierten und belustigten Gesichtsausdrücken vor allem der jüngeren Mönche ist auch zu erkennen, dass das wohl nicht ganz alltäglich ist. An der Rezeption erfahren wir dann auch, dass es wohl eine thailändische Touristengruppe war, die dieses Spektakel veranstaltet hat.
Nach dem Frühstück geht es zum letzten Highlight unseres Urlaubs, den Kuang Si Wasserfällen, etwa 32 km südwestlich der Stadt. Immerhin haben wir inzwischen gelernt, wie man die Tuktuk-Fahrt zum gewünschten Preis bekommt . Die nächtlichen Gewitter haben die Luft doch ganz schön abgekühlt und zum ersten Mal wäre es gut gewesen, langärmlige Pullis für die Fahrt mitzunehmen.
Nach dem Ticketschalter gehen wir zuerst am Bear Rescue Centre vorbei. Hier werden Asiatische Schwarzbären, die vor Wilderern gerettet wurden, aufgepäppelt und gehalten. Ein Pfleger erklärt mir an einer der Infotafeln, dass in der chinesischen Medizin die Gallenflüssigkeit der Bären verwendet wird. Um sie zu gewinnen, hält man den Bären in einer engen Kiste und steckt ihm eine Kanüle in die Galle, aus der sie abgezapft wird. Die Vorstellung ist einfach widerlich! Die Bären hier werden, nachdem sie gesund gepflegt und aufgepäppelt wurden, nie wieder freigelassen, da sie entweder nicht überlebensfähig wären oder bald wieder gefangen würden.
An ein paar kleineren Wasserfällen (hier gibt es tatsächlich auch gegen Ende der Trockenzeit Wasser) und schönen Badebecken vorbei kommen wir zum eigentlichen Kuang Si Wasserfall.
Laut Reiseführer kann man entweder rechts oder links am Wasserfall entlang nach oben steigen, in der späten Trockenzeit oben kreuzen und auf der anderen Seite wieder absteigen. Da der Weg auf der rechten Seite spektakulärer, ausgetretener und rutschiger sein soll, entscheiden wir uns dafür, ihn lieber auf dem Weg nach oben zu nehmen. Der Aufstieg wird auch ständig von dem Gedanken begleitet „Hoffentlich können wir oben tatsächlich kreuzen – ich möchte hier nicht unbedingt wieder runterlaufen müssen…“.
(leider etwas unscharf aber repräsentativ: )
Nun ja. Für die Rollenspieler: es werden einige EW Klettern, Orientierung und Überleben im Dschungel sowie ein EW Erste Hilfe nötig, nach einer zunächst verpatzten Abwehr bekomme ich im Anschluss einen PP Tierkunde durch die Begegnung mit einem Blutegel. Und zum Schluss wird dann doch der geordnete Rückzug angetreten.
Etwas ausführlicher: Wir schaffen es nach oben und folgen dann einem Trampelpfad an einem Bachlauf entlang, über einen Bachlauf drüber, durch den Wald, wo ein angriffslustiger Ast auf Gers Kopf Blut sehen will. Hier kommt Schwester Sarandiras Desinfektionsspray endlich mal zum Einsatz und hat damit seine Mitreise gerechtfertigt (EW:Erste Hilfe geschafft – bei einer 1 hätte ich das Anti-Mückenspray genommen). Weiter durch eine kniehoch blühende Wiese mit vielen Bienen (gaaaaanz langsam),… Die Himmelsrichtung scheint schon zu stimmen, aber dann hört der Pfad plötzlich auf und wir stehen vor einem Teich, den wir nicht einfach durchqueren können und wollen. Also beschließen wir, doch um zukehren. Aus dem Matsch, der sich an und in meinen Sandalen angesammelt hat, schüttele ich unterwegs etwas, das für mich zuerst wie eine Art Raupe aussieht – EW: Tierkunde nicht geschafft. Auf dem Rückweg machen wir doch noch einen Versuch und finden den richtigen Trampelpfad zum oberen Ende des Wasserfalls. Um ihn zu queren, müssten wir wahrscheinlich an der Holzbrüstung entlang durchs Wasser waten. Da wir aber nicht sehen, wie weit es ist und wo am anderen Ende, der Weg nach unten losgeht, beschließen wir, doch den unbequemeren, aber bekannten Weg zu nehmen.
Am Wasserfall streife ich schon wieder so ein Tier von meinen Füßen, und ein bisschen Blut zwischen meinen Zehen bestätigt meine Vermutung, dass es wohl eine Art Blutegel ist, der mich dort gebissen hat. Spätere Internetrecherche ergibt, dass es sich wohl um Landegel handelt, die in der Vegetation warten und manchmal auch an ihrem Opfer hochklettern, bevor sie sich festbeißen. Eklig, störend, aber ansonsten ungefährlich. Zur Vorbeugung wird empfohlen, nicht auf Trampelpfaden durchs Gestrüpp zu laufen. Davon, das Ganze in Sandalen zu machen, steht allerdings nichts drin…
Naja, sicherheitshalber noch mal ein Einsatz des Desinfektionssprays, und dann machen wir uns wieder auf den Weg nach unten. Ein bisschen kraxelig ist der Weg, aber wir kommen gut wieder unten an und laufen dann relativ schnell die Zufahrtstraße runter, um noch mal zur Bärenfütterung am Bear Rescue Centre zu sein. Die Pfleger verstecken das Futter für die Bären in allen möglichen Spielgeräten, Bambusstöcken usw., damit die Tiere beschäftigt sind. Und es macht wirklich Spaß, ihnen zuzuschauen, wie sie nach dem Futter suchen. Sie sehen so nett und plüschig aus – aber mitnehmen wäre wahrscheinlich trotzdem keine wirklich gute Idee.
Danach gehen wir noch mal zu den Pools, an denen wir vorhin vorbei gerannt sind, um in Ruhe baden zu gehen – zumindest der badefreudige Teil der Gruppe. Der dritte Mann schaut derweil den Helden und Heldinnen zu, die sich wagemutig von einem Wasserfall ins Becken stürzen oder am Tarzan-Seil aus einem Baum übers Wasser schwingen und fallen lassen. Wir gehören nicht dazu, wir sind eben doch nur Abenteurer, keine Helden .
Dafür bekomme ich noch mein Shampoo-Werbung-Wasserfall-Foto (ok, das mit dem Posen muss ich noch ein bisschen üben), für das es allerdings einige Anläufe braucht, um den Wasserfall so einsam aussehen zu lassen…
Dann machen wir uns auf den Rückweg – wir müssen ja noch für den Rückflug packen. Den Abend dieses schönen letzten Urlaubstags lassen wir mit einem Essen bei laotischer Popmusik () und einem letzten Besuch auf dem Nachtmarkt (ich brauch doch noch ein paar – ja, genau – Seidenschals, eine Umhängetasche und so einen Bettüberwurfstreifen oder wie man das nennt…) ausklingen.
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