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Enyas Briefe

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1. Brief - Triudag, 2. Trideade Nixenmond


Die Hexe

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Liebste Mutter,

ich frage mich, wo du bist, in Fiorinde oder bei Vater im Pengannion, wenn ich diese Zeilen schreibe und ob ich bald eine Antwort erhalten werde.

Ich habe viel erlebt, seitdem ich Beornanburg in Richtung Norden verlassen habe. Der Stadt hatte ich nur einen kurzen Besuch abgestattet. Auf meiner Reise hörte ich Gerüchte über den Roten Ritter, welcher sein Unwesen in dieser Gegend trieb. Sie führten mich in MacArans Rasthaus an der Königstraße. Dort befand sich der im Land bekannte Ritter Riodbart MacSeal, genannt Rotbart, welcher auf einem Turnier in Maris nur knapp einen Mordanschlag entging und nun um sein Leben rang. Der Rote Ritter, der diesen Anschlag verübt hatte wurde daraufhin von einer Gruppe mutiger Abenteurer verhaftet und dem Henker übergeben, der ihm den Kopf abschlug. Nach albischen Recht wurde dem Gesetz genüge getan, aber der kopflose Ritter stand kurz darauf auf, sprang auf sein Pferd und galoppierte davon.

In dem Gasthaus traf ich auf eben jene Abenteurer, die den Roten Ritter gefangen und übergeben hatten. Diese Gruppe bestand aus einen frechen Halbling, Mirabell, einer kriegerischen Zwergin, Bruna und einen leichtbekleideten Magus Kryaru, Gray. Sie, sowie Sandor, Priester des Thurion und Bernardo, ein Mann aus den Küstenstaaten waren ebenfalls auf der der Suche nach dem Roten Ritter.

Zusammen suchten wir Rotbart auf, der uns einen Schatz versprach, sollten wir seinen Leichnam nach Muranmuir bringen. Zuvor erzählte er uns noch etwas über sein Leben, das mir von Gier und Wahnsinn geprägt schien. Wir schworen einen Eid und Curathan, sein Diener würde uns den Ort des Schatzes verraten, sobald wir in der Erzabtei ankämen.

Als Riodbart seinen letzten Atemzug tat, hörten wir von unten einen Schrei: „Endlich“. Als wir die Treppe herunter eilten, sahen wir eine alte Frau auf dem Tisch, zuvor war sie als junge, hübsche Maid nicht weiteraufgefallen. Doch bevor wir etwas sagen oder tun konnten, verschwand sie vor unseren Augen.

Meister Cleobolus, ein altes Männlein aus Chryseia, war ebenfalls in MacArans Rasthaus untergekommen und wir erbaten uns seine Hilfe, denn er verfügte über einen Wagen, in dem wir den Sarg transportieren konnten. So brachen wir in Richtung Muranmuir auf.

Die Reise verlief mit einigen Ereignissen. Als wir die Brücke über dem Morne überquerten, wurden wir von einfachen, in Lumpen gekleideten Menschen, sogar Kinder angegriffen. Der Rote Ritter stellte sich uns in den Weg und forderte die Herausgabe des Leichnams, doch mit vereinten Kräften und Glück schafften wir es zu entkommen. Für einen kurzen Moment stand ich dem Ritter entgegen und konnte seinen wuchtigen Schlag abwehren, jedoch kostete mich dies all meine Kraft. Mit einem wahrlich gefährlichen Gegner hatten wir es zu tun. Curathan, der junge Knappe fand fast den Tod, nur mit meinen bescheidenen Fähigkeiten als Wundheilerin und Meister Cleobolus Tränken konnte ich sein Leben retten. Da vertraute er sich mir an und offenbarte mir, dass es keinen Schatz gab. Ich entschied mich auf sein Bitten hin, den anderen nichts davon zu erzählen, bis wir in Muranmuir angekommen waren. Ich entschloss mich, trotz meiner Zweifel an der Moral und Ethik der Gruppe, sie noch weiter zu begleiten und vor allem mein Versprechen einzulösen. Meine anfänglichen Zweifel verstärkten sich während der Reise. Ihre Vorstellungen, was richtig und wichtig ist im Leben entsprechen nicht meinen, anderseits brauchen sie jemanden, der sie immer wieder an das Gesetzt und gute Sitten erinnert. Viel von der albischen Kultur und deren Gebräuche scheinen sie jedenfalls nicht zu verstehen. Zumindest haben sie mir bisher noch keine Fragen bezüglich meiner Haare gestellt, darüber bin ich sehr erleichtert.

Eine Einladung dubioser Ritter hielt uns weiter auf. Später stellte sich heraus, dass es sich um Raubritter handelte, denn sie verfolgten uns und griffen uns an. Wir hätten wahrscheinlich den Tod gefunden, wäre uns nicht die Frau aus dem Gasthaus zu Hilfe gekommen. Gesehen hatten wir sie nicht, doch ihr Gelächter erklang aus dem Wald und Blitze kamen hervor, die die Männer trafen. Ihre Motive sind mir schleierhaft, beschützten wir doch den Leichnam des Mannes, dessen Tod sie gewünscht, vielleicht auch herbeigeführt hatte. Geschwächt, doch am Leben kamen wir im nächsten Gasthaus an. Dort verabschiedeten sich Bernardo und Sandor.

Es handelt sich um die Taverne "Zur alten Tränke", in der wir Zeuge eines unmenschlichen Verbrechens wurden. Der Wirt Rianmar hatte über Wochen den Menschen Wolfsfleisch zum Verzehr gegeben. Er wollte in der folgenden Nacht fliehen, doch durch unser Tun gelang es ihm nicht und die rasenden Dorfbewohner schlugen ihn zu Tode. Ich konnte sie nicht aufhalten, es war grauenvoll mit anzusehen, niemand hatte solch einen Tod verdient. Bedrückt verließen wir den Ort des Schreckens.

Der Priester hatte uns einen Zettel mit dem Wort „Mandriconon“ hinterlassen. Auf dem Weg erfuhren wir, dass es sich dabei um Wesen handelte, deren Kopf nicht auf dem Hals sondern in der Brust saß. Der Rote Ritter könnte so ein Wesen sein, viel mehr fanden wir leider nicht heraus. Die letzten Tage unserer Reise verliefen ruhig und endlich kamen wir in Muranmuir an. Dort enthüllten Curathan und ich, dass uns kein Schatz in Crossing erwartet und ich machte den Fehler meine Zweifel an der Ehrenhaftigkeit der Gruppe auszusprechen. Um ehrlich zu sein, war mit nie in den Sinn gekommen, dass sie wütend auf mich sein würden, viel mehr hatte ich Sorge um Curathan. Wenn ich nun darüber nachdenke, wäre es besser gewesen, ich hätte es nicht für mich behalten. Sie hatten ihr Versprechen gegeben und wären trotzdem nach Muranmuir gezogen. Ich entschuldigte mich, jedoch minderte dies kaum den Zorn Brunas. Auch Schweigen kann eine Lüge sein.

Nun bin ich in Muranmuir und morgen soll Riodbart bestattet werden. Ich habe das Gefühl, wir wiegen uns zu sehr in Sicherheit, deshalb werde ich noch einmal nach seinem Leichnam sehen, bevor ich mich zu Bett begebe.

In Liebe

Enya

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