Peru Tag 9 - Zum Colca Canyon - "Slowly, slowly"
Um 6 Uhr holen uns unser Guide Hubert (ja, er ist Peruaner und heißt wahrscheinlich Umberto) und Fahrer Exsaltación (oder so) mit einem schön geräumigen Minivan ab. Hubert fängt gleich an zu erklären und wird uns in den nächsten drei Tagen mit Informationen und Geschichten versorgen, bis die Köpfe rauchen. Als erstes hält er uns dazu an, viel Wasser zu trinken, um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Wir halten uns daran, dafür muss unser Fahrer im Laufe des Tages doch öfters mal am Straßenrand anhalten. "Servicios naturales" nennt sich das dann .
Während wir noch durch Arequipa fahren (immerhin eine der größten Städte Perus), erzählt uns Hubert einiges zu den verschiedenen Stadtviertel, und dass die Bewohner eines der scheinbar ärmeren Viertel hart (und erfolgreicher, als es zunächst scheint) für den soziale Aufstieg und eine bessere Zukunft ihrer Kinder arbeiten. Ein großes Problem sind aber wohl die unkontrolliert entstehenden "Shanty Towns". Jeder Peruaner hat das Recht, ein Stück Land zu bekommen und ein Haus zu bauen. Das wird aber oft ausgenutzt von Leuten, die dann mehrere Häuser bauen und diese dann teurer verkaufen.
Irgendwann lassen wir die Siedlungen hinter uns. Ein überbreiter Schwertransport blockiert die Straße, aber immerhin sind wir nicht in der Gegenrichtung unterwegs und können zumindest langsam hinter ihm herfahren und irgendwann an einer Mautstelle überholen.
Unterwegs sehen wir auf über 3000m eine Laune mit Flamingos und endlich die ersten südamerikanischen Kamele: Zuerst Vicuñas, später Lamas und Alpakas. Die Vicuñas leben wild und dürfen nicht getötet werden. Sie werden nur alle zwei Jahre eingefangen und im Nacken geschoren (Ca. 150g). Die Wolle wird für richtig teures Geld verkauft. Alpakas und Lamas sind domestiziert, wobei v.a. Alpakas für Wolle und Fleisch gehalten werden. Aber anscheinend ist auch öfter mal Lama drin, wenn Alpaka drauf steht. Das Alpaka-Fleisch soll sehr gesund sein, da sehr cholesterinarm. Dass es gut schmeckt, haben wir schon festgestellt. Bei der Wolle gibt es verschiedene Qualitatsstufen, wie uns Hubert erklärt. "Baby Alpaka" aus der ersten Schur nach etwa 2 1/2 Jahren, "Royal Alpaka" aus der nächsten Schur, dann die normale Alpakawolle. Was Touristen gerne als "100% Alpaka" verkauft wird, ist eher "Maybe Alpaka" und oft Synthetik.
Auf 4600m gibt es einen Frühstücks-Stop: Sandwiches und Coca-Tee mit einem weiteren Kraut, das auch gut gegen die Höhen-Krankheit sein soll. Hubert erzählt uns, dass sein Vater Schamane ist und er uns noch das eine oder andere Kraut zeigen wird.
Weiter geht es zum "Tor zum Colca" (wo mein Kreislauf dann auch mal merkt, wie hoch wir eigentlich sind) und dann machen wir sogar einen kleinen Spaziergang zu ein paar wenig besuchten Höhlen mit 8000 Jahre alten Reliefen von Menschen und Vicuñas. Beeindruckend - und "slowly, slowly" schaffen wir es auch ganz gut.
An tollen Felsformationen vorbei, die uns wie verwunschene Schlösser vorkommen (schon bevor wir erfahren, dass sie genau so heißen - Castillos Encantados) kommen wir nach Chivay am Rio Colca. Dort gibt es Mittagessen (obwohl wir mit der Höhe kämpfen und nicht sehr hungrig sind) und danach einen kleinen Stadtrundgang. Hubert weiß wieder sehr viel erzählen. Sei es auf dem Markt zu bestimmten Früchten (wenn man sie gleichzeitig isst, bringt es der Beziehung Glück), zur Kirche (über den Balkon wurde die Messe zu den Indios "übertragen", die im Gegensatz zu den Spaniern und deren Pferden die Kirche nicht betreten durften) oder zur traditionellen Kleidung der verschiedenen kulturellen Gruppierungen am Canyon.
Vor Ankunft der Spanier hat man hier z.B. die Praxis der Schädelverformung betrieben - aus modischen Gründen, bzw. um sich voneinander abzuheben. Die Spanier haben das durch unterschiedliche Hutformen ersetzt.
Eine Statue zeigt Mann und Frau bei einem traditionellen Tanz - beide in Röcken und der Mann maskiert. Natürlich gibt es dazu eine Liebesgeschichte á la Romeo und Julia. Heutzutage wird eimal im Jahr auch verkleidet gefeiert - und da die Frauen danach oft nicht wissen, wer hinter der Maske steckte, werden vorher kostelos Kondome verteilt.
Noch ein kleiner Konditionstest in Form eines Spaziergang zu alten Vorratstürmen auf einem Hügel und dann fahren wir weiter am Colca-Tal entlang, das irgendwann immer schmaler und tiefer zu Colca-Canyon wird.
Unterwegs wird die Straße zwischendurch sehr schlecht - hier hat ein Erdbeben vor ein paar Jahr die Straße um ein paar Meter nach unten versetzt. Noch ein kurzer Stop am Aussichtspunkt Cruz del Condor (um diese Zeit ohne Condore, aber auch ohne andere Touristen) und ein langer Tag endet in unserem Hotel in Cabanaconde.
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