Ich habe zufällig viele Jahre auch bei einem anderen komplexen Regelsystem mitgemacht, das in vielerlei Hinsicht Midgard vergleichbar war, jedoch einen diametral anderen Regelansatz verfolgt hat. Es gab dort am Anfang einmal ein gedrucktes Regelwerk, dieses wurde jedoch sehr bald durch ein lebendes (quartalsweise aktualisiertes) PDF-Dokument abgelöst.
Die Regeln wurden hauptsächlich über eine sehr aktive (zweistellige Zahl Beiträge pro Kalendertag) Mailingliste mit Webansicht weiter entwickelt. Der Regelautor las diese täglich zu 100%. Regelfragen dort resultierten oft in Umformulierungen, gleichzeitig wurden die Regeln auch ständig weiter entwickelt, weil im praktischen Gebrauch immer wieder Verbesserungspotenzial erkannt wurde. Dies wurde so umgesetzt, daß der Regelautor einen Regeländerungsentwurf auf der Liste einstellte (normalerweise, nachdem er ihn zu Hause bereits getestet und/oder offline mit einzelnen durchgesprochen hatte), dieser dort dann diskutiert und (realistischerweise: an-)getestet wurde und dann recht bald in die offiziellen Regeln übernommen wurde.
Das Regelwerk ist auch in diesem Fall sehr umfangreich, und es gibt so grob im Jahrestakt Vereinfachungsaktionen, damit neue Mitspieler leichter und besser herein kommen usw usf. Es werden Vorschläge aus der Gemeinschaft gesammelt, es gibt keine heiligen Kühe, es wird heiß diskutiert und am Ende fallen drei Sätze eines Kommentars weg (der Berg kreißte und gebar ein Mäuschen).
Die Rückmeldung zu alledem ist, daß Alte Hasen das Spiel aufgeben und neue Mitspieler abgeschreckt werden, weil sich die Regeln ständig verändern und sie kaum die paar hundert Seiten ausgedruckt, gebunden und gelesen haben, da ist (gefühlt) alles schon wieder ganz anders.
Mit anderen Worten: wie man's macht, ist's falsch.