Hallo!
Angeregt durch einen neuen Abenteurer und den Versuch, diesem einen individuellen Kampfstil zu verleihen (siehe hierzu auch [Hausregel] Anspringen eines Gegners), bin ich auf ein grundlegendes Problem gestoßen. Es behandelt Beschreibungen, die über das Regelwerk hinausgehen.
Das Regelwerk definiert den genauen regeltechnischen Ablauf eines Kampfes. Wie setzt man aber Dinge um, die nicht durch das Regelwerk abgedeckt sind, jedoch lediglich erzählerisch-beschreibenden Charakter haben?
Als beispielhafte Fragen sollen gelten:
1. Ein Krieger täuscht mit seinem Schwert einen Angriff an, um danach mit der Kante seines Schildes überraschend zuzustoßen.
2. Im wilden Kampfrausch packt sich ein Kämpfer zu seinem Stoßspeer einen zweiten, so dass er nun in jeder Hand mit einem kämpft.
3. Ein Stoßspeer soll schlagend eingesetzt werden.
Auf rein regeltechnischer Ebene lassen sich die Fragen ganz einfach beantworten: Mit einem Schild kann man nicht angreifen, Spießwaffen können nicht mit Beidhändigem Kampf geführt werden und ein Stoßspeer ist eine Spieß- und keine Schlagwaffe. Sich stur auf Regeln berufende, vielleicht ein wenig entgegenkommende Spielleiter improvisieren möglicherweise noch schnell eine Regel (1. Angriff mit Erfolgswert für Schild, aber vermindertem Schaden; 2. Beidhändiger Kampf nur mit 6 möglich; 3. Weniger Schaden und Bruchgefahr sowie Abzug auf die Abwehr).
Auf spieltechnischer Ebene geht es bei den Beschreibungen jedoch lediglich um die Erzeugung von Atmosphäre. Man will aus dem Beschriebenen keinen regeltechnischen Vorteil ziehen, sondern lediglich eine stimmungsvolle Beschreibung abliefern, die vielleicht auch einmal ein wenig über den Rahmen des Realismus´ hinausgeht. So wäre es doch denkbar, dem Krieger einen normalen Angriff mit seiner Waffe (Schwert) zuzugestehen (1.) oder jeweils einen normalen Angriff mit dem Stoßspeer durchzuführen (2. & 3.). Lediglich die Beschreibung des letztlich regeltechnisch und durch Würfelwürfe festgelegten Ergebnisses weicht von dem normal zu Erwartenden ab.
Mir geht es also konkret darum, mit den vorhandenen Regeln auch Dinge beschreibend zu simulieren, die nicht immer regeltechnisch machbar sind. Das Ziel ist dabei nur die Erzeugung von Atmosphäre, nicht das Beugen von Regeln! Dabei soll der Abenteurer des beschreibenden Spielers in einer regeltechnisch definierten Ausgangssituation keine regeltechnischen Nachteile erleiden.
Selbstverständlich ist mir klar, dass es auch bei dem beschreibenden Stil Grenzen geben muss, die der Realität unterliegen. So sollte der Krieger seinen Gegner nicht mit dem Schild köpfen können, ein beidhändig mit Stoßspeeren Kämpfender kann dabei nicht noch 2 Saltos schlagen und mit einem schlagend eingesetzten Stoßspeer kann man seinen Gegner nicht entkleiden.
Die Problematik erstreckt sich dabei nicht allein auf die Kampfregeln. Auch darüber hinaus sind solche Situationen, gerade bei der Anwendung von allgemeinen Fertigkeiten, vorstellbar.
Ich tendiere derzeit dazu, solche Beschreibungen zuzulassen, um die spieltechnische Ebene zu bereichern, will dabei aber die regeltechnische Ebene nicht überstrapazieren. Daher stecke ich in einem Dilemma und hoffe auf Eure Hilfe.
Wie seht Ihr das? Sind solche Beschreibungen im Rahmen des Regelwerkes für Euch denkbar oder schießen sie darüber hinaus? Wo seht Ihr die Grenze zwischen vertretbarer Beschreibung und regeltechnisch einzugreifender Situation oder gar unrealistischem Unsinn?
Mit freundlichen Grüßen, Fimolas!