Seid herzlich gegrüßt, Ihr Land- und Meerbewohner,
kürzlich hatte es mich wieder einmal auf die valianischen Inseln verschlagen, genauer in die altehrwürdige Hauptstadt Candranor. In den Weinstuben rings um das Forum Valianum kann man an guten Tagen die erstaunlichsten Gerüchte aufschnappen. So auch neulich, als mir bei einem Becher Spätchryseier die folgende Mär ans Ohr drang. Mein Informant, der verständlicherweise nicht genannt werden will, berichtete mir doch tatsächlich, daß der sagenumwobene Mörser des Heiligen Herbalus wieder aufgetaucht sei !
Wie ihr euch sicher noch erinnert wurde dieses mystische Artefakt vor einigen Jahren aus dem Kloster der schweigenden Mönche von Laksos nahe Kroisos gestohlen. Der Abt des Klosters brach daraufhin sein Schweigegelübde und rief unter den ob des infamen Diebstahls erzürnten Gläubigen zu einer Sammlung auf. Innerhalb weniger Wochen kamen 10.000 Orobor zusammen. Diese versprach der Abt demjenigen, der dem Kloster das gestohlene Artefakt zurück brächte. Die Proklamation des Abtes wurde in allen größeren Städten Chryseias verlesen und von dort verbreitete sich die Kunde in Windeseile in allen Ländern rings um das Meer der fünf Winde.
Zahllose Abenteurer, Glücksritter und Gesindel machten sich sogleich auf die Suche nach dem Artefakt. Und viele angebliche Herbalusmörser tauchten im Lauf der Zeit auf, entpuppten sich dann aber als Fälschungen. Bis zum heutigen Tage hatte noch niemand herausgefunden, wo sich das Artefakt befindet, noch wer es damals geraubt hat. "Den Herbalusmörser suchen" wurde sogar zu einem geflügelten Wort für ein ertragreiches, aber aussichtsloses Unterfangen.
Über die Wunderdinge, die ein Heiler oder Alchimist mit dem Mörser des Heiligen Herbalus tun könne, gibt es viele Legenden. Was davon wahr ist wissen vielleicht nur die Schweigenden Mönche von Laksos. Bekannt ist aber, daß die Reliquie samt der wertvollen Truhe gestohlen wurde, in der sie aufbewahrt wurde. Detaillierte Beschreibungen dieser grünen Truhe und ihrer reich verzierten Goldbeschläge kursieren ebenfalls unter den Schatzjägern auf Midgard. Und dann gibt es da noch das Gerücht, daß es sehr verhängnisvoll sein kann, die Truhe ohne gewisse Sicherheitsvorkehrungen zu öffnen !
Zurück zu meinem Informanten. Er behauptete nun steif und fest, zu wissen, daß der Herbalusmörser kürzlich aus dem Hause des Adeligen Castelus hier in Candranor gestohlen wurde, der Jahre zuvor irgendwie an diesen Schatz gelangt war. Jener Castelus wollte sich angeblich mit dem Artefakt bei der Gilde der Purpurkammer einkaufen, wie es ja die Gepflogenheit dieser elitären Magiergilde ist, neue Mitglieder nur gegen üppige Beiträge oder wertvolle Geschenke aufzunehmen. All dies war mit den Gildenoberen bereits vereinbart, als dreiste Diebe bei Castelus eindrangen und ihm die Truhe samt dem Mörser entführten.
Weil die Diebe einen Alarm auslösten, konnte einer von ihnen, ein erainnischer Glücksritter namens Ceadan ay'mhara jedoch von den Leibwachen des Castelus dingfest gemacht werden. Zufälligerweise hatte ich einst diesen Ceadan in Argyra kennengelernt, wo er mir von seiner letzten Seereise auf einem vom Pech verfolgten Schiff namens "Rote Seekuh" erzählte.
Wie man sich denken kann wird die Purpurkammer nun alles daran setzen das begehrte Artefakt, welches sie schon fast in ihrem Besitz zu haben glaubte, wieder zu erlangen. Der unglückliche Ceadan soll noch in derselben Nacht von Castelus an die Purpurkammer ausgeliefert worden sein, wo man ihn mit den probaten Mitteln die Namen seiner Komplizen und des Auftraggebers entlockt haben dürfte.
So bekam ein anderes Gerücht, welches ich tags zuvor vernahm plötzlich eine Bedeutung. Danach hatte nämlich Zoroaster, ein bekannter Schatzjäger im Auftrag der Purpurkammer, Candranor verlassen - auf einem Schiff nach Moravod.
Soviel für heute aus meiner valianischen Gerüchteküche.
Medusas Schutz und Segen auf euren Meereswegen,
erbittet für Euch
Triton Schaumherz