Peru Tag 10 - Colca Canyon - es geht abwärts!
Bevor wir unsere Wanderung in den Canyon starten, fahren wir nochmal zum Cruz del Condor. Wir sind ein bisschen spät dran und sehen schon unterwegs den ersten Kondor über den Bergen seine Kreise ziehen. Am Aussichtspunkt sehen wir zunächst mal viele Menschen - und dann aber auch im Canyon und weiter oben mindestens vier oder fünf der nur noch rund 60 hier in der Gegend lebenden Kondore fliegen. Erstes Tagesziel erfüllt. Hubert erzählt uns, dass Kondore über 100 Jahre alt werden können, dass sie nur alle 2 Jahre ein Ei legen und dass sie ihr Leben lang mit dem selben Partner zusammenbleiben. Stirbt der Partner vorzeitig, kann es sein, dass der andere sich hoch oben auf den Berg zurückzieht, sich die Federn ausrupft und dann entweder auf den Hungertod wartet, oder sich in den Abgrund stürzt.
Zurück am Hotel schultern wir die Rucksäcke und laufen los. Im Ort wird nochmal Wasser gekauft, dann geht es zwischen Maisfeldern hindurch zum Canyonrand. Mittlerweile ist es 11 Uhr, sonnig und warm. Hubert fürchtet die Sonne und Hitze mehr als wir (er will nicht noch dunkler werden und hat Hut und Sonnencreme vergessen), während Mama ihm erklärt, dass das gut ist, weil dann ihre Gelenke und Muskeln besser funktionieren.
Ab jetzt geht es nur noch abwärts. Cabanaconde liegt auf knapp 3200m, unser Ziel, die Oase Sangalle auf ca. 2100m. Der Weg ist steil (es sind nur 6,5 km), aber gut gepflegt und nie so schmal und ausgesetzt, dass man Angst haben müsste, abzustürzen. Mit ein paar Pausen, in denen Hubert Obst und Cracker aus seinem Rucksack zaubert, und einigen Erklärungen zu diversen Pflanzen (die besonders giftigen, die man nicht berühren sollte, scheinen besonders gerne am Wegrand zu wachsen), erreichen wir nach 03:45 die Oase.
Hier in der Oase sind heute nur noch Touristenunterkünfte zu finden. Ursprünglich war hier mal ein Dorf, aber nachdem durch ein Erdbeben die Quelle vergiftete wurde (so zumindest haben wir es verstanden), haben die Überlebenden die Oase verlassen und am Canyonrand Cabanaconde gegründet.
Unsere Unterkunft für heute ist eine einfache Hütte mit Schilfdach, drei Betten und einigen sechs- bis achtbeinigen Mitbewohnern. Duschen und Toiletten sind in einer anderen Hütte. Abends gibt es für ein paar Stunden elektrisches Licht - aber nicht in unserer Hütte. Macht nichts, wir haben ja sowieso Stirnlampen dabei. Eine etwas größere Spinne verjage ich gleich von Bett meiner Mutter. "Did you kill it?" fragt mich Hubert. "No, I just scared it away. It can eat the moskitoes!" "But you should kill it! It will come back!" Zum Glück haben wir nicht so viel Angst vor Spinnen wie unser Guide.
Aber noch ist ja erst Nachmittag, es gibt Lunch und danach erfrischen wir uns im heiß ersehnten Swimming Pool. Es ist wieder etwas kühler, aber das Wasser ist angenehm warm. Es kommt aus einer 28 Grad warmen Quelle, die die ganze Oase versorgt. Dann machen wir noch einen Spaziergang zur Hängebrücke und Hubert zeigt uns Löcher in der Felswand, die zu Inka-Zeiten als Vorratsspeicher genutzt wurden. Von ihnen hat auch der Canyon seinen Namen bekommen, denn Quolqua oder Colca bedeutet Speicher.
Beim Abendessen sitzen wir mit anderen Wandergruppen zusammen. Bei uns am Tisch sitzt ein nettes Pärchen aus Brasilien, die ebenfalls mit einem von Carlitos Guides unterwegs sind. Da sie kein Englisch sprechen, müssen wir uns eben mit Händen, Füßen und ein bisschen Spanisch verständigen. Hubert hat mal ein bisschen Deutsch gelernt und versucht zu lesen, was auf meinem Mückenspray steht. Da sie die Wörter so witzig finden, soll ich mal so schnell wie möglich vorlesen. Nach gut: "WirktzuverlässiggegeneinheimischeundtropischeMückenarten."
Nach dem Essen ist ziemlich bald Bettruhe, da wir um vier Uhr schon wieder loslaufen wollen. Vorher macht uns Hubert noch einen Tee mit Kräutern, die einen gut schlafen lassen sollen. Es werden schon nicht die halluzinogenen Pflanzen sein, von denen er uns erzählt hat, dass die Schamanen sie verwenden.
2 Kommentare
Empfohlene Kommentare