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Rollenspiel ist...


Shadow

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@Henni: Hach ja. Um wirklich ernsthaft diskutieren zu können, müsste es eine trennscharfe Grenze zwischen den Begriffen geben.

Genau dazu habe ich aus dem Duden zitiert! :dunno:

 

Im Alltagssprachgebrauch bezieht sich soziale "Rolle" ja nicht auf Fantasy-Figuren, sondern auf reale Menschen. Rollen, die man da erfüllen kann, sind z. B. "Familienvater", "Freund", "Schlichter" oder "Wohltäter" (Dudendefinition: "Funktion"). Übertrage ich das nun auf unser Spiel, dann ist es für mich nur ein unwichtiger Teil meiner Figur, ob sie z. B. innerhalb der Abenteurergruppe die "Rolle" des Anführers oder des Zauderers oder was auch immer übernimmt. Ehrlich gesagt: Eine derartige (bewusste) Rollenverteilung haben wir in meinen Spielrunden meist nicht. Ich mache mir keine Gedanken über eine gewisse "Funktion" meiner Figuren für die Gruppe oder das Abenteuer; ich spiele einfach drauf los, wie es mir Spaß macht. Wenn ich bestimmte Charakterzüge verkörpere, dann um des Charakters willen (weil Lysandra eben so ist) und nicht, weil z. B. Lysandra damit die Funktion/Rolle der Zicke in der Gruppe hat; dann müsste ich das ja streng und immer durchhalten!

 

Gruß von Henni

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Dann siehst du denn Begriff eben sehr explizit/aktiv (man folgt einer Rolle) und ich implizit/passiv (man hat eine Rolle).

Die Unterscheidung ist für mich bedeutungslos: Ich halte es auch nicht für wesentlich, dass meine Figur eine bestimmte soziale Rolle hat.

 

Allerdings habe ich das Gefühl, dass du dir den Begriff "Rolle" so zurecht definierst, dass er auf unser Hobby passt:

 

Aus meiner Sicht hat die von dir angeführte Lysandra in der Spielwelt eine Rolle und die übernimmst du mit Lysandra. Arroganz und Egomanie gehört eben zu dieser Rolle. Kämpfen und taktieren gehört auch dazu. Alles ohne auf Werte zu zielen, einfach nur, weil das zum Zusammenleben (sozial) dazu gehört und weil es aus Sicht von Lysandra erfolgt.

 

Genau das ist nicht der Alltagsbegriff von "Rolle" im Sinne von "Funktion". Es ist nicht Lysandra "Funktion", arrogant zu sein. Ansonsten wäre ja das ganze Leben eine Rolle! Das ist aber höchstens in dem Bild, dass man das Leben als Komödie ansieht, und da benutzt man wieder die andere Begriffsbedeutung aus dem Theaterbereich.

 

Gruß von Henni

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@Henni: dann bist du eben ein funktionsloses Subjekt. Ich wollte dich in deiner Ehre nicht kränken. Herzlichen Glückwunsch zu deiner grenzenlosen Individualität!

 

Erinnert mich irgendwie an Life of Brian:

Brian: "Ihr seid all Individuen."

Menge: "Ja, wir sind all Individuen."

Einer: "Ich nicht."

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[...]@Rosendorn: Auch wenn ich Deine Auffassung von Rollenspiel nachvollziehen kann, drängt sich mir beim Lesen Deiner Beiträge doch stark der Verdacht auf, Deine Auffassung von Rollenspiel ist das einzig wahre und alle anderen haben eben Pech, weil sie kein "richtiges" Rollenspiel spielen. Vielleicht kannst Du Dich ja mal mit der Idee anfreunden, dass es auch andere Spieler mit anderen Auffassungen gibt. Dein Schreibstil wirkt auf mich etwas aggressiv. Mir hilft das bei der Diskussion nicht wirklich weiter.[...]
Jetzt bin ich aber verwirrt. Natürlich habe ich mir nach langer und reiflicher Überlegung eine Meinung gebildet. Natürlich halte ich sie für richtig. Warum bin ich "aggressiv", nur weil ich meine eigene Überzeugung nicht ständig relativiere? Du tust das doch auch nicht und ich würde es auch nie von dir erwarten. Mich juckt es jedenfalls kein bisschen, dass jemand eine andere Meinung/Auffassung hat. Natürlich darf jeder denken, was er will.

 

Ich bin oft in einer Situation, in der ich sehe, dass jemand etwas falsch macht. Wo ich einfach weiß, dass sein Weg eventuell auch funktionieren mag, aber absolut uneffektiv, umständlich und unnötig anstrengend. Natürlich weise ich ihn fairerweise darauf hin und versuche ihm den einfacheren und/oder schöneren Weg zu zeigen.

 

Deine Auffassung in allen Ehren (ich kenne sie bislang nicht mal richtig, weswegen ich ja mit dir diskutiere), aber ich weiß eben, dass ein paar wenige der Erkenntnisse, die ich mir angeeignet habe, tatsächlich allgemeingültig und richtig sind. Und warum soll ich dann nicht dazu stehen? Ebenso weiß ich, dass die eine oder andere Ansicht tatsächlich falsch ist. Unter anderem deshalb, weil ich dem Irrtum selbst einige Jahre lang anhing. Nobody is perfect. :dunno:

 

@Henni & mrolf: Verwendet doch einfach den Begriff "Protagonist" in seiner allgemeinen Bedeutung des hauptsächlich Ausführenden einer Handlung oder Handlungsreihe. http://de.wikipedia.org/wiki/Protagonist

Dies ist nur ein Diskussionsbeitrag und Vorschlag - muss nicht der Weisheit letzter Schluss sein. (Ist das jetzt relativ genug, Shadow?) ;)

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@Henni:

 

Deine Magierin Lysandra hat doch diverse Rollen, die mehr oder weniger von Dir erfüllt werden, als dem Spieler dieser Figur.

 

Sie ist von Adel, d.h.

a) der SL kann diese Figur dementsprechend behandeln,

b) wenn Du möchtest, kannst Du sie dies oder jenes aus zickigen, taktischen, arroganten, egomanischen Gründen, die in ihrem Charakter oder ihrer Erziehung liegen, tun lassen.

 

Wie auch immer diese Figur von Dir aus handelt, es liegt in Deiner Interpretation dieser Figur/ihrer Rolle.

Diese kann sich von Zeit zu Zeit ändern, denn sie kann auf zwei gleiche Situationen völlig unterschiedlich reagieren, genau wie wir alle es immer wieder auch tun.

 

 

Da ich ihre Fertigkeiten nicht kenne, kann ich über ihre Rollen nur spekulieren:

Sie hat die Rolle der Mutter, wenn sie sich um einen Verletzten kümmert, eine Lehrerrolle, wenn sie etwas erklärt, ...

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@mrolf: Ich halte keineswegs die Individualität für grenzenlos. Ich halte aber auch die "Rollen" nicht für grenzenlos. Ich glaube, Persönlichkeit hat mehr mit Individualität als mit Rolle zu tun (Stereotype ausgenommen).

 

@Rosendorn: Also soll ich jetzt "Protagonistenspiel" sagen, oder was?

 

@JürgenB: Wie eine Figur von mir aus handelt, liegt an meiner Interpretion der Figur, nicht (oder kaum) ihrer Rolle. Figur und Rolle sind zwei unterschiedliche Begriffe - auch wenn ich schon festgestellt habe, dass sie in Rollenspielerkreisen inzwischen (entgegen dem Alltagssprachgebrauch) synonym verwendet werden.

 

Grüße von Henni

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[...]@Rosendorn: Also soll ich jetzt "Protagonistenspiel" sagen, oder was?[...]
Nur in dem Sinne, dass der Spieler einen Protagonisten und keine Rolle spielt. Du hast mich halt überzeugt, dass der Begriff Rolle problematisch sein kann, weswegen ich eine Alternative vorschlug.

 

Trotzdem klingt "Protagonistenspiel" irgendwie lässig. :thumbs:

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[...]@Rosendorn: Auch wenn ich Deine Auffassung von Rollenspiel nachvollziehen kann, drängt sich mir beim Lesen Deiner Beiträge doch stark der Verdacht auf, Deine Auffassung von Rollenspiel ist das einzig wahre und alle anderen haben eben Pech, weil sie kein "richtiges" Rollenspiel spielen. Vielleicht kannst Du Dich ja mal mit der Idee anfreunden, dass es auch andere Spieler mit anderen Auffassungen gibt. Dein Schreibstil wirkt auf mich etwas aggressiv. Mir hilft das bei der Diskussion nicht wirklich weiter.[...]
Jetzt bin ich aber verwirrt. Natürlich habe ich mir nach langer und reiflicher Überlegung eine Meinung gebildet. Natürlich halte ich sie für richtig. Warum bin ich "aggressiv", nur weil ich meine eigene Überzeugung nicht ständig relativiere? [...]

Ich stimme Shadows Kritik zu und würde sie beispielsweise an diesem Beitrag festmachen:

 

Trotzdem ist beim echten Rollenspiel das Gespielte meilenweit von einem guten Roman entfernt. Die Geschichten sind klischeehaft und abgedroschen, die Charaktere billig und simpel und es gibt Längen. Wer das verneint, hat ein merkwürdiges Bild von der Wahrheit. Oder er "spielt" nur als oder mit eine Spielleiter, der nicht handeln lässt, sondern nur eine Geschichte erzählt. Wenn dieser SL talentiert ist, kann es spannend sein, hat aber in meinen Augen nichts mit echtem P&P-Rollenspiel zu tun.

 

Du präsentierst hier eine Meinung, die das Spiel anderer pauschal abwertet, und qualifizierst potenzielle Gegenansichten sogleich als "merkwürdig". Dabei ist deine Aussage offensichtlich falsch, da es gerade im Midgardbereich Abenteuer gibt, die ebenso originell, spannend, vielfältig und detailreich ausgearbeitet sind wie mancher anspruchsvolle Film oder Roman (ich denke da namentlich an GHs Werke, z. B. "Ein Hauch von Heiligkeit") und daher auch beim Nachspielen zu anspruchsvollen Szenen führen können. Auch ohne konkrete Gegenbeispiele wie dieses Abenteuer glaube ich nicht, dass man eine Behauptung wie die deine in einer derartigen Allgemeingültigkeit aufstellen kann. Du kennst nicht alle Spielrunden, du kannst nicht beurteilen, ob wirklich nirgendwo "filmreife Szenen" rauskommen.

 

Natürlich bleibt dir deine Meinung unbenommen, aber hier hast du sie rhetorisch völlig übersteigert vertreten - von ihrer inhaltlichen Falschheit mal ganz abgesehen.

 

Gruß von Henni

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Ich sehe keine Abwertung darin, wenn ich feststelle, dass jemand unter ganz bestimmten Umständen eben doch kein Rollenspiel spielt, auch wenn er/sie es meint. Wie soll das abwertend sein? Das wäre nur abwertend, wenn Rollenspiel die einzig wahre Freizeitbeschäftigung wäre und alles andere dumm. Also ich zumindest überhöhe das Spiel nicht so und habe das mehrfach klar gestellt.

 

Die von mir geäußerten Fakten sind selbstverständlich inhaltlich vollkommen richtig. Wie kommst du auf die merkwürdige Idee, dass Romane oder Filme über "Originalität", "Spannung", "Vielfalt" oder "Detailreichtum" definiert würden? Wenn man deiner Argumentation folgen würde (mit der du belegen willst, dass ich angeblich irre), dann wäre also alles Originelle, Spannende, Vielfältige und Detailreiche ein Film oder ein Roman.

 

Nachspielen? Liegt dir ein Drehbuch vor? HvH hat viele gute Ideen, die man einbringen kann. Aber sie ergeben nicht automatisch "filmreife Szenen". Ich halte das "Nachspielen von Szenen" für nett, spaßig und sehr positiv. Hat aber nichts mit dem hier diskutierten Hobby zu tun. Und als Zielsetzung für einen gelungenen Abend ist die "filmreife Szene" der falsche Ansatz. Das führt nur dazu, dass alle Beteiligten unter Druck stehen und das Spiel nicht mehr als Entspannung genießen können.

 

@Protagonist = Rolle: Wie du meinst. Dann schlüpf halt weiterhin vollständig in eine fremde Person hinein, während wir anderen einfach Protagonisten darstellen oder Rollen spielen. Mir letztlich egal und nicht sonderlich wichtig. Wollte nur helfen.

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Die von mir geäußerten Fakten sind selbstverständlich inhaltlich vollkommen richtig. Wie kommst du auf die merkwürdige Idee, dass Romane oder Filme über "Originalität", "Spannung", "Vielfalt" oder "Detailreichtum" definiert würden? Wenn man deiner Argumentation folgen würde (mit der du belegen willst, dass ich angeblich irre), dann wäre also alles Originelle, Spannende, Vielfältige und Detailreiche ein Film oder ein Roman.

PLONK

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In eine Rolle schlüpfen [sich mit ihr identifizieren] (zumindest so wie ich den Begriff Rolle verstehe) ist schon ein wesentlicher Punkt des Rollenspiels (meiner geringfügigen Meinung nach). Jeder Ersatzbegriff hat seine Stärken und Schwächen, egal ob ich jetzt Person, Figur, Charakter oder Persönlichkeit oder auch Protagonist betrachte.

 

Ergänzt

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[...]Ich spendiere momentan mehr Zeit fuer Schach (ein Brettspiel) als fuer MIDGARD. Und ich vermute mal, das wird auch noch lange so sein, denn ich Schach will ich besser werden, in MIDGARD nicht ;)
Siehe Hervorhebung: Warum nicht? Man kann doch im Rollenspiel auch (auf äußerst vielfältige Arten) besser werden und wird es in der Regel auch unwillkürlich durch beständiges Spiel.

 

Schließt du eine Verbesserung deines Midgard-Spiels absichtlich aus oder war es eher so gemeint, dass du keine Gedanken/Zeit in eine bewusste Verbesserung deines Spiels investieren willst?

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[...]Ich spendiere momentan mehr Zeit fuer Schach (ein Brettspiel) als fuer MIDGARD. Und ich vermute mal, das wird auch noch lange so sein, denn ich Schach will ich besser werden, in MIDGARD nicht ;)
Siehe Hervorhebung: Warum nicht? Man kann doch im Rollenspiel auch (auf äußerst vielfältige Arten) besser werden und wird es in der Regel auch unwillkürlich durch beständiges Spiel.

 

Schließt du eine Verbesserung deines Midgard-Spiels absichtlich aus oder war es eher so gemeint, dass du keine Gedanken/Zeit in eine bewusste Verbesserung deines Spiels investieren willst?

 

Letzteres. Ich spiele schon lange Rollenspiel und es macht mir Spass. Klar werde ich "besser" durch Erfahrung usw. aber ich investiere keine Extra-Zeit neben dem eigentlich Spiel, indem ich Buecher von Rollenspiel-Grossmeistern lese, wie "Tolle Kaempfe mit Drachen" oder ""Prima Abenteuereroeffnungen".

 

Zum Begriff Rolle: Wenn man den Begriff von der "Theater-Rolle" ableitet, hat das nichts mit Stereotypen zu tun, denn eine Persoenlichkeit wie Dr. Faust oder Prinz Hamlet sind ja wohl eher individuell.

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Also die ganze Diskussion, was denn nun noch Rollenspiel ist und wann man denn nun ein anderes Hobby betreibt, finde ich recht sinnfrei.

Es hängt halt immer vom Kontext ab.

 

Wenn jemand noch nie was von Billard gehört hat, dann sind Snooker, Kneipenpoolbillard, Dreiband und Kunststoß erst einmal verschiedene Ausprägungen des selben Hobbies. Bei näherer Betrachtung erkennt man dann deutliche Unterschiede zwischen den ersten beiden und den anderen Varianten. Bei noch näherem Hinsehen sind dann Snooker und Kneipenpoolbillard auch wieder völlig verschieden.

Genauso sind die verschiedenen Spielarten von Rollenspielen von weit weg gesehen sehr ähnlich. Und je genauer man sich damit beschäftigt, um so mehr sieht man Unterschiede. Ob man dann den Begriff 'Rollenspiel' für eine der Varianten vereinnahmt und für das umfassender Phänomen einen anderern Namen sucht, oder umgekehrt ist Geschmackssache.

 

Zum Vergleich mit den Romanen: Der tut mir auch weh. Und zwar gerade weil einige Zeit lang Midgard-Publikationen auf den Markt kamen, bei denen ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die Autoren eigentlich lieber einen Roman hatten schreiben wollen. Was meiner Meinung nach ihrer Eignung als Rollenspielhilfe geschadet hat.

Mag sein, dass Rosendorn die Abgrenzung zwischen Romanen und Rollenspielen undiplomatisch ausgedrückt hat. Inhaltlich stimme ich ihm zu.

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Zum Vergleich mit den Romanen: Der tut mir auch weh. Und zwar gerade weil einige Zeit lang Midgard-Publikationen auf den Markt kamen, bei denen ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die Autoren eigentlich lieber einen Roman hatten schreiben wollen. Was meiner Meinung nach ihrer Eignung als Rollenspielhilfe geschadet hat.

Mag sein, dass Rosendorn die Abgrenzung zwischen Romanen und Rollenspielen undiplomatisch ausgedrückt hat. Inhaltlich stimme ich ihm zu.

 

Ich hab da eine Anmerkung deinerseits zum bereits genannten "Hauch von Heiligkeit" im Ohr (bei der ich dir auch zustimmen würde) und will daher noch einmal meine Sicht des Romanvergleich (den ja ursprünglich Arenimo gezogen und längst korrigiert hat) darstellen:

 

Natürlich ist ein Rollenspielabenteuer kein Roman, und eine Sitzung läuft weder wie das Schreiben, noch wie das Darstellen eines Romans ab. Ich sehe aber Parallelen in der kreativen Arbeit: So wie ein Romanautor im Fantasybereich klassischerweise ganze Welten entwirft, dazu Charaktere mit ihrer Geschichte und ihren Fähigkeiten, so entwirft man auch im Rollenspielbereich als Spieler die Hintergründe seiner Figuren und als Spielleiter die Grundzüge seines Abenteuers. Ich verweise auf ein Abenteuer wie "Der Weiße Wurm", das sich fast einer kompletten Filmhandlung als Inspiration bedient (was natürlich keineswegs bedeutet, dass das Abenteuer konkret nicht völlig anders verlaufen kann).

 

Gerade das Abenteuerschreiben hatte für mich schon immer etwas von Romanschreiben, nicht stilistisch, aber sicher von der kreativen Seite her. Abenteuer sind da natürlich anspruchsvoller, da ich mir wie für einen Roman eine Handlung mit allen Hintergründen ausdenken muss, aber dann auch noch zusätzlich eine Menge alternativer Handlungsverläufe oder aber offene Szenarien mit bloßen Schauplatz- und Charakterbeschreibungen. Doch bei aller Offenheit hat der Abenteuerautor doch meist einen (gelegentlich auch mehr) Optimalverläufe vor Augen, die er wie die Story eines Buches entwirft. Nur wird dieser halt nicht stilsicher ausformuliert, sondern nur grob notiert, dazu aber abweichende Handlungsverläufe durchgespielt.

 

Und auch das Durchspielen in der eigentlichen Sitzung hat ein ganz kleines bisschen was von Romanschreiben: SL und Spieler verdichten hier quasi in einer Art "Brainstorming" den offenen Handlungsentwurf zur endgültigen Fassung der Geschichte. Das Besondere ist natürlich, dass die Handlung nicht erdacht oder erzählt, sondern erlebt wird. Dennoch gibt es erzählerische Passagen, von der stimmungsmachenden Landschaftsbeschreibung des SL über die Charakterdarstellung eines Spielers bis hin zu gelegentlichen dramatischen Schilderungen, mit denen ein erzählerisch talentierter Spielleiter den Spieler besonders wichtige Ereignisse vor Augen führt.

 

Also: Wenn Rollenspiel an Romanschreiben erinnert, dann hat das nichts mit dem Verhindern anderer Handlungsmöglichkeiten als der vom SL vorgesehenen ("railroading") zu tun, sondern mit der Kreativität beim Entwerfen und Durchspielen solcher Handlungen, die sich hinter zu einer Geschichte verdichten, von denen einige tatsächlich wie ein Roman in der Erinnerung haften bleiben.

 

Gruß von Henni

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Habe ich das jetzt richtig kapiert: Abenteuer schreiben ist ähnlich kreativ wie das Romanschreiben, es gibt ein paar vergleichbare Tätigkeiten (Erfinden von Figuren, Örtlichkeiten, Hintergründen), aber ansonsten ist doch so ziemlich alles anders? In dem Falle würde ich den Vergleich doch einfach weglassen. Trotz Hennis ausführlicher Schilderung sehe ich einfach zuwenig Gemeinsamkeiten, weil Romanschreiben sich vor allem um "Handlung festlegen" (bzw. Konflikt und Konfliktlösung ohne Interaktionsmöglichkeiten) dreht, während Abenteuer schreiben (eigentlich: eine Kampagne vorbereiten) meiner Ansicht nach sich ausschließlich um die oben genannten Tätigkeiten drehen sollte.

 

Wieso werden überhaupt Handlungsverläufe entworfen? Wieso müssen Rollenspiel-Abenteuer vor dem Spiel bereits Handlungen haben? Genügt es nicht, dass die Spieler einfach in der Fantasie-Welt handeln? Ohne dass eine bestimmte Handlung geplant ist? Mir ist (ganz ehrlich) der Zweck einer (oder dutzender alternativer) geplanten Handlung(en) einfach nicht klar, wenn die Spieler doch tun und lassen können, was sie wollen - und das auch meistens tun.

 

Ich habe auch etwas Bauchschmerzen bei der Formulierung, dass Handlungen "erlebt" werden. Das Wort stört mich wirklich. Sich etwas noch so plastisch vorzustellen und zu verbalisieren, ist doch kein Erleben. Die Spielfigur (fortan einfach Sf) "erlebt" die Dinge, der Spieler selbst interagiert doch nicht konkret mit der Umwelt des Abenteurers. Ich zumindest verspüre keine Schmerzen, wenn meine Sf von einem Schwert durchbohrt wird. Auch erlebe ich keine Lust, wenn meine Sf erfolgreich eine Dame verführt hat.

 

Ich spreche lieber von der Immersion oder dem Eintauchen, wobei man durchaus emotional verbunden ist mit dem Geschehen, es trotzdem klar ist, dass ich nach wie vor auf meine Stuhl sitze. Mag sein, dass die Differenzierung ein wenig kleinlich ist, ich habe aber bei der Rede vom "Erleben" immer das Bild vor Augen, wie jemand völlig von der Realität wegdriftet und die Fantasiewelt über die Wirklichkeit stellt.

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Jetzt scheint es mir so, dass Rosendorns Ablehnung der Romananalogie vor allem aus einer Abwehrhaltung gegen das böse Railroading kommt. Irgendwie habe ich manchmal den Eindruck einige Spieler wurden in der Vergangenheit regelrecht traumatisiert und wittern nun hinter jeder Ecke einen Abenteuerautor oder SL, der sie zu Statisten in ihrer Geschichte degradieren will.

Bei genauem Nachdenken stimme ich allerdings zu, dass mir solche negativen Tendenzen auch schon aufgefallen sind. Namentlich kann ich hier den Karmodin-Zyklus nennen.

Ich würde allerdings nicht so weit gehen, für die Planung eines Abnteuers das Vorbereiten eines Handlungsfadens völlig verdammen zu wollen.

Sicher hängt es vom einzelnen Abenteuer ab, wie starr oder flexibel der ist. Bei Überlandabenteuern kann man schon davon ausgehen, dass die einzelnen Stationen erreicht werden, bei Stadtabenteuern sind vielleicht nur einzelne Ereignisse vorgegeben, auf die die Abenteurer keinen Einfluss haben.

Natürlich sollte ein guter SL die Souveränität besitzen, seinen vorgesehenen Handlungsfaden auch zu verlassen, wenn die Aktionen der Spielfiguren das ergeben. Umgekehrt sollten die Spieler auch die Kooperationsbereitschaft haben, sich ein wenig auf den SL einzulassen.

Wenn der SL das Abenteuer damit beginnt: 'Ihr kommt in die Stadt xy und seht am Straßenrand einen Gaukler. Interessiert bleibt ihr stehen, um euch dessen Kunststücke anzuschauen.' so ist das absolut legal, auch wenn der SL damit formal den Spielern die Entscheidungshoheit für ihre Spielfiguren abnimmt.

 

Ich stimme Henni zu, dass beim Erstellen und auch beim Leiten eines Abenteuers auch Kreativität und ein Gefühl für eine gute Geschichte gefragt sind. Das gilt auch für das Schreiben eines Romans aber auch für das Drehen eines Films.

Allerdings habe ich (und so hatte ich Rosendorns früheres Posting verstanden) von einem Roman einen viel höheren Anspruch bezüglich Charakterentwicklung, Ideenreichtum und sprachlichem Niveau (und ich lese ganz sicher keine Hochliteratur).

Auf der anderen Seite muss ein gutes Abenteuer auch aufgebaut sein wie eine gute Gebrauchsanweisung: Übersichtlich, logisch, ohne Spannungsbogen für den Leser (=SL), ohne sprachliche Höhenflüge.

Ein Romanautor wird sein Werk ungern mit den Maßstäben einer Gebrauchsanweisung messen lassen. Ein Abenteuerautor, für den das auch gilt, hat sein Thema teilweise verfehlt.

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Stephan, ich gehe jetzt mal nur auf deine ersten beiden Sätze ein, weil du mich da "analysierst", und versuche ganz langsam und deutlich zu schreiben: Meine Ablehnung der Romananalogie kommt weder von einem Trauma noch irgendeiner Abwehrhaltung gegenüber Railroading, sondern schlicht und einfach von der Tatsache, dass ich die Analogie für falsch halte. Falsch. F-a-l-s-c-h. Romane und Rollenspielsitzungen/-abenteuer teilen sich grundsätzlich die Medien (Sprache, Fantasie), sind aber trotzdem grundverschiedene Dinge, wie du ja im hinteren Teil deines Postings selbst darlegst.

 

Wieso willst du mir nicht zugestehen, dass ich deine aktuelle Erkenntnis schon vor Dutzenden von Postings (o.k., eigentlich schon vor ein paar Jahren) hatte? Was versprichst du dir davon, wenn du meine Schlüsse, die sich ja mit deinen decken, einfach als psychopathologische Kurzschlüsse darstellst? Ist es dir so wichtig, dass du DIE große Erkenntnis nun doch im Nachhinein als erster hast? Bitte, kannst sie haben. Ich hatte sie jedenfalls nicht als erster.

 

Nichts desto Trotz ist dein Vergleich Roman - Gebrauchsanleitung bis zu einem gewissen Grad tauglich und interessant. Allerdings muss man noch feststellen, dass die anderen nicht nur vom Abenteuer schreiben = Romanschreiben sprechen, sondern auch vom Rollenspielen (also die Spielsitzung selbst) = sowas wie Roman schreiben. Und da hinkt dann leider dein Vergleich.

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Rosendorn, ich erhebe keinerlei Anspruch auf irgendwelches Primat.

Ich hatte allerdings den Eindruck, dass du in Posting 126 der Romananlaogie mit anderen Argumenten entgegnest als in Posting 58, wo insbesondere die ersten beiden Sätze des letzten Absatzes meine volle Zustimmung fanden.

 

Ansonsten war der erste Teil meines Postings 127 in erster Linie eine Reaktion auf den zweiten Absatz von Posting 126.

Dein letzter Absatz in Posting 128 ist natürlich völlig richtig. Möglicherweise hat mich die Erfahrung mit den verhinderten Romanautoren als Abenteuerautoren (und die Tatsache, das es jetzt auch Midgardromane gibt, was ich auch total bescheuert finde) so allergisch gegen die Verbindung Roman-Rollenspiel gemacht, dass ich diese feine Differenzierung übersehen habe.

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