Gast Wwjd Geschrieben 8. September 2010 report Geschrieben 8. September 2010 ich weiss ja, dass Chryseia nicht am alten Griechenland, sondern eher an Byzanz orientiert sein soll - aber ich wollte trotzdem mal fragen, ob es so was wie Philosophen oder Philosophieschulen da gibt - oder ob man so was eher in die Küstenstaaten einbauen sollte...In Chryseia gibt es m.E. zahlreiche Philosophenschulen, vor allem in den großen Städten, aber auch auf dem Land. Dabei gibt es traditionell verschiedene Richtungen. Im Rahmen des Nikostria-Projekts hat der liebe Vates (der leider nicht mehr im Forum aktiv ist) einmal die sechs wichtigsten philosophischen Strömungen zusammengefasst. Ich zitiere mal auszugsweise aus einer Mail: Die NaturphilosophenGründer: unbekannt; vor 1600 nL. Anhänger: Druiden, Heiler, Elementarmagier, Alchimisten, Naturforscher, Astrologen, Ärzte, Landbevölkerung Ausrichtung: beobachtend-kontemplativ; mystische und scholastische Strömungen Die Mathematiker Gründer: Ithidales der Große, um 1000 nL. Anhänger: Architekten, Baumeister, Geometer, Künstler, Astronomen, Handwerker Ausrichtung: analytisch-pragmatisch Die Logiker Gründer: Euboulios aus Perge, Anfang 21.Jh.nL. Anhänger: Rechtsgelehrte, Politiker, Dichter, Künstler Ausrichtung: theoretisch-anthropozentrisch Die Dynamiker Gründer: Parmenion aus Agraia, um 2100 nL. Anhänger: Politiker, Soldaten, Händler, Athleten Ausrichtung: dualistisch-teleologisch Die Ethiker Gründer: Menes der Weise, etwa 1950 nL. Anhänger: Priester des Wredelin, Lehrer, Wanderprediger, Künstler Ausrichtung: karitativ-missionarisch Die Empiriker Gründer: unbekannt, etwa 19.Jh. nL. Anhänger: Wissenschaftler, Händler, Zauberkundige Ausrichtung: skeptisch-experimentell Anmerkungen: Ich kann mir vorstellen, dass die Kirche Chryseias die meisten Philosophenschulen wachsam und misstrauisch beäugt, immerhin sind es ja teilweise "Konkurrenzunternehmen", die teils sogar sehr große Widersprüche zum Kirchendogma aufweisen. Insbesondere die Schule der Empiriker dürfte da ständig am Rand der Verfolgung stehen... Trotzdem dürfte es für die meisten Chryseier eine Frage des guten Tons und höherer Bildung sein, sich mit Philosophie zu beschäftigen und sich zu einer Ausrichtung zu bekennen. Das eröffnet ja auch die Gelegenheit zu ausführlichen Streitgesprächen und Argumentationswettstreits. Herzliche Grüße, Triton Die hälfte der Begriffe sagt mir NIchts...
Gast Wwjd Geschrieben 8. September 2010 report Geschrieben 8. September 2010 (bearbeitet) Ich beginne gerade eine Philosophie für eine Philsophenschule meiner chryseischen Stadt zu erfinden. Die Demetriker Die D. glauben, dass politischer und kultureller Bestand wichtig ist, um Sicherheit zu wahren. So darf man diesen Bestand nicht stören und außerdem müssen Gesetzmäßigkeiten erhalten bleiben. So gehört unter anderem zu der Phiosophie, dass Recht und Unrech vererblich sind. Das heißt aber nicht, dass sie gegen Bestragfungen sind: Bestrafungen dienen dazu die Beständigkeit zu erhalten. Dem wissenschaftlichen Fortschritt sind sie geteilt eingestellt: Neue Erkenntisse sollen nur dazu dienen die Beständigkeit beizubehalten. Ich hoffe es ist nicht zu widersinnig. Wenn es nicht zu OT ist, wäre ich für Ideen offen. Und wie erfindet man einen Namen für so eine Schule. Bearbeitet 8. September 2010 von Wwjd
Triton Schaumherz Geschrieben 8. September 2010 report Geschrieben 8. September 2010 Die hälfte der Begriffe sagt mir NIchts... Ich hätte da einen Buchtipp: Philosophie des Abendlandes von Bertrand Russell. Gibts z.B. hier.
Der_Rabe Geschrieben 26. September 2010 report Geschrieben 26. September 2010 (bearbeitet) Lieber Triton, ich sehe zwei oder drei tiefgreifende Probleme darin, auf ein Buch über die Geschichte der Philosophie unserer Welt zu verweisen (auch wenn es ein ausserordentlich empfehlens- und lesenswertes Buch ist). Vorweg: Selbstverständlich ist mir klar, dass wir, um eine alternative Wirklichkeit beschreiben zu können, in grossem Maße auf Bekanntes zurückgreifen müssen - wir variieren die Tatsachen unserer Welt und "würfeln halt alles neu zusammen" (und irgendwie kommen auch neue Gedanken ins Spiel, eben Inspiration und Phantasie). Nun aber zu meinem Problem der falschen historischen Erwartungshaltung Wenn ich in einer Spielrunde ohne Experten für die Geschichte der Philosophie über Chrysea spreche, werden Entsprechungen zu Sokrates, Platon und Aristoteles erwartet (also die kanonischen Philosophen der klassischen Epoche) - man könnte auch sagen, daß eine abschliessbare Liste mit festen Rollen abzuarbeiten wäre (es soll eben ein Sokrates auftauchen, und so wird auch nach einem Sokrates gesucht...). Mit ein wenig Glück kann man noch Epikur einführen (der Kerl, der in seinem Garten hockt und immer gut speist) - und ein nackigter Kyniker ist immer für einen Lacher gut (oder ein Heraklit, der an der Eigenurinkur zu Grunde geht). Allerdings entstammen die genannten Philosophen alle nicht der byzantinischen Zeit- und somit der realweltlichen Entsprechung zu Chrysea (und das wäre Byzanz). Die Lage in Byzanz war aber ausserordentlich unübersichtlich, und ist bis heute kaum erforscht (auch, weil verrückte religiöse Fanatiker sowohl Philosophen aufgespiesst als auch Bibliotheken verbrannt haben). Ein byzantinischer Philosoph wäre zum Beispiel Dionysius (Pseudo-)Areopagiter, und der hat eine ausserordentlich abgefahrene Emanationstheorie im Rahmen seiner Kosmologie entwickelt (die, wenn ich mich recht entsinne, auch in MdS eingeflossen ist). Mann könnte auch ein Plotin- und ein Boethius-Äquivalent einsetzen - aber das sind nur Vorschläge, denn beide thematisieren Denken und Welt zu einer Zeit des Niedergangs eines alten Großreiches (nämlich des weströmischen). Man kann nun aber nicht einerseits eine politische und religiöse Ordnung für Chrysea vorschlagen, die sich stark an Byzanz anlehnt (also mit stark zentralisiertem Monotheismus), und andererseits Philosophenrollen mit dem altbekannten "klassichen" Inventar unserer (Gymnasial-)Antike besetzen. Das Denken der spannenden griechischen Philosophen ist nicht ohne autonome, verfeindete Staststaaten denkbar (und auch nicht ohne reisende Lehrer, die gegen gutes Geld nützliches Wissen vermittelt haben) - und das römische philosophische Denken ist immer ein Denken im Umbruch (und vor allem im Verfall - erst der Republik, dann des Staates als Ganzem). Das wäre sicher spannend, würde aber besser in eine bestimmte Kampagne zu einer anderen Raumzeit passen, nämlich in den Zyklus der Zwei Welten, insbesondere in die "Schwarze Sphäre". Zum guten Schluss möchte ich nocheinmal Russels Einführung loben : Der gute Mann schrieb als ausgewiesener Experte für die Grundlagen der Mathematik überraschenderweise nicht nur über die Geschichte gedanklicher Positionen, sondern lehnte eine automome Betrachtung des "reinen Gedankens" entschieden ab - und in seinem dicken Buch werden Wirtschafts-, Religions- und Staatsgeschichte so mit abgehandelt, daß die Philosophie jeder Zeit angemessen eingepasst wird. Genrell ist auch plato.stanford.edu grossartig (Fachenzyklopädie des Metaphysical Research Lab der Stanford University). Krächzt, Der_Rabe *der sich eigendlich ein älteres Chrysea wünscht und in seinem kleinen Midgard-Zweig sich ein Vorbild an Ephebe nimmt. Als religiöses Grossreich ist Aran genug.* Bearbeitet 26. September 2010 von Der_Rabe /*kleine Verdeutlichung
Kazzirah Geschrieben 26. September 2010 report Geschrieben 26. September 2010 (bearbeitet) @ DerRabe: Ich hatte die Buchempfehlung eigentlich so gelesen, dass sie an Wwjd gerichtet war, dem die hier verwendeten Begriffe nichts gesagt haben. Eine Erörterung möglicher Philosophieschulen in Chryseia setzt aber m.E. durchaus voraus, dass man mit grundlegenden philosophischen Denkrichtungen und angedeuteten Fachbegriffen etwas anfangen kann. (Nicht sie bis ins Detail kennt, aber zumindest grob einordnen kann.) Für Chryseia kann und sollte man das eh alles neu zusammenwürfeln. Für die meisten Abenteuersituationen dürfte der genaue philosophische Hintergrund eh uninteressant sein, wohl aber, welchen Stellenwert die Philosophie in der chryseiischen Gesellschaft hat, wie philosophische Schulen organisiert sein können und welche Konflikte hierdurch entstehen mögen. Im übrigen ist das Staatensystem Chryseias durchaus eher mit der klassischen Antike zu vergleichen, da hier vor allem autonome Stadtstaaten existieren, nur eben auf eine byzantinische Kulturstufe katapultiert, denn in Chryseia gibt es eben keine Zentralgewalt wie in Byzanz. In dieser Hinsicht ist Chryseia vielleicht eher mit dem niedergehenden Westrom zu vergleichen, wo die Kommunen lange weitgehend sich selbst überlassen waren, und als einziges einendes Band noch die Kirche verblieb, die dann auch viele staatliche Aufgaben übernahm, aber das geht an dieser Stelle zu weit, zumal die chryseiischen Staatsgebilde mächtiger sein dürften als die darniederliegenden weströmischen Civitates. Nein, klassische Philosophien passen durchaus nach Chryseia, eben weil wir es mit stark konkurrierenden Staaten zu tun haben. Bearbeitet 26. September 2010 von Kazzirah
Gast Wwjd Geschrieben 28. September 2010 report Geschrieben 28. September 2010 Wie viele Seiten hat es denn?
EK Geschrieben 28. September 2010 report Geschrieben 28. September 2010 Wie viele Seiten hat es denn? Frag doch mal Google.
Der_Rabe Geschrieben 30. September 2010 report Geschrieben 30. September 2010 (bearbeitet) Lieber Kazzirah, ich bin völlig Deiner Meinung (und habe #6 mit Freude gelesen)! Spannend (im Sinne von brauchbar für Abenteuersituationen) sind vor allem die Geschichten der einzelnen Philosophenschulen - also ihre Gründungsgeschichte, ihr innerer Aufbau, ihre Gebräuche, ihr Lehrplan und ihr Verhältnis untereinander wie zu den Obrigkeiten. Und selbstverständlich muss in Chrysea Platz für Philosophen sein! Wo denn sonst? (Bitte, nicht mit "Valian" antworten - das würde doch heissen, ein noch größeres Fass aufzumachen, oder? ). Ich halte das Projekt von Philosophenschulen im Phantasierollenspiel auf jeden Fall auch für ausserordentlich spannend - immerhin wurde bereits Planescape fast vollständig auf Philosophie gegründet. Und Planescape war ausserordentlich spannend (siehe auch Torment). Zudem möchte ich einen weiteren der bereits vorgetragenden Gedanken wärmstens Begrüßen, nämlich, daß es sowetwas wie unhintergehbare gemeinsame Grundlagen der Philosophenschulen Chryseas und der Philosophenschulen unserer Welt geben muss - also gemeinsame Probleme und Grunderkenntnisse, die zu Recht vergleichbar sind. Immerhin haben wir es in Chrysea wie in Griechenland mit denkenden Menschen in einer erlebbaren Welt zu tun. Eines der unvermeidbaren Probleme wäre zum Beispiel die Frage nach dem richtigen Leben, eine der unvermeidlichen Grunderkenntnisse der Satz des Pythagoras. Das heisst aber auch, daß es soetwas wie weltabhängige Differenzen geben sollte - als unterschiedliche Gebräuche des Ausgrenzens und Auffindens von Problemen. Immerhin leben die Philosophen Chryseas in einer weitaus chaotischeren Welt als wir (um der Kosmologie des MdS zu folgen). Einer der zu erwartenden Gebräuche des Ausgrenzens von Problemen wäre das Verlachen von Atheismus und Materialismus (es gibt in Chryesa eben beobachtbar und druchaus auch alltäglich Götter und Magie und Geister), einer der zu erwartenden Gebräuche der Problemfindung wäre der Umgang und das Gespäch mit Elementaren (höhere, vernunftbegabte Geister der Natur). Das sind nur Beispiele. Um meinen (leicht verschnupften) letzten Beitrag knapp zusammenzufassen: Ich möchte vorschlagen, ja gradezu darauf bestehen, dass es in Chrysea die zu Chrysea passenden Philosophenschulen gibt - und die kann man selbst aus einem Russel nicht abschreiben. Mit <passen> meine ich hier vor allem ein gegenseitiges Passungsverhältnis und zwei spezielle Differenzen: Die Philosophenschulen in einem Chrysea, das mir gefallen würde, würden einerseits [1] nach Chrysea passen und andererseits [2] Chrysea hätte sie geformt. Gleichzeitig würden sie [3] woanders auf Midgard nicht vorkommen (ausser im Rahmen eines expliziten Ideentransfers) und [4] würden sie in unserer Welt nicht genauso vorkommen können (anderer sozio-ökonomisch-metaphysisch-physikalischer Hintergrund). Sie wären auch keine direkten Abdrücke unserer irdischen Schulen und könnten das auch gar nicht sein. Um einen kleinen Beitrag zu leisten, werde ich demnächst eine knappe "Problemmatrix" chryseischer Philosophenschulen vorschlagen und mich an einer historischen Fussnote versuchen. Ich bin auf Eure Meinung gespannt. Und noch am Rand @Triton: Gerade eine entstehende Monolatrie halte ich für langweilig und zu stark an die ärgerlichen Zufälle unserer eigenen Geschichte angelehnt. Mir fehlen auf Midgard die alten griechischen Götter ein wenig (auch wenn mir Nea Dea und Wredelin sehr sympathisch sind - eben ein matriarchischer Muttergotteskult, wie er grade im Südamerika unserer Welt entsteht . zudem ist Jackchros schon ein ... vielseitiger Gott). Ich würde ein Szenario, das sich um Fragmente alterchryseischer Kulte dreht, hier sehr begrüssen (ähnlich einem bekannten Einstiegsabenteuer, in dem es um den Tempel eines alten, kleine Valianischen Gottes der Heilkunst geht). Immerhin haben in der verkehrten Welt Midgards hier die "Etrusker" als Tusker ihren Einfluss voll entfaltet - und so wohl auch ihre Wahrsagepraxen technisch weiterentwickeln können. und @Kazzirah Genauso kritisch würde ich den Vorschlag bewerten, in Chrysea, dem "Land der Heiligen", Denken und Glauben vollständig zusammenfallen zu lassen - einige Schulen können mit Sicherheit ein freundschaftliches Verhältnis zur Kirche (als organisierte Obrigkeit) oder zur individuellen Gläubigkeit (als ethisch-spirituellem Weg) entwickelt haben, andere aber mit Sicherheit nicht. Das Glaubenslehre in Chrysea eine immens wichtige Diszilin darstellen sollte, möchte ich keinesfalls bestreiten - ich möchte bloß die Qualität der möglichen Antworten unbestimmt lassen. Eine mögliche Antwort wäre eben: "Lasst mich mit Euren neuen Göttern in Ruhe, ich will weiter mit Elementaren reden und mir anhören, was die mir über die Natur des Feuers zu sagen haben!". Aber ich vermute, dass sich das mit Deiner Grundauffassung von den "zänkischen Chryseern" durchaus nicht beisst, oder? Krächzt, Der_Rabe *der noch tagelang im Bett liegen muss und grade sowieso einen Stapel Bücher neben sich liegen hat* Bearbeitet 30. September 2010 von Der_Rabe /* Kleine Verdeutlichungen nach erstem Gegenlesen 1
Der_Rabe Geschrieben 30. September 2010 report Geschrieben 30. September 2010 @Slasar: Carl Schneider gegenüber wäre ich zumindest skeptisch und würde das Buch aus gesunder Distanz kritisch betrachten. Dafür habe ich aber "Die Geschichte der griechischen Philosophie" von Luciano de Crescenzo anläßlich der Debatte in diesem Strang aus dem Regal geholt und mit neuen Augen sehr amüsiert noch einmal gelesen: humorvoll, belesen und wunderbar verständlich erzählt. Und mit vielen tollen Karten. De Crescenzo, Luciano [1983/1990] : "Geschichte der Griechischen Philosophie. Deutsch von Linde Birk. In Zwei Bänden." Zürich : Diogenes. (=dtb 219112) Antiquarisch nur wenige Euro. Aber Vorsicht bei Carl Schneider - vor allem nicht mir Helmuth Schneider verwechseln (der den Neuen Pauly herausgegeben hat und ausserordentlich nützliche Bücher veröffentlicht, z.B. zur Antiken Technik in der Beck´schen Reihe oder zu Nordhessen in der Antike). Krächzt, Der_Rabe *der auch noch Vorländer oder ganz klassisch Kranz erwähnen möchte, und auf soetwas wie einen aktuellen Forschungsstand in Höffe (ed.) [2008] hinweisen muss, und...und... * 1
Der_Rabe Geschrieben 30. September 2010 report Geschrieben 30. September 2010 @slazar: Ich nicht. Bücher sind zu wichtig.
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