Und genau das passiert.
Zwar nicht formell, aber alleine die Möglichkeit, sich informell in einer Situation begegnen zu können, in der es faktisch keinen sozialen Unterschied gibt (schon alleine die Tatsache, dass zwei Männer mit offener Hose nebeneinander vor dem Pissoir stehen, sorgt dafür), führt letztlich zu einer anderen Wahrnehmung des Anderen, was dann bspw. bei einer möglichen Beförderung zu einer Bevorzugung führen kann.
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Man sollte daran denken, dass ein Großteil des Rollenspiels über Klischees läuft, insbesondere der Teil, der nicht explizit ausgespielt oder erwähnt wird.
Ein Beispiel:
Alleine der Begriff "Die Stadtwache" dürfte bei den meisten die Assoziation "Ein mehr oder weniger gut organisierter Haufen mehr oder weniger gut ausgerüsteter und bewaffneter Männer, die durch die Stadt patrouillieren" wecken.
Wird dann erwähnt, das auch Frauen bei dem Verein sind, wird das gleich doppelt als Besonderheit wahrgenommen, nämlich zum einen, weil der Umstand extra erwähnt wird, zum anderen weil dadurch diese Besonderheit als solche herausgestellt wird.
Wenn jemand für dieses Thema sensibilisiert ist, kommt es schnell zu einem Dilemma:
Wird nicht erwähnt, das beide Geschlechter gleichberechtigt sind, werden automatisch die bestehenden Klischees bestätigt und gefestigt.
Wird die Gleichberechtigung erwähnt, so wird dadurch der Ausnahmefall als solcher
hervorgehoben und das Klischee für alle anderen Fälle, in denen diesem nicht explizit widersprochen wird, bestätigt.
Es hängt in meinen Augen viel davon ab, was die jeweiligen Spielerinnen und Spieler ins Spiel mit hinein nehmen (wie ausgeprägt ihre Klischees sind und wie sehr sie für einzelne Aspekte sensibilisiert sind), und ob und in wieweit das dann als Diskriminierung empfunden wird. Da wäre es für jeden angebracht, seine Klischees zu hinterfragen.
Ein weiterer Punkt ist die Abstraktionsfähigkeit der einzelnen Spieler und wie weit es gelingt Spieler und Spielfigur voneinander zu trennen. Jemand, der in einer extrem patriarchisch angelegten Gesellschaft wie Eschar eine Frau spielt, sollte sich als Spieler nicht über die dortige Diskriminierung beklagen (die Figur kann das natürlich machen). In diesem Fall ist das Problem ähnlich gelagert, wie bei Spielern, die Probleme haben, Figuren in sklavenhaltenden Kulturen zu spielen oder denen Monarchien nicht demokratisch genug sind.
bis dann,
Sulvahir.