Nicht mehr so ganz passend zum aktuellen Thema hier im Strang, aber trotzdem möchte ich als einer der vorherig thematisierten "Stillen Mitlesern" hier im Forum nun auch noch etwas zum Wechsel von M5 zu D1 sagen, wobei ich für unsere komplette, mittlerweile sehr große Spielerunde sprechen kann.
Midgard als System begleitet uns schon seitdem wir 14 Jahre alt waren und das erste Mal Pen & Paper ausprobiert haben (wir waren damals noch zu klein um die Ironie in der ersten Ankündigung von "Die Maske des Pizzabäckers" im damaligen Gildenbrief zu verstehen, und wurden auf der Spielemesse von EF hart ausgelacht, als wir das Quellenbuch am Midgardstand käuflich erwerben wollten... ). Nach kurzen, wohl auch spaßigen Exkursen zu DSA und D & D waren wir uns schnell einig, dass Midgard aufgrund seiner einzigartigen Welt dauerhaft unsere Spieleheimat bleiben sollte. Vor allem aufgrund des besonderen irdisch-historischen Settings hat uns das System gecatcht. Durch die irdischen Vorbilder und kulturellen Anleihen hatte man nicht selten Lust, sich auch außerhalb von Midgard mal mit den Mythen und Legenden von bspw. Irland, Asien oder dem antiken Griechenland auseinanderzusetzen; der Impuls kam ja quasi spielerisch daher. Und auf diese Weise hat Midgard auch oft außerhalb der Spieleabende unsere Welt spannender und etwas mystischer machen können...
Und das hat Midgard für uns auch immer so faszinierend gemacht. Kürzlich konnten wir sogar noch zwei langjährige A D & D Spieler für unsere Gruppe gewinnen, gerade weil sie diesen einzigartigen Flair von Midgards Welt so faszinierend fanden: die Länder und Kulturen, die man ja eigentlich schon aus dem Geschichtsbuch kennt, dann aber irgendwie doch nicht. Das hat uns all die Jahre rund um das Meer der fünf Winde umhergetrieben. Und kein Midgardwochenende ohne leidenschaftlich geführte Regeldiskussionen; mit M4 wurde es dann noch komplexer und die Diskussionen heftiger, und wir lieben es nachwievor M5 Abenteuer haben wir problemlos in M4 adaptieren können. Insgesamt also 30 Jahre dieser tollen Welt treu geblieben. Und zu klein wird zumindest unser Midgard auch jetzt noch nicht: Errainn wurde teilweise mit Elementen aus LOTR gepimpt und so noch etwas 'tolkienesker' gemacht, oder auch der D & D-Klassiker "Fluch des Strahd" fand problemlos in den dunklen Wäldern Moravods statt und Ravenloft seine unselige Heimat in der Sagenwelt der Abanzzi... Midgard bietet m.E. eigentlich noch viel Platz und Raum für viele weitere Kampagnen, z.B. in Ecken und Regionen, die bislang überwiegend eher Platzhalter auf der Karte waren. Aber wir können ebenso die Schwierigkeiten der Autoren z.B. für ein neues Abenteuer in Alba nachvollziehen; hier den Lore-Überblick zu behalten ist sicherlich herausfordernd. Aber andersherum war es genau diese Story-Verworrenheit, die mich als SL immer gereizt hat.
Diese kleine Homage macht wohl schon deutlich, dass unsere Spielegruppe den Wechsel zu D1 auf keinen Fall mitmachen wird. Nach allem, was wir bis jetzt von der Erweiterung bzw. Neuerung mitbekommen haben, bleibt nicht mehr viel von der eigentlichen Midgard-Essenz übrig, es scheint einfach etwas ganz Neues zu werden, mit ein paar alten Anleihen. Mit der Parallelwelt-Erklärung könnte man noch leben, aber da kommt die Frage auf, warum man nicht einfach auf Myrgard aufgesattelt hat und so alt und neu perfekt hätte verbinden können, quasi mit der MDS-Logik als Synthese. Warum Pegasus die Lizenz erwirbt, und dann das Produkt quasi abschafft, eröffnet sich uns nicht. Es mögen ökonomische Gründe vorherrschend sein, allerdings ist es aus Marketing- und Brandmanagement-Sicht eine Totsünde, den Markenkern einer bereits etablierten erfolgreichen Marke derart auszuhöhlen, und dann bei so starken Konkurrenten wie DSA oder A D & D den krassen Absatz zu erwarten. Aber wer weiß, wir bleiben gespannt. Es wäre auch sehr schade, wenn hier eine eher woke-ideologische Motivation Anstoß an homogenen Völkern auf spezifischen Kontinenten aus vermeintlich eurozentristischer Sicht nehmen würde, und man deswegen so ein erfolgreiches und liebevoll gestaltetes Konzept wie die Midgard-Welt konsequent ad acta legen will, einfach weil es aus Perspektive des Verlags nicht mehr political correct ist. Würde sich das deutlich herauskristallisieren, wäre D1 für uns sympathietechnisch ohnehin sehr stark 'vorbelastet'.
Aber wir harren gespannt der Dinge mit denen Pegasus da aufwartet, halten M4/M5 weiterhin die Treue und greifen ggf. mal auf D1 zu, wenn unsere Qualitätssicherung da Ergänzungspotential für Mittelwelt-Midgard sieht. Alles verdient seine Chance. Obgleich Damatu mit dem ersten Katzenmenschen Aufschlag schonmal nicht wirklich bei uns punkten konnte...