3. Brief - Daradag, 1. Trideade Schlangenmond
Liebste Mutter,
ich bin schon auf dem Weg ins Halfdal. Doch am besten fange ich von vorne an. Wir sind nicht sofort aufgebrochen, sondern blieben noch etwa eine halbe Trideade in Crossing. Wir waren noch teilweise schwerverwundet vom letzten Kampf und nutzen die Zeit, um uns zu erholen, unsere Fähigkeiten zu verbessern und wichtige Dinge einzukaufen. Ich beherrsche nun zwei weitere Zauber, mit denen ich Dinge zu mir herholen und einen Schutz gegen untote Wesen wirken kann.
Eigentlich dachte ich nicht, dass ich eine Rüstung tragen würde, doch nachdem ich zwei Mal schwer verwundet wurde und nur dank der anderen, besonders Gray, noch am Leben bin, ließ ich mir eine Lederrüstung anfertigen. Selbst wenn ich wähle nicht zur Waffe zu greifen, heißt das nicht, dass mein Gegenüber die gleiche Wahl trifft.
Neben neuen Kleidern, den alten hatten der Gang durch die Kanalisation und die Kämpfe nicht besonders gut getan, kaufte ich noch einen Spiegel und ein Tuch für meine Haare. Du hast recht, ich bin vorsichtig, du musst dir keine Sorgen machen, Mutter.
Zusammen mit Gray kaufte ich noch ein Pferd für uns und ein Pony für Bruna, damit die Reise in den Norden schneller vorangehen würde. Mira würde auf Herbert, dem ehemaligen Schlachtross von Riodbart MacSeal, reiten. Ich gab der braunen Stute, welche Gray ausgesucht hatte, den Namen Briana.
Am siebten Tag kam Bruna in Begleitung eines Halblings in den „Tanzenden Ordensritter“. Dieser stellte sich als Begor Balodin vor. Anscheinend ist er der bekannteste Pfeifenkrauthändler des Halfdals und hat schon die verschiedensten Länder bereist. Ich fand ihn einen sehr fröhlichen und angenehmen Gesellen. Ich fragte ihn auch nach dem Drachen, doch wirklich etwas Neues erzählte er mir nicht.
Der Grund weshalb Begor unsere Zwergin begleitet hatte war, dass er Schutz für seine Ware auf dem Weg zurück in seine Heimat suchte. Da dies ebenfalls unserer Ziel war, bot ich ihm gerne meine Begleitung an. Er wollte uns zwei Syring am Tag zahlen und die Kosten für Essen und Unterkunft würde er auf der Reise ebenfalls übernehmen. Er schien erleichtert, jemanden für die Reise gefunden zu haben und auch ich freute mich auf den gemeinsamen Weg und noch mehr auf das Halfdal, trotz der dunklen Vorahnung Grays. Wir vereinbarten, dass wir uns am nächsten Morgen bei Sonnaufgang am Nordtor treffen würden und so geschah es auch.
In Liebe
Enya
PS: Zu Gray, weil du es unbedingt wissen möchtest. Wir verstehen uns mittlerweile gut, ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er mir ausgeholfen hat, als ich kaum mehr Gold besaß und noch viel mehr, dass er mich dort unten in der Kanalisation vor den Krallen dieser Wesen beschützt hat. Besonders stattlich ist er nicht, schließlich ist er kein Krieger, jedoch sieht er nicht schlecht aus. Er ist beizeiten, wie soll ich sagen, etwas rau – längst nicht so roh, wie Bruna, die mit ihrem Kopf nicht nur durch Wände, sondern auch durch Stadtmauern will – und seine Manieren bezüglich Kleidung lassen sehr zu wünschen übrig. Er scheint sich nicht besonders wohl in seinen Kleidern zu fühlen, er zieht sie sich ständig aus. Ich bin mir noch nicht sicher warum er dies tut, oder ob es ihm überhaupt bewusst ist. Äußerst seltsam. Aber ich sollte mich nicht so sehr wundern, es gibt so viel Merkwürdiges und Unbegreifbares auf dieser Welt.
Jedenfalls, um auf deine Neugier zurückzukommen, ich sehe ihn nicht auf diese Weise. Ich schätze ihn als Begleiter und unterhalte mich gerne mit ihm über die arkanen Künste, sein Wissen ist etwas umfangreicher und vor allem anders als das meine. Über Weiteres manche ich mir keine Gedanken.
Mutter, du weißt genau so gut wie ich, dass es nicht möglich ist, zumindest nicht einfach so. Wer würde mich annehmen wie ich bin? Und falls ich Gray oder den anderen jemals meine wahre Gestalt zeige, ist der Zeitpunkt dafür noch nicht gekommen. Ich kenne die drei kaum, ich wüsste nicht wie sie reagieren würden. Besser ist es so, wenn sie nichts wissen und ich meine Ruhe habe.
PPS: Dein Brief hat mich zu einem Lied inspiriert, ich werde es beifügen.
---------------- Anhang ----------------
A poor heart trembling
There was a maid
It is said
Fair and beautiful
And cunning as well
She was small in height
But lo!
Fiends fled her in fright
A bard courted her
Praising her striking beauty
With charming words
On his lips
He fairly won her heart
Singing her a lovely lay
With a mandolin
In his hands
She’d happily have stayed
With her ardent love
But he denied her silent prayer
Her lips grew pale and wan
It made a poor heart tremble
To think she loved a one
And he proved deceitful
May the Gods reward him well
For the slighting of her
There was a maid
It is said
Merry and cordial
And artless as well
She was small in height
But lo!
Fiends fled her in fright
A bard courted her
Handsome as he was
With skin kissed
By the southern sun
He fairly won her heart
Giving her a gallant glance
A bunch of red roses
In his hands
She’d gladly have married
With her truelove tarried
But he refused her eager wish
Her womb grew vital and wide
It made a poor heart tremble
To think she abandoned the one
Who’d have been her little child
There was a maid
It is said
Keen and capable
A Sorceress as well
She was small in height
But lo!
Fiends feared her might
May the Gods reward him well
For the humbling of her
May the Gods reward him well
And never forget what he did
To a poor heart trembling
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