Ein wunderbarer Weinabend!
Ich war am Freitag mit meiner Frau bei einer unglaublich schönen Weinprobe in einer kleinen, aber feinen Weinhandlung in RV. (Die Website ist aber hoffnungslos veraltet!)
Herr Tafel hatte den Winzer Walter Lodali vom Weingut Lodali aus Treiso (Piemont) zu Gast. Der Winzer konnte leider nur italienisch mit ein paar wenigen Brocken Englisch, aber Herr Tafel hat fleißig übersetzt und ich bin erstaunlicherweise auch immer wieder ganz gut mitgekommen .
Das Thema der Probe lautete "Barbaresco" und zwar hatten wir die Gelegenheit, sogenannte Fassproben zu probieren. Seinen Spitzen-Barbaresco ("Lorens") baut Lodali in verschiedenen Barriques aus, bevor er daraus seine Cuvée erstellt. Für diese Probe hat er den noch jungen Wein direkt aus den verschiedenen Fässern abgezogen und mitgebracht:
- Barbaresco 2010 im französischen Barrique (Drittbelegung)
- Barbaresco 2010 im französischen Barrique (Erstbelegung)
- Barbaresco 2010 im Barrique aus amerikanischer Eiche (Erstbelegung)
Das war unglaublich spannend. Es war also immer derselbe Wein (Nebbiolo) aus derselben, besten Lage (sehr steil, alles Handarbeit, Ertrag: 14 Hektoliter/Hektar) aus dem selben Jahr - nur eben in unterschiedlichen Fässern gereift.
Wein Nr. 1 war sehr fruchtig und rund, Wein Nr. 2 hatte eine recht harte Kante in Form von stabilen Tanninen und in Wein Nr. 3 dominierte das typische Vanille-Aroma von Überseeweinen. Absolut faszinierend und selbst für mich als Laien sehr deutliche Unterschiede! Jeder Wein hatte einen eigenen Charakter, jeder war komplex und interessant (klar, bei der Konzentriertheit durch den geringen Ertrag).
Während wir so schwelgten und erkundeten, flitzte Lodali plötzlich umher und schaute, dass unsere drei Gläser wieder in etwa gleich aufgefüllt waren. Dann kam die überraschende Anweisung, dass wir alle drei Weine zusammenschütten und mehrfach von einem Glas zum anderen hin und her gießen sollen. Wir haben uns alle sehr irritiert angeschaut! Wein zusammenpanschen? Spinnt der? Aber gut, sehr widerstrebend bin ich der Aufforderung gefolgt.
Was soll ich sagen: Plötzlich hatte ich einen ganz anderen Wein im Glas. Es war genial, was da rauskam: Ein fruchtiger Barbaresco mit gut eingebauten Tanninen und einem Hauch von Vanille. Rund, komplex und spannend! Meine Frau hat mich zuerst umschütten lassen, probiert, dann aber schnell selbst zusammengerührt ... Die Summe war mehr als die einzelnen Teile! Das ist wohl ein Teil der Kunst guter Winzer.
Natürlich war es kein perfekt ausgewogener, fertiger Wein - er war dazu auch viel zu jung. Lodali lässt die Weine dann noch mindestens 6 Monate in der Flasche reifen! Trotzdem konnte man gut das Potential zu einem großen Wein erkennen!
Zum Abschluss der Probe hat man uns dann noch drei verschiedene Jahrgänge des Barbaresco gereicht:
- Barbaresco "Lorens" 2008
- Barbaresco "Lorens" 2006
- Barbaresco "Lorens" 2005 (der erste Jahrgang dieser Besonderheit - nicht mehr erhältlich!)
Das war dann natürlich ein Gedicht. Mir persönlich hat der 2006er am besten gemundet, weil er reif, ausgewogen und trotzdem mächtig war. Der 2005er war interessant, hatte aber einen Hauch zuviel neues Barrique abbekommen. Der 2008er war auch super, aber der kommt wohl erst so in zwei, drei Jahren. Dann kann er aber nach Aussage des Winzers den 2006er einholen.
Und weil die Stimmung so gut war, hat er dann noch den "normalen" Barbaresco "ROCCHE DEI 7 FRATELLI" 2006er aufgemacht, damit wir mal vergleichen konnten. Der hat auch schon einen sehr konzentrierten Ertrag von nur 40 Hektoliter/Hektar, war aber kein Vergleich zum "Lorens". Trotzdem ein toller Wein!
Zum Abschluss musste dann auch noch eine Flasche Barolo "Lorens" 2006er dran glauben. Das war natürlich der Star des Abends, allerdings muss ich sagen, dass ich den vergleichsweise etwas kantigeren Barbaresco 2006er doch spontan bevorzugt habe. Von diesem habe ich mir dann auch noch die letzte Flasche gesichert, die Herr Tafel noch da hatte ...
Die Weinprobe hat uns 20,- € pro Person gekostet, die Weine waren preislich sehr gehoben - definitiv nichts für's Schlabbern nebenher.
Barbaresco "Lorens" und Barolo "Lorens" kosten jeweils 39,50 € die Flasche, der Barbaresco "ROCCHE DEI 7 FRATELLI" immerhin noch 25,- € in der Weingalerie Tafel.
Am nächsten Tag habe ich dann noch die restlichen Weine des Weinguts probiert und dabei den Barbera d'Alba "Lorens" 2009 für mich entdeckt - der wohl beste und konzentrierteste Barbera, den ich jemals probierte. Und für 19,50 € habe ich mir dann sogar zwei Flaschen gegönnt ...
Teuer, aber hat sich definitiv gelohnt! Ein sehr schönes Weinerlebnis!
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