Ich möchte es nachholen, den großzügigen Spielern vom KlosterCon 2016 etwas sichtbares zu geben für ihr Geld.
Wie der Meeresdruide an anderer Stelle schon erwähnt hat, ist das auf der Verabschiedung leider untergegangen, einem schweren Fall von "NukNuk" zum Opfer gefallen. Was auch immer das genau bedeuten mag. ;-) Jemand hat mich getröstet, "Alle haben die ganzen Kinder gesehen, mit einem Buch unter dem Arm und aufgeregtem Gesicht."
Natürlich sind alle vom WestCon genauso angesprochen.
Ich erzähle mal die Vorgeschichte, der Stimmung wegen, auch wenn sie allen Spenderinnen und Spendern (im folgenden "Euch") schon bekannt sein dürfte.
Ich saß neulich am Frühstückstisch, bei mir vier unbekannte männliche Teenager. Sie unterhielten sich angeregt und in mir komplett verständlichen Worten. Keiner hatte ein Smartphone in der Hand, es lag noch nicht mal eins auf dem Tisch. Nach ein paar Minuten ist einer aufgestanden und hat einem anderen, der noch ins Gespräch vertieft war, angeboten seinen schmutzigen Teller auch mitzunehmen.
Voller Verwirrung habe ich mich gefragt, "Wo zum Geier bin ich hier?" Dann viel es mir ein: Auf dem WestCon.
Trotzdem, oder gerade deswegen, habe ich mich sehr gefreut über diese Gruppe aus der "heutigen Jugend". Ich habe mir mit Mühe nichts anmerken lassen, um das seltene, scheue Wild nicht zu verschrecken. Sie haben anscheinend ganz und gar verinnerlicht, was ich für den Geist eines jeden Midgard-Cons halte. Der lässt sich vielleicht am besten aus der Sicht eines Jugendherbergsvaters darstellen. Freitags fallen im Laufe des Tages über hundert Leute in der Herberge ein. Seltsam gekleidet. Seltsame und sehr beunruhigende Dinge sagend... Aber sie gehen aufs Zimmer, machen ihre Betten und verschwinden anschließend in allen verfügbaren Tagungsräumen - um sich 12h lang nicht sehen oder hören zu lassen. Abgesehen von Wünschen nach mehr Cola oder Klopapier. Am Sonntagabend sind die Räume nicht ausgebrannt, die Möbel und andere Gegenstände unbeschädigt (wenn sie nicht auf einer vollständigen Liste gemeldet wurden) und manchmal wurde sogar ein wenig gefegt. Alles in allem eine Horde wild aussehender aber sich unerwartet erwachsen benehmender Menschen. Alkohol mag sogar eine Rolle spielen, aber alle sind viel mehr daran interessiert wach zu bleiben, als sich den Verstand wegzusaufen.
Dann kam ich in Grübeln und ich erinnerte mich daran, dass man im Leben entweder Zeit ODER Geld hat.
Deswegen beschloss ich, am vorhandenen Midgard-Stand ein Regelwerk zu kaufen und es unter allen anwesenden Minderjährigen verlosen zu lassen. Die Idee war, sie zu belohnen und zu unterstützen und vielleicht eine Spielgruppe so zu stärken, dass sie mehr junge Spieler rekrutiert.
Doch dann dachte ich "Warum soll ich das allein machen? Vielleicht helfen mir meine berufstätigen Freunde." Ich bin also zu ein paar von ihnen gegangen und alle haben sich mit Freude beteiligt. Dann bin ich mutiger geworden und habe alle Erwachsenen auf dem Con die Gelegenheit gegeben, mir "ein bisschen" Geld zu geben. Dabei habe ich deutlich gemacht, dass "ein bisschen" ganz und gar Geschmackssache ist.
Das Ergebnis war überwältigend. Nicht nur habe ich durchschnittlich 10 Euro bekommen. Die Leute haben sich auch noch dafür bedankt, bezahlen zu dürfen und mir applaudiert als ich das Ergebnis kundgetan habe.
Es hat locker gereicht, dass wir nicht verlosen mussten, sondern einfach jedem Jugendlichen erlauben konnten, sich ein Regelwerk oder Quellenband am Stand auszusuchen, 14 Stück. Sogar die kleineren Nichtspieler haben jeder einen einfachen aber grellbunten Würfelsatz bekommen.
Ein ganz wunderschöner Anblick, der bewusst etwas diskret gehalten wurde. Ein paar Eltern haben mich darauf hingewiesen, dass Teenager nicht so richtig darauf stehen, vor ein Publikum gezerrt zu werden. Darauf habe ich Rücksicht genommen.
Einer der älteren hat beim Warten getönt "Dauert das noch lange? Ich muss dringend noch ein paar Orks umlegen". Erst dachte ich "Gedulde Dich, Dir muss doch klar sein, dass Du etwas bekommst!" Aber dann wurde mir klar, dass das ebenfalls genau dazu passte, warum ich das alles angeleiert hatte.
Alle die ein Buch bekommen haben, sind mit mir auf einem Gruppenfoto zu sehen.
Es ist auf dem WestCon etwas Geld übriggeblieben und ich sah mich daher auf überaus angenehme Art gezwungen, auf dem nächsten Con, dem KlosterCon, praktisch das gleiche nochmal zu tun. Sonst ist mir nichts besseres eingefallen, um das Geld für genau den Zweck zu verwenden, für den ich es anvertraut bekommen habe.
Auf dem KlosterCon habe ich wieder umwerfende Zustimmung erfahren, so dass ich wieder allen jungen Spielenden ein Buch geben konnte.
Dafür gebührt Euch und den Spenderinnen und Spendern vom WestCon ganz herzlicher Dank.
Die Übergabe hat auf dem KlosterCon ebenfalls eher bedeckt stattgefunden. Falls sich jemand gewundert hat, der Rundenzettel "Pflichtveranstaltung <=18Jahre" war das äußere Anzeichen. Witzigerweise ist dieser Zettel ein wenig missverstanden worden, die Jugendlichen und Kinder sind teilweise mit Charakterbögen aufgetaucht, in der Erwartung einer Spielrunde. Das war keine Absicht, ich wollte niemanden an der Nase herumführen. Aber der Versuchung konnte ich dann auch nicht widerstehen. Die Bücher lagen unter Tüchern verdeckt in einem recht großen Stapel auf dem Tisch und wurden von den Spielern ohne mit der Wimper zu zucken als zwei Gelände für Spielsituationen akzeptiert. Herrlich.
Ich habe also als "Quest" vorgestellt, dass eine beschränkte Anzahl von Büchern (theatralische Enthüllung) unter allen Spielern so aufgeteilt werden müssen, dass alle je ein schönes Buch bekommen. Das hat sich als durchaus nicht ganz einfache Aufgabe herausgestellt. Besonders schwer war sie für einen Spieler, der vor dem Problem stand "Papa hat die alle schon." Ja, das war natürlich genau die Situation, welche schon mit etwas Skepsis vorhergesagt worden war. Aber ich schlafe ruhig, denn gerade dieser Spieler schien mir besonders beeindruckt von dem Gedanken, dass er jetzt eben ein eigenes Grundregelwerk hat. Sein eigenes Papier, ohne jemanden der vielleicht die Stirn runzelt, wenn kleine Anmerkungen mit Kugelschreiber hineingeschrieben werden ("Sakrileg!").
Deutlich nach der Erfüllung der "Quest" kam dann noch die Frage "Wie...? Dürfen wir die Bücher jetzt behalten - nach Hause mitnehmen?" Daran fand ich besonders schön, dass offensichtlich noch immer die ganze Situation als Spielrunde akzeptiert worden wäre, statt reduziert zu werden auf "Geschenke!!".
Ich fühle mich sehr geehrt durch das Vertrauen das mir von Euch entgegengebracht wird und bin dankbar für Eure Anerkennung meiner Idee. Ich bin mehrfach gebeten worden, keine Spendernamen zu nennen, finde das großartig und habe es versprochen. Allerdings möchte ich hier der ganzen großen Menge von Spendern und Spenderinnen danken. Ohne das Versprechen zu brechen nenne ich eine herausragend großzügige Spenderin als einzige. Weil sie sich etwas anders beteiligt hat und es verdient hat. Und ehrlich gesagt weil ich mich selbst sehr geehrt fühle. Elsa Franke hat acht der Bücher (Regelwerke und Quellenbände) zur Verfügung gestellt. Damit hat sie die ebenfalls beeindruckende großzügigste anonyme Spende in den Schatten gestellt. Ich selbst bin auf den dritten Platz verwiesen worden. Die Trophäe der dicksten Spende ist mir verwehrt - und ich freue mich drüber.
Aber wenn ich sage "ein bisschen" dann meine ich das ernst. Einmal, davon bin ich überzeugt, habe ich genau so viel Geld bekommen, wie zur Verfügung stand, nämlich 0€. Der ehrliche Ausdruck moralischer Unterstützung meiner Idee ist mir folgendes wert. Wenn Du erkennst, dass ich von Dir rede, betrachte Dich bitte als Teil der Spender, denen dieser Dank gilt.
Es ist diesmal wieder etwas übriggeblieben, ein paar Zeugen, z.B. die jeweilige Orga, kennen den Betrag und ich werde das Geld natürlich für den beabsichtigen Zweck nutzen:
Ich werde es auf dem nächsten von mir besuchten Con wieder ähnlich halten. Wer mich kennt kann vorhersagen welcher das sein wird und dann auf die verwerfliche Idee kommen, ein paar neue junge Spielerinnen und Spieler hinzuschicken "nur damit sie dort ein teures Buch geschenkt bekommen". Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt. ;-)
Bis dann,
Gradnar