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Liebste Mutter, verzeih mir, dass ich mich erst jetzt melde. Mir war die Möglichkeit nicht eher gegeben Und nun da dich mein Brief ereilt, enthält er eine dringende Bitte. Doch zuerst möchte ich dir erzählen, was mir widerfahren ist. Während unsere betrunkenen Burschen sich im und um das Haus ihre Schlafplätze gesucht hatten, traten Mira und ich unsere Nachtwache an. Nach einiger Zeit hörte ich, wie die Eingangstür aufging und wieder zufiel. Ich verwünschte Iros, Gray und Dylan für ihre Dummheit. Hätte ich doch nur in der Stadt nach Udele gefragt, vielleicht hätte ich bemerkt, dass etwas nicht stimmte. So aber wartete ich auf ihr vermeintliches Spiegelbild und da kam es die Treppe herauf. Vor mir sah ich Udele NiRathgar, jedoch war sie in schlechtere Kleider gehüllt. Zu meiner Verwunderung rief sie: „Was hat das zu bedeuten, wo ist Udele NiRathgar?“ Doch viel Zeit über ihre Worte nachzudenken blieb mir nicht, als dunkle Silben der Macht von den Wanden widerhallten und sich Schatten aus dem Nichts erhoben. Augenblicklich senkte sich ein dunkler Nebel und verringerte das Licht meiner Fackel. Mira eilte mir zu Hilfe und so standen wir zu zweit sechs von diesen Schattenwesen gegenüber. Es ging so schnell und der erste Schatten griff mich an, so dass mir nicht einmal mehr die Möglichkeit zum Zaubern blieb. Immer noch verstört über das Geschehene, konnte ich den Angriff des Schattenkriegers nicht abwehren. Sein Schwert dran in meine Kehle, löste ein furchtbares Kratzen in meinem Hals aus und ich begann zu husten. Mit Entsetzten realisierte ich, dass mir die Schattenklinge die Luft zum Atmen nahm. Die angebliche Seele Udeles schrie auf. Lag Panik, Freude, Wahnsinn in ihrer Stimme? Ich konnte es nicht sagen. Hätte ich doch nur nach Udele gefragt, ich hätte gewusst, wem wir da gegenüber standen. Die anderen zwei Schatten drangen mit ihren Schwertern ebenfalls in meine Kehle und kurz darauf verließ mich jegliche Kraft. Keuchend versuchte ich noch, sie von mir weg zu drängen, doch ich war nicht im Stande irgendetwas auszurichten. Kaum hatte der Kampf begonnen, war ich bereits machtlos. Irgendwann mussten Iros und Gray gekommen sein, denn ich sah Iros, wie er mit seinen Speer zu stach und die Frau daraufhin unter Schmerzen aufschrie. War dies wirklich ein Schatten, eine Seele, sie sah mit den blutgetränkten Kleider so menschlich aus. Doch nach Luft ringend, konnte ich nicht wirklich darüber nachdenken. Als Iros ein zweites Mal mit seinem Speer zu stieß, ging die Frau zu Boden. Die Schattenkämpfer blieben jedoch und noch immer bekam ich keine Luft. Ich versuchte noch einmal ein wenig einzuatmen, doch es gelang mir nicht. Da hörte ich Dylan schreien, wann war er gekommen? Ich sah wie er mit seinem Schwert nach einem der Schatten hieb und dabei vor Schmerzen aufschrie. „Seine Hände, welch ein Narr“, war das Letzte was ich noch denken konnte, bevor ich zu Boden sank. Dann bekam ich auf einmal wieder Luft, als die Schatten verschwanden. Augenblicklich stürzte ich zu der, auf dem Boden liegenden, Frau. Ein Blick genügte und ich wusste, dass sie unwiderruflich in Ylathors Reich eingegangen war. Warum hatte er das getan? Wir hatten doch besprochen, dass wir dem Schatten nicht den Tod bringen würden, schließlich lautete unser Auftrag, ihn zurück zu Udele zu führen. Er hätte doch bemerken müssen, dass er einem Mensch aus Fleisch und Blut gegenüber gestanden hatte. Sie hatte sich nicht einmal gewehrt. Die Tür zu Udeles Schlafgemach war verriegelt und langsam regte sich unser Zweifel und so brachen wir sie auf. Das Zimmer war leer, die Fenster offen. Kaum wurden wir uns über die Bedeutung bewusst, als die Eingangstür aufschlug und das Geräusch von Schritten zu vernehmen war. Die Stadtwache. Hinter ihr lief Udele mit einem boshaften Grinsen auf dem Gesicht. Als sie uns erblickte, schrie sie: „Sie haben meine Schwester umgebracht!“ Fassungslos starrte ich die Frau an, die in Tränen ausbrach. Die Stadtwache begann uns zu fesseln. Da rief Gray: „Ich hab es euch gesagt. Sie hat uns benutzt um ihre Schwester umzubringen. Dämonenpaktiererin. Ihr habt es selbst nachgelesen.“ Wie recht er hatte, die Erkenntnis traf mich wie ein Schwerthieb. Wieder einmal waren wir in eine Falle getappt und hatten den Falschen getraut. Ich wäre dahinter gekommen, hätte ich nur mehr Zeit gehabt. Doch der Schrecken war zu groß, als dass ich wirklich wütend sein konnte. Es war vielmehr ein Gefühl von Verzweiflung, welches sich meiner bemächtigte. Das was danach folgte, zählt für mich zu den schrecklichsten Erlebnissen in meinem bisherigen Leben. Wir wurden unserem Besitz bis auf die Unterkleider entledigt und in ein dunkles, feuchtes Loch geworfen. Die Erinnerung an den Geruch wird mich den Rest meines Lebens verfolgen. Mutter, es glich einem Alptraum. Doch noch hatten wir genügend Kraft, oder nenn es wie du willst, und so gerieten Iros und ich ein weiteres Mal aneinander. Er wies alle Vorwürfe von sich und zeigte sich seiner Fehler nicht im Geringsten einsichtig. Er machte es sich einfach und dachte nicht einmal über sein Handeln und die Konsequenzen nach. Ich konnte es nicht fassen, doch angesichts der Lage, sah ich keinen Sinn in unserem Streit. Doch ich wünschte mir, dass er wenigsten ein wenig über sein Verhalten reflektieren würde. Sollten wir hier jemals wieder lebend heraus gelangen, täten wir alle gut daran, aus unseren Fehlern gelernt zu haben. Fieberhaft dachte ich über einen Ausweg nach und rief nach einer Wache. Ich bat um Pergament und Feder, um eine Nachricht an dich zu verfassen. Doch im Gegenzug verlangte der Mann etwas und schaute mich dabei lüstern an. Ich wusste, nach was er verlangte. Meine Gedanken überschlugen sich, das Klopfen meines Herzens hallte laut in meiner Brust. Ein Strom aus Bildern überschwemmte und lähmte mich. Doch wenn es die einzige Möglichkeit wäre, um das Leben meiner Gefährten zu retten…Da packte Gray die Mann mit seiner Magie, stieß ihn gegen das Gitter und brüllte ihn an. Daraufhin starrte die Wache ihn panisch an und floh. Zwischen Verärgerung, Verzweiflung, dass mit der Wache auch die Möglichkeit, dich benachrichtigen, verschwunden war und unbeschreiblicher Erleichterung und Dankbarkeit, war es mir kaum möglich zu sprechen. Doch Grays Wutausbruch hatte bittere Folgen. Die Nacht bracht herein und dauerte an. Niemand kam, um uns etwas zu essen und zu trinken zu bringen. Bis zu unserem Prozess, heute weiß ich sechs Tage lang, ließ man uns alleine in der Dunkelheit. Ich hätte mich, wie Gray, gegen diese Entbehrung auf magische Weise stählen können, doch mir fehlte dazu jegliche Kraft. Endlich hatte der Alptraum ein Ende, als man uns am Ljosdag, 2. Trideade Trollmond auf den Marktplatz schleifte. Dort hatte sich schon eine beachtliche Menschenmenge versammelt. Oh Mutter, dass ich jemals dort stehen würde, des Mordes angeklagt. Wie konnte dies nur geschehen? Udele, dieses Biest saß ebenfalls dort und grinste uns höhnisch an. Der Laird Donuilh MacConuilh, Fürst von Conuilhnor, erhob das Wort und klagte uns des kaltblütigen Mordes an Rubin NiRathgar an. Dann war es an der Händlerin ihre Anklage vorzubringen. Als sie geendet hatte, wurde uns das Wort erteilt und ich erzählte die Geschichte aus unserer Sicht. Ich sprach dabei ausschließlich Wahres, weshalb ich nicht bestritt, für Rubins Tod verantwortlich zu sein, denn Iros hatte sie, aus welchen Gründen auch immer, getötet. Der Laird hielt unsere Geschichte für unglaubwürdig und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln. Denn sie noch einmal aus meinem eigenen Mund zu hören, ließ mich unsere Einfältigkeit und die Absurdität unseres Auftrages erkennen. Nun lag unser Schicksal in den Händen der Leumundszeugen. Sofort trat Glarn Rabenbart vor und sprach sich für uns aus. Ihm folgten Bardulf und Meister Cleobolus, der ein Schreiben des Abts von Muranmuir vorzeigte. Schließlich trat ein mir unbekannter Mann in Robe aus der Menge und stellte sich als Nervan, Magister der königlichen Akademie zu Cambryg. Er suche nach einer Gruppe, die einen Auftrag erfüllen sollten und meinte wir wären dafür, den Erzählungen zufolge, die richtigen. Sollten wir ihn erfüllen, würden wir frei gesprochen werden, sollten wir fliehen, würde man uns für vogelfrei erklären. Der Laird hielt diesen Vorschlag für eine gute Möglichkeit, doch verlangte er von uns darüber hinaus noch ein Blutgeld von 100 Oring, das wir an Udele zu zahlen hatten. Sie hat uns belogen, benutzt, schließlich angeklagt und sollte nun auch noch 600 Oring dafür bekommen. Wahrscheinlich war sie auch noch mit einem Dämon im Bunde. Bei diesem Gedanke stieg erneut Zorn in mir auf, doch was hatten wir für eine Wahl? Uns wurde freigestellt, das Geld selbst zu bezahlen oder einen Bürgen zu finden. Und genau dies ist der Grund weshalb ich dir in aller Eile diesen Brief schreibe. Niemand von uns nennt 100 Oring sein Eigen und ich weiß nicht an wen ich mich sonst wenden soll. Es beschämt mich, mit solch einer Bitte an dich heranzutreten, Mutter. Es tut mir leid… Wie sehr ich mir wünsche, ich könnte dich sehen. Ich hoffe, dass der Bote schnell ist und mich deine Antwort bald ereilt. In Liebe Enya
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Liebste Mutter, wie geplant begab ich mich in die Magiergilde. Gray und Mira begleiteten mich. Ungern ließ ich Dylan zurück, doch er hatte gemeint, dass ich ihn auch mal einen Moment alleine lassen könnte. Das hatte er das letzte Mal auch gesagt, man hat ja gesehen, was passiert ist… In der Magiergilde angekommen – Udele hatte uns ein Schreiben für die Bibliothek mitgegeben – begann ich mit der Suche. Gray konnte die albische Schrift nicht lesen, weshalb er keine große Hilfe war und entschuldigte sich, als er einen interessanten Bereich entdeckt hatte. Nach einiger Zeit bat ich Mira zurück zu Udele zu gehen und sie nach dem Zauber zu fragen, in der Hoffnung, dass mir dies bei der Suche weiterhelfen würde. Dies hätte ich schon vorher tun sollen. Ich hatte immer noch nichts gefunden, als sie wieder zurückkehrte. Das was sie von Udele erfahren hatte war wenig und half mir nicht im Geringsten weiter. Sie erzählte mir jedoch, dass Iros sich zusammen mit Dylan betrunken und sogar versucht hatte, sie zu schlagen. Den ersten Teil der Geschichte glaubte ich ihr sofort, beim zweiten Teil war ich mir nicht so sicher. Verärgert über ihren Leichtsinn, doch nicht bereit wegen ihnen meine Suche aufzugeben, wendete ich mich wieder den Regalen zu. Kurze Zeit später verließ Gray die Bibliothek und kehrte zu den andere zurück. Endlich wurde ich fündig. In einem Werk, welches den Name „Baltur Diompors Aufzeichnungen“ trug, fand ich einen Brief, den er an seine Schwester geschrieben, aber nie abgeschickt hatte. Dort war von dem Dämonenfürsten Torangareg Schattenspender die Rede, den seine Familie heimlich verehrte. Er schrieb über ein Schattenreich, welches neben unserer Welt existierte und in dem Abbilder der Seelen körperliche Gestalt annehmen und materielle Dinge zu Schatten würden. Der Brief stammte aus der Zeit kurz vor dem Ausbruch des Krieges der Magier. Enttäuscht klappte ich das Buch wieder zu. Was brachte mir diese Information? Ermattet von der langen Suche, begab ich mich schließlich mit Mira zurück zum Rabenhaus, wie Udeles Haus aufgrund der Staturen genannt wird. Als ich den Flur betrat, drangen mir bereits die Stimmen von Iros, Dylan und Gray entgegen. Sie saßen auf der Empore, lachend und grölend, mit einem Krug Wein in der Hand. Unbändige Wut wallte in mir auf. Wie konnten sie es wagen? In meinem Zorn zauberte ich einen Flammenkreis um mich herum, da es das einzige war, was sichtbar und doch für sie nicht schädlich war. Sie wussten ohnehin nicht um was es dabei handelt. Umgeben von grünen Flammen, ging ich die Treppe herauf, woraufhin die Herrschaften weiter nach oben flohen. Nachdem der erste Anflug von Zorn verebbt war, lief ich zuerst zu Udele, entschuldigte mich für das Verhalten der Männer und begab mich dann zu den Mägden. Irgendetwas hatte Iros mit ihnen angestellt, dieser Hund, weshalb ich nicht wusste ob sie meiner Bitte, den Weinkeller geschlossen zu halten, nachkommen würden. Wieder oben angekommen, sah ich noch wie Gray, während er sich auszog, zum Badezimmer hüpfte. Die Wut begann wieder in mir zu brodeln, doch ich versuchte ruhig zu bleiben und gesellte mich zu Mira auf die Empore. Wir waren uns einig, die Männer konnte man wohl keinen Augenblick alleine lassen. Nun, von Iros war das nicht verwunderlich, obwohl er sich als Adeliger von den drei am besten benehmen sollte. Während ich dort nachdenklich stand, ging die Tür des Badezimmers auf und Iros und Dylan rannten völlig entkleidet auf den Flur hinaus. Fassungslos starrte ich die beiden an, als sie auf uns zu gewankt kamen. Als Iros den Krug an Dylan gab, hatte ich genug von dem Theater. Ich griff nach dem Krug und warf ihn mit aller Kraft auf den Boden zu Iros Füßen. Er beschwerte sich lauthals und unterstellte mir, Dylan zu überwachen und nur deshalb würde er sich hier betrinken, ansonsten wäre er einfach mit ihm zusammen in eine Taverne gegangen. Das war zu viel. Ich begann zu schreien, schrie ihm all meine Wut entgegen. Wie daneben ich ihr Verhalten fand, dass ich den ganzen Tag in der Bibliothek verbracht hatte, um damit dem Erfüllen unseres Auftrags näher zu kommen und alles was sie zu tun hatten, war die Gastfreundschaft von Udele mit Füßen zu treten. Sich zu betrinken, obwohl wir den Auftrag hatten jemanden zu beschützen und jederzeit wachsam zu sein. Und dass nun Mira und ich alleine die Nachtwache zu übernehmen hatten, weil sie alle zu voll waren, um wach zu bleiben geschweige denn im Ernstfall zu handeln. Doch Iros schien dies recht wenig zu interessieren und er redete weiterhin auf mich ein. Gray, der durch den Lärm das Badezimmer verlassen hatte, versuchte ihn einzuschläfern, doch es gelang ihm nicht. Ich bat den Chryseier, mir aus den Augen zu treten, weil ich nicht wusste, wie lange ich ihn noch ertragen konnte, bevor ich wirklich genug hatte. Doch er weigerte sich „wie ein Hund zu gehorchen.“ Dylan hatte sich schon längst verzogen, als auch Iros sich endlich abwandte. Zu Gray meinte ich, dass ich von ihm mehr erwartet hätte. Er erwiderte, dass er eigentlich mir etwas erzählen hatte wollen, doch niemand hätte ihm zugehört. Damit verschwand auch er und ließ mich sprachlos zurück. Ich konnte es nicht fassen, was sich in den letzten Augenblicken vor meinen Augen abgespielt hatte. War ich mit einem Haufen Kinder unterwegs? Iros Worte hatten mich mehr getroffen, als es mir lieb war. Und ich kann nicht umhin ihm einzugestehen, dass er Recht hat. Wahrscheinlich war meine (Für)Sorge um Dylan zu viel, doch wie kann ich nach den letzten Ereignissen nicht besorgt sein? Wieder einmal regt sich Trotz in mir. Wäre ich an seiner Stelle…wie damals im Kampf gegen den Troll. Er hat das Recht mich zu schützen, doch mir wirft er es vor. Er hat das Recht sich um mich zu sorgen, doch mir wird vorgeworfen, ich enge ihn ein. Ich möchte doch nur, dass er bald mit seinen Händen wieder auf seiner Laute spielen kann…und dass er bei mir bleibt. Zur Nachtwache, die die ganze Nacht füllen würde, begab ich mich ins Badezimmer. Von den Männern fehlt jegliche Spur und wir können wohl wenig Hilfe von ihnen erwarten, sollte in der Nacht etwas passieren. In Liebe Enya
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Liebste Mutter, Am nächsten Morgen begaben auch wir uns zu den Zwergen und trafen dort auf Glarn Rabenbart, der uns zum Dank etwas Gold und Amulett überreichte. Das Amulett ist bronzefarben und zeichnet seinen Träger als Zwergenfreund aus. Da wir es aufgrund der vergangenen Ereignisse für gefährlich hielten, alleine unterwegs zu sein, gingen Gray, Dylan und ich gemeinsam zur Magiergilde. Vorher bat ich noch um einen Besuch im Badehaus und ließ mir in MacAelfins Badehaus den Ansatz nachfärben. Schließlich kamen wir an die Gilde von Thame, die Gilde des weißen Steins. Dort wurden wir zu einem Zwerg namens Gram Funkenflug geführt, der Gray am Naondag einen Termin mit Arlena NiConuilh, der Vorsteherin der Gilde, gab. Nachdem wir noch ein paar Zauberkomponenten erstanden hatten, gingen wir in der Stadt noch andere Besorgungen machen. Ein Besuch im Tempel, bescherte Heilung für Dylans Hände, doch er würde sie zehn Tage lang nicht benutzen können. Bleibende Schäden würden sich erst später herausstellen. Die nächste Zeit verbrachte ich mit meinen Studien. So konnte ich endlich von der Schriftrolle, die mir Gray damals geschenkt hatte, lernen. Mein Wissen über die arkanen Künste und meine Fähigkeiten als Wundheilerin konnte ich ebenfalls verbessern. Als wir am Sedag beim Frühstück saßen, Bruna war im Zwergenviertel, Iros verschwunden, ging die Tür der Taverne auf. Im Eingang stand Iros, gekleidet in einen schwarzen Umhang, an den Armen vergoldete Armschienen, auf dem Kopf ein prunkvoller Helm mit schwarzem Federkamm. Stolz präsentierte er sich uns und ich fragte mich, wie viel Wahrheit noch an der Geschichte mit seiner Geliebten, die er freikaufen wollte, war. Auf meine Zweifel antwortete er, dass es auch andere Mittel und Wege gäbe und er alles tun würde für sie. Dylan würde sich auch noch einmal die Finger brechen lassen für mich. Zu meiner Verärgerung stimmte Dylan ihm auch noch zu. So etwas Törichtes. Als würde es ihn glücklich machen, wenn er nie wieder seine Hände benützen konnte, was würde ich ihm da viel bringen, wenn er auf seine große Liebe, die Liebe zur Musik verzichten müsste? Anschließend begaben wir uns auf den Markt. Dort traf Dylan einen Bekannten. Es handelte sich um Bardulf, ebenfalls ein Barde. Nach einiger Zeit leerte sich der Markplatz und das Bogenschießen auf den „Oger von Thame“ begann. Für das Bogenschießen lieh sich Iros Dylans Bogen aus. Es wurde auf einen Schneemann, welcher den Oger von Thame repräsentierte, geschossen. Die ersten beiden Male flogen Iros Pfeile überall hin, nur nicht ins Ziel. Mit dem dritten und letzten Pfeil durchbohrte er jedoch den Kopf des Ogers und in der Menge dahinter hörten wir einen Aufschrei. So schnell ich konnte, eilte ich dorthin. Ich sah eine gutgekleidete Frau, die sich ihren Arm hielt. Ich war froh meine Tasche mit den Verbänden mitgenommen zu haben und kümmerte mich augenblicklich um die Wunde. Wir erfuhren, dass es sich um Udele NiRathgar, eine angesehene Händlerin in der Stadt handelte. Ich riet ihr zum Arzt zu gehen, denn besonders gut hatte ich meine Arbeit nicht getan, doch sie wollte zurück zu ihrem Haus. Wir begleiteten sie schließlich. Dort angekommen, fragte Iros zu meiner Überraschung, ob sie Samiel kenne. Nein, ich hatte mich nicht verhört, er sprach tatsächlich vom grünen Jäger, aber was sollte dieser mit Udele zu tun haben? Nichts, so schien es, denn sie verneinte die Frage. Gray war der Meinung, es handle sich dabei um einen Schutzpatron der Waldläufer und ließ sich nicht vom Gegenteil überzeugen. Sie bat uns herein, doch Gray weigerte sich, das Haus zu betreten. Er erinnerte uns an unsere Abmachung, niemandem zu trauen. Doch Iros und Mira waren bereits in das prunkvolle Haus hineingegangen. Hin und her gerissen zwischen Grays Warnung und dem Wunsch die beiden dort drinnen nicht allein zu lassen, betrat ich schließlich ebenfalls das Haus. Dylan folgte mir. Drinnen war es dunkel und nur im Wohnzimmer, in welchem Udele saß, brannte Feuer im Kamin. Die Frau äußerte den Wunsch mit uns zu sprechen. Nur uns konnte sie ihre Geschichte erzählen, denn wir waren Fremde in Thame und trotzdem keine schlechten Menschen, denn wir trugen das Amulett der Zwerge. Sie trat vor den Kamin und wir sahen, dass sie keinen Schatten hatte. Wir erfuhren, dass sie sich im Wald von Tureliand in einen Seeelfen verliebt hatte. Doch da diese Wesen anscheinend zu den seelenlosen gehören, musste sie sich von ihrer Seele trennen, um mit dem Elf leben zu können. Sie forschte und fand schließlich eine Möglichkeit auf magische Weise ihre Seele von sich zu lösen. Doch als sie zu dem Elf gehen wollte, erschrak sie über ihren fehlenden Schatten. Sie fühlte sich leer und kehrte wieder zurück. Sie hatte Angst vor dem Schatten, der die Form ihres Spiegelbildes angenommen hatte und ihr wohl nach dem Leben trachtete. Nachdem sie mit der Geschichte geendet hatte, bat sie um Schutz und Hilfe, ihre Seele wieder zu ihr zurück zu bringen. Noch hatte ich einige Fragen und Zweifel und nahm Iros beiseite, um ihn noch einmal nach Samiel zu fragen. In dem Moment, als er den letzten Pfeil abgeschossen hatte, wurde ihm dieser Name ins Ohr geflüstert, von wem wusste er nicht. Was hatte dies zu bedeuten? Bei der Vorstellung, dass der grüne Jäger mit den Ereignissen in Verbindung stand, graute es mir. Ich begab mich zu Gray und erzählte ihm das Gehörte. Zweifel und Misstrauen waren ihm deutlich anzusehen und er stellte klar, dass er kein Leibwächter sein würde, doch schließlich kam er mit in das Haus. Udele sprach von unserer Belohnung und es war wohl die Menge des Goldes, welche zum Annehmen des Auftrages überzeugte. Wir vereinbarten ein Zeichen, mit dem wie sie als Udele erkennen würde. Nachdem dieses beschlossen war, begaben wir uns in den „staubigen Zwerg“ und holten unser Hab und Gut. Zurück bei Udele führte sie uns durch ihr Haus, welchem man ihren Reichtum deutlich ansah. Sie hatte sogar eine Kegelbahn, solch eine Verschwendung. Das eigene Bad jedoch gefiel mir sehr gut. Um vor Eindringligen gewarnt zu werden, brachten wir Glöckchen und Faden an den Fenstern in Udeles Schlafzimmer an und teilten dann die Nachtwachen ein. Ich werde mit Gray und Dylan im Badezimmer wachen, während die anderen im Flur nächtigen. Morgen werde ich zur Magiergilde gehen, um etwas über Schatten, Seelen und diese Art von Magie herauszufinden. Zu Udele werde ich ebenfalls Nachforschungen anstellen. Noch immer habe ich Grays Warnung im Sinn: „Traue niemandem“. In Liebe Enya