Räter Geschrieben 27. März 2014 report Geschrieben 27. März 2014 So ein Schädelkult ist heute noch beeindrucken. Die Ideen dahinter, Glaube und Traditionen. So habe mich mir, als ich mich mit einem Abenteuer ausgetobt habe, mehrere Gedanke über den Schädelkult in Clanngadran gemacht. Leider musste ich oft bemerkten, dass der Schädelkult auf wenig Verständnis und Toleranz stieß.Gerade in einem Land wie Clanngadarn, wo so vieles Möglich ist (und ich nicht weiß, warum nicht mehr Abenteuer dort spielen oder Abenteurer von dort kommen) muss doch auch Platz für heidnisches Kluturgedankengut gegeben sein. Daher habe ich mich jetzt endlich mal hingesetzt und versucht diesen Kult etwas auszuarbeiten, wie er in meinen Augen Behandlung finden könnte. Bevor man über die Schädelkulte in Clanngadarn spricht muss ich kurz ausholen. Es ist zu unterscheiden zwischen einem Kult (Ritus, Sammlungen, Verzierungen) und einer Trophäe. Die Aufschichtung von Toten der Besiegten oder auch nur ihrer Schädel/Kopfe ist ein Phänomen, dass über die Jahrtausende hinweg, vom heutigen Toulouse bis in die hinterste Mongolei auftritt. Schrecken und Frucht wird damit verbreitet, Angst gesät. Gleichzeitig gibt es die anhaltende Mode, dass der Sieger vom Besiegten eine Trophäe erhält, meist nicht freiwillig, weil der Besiegte tot sein muss. Ich meine damit Fell von wilden Tieren, Schätze geplünderter Städte und auch persönliches eines Einzelnen (Finger, Ohren, Zähne). Der Schädel hat dabei die größte Beachtung erhalten. Der Schädel bzw. der Kopf ist das was immer einen Menschen ausgemacht hat, was seinen Unterschied zu seinen Mitmenschen macht. Der kahle Schädel flößt mehr Respekt und Furcht ein als Beispielweise ein Hüftknochen oder eine schön gebogene Rippe. Im folgenden Text beziehe ich mich auf die archäologischen Ergebnisse und Forschungen über die Stämme der Ostgoten zwischen 500 n. Chr. - 1000 n. Chr. und einige Germanenstämme (Friesen, Teutonen, Vandalen, Sachsen) zur Zeit der Völkerwanderungen, dass man alles sehr gut auf die Sippen und Völker in Clanngadarn anwenden könnte. Der Schädelkult in Clanngadarn ist eine uralte Tradition, die wohl auf die ewige Konflikte mit den Nachbarn und Sippen, urheidnischer Ahnenkult und Prestige (vielleicht auch Mannwerdung) zurück zu führen ist. Und was vielleicht auch wichtig ist, ich halte die Völker und Sippen in Clanngadarn für sehr Abergläubisch, das lasse ich hier auch etwas einfließen. Die Aufbewahrung und Sammeln eines Schädels ist für mancherlei Absicht genutzt. Zum Einen als Erinnerung an einen bestimmten Verstorbenen. Der Schädel erhält eine zweckmäßige Aufmerksamkeit der Hausbewohner und Familienmitglieder. Er wird gewaschen, umsorgt, hat seinen festen Platz im Hausinventar, meist sogar eine Nische oder ein Podest auf dem er ruht. Der Schädel symbolisiert den verstorbenen Ahnen, der, solange der Schädel im Haus und ohne Schäden missgestaltet ist, ein Schutzpatron und guter Geist ist, der über das Fortbestehen seiner Familie wacht. Auch auf Gerichtsverhandlungen, Wettstreite, Kulthandlungen, Totenmale und Feste wird der Schädel mitgeführt (s.u.). Reisen und Raubzüge werden ohne den verehrten Schädel unternommen, die Gefahr, dass diesem etwas zustoßen könnte ist einfach zu groß. Zudem hofft ein Krieger in Schlacht, einen persönlichen Schädel zu ergattern. Für den Sterbenden ist es eine große Ehre und Genugtuung, wenn er weiß, dass seine Familie seinen Schädel behalten wird. Damit wird gezeigt, dass der Verstorbene ein besonders gutes, tapferes und ehrenhaftes Leben geführt hat, an das sich seine Hinterbliebenen mit Stolz erinnern. Der Clanngadarner glaubt und weiß, dass der Körper nur ein Gefäß für den Geist und die Seele ist. Nach dem Tod braucht der Tote dieses Gefäß nicht mehr. Seine Seele ist frei. Der Körper, der der Erde übergeben wird, ist hingegen ein gefährliches Objekt. Dunkle Kräfte und Dämonen können sich seiner Bedienen, weswegen dafür gesorgt werden muss, dass der Körper seine Ruhe findet und vergehen kann (s.u. – mehr dazu muss in einer Abhandlung über den Glauben und die Kulte ausgearbeitet werden). Durch den Schädel erhält der Ahn im Totenreich die Möglichkeit einen Blick auf das Diesseits zu werfen. Nicht selten geschieht es, dass in größter Not, wenn man um Hilfe und Beistand bittet, die Schädel zu dem Bittsteller sprechen, ihm Rat und Beistand sind. Es ist unüblich mehr als einen Schädel seiner Ahnen und Vorfahren aufzubewahren. Immer nur der tapferste und würdigste wird dazu auserkoren. Was dem Toten natürlich auch eine Pflicht und Verantwortung auf bürgt. Gegen den Willen eines Verstorbenen würde niemand sich anmaßen seien oder ihren Schädel zu nehmen. Wenn ein neuer Schädel eingesetzt wird, der neue Schützer über die Familie zu sein, wird der Alte beerdigt. Gerne wird ein solcher Schädel für die Errichtung eines neuen Hauses, wobei dieser dann im Zentrum des Fundamentes eingebettet wird. Die andere Art des Schädelkultes ist die Trophäe, das Erbeuten und Besiegen eines Feindes. Die Schädel anderer Sippenmitglieder stehen in höherem Stellenwert als die Schädel von Ausländern, obwohl auch diese gerne gesammelt werden. Ein Krieger/eine Kriegerin darf nicht einfach so den Schädel eines anderen beanspruchen. Der Gegner muss eigenhändig und im Krieg getötet worden sein. Streitereien, Duelle oder Zweikämpfe um Recht und Unrecht oder gar Unfälle dürfen nicht genutzt werden, um sich einen Schädel zu sichern. Ein jeder Krieger wird vor einer Schlacht oder einem Krieg (ich spreche hier von Krieg, es können auch einfache Beute- oder Raubzüge sein) mit dem Segen seiner Götter versehen. In diesem Zustand ist sein Handeln sozial erhöht – er steigt, wenn man so will, zu einem Heros auf – und seine Opfer genießen besonderes Gewicht vor den Göttern. Die auf diese Weise gesammelten Schädel, werden dem Sieger und seiner Familie geweiht (s.u.). Von diesen Schädeln kann eine unbestimmte Anzahl gesammelt werden. Die Menschen in Clanngadarn kleiden sich eher bunt und verabscheuen daher, so meine ich das triste Grau, Schwarz. Daher werden auch die Schädel der Besiegten oft und gerne mannigfaltig ausgeschmückt und erzieht. Eine Trophäenwand im Hause eines Kriegers ist mit Sicherheit ein beeindruckendes Schauspiel. Das Zentrum dieser Sammlung nimmt aber immer der Schädel des Ahnen ein, da ohne ihn niemals diese Schädel gesammelt werden könnten. Man ist nicht der Meinung, dass durch den Schädel, die Kraft des Besiegten auf den Sieger übergeht. Es ist viel brachialer. Der Sieger unterwirft durch den Schädel den Geist des Besiegten seinem eigenen Willen und hält diesen dadurch in einer Zwischenwelt gefangen. Er zwingt den ehemaligen Feind als Wächter über den Sieger und dessen Familie zu wirken und ihn am Tag seines Todes bis in Paradies zu begleiten und weiteren Schaden abzuwenden. Wenn diese Aufgabe erfüllt ist, wird der Geist nach Tod des Siegers freigegeben und darf endlich Ruhe im Jenseits finden. Neben der Trophäenwand werden eroberte Schädel auch gerne auf Gräber von Verstorbenen, an den Türsturz oder auch in Tempel gelegt, wo sie als Weihobjekte für einen Gott gelten oder ein Geschenk an den Priester für seinen Segen. Ein Schädelgeschenk von Krieger an Krieger wäre eine große Beleidigung und eine Schmähung des Beschenken, da dieser nicht in der Lage war selbst für seine Familie zu sorgen oder weil er ein Feigling war. Wenn es die Zeit erlaubt, wird das Schlachtfeld nach einem guten Kampf nicht der Verwahrlosung, Dieben und Fingerschneidern überlassen. Die Leichen werden in Massengräbern vergraben. Zudem sucht ein Krieger erst nach dem Kampf den Leichnam des Feindes, dessen Schädel er heimbringen will. Ein Beutezug ohne Schädel ist für den Heimkehrenden demütigender als Verkrüppelung oder Niederlage. Das oberste Tribut, noch über Edelmetallen, Sklaven und Waffen, an seinen Gott und Familie ist der tapfer kämpfende und besiegte Feind. (– Die Plünderungen von denen in Alba oft geschockt gesprochen wird, sehe ist eher ein Propagandatrick, um die nördlichen Völker als wilde Barbaren und ehrlos darzustellen. Ein Beutezug clanngadarnischer Krieger richtet sich eher auf mittlere Dörfer und Heerlager. Die Brutalität mit der aber gekämpft wird, kann in meinen Augen gar nicht gar genug beschrieben werden. Die Kämpfer aus Clanngadarn haben ihren Ruf sicher nicht umsonst – aber das muss auch an anderer Stelle besser erläutert werden, von Leuten die es besser können als ich.) Der Schädel hat noch eine dritte Bedeutung. Bevor ein Mann heiraten darf, muss er einer Frau einen, seinen ersten Schädel übergeben, wenn diese den Schädel an ihre Bettstatt legt, gelten die beiden als einander versprochen, da sich nun der Mann um den Schutz der Frau kümmert. Wenn die Frau dann zum Mann zieht, nimmt sie den Schädel mit in ihr neues Heim. Die Eltern der Frau dürfen dieser Verbindung nicht im Wege stehen, da der Mann sich als würdig erwiesen hat. Zudem hat der Mann schon vorher bei den Eltern und der Tochter seine Absicht kund getan und sich die Erlaubnis gesichert. Allerdings kann diese Schädeleroberung von der Familie und auch Nebenbuhlern angezweifelt werden, dann muss der Beschuldigte Zeugen bringen oder einen Richterspruch wagen. Um einen Schädel sein eigen nenne zu können, müssen einige wichtige Rituale, Kulthandlungen vor den Augen des Pantheons, die richtige Handhabung mit dem Rest gewährleistet sein. Das Präparieren: Dem ehrenvoll! Besiegten wird vor Ort der Kopf mit einem sauberen Hieb vom Rumpf getrennt und bis zur Präparierung an einem Seil um den Hals des Pferdes oder an einen Wagen gehangen. Zuerst wird der Kopf zum Entbluten einen Tag in kaltes Wasser gelegt. Dem Kopf werden punktgenaue Schnitte durch die Haut bis zum Knochen angesetzt, wodurch der Großteil des Fleisches vom Kno-chen einfach abgezogen werden kann. Der Kopf wird dann mehrere Stunden abgekocht. Hinterher wird der Unterkiefer abgeschlagen und entfernt. Die Entnahme der Augen und des Gehirns geschieht durch den nun freigelegten, hinteren Teil des Schädels. Der so freigelegte Schädel wird in heißem Wasser mehrere Stunden gekocht bis der letzte Rest Fett abgefallen ist und anschließend werden Gewebereste mit einer Bürste entfernt. Der blanke Schädel wird herausgenommen, mit einem Stein glatt geschabt, geschliffen und dann in einem Sud aus Ölen, Kräutern und Salz mehrere Tage angelegt. Anschließend poliert und kann dann mit Farben oder Einkerbungen verziert werden. Nicht selten kommt es vor, dass Köpfe der Besiegten noch vor Ort in einen Ameisenhügel gelegt und zugedeckt werden, so dass die Ameisen jedes bisschen Fleisch davon abnagen. Diese Prozedur kann aber mehrere Tage bis Wochen dauern. Das Gehirn wird mit einer Klinge zerschnitten, etwas Kalk darunter gemischt und zu einer Kugel geformt. Dies geschieht nur bei herausragenden Gegnern, wobei der Gehirnball dann in den Schädel zurückgelegt wird. Der ganze Vorgang des Präparierens sollte vom Sieger persönlich durchgeführt werden. Dadurch werden die den Schädel bewohnenden Geister des Besiegten an den Sieger gebunden. Sie erkennen seine Übermächtigkeit an und stellen sich fortan in dessen Dienst, und bemühen sich Unheil und Schaden abzuwenden. Der Schädel dient dabei als Heimstätte der Geister an denn sie gebunden sind, und sich nicht frei in der Welt bewegen können und somit auch keinen Schaden anrichten. Die Köpfe werden entweder am Türsturz oder im Haus, wo sie ihren Schutz wirken lassen sollen angebracht. Es kommt auch vor, dass Menschen einen Kopf ihrer verstorbenen Ahnen, besonders dann wenn dieser sich durch Heldentaten hervorgetan hat, als Schädel präparieren und diese dann bei der Grabstätte mit dem restlichen Körper vergraben oder sie zu Totenmahlen verwenden. Bei Totenmahlen werden die Schädel der Verstorbenen dann an den Esstisch der Familie gebracht, und wie Gäste bewirtet. Niemals würde jemand einen solchen Schädel als Nutzgefäß gebrauchen. Die Grablegung: Begraben werden die Verstorbenen nach etwa 3 – 6 Tagen. Mit einer ehernen oder silbernen Sichel wird ihnen der Kopf vom Rumpf getrennt. Körper und Kopf werden dann getrennt in Tücher gewickelt (wobei in manchen Fällen gerne eine Eisenmünze in und auf die Halswunde gelegt wird) und der Erde übergeben. Beigaben bestehen hauptsächlich aus alltäglichen, häuslichen Dingen und Objekten, die den Beruf des Verstorbenen kennzeichnen. Während Waffen wie Speer und Schwert zu den Händen gelegt werden, wird der Schild unter den Toten gelegt, d.h. der Verstorbene ruht eigentlich auf seinem Schild. Dies soll ihn vor den Übeln aus der tiefen Erde schützen. Seine gesammelten Schädeltrophäen werden zermahlen und in einem Gefäß, meist ein Krug, zu seinen Beinen beigestellt. Auch kleine Geschenke der Hinterbliebenen werden dem Toten mitgegeben, die dann auf seiner Brust, nahe dem Herzen abgelegt werden. Die Geschenke sind aus vergänglichem Material, und sollen sich mit dem Körper auflösen. Die Familie setzt anschließend einen großen Flussstein, mit Einritzungen, Gravuren und/oder farblichen Mustern auf die Brust des Toten, und füllt dann das Grab mit Erde wieder auf. Dieser Ritus kann und wird auf dem Schlachtfeld oder wenn es die Zeit nicht erlaubt, stark abgekürzt. Dem Toten wird der Kopf gleich nach seinem Tod abgeschlagen, so dass das Blut noch aus dem Kopf fließen kann. Dann wird der Leichnam auf seinem Schild gelegt, eine Schwertklinge oder Axt zwischen Kopf und Rumpf geschichtet, und schließlich möglichst nahe an einem oder zwischen Bäumen begraben. Als Erinnerung für die Hinterbliebenen wird der Helm des Gefallenen mitgebracht. In Clanngadarn würde ein Krieger niemals den Schädel eines Trolls, wilden Tieres oder Ungeheuers den gleichen Stellenwert zukommen lassen wie dem eines anderen Menschen. Nur Menschen gelten als ebenbürtige Feinde, weil nur in einem Kampf zwischen Kriegern es zur wahren Ausgeglichenheit kommen kann. Wobei es nicht von Bedeutung ist, ob der Feind Mann oder Frau ist. Im Kampf und vor allem im Sterben zeigt sich erst der Wert des Kämpfers. Frauen können hier so manchen Mann, ein Knecht so manchen Adeligen überbieten. Gegen Ungeheuer, Monster oder Tiere ist dieses Gleichgewicht nicht gewährleistet. Das heißt nicht, dass ein Schädel einer anderen Art nicht auch Anerkennung einbringt. Das war mal ein kurzer Einblick, wie ich mir den ganzen Trubel rund um die Schädel und Schädelkulte von Clanngadarn vorstelle. Einiges wurde gesagt, vielen bleibt sicher noch offen. Für nichts davon verlange ich fixe Zustände, Abänderungen, Kritik oder Fehler sind sicherlich gegeben und ich freue mich über alles davon. 2
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