1. Eintrag ~ Ljosdag, 1. Trideade Einhornmond (enthält keine Abenteuer-Spoiler)
Hier setzt sich die Geschichte welche mit Enyas Briefen begonnen in den Tagebucheinträgen von Edana fort.
Die erste Seite im Buch meines Lebens ist aufgeschlagen worden. Heute ist der erste Tag, der Tag meiner Geburt, obwohl ich bereits 21 Sommer zähle.
Mein Name ist Edana. Ich wurde nach dem Feuer benannt, der Macht, welcher ich diene, dem Element, dessen Erbe in meinem Blut fließt. Doch mein Name ist auch ein Erbe aus meinem vergangenen Leben, in dem ich einen ähnlichen trug. Von der Feurigen wurde ich zum kleinen Feuer, welches nach Größe, Sinn und Wahrheit sucht. Meine Erinnerungen gleichen Bildern ohne Gefühl und sind mit meinem Leben verbunden und doch kein Teil davon. Ich stehe an einer Weggabelung, der Weg hinter mir ist in Nebenschleier gehüllt, der Weg zu meiner Linken in vollkommene Finsternis getaucht. Auf dem rechten Pfad weiß ich nicht, was mich erwartet und doch ist es der einzige Weg, den ich gehen kann um zu leben und zu erfahren.
Ich habe mich vergessen, mich verloren und mein altes Ich nie wiedergefunden. Ich wandelte am Rande des Wahnsinns und drohte immer wieder gänzlich in seinen Abgrund zu stürzen. Doch ich wurde gerettet. Ich weiß nicht wie, doch mein Vater fand mich und brachte mich zu Mutter. Ich wusste jedoch nicht wer sie waren. Ich hatte das Gesicht meiner Mutter in meinen Träumen gesehen und doch konnte ich mich nicht an ihren Namen erinnern. Der sich in ihrem Gesicht wiederspiegelnde Schmerz, brach mir das Herz, welches im Gegensatz zu meinem Kopf nie vergessen hatte. Sie gaben mir meine Erinnerungen wieder. Doch ich konnte mich lediglich bis zu dem Tag, an dem ich das Haus meiner Mutter verlassen hatte, erinnern. Ich wusste nun wer ich war, doch spüren konnte ich mich nicht. Ich verstand das Wesen, welches sie mir offenbart hatten nicht. Mich quälte die Frage, was in dem Jahr, welches ich fern ab von Fiorinde verbracht hatte, geschehen war. Woher waren all die schrecklichen Wunden gekommen, die mein Körper trug, als mein Vater mich zurück nach Hause brachte? Immer wieder wurde ich von schrecklichen Träumen heimgesucht, die meinen verwirrten Geist noch mehr ins Chaos stürzten. Sehnsucht war ein ständiger Begleiter geworden und doch wusste ich nicht nach was mein Herz sich sehnte. Das Gefühl von Verlust wurde mit jedem weiteren Tag stärker.
Eines Tages führte mich Mutter in den Wald, errichtete dort ein großes Feuer und rief ihren Mentor, den Fürst der Flammen. Auch ich war eine seiner Schülerinnen gewesen, doch sein Anblick, wenn gleich merkwürdig vertraut, erfüllte mich mit Schrecken. Er konnte mich weder in seine Dienste nehmen noch mir mein verlorenes Wissen zurückgeben. Ich glaube, ich wäre gänzlich verrückt geworden, hätten Vater und Mutter nicht ein Wunder vollbracht. Für ewig werde ich ihnen dafür dankbar sein.
Ich schlief für mehrere Tage bis zum heutigen Tag und als ich erwachte, erwachte ich zu einem neuen Leben. Das kleine Feuer hatte begonnen zu brennen. Edana war erwacht.
Mit der Wandlung meines Äußeren, schien eine Veränderung im Inneren stattgefunden zu haben. Seele, Geist und Körper hatten Heilung erfahren. Noch ist mir mein Anblick im Spiegel fremd und doch vertrauter als die Frau mit bronzefarbenen Haaren und den vor Wahnsinn glühenden Augen. Keine Narbe ist mehr sichtbar, keine Schuppen, welche meinen rechten Arm überzogen. Das Vermächtnis meines Vaters. Doch nun gehören sie, ebenso wie meine Erinnerungen, der Vergangenheit an. Ich habe nichts mehr zu verbergen.
In mir spüre ich Klarheit und Ruhe. Die Sehnsucht und das Gefühl von Verlust sind nur noch eine schwache Erinnerung. Es spielt keine Rolle mehr, was im vergangenen Jahr passiert ist. Ich möchte meine Vergangenheit, mein anderes Ich hinter mir lassen und einen Neubeginn wagen.
Auch wenn ich es mir nicht wünsche, schließe ich es dennoch nicht vollkommen aus. Eines Tages werde ich meine Erinnerungen vielleicht gänzlich wiedererlangen. Wenn es dazu kommen sollte, hoffe ich stark genug zu sein, denn ich habe – davon bin ich überzeugt – aus gutem Grund vergessen.
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