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Religion bzw. Kulte im Alltag und Fremde


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Geschrieben

Wie sieht es aus, wenn Fremde (insbesondere Ausländer oder Nichtmenschen) in ein Dorf oder eine Stadt kommen und dort z.B. die Ernte oder eine Sonnenwende gefeiert wird?

 

Die Gastfreundschaft wird natürlich gebieten, dass Fremde eingeladen werden. Aber das umfasst doch normalerweise nur die weltlichen Dinge der Feier, also meist das Essen und je nach Kult mehr oder weniger viel von Tanz und Musik.

 

Ich habe Midgard meist als sehr tolerant gegenüber anderen Religionen kennengelernt. Das macht es natürlich einfach für die Figuren, aber irgendwie kann ich mir das nur schwer vorstellen. Sollte nicht ein Ormut-Priester zu Xanstid eigene Rituale vollführen wollen? Sollte aber auf der anderen Seite die Dorfbevölkerung nicht die Fremden zur Teilnahme an den Riten animieren? Schließlich hängt die Gunst der Götter doch an möglichst umfangreicher Teilnahme an den Feierlichkeiten ab. Selbst wenn hier Ormut und Xan gleichgesetzt werden können (das sollte ein weltreisender Abenteurer noch halbwegs können), so werden sich aber die Kulte doch unterscheiden und eventuell sogar Dinge fordern, die der andere Kult strikt ablehnt.

 

Und unterschiedliche Gottheiten sind ja noch einfach, Schamanismus, Nathirkult und Götter haben teilweise weniger Gemeinsamkeiten.

 

Solwac

 

P.S. Während es im Strang Religiosität auf Midgard eher um das Verhältnis des Einzelnen zur Religion geht, möchte ich hier den Fokus auf das Verhältnis der Religionsgemeinschaft gegenüber Andersgläubigen setzen.

Geschrieben

Hi Solwac,

 

das hängt doch wohl stark von der Religion / dem Kult ab.

 

Es gibt Kulthandlungen die allgemein segensreich, verbindend und positiv sind. Grundsätzlich hat hier wahrscheinlich jeder Zugang zu der Kulthandlung.

Daneben mag es religiöse Rituale geben, die exklusiv und geheim sind und die Religionsgemeinschaft konstituieren. Hier haben Fremde eher keinen Zutritt.

 

Ob eine Religion oder ein Kult eher den Mysterien anhängt, sich mehr der Gemeinschaft zuwendet oder beide Elemente in sich trägt, hängt ganz von dessen Inhalten, Zielen und Geschichte ab.

 

Ich denke nicht, dass man hier eine generelle, verallgermeinerbare Regelung finden kann.

 

Allenfalls könnte man noch annehmen, dass in Regionen in denen die Existenz fremder Religionsgemeinschaften nicht bekannt oder unwesentlich ist, das religiöse Leben sich öffentlich abspielt.

 

Dem entgegen wird in Regionen in denen ein Kulturkampf (auch) mit religiösen Mitteln gefochten wird, die Kulthandlung eher etwas exklusives sein.

 

Ciao

Birk :crosseye:

Geschrieben

Natürlich hängt es stark vom jeweiligen Kult ab. ;)

 

Ich gehe mal von einer offenen Kulthandlung aus, Geheim- und Mysterienkulte sind eine ganz andere Sache.

Nehmen wir als Beispiel das Erntedankfest in einem Dorf. Die Kulthandlungen werden natürlich für alle sichtbar vollzogen. Wenn jetzt Fremde im Dorf sind, dann sind sie natürlich zum Fest eingeladen, schließlich haben die Götter ja dem Dorf wieder das Überleben durch eine (gute) Ernte ermöglicht. Wie weit werden die Dörfler jetzt erwarten, dass Fremden mitmachen bzw. was sagen sie, wenn sich die Fremden weigern?

 

Einerseits müssen doch alle mitmachen, andererseits können Konflikte bei bestimmten Ritualen entstehen.

 

Solwac

Geschrieben
Wie weit werden die D�rfler jetzt erwarten, dass Fremden mitmachen bzw. was sagen sie, wenn sich die Fremden weigern?

 

In einer Dorfgemeinschaft wird es sehr offensichtlich sein, dass jemand von außerhalb kommt. Deswegen gehe ich davon auf, dass man die Fremden auf wichtige Gebote hinweisen wird. Dabei denke ich, dass schwerwiegende Uebertretungen per Gesetz geregelt sind. Ebenso duerfte auch deinem Privatglauben vor Gericht kaum Beachtung geschenkt werden. Gesetz ist Gesetz.

Dennoch ist davon auszugehen, dass die Gerichtsbarkeit bereits Vorschriften oder Problemloesungen in Zusammenhang mit Fremden kennt. In Staedten sowieso, ein Dorfpriester muss vielleicht erst den Rat bei einem Experten einholen.

 

Ebenso duerften aber auch die meisten Religionen Tricks kennen, durch die du von den Suenden zu denen dich Fremde gezwungen haben reingewaschen wirst.

 

Das ist eigentlich zwingend, denn Religionen definieren sich meist in Abgrenzung zu "den Anderen", kennen also immer Nicht-Gläubige.

(Ausnahme einzelne Stammesreligion, usw.)

 

Ansonsten haengen Konsequenzen halt von dem Glaubensgut ab das dahinter steckt.

Wenn der Glaube es vorschreibt, dass du vor dem Betreten des Hauses den Myrtenkranz kuesst, damit die Einwohner das naechste Jahr kein Unglueck ereilt, aber deine Religion dir eine solche Handlung verbietet, dann wird man dich halt nicht ins Haus lassen.

 

Uebertritts du dieses Gebot boeswillig, koennte ich mir schon Pruegel vorstellen, und eine saftige Geldstrafe durch die der Dorfpriester bezahlt wird, um den Fluch zu bannen.

 

Im Einzelfall koennte man Fremde auch durch eine Beugehaft zu kultischen Handlungen Zwingen.

Angenommen du faengts den Blumenstrauss auf einer Hochzeit, und die Sitten schreiben dir dadurch ein Tieropfer zugunsten des Ehepaars vor. Du weigerst dich, der Ortspriester findet keine Problemloeung in seinen Schriften - ab in den Turm.

 

Echte Religionsfreiheit duerfte noch kein Thema sein. In dem Moment, in dem die Obrigkeit sich gegen dich wendet, werden deine Chancen schlecht stehen.

 

Zu Faellen in denen Glaubensgueter abgewogen werden, die dich zwischen die Wahl von Selbstmord oder Ketzertod stellen, duerfte es eher selten kommen, solange eine Religion nicht explizit verfolgt wird.

Geschrieben

Dabei denke ich, dass schwerwiegende Uebertretungen per Gesetz geregelt sind.[/QUote]

 

Das glaube ich persönlich nicht. Kommt aber wirklich auf die Länder/Kulte an. Gesetztliche Regelungen kann ich mir z.B. nicht vorstellen für Clanngadarn, Erainn, Alba.

 

Ich würde auch davon ausgehen, dass z.B. auch in Alba die Feste/Riten von Region zu Region Unterschiede kennen. Außerdem dürfte auch immer noch was vom alten Glauben versteckt mit drin sein. In Clanngadarn und Erainn sind Feste wahrscheinlich stark regional/dörflich geprägt.

 

Gerade ein Erntedankfest z.B. wird bis auf die Huldigung der Götter/Natur/Nathir ein fröhliches Fest sein, an dem einfach jeder teilnehmen kann, egal was er glaubt.

 

Evtl. bin ich ja zu offen, aber bei Frühlings-, Erntedank-, Totenfesten sehe ich wenig Grund, jemanden aus zu grenzen. Vor allen in den oben genannten drei Ländern, da sie sich da recht ähnlich sein dürften.

 

Bernd

Geschrieben

@Solwac: Das Thema ist so vielschichtig, dass m.E. eine Beantwortung deiner Frage nicht möglich ist, ohne die Diskussion ausufern zu lassen. Mir scheint aber, Du hattest eine bestimmte Region/Kulturkreis im Sinn, als Du dies schriebst (Aran/Eschar?). Vielleicht doch besser im jeweiligen Regionen-Forum nochmal posten?

 

Herzliche Grüße,

Triton

Geschrieben
@Solwac: Das Thema ist so vielschichtig, dass m.E. eine Beantwortung deiner Frage nicht möglich ist, ohne die Diskussion ausufern zu lassen. Mir scheint aber, Du hattest eine bestimmte Region/Kulturkreis im Sinn, als Du dies schriebst (Aran/Eschar?). Vielleicht doch besser im jeweiligen Regionen-Forum nochmal posten?

 

Herzliche Grüße,

Triton

Nein, ich habe keine spezielle Kultur im Sinn. Mir ist es nur bei einigen meiner letzten Abenteuer aufgefallen, dass dieses Thema irgendwie nicht zu meiner Zufriedenheit behandelt wurde. Als Spieler sind meine Figuren in so eine Situation gekommen und als Spielleiter war ich auch etwas ratlos. Beides führt dazu, dass ein Gutteil der typischen Kultur einfach glatt gebügelt wird.

 

Solwac

Geschrieben

Ich denke nicht, dass es auf deine Frage eine richtige Antwort geben kann. Religion ist in Midgard recht abstrakt und stiefmütterlich beschrieben. Daraus folgt, dass die nähere Ausgestaltung des jeweiligen Glaubens dem Meister und den Spielern obliegt.

 

Zusätzliche Elemente die eine einheitliche Handhabung verhindern sind die Vielzahl der Religionen auf Midgard, die jeweils ihren eigenen (wahrscheinlich sogar regional unterschiedlichen) Regeln folgen und die Diversität der Bewohner der Spielwelt, die sich ja nach Bildungsstand, Religiösität und Interessenlage mitunter deutlich unterscheiden. Ich denke, hier muss jede Spielrunde ihre eigene Lösung finden.

Geschrieben

JOC beschreibt das schon ganz gut, finde ich. Gerade wenn Priester in einer Abenteurergruppe sind, ist es doch Teil eines interessanten Rollenspiels, wenn diese in fremden Kulturen auch mal anecken, weil sie ihre Glaubenshandlungen vollführen, was bei der einheimischen Bevölkerung schon mal auf Unverständnis bis zu Ablehnung führen kann.

 

Bei großen Festen würde ich es allerdings auch eher locker sehen. Die Fremden wissen es halt nicht besser und werden beim mitfeiern vielleicht gerne gesehen, aber wenn sie sich der religiösen Handlungen entziehen, könnte die Mehrheit der Dorfbevölkerung da schon ein gewisses Verständnis für haben - so was kann man auch wunderbar in einer Rollenspielsituation klären:

 

Dörfler: "Wie, ihr wollt nicht durch den Kornkreis springen?" :crosseye:

Abenteurer: "Aber das bringt doch Unglück!" :disturbed:

Dörfler: "Hä? Nein, damit erhälst du doch erst den Segen der Götter." :colgate:

Abenteurer: "Nun, ich komme von weit her, bei uns ist das alles anders, seid mir bitte nicht böse, wenn ich an eurem Ritual nicht teilnehmen kann." :lookaround:

Dörfler: "Wie? Ach? :confused: Na, dann wirst du von den Göttern aber nicht gesegnet, wenn das dein Wille ist." :dunno:

 

Oder so ähnlich....

 

Grüße

 

Bruder Buck

Geschrieben

Hallo Solwac!

 

Ein Beispiel für eine offene Kulthandlung findest Du in 'Mord auf hoher See' in WDA. So stelle ich mir Kulthandlungen politeistischer Religionen vor. Da in diesen Religionen per Definition keine Exklusivität besteht gibt es weder genau definierte Mitglieder noch Verbote für Gläubige an den Kulthandlungen anderer Gottheiten teilzunehmen.

 

[spoiler=Mord auf hoher See]

Zu Beginn wird eine Kulthandlung des Dwyllan beschrieben, jeder Passagier wird vom kapitän darauf hingewiesen. Verpflichtung zu kommen besteht nicht. Teilnehmen kann jeder der möchte. Jeder dessen Spende angemessen ist bekommt ein gesegnetes Amulett.

 

 

 

Probleme macht mMn nur der Din Dulahi, da es Gläubigen strikt verboten ist andere Göter zu verehren und Ungläubige von den kulthandlungen ausgeschlossen werden.

 

Gruss

 

Chaos

Geschrieben

Gesetztliche Regelungen kann ich mir z.B. nicht vorstellen f�r Clanngadarn, Erainn, Alba.

 

Ich gehe z.B. schon davon aus, dass Feiertage in Alba gesetzlich geregelt sind, und einige davon sind sicher religioes begruendet.

 

Hier verschwimmen die Grenzen bereits, und ich bezweifle, dass Midgard bereits die Idee eines saekularen Staatswesens entwickelt hat. Es ist denkbar, dass sich der Adel gegen religioese Einmischung wehrt, aber da das Weltbild eines Adeligen ebenso durch Religion gepraegt ist, ist ein gehoeriger Einfluss anzunehmen.

Auch die Aebte werden wissen, wie sie ihrem Einfluss Geltung verschaffen koennen.

 

Die Bevoelkerung Erainns, "das Volk der Schlange" definiert sich unter Anderem durch ihre Religion. Die "Toechter der Schlange" sind Aeußerst maechtig und nehmen gewiss Einfluss auf die Politik. Daraus resultieren Gesetze.

 

In Clanngadard gehe ich von einer Stammeskultur aus. Das heißt ein Stammesfuerst, Aeltestenrat oder Thing spricht Recht. Dabei duerfte zwischen religioeser Weltanschauung und Gesetzen keine klare Linie moeglich sein. Ist das Entscheidungsgremium der Meinung du hast jemanden beleidigt, oder gegen "die guten Sitten" verstossen, wird er wiedergutmachung durchsetzen.

Wenn dann noch eine religioese Autoritaet der Anklaeger ist, sitzt du richtig tief drin.

 

Mir geht es jetzt nicht darum, Leuten mein Midgard-Weltbild aufzubrennen. Aber ich wollte etwas ausfuehren wie ich mir die Vermischung Religion/Politik so vorstelle.

 

Ich persoenlich wuerde fuer Alba sogar eine religioese Gerichtsbarkeit passend finden. Ueber einfaches Familienrecht und religioese Sachverhalte urteilt ein XAN-Priester.

 

Ein Kirchenrecht muss sowieso existieren. Denn nach irgendwelchen Maßstaeben muessen die Kulte organisiert sein.

Und die Akademie zu Cambrygg kennt sicher Disziplinarmaßnahmen und Gremien die diese verhaengen. Das ist bereits eine Rechts-Befaehigung.

Geschrieben

Hallo JOC

 

Ich bezweifel auch, dass Midgard bereits die Idee eines säkularen Staatswesens entwickelt hat. Ist für meine Aussagen auch nicht nötig als Voraussetzung.

 

Aber wofür gesetzliche Regelungen? Der Zeitpunkt diverser Feiertage ist z.B terminlich regional unterschiedlich, z.B. je nach Schneeschmelze und wann die Flüsse/Häfen wieder frei sind. Der Oberguru von Dorf, Stadt, Region sagt dann: So, dann und dann ist die Feier. Aber ist das Gesetz, wie die Feier abläuft etc.? Kann ich mir nicht vorstellen.

 

Gut, wir wissen es nicht, wie es auf Midgard wirklich ist. Daher vermuten wir nur bzw. angeln uns an der irdischen Historie lang. Wer hat denn bitteschön z.B. in deutschen Dörfern damals vorgeschrieben, wie das laufen soll? Klar, die Kirche hat es versucht, oft mit mäßigen Erfolg. Trotzdem gab und gibt (!) es regional große Unterschiede. Landesweite Gesetze kann ich mir daher kaum vorstellen, aber auch regional nicht wirklich.

 

Gerade in Erainn z.B. müssen die Feiern nicht von Töchtern der Schlangen bzw. von Weisen Frauen überhaupt geleitet werden. Können ja, wenn eine da ist auch wahrscheinlich, aber es ist kein Zwang.

 

In Clanngadard gehe ich von einer Stammeskultur aus. Das hei�t ein Stammesf�rst, �ltestenrat oder Thing spricht Recht. Dabei d�rfte zwischen religi�ser Weltanschauung und Gesetzen keine klare Linie m�glich sein. Ist das Entscheidungsgremium der Meinung du hast jemanden beleidigt, oder gegen "die guten Sitten" versto�en, wird er wiedergutmachung durchsetzen.

Wenn dann noch eine religi�se Autorit�t der Ankl�ger ist, sitzt du richtig tief drin. [/Quote]

 

Wenn man Gesetz so definiert, o.k. Für mich ist religiöses Brauchtum eben eher Brauchtum, Überlieferung, kein in Steine gemeißeltes "Gesetz". Wofür auch ein Gesetz? In den meisten Dörfern tauchen fast nie Fremde auf, wofür für die Einheimischen ein Gesetz erlassen?

 

Aber insgesamt bleibe ich dabei: Man muss jeweils die einzelnen Kulte, Religionen und Sitten anschauen. Und unterscheiden zwischen wirklich speziellen Riten und den Jahreskreisfesten. Wirklich wichtige Riten finden in der Regel doch eh nur vor Gläubigen und evtl. an speziellen Orten statt. Was haben da Fremde/Ungläubige zu suchen?

 

Solange nicht missioniert wird sehe ich in den wenigsten Ländern große Probleme für "Ungläubige".

 

Gruß

Bernd

 

P.S.: Verstöße gegen (religiöse) Sitten, Bräuche und Tabus können unabhängig von (Kult-)Feiern auftreten. Das muss dann aber auch einzeln betrachtet werden meiner Meinung nach

Geschrieben

Gesetztliche Regelungen kann ich mir z.B. nicht vorstellen f�r Clanngadarn, Erainn, Alba.

 

Ich gehe z.B. schon davon aus, dass Feiertage in Alba gesetzlich geregelt sind, und einige davon sind sicher religioes begruendet.

 

Hier verschwimmen die Grenzen bereits, und ich bezweifle, dass Midgard bereits die Idee eines saekularen Staatswesens entwickelt hat. Es ist denkbar, dass sich der Adel gegen religioese Einmischung wehrt, aber da das Weltbild eines Adeligen ebenso durch Religion gepraegt ist, ist ein gehoeriger Einfluss anzunehmen.

Auch die Aebte werden wissen, wie sie ihrem Einfluss Geltung verschaffen koennen.

 

Die Bevoelkerung Erainns, "das Volk der Schlange" definiert sich unter Anderem durch ihre Religion. Die "Toechter der Schlange" sind Aeußerst maechtig und nehmen gewiss Einfluss auf die Politik. Daraus resultieren Gesetze.

 

In Clanngadard gehe ich von einer Stammeskultur aus. Das heißt ein Stammesfuerst, Aeltestenrat oder Thing spricht Recht. Dabei duerfte zwischen religioeser Weltanschauung und Gesetzen keine klare Linie moeglich sein. Ist das Entscheidungsgremium der Meinung du hast jemanden beleidigt, oder gegen "die guten Sitten" verstossen, wird er wiedergutmachung durchsetzen.

Wenn dann noch eine religioese Autoritaet der Anklaeger ist, sitzt du richtig tief drin.

 

Mir geht es jetzt nicht darum, Leuten mein Midgard-Weltbild aufzubrennen. Aber ich wollte etwas ausfuehren wie ich mir die Vermischung Religion/Politik so vorstelle.

 

Ich persoenlich wuerde fuer Alba sogar eine religioese Gerichtsbarkeit passend finden. Ueber einfaches Familienrecht und religioese Sachverhalte urteilt ein XAN-Priester.

 

Ein Kirchenrecht muss sowieso existieren. Denn nach irgendwelchen Maßstaeben muessen die Kulte organisiert sein.

Und die Akademie zu Cambrygg kennt sicher Disziplinarmaßnahmen und Gremien die diese verhaengen. Das ist bereits eine Rechts-Befaehigung.

 

Hallo JOC!

 

Gesetze im modernen, allgemeingültigen Sinn haben in Alba und anderen mittelalterlichen Settings mMn keinen Platz. Ganz besonders keine Gesetze zu Feiertagen, diese werden entweder von der Kirche oder nach alter Tratition festgelegt.

 

Die Gerichtsbarkeit in Alba wurde im QB beschrieben.

 

Gruss

 

Chaos

Geschrieben

Gesetze im modernen, allgemeingültigen Sinn haben in Alba und anderen mittelalterlichen Settings mMn keinen Platz. Ganz besonders keine Gesetze zu Feiertagen, diese werden entweder von der Kirche oder nach alter Tratition festgelegt.

 

Es ist doch gar nicht die Rede von einem Zentralstaat.

 

Der Adel erhebt Steuern und Zölle, dafür werden definitiv Gesetze erlassen. Ebenso sind die Privilegien des Königs bzw. Reichsverwesers festgesetzt.

 

Und eine Stadt wie Beornanburgh organisiert sich auch nicht aus dem Bauch heraus. Dort muss selbstverständlich festgelegt werden wann Feiertage stattfinden, wann Markttage, worauf welche Einfuhrzölle festgelegt sind, und wieviel das Eichgewicht wiegt.

 

Für meine Ausführungen ist es völlig unerheblich, ob schriftlich, oder mündlich, ob regional oder überregional.

Es gibt Machthaber und es wird Recht gesprochen .

Es genügt, dass Beleidigung, Ehrverletzung, Verstöße gegen das Gastrecht oder Sittenverstöße geahndet werden.

Hierbei ist selbstverständlich das religiös geprägte Weltbild maßgeblich.

 

Wenn du in einen Tempel rennst und das Heiligtum in Stücke haust, kommst du vor den Kadi, und niemand hört sich an, dass dir das Ding nunmal nicht heilig war, weil du einer anderen Religion angehörst. Und selbstverständlich wird dir das Gericht nicht einfach den Materialwert in Rechnung stellen.

 

Das gleiche kann auch "im Kleinen" passieren.

Geschrieben

"Im wirklichen Leben" sollte man sehr genau unterscheiden, ob es sich um eine polytheistische oder eine monotheistische Religion mit Absolutheitsanspruch handelt.

 

Die meisten polytheistischen Systeme sind prinzipiell offen und gegenüber anderen Glaubensvorstellungen tolerant wenn nicht latent synkretistisch. Taucht ein unbekannter Gott auf und passt der irgendwie und hat der was drauf, dann wird der ins Pantheon integriert. Umkehrschluss: Religiöse Praktiken für andere Götter werden per se noch nicht als bedrohlich erlebt.

 

Außerdem gibt es in einem Pantheon eine Aufgabenteilung, die auch von den Gläubigen so gesehen wird. Warum sollte der Priester einer Feuergottheit nicht vor einer Bootstour dem zuständigen Meeresgott ein Opfer bringen? Schließlich ist das dessen Aufgabenbereich! Und wenn in einem entlegenen Winkel der Welt ein anderer Meeresgott den Job macht, dann wende ich mich an den.

 

Regionale Beschränkungen in der Zuständigkeit werden akzeptiert: Warum sollte ich auf dem Erntefest von Kleinkleckersdorf nicht dem Fruchbarkeitsgott von Kleinkleckersdorf ein Trankopfer darbringen, schließlich geht es um die Erträge der umliegenden Felder.

 

Umgekehrt würde es wahrscheinlich Ärger geben, wenn ich die rituale eines Festes störe. Polytheisten haben aber selten überhaupt Veranlassung dazu.

 

Anders bei monotheistischen Religionen, die ja irgendwie fast zwangsläufig einen universalistischen und einen absoluten Anspruch haben. Toleranz gegenüber anderen Religionen ist hier viel schwerer möglich: Da ich den einzigen Gott anbete, der auch npoch für alles und überall zuständig ist, machen alle, die es nicht tun einen Fehler. Gleichzeitig ist es nicht statthaft, sich in Einzelfällen oder auch nur in weiter Ferne an einen Götzen/Teufel/Dämonen - da Nicht-Gott zu wenden.

 

Im Römischen Reich wurde das Problem deutlich: Als die Kaiser auf den Tripp kamen, sich als Götter verehren zu lassen, hatten die Poytheisten damit überhaupt keine Probleme, weder die Ägypter, Griechen noch die Römer. Es war einfach noch ein Gott mehr. man vollzog den Ritus und dachte sich höchstens noch seinen Teil dazu.

 

Mit den Juden war das überhaupt nicht zu machen, da sich das mit den Grundüberzeugungen ihres Glaubens biss und die Kaiserverehrung für sie eine Gotteslästerung darstellte. Da den Römern diese Einstellung reichlich fremd war, sie aber in dem Belang auch nicht jedesmal die Machtfrage mit Aufständen, deren Niederschlagung usw. stellen wollten, hatten die Juden m.W. auch eine Art Ausnahmegenehmigung, dass sie den Kaiser nicht anbeten mussten.

 

So ähnlich würde ich es auch regeln, obwohl ich gar nicht weiß, ob es auf Midgard überhaupt eine monotheistische Religion vom Stile der abrahamitischen gibt.

Geschrieben

Hi JOC.

 

Das bestreitet ja auch niemand (denke ich). Vielleicht gehst Du ja aber auch mal auf die Punkte regionale Unterschiede, dörfliche Strukturen und die Unterschiede zwischen Jahreskreisfesten und wichtigen speziellen Riten etc. ein.

 

Gruß

Bernd

Geschrieben

@ Eleazar

 

Zustimmung.

 

Ich sehe in den meisten Regionen Midgards auch keine Probleme mit Andersgläubigen. Solange niemand bewusst gegen Tabus verstösst oder missionieren will (aber warum eigentlich sollte er das tun?), dann ist das doch kein Problem. Selbst bei Missionierung glaube ich eher, dass es es höchstens zu Unwillen kommt in der Regel.

 

Gruß

Bernd

Geschrieben
Ich sehe in den meisten Regionen Midgards auch keine Probleme mit Andersgläubigen. Solange niemand bewusst gegen Tabus verstösst oder missionieren will (aber warum eigentlich sollte er das tun?), dann ist das doch kein Problem. Selbst bei Missionierung glaube ich eher, dass es es höchstens zu Unwillen kommt in der Regel.
Also wer nach Eschar oder Aran kommt und dort missionieren will, wird nicht lange überleben (wahrscheinlich zählst du diese als Ausnahme).

 

In Aran wird es Ungläubigen (momentan) gestattet, ihre eigenen Religionen auszuüben, solange eben nicht missioniert wird (und nicht gegen andere Gesetze verstoßen wird). Allerdings gibt es unterschiedliche Strömungen, so dass sich ein Abenteurer in einem abgelegenen Dorf nicht unbedingt auf das 'Gesetz' verlassen sollte.

Auch an den eigenen Gottesdiensten dürfen Ungläubige teilnehmen, denn dadurch können sie ja den wahren Glauben erkennen. Von den Kulthandlungen dürfen natürlich nur die ausgeführt werden, die auch von den Gläubigen ausgeführt werden dürfen und nicht spezielle Handlungen der Priester sind.

 

In Eschar dürfte es um Einiges strenger sein.

 

Generell sollte sich ein Abenteurer wohl je nach Region (und nicht unbedingt nach Land) vorsichtig erkundigen, was ihm gestattet wird und was nicht.

 

Viele Grüße

Ticaya

Geschrieben

Man kann auch die Frage stellen, inwieweit die Jahreskreisfeste wirklich als kultische Handlung verstanden werden. Wenn nur eingeschränkt, dann müsste man auch noch mal unterscheiden zwischen Festen und Riten bzw. warum wer daran teilnimmt.

 

Wie war das auf der Erde? Gute Frage ;)

Eine wie ich finde an sich gute Homepage schreibt zum Thema:

 

...

Hinsichtlich Jahresfesten und damit verbundenen magischen Ritualen kommen sehr häufig zwei Irrtümer vor. Der erste ist die Behauptung, daß der moderne Mensch den Jahreskreis und das Erntejahr eigentlich gar nicht richtig nachvollziehen könne, schließlich arbeitet er ja nicht mehr unbedingt auf dem Feld und bezieht statt dessen seine Lebensmittel aus dem Supermarkt.

 

Sicherlich vergißt man dadurch häufig, wo das Essen wirklich herstammt, aber auch in früheren Zeiten gab es schon genügend Menschen, die keine Felder mehr bestellten, weil sie Handwerker, Soldaten, Priester oder an Adelshöfen tätig waren und somit ihre Nahrung nicht direkt durch ihre Arbeit erlangten. Diese haben die Feste jedoch auch schon mitgefeiert - allerdings muß man zugestehen, daß oftmals der Grund dafür der war, daß man außer Arbeit so gut wie keine Freizeit hatte, und man wenigstens zu den Festen andere Menschen treffen konnte, um Erfahrungen und Neuigkeiten auszutauschen oder jemanden kennenzulernen.

 

Der zweite Irrtum besteht in der Annahme, alle Menschen, die Jahresfeste feierten, hätten auch Rituale durchgeführt. Dies war aber - damals wie heute - eher den spirituell lebenden Menschen vorbehalten, nicht der breiten Masse. Schon immer übernahmen dies die Priester stellvertretend für die Allgemeinheit, oder die Magier verfolgten damit ihre eigenen Ziele. Auch diese Personen hatten meist mit dem eigentlichem Jahreslauf der bäuerlichen Ernte nur wenig zu tun. [/Quote]

 

(Hervorhebung von mir)

 

Mal unabhängig davon, wieviel davon stimmt würde ich auch für Midgard zumindestens in Erainn und Clanngadarn sagen wollen, dass die Jahreskreisfeste eher "Party mit Inhalt" als Kult sind und das man dort niemanden ausgrenzen muss.

 

Gruß

Bernd

  • 4 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

Der zweite Irrtum besteht in der Annahme, alle Menschen, die Jahresfeste feierten, h�tten auch Rituale durchgef�hrt. Dies war aber - damals wie heute - eher den spirituell lebenden Menschen vorbehalten, nicht der breiten Masse. Schon immer �bernahmen dies die Priester stellvertretend f�r die Allgemeinheit, oder die Magier verfolgten damit ihre eigenen Ziele. Auch diese Personen hatten meist mit dem eigentlichem Jahreslauf der b�uerlichen Ernte nur wenig zu tun. [/Quote]

 

 

Ehrlich gesagt sehe ich hier zwei Widersprueche.

 

1. Wenn bereits die Durchschnitts-Dorfbevölkerung an den religiösen Ritualen keinen Anteil nimmt, impliziert das, dass Außenstehende erst recht nicht darin einbezogen werden. Damit wuerdest du plötzlich die Ausgrenzungs-These unterstützen.

 

2. Selbst dann blieben noch die Feierlichkeiten der Dorfgemeinschaft. Alljährlich eingeleitete Feierlichkeiten und ein daran gekoppeltes Festessen oder ein Tanz sind Rituale.

Und selbstvertändlich wird von Fremden verlangt, dass sie das örtliche Brauchtum, egal ob religiös oder anderweitig motiviert, achten.

Wenn du dich am 1. Mai zur Maibaumwache setzt und mit den Ansässigen ein Bier trinkst, ist das O.K.

Wenn du aber im Rausch an den Maibaum pinkelst, erfaehrst du scharfe Ausgrenzung.

 

Ebenso wird man dich in einzelne Rituale nicht einbeziehen.

Eine Gemeinschaft ist nicht zwangsläufig erfreut, wenn "Dahergelaufene" auf dem örtlichen Heiratsmarkt mitmischen, den Feste nunmal auch darstellen, oder sich am sauer erarbeiteten Banquette vollfressen. Und natürlich kann schon ein Tanz mit einer Maid eine handfeste Schlägerei auslösen.

Genauso ist es fraglich, ob man Fremde einläd, an der Mitternachts-Prozession oder dem seit Monaten vorbereiteten Maskenumzug teilzunehmen.

Warum auch, sie gehören nicht dazu und haben keine Bedeutung für die Gemeinschaft.

Was bleibt den Helden dann anderes übrig als im Abseits zu stehen?

Eine Dorfgemeinschaft muss kein Biotop der Weltoffenheit sein, sondern kann durchaus schratige Züge annehmen.

 

Anmerkung, etwas weiter unten im Text der HP:

Die im Folgenden aufgeführten Deutungsversuche der acht Jahresfeste und ihrer Riten basieren auf Überlieferungen, historischen Quellen, Interpretation heutiger traditioneller Bräuche, deren Auslegung durch verschiedene heidnische Strömungen und meiner eigenen Einschätzung ihrer Plausibilität. Die Ausführungen erheben also keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder gar Wissenschaftlichkeit. [/Quote]

 

Es liegt mir nicht daran jede Diskussion auf wissenschaftliches Niveau zu überheben.

Aber es wäre mir dennoch recht wenn wir auf der Ebene eines Fantasy Rollenspieles mit historischen Elementen blieben, anstatt auf Pseudo-Wissen zuzugreifen. Wenn das deine Vorstellung von Clanngadarnischen Festen ist, kein Problem. Aber als historische Quelle taugt es nix, und es gibt dennoch vor mehr als Fiktion zu sein.

Bearbeitet von JOC
Geschrieben

Hallo JOC,

 

mir gefallen Deine Überlegungen. Du hast völlig recht, eine Dorfgemeinschaft kann schratige Züge haben bzw. sehr in sich abgeschlossen sein. Das ist ja sogar heute noch oft so in RL. Und ein Tanz mit dem falschen Madel kann eine zünftige Hauerei bringen ;)

 

Andererseits darf man nicht die Gastfreundschaft diverser Kulturen, auch auf Midgard, vergessen.

 

Es liegt mir nicht daran jede Diskussion auf wissenschaftliches Niveau zu überheben.

Aber es wäre mir dennoch recht wenn wir auf der Ebene eines Fantasy Rollenspieles mit historischen Elementen blieben, anstatt auf Pseudo-Wissen zuzugreifen. Wenn das deine Vorstellung von Clanngadarnischen Festen ist, kein Problem. Aber als historische Quelle taugt es nix, und es gibt dennoch vor mehr als Fiktion zu sein.

 

Da ich gerade den Text zum Julfest mit "seriösen" Quellen abgeglichen habe, sehe ich auch, dass einiges nicht belegt wird bzw. ist aber auch einiges stimmt. Trotzdem bzw. so oder so ist sie meiner Meinung nach eine ganz gute Inspirationsquelle. Außerdem sagt ja niemand, dass dort ein clanngardarnisches Fest ist. Ich schrieb ja selbst "unabhängig davon, wie viel davon stimmt". Denn gute Ideen für Midgard-Feste kann man daher schon bekommen.

 

Gruß

Bernd

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