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Edanas Tagebuch

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7. Eintrag ~ Oachdag, 1. Trideade Wolfmond (enthält keine Abenteuer-Spoiler)


Die Hexe

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Ich habe den Wahnsinn überlebt und gefunden wonach ich gesucht hatte. Sieben Tage bin ich im tiefsten Winter quer durchs Atrossgebirge marschiert. Ich kann es immer noch nicht fassen. Neben dem winterlichen Wetter, machten mir wilde Tiere, steile, vereiste Hänge und Lawinen das Leben und die Reise schwer. Doch wie von einem inneren Feuer angetrieben entkam ich stets mit meinem Leben und ging entschlossen meinen Weg weiter. Viel länger hätte er mich nicht führen dürfen, ich bin am Ende meiner Kräfte. Es ist wahrlich ein Wunder, dass ich es überhaupt bis hierher geschafft habe. Schieres Glück? Ich glaube nicht, eher hat meine Melodie wohl noch etwas länger im Weltenlied zu erklingen. Nun bin ich in Sicherheit. Mehr oder weniger, doch zumindest fühle ich mich so sicher wie schon lange nicht mehr und werde endlich eine Nacht erholsamen Schlaf finden.

Nachdem ich mich aus der Lawine freigekämpft hatte, setzte ich meinen Weg fort und folgte schließlich einem kleinen, im Schnee kaum erkennbaren Pfad. Von etwas weiter oben konnte ich in der Ferne zu meiner Rechten einen großen zugefrorenen See erkennen, bevor mich der Pfad auf einen Felsen führte. Er schien dort zu enden. Die Klinge spürte ich zu meiner Linken, bereits ein wenig näher als den Tag zuvor. Es dämmerte bereits und ein Blick in den Himmel verriet mir, dass sich ein Unwetter zusammenbraute. In der näheren Umgebung hatte ich keinen geeigneten Unterschlupf entdecken können und so war die Untersuchung der Wand einen Versuch wert. Und siehe da, tatsächlich stieß ich auf eine Illusion. Ich hielt sie für eine starke Variante, da Schnee durchfiel, meine Hände beim Klopfen jedoch auf Widerstand stießen. Auf die Idee, dass jedoch nur im unteren Bereich der Felswand ein Durchgang sein könnte, kam ich nicht. So stieß ich mir bei meinem Versuch die Illusion zu durchbrechen meinen Kopf am harten Stein. Doch ich hatte Glück im Unglück, durch die Wucht des Zusammenpralls und meinen nachfolgenden Sturz rutschten meine Füße in den freien Durchgang. Als ich den wahren Charakter der Illusion entdeckt hatte, krabbelte ich schließlich durch den niedrigen Durchgang und wurde von völliger Dunkelheit empfangen. Nachdem der Gang vom Licht einer Fackel erhellt war, stieß ich bereits nach wenigen Metern auf eine Treppe, die nach unten führte. Hier war ich zwar geschützt vor dem Unwetter, um hier zu rasten pfiff der Wind jedoch viel zu stark durch den Gang. Mit klopfendem Herzen folgte ich der Treppe hinab, in der Hoffnung auf einen windgeschützteren Bereich zu stoßen. Doch stattdessen folgte ein weiterer Gang, welcher nach einer Biegung und wenigen Meter bereits wieder endete. Auch hier gab es einen verborgenen Durchgang nach draußen. Dieses Mal war ich vorgewarnt und machte mich beim Durchschreiten klein. Auf der anderen Seite angekommen, fand ich mich auf einem großen Tor wieder. Rechts von mir waren Gebäude an die Tormauer gebaut. Aus einem davon schlurfte gerade ein Oger und verschwand in der Tür eines anderen Gebäudes. Links führte eine lange Treppe hoch an das Tor. Ich suchte nach der Klinge und spürte, dass sie sich von links näherte. Bald erschien eine Gruppe von fünf Gestalten in meinem Sichtfeld. Aufgrund des immer heftiger werdenden Schneetreibens war kaum zu erkennen ob es sich nun um Menschen, Orcs oder andere humanoide Wesen handelte. Zumindest eine wolfsartige und eine kleine Statur, möglicherweise ein Zwerg, konnte ich ausmachen. Neugierig und angsterfüllt zugleich, erwartete ich ihr Näherkommen. Wie sollte ich jemals an die Klinge kommen, wenn diese Gestalten zu den Verbündeten der Bewohner hier zählten? Alleine gegen Oger, Wölfe und Orcs? Das wäre noch wahnsinniger als mein Gebirgsmarsch. Und doch wusste ich, ich würde nichts unversucht lassen um die Klinge den falschen Händen zu entreißen.

Doch all meine Sorgen waren unbegründet. Nachdem albische Wortfetzen an mein Ohr gedrungen waren, wurde ich noch neugieriger und näherte mich von oben den Gebäuden. Die Gruppe bat an der Tür des einen Hauses um Einlass, welcher ihnen von einem stark behaarten Mann gewährt wurde. Auf dem Dach des Hauses angekommen, entdeckte ich eine Luke. Für einen Moment überlegte ich über diesen Weg ins Haus zu gelangen, doch ich verwarf den Gedanken wieder. Stattdessen lugte ich vorsichtig über den Rand des Daches. Da sah ich eine der Gestalten herauslaufen, eine Sphäre der Dunkelheit nach sich ziehend. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was geschehen war, doch hielt ich es in dem Moment für eine gute Idee für Licht zu sorgen. Der ersten Gestalt folgten weitere, ein Hund, welchen ich für einen Wolf gehalten hatte und eine schwarzhaarige Person. Gray! Mein Herz begann schneller in meiner Brust zu schlagen. Um mehr zu sehen und folglich mehr ausrichten zu könne, erhob ich mich, um zurück auf die Tormauer zu eilen. Doch nach wenigen Schritten überkam mich Erschöpfung und so kehrte ich zurück, um den Flüchtenden wieder Licht zu gewähren. Wieder auf dem Dach, sah ich nun einen stark blutenden Zwerg und einen weiteren Mann. Und eine Eiswand, die vor der Tür des Hauses erschien. Mein Herzschlag beschleunigte sich noch weiter. Nun war ich sicher, es handelte sich bei dem Mann um Gray. Die erste Gestalt, die das Haus wieder verlassen hatte, allem Anschein nach eine Frau, winkte mir zu. In dem Moment entschied ich mich der Gruppe zu vertrauen, nicht zuletzt da sie mit Gray zusammen unterwegs waren und warf ihnen ein Seil herunter. Die Frau kletterte als ersten hoch. Oben angekommen stellte sie sich als Glannis vor. Ich sah ihre rotblonden Locken, ihre strahlenden Augen und konnte es dennoch nicht glauben. Für einen Moment starrte ich sie fassungslos an, bevor ich ihr um den Hals fiel. Warum war sie hier? Was hatte sie mit Gray, dem Bewahrer der Runenklinge zu tun? Von wem wurden sie noch begleitet? So viel Fragen, die auf einmal in meinem Kopf waren, doch sie mussten warten. Das mussten auch die Antworten auf Glannis Fragen und so konzentrierten wir all unsere Kraft und unser Denken auf das Entkommen von diesem Ort. Als alle oben auf dem Dach angekommen waren, rief ich ihnen zu mir zu folgen. Ich führte die Gruppe zu dem verborgenen Gang und hoffte inständig, dass er den Bewohnern hinter dem Tor unbekannt war. In seinem Inneren angekommen, entfachte ich eine Fackel. Bevor ich Anstalten machen konnte, mich bekannt zu machen, erschien eine weitere Eiswand vor dem Eingang, woraufhin der Wind augenblicklich aufhörte zu pfeifen. Der seltsam aussehende Mann nahm sich den Wunden des Zwerges an. Noch aufgewühlt von den Geschehnissen stand ich wie angewurzelt neben Glannis. Glannis unterhielt sich mit ihren Gefährten. Nachdem einige Worte gefallen waren, bemerkten wir, dass irgendeine Art von Magie die Geräusche dämpfte und wir erhoben unsere Stimmen. Nach kurzer Zeit wandte Glannis sich an mich und erzählte mir, dass sie hier irgendetwas bergen sollten, ein geheimer Auftrag, über den sie mir ohne Erlaubnis nichts Weiteres erzählen könnte. Auf der Suche nach Schutz vor Wetter und Nacht hatten sie die Ansiedlung entdeckt und dort um Einlass gebeten. Sie erkundigte sich auch, nach dem Grund meines Hierseins. Ich wich ihrer Frage aus und nachdem sie mehrmals ohne Erfolg nachgehakt hatte, gab sie auf. Ich kann es ihr nicht sagen. Noch nicht. Der Antwort würden nur weitere Fragen folgen. Es ist nicht leicht die Wahrheit zu sprechen, ohne zu viel zu verraten und doch nicht zu lügen.

Der Schrei einer gequälten Seele erfüllte den Gang und ließ und alle zusammenfahren. Als jedoch nichts Weiteres geschah, schüttelte ich die Angst wieder ab. Schließlich erschien der Zwerg von seiner Behandlung wieder und Glannis machte mich mit Golrek, ihrem zwergischen Begleiter, bekannt. Gray zeigte mir die kalte Schulter, ganz seinem Element entsprechend und setzte sich von uns weg, um in Meditation zu versinken. Mein Herz schmerzte, als sei es von Kälte ergriffen. Mein Geist war, wie die Luft vor der Höhle, erfüllt von wildem Schneetreiben. Es ist so viel geschehen, worüber mir Kenntnis fehlt.

Von Nissyen, der Mann mit den schwarz-weißen Haaren, erfuhr ich lediglich den Namen, denn er war bereits eingeschlafen. Glannis meinte, dass sei im Winter normal. Sonderbare Gestalten, die Glannis begleiten. Doch wer bin ich, dass ich über Wesen und Aussehen anderer urteilen könnte.

Als Golrek und Gray aus ihrer Meditation erwachten, teilte Gray uns seinen Entschluss, sich am nächsten Tag um die Orcs und Oger zu kümmern mit. Von dem Zwerg erfuhr ich mehr über den Grund ihrer Reise: Ein dringender Auftrag des Zwergenkönigs, welcher lautete die Königsinsignien aus der alten Zwergenbinge Tumunzahar zu bergen. Diese befindet sich nicht weiter von hier entfernt und ist mit Sicherheit nicht mehr verlassen. Wahrscheinlich wimmelt es dort von Orcs und anderen Ungetümen. Und doch bin ich froh, dass mir erlaubt wurde Glannis und ihre Gefährten zu begleiten. Jetzt da ich endlich gefunden habe, wonach ich gesucht hatte.

Wir richteten schließlich unser Nachlager ein und schirmten mit unserem Gepäck den Wind ab. Gray bot an, die erste Wache zu übernehmen. Da sprang er plötzlich auf, nahm sich ein in Leder gewickeltes Paket und begann es panisch noch zusätzlich mit Seil zu verschnüren. Wovor fürchtet es sich so? Ich ahne es und doch kann ich an Feuermals Flammen nichts Schlechtes finden, haben sie mir doch das Lebens gerettet. Ein Teil von mir sehnt sich danach, die Klinge wieder in den Händen zu halten. Doch ich werde wohl noch etwas warten müssen. Zunächst reicht es mir zu wissen, dass sie in guten Händen ist. In den Händen von Gray. Endlich habe ich ihn wieder getroffen, Gray, den Bewahrer von Feuermal. Endlich bin ich ihm wieder begegnet und doch scheint er mir so fremd. Was ist dieser Gray für ein Mensch? Ich hoffe es in der nächsten Zeit zu erfahren.

Wenn sie nur alle wüssten, wie unendlich glücklich und erleichtert ich bin hier mitten im Gebirge auf sie getroffen zu sein. Wenn da nur nicht diese schwere Last wäre, das schreckliche Geheimnis, welches ich mit mir trage. Allein der Gedanke daran bringt mir Kummer.

Ich hoffe für diese Nacht kann ich all das vergessen und erholsamen Schlaf finden. Ich bin so müde.

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