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Zufällige historische Fakten


Empfohlene Beiträge

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Ich habe sowohl den Bierzug als auch die überfahrene Kuh jetzt in das Abenteuer eingebaut. Matthias erhält eine Erwähnung bei den Danksagungen.

 

Rainer

:blush:

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Da ich gerade über den Artikel bei Spiegel Online gestolpert bin: In den 1880ern wurde von Hans Jakob Schmid bei der Schweizer Firma Orell Füssli der Photochromdruck marktreif entwickelt. Zuerst ab 1888 mit zehn, später mit 14 Farben wurden so die Bilder bunt. Bis zum Aufkommen der Farbfotografie entstanden so Postkarten und Bildbände in aller Welt.

Geschrieben

Da ich gerade über den Artikel bei Spiegel Online gestolpert bin: In den 1880ern wurde von Hans Jakob Schmid bei der Schweizer Firma Orell Füssli der Photochromdruck marktreif entwickelt. Zuerst ab 1888 mit zehn, später mit 14 Farben wurden so die Bilder bunt. Bis zum Aufkommen der Farbfotografie entstanden so Postkarten und Bildbände in aller Welt.

uff, 150 Euro. sonst hätte ich mir überlegt, mir den Bildband zuzulegen.

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

 

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1882:

 

Heute wurden die Meldungen für 1883 eingestellt:

 

11. Januar

• Am Montag fand in Ahrensbök eine Versammlung statt, in welcher die beiden Eisenbahn-Projekte „Ahrensbök-Lübeck“ und „Ahrensbök-Gleschendorf“ zur Erörterung kamen. Die Anwesenden, 300 an der Zahl, entschieden sich einstimmig für die Bahnverbindung mit Lübeck. Es wurde eine Kommission gewählt, welche in dieser Angelegenheit geeignete Schritte thun soll.

 

2. Februar

• Sehr häufig lassen Passagiere in Eisenbahnzügen Gegenstände liegen, die oft der Mühe werth sind, sich zu deren Wiedererlangung an die nächste Bahnstation zu wenden, die auch sofort kostenfrei mittelst Laufzettels die Gegenstände zu erlangen sucht. Das Telegraphieren kostet 50 Pfennig. Jn den meisten Fällen trifft solche Verluste allzu bescheidene Passagiere, besonders Landleute, die gleich alle Hoffnung aufgeben oder den Verlust lieber verschmerzen, als mit ihrem Anliegen einem Beamten zur Last fallen wollen (nach ihrer Meinung), und doch bedarf es nur einer kurzen Meldung bei jedem Stationsbeamten, um zu seinem Eigenthum wieder zu gelangen, wenn nicht ein langfingeriger Wagennachbar schon zuvorgekommen ist, was jedoch in sehr seltenen Fällen vorkommt.

 

17. Februar

• Als Kuriosum verdient erwähnt zu werden, daß am letzten Freitag der Abends 10 Uhr in Marne eintreffende Eisenbahnzug nicht einen einzigen Passagier hatte.

 

26. Februar

• Wir haben schon gelegentlich erwähnt, daß die beiden Eisenbahnprojekte Ahrensbök-Lübeck und Ahrensbök-Gleschendorf in den davon berührten Gegenden Gegenstand lebhafter Erörterungen bilden. Auf der kürzlich stattgefundenen Generalversammlung der Aktionäre der Zuckerfabrik Ahrensbök wurde festgestellt, daß die Fabrik schon jetzt im Stande sei, der Bahn Lübeck-Ahrensbök eine Frachteinnahme von ca. 30 000 M. pro 1884–1885 zu sichern. Der Rest der noch erforderlichen Garantiesumme dürfte gedeckt sein, wenn auf der Strecke Lübeck-Ahrensbök noch 300 Tonnen Land zum Rübenbau gezeichnet und die gebauten Rüben per Bahn an die Fabrik geliefert werden. Gegen das Projekt Ahrensbök-Lübeck wird von gegnerischer Seite angeführt, daß durch dessen Ausführung die Eutin-Lübecker Eisenbahn erheblich geschädigt werde. Wir können dem nicht ganz beipflichten. Der hauptsächliche Verkehr, welcher der Eutiner Bahn aus Ahrensbök und Umgegend zugeführt wird, ist der Verkehr nach Norden. Die wird jedoch auch so bleiben, wenn die Bahn nach Lübeck gebaut wird. Der Verkehr der Ahrensböker Gegend mit Lübeck wird schon jetzt größtentheils durch Omnibusse und Frachtwagen vermittelt, und vielleicht dürfte auch noch vieles per Achse befördert werden, wenn die Bahnverbindung mit Gleschendorf hergestellt würde.

 

18. März

• Am Montag voriger Woche passirte einem Beamten am Bahnhof Plön das Malheur, daß derselbe, im Begriff einen Koffer nach dem Zuge zu tragen, in Folge der durch den gefallenen Schnee entstandenen Glätte, ausrutschte und sich derartig den Arm verrenkte, daß zu seiner Wiederherstellung wohl einige Wochen vergehen werden.

 

21. März

• Kolossales Schwein hat der am 13. d. Mts. Nachmittags zwischen Oldesloe und Bargteheide fahrende Zug im buchstäblichen Sinne des Wortes gehabt, indem ein mächtiges Mastschwein aus einem Viehwagen sprang, unter die Räder gerieth, zermalmt wurde, jedoch keine Entgleisung oder einen anderen Unfall verursachte. Den Schaden dürfte die Bahngesellschaft zu tragen haben.

 

16. April

• Die Straßenbahn-Gesellschaft Kiel hat ihren 1. Jahresbericht veröffentlicht und entnehmen wir demselben folgende Daten: Der Betriebsapparat besteht aus 46 Pferden, 11 Wagen und 39 Personen. Es wurden befördert während der Zeit vom 9. Juli 1881 – dem Tage der Eröffnung – bis Ende Dezember 1882 1,074,860 Personen, also durchschnittlich ca. 2000 Personen pro Tag. Die Gesammteinnahme beziffert sich für die Zeit auf 135,438.62 M gegen eine Gesammtausgabe von 135,235.35 M, woraus sich ein Überschuß von ca. 200 M ergiebt, ein allerdings bescheidener Gewinn.

 

10. Mai

• Am 8. Mai fand die Übernahme der Schleswig-Angler Bahn seitens der Prüfungskommission statt. Außer einigen unwesentlichen Änderungen wurde die gesammte Strecke in bahnpolizeilicher Hinsicht als genügend gesichert betrachtet. Jn Süderbrarup wurde in dem dortigen Bahnhofshotel ein Souper eingenommen, das die Theilnehmer fast 3 Stunden in gemüthlichster Stimmung beisammenhielt. Nach demselben wurde die Rückfahrt angetreten und erreichte die Gesellschaft, trotz des vielen Anhaltens, nach kaum einstündiger Fahrt die Stadt Schleswig wieder. Wie verlautet, soll der Verkehr auf dieser Strecke in den nächsten Tagen eröffnet werden.

 

28. Juni

• Gestern fand in Kiel die mitteleuropäische Fahrplan-Conferenz statt, zu welcher fast aus allen Ländern Europa’s Vertreter erschienen. Der Bahnhof und die angrenzenden Straßen hatten zu Ehren der fremden Gäste Flaggenschmuck angelegt.

 

27. August

• Nachdem bereits vor einigen Jahren eine Eisenbahn-Verbindung von Plön nach Lütjenburg projektirt war, ist endlich hierfür in neuerer Zeit ein bestimmter Anhalt gewonnen. Die umliegenden Großgrundbesitzer haben ebenfalls ihre Beihülfe erklärt und in dieser Veranlassung am 24. d. Mts. eine Versammlung der betheiligten städtischen und Landbezirke einberufen. Die Versammlung erklärte ihr Einverständnis mit dem Projekte, dahin gehend, daß die Bahn von dem zwischen Plön und Gremsmühlen belegenen Haltpunkte Behl aus nach Lütjenburg geführt und nicht, wie früher beabsichtigt war, direkt von Plön aus weiter bebaut werde.

 

31. August

• Die Verstaatlichung der Altona-Kieler Bahn kann als gesichert angesehen werden, wie dies uns von unterrichteter Seite als unzweifelhaft mitgetheilt wird. Schon die ungenügende Betheiligung an der gestrigen Generalversammlung dokumentirt zur Genüge, daß die Mehrzahl der Aktionäre mit der Wandelung der Verhältnisse einverstanden ist. Es heißt von diesem bedeutsamen Akt auch das alte Dichterwort: „Der Noth gehorchend nicht dem eigenen Trieb!“ und „ folgst du nicht willig so brauch ich Gewalt.“

 

17. Oktober

• Die auf der Feldmark des großen Vorwerks „Osterhof“ im Kirchspiel Büsum erst neulich angelegte sog. Spalding‘sche Feldeisenbahn hat sich als sehr zweckmäßig und leistungsfähig nach den jetzt angestellten Versuchen erwiesen. Die Feldeisenbahn hat eine Länge von 2500 Metern. Die Wagen, die auf dieser Bahn in Betrieb sich befinden, sind mit 8 Rädern versehen und haben dieselben eine Tragfähigkeit von 60 Centnern. Jn der letzten Zeit soll man täglich 6000 Centnern Zuckerrüben darauf befördert haben.

 

24. Oktober

• Um dem auf der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn in letzterer Zeit bedeutend gesteigerten Güterverkehr genügend Rechnung zu tragen, hat die Direction seit ca. 8 Tagen täglich einen Güterzug auf genannter Bahn eingelegt und dadurch gleichzeitig den in Folge der überhäuften Güter wiederholt eingetretenen Zug-Verspätungen Abhülfe geschafft.

 

29. Oktober

• Bekanntlich haben sich verschiedene Handelskammern und Vereine mit der Bitte an den Minister Maybach* gewandt, nach der Verstaatlichung nicht, wie beabsichtigt, die Altona-Kieler Bahn dem Eisenbahnamt in Hannover unterzuordnen, sondern ein eigenes Amt selbstständig in Altona zu errichten. Den Bittstellern ist jetzt eine Antwort zugekommen, worin der Minister seine Geneigtheit, dem Wunsche zu willfahren, ausspricht. Da natürlich der ganze Verstaatlichungsvertrag vorläufig vorbehältlich der Genehmigung des preußischen Landtages abgeschlossen ist, der erst nach Neujahr zusammentreten wird, wird bis dahin in der Verwaltung der Bahn nichts geändert, und bleibt bis dahin die Leitung in den Händen des Herrn Direktors Tellkampf.

* ---> Minister für öffentliche Arbeiten

 

15. November

• Nachdem am 1. d. Mts. die Büsum-Wesselburener Bahn dem Güterbetrieb übergeben ist, hat gestern die Einweihung derselben stattgefunden und wird die Bahnstrecke von heute an auch für Personenbeförderung verwendet. Zur gestrigen Einweihung war von Neumünster ein Extrazug abgegangen, der die Direction, Mitglieder des Aufsichtsraths, einen Vertreter der Regierung etc. beförderte.

Geschrieben

 

Diese kleinen Zeitungsbeiträge finde ich klasse!

 

Wenn wir noch ins Jahr 1884 kommen, kann ich davon vielleicht etwas in Die Tiefen der Elbe einstreuen ...

 

Rainer

Typischerweise kommt so ein Beitrag pro Monat, d.h. Ende Oktober könnte 1884 eingestellt werden.

Wobei auch ohne konkretes Datum Dinge wie der Bier-Extrazug (16.8.1882) einfach klasse sind. :D

 

Der Jahrgang 1884 wird wohl erst kurz vor Weihnachten kommen.

  • 4 Wochen später...
Geschrieben

 

 

Diese kleinen Zeitungsbeiträge finde ich klasse!

 

Wenn wir noch ins Jahr 1884 kommen, kann ich davon vielleicht etwas in Die Tiefen der Elbe einstreuen ...

 

Rainer

Typischerweise kommt so ein Beitrag pro Monat, d.h. Ende Oktober könnte 1884 eingestellt werden.

Wobei auch ohne konkretes Datum Dinge wie der Bier-Extrazug (16.8.1882) einfach klasse sind. :D

 

Der Jahrgang 1884 wird wohl erst kurz vor Weihnachten kommen.

 

Tatsächlich:

 

 

18. Januar

• Die Motive, welche den Senat zu Hamburg veranlaßt haben, bei seinen Unterhandlungen mit Preußen, wegen Verkaufs resp. Verpachtung der Hamburgischen Eisenbahnen ein besonderes Gewicht auf die Kreirung einer preußischen Eisenbahndirektion in Hamburg zu legen, sind auch für Schleswig-Holstein von Jnteresse. Bekanntlich hatten die Handelskammern von Altona, Kiel und Flensburg sich in einer Petition an den Eisenbahnminister gewandt, daß nach Verstaatlichung der Altona-Kieler Bahnen für die Provinz eine eigene Direktion erhalten bleibe. Durch die unzweifelhaft stattfindende Verstaatlichung der Berlin-Hamburger Bahn haben sich die Verhältnisse wesentlich verschoben. Es lag in der Natur der Sache, daß eine Eisenbahndirektion in Hamburg eingerichtet werden würde. Man sollte sich nach dieser Veränderung der Verhältnisse richtiger bemühen, daß für die Provinz ein Betriebsamt in Neumünster, dem Centralpunkt der Bahnen, eingerichtet würde, welches von der Hamburger Centralbehörde abhängig sein könnte, wie dies seiner Zeit Harburg mit seinem Betriebsamt durchgesetzt hat, welches Hannover untergeordnet wurde.

 

2. Februar

• Die Direktion der Altona-Kieler Eisenbahn veröffentlicht folgende Bekanntmachung: „Nachdem der Vertrag, betreffend den Übergang des Altona-Kieler Eisenbahn-Unternehmens auf den Staat, durch das Gesetz vom 24. Jan. 1884 die verfassungsmäßige Genehmigung erhalten hat, sind wir von dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten beauftragt, die den Jnhabern der Aktien zustehende Rente von 9 1/5 % = M. 41,40 pro Aktie für das Jahr 1883 zur Auszahlung zu bringen.“

 

4. Februar

• Zu dem 8. d. Mts. ist in Plön auf Veranlassung des Herrn Landraths eine Versammlung einberufen, die über das Projekt einer Eisenbahn Kiel–Eutin über Schönberg berathen soll. Die „Kieler Zeitung“ läßt sich darüber schreiben, daß es sich entschieden empfehlen dürfte das System der Spurbahn anzunehmen, deren Vorzüge vor Allem die folgenden sind: große Ersparung im Grunderwerb, Ersparung in den gesammten Bahnbau-Anlagen, Ersparung in allen Betriebskosten. Eine Spurbahn genügt außerdem vollständig den Ansprüchen, der auf dieser Strecke zu erwartenden Kommunikation. Schon vor einigen Jahren tauchte das Projekt einer „Propsteier Bahn“ auf, ist aber auch ein Projekt geblieben, weil eben abgesehen von der Höhe der Unkosten, die Erwerbung des werthvollen Grund und Bodens zu theuer wurde.

 

20. Februar

• Die Neu-Uniformierung der Beamten der Altona-Kieler Eisenbahn nach den Bekleidungsvorschriften für die preußischen Staatsbahnbeamten wird mit dem 1. März d. J. erfolgen. Es treten dann an Stelle der bisherigen dunkelblauen Uniformen solche aus schwarzblauem Tuchstoff; ferner führen sämtliche Uniformknöpfe das preußische Staatswappen. Die Bezeichnung Verwalter hört auf, es giebt dann nur Stationsvorsteher 1., 2. und 3. Klasse. Die Stationsvorsteher 1. Und 2. Klasse tragen Epauletts und Degen. Rangabzeichen sind einfache und gezackte Goldtressen nebst Goldsternen. Vom Assistenten aufwärts bestehen Kragen, Ärmelaufschläge und Brustüberschlag aus schwarzem Sammet. Selbstverständlich sind Lokomotivführer und Heizer dann auch verpflichtet, als Angestellte der Bahn die Staatsuniform zu tragen.

 

3. März

• Die Umwandlung der Altona-Kieler Eisenbahn in eine Königl. Staatsbahn am 1. März hat sich so ganz im Stillen vollzogen. Äußerlich markirt ist dieser Wendepunkt in der Geschichte der schlesw.-holst. Eisenbahnen nur durch zwei an sämmtliche Beamte zur Vertheilung gelangte Cirkulare. Das erste kam am 29. Februar von der bisherigen Direction der Altona-Kieler Bahn, in welchem sie Abschied nahm von den Beamten und denselben noch ihre volle Anerkennung aussprach. Das zweite, am 1. März zur Vertheilung gelangte, geht von Herrn Krahn, Präsident der Königl. Eisenbahndirektion Altona, aus. Jn demselben wird die bisherige musterhafte Verwaltung der Altona-Kieler Bahn und die Treue der Beamten anerkannt und dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß dies auch in Zukunft so bleiben möge. Gleichzeitig wird in dem Cirkular den Beamten gewährleistet, daß Alle in ihren Stellungen verbleiben werden.

• „Das Alte fällt, es ändert sich die Zeit!“ Wir entsinnen uns noch der Zeit, wo der Name „Altona-Kieler Bahn“ wohl im Volksmunde gebräuchlich war, aber doch noch nach der Annektion der Herzogthümer lange Jahre hindurch die Bahnlinie weiter „König Christian VIII. Ostseebahn“ benannt wurde. Dann wurde sie unter dem preußischen Regimente allgemein „Altona-Kieler Bahn“ genannt. Wie wir aus einer kürzlich uns gewordenen Mittheilung ersehen, ist nunmehr nach der Verstaatlichung der Titel „Schleswig Holsteinische Eisenbahn“ als Kollektivbegriff gewählt worden. Bekanntlich trat mit dem 1. März die Königliche Eisenbahndirektion in Thätigkeit. Wir haben von dieser Metamorphose nur mit dem Wunsche Akt nehmen wollen, daß es auch der Verwaltung unter der neuen Signatur gelingen möge, ein ebenso gutes und fruchtbringendes Einvernehmen zwischen dem Handelsstande und der Bevölkerung von Schleswig-Holstein und Hamburg fortzuführen, wie es unter der alten Direktion geschah, die durch ihre sorgfältige und intelligente Verwaltung alle Zeit den Jnteressen Rechnung zu tragen wußte. Das der Dienstbetrieb auf der alten Altona-Kieler Bahn ein musterhafter war, ist auch selbst von officieller Seite anerkannt worden. Die Bahn darf jetzt auf eine 40jährige Thätigkeit mit Genugthuung zurückblicken, da sie im Jahre 1844 eröffnet wurde.

 

15. März

• Soeben, um 8 Uhr 46 Minuten, passirte mit dem fahrplanmäßigen Zug von Kiel kommend, Se. Kaiserl. Hoheit der Kronprinz mit seinen beiden Söhnen, den Prinzen Wilhelm und Heinrich nebst Gefolge, unsere Station in Preetz. Officielle Begrüßung Seitens der Stadtvertretung fand nicht statt, doch hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, um womöglich die erlauchten Herrschaften zu sehen. Nach Ankunft des Zuges öffnete der Kronprinz das Fenster des Salonwagens und begrüßte den anwesenden Klosterpropsten durch Händedruck und einige freundliche Worte. Nach einem Aufenthalt von einer guten Minute fuhr der Kronprinz unter Hochrufen der Anwesenden und freundlichst grüßend wieder weiter.

 

19. März

• Jm preußischen Abgeordnetenhause wurde die Staatsunterstützung zum Eisenbahnprojekt Heide-Lunden-Friedrichsstadt-Husum-Tondern-Ripen mit großer Majorität angenommen. Der Bau der Bahn wird unverzüglich in Angriff genommen werden.

 

27. März

• Neumünster: Jn der letzten Nacht hat sich der traurige Vorfall ereignet, daß durch den kurz vor 12 Uhr hier eintreffenden Schnellzug Altona-Kiel ca. ¼ Stunden Wegs von hier, der Bahnwärter Johann Loeck bei Ausübung seines Berufs übergefahren und getödtet ist. Der Verunglückte hinterläßt eine kränkliche Frau und zwei unversorgte Kinder.

 

31. März

• Am Sonnabend ist die Verstaatlichung der Berlin-Hamburger Bahn seitens ihrer Aktionäre genehmigt worden.

 

9. April

• Die Vorarbeiten zur Anlage einer Spurbahn von Wesselburen nach dem Hedewigenkoog werden bereits in Angriff genommen.

 

18. April

• Das Projekt einer Eisenbahn vom Gleschendorfer Bahnhof nach Ahrensbök ist neuerdings vielfach erörtert worden. Der Gemeinderath des Fleckens Ahrensbök hat sich kürzlich infolge eines Schreibens von der Großherzoglichen Regierung dahin geäußert, daß der Flecken auf die Erbauung einer Bahn vom Bahnhof Gleschendorf über die Zuckerfabrik mit dem Hauptbahnhofe möglichst in der Mitte des Ortes großen Werth lege, daß derselbe sich an den Herstellungskosten dieser Bahn nur mit einer seinen finanziellen Verhältnissen entsprechenden Summe betheiligen könne.

---> für Ortsfremde der Hinweis, das mit Bahnhof Gleschendorf dieselbe Bahnstation gemeint ist, die 1934 in Pönitz umbenannt wurde und die es noch heute gibt.

 

22. April

• Mehrere Lehrlinge machten sich kürzlich unweit von Preetz das Vergnügen bei Annäherung eines Personenzuges sich auf die Schienen zu legen um das eigentümliche Brausen welches der Zug verursachen solle zu vernehmen. Der die Jünglinge bemerkende Lokomotivführer versuchte mit der Dampfpfeife sie zu verscheuen, das störte sie aber nicht und sie horchten ruhig weiter, bis das Signal zum Bremsen gegeben und der Zug zum Halten gebracht wurde, worauf sie sich schleunigen Schrittes entfernten. Eben nicht angenehm für die Reisenden.

 

8. Mai

• Am vorgestrigen Abend hielt der Thierschutzverein in Kiel seine Monatsversammlung. Dabei kam auch das allzu häufige Anhalten der Pferdebahnwagen zur Sprache. Es wurde beschlossen, bei der Direction der Pferdebahngesellschaft zu erwirken, daß in Pferdebahnwagen Plakate angebracht werden, wodurch das fahrende Publikum auf die Unzulässigkeit des allzu öfteren Anhaltens der Wagen aufmerksam gemacht und gebeten wird, das Anhalten möglichst zu beschränken.

 

24. Mai

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26. Mai

• Die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Altona hat einen allgemeinen Nachtrag zum Personenbeförderungs-Tarif eingeführt, welcher dem reisenden Publikum vielfache Erleichterungen und Ermäßigungen gewährt und deshalb dankbare Anerkennung verdient. So erhalten z. B. sämmtliche Retourbillete, welche bisher nur eine eintägige Gültigkeit hatten, eine solche von zwei Tagen. Sodann werden Arbeiter-Retourbillets und Arbeiter-Wochenbillets zu sehr ermäßigten Tarifsätzen eingeführt. Ferner wird für größere, d. h. aus mindestens 30 Personen bestehende Reisegesellschaften eine Ermäßigung von 50 Procent des einfachen Fahrgeldes gewährt werden. Eine gleiche Ermäßigung tritt für Exkursionen von Studirenden von Universitäten und anderen Hochschulen, welche unter Führung eines Dozenten unternommen werden, schon bei einer Betheiligung von 10 Personen ein. Schüler, welche unter Aufsicht von Lehrern reisen, werden in III. Klasse auf Militärbillets, also für 1,3 Pf. pro Kilometer, die begleitenden Lehrer zu demselben Preise, Schüler unter 10 Jahren für die Hälfte, also zu zweien auf ein Militärbillet befördert. Eine weitere Erleichterung ist die, daß Kinder unter 4 Jahren frei sind, während es bisher nur solche unter 2 Jahren waren.

Außer diesen Ermäßigungen gewährt die Direktion noch: 1. den im Dienst der öffentlichen Krankenpflege stehenden Personen, 2. den unbemittelten Taubstummen zu Fahrten nach gemeinsamen Zusammenkünften, 3. den mit serophulösen Krankheiten behafteten Kindern armer Eltern zur Reise in hierfür eingerichteten Heilanstalten, 4. den mittellosen Personen zum Besuch heilkräftiger Bäder, 5. den Schülern an solchen Orten wo keine Schwimmbäder, nach benachbarten Orten wo solche sind, 6. den in die Ferien-Kolonien zu entsendenden Kindern, 7. den unbemittelten Zöglingen der öffentlichen Blindenanstalten bedeutende Preisermäßigungen und durchgehends so, daß dieselben den Fahrpreis für Militärpersonen bezahlen.

 

31. Juli

• Der Sitz der Königl. Eisenbahn-Direktion für die Schleswig-Holsteinischen und Berlin-Hamburger Bahnen bleibt in Altona! Dies ist definitiv entschieden und dürfte diese Thatsache wohl geeignet sein unter der hiesigen Bevölkerung große Freude hervorzurufen. Alle Bemühungen Hamburgs, den Sitz der Direction dort zu erlangen, sind vergeblich gewesen. Der Berlin-Hamburger Linien werden mit den Schleswig-Holsteinischen unter einer Administration vereinigt. Das Angebot, welches der Königl. Regierung gemacht worden ist, und wonach die Stadt das frühere Reventlow-Grundstück zur Errichtung von Direktionsgebäuden der Bahn auf 5 Jahre kostenfrei hergiebt, ist acceptirt und wird schon in kurzer Zeit der Bau von provisorischen Verwaltungsgebäuden auf dem Grundstück an der Palmaillenstraße in Angriff genommen werden. Daß der Sitz der Direktion in Altona verbleibt, ist von ganz besonderer Wichtigkeit. Eine große Anzahl von Beamten, man spricht von 300, wird ihren Aufenthalt in Altona nehmen. Zur Herstellung der definitiven Verwaltungsgebäude soll sich die Stadt, wie man hört, mit der Frau Heine wegen des Grundstücks des Heine‘schen Parks an der Elb-Chaussee in Verbindung gesetzt haben und diese Angelegenheit nahe vor dem Abschluß stehen.

 

3. August

• Herr Kuhrt, zur Zeit Techniker in der Reparaturwerkstatt der holsteinischen Eisenbahnen in Neumünster, ist zum Maschinenmeister der Westholsteinischen Eisenbahn ernannt worden. Letztgenannte Bahn legt nämlich eine eigene Reparaturwerkstatt in Heide an und werden die Bauten für dieselbe an allernächster Zeit in Angriff genommen werden.

 

11. August

• Am Sonnabend-Morgen passierte eine eigenartige Reisegesellschaft von Oldesloe kommend unseren Bahnhof Neumünster. Es war eine Zigeunergesellschaft, die über Kiel nach Dänemarck und Schweden wollte. Trotzige Männer, abschreckende Weiber, nackte und schmutzige Kinder theilten mit Bären, Affen, Esel und Ponnies auf dem Transport gleichen Raum; Alles befand sich in einem und demselben Gepäckwagen, in einem Salonwagen vierter Klasse. Jn Oldesloe ist dem Haupt der Bande der Fahrpreis zu hoch gewesen und hat erst mit Hülfe des dortigen Polizeimeisters und einigen Polizisten die Zahlung geregelt werden können. Es ist aber nicht Unvermögen der Grund gewesen, denn der Hauptmann hatte Geld in Menge, sondern purer Geiz, reine Lust am Feilschen und Handeln.

 

13. August

• Eine bemerkenswerthe Neuerung im Eisenbahnbetriebe ist die in Kraft getretene, nach welcher auf vorheriger Anmeldung Coupés in einem fahrplanmäßigen Zuge reservirt werden, an deren Fenstern sich Zettel mit dem Worte „Bestellt“ befinden. Hierdurch wird es Theilnehmern an einer Reisegesellschaft möglich, nicht nur unter allen Umständen einen Platz zu erhalten, sondern auch mit den übrigen Genossen in einem Coupé, bezw. in einem Waggon zusammenzusitzen.

 

28. August

• Minister Maybach hat in einer Verfügung an die königliche Eisenbahndirektion angeordnet, daß für den Bereich der preußischen Staatsbahnen und der unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen eine einheitliche Billetform eingeführt und spätestens bis zum 1. Jan. 1886 allgemein durchgeführt werden soll. Fortan werden die Eisenbahnbillete mit abtrennbaren Koupons wegfallen. Die Billets für die erste Klasse sollen gelb, die für die zweite grün, die für die dritte braun und die für die vierte grau werden. Auch sollen besondere Kinderbillets ausgegeben werden.

Ferner sind die königlichen Eisenbahn-Direktionen angewiesen worden, durch Übertragung des Billetverkaufs an Hotels und Reisebureaus u. s. w. und besonders durch Feilhaltung derselben an allen in einer Stadt befindlichen Bahnhöfen, dem Publikum vermehrte Gelegenheit zu geben, die Billets rechtzeitig lösen zu können.

 

10. September

• Der von Elmshorn kurz nach 7 Uhr heute morgen abgelassene Personenzug ist eben vor der Eisenbahnstation Altona entgleist und gegen den dort haltenden Güterzug gerannt. Personen sind glücklicherweise keine verletzt, dagegen ist die Lokomotive, sowie mehrere Wagen des Güterzuges beschädigt, und mehrere in denselben befindliche Schweine getödtet. Die Ursache dieses Unfalles ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt.

 

25. September

• Auf den Staatsbahnen tritt zum 1. Oktober eine neue Annehmlichkeit in Kraft. Sämmtliche Staatsbahn-Telegraphen-Stationen sind verpflichtet, von diesem Zeitpunkte an, während der ganzen Tages- und Nacht-Dienstzeit, von Seiten des reisenden oder reisenwollenden Publikums Privat-Depeschen anzunehmen und solche am Ankunftsorte sofort weiter zu befördern. Es ist dies eine sehr bedeutende Erleichterung, deren Werth namentlich an den Sonn- und Festtagen, an welchen die mit den Kaiserl. Postämtern verbundenen Telegraphen-Betriebsstellen sehr beschränkte Dienstzeit haben, sich bemerkbar machen wird. Man darf wohl annehmen, daß in ganz besonders wichtigen Fällen die Bahn-Telegraphen-Stationen auch dem nichtreisenden Publikum in der Beförderung von Depeschen thunlichstes Entgegenkommen erweisen werden.

 

2. Oktober

• Jn Ahrensbök fand kürzlich eine von dem Bauübernehmer Herrn Ehlers berufene Versammlung statt in Sachen einer Eisenbahn Segeberg-Ahrensbök-Neustadt im Anschluß an die dem Vernehmen nach bereits gesicherte Strecke Hamburg-Segeberg. Als Resultat der Versammlung ergab sich die Wahl eines Komitees, welches die Angelegenheit weiter zu verfolgen beabsichtigt.

 

15. Oktober

• Die Marner Koogsbahn ist seit dem 6. d. Mts. dem Verkehr übergeben. Recht große Züge mit Zuckerrüben wurden bereits aus den Köögen nach dem Bahnterrain geschafft, um dann nach der Zuckerfabrik Süderdithmarschen, die seit dem 7. d. Mts. in Betrieb ist, weiter befördert zu werden. Bis jetzt werden täglich ca. 600,000 Pfund Zuckerrüben nach dort geliefert. Die Koogsbahn dient vorläufig nur dem Produktentransport.

---> gemeint sind die 12,77 km lange Nebenbahn Marne – Friedrichskoog, die 1,84 km lange Nebenbahn Kronprinzenkoog Mitte – Kronprinzenkoog Süd und die 1,08 km lange Nebenbahn Kronprinzenkoog Nord – Norderfleth. Der Personenverkehr Marne – Friedrichskoog wird übrigens erst 1898 aufgenommen.

Die Zuckerfabrik Süderdithmarschen befand sich (bis 2002) in St. Michaelisdonn.

 

4. November

• Auf den schleswig-holsteinischen Staats-Eisenbahnlinien wird demnächst eine schärfere Kontrolle des Passagierwesens eingeführt. Zwei seitherige Zugführer sollen mit der Kontrolle der Richtigkeit und Zulänglichkeit der Passagier-Billets in Zukunft dauernd beschäftigt werden.

 

18. November

• Ein Bahnunterbeamter zu Ascheberg hatte das Unglück, auszugleiten und fiel so unglücklich mit dem Kopf auf die Schienen, daß er nach kurzer Zeit verstarb. Derselbe wird von seinen Collegen als ein nüchterner und brauchbarer Mensch geschildert.

 

1. Dezember

• Die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Altona ist mit der Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Wrist nach Itzehoe beauftragt worden.

• Der Direktion der Westholsteinischen Eisenbahn-Gesellschaft ist die Erlaubniß zur Anfertigung genereller Vorarbeiten für eine Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Hohenwestedt nach Wrist ertheilt worden.

 

Nicht in unserer Lokalzeitung stand - der Vollständigkeit sei es aber erwähnt - das am 8. September 1884 die 36,50 km lange Strecke Altona–Kaltenkirchen der gleichnamigen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet wurde.

Besonders interessant finde ich die Artikel rund um die Verstaatlichung der AKE, die Angaben zum Personenbeförderungstarif, die Meldung vom 11.8. und die Zahlen aus Dithmarschen (15.10.).

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  • 4 Wochen später...
Geschrieben

Und Nachrichten aus dem Jahr 1885:

1. Januar
• Mit dem heutigen Tage ist auf den schleswig-holsteinischen Staatsbahnen die Neuerung getroffen, daß die Signalleine, die sonst nur auf die Decke des Wagens geworfen wurde, immer an der rechten Seite des Wagens in Hacken liegen muß, so daß das Publikum in Nothfällen sie erreichen kann. Auch muß vor Abfahrt des Zuges jedesmal der Zugschlosser an dieser Leine ziehen, damit durch einen Pfiff der Lokomotive konstatirt werde, daß die Leine funktioniert.

15. Januar
• Kürzlich fand in Ahrensbök eine allgemeine Versammlung statt, betr. das Bahnprojekt Hamburg-Segeberg-Ahrensbök-Neustadt. Herr Jngenieur Claussen aus Hamburg theilte mit, daß Hamburg, dessen Vororte und die betreffenden holsteinischen Gemeinden großes Jnteresse für die Bahn gezeigt habe. Die Bahn, ca. 100 km lang, würde sich für ca. 6,000,000 M. herstellen lassen.

26. Januar
• Gestern Abend ist der Schnellzug, der in Neumünster 7½ Uhr einzutreffen hat, zwischen Bockelholm und Nortorf infolge eines Radreifenbruchs entgleist. Es gelang aber, da Passagiere die Nothleine zogen, den Zug zum Halten zu bringen, so daß Beschädigungen an Leib und Leben der Passagiere und des Personals nicht zu verzeichnen sind. Von Neumünster mußte ein Extrazug abgelassen werden, die Passagiere zu holen, die dann auch gegen 9 Uhr wohlbehalten eintrafen.

9. Februar
• Mit dem 4. d. Mts. legte der dem reisenden Publikum weit und breit bekannte Bahnhofsverwalter zu Plön, Herr August Fitzter seine Dienstgeschäfte nieder. Vorläufig ist derselbe beurlaubt, nach deren Ablauf die Pensionirung erfolgt. Jn diesem Herrn verlieren wir einen ebenso beliebten, wie äußerst koulanten Beamten, der sich das Motiv gewählt hat: „Gefällig bis in den Tod“. Herr Fitzler übernahm mit Eröffnung der Ostholsteinischen Bahn am 31. Mai 1866 den Bahnhof, und hat sich während dieser 19 Jahre die Herzen aller erworben, die nur je mit ihm in Berührung gekommen sind. Wie die Stadt einen äußerst koulanten Beamten verliert, so verlieren die Beamten in ihm einen Vorgesetzten, dem das Wohl und Wehe seiner Untergebenen in seltener Weise am Herzen lag. Wünschen wir dann dem Herrn Herrn Fitzler in seiner wohlverdienten Ruhestellung, daß es ihm vergönnt sein möchte, sich noch recht lange Jahre in unserer Mitte gemüthlich zu fühlen.
– Als Nachfolger ist der Stationsvorsteher Herr v. Fischer-Benzon von Owschlag nach Plön versetzt.

16. Februar
• Der Eisenbahnminister hat die Beschlüsse der letzten Generalkonferenz der deutschen Eisenbahnen betreffs der an Kinder zu gewährenden Fahrpreis-Ermäßigungen genehmigt. Die bezüglichen Bestimmungen lauten:
Kinder unter 4 Jahren frei, wenn für sie ein besonderer Platz nicht verlangt wird. Kinder über 10 Jahren erhalten gar keine Ermäßigung. Ein Kind von 4 bis 10 Jahren wird zur Hälfte des Preises für Erwachsene in allen Wagenklassen befördert. Die Fahrpreise für Kinderbillets werden auf 10 Pf. abgerundet. Zwei Kinder erhalten ein Billet der betreffenden Wagenklasse. Einem einzelnen Kinde wird ein gewöhnliches Billet für Erwachsene zum halben Preise verabreicht, welches durch Abtrennung eines schrägen Streifens als Kinderbillet gekennzeichnet wird. Auf jedes volle Billet werden 25 Kilogr., auf jedes Kinderbillets 12 Kilogr. Freigepäck bewilligt.

18. Februar
• Jn Blankenese fand man dieser Tage in einem Eisenbahnwaggon 3. Klasse die Leiche eines unbekannten anständig gekleideten Mannes mit einer Schußwunde in der Brust; neben den Todten lag ein Revolver.

19. Februar
• Das Projekt einer Eisenbahn Hamburg-Segeberg-Ahrensbök-Neustadt findet zur Zeit in denjenigen Theilen des Fürstenthums Lübeck, welche von demselben berührt werden, vielfache Erörterung. Man hegt den Wunsch und die Hoffnung, daß dasselbe, welches schon vor einer Reihe von Jahren auftauchte, diesmal sich verwirklichen werde.

23. Februar
• Es sind nunmehr die Vorsteher der beiden zum 1. April in Thätigkeit tretenden Eisenbahnbetriebsämter in Schleswig-Holstein ernannt. Dem Amt in Flensburg, welchem die schleswig’schen Staatsbahnlinien und Rendsburg-Neumünster unterstellt werden, wird der derzeitige Betriebsinspektor der schleswig’schen Eisenbahnen, Mathiesen, vorstehen. Für das Betriebsamt Kiel ist Regierungsrath Müller als Vorsteher ernannt. Diesem Amte werden die Eisenbahnstrecken Kiel-Altona, Neumünster-Oldesloe, Neumünster-Neustadt-Oldenburg und Kiel-Ascheberg unterstellt.

30. März
• Mehrfachen aus den Kreisen des reisenden Publikums geäußerten Wünschen entsprechend, hat der Minister der öffentlichen Arbeiten neuerdings angeordnet, daß die für Nichtraucher und Frauen bestimmten Coupés auf allen preußischen Staatsbahnen in übereinstimmender Weise äußerlich kenntlich gemacht werden. An jedem derartigen Coupé sind demgemäß in Zukunft zwei Schilder, eines von Außen, das zweite im Jnnern, mit der Bezeichnung „Nichtraucher“ oder „Frauen“ anzubringen. Die Durchführung dieser Neuerung wird nach und nach bewirkt werden, so daß dieselbe in nicht allzulange Frist beendigt ist.

18. April
• Wie weit die „Unverfrorenheit“ der Großstädter Gassenjungens geht, davon hier ein kleines Beispiel. Als vor mehreren Tagen ein Zug der Altona-Kaltenkirchener Eisenbahn in die Holstenstraße in Altona eingemündet war, stellte sich in der Nähe der Zeisestraße ein etwa 9jähriger Bengel mit ausgespreizten Beinen und ausgespannten Armen zwischen die Schienen, indem er dem Zuge „Heda, hol up!“ entgegenrief. Der Lokomotivführer läutete „Sturm“, aber der Junge blieb unbeirrt auf demselben Fleck. Was blieb dem Maschinisten übrig? Um Unglück zu verhüten, „hol he up“ und – hast du nicht gesehen – hatte ein Schaffner den frechen Bengel am Kragen, steckte ihn in ein Koupee und der Zug sauste weiter.

25. April
• Die Legung des Sitzes der Königlichen Eisenbahn-Direktion nach Altona ist doch nicht so ganz ohne Opfer gewesen, wie man bis jetzt angenommen hat. Die Bedingungen geben ein Zeugniß, wie bereitwillig die Stadt gewesen ist, um sich den Sitz der Eisenbahn-Direktion, eine gewiß wichtige Sache für Altona, zu sichern. Die Stadt hat den Platz auf dem Reventlow-Stift für das vorläufige Direktions-Gebäude umsonst hergegeben und zahlt jetzt eine Summe von 5000 M jährlich zu den Unterhaltungskosten auf 10 Jahre, während dieselbe, wenn ein endgültiges Gebäude errichtet wird, sich die Verpflichtung auferlegt hat, zur käuflichen Erwerbung des Platzes ein Fünftel beizutragen.

10. Mai
• Über die Weiterführung der Kreis Flensburger Schmalspurbahn durch die Landschaft Schwansen nach Eckernförde schreibt man betreffs der geplanten Strecke Kappeln-Eckernförde u. A.: „Die Bahn wird eine Länge von ca. 30 km erhalten und für die Züge ist eine Geschwindigkeit von 25 km die Stunde in Aussicht genommen. Für 10 Haltestellen sind zu rechnen 20 Minuten Aufenthalt. Die Fahrzeit von Kappeln nach Eckernförde würde demnach 1 Stunde und 32 Minuten betragen. Es sollen vorläufig 3 Züge in jeder Richtung verkehren. Der Fahrpreis wird voraussichtlich pro Kilometer für die 2. Klasse 6 Pf. Und für die 3. Klasse 4 Pf. Betragen.“
• Bezüglich des Projektes einer Eisenbahn von Hamburg über Segeberg und Ahrensbök nach Neustadt verlautet, daß dasselbe jetzt fest finanziirt sei und daß das ausführende Komitee im Verein mit einem der ersten Bankinstitute Hamburgs den betreffenden Regierungen demnächst hiervon Kenntniß geben werde.

18. Mai
• Das in Kiel für den Kellersee erbaute Dampfschiff „Carl Maria von Weber“ verkehrte Sonnabend per Extrazug von Kiel nach Gremsmühlen.

28. Mai
• Am gestrigen Tage befuhr ein Extrazug die Staatsbahnstrecke Altona-Wamdrup tour und retour, in welchem sich nur Mitglieder der Königl. Eisenbahndirektion Altona und der Betriebsämter Kiel und Flensburg befanden. Es handelte sich darum, in einer Schnelligkeit die Bahn zu befahren, wie sie auf genannter Strecke noch nicht vorgekommen ist; – „Jagdzug“ dürfte der richtige Ausdruck sein.

29. Mai
• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona hat den Sommerfahrplan, gültig vom 1. Juni ab, nunmehr ausgegeben. Derselbe umfaßt alle zu genannter Direktion gehörigen Bahnen, dagegen fehlen auf demselben die Privatbahnen unserer Provinz, welche auf den von der Altona-Kieler Direktion ausgegebenen Fahrplänen mitenthalten waren.

11. Juni
• Der Eisenbahnminister hat durch Circularerlaß die Eisenbahnbetriebsämter darauf aufmerksam gemacht, daß mit Rücksicht auf die Sicherheit des Betriebes und die Sicherheit der Personen an denjenigen Tagen, an welchen ein besonders lebhafter Personenverkehr stattfindet, wie z. B. an Feiertagen, bei Extrazügen, bei besonderen festlichen Gelegenheiten eine Abschließung des Perrons auf den Bahnhöfen angeordnet werden kann, in welchem Falle dann nur denjenigen Personen, welche ein gültiges Fahrbillet vorzeigen können, oder welche mit den Zügen ankommen, gestattet ist, den Personenperron zu betreten. Der Minister hat die Eisenbahnbetriebsämter aufgefordert, in gegebenen Fällen von dieser Bestimmung Gebrauch zu machen und dies dann zur Jnformation des Publikums in geeigneter Weise bekannt zu machen.
• Auf dem Bahnhofe in Kiel passirte vor einigen Tagen beim Rangiren der Unfall, daß eine Lokomotive in einen ganzen Zug fuhr, wodurch ca. 10 Waggons nicht unerheblich beschädigt wurden. Die Waggons sind in die Reparaturwerkstatt in Neumünster überführt.
• Dem Geschäftsberichte der Eutin-Lübecker Eisenbahn über das Betriebsjahr 1884 entnehmen wir folgende Angaben: Es sind befördert worden 243 572 Personen, 11 214 Stück Vieh und 57 072 Tonnen Güter.

15. Juni
• Als der gestern Abend gegen 4½ Uhr nach Kiel abfahrende Zug aus dem Bahnhof Neumünster fuhr, war die Thür des Postwagens nicht geschlossen. Durch dieselbe ward ein neben dem Geleise stehender Schirrmeister so unsanft umgestoßen, daß der hinzu gerufene Arzt Rippenbruch konstatirte.

22. Juni
• Von dem heute Nachmittag 4 Uhr 20 Minuten in Neumünster fälligen Personenzuge entgleiste aus bisher noch unbekannten Gründen beim Güter-Bahnhof die Lokomotive und der nachfolgende Eilgutwagen, letzterer wurde umgeworfen. Die Personenwagen blieben unbeschädigt auf dem Geleise. Falsche Weichenstellung soll nicht die Ursache des Unglücks sein.
• Wie verlautet, ist der Eutin-Lübecker Eisenbahngesellschaft seitens des großherzoglichen Staatsministeriums die Zusicherung gegeben worden, daß ihr die beantragte Konzession zum Bau und Betriebe einer Zweigbahn von Bahnhof Gleschendorf nach Ahrensbök erteilt werden wird.

6. Juli
• Daß es mit dem Baue einer Eisenbahn von Gleschendorf nach Ahrensbök jetzt ernst wird, ist daraus ersichtlich, daß man mit den Erdarbeiten bereits begonnen hat. Wie es heißt, soll die Bahn noch in diesem Jahre fertig gestellt werden.

3. August
• Ein stattlicher Extrazug, bestehend aus 15 Wagen, meist 2. Klasse, traf am Sonntag Nachmittag kurz nach 6 Uhr auf dem Bahnhofe in Neumünster ein. Derselbe ist von Kiel abgelassen und geht direkt nach Antwerpen, in Anlaß der daselbst stattfindenden internationalen Gewerbe- und Jndustrie-Ausstellung. Die Reisenden kamen fast sämmtlich von Schweden und Dänemark. Auch von hier schlossen sich Touristen nach Antwerpen an.

11. August
• Das Projekt einer Eisenbahn nach Schönberg wird hier in Preetz augenblicklich stark ventilirt und entspricht einen nicht zu unterschätzenden Jnteresse unserer Stadt, wenn es aber dem Jnteresse unseres natürlichen Hinterlandes, der zwischen Schwentine und Ostsee gelegenden Landschaft voll entsprechen soll, so muß es zu einem Preetz-Schönberg-Lütjenburger Bahnprojekt erweitert werden. Es ist nicht unsere Meinung, daß die Bahn von Preetz über Schönberg nach Lütjenburg zu traciren ist, sondern daß dieselbe von Preetz direkt auf Lütjenburg geführt und bei Passau eine Zweigbahn nach Schönberg angelegt wird, welche über Fargau, Salzau, Rathjensdorf verlaufen, während die nach Lütjenburg über Wittenberger-Passau, Selent, Bellin, Wentorf gezogen werden muß. Eine Tertiär-Bahn, welche es an Billigkeit in Anlage und Betrieb der Sekundärbahn zuvortut, wird genügen und die Verbindung zwischen den Endstationen um fast zwei Drittel der jetzt erforderlichen Zeit verkürzen. Die Einwendungen der Kieler Handelskammer gegen unser Projekt auf Grund des von ihr schon seit längerer Zeit betriebenen Projekts einer Eisenbahn Kiel-Schönberg-Lütjenburg u. s. w. sind nicht störend, denn so vielfach auch die geschäftlichen Verbindungen zwischen der Probstei und Kiel sein mögen, so bietet die vorzügliche Wasserverbindung zwischen Kiel und Laboe bezw. Neumühlen dem Kieler Projekt so viel Konkurrenz, daß die sehr ungünstige Terrainbewegung auf der Kiel-Schönberger Route und der Mangel an Verkehr zwischen Schönberg und Lütjenburg nicht braucht erwähnt zu werden, um das Projekt sehr in Frage zu stellen. Vor Allem ist aber hervorzuheben, daß Preetz der natürlichste Knotenpunkt für den in Betracht kommenden Verkehr aus der Probstei und Lütjenburg nebst Umgegend nach allen Punkten des Jn- und Auslands, nämlich über den Bahnhof Neumünster hinaus ist, und wenn die neulich wieder in Anregung gebrachte Verbindung Ascheberg–Segeberg erst gebaut ist, über Oldesloe in alle Richtungen südwärts.

19. August
• Auf der Strecke von Flensburg bis Glücksburg der Flensburg-Kappeler Spurbahn wurde am gestrigen Tage eine Probefahrt unternommen. Die Fahrt verlief zur allgemeinen Zufriedenheit. Jn Glücksburg ward der erste Zug von einer großen Anzahl Einwohner empfangen und fand sodann in Hotel „Stadt Hamburg“ ein durch entsprechende Reden gewürztes Diner statt. Die Eröffnung dieses Theiles der Bahn wird nunmehr am 20. August erfolgen. Es werden täglich 7 Züge, welche auch die Post befördern, von Flensburg sowie auch von Glücksburg abgelassen werden.

22. August
• Die Arbeiten zu dem am Südende des Elmshorner Bahnhofes zu erbauenden Fahrtunnel sind von dem Betriebsamt in Kiel bereits vergeben worden. Der Bau soll in 8 Wochen beendet sein.

24. August
• Die Eröffnung der Kreis Flensburger Spurbahn auf der Theilstrecke Flensburg-Glücksburg fand am 20. d. Mts., Mittags 12 Uhr 55 Min. statt, nachdem am späten Abend des 19. August erst die ministerielle Erlaubnis zur Befahrung dieser Theilstrecke eingetroffen und dieses durch ein Extrablatt der Kreis Flensburger Spurbahn bekannt gemacht war. Trotzdem hatten sich nur sehr wenige Personen zur Eröffnungsfahrt eingefunden. Die Waggons, welche die rühmlichst bekannte Wagenbauanstalt von H. Heine & Söhne in Preetz geliefert hat und die eine gefällige und elegante Form haben, waren bekränzt und beflaggt, ebenfalls die Stationsgebäude. – Es ist nicht zu zweifeln, daß das Publikum diese schöne und bequeme Beförderung viel benutzen wird.

27. August
• Heute Vormittag trafen in einem aus 20 Salonwagen bestehenden Separatzug die Mitglieder des internationalen Telegraphenkongresses, von Hamburg kommend, hier in Kiel ein. Der Bahnhof, sowohl innen wie außen, war reich mit Flaggen geschmückt.

29. August
• Die Arbeiten an der Gleschendorf-Ahrensböker Eisenbahn sind jetzt so weit fortgeschritten, daß die Eröffnung der Bahn zum 1. November d. J. in Aussicht steht.

31. August
• Nach einer Bekanntmachung der Königlichen Eisenbahn-Direktion wird vom nächsten Neujahr ab eine gänzliche Umwälzung in den gesammten Fahrbilletwesen auf sämmtlichen Staatsbahnen eingeführt werden. Die Billete der ersten Klasse werden gelb, die der zweiten grün, der dritten braun und der vierten (auch die Arbeiterbillets) grau sein. Retourbillets werden außerdem auf der Vorderseite mit weißen Längststreifen versehen und die Militärbillets quer getheilt, halb braun, halb weiß, die Hundebillets ganz weiß. Die Schnell-, Personen- und Retourbillets erhalten einen durch schrägen Schnitt abgetheilten Abschnitt zwecks Verwendung der Billets als Kinderbillet zum halben Fahrpreis. Mit diesem Abschnitt für Kinderbillets, die es gegenwärtig bekanntlich auf den Staatsbahnen nicht giebt, steht eine neue Verordnung in Aussicht, welche die Ausgabe von Kinderbillets zu halbem Fahrpreis demnächst regeln wird. Die Arbeiterbillets tragen auf der Rückseite für jeden Wochentag einen Koupon zum Abreißen bei der Rückfahrt.

7. September
• Das Eisenbahnprojekt Neustadt-Hamburg schreitet nunmehr der Ausführung entgegen. Das Komitee für diese Bahn übertrug in der am 3. d. Mts. in Hamburg stattgehabten Versammlung den Bau und Betrieb dieser Bahn an die Firma Sönderup & Co. in Berlin, nachdem dieselbe die Finanziirung der Bahn mit Hamburger und Berliner Bankhäusern nachgewiesen. Nach den vorgelegten Voranschlägen soll die Bahn auf Hamburger Gebiet doppelgleisig, in ihrem weiteren Verlauf eingleisig, im Übrigen aber mit Vollbetrieb hergestellt werden. Als Dauer für die Fertigstellung der Bahn ist ein Zeitraum von 2 Jahren in Aussicht genommen werden.

9. September
• Vor einigen Tagen waren Regierungsbaubeamte aus Berlin anwesend, welche am Diebsteich in Altona eine Besichtigung vornahmen, die, wie man hört, mit Errichtung eines Centralbahnhofes daselbst in Verbindung steht.
---> ob ich, geboren 1968, die Eröffnung dieses Bahnhofes wohl noch erlebe? ;-)

10. September

• Mit der projektirten Bahn Preetz-Schönberg scheint es Ernst zu werden. Am 6. d. Mts. war in dieser Angelegenheit Herr Baurath Wollheim in Preetz anwesend, um mit den maßgebenden Herren in dieser Sache zu konferiren. Wie man hört, interessiren sich die anliegenden Großgrundbesitzer für die Sache und werden das Land zu einem billigen Preise hergeben, auch dürfte das Kapital leicht aufzubringen sein, da die Landleute der Probstei die Dringlichkeit eines Verkehrsweges zur leichteren Abführung der Produkte anerkennen.

19. September
• Der Wittwe des kürzlich vom Zuge totgefahrenen Bahnwärters Petersen in Hüsby ist von der Königl. Eisenbahn-Direktion zu Altona eine lebenslängliche Rente von 35 M monatlich überwiesen worden.
• Dem Vernehmen nach ist von den Mitgliedern der Eisenbahnkommission, welche in Husum anwesend war, eine Verhandlung über einen gemeinsamen Bahnhof gepflogen worden, die jedoch ein bestimmtes Resultat nicht ergeben hat. Soviel soll feststehen, daß von Seiten der Marschbahndirektion ein vollständiger Bahnhof zu Westen der Stadt erbaut werden wird.

29. September
• O.T.: Wie gemeldet wird, wird der Gesetzentwurf betreffend die Ausführung des Nord-Ostsee-Kanals in Kurzem dem Bundesrathe zugehen. Der Kanal wird östlich von Brunsbüttel in die Elbe einmünden, von da im Thale der Gieselau mit geringen Kurven den südlichsten Punkt der Eider erreichen, von da dem Laufe des Flusses bis Rendsburg folgen und dann in der Richtung des jetzigen Eiderkanals bis zur Mündung in die Ostsee bei Holtenau laufen. Die Linie des Eiderkanals wird derselbe aber nicht strenge innehalten, vielmehr die größeren Krümmungen desselben gradlinig abschneiden. Schleusen sind nur an den beiden Mündungen des Kanals in die Nord- und Ostsee projektirt, um den Eintritt von Springfluthen bezw. der gewöhnlichen Fluth abzuhalten. Die Abmessungen des Kanals sollen 60 Meter Breite am Spiegel, 26 Meter an der Sohle bei 8,5 Meter Tiefe betragen, werden mithin für den Verkehr der größten Kauffahrteischiffe, wie der Panzerschiffe der Kaiserlichen Marine ausreichen.

8. Oktober
• Ein schreckliches Unglück passirte am Montage beim Bahnübergange der Kiel-Flensburger Eisenbahn in der Nähe von Julienlust. Dort wurde in der Dämmerung der hiesige Bierfuhrmann Dreier von der Schlüter‘schen Brauerei mit seinem Gespann von dem Eckernförder Zuge überfahren und nebst seinen beiden Pferden auf der Stelle getödtet. Der Wagen wurde total zertrümmert. Nach Lage der Sache ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Schuld an dem Unglück auf Seiten des Kutschers liegt. Derselbe wird sich zur Zeit der Katastrophe mit seinem Gespann mitten auf dem Bahnkörper befunden haben, während die Barrieren geschlossen gewesen sind. Diese Situation läßt die Annahme zu, daß sich der Kutscher, der allerdings zweifelsohne entweder geschlafen hat oder – – – gewesen ist, gerade in dem Augenblick zwischen den Barrieren befunden hat, während dieselben herabgelassen worden sind. Der Verunglückte hinterläßt Frau und Kinder.
An der Unglückstätte wurden vor zwei Jahren auch zwei Pferde vom Zuge überfahren.
---> Den Bahnübergang gibt es noch, er liegt zwischen Kiel-Hassee und Kronshagen und heißt heute „Hofholzallee“. Mit „– – –“ wird sicherlich „betrunken“ gemeint sein - aber das getraute sich der Redakteur nicht auszuschreiben. Über den Unfall mit den zwei überfahrenen Pferden siehe mein Eintrag unter dem 12. Juli 1882.

13. Oktober

• Der Direktor der Kiel-Eckernförder-Flensburger Bahn, Geheimrath Buresch, konstatirt mit Bezug auf den bei Julienlust vorgekommenen Unglücksfall, es habe schon nach den jetzt geführten Untersuchungen festgestellt werden können, daß die Barrieren des Überganges nicht in dem Augenblicke sich geschlossen haben, in welchem das Fuhrwerk im Begriffe war, die Bahn zu überfahren, sondern daß der Fuhrmann in die geschlossene Barriere, unter Beschädigung der letzteren hineingefahren ist. Ferner sei konstatirt, daß der Fuhrmann selbst bei Annäherung des Zuges in gebückt sitzender Stellung auf dem Wagen verharrte und erst durch das Bremssignal der Lokomotive aufgeschreckt wurde.

15. Oktober
• Die Angelegenheit des bei Julienlust stattgehabten Bahnunfalls macht noch immer viel zu reden. Die Bahnverwaltung dünkt sich von jeder Schuld frei, während von gegnerischer Seite fleißig Zeugenmaterial gesammelt wird, um den Beweis zu führen, daß die Sicherheitsvorrichtungen bei dem Bahnübergange mangelhaft gewesen sind. Jn diesen Tagen haben hier in dieser Angelegenheit Vernehmungen stattgefunden.

26. Oktober
• Das Komitee zur Erbauung einer Sekundärbahn von Hamburg nach Neustadt hielt eine Sitzung im Bahnhofsgebäude Dammthor (Hamburg) ab und faßte den Beschluß, vorbehältlich der Genehmigung des Hamburger Staats sich auf die Grundlage eines vorgelegten Betriebsvertrages bereit zu erklären, den Betrieb genannter Bahn nach dessen Fertigstellung auf 25 Jahre der Firma Sönderup & Co in Berlin zu übertragen.

28. Oktober
• Nachdem der Weiterbau der Marschbahn bis Lunden fertiggestellt, traf dort die erste Lokomotive ein, welche mit Jubel und unter entsprechenden Feierlichkeiten begrüßt wurde.

11. November
• Die Königl. Eisenbahn-Direktion hat für Jagdliebhaber eine längst herbeigesehnte Vergünstigung eintreten lassen. Während der Jagdsaison soll es gestattet sein, bei Unzulänglichkeit der in den Zügen vorhandenen Hundekoupees, beziehungsweise bei dem Vorhandensein einer größeren geschlossenen Jagdgesellschaft, die Mitnahme von Hunden in Personenwagen 3. Klasse gegen Lösung von Hundebillets ausnahmsweise zuzulassen. Jn diesem Falle ist jedoch den Jägern ein besonderes, nicht mit anderen Reisenden zu besetzendes Koupee einzuräumen.

9. Dezember
• Vor 10 Jahren traf in Segeberg der erste planmäßige Eisenbahnzug von Neumünster, von geschmückter Lokomotive geführt, ein. Herr Rechtsanwalt Hedde hielt an die von Neumünster eingetroffenen Fremden, sowie an das auf dem Bahnhofsperron versammelte zahlreiche Publikum eine herzliche Ansprache, welche namentlich darin gipfelte, daß der neugebaute Verkehrsweg zum Wohle der Stadt Segeberg werden möge. Daß er es geworden, haben die verflossenen 10 Jahre des Bahnbetriebes zur Genüge bewiesen.

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Geschrieben

Nach nur zwei weiteren Wochen die Nachrichten für 1886:

 

 

2. Januar
• Für die projectirte Eisenbahn Eutin-Lütjenburg, deren Bau von vielen Seiten gewünscht wird, sind verschiedene Linien in Aussicht genommen. Das ursprüngliche Projekt Eutin-Sielbek-Benz-Kletkamp-Lütjenburg wird schwerlich zu Stande kommen, da auf der Strecke zwischen Eutin und Benz ganz bedeutende Terrainschwierigkeiten zu überwinden sind, und ist auch der Großherzog nicht für diese Route, da dieselbe die schönsten Punkte an der Ostseite des Kellersees durchschneiden würde. Eine andere Linie ist nun an einer neulich in Plön stattgehabten Versammlung projektirt und würde die Bahn danach von Eutin aus über Gremsmühlen, Malente, Hotel Holsteinische Schweiz, Malkwitz, Söhren, Kletkamp nach Lütjenburg gehen. Kletkamp wird jedenfalls berührt und in der Nähe hiervon ein Bahnhof angelegt werden, da in diesem Falle der Besitzer, Graf von Brockdorff, die Summe von 100 000 M zum Bau der Bahn hergiebt. Ein drittes Projekt Plön-Lütjenburg findet wenig Unterstützung, und dürfte auf dieser Linie auch nicht der Verkehr zu erzielen sein, den man mit Recht erwartet, wenn die Bahn von Eutin ausgeht.

6. Januar
• Mit dem 1. Januar 1886 traten unter Aufhebung aller bisherigen Bestimmungen die nachstehenden Tarifbestimmungen für die Beförderung von Kindern auf den deutschen Eisenbahnen in Kraft:
1) Kinder unter 4 Jahren werden frei befördert, wenn ein besonderer Platz für dieselben nicht beansprucht wird.
2) Kinder im Alter von 10 Jahren und darüber genießen keine Tarifermäßigung.
3) Ein Kind im Alter von 4 – 10 Jahren wird in allen Wagenklassen und bei allen Zuggattungen zur Hälfte des Fahrpreises für Erwachsene befördert. Die Fahrpreise für Kinderbillets werden auf volle 10 Pf. abgerundet.
4) Zwei Kinder im Alter von 4 – 10 Jahren werden in allen Wagenklassen und Zuggattungen auf ein einfaches Billet der betreffenden Klasse befördert.
5) Soweit überhaupt Freigepäck gewährt wird, werden auf ein ganzes 25 Kg., auf ein Billet zum halben Fahrpreise 12 Kg. Freigepäck zugestanden.
6) Für einzelne Kinder im Alter von 4 – 10 Jahren werden gewöhnliche Billets ausgegeben, welche durch schräge Abtrennung der eigentlichen Billets von einem bei der Billetexpedition verbleibenden Stammende der Billets hergestellt werden.
7) Diese Bestimmungen finden auch auf Retourbillets, Rundreisebillets und Billets in Form von Kouponbüchern Anwendung.

13. Januar
• Ein außerordentlich reges Leben hat sich seit Verstaatlichung der Altona-Kieler Bahn auf dem Altonaer Bahnhof entwickelt, wozu besonders beigetragen, daß jetzt die 7 Uhr 55 Min. von Frankfurt, 9 Uhr 5 Min. von Köln, 6 Uhr 25 Min. von Wien, 3 Uhr 15 Min. und 10 Uhr 15 Min. von Berlin kommenden Züge von allen diesen Stationen, auf dem Klosterthorbahnhof haltend, direkt in den Altonaer Hauptbahnhof einlaufen, mit engem Anschluß an die Züge nach dem Norden. Über 100 Personenzüge laufen täglich in Altona ein, wozu bei Verspätung der Hauptzüge von über 15 Minuten noch verschiedene Lokal-Extra-Züge hinzukommen, die im Jnteresse des Publikums eingelegt werden, zwecks rascher Verbindung zwischen Altona und dem Venloer, sowie Berlin-Hamburger Bahnhof.

24. Januar
• Die geplante Bahn Eutin-Lütjenburg wird vielfach besprochen, doch dürfte die eifrig verbreitete Nachricht, der Großherzog von Oldenburg habe 500 000 M dazu geben wollen, wohl auf Jrrthum beruhen. Es ist auch die Jdee ins Auge gefaßt, die Bahn statt in Eutin, in Gremsmühlen in die Ostholsteinische einmünden zu lassen; es würde diese Strecke weniger Erdarbeit verursachen, wenig Waldungen durchschneiden, daß Kirchdorf Neukirchen berühren und 250 000 M Baukosten ersparen.

7. Februar
• An dem Zustandekommen der Bahn Eutin-Lütjenburg ist wohl nicht mehr zu zweifeln. Graf Brockdorff von Kletkamp hat für den Fall, daß sein Gut berührt wird, die Summe von 100 000 M zugesagt.
Der Besitzer des Hotels zur „Holsteinischen Schweiz“ am Kellersee, Herr Janus in Eutin, beabsichtigt, um eine bessere Verbindung mit Gremsmühlen herzustellen, einen Kanal vom See bis zum Bahnhofe durchzustechen und dabei nicht dem Lauf der Schwentine zu folgen. Es ist dies wiederum ein großartiges Unternehmen, welches Tausende kostet und erst nach Zustimmung der Anlieger wird in Angriff genommen werden können.

15. Februar
• Dem Mittags 1 Uhr 15 Minuten in Neumünster fälligen Personenzuge vom Norden passirte heute das Malheur, daß an dem im Zuge befindlichen Bahnpostwagen, vermuthlich zwischen Nortorf und Neumünster, von einem der Mittelräder der Reif sich vollständig loslöste, so daß das Rad nur noch aus der Achse und den Speichen bestand. Man ward den Schaden nicht eher gewahr, bis der Zug in den Bahnhof Neumünster einfuhr. Der Postwagen wurde hier sofort aus dem Zuge ausrangirt und die Postsachen in mehrere Koupees 3. Klasse verladen, welche zu diesem Zweck bereitgestellt waren. Der Zug wurde dann mit 10 Minuten Verspätung nach Altona expedirt. Aller Wahrscheinlichkeit liegt ein Radreifenbruch vor, da andernfalls, wenn der Radreifen sich im Ganzen losgelöst hätte, dieser leicht unter die nachfolgenden Räder gerathen wäre und so eine Entgleisung herbeigeführt hätte.

2. März
• Die seit zwei Tagen unterbrochene Bahnverbindung mit dem Norden ist seit gestern Abend wiederhergestellt. Bei Pattburg saßen vom Sonnabendmorgen bis Sonntagabend 4 Lokomotiven, 2 Personenzüge und ein Schneepflug fest. Einige Passagiere kamen Sonntagvormittag, nachdem sie die Nacht im Waggon zugebracht hatten, zu Fuß hier in Flensburg an. Der Schneepflug vermochte nicht die kompakte festgefrorene Schneewand zu durchbrechen, erst einer kleinen Armee von Schneeschauflern gelang es, freie Bahn zu schaffen. Auch auf der Kiel-Flensburger Bahn fahren wieder die regelmäßigen Züge.

16. März
• Heute morgen hat sich am Klosterthorbahnhof in Hamburg ein erschütternder Unglücksfall zugetragen. Wie von Augenzeugen bekundet wird, ist ein Wagen durch das Scheuen des Pferdes zwischen 2 Züge gerathen, indem das Fuhrwerk die Sperrkette sprengte. Das Unglück war in einem Moment geschehen und bot ein entsetzliches Bild. Der eine Knabe, ein Junge von 9 Jahren, wurde sofort von der Maschine zermalmt, so das man faktisch die einzelnen Körpertheile zusammenlesen mußte. Der zweite Knabe und der Kutscher wurden so schwer verletzt, daß sie nach einer Stunde, in bewußtlosem Zustande, von ihrem Leiden erlöst waren. Der Wagen war zertrümmert und das Pferd mußte auf der Stelle getödtet werden.

21. März
• Zu dem Unglück zwischen dem Berliner- und Klosterthorbahnhof können wir zu unserer Freude hinzufügen, daß der Fuhrmann des überfahrenen Butterwagens mit dem Leben davongekommen ist und sich bereits auf dem Wege der Besserung befindet; auch ist der eine der beiden Knaben nur leicht verletzt. Die Ersetzung der leicht gesprengten Sperrketten durch Schlagbäume ist um so notwendiger, als seit einiger Zeit nicht nur Güter-, sondern auch Personenzüge zwischen den genannten beiden Bahnhöfen die lebhafte Passage zwischen der Altstadt und St. Georg kreuzen.

29. März
• Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich am Sonntag auf der Bahnstrecke zwischen Nortorf und Neumünster. Der bei Timmaspe stationirte Bahnwärter war für Sonntag beurlaubt und an seiner Stelle hatte der Hülfswärter Claus Delfs den Bahndienst zu versehen. Als der Vormittagszug von Flensburg angefahren kam, befanden sich in der Nähe der Wärterbude einige Hühner auf dem Bahngeleise, welche Delfs noch schnell wegjagen wollte. Diese Absicht sollte den Ärmsten sein eigenes Leben kosten; denn kaum bei den Geleisen angekommen, fiel der Unglückliche und in demselben Augenblick brauste der Zug auch schon heran, der Bahnwärter gerieth unter die Räder desselben. Auf gegebenes Nothsignal wurde der Zug alsbald zum Stehen gebracht, worauf er dann bis zur Unglücksstätte zurückfuhr. Beim Anblick des entsetzlich verstümmelten Leichnams fielen mehrere im Zug befindliche Damen in Ohnmacht. – Die gerichtliche Untersuchung wurde am Sonntag noch eingeleitet. Der Verunglückte hinterläßt Frau und 4 Kinder.

5. April
• Auf der Straßenbahn in Kiel wurden im verflossenen Monat ca. 40 000 Personen befördert, wodurch eine Einnahme von ca. 4000 M erzielt wurde.

17. April
• Seitens der Regierung wird in den nächsten Tagen mit dem Nivellement einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg (Propstei) begonnen werden. Vor der Hand soll nur diese Strecke in Aussicht genommen sein, doch unterliegt es keinem Zweifel, daß, um eine bequeme und kürzere Verbindung mit dem gesammten ostholsteinischen Küstengebiet zu schaffen, die Bahn bald ins Land Oldenburg hinein weitergeführt werden wird.
• Bei Bredstedt haben an den Erdarbeiten der Westbahn beschäftigte Arbeiter die Arbeit niedergelegt, weil sie nach ihrer Aussage bei 12stündiger Arbeit nur 2 M. täglich verdienen konnten.

21. April
• Auf der Strecke Hamburg–Wandsbeck wurde ein Arbeiter von dem Straßen-Dampfwagen übergefahren und vollständig zermalmt.
• Auf derselben Linie sind in den letzten Tagen Probefahrten mit neu konstruirten Wagen, die durch Elektricität getrieben werden, gemacht worden.
• Am Sonnabend gingen von Marne 215 Stück Mastochsen mit der Marschbahn ab, die zu St. Michaelisdonn mit 40 Stück Mastochsen, die von Meldorf kamen, zusammentrafen. Das war ein stattlicher Zug, wie er nur selten vorkommt.

3. Mai
• Zwischen Neumünster und Boostedt, einem Dorfe mit reicher Ziegelfabrikation, soll eine Feldspurbahn angelegt werden. Dieselbe wollen die Unternehmer Orenstein & Koppel in Berlin ausführen. Man glaubt in betheiligten Kreisen an die Rentabilität der Anlage.

8. Mai
• Heute Vormittag passirte mittelst Extrazug von Berlin kommend, Cirkus Renz den Bahnhof Neumünster. Nach reichlich einer Viertelstunde Aufenthalt hierselbst fuhr der Zug nach dem Norden weiter. Jn 7 Personenwaggons befand sich das ca. 250 Köpfe starke, aus allen Völkern zusammengewürfelte Künstler- und Bedienungspersonal; in 32 Güterwaggons die Pferde, sonstige Thiere und Requisiten. Renz geht nach Kopenhagen.

9. Mai
• Auf der Pferdebahnstrecke Barmbeck–Rathhausmarkt sind jetzt 2 Wagen mit elektrischem Betrieb eingestellt. Fast unheimlich berührt der Anblick der geräuschlos ohne einen sichtbaren Motor dahinrollenden Vehikel. Die Akkumulatoren, die nach jeder Fahrt auf dem Depot von Neuem mit Elektricität gefüllt werden müssen, sind innerhalb des Wagens unter den Sitzen angebracht.

21. Mai
• Der Sommerfahrplan der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona, gültig vom 1. Juni d. J. ist erschienen und durch die Stationen zu beziehen. Der Plan zeichnet sich durch große Übersichtlichkeit aus – eine Übersichtskarte des Eisenbahn-Direktionsbezirks erleichtert das schnelle Auffinden der Strecken.

23. Juni
• Der Butterhändler Karow, durch dessen Schuld am 16. März bei der Überfahrt am Klosterthorbahnhof das gräßliche Unglück der Tödtung eines Knaben herbeigeführt worden ist, wurde wegen fahrlässiger Tödtung und Gefährdung eines Eisenbahnzuges zu 9 Monaten Gefängniß verurteilt.

27. Juni
• Die Eröffnung der Kreiseisenbahn Flensburg-Kappeln wird am 30. Juni stattfinden, wozu die Kreiseisenbahnkommission ihre Einladungen bereits erlassen hat. Die Abfahrt des Festzuges erfolgt von Flensburg 8 Uhr Morgens, Ankunft in Glücksburg 8,35 Uhr, Abfahrt von dort 8,50 Uhr, Ankunft in Langballig 9,17 Uhr, wo nur 5 Minuten Aufenthalt ist. Um 9,59 Uhr trifft der Zug in Steinbergkirche ein. Abfahrt von dort 10,20 Uhr. Jn Gelting trifft der Zug um 11,1 ein, weilt daselbst 20 Min. und langt um 12 Uhr in Kappeln an, woselbst um 12½ Uhr im „Strandhotel“ das Festessen eingenommen wird. Die Rückfahrt von Kappeln ist auf 6 Uhr angesetzt, die Ankunft in Flensburg auf 9,12 Uhr.
Die Eröffnung der Kreiseisenbahn wird jedenfalls viel zur Hebung des Verkehrs zwischen dem östlichen Angeln und Flensburg beitragen und namentlich auch für die an der Bahn liegenden Ortschaften und Dörfer von großem Vortheil sein. Jn erster Linie dürfte das reizend an der Ostsee belegene Steinberghaff das Ziel von Touristen und Ausflüglern bilden. Auch Kappeln wird voraussichtlich mancher Vortheil aus diesem Bahnverkehr erwachsen.

10. Juli
• Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem Bahnhofe zu Kiel. Ein Arbeiter gerieth beim Rangiren unter die Wagenräder und war auf der Stelle eine Leiche.

14. August
• Die bisher projektirte Weiterführung der Spurbahn Flensburg-Kappeln nach Eckernförde scheint sich nunmehr verwirklichen zu wollen. Am Freitag v. W. wurde in der Stadtverordneten-Sitzung zu Kappeln beschlossen, zu den bisher gezeichneten 50 000 M. noch weitere 15 000 M. hinzuzulegen, so daß Kappeln sich mit 65 000 M. an den Bahnbau beteiligen würde. Von Kappeln ist jedoch hieran die Bedingung geknüpft, daß die Bahn von hier direkt über die Schlei nach Schwansen geführt wird. Wie wir hören, soll das Zustandekommen der Bahn so gut wie gesichert sein.
• Auf der neu erbauten Bahnstrecke Heide-Lunden sind in diesen Tagen die Bahnbeamten eingetroffen. Dem Vernehmen nach wird die Strecke zum 1. September dem Verkehr übergeben werden.

31. August
• Heute wurde die landespolizeiliche Besichtigung der Bahnstrecke Heide-Lunden vorgenommen. Der letztgenannte Ort war deshalb festlich geschmückt und auch auf dem in der Nähe desselben belegenen neuen Bahnhof waren zur Feier des Tages Ehrenpforten und Guirlanden angebracht. Die mit der Aufsicht betrauten Herren trafen gegen Mittag auf diesem Bahnhof ein und wurden daselbst unter Musik von der Kirchspiels- und Fleckensvertretung empfangen. Jn Heim’s Gasthof wurde dann gefrühstückt und darauf eine Weiterfahrt bis Friedrichstadt gemacht, um die in Bau begriffene Eiderbrücke in Augenschein zu nehmen. Nachmittags 4 Uhr kehrte der Zug wieder retour. Der Verkehr auf der neuen Bahnstrecke Heide-Lunden wird morgen früh eröffnet. Es werden täglich 3 Züge auf derselben hin- und zurückfahren. Die Fahrzeit beträgt ½ Stunde.

8. September
• Der Bau der Eisenbahnlinie Schwarzenbek-Oldesloe geht langsam von statten. Die Strecke Schwarzenbek-Trittau ist soweit fortgeschritten daß das Schienengeleise bis an den Fluß Bille, kurz vor Trittau, gelegt ist. Um diese Strecke mit der schmalspurigen Arbeitslokomotive befahren zu können, ist nur die eine Seite des Schienenstrangs definitiv festgelegt. Es arbeiten augenblicklich ungefähr 100 Arbeiter auf der Strecke Schwarzenbek-Trittau. Die auszuführenden Bahnhofsgebäude sind nunmehr in Submission vergeben und sollen in Kürze in Angriff genommen werden. Die Eröffnung der ganzen Bahnlinie dürfte kaum vor Jahresfrist zu erwarten sein.

10. September
• Mit Beendigung des Manövers und Entlassung der Reserven beginnt für unsere Bahnhofsbeamten in Neumünster eine, zwar nur wenige Tage andauernde, aber schlimme Zeit, in welcher es ihnen mitunter kaum möglich ist, ohne Machtwort die Ordnung auf dem Bahnhofe aufrecht zu erhalten. Die braven Vaterlandsvertheidiger, die „treu gedient ihre Zeit“ und nun zu „Muttern“ heimfahren, stellen während einiger Tage das Hauptkontingent der Bahnpassagiere; dieselben entwickeln dann bei dem jedesmaligen Aufenthalt der Züge hierselbst einen so ungebundenen Humor und tummeln sich so keck zwischen den Zügen umher, daß die ganze Aufmerksamkeit und Energie eines gut geschulten Bahnpersonals dazu gehört, die Mannschaften einigermaßen in Ordnung zu halten und den Bahnverkehr für das übrige Publikum nicht zu erschweren. – Heute morgen kam bereits eine Abtheilung Pionier-Reservisten hier durch, selbstverständlich unter dem obligaten Geschrei, Flaschenschwenken, Gesang und was dergleichen Allotria mehr. „Das sind die ersten, wären nur erst die letzten durch!“ hörten wir einen ergrauten Beamten seufzen.
• Der Lokomotivführer des 8 Uhr 15 Minuten Abends in Neumünster fälligen Zuges bemerkte gestern kurz nach dem Verlassen des Bahnhofes zu Ascheberg im Scheine der Laterne einen Gegenstand auf dem Bahnkörper liegen. Trotz sofortigen Bremsens war der Zug nicht schnell genug zum Stehen zu bringen; es wurde der Gegenstand, wie sich nachher herausstellt, ein ältlicher, dem Anschein nach dem Landmannsstande angehöriger Mann überfahren und derselbe sofort getödtet. Es befindet sich an der Unfallstelle keinerlei Bahnübergang, sodaß man bis jetzt vollständig im Unklaren darüber ist, wie der Verunglückte auf die Schienen gerieth. Ob Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, wird die Untersuchung vielleicht ergeben.

27. September
• Jemehr sich die günstige Jahreszeit ihrem Ende nähert, eine um so größere Thätigkeit entfaltet die Baugesellschaft zur Fertigstellung der Eisenbahnbrücke bei Friedrichsstadt um mindestens die Pfeiler, welche noch in der Eider gebaut werden sollen, vor Eintritt der ungünstigen Witterung ihrer Vollendung entgegen zu führen. Neue Dampfmaschinen mit ungefähr 60 Pferdekräften sind in Betrieb und werden fast alle Tag und Nacht in Thätigkeit erhalten. Fremde Besucher, welche jetzt immer zahlreicher hier erscheinen, um die Arbeiten in Augenschein zu nehmen, sprachen ihre Verwunderung aus über den großartigen Anblick, welchen der Bau ihnen gewährt. Es steht zu erwarten, daß der Besuch Fremder noch solange zunehmen wird, als die Witterung solches erlaubt, ehe die eintretende Nässe die Wege zur Baustelle grundlos macht.
Zur Orientierung mögen noch folgende Bemerkungen dienen, um so mehr, als in letzter Zeit zum Theil unrichtige Nachrichten über die Anlage verbreitet sind. Die Länge der ganzen Strecke von Deich zu Deich beträgt 413 Meter, während das Strombett nur 230 Meter breit ist. Neun Pfeiler werden die Brücke, welche in ihrer Mitte von Trapezträgern gehalten wird, tragen. Jn der Mitte wird eine Drehbrücke zum Durchlassen der Schiffe angebracht, welche sich auf einem starken Pfeiler drehen wird, so das Wasser beiderseits des Pfeilers freigebend. Diese Drehbrücke wird wohl die größte sein, welche in unserer Provinz und weit über ihre Grenzen gebaut worden ist und wird gewiß zu jeder Zeit durch ihre gewaltige Dimension Besucher herbeilocken. Die im Strombette ausgeführten Pfeiler werden so stark gebaut, daß sie den Sturmfluthen und dem zeitweilig mit furchtbarer Gewalt eintretenden Eisgange mit Leichtigkeit Stand halten können. Sie sind so breit gebaut, daß wenn sich einst das Bedürfniß dazu herausstellen würde, auf derselben neben der Eisenbahnbrücke eine Fahrbrücke hergestellt werden kann, eine Vorsicht, welche der Minister bei Bewilligung der Bausumme zur Bedingung gemacht hat.

2. Oktober
• O.T.: Bekanntlich sind für den Nordostsee-Kanal drei Schleusen projektirt, nämlich an der Elbe bei Brunsbüttlerhafen, an der Eider bei Wittenbergen und am Kielerhafen bei Friedrichsort; ferner 6 Drehbrücken, je eine für die vier Eisenbahnen und je eine für die Chaussee Jtzehoe-Rendsburg und Kiel-Eckernförde; drei Dampffähren, je eine für die Chaussee Jtzehoe-Brunsbüttel, Jtzehoe-Meldorf, Jtzehoe-Heide, und endlich einige Handfähren für die übrigen Wege.

13. Oktober
---> zum besseren Verständnis: Der Bahnhof Schleswig lag damals noch an einer eingleisigen Strecke. Mit „Bremssignal“ ist das „Halt!“-zeigende Einfahrsignal aus Ri. Jübek gemeint. Der zuvor aus Ri. Rendsburg kommende Güterzug hatte sich bei der Einfahrt in das Kreuzungsgleis verbremst und stand in der Einfahrweiche der Gegenrichtung.

• Ein größeres Eisenbahnunglück hat sich am 9. d. Mts. früh auf der Bahnstation Schleswig ereignet, was die Direktion des Flensburger Betriebsamt veranlaßt hat, sich sofort per Separatzug nach dort zu begeben. Aus authentischer Quelle erfahren wir nun, daß der von Jübek nach dem Süden bestimmte Viehzug, welcher mit 2 Maschinen versehen war, in den in Schleswig haltenden, vom Süden kommenden Güterzug gerannt ist. Der Zusammenstoß muß furchtbar gewesen sein. Jnfolge des Nebels konnte der bedauernswerte Lokomotivführer des Viehzuges das Bremssignal nicht wahrnehmen und fuhr der Zug mit Vehemenz in den Güterzug hinein, die schrecklichsten Verheerungen anrichtend. Die Lokomotiven (alle 3) und ca. 12 Wagen mit Vieh und Gütern wurden schwer beschädigt, die übrigen Wagen sind mehr oder weniger gut davongekommen. Leider ist auch der Tod eines Schaffners zu beklagen. Eine Untersuchung ist seitens des Flensburger Betriebsamts sogleich eingeleitet. – Jnfolge der theilweise zertrümmerten, theils umgestürzten Wagen resp. Maschinen waren die Geleise auf dem Terrain vor dem Schleswiger Bahnhof unfahrbar geworden, so daß der um 10 Uhr 25 Min. Vorm. vom Süden eintreffen sollende Zug in Wegfall kam. Durch Nachsendung von Arbeitskräften und Hülfsmaschinen ist es später ermöglicht worden, die Geleise freizulegen und den Verkehr nach allen Richtungen wiederherzustellen.
• Die Königliche Eisenbahndirektion Altona erläßt eine Bekanntmachung in Betreff der erfahrungsmäßig alle Jahr eintretenden Massentransporte an Feldfrüchten und der großen Jnanspruchnahme des Wagenparks durch die Kohlentransporte. Die Direktion hebt hervor, daß ihrerseits alles aufgeboten werde, um den Verkehrsansprüchen Genüge zu leisten und einen Wagenmangel vorzubeugen, und macht das Publikum aufmerksam, daß ihre Bestrebungen nur dann von Erfolg sein können, wenn dieselben beim Publikum eine entsprechende Unterstützung finden. Das Publikum und die Geschäftsleute, welche daher zum Winter größere Quantitäten Kohlen bedürfen, werden ersucht, sowohl die betreffenden Bestellungen schleunigst zu machen, als auch demnächst für tunlichst rasche Be- und Entladung der Wagen Sorge tragen zu wollen. Zugleich ersucht die Direktion, die Zuführung der Güter so einzurichten, daß die Leistungsfähigkeit der Empfänger nicht auf einmal zu stark in Anspruch genommen wird, sondern sich auf längere Zeiträume gleichmäßig vertheilt.

18. Oktober
• Jn nicht allzuferner Zeit wird Barmstedt eine Bahn erhalten. Es fand dort eine öffentliche Versammlung, betreffend den projektirten Bahnanschluß an die Altona-Kaltenkirchener Bahn statt. Die Baukosten der 11 km. langen Bahnstrecke betragen gegen 400 000 M. Die Hälfte dieser Summe wird, wie der Bauunternehmer v. Kintzel mitteilte, die Altona-Kaltenkirchener tragen, wenn Barmstedt und die anliegenden Grundbesitzer die andere Hälfte und den benötigten Grund und Boden zur Verfügung stellen werden. Die Himmelmoor-Direktion, sowie die Besitzer der Feldmark Heede haben sich dazu schon bereit finden lassen.

21. Oktober
• Die Königl. Eisenbahndirektion in Altona hebt mit dem 1. November eine seit nahezu 10 Jahren bestehende angenehme Vergünstigung der früheren Altona-Kieler Bahn auf, nämlich daß die für Personenzüge gelösten Billets auf den Nebenbahnen auch zur Mitfahrt in den Schnellzügen berechtigen. Von den Reisenden wird diese Veränderung unangenehm empfunden werden, indem dieselben von den schleswig-holsteinischen Seitenbahnen für alle Züge Durchgangsbillete erhalten konnten, künftig aber nur bis zur Station der Hauptbahn die Billets lösen können, sobald für die Weiterfahrt ein Schnellzug in Frage kommt.

23. Oktober
• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona veröffentlicht über das Schleswiger Eisenbahn-Unglück Folgendes: „Der von Süden kommende Güterzug 312 hatte fahrplanmäßig in Schleswig mit dem regelmäßig mehrmals in der Woche verkehrenden Extra-Viehzug 751 zu kreuzen. Der zuerst rechtzeitig um 6 Uhr 8 Min. früh eingetroffene Güterzug ragte bei einer Stärke von 110 Achsen über die Einfahrtsweiche, welche der Viehzug passiren sollte, hinaus und mußte somit noch Rangirbewegungen vornehmen, um die Weiche frei zu machen. Zur Sicherung dieser Rangirbewegungen war der Bahnhofsabschlußtelegraph*, welcher etwa 400 Meter vor der Weiche sich befindet, auf „Halt“ gestellt. Der Lokomotivführer des Extra-Viehzuges fuhr trotzdem bei demselben vorüber und stieß so mit dem Güterzuge zusammen. Von der Station aus ist durch verschiedene Personen auf eine Entfernung von 400–600 Meter das Haltesignal vom Abschlußtelegraphen gesehen worden. Das Fahrpersonal will dasselbe erst auf eine Entfernung von 100–150 Meter erkannt haben. Der Führer des Extra-Viehzuges ist nach beendigter vorläufiger Untersuchung vom Dienst suspendirt. Das Gericht wird über die Schuldfrage entscheiden. – Die im Zusammenhang mit der Schilderung dieses Unfalls gebrachte Mittheilung mehrerer Blätter, daß Lokomotivführer in 10 Tagen kein Bett zu sehen bekommen, und daß Stationsleiter eine tägliche 19stündige Dienstzeit zu absolviren hätten, ist eine schlechte Erfindung. Die ferner aufgetauchte Behauptung, daß der Lokomotivführer des Extra-Viehzuges 40 Stunden Dienst gehabt habe, ist gleichfalls eine grobe Unwahrheit. Derselbe hat seinen Dienst am Freitag abend zwischen 9 und 10 Uhr angetreten, war somit zur Zeit des Unfalles noch nicht 9 Stunden im Dienst, nachdem er vorher eine Ruhezeit von 21 Stunden gehabt hatte. Wenn schließlich in einzelnen Blättern insinuirt** wird, daß die Staatseisenbahnverwaltung auf Kosten der Betriebssicherheit Ökonomie treibe, so ist dies eine willkürliche und haltlose Unterstellung.“
---> * = Einfahrsignal ** = unterstellt
---> über die Gerichtsverhandlung vor der Flensburger Strafkammer wurde in der Preetzer Zeitung zwar nicht berichtet, aber in der vom 4. Januar 1888 steht geschrieben, daß das Urteil gegen den Lokomotivführer (zwei Monate Gefängnis) seitens des Reichsgerichtes zu Leipzig umgestoßen wurde.
---> mir selbst ist unklar, ob der Lokomotivführer des Viehzuges das Halt!-zeigende Einfahrsignal bei der Vorbeifahrt bemerkte oder völlig ungebremst gegen den Güterzug prallte & weil doch das Fahrpersonal das Signal auf 100–150 Meter Entfernung erkannte.

26. Oktober

• O.T.: Das definitive Ergebnis der Volkszählung ausgewählter* Städte in der Provinz Schleswig-Holstein im Jahre 1885:
Altona = 104719 Einwohner, Burg a. F. = 2709, Eckernförde = 5605, Elmshorn = 8718, Flensburg = 33315, Friedrichstadt = 2512, Garding = 1796, Glückstadt = 5483, Heide = 7355, Heiligenhafen = 2320, Husum = 6267, Jtzehoe = 10772, Kappeln = 2660, Kellinghusen = 2158, Kiel = 51706, Krempe = 1208, Lauenburg = 4867, Lütjenburg = 2400, Meldorf = 3449, Mölln = 4302, Neumünster = 13658, Neustadt = 4118, Oldenburg = 2482, Oldesloe = 4334, Ottensen = 18630, Pinneberg = 3286, Plön = 3033, Preetz = 4889, Ratzeburg = 4217, Rendsburg = 12153, Schleswig = 15188, Segeberg = 4701, Tönning = 3248, Uetersen = 5056, Wandsbeck = 17763, Wedel = 1830 und Wilster = 2538 Einwohner.
---> gemeint sind solche Städte, die zum Bezirk der späteren BD Hamburg passen. Einige Städte (z. Bsp. Eutin, Lübeck) fehlen übrigens deshalb, weil sie damals nicht zur Provinz Schleswig-Holstein gehörten.

6. November

• Der Eisenbahnminister Maybach hat eine Verfügung erlassen, welche dem Staatseisenbahn-Beamtenpersonal ein höfliches und rücksichtsvolles Betragen dem Publikum gegenüber zur besonderen Pflicht macht.
• Der Bahnkörper der Schwarzenbek-Oldesloer Eisenbahn ist nunmehr in seiner Gesammtlänge so weit fertig gestellt, daß mit dem Legen der Schwellen und Schienen bereits der Anfang gemacht wurde.

13. November
• Die Königl. Eisenbahndirektion in Altona hat die Lieferung von 3740 Tonnen Stahlschienen zur Hälfte an Krupp in Essen und an die Aktiengesellschaft Phönix in Ruhrort vergeben. Es ist erfreulich, daß die ausländischen Offerten nicht acceptirt wurden, oder werden konnten, weil sie meistens einen höheren Preis, als 105 M. pro Tonne enthielten.

29. November
• Morgen wird in Kiel der Eisenbahnpräsident Krahn aus Altona erwartet, um die projektirte Eisenbahnlinie Kiel-Schönberg zu besichtigen.

4. Dezember
• Als der Sonntag Abend 8 Uhr 50 Min. von Eckernförde nach Kiel fahrende Zug eine kurze Strecke jenseits Gettorf gekommen war, versuchten zwei Arbeiter, welche in Gettorf hatten aussteigen wollen, solches aber infolge Einschlafens verpaßt hatten, vom Zuge herabzuspringen. Während dieses dem Einen glücklich gelang, gerieth der Andere unter die Räder und wurde sofort getödtet.

 

Immer wieder erschreckend die Vielzahl von Unglücken. Man kann schon den Fortschritt bei den Sicherheitsbestimmungen in den letzten 125 Jahren sehen.

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  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Nach dem Krieg 1870/71 wurde die sogenannte Kanonenbahn voran getrieben, die Schaffung einer Verbindung von Berlin nach Metz unter Berücksichtigung bereits bestehender Strecken.
Damit zusammen hängt der Bau der Moselstrecke von Koblenz nach Trier in den Jahren 1874-1879. Folgt die Strecke überwiegend dem linken Moselufer, so wird südlich von Cochem eine Moselschleife durch den Kaiser-Wilhelm-Tunnel abgekürzt. Dieser Tunnel war für über 100 Jahre der längste Eisenbahntunnel Deutschlands.

 

Nicht nur der Tunnelbau als solches war eine enorme Leistung, der Tunnel brauchte auch schnell eine bessere Belüftung. Fuhren zuerst nur etwa 70 Züge pro Tag durch den Tunnel, so reichte die Lüftung schon ab 1880 nicht mehr aus. Deshalb wurde ab 1904 eine Belüftungsanlage mit Saccardodüse eingebaut. 1905 fuhren bereits 120 Züge pro Tag durch den Tunnel und dies bei deutlich gestiegenen Verkehrsleistungen sprich Kohleverbrauch.

 

Interessant sind dabei folgende Dokumente (gefunden auf einer sehr schönen Seite über den Tunnel):

 

Deutsche Bauzeitung 1876

Zeitschrift für Bauwesen 1886

Centrall der Bauverwaltung 1889

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Inzwischen sind wir im Jahr 1887:
 

2. Februar
• Der Bauunternehmer Husen in Bredstedt hat von der Königl. Staatsbahn die Herstellung der erforderlichen Schneewälle von Flensburg bis zur dänischen Grenze, ungefähr 160 000 kbm. Erdbewegung angenommen.

5. Februar
• Jm Laufe des vorigen Jahres hegte bekanntlich ein Privatcomitee den Plan, eine Eisenbahnverbindung von Itzehoe über Wrist, Segeberg nach Lübeck anzulegen. Während die Strecke Itzehoe-Wrist bereits vom Staate erbaut wird, hatte das Komitee für den Rest der Linie um eine Konzession nachgesucht. Die Lübecker Handelskammer teilt jetzt mit, daß der Eisenbahnminister das Komitee abschlägig beschieden hat, mit dem Bemerken, daß, falls das Bedürfnis für den Ausbau der weiteren Linie bis Lübeck sich herausstellen sollte, dieselbe auf Staatskosten erbaut werden würde.

7. Februar
• Nachdem im vorigen Jahre sich Dienstmänner am Bahnhof in Neumünster postirten, gewiß zur Bequemlichkeit manches Fremden wie Einheimischen, der Gepäck befördert haben will, soll nunmehr vom 8. d. M. zu allen Personenzügen eine Droschke am Bahnhofe halten. Wir fürchten aber, daß der Unternehmer nicht gerade glänzende Geschäfte wird machen, dazu ist Neumünster noch zu wenig „Großstadt“!
---> im Herbst 1886 hatte Neumünster 13658 Einwohner

26. Februar

• Der Lieblingswunsch der Altonaer, einen Centralbahnhof zu bekommen, wird nicht in Erfüllung gehen, indem jetzt definitive Entscheidung über den Bau des Eisenbahndirektionsgebäudes und Verlegung des Hauptbahnhofes getroffen ist. Die Ausführung wird eine große Umwälzung in der ganzen Situation des betreffenden Stadttheils hervorbringen. Nach dem Plan soll das alte Empfangsgebäude weggebrochen und das Terrain benutzt werden, um darauf das Eisenbahndirektionsgebäude zu errichten. Die Straßenfront des Bahnhofsterrains wird bis zur Marktstraße als Bauplatz verkauft werden. Der Personenbahnhof endlich wird zwischen Lobusch und Gr. Bergstraße zu liegen kommen.
Es ist begreiflich, daß das Bekanntwerden dieser Pläne teilweise Freude, teilweise Bestürzung hervorbringen muß, indem ganze Straßen dem Verkehr entzogen, andere demselben erschlossen werden und ein Steigen und Fallen einzelner Grundstücke unausweichlich ist.

6. März
• Am Freitag war der Präsident der Altonaer Eisenbahndirektion, Herr Krahn, mit 3 anderen Herren von der Direktion in Lütjenburg anwesend, nachdem eine Besichtigung der projektirten Linie für eine Eisenbahn von Gremsmühlen nach Lütjenburg stattgefunden hatte. Die Herren haben sich im Ganzen mit dem Projekt durchaus einverstanden erklärt. Diese Bahn wird durch die schönste Gegend Holstein führen und voraussichtlich recht viele Fremde herbeiziehen.

19. März
• Die kleine Sekundärbahn Schwarzenbek-Oldesloe, welche zum 1. Juni eröffnet werden soll, wird große Umwälzungen des Durchgangsverkehrs von und nach Schleswig-Holstein mit Berlin, Hannover und dem Süden zur Folge haben. Jn dem Promemoria* der Kgl. Eisenbahn in Altona für den neuen Sommerfahrplan heißt es: „Jm Allgemeinen heben wir noch hervor, daß wir für die ganze Strecke Schwarzenbek-Oldesloe-Neumünster einen durchgehenden Verkehr in Aussicht genommen haben und daß bei Aufstellung des Sommer-Fahrplans der Gesichtspunkt maßgebend gewesen ist, diese Strecke auch für den Durchgangsverkehr nutzbar zu machen. Dementsprechend ist auf Gewinnung von Anschlüssen in Schwarzenbek und Neumünster an die Hauptzüge, sowie in Oldesloe an die betreffenden Züge der Lübeck-Büchener (Hamburger) Eisenbahn Rücksicht genommen.
Es erhellt hieraus, daß sich im Verkehrsleben der Eisenbahnen Schleswig-Holsteins die bevorstehende Eröffnung der Oldesloe-Schwarzenbeker Bahn eine hervorragende Änderung zum Besseren vollziehen wird.“
Die Reise nach Berlin wird auf dem neuen Wege eine erhebliche Verkürzung erfahren.
* ---> veraltet für Merkzettel
• Über die geplante Eisenbahn von Tönning nach Garding wird folgendes berichtet: „Wie es heißt, ist von der Direktion der Königlichen Staatsbahn eine Linie ins Auge gefaßt, die westlich vom Tönninger Bahnhofe ihren Ausgang nehmen, dem sogenannten Schlagbaumwege folgend bei Hochbaum die Chaussee erreichen, derselben alsdann folgend, nördlich von Katharinenheerd den Nordweg erreichen und auf diesem weiter gehen würde bis zum Endpunkt Garding. Für den Gardinger Bahnhof scheint vorläufig die Fenne in Aussicht genommen, auf welcher bisher die Thierschauen stattfanden. Es würde in dieser Weise eine etwa später als erforderlich erachtete Weiterführung der Bahn nach Tating möglich sein.“

26. März
• Es taucht der Plan auf, eine Sekundärbahn von Wandsbek nach Trittau zu erbauen. Von einem namhaften Unternehmer aus Altona sind hierzu die Bedingungen sehr günstig gestellt.

31. März
• Dem Vernehmen nach soll der Bau einer Staatseisenbahn Elmshorn-Oldesloe wiederum in Anregung gebracht werden. Der Bau der Bahn ist, wie von der Eisenbahnverwaltung in Princip zugegeben worden ist, notwendig und gesichert. Aber Jahr und Tag warten wir hier in Elmshorn der Einlösung dieser Zusagung.

10. April
• Die Fettgas-Fabrik, welche die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Neumünster an der Rendsburgerstraße – leider fast inmitten unseres hübschen Villen-Viertels – errichten läßt, schreitet bereits im Bau bedeutend vorwärts. Herr Maurermeister Wiese aus Elmshorn führt den baulichen Theil der Anlage aus, die Maschinen kommen aus Berlin. Das in der neuen Fabrik zu produzirende Fettgas soll zur Beleuchtung der Eisenbahnpersonenwagen verwandt werden.

25. April
• Auf den Bahnhofsperrons ist es vielfach zur Unsitte geworden, daß Personen, welche Reisende begleiten, sich mit in die Coupés setzen und erst im letzten Augenblick vor dem Abgange des Zuges das Coupé verlassen. Es geschieht dies „Manöver“ meistens in der Absicht, um für den einen Reisenden das ganze Coupé zu reserviren, wodurch die Schaffner in ihrer Disposition über die freien Plätze getäuscht werden. Die Eisenbahndirektion in Altona hat neuerdings in den Wartesälen Plakate anhängen lassen, wonach das Einsteigen von Nichtmitfahrenden strenge verboten wird.

4. Mai
• Das anfänglich mit so großer Zuversicht aufgetretene Projekt einer Eisenbahn von Eckernförde über Rendsburg nach Friedrichstadt scheint jetzt auch für die Theilstrecke Rendsburg–Friedrichstadt zu Wasser werden zu sollen. Eine am Mittwoch voriger Woche in Süderstapel in Angelegenheit des Bahnprojekts abgehaltene Versammlung verlief resultatlos. Vielleicht werden die Rendsburg berührenden Bahnpläne wieder flott, sobald erst der Kanalbau begonnen ist und der Vollendung entgegengeführt wird.

11. Mai
• Die Altona-Kaltenkirchener Eisenbahngesellschaft wurde gleich nach Eröffnung ihres Betriebes von etwa 50 Landleuten, deren Häuser an dem Geleise dieser Bahn liegen, verklagt, weil die Landesbrandkasse für die mit Stroh gedeckten Gebäude erhöhte Prämien verlangt wegen der durch fliegende Funken der Lokomotive erhöhten Feuergefährlichkeit. Der Prozeß wurde in höchster Jnstanz zu Gunsten der Eisenbahn entschieden, da Sachverständige erklärten, daß die vorzüglich konstruirten Funkenfänger an den zur Verwendung kommenden Lokomotiven jede Erhöhung der Feuersgefahr ausschlossen. Die Landesbrandkasse mußte infolge dessen ihre erhöhten Ansprüche fallen lassen, wurde aber ihrerseits gegen die Eisenbahngesellschaft klagbar und verlangte einen Betrag, welcher der kapitalisirten Differenz des mehrgeforderten Prämiensatzes gleichkommt. – Auch diese Klage ist jetzt in oberster Jnstanz abgewiesen worden.

14. Mai
• Bei Barkelsby ist in diesen Tagen der Anfang mit der Erdarbeit auf der Bahnlinie zwischen Eckernförde und Kappeln gemacht worden.

16. Mai
• Wiederholt kamen in den letzten Monaten auf dem Bahnhofe in Neumünster Diebstähle an Geld und Waaren (Reisenden gehörig und von Frachtgütern) vor, ohne daß es gelingen wollte, den Dieb zu fassen. Am Sonnabend ward nun ein Eisenbahnarbeiter, als der Diebstähle verdächtig, inhaftiert und hat er sich auch zu einem offenen Geständnis bequemt. Aber gestern Nachmittag hat er sich im Gefängniß durch Erhängen der irdischen Gerechtigkeit entzogen. Er hinterläßt Frau und ein Kind von ca. 3 Jahren.
• Es wird in Ahrensbök beabsichtigt, die Eisenbahn nach Gnissau fortzusetzen, eine Strecke von 6½ Klm., um damit die holsteinischen Güter Wensin und Travenhorst in den Bereich aufzunehmen. Die Strecke Ahrensbök-Gnissau würde dann von der Eutin-Lübecker Eisenbahn-Gesellschaft auszubauen und zu übernehmen sein.

18. Mai
• Aus Heide schreibt man: „Dem hier wohnenden Beamtenpersonal der Holsteinischen Marschbahn ist von der Direktion die Weisung zugegangen, zum 1. November d. J. ihre Miethswohnungen zu kündigen, da zum Herbst die Bahn Heide-Ripen voraussichtlich in Betrieb kommt und deshalb die Übersiedelung der Beamten nach Husum notwendig wird. Der durch diesen Umstand veranlaßte Abgang von reichlich 30 Familien dürfte unserer Stadt fühlbar werden.“

19. Mai
• Seitens mehrerer Einwohner aus Elmshorn ist eine Petition an die Königliche Eisenbahndirektion in Altona in Cirkulation gesetzt, welche bezweckt, eine Überbrückung der Eisenbahn zwischen Poststraße und Bauerweg herbeizuführen. Der Rangier-Bahnhof liegt nämlich hier mitten in der Stadt und wird gerade bei diesem Bahnübergange viel rangirt. Jn Folge davon stockt der lebhafte Verkehr der beiderseits der Bahn liegenden Stadttheile sehr oft.
---> der genannte Bahnübergang lag am nördlichen Bahnsteigende

21. Mai

• Ein bedauernswerther Unglücksfall ereignete sich in Lägerdorf. Als ein Zug der Alsen‘schen Privatbahn durch die Weiche fuhr, entgleiste derselbe, die Wagen wurden aus dem Geleise geschleudert wobei der Bremser Jarren herunterstürzte und unter den nachfolgenden Wagen gerieth. Der Unglückliche war sofort eine Leiche; er hinterläßt eine Frau und mehrere unversorgte Kinder.

25. Mai
• Nach der im Reichseisenbahnamt gemachten Aufstellung haben sich im Verwaltungsbezirk der Königl. Eisenbahndirektion Altona im Monat März Unfälle beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) wie folgt ereignet: Die Zahl der Unfälle betrug im Ganzen 10, darunter eine Entgleisung auf einer Station. Reisende wurden nicht verletzt, dagegen sind 2 Bahnangestellte beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe getödtet oder innerhalb 24 Stunden gestorben, 4 beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe, ein Angestellter bei Nebenbeschäftigungen, sowie eine fremde Person verletzt. Unter den Getödteten befindet sich ein Selbstmörder. Bei den Unfällen sind 6 Eisenbahnfahrzeuge unerheblich beschädigt worden.

11. Juni
• Donnerstag Vormittag entgleiste zwischen den Weichen 2 und 5 in der Altstadt (Schleswig) eine Lokomotive und 2 Wagen. Menschenleben oder Verletzungen sind glücklicherweise nicht zu beklagen.
• Die neue Bahnlinie (Neumünster) Oldesloe-Schwarzenbek, 83 resp. 38 Klm. lang, wird zum 1. Juli eröffnet werden. Dieselbe kürzt den Weg zwischen Holstein und Berlin bekanntlich erheblich ab. Von Neumünster werden 4 durchgehende Züge abgelassen. Die Haltestellen sind Rolffshagen (Kupfermühle), Mollhagen, Trittau und Möhnsen.

16. Juni
• Elmshorn: Auf die seitens hiesiger Bürger an die Königliche Eisenbahndirektion in Altona gerichtete Petition, betreffend die Überbrückung des Bahnüberganges innerhalb der Stadt, ist bis jetzt keine entscheidende Antwort ergangen; jedoch hat die Direktion Veranlassung genommen, eine Zählung der während 24 Stunden diesen Bahnübergang frequentirenden Personen und Fuhrwerke anzuordnen. Es ist jetzt festgestellt, daß die Zahl der Personen 4500 und die Zahl der Fuhrwerke 450 betrug. Eine solche starke Frequenz läßt es notwendig erscheinen, daß diesem Übelstande in irgend einer Weise Abhülfe geschaffen werde, ob durch den Bau einer Fußgängerbrücke über die Bahn hinweg oder durch den eines Tunnels unter derselben durch.

25. Juni
• Wie man hört, wird die Marschbahngesellschaft sich nach Fertigstellung der Linie bis zur dänischen Grenze ernstlich mit dem Bau der Linie Itzehoe-Lägerdorf-Horst beschäftigen, und glaubt man diese reichlich zwei Meilen lange Strecke aus den bei der Westbahnverlängerung gemachten Ersparnissen herstellen zu können.

2. Juli
• Die Eröffnung der neuen Bahnlinie Oldesloe-Schwarzenbek wird sich nach neueren Mittheilungen bis zum 1. August d. J. verzögern.

8. Juli
• Die Eiderbrücke bei Friedrichstadt nähert sich ihrer Vollendung; man hofft, daß bereits um die Mitte d. M. das große Bauwerk fertig gestellt sein wird. Es werden dann auf jeder Seite der Brücke zwei Arbeiter als Bahnwärter angestellt werden, welche ausschließlich das Auf- und Zudrehen der Drehbrücke vor und nach dem Passiren der Züge zu besorgen haben werden. Zwei Arbeiter sind im Stande, die Brücke zu drehen, während die beiden andern den Verschluß der Drehbrücke mit dem übrigen Brückentheil zu überwachen haben. – Der größeren Sicherheit wegen und zur Verhütung von Gefahren werden auf der Mitte der Bahnstrecke und dem Friedrichstädter Bahnhofe einerseits und zwischen der Brücke und dem Lundener Bahnhofe andererseits Automaten angebracht, welche bei Schließung und Öffnung der Drehbrücke dem Locomotivführer selbstthätig die nöthigen Zeichen geben.

14. Juli
• Ein Bootsbauer ist von der Marschbahngesellschaft mit der Herstellung zweier Böte von 15 resp. 18 Fuß Länge beauftragt. Dieselben sind für die an der Eiderbrücke stationirten Bahnwärter bestimmt und sollen dieselben zur Erreichung der Drehbrücke dienen.
• O.T.: Mit der Eröffnung der Westbahn wird zugleich eine Dampfschiffs-Verbindung zwischen Friedrichstadt und den übrigen an der Treene liegenden Orten ins Leben gerufen. Das Schiff, welches einem Kieler gehört, soll sowohl den Personen- als auch den Frachtverkehr vermitteln.

20. Juli
• Jn voriger Woche waren auf der Jnsel Fehmarn die Herren Eisenbahndirektionspräsident Krahn aus Altona und weitere anwesend, um in Burg das Terrain für die Fortführung der Kreis Oldenburger Bahn nach Burg in Augenschein zu nehmen. Es soll jetzt Aussicht vorhanden sein, daß mindestens bis zum Jahre 1890 das Projekt durchgeführt sein wird. Den Bahnhofsplatz für Burg bezeichnet man im Südosten der Stadt.

27. Juli
• Das Projekt zur Anlage einer Eisenbahn von Quickborn nach Barmstedt und event. von dort nach Elmshorn ist jetzt soweit vorgeschritten, daß die Pläne zum Bau nebst dem Gesuch um die Genehmigung zur Vornahme der Vorarbeiten dem Minister der öffentlichen Arbeiten unterbreitet worden sind.

30. Juli
• Die in Bau befindliche Eiderbrücke bei Friedrichstadt ist zwar schon eine Zeit lang von Fuhrwerken benutzt worden, wird indeß erst in den nächsten Wochen ganz fertig sein und officiell dem Verkehr und der Benutzung der Eisenbahnzüge übergeben werden. Die Brücke hat eine Länge von 430 Meter, die in der Mitte angebrachte Drehbrücke kann von einer aus 2 Mann bestehenden Bedienung in etwa 2 Minuten geöffnet oder geschlossen werden; 15 Minuten vor Ankunft des Zuges muß die Brücke geschlossen bleiben. Die Durchfahrt der Schiffe nimmt etwa 15–20 Minuten in Anspruch.

13. August
• Die Eröffnung der Marschbahn ist nun wieder auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben worden. Man erwartet dieselbe jetzt nicht mehr vor dem 1. September. Verschiedene Ursachen, wie die Genehmigung des Reglements für die Benutzung der Eiderbrücke und mehrere Arbeiten auf dem Staatsbahnhofe in Husum, wo die Marschbahn bekanntlich eine Haltestation einrichten will, haben diese abermalige Verschiebung zu Folge gehabt.

19. August
• Die Arbeiten an der Westbahn sind soweit gefördert, daß auf der von Bredstedt aus südlich gelegenen Strecke bereits die Kiesschüttung, welche mittels der Arbeitszüge von Husum oder Rödemis ausgeführt wurde, hergestellt ist. Auf der nördlichen Strecke von Bredstedt ab liegt noch das Schmalspurgleis, welches noch bis zu Süderlügum bezw. Tondern in die Normalspurweite umzulegen ist, wenn verschiedene noch auszuführende Erdarbeiten am eigentlichen Bahnkörper zwischen Bredstedt und Niebüll fertig gestellt sind.

27. August
• Wie die „Eiderstedter Nachrichten“ melden, ist ein Gesuch der Direktion der Westholsteinischen Eisenbahn um eine Vorconcession für eine Bahn untergeordneter Bedeutung von Tönning nach Garding abgelehnt.
• Auf dem Bahnhof Wesselburen wurden dieser Tage gepreßtes Heu und Stroh (Reste von vorjähriger Ernte) verladen, welches nach Hamburg resp. nach Ostholstein abging.
---> sorry - aber das erinnert mich sehr an eine Meldung der Art „in China ist ein Sack Reis umgefallen“

10. September

• Auf der ganzen Strecke der nunmehr vollendeten Hamburg-Altonaer Hochbahn fand am Montag die offizielle Probefahrt statt. Die Bahn ist zweigleisig, sie beginnt in Altona beim Zoll in der Klopstockstraße und erreicht ihr Ende an der Ecke der Lindenstraße in Hamburg. Die ganze Bahnlänge beträgt nahezu eine Meile. Wie es heißt, wird die Hochbahn schon Mitte diesen Monats dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.
---> hier hat es sich sicherlich nur um eine Pferdebahn gehandelt - warum die Zeitung sie Hochbahn nennt?

16. September

• Für Soldaten vom Feldwebel abwärts werden vom 1. Oktbr. ab die Fahrpreise auf der Eisenbahn erhöht werden. An diesem Tage tritt der neue Militärtarif in Kraft, nach welchem pro Kilometer 1,5 Pf. gegen bisher 1,33 Pf. Fahrgeld berechnet werden. Jn gleicher Weise vermindern sich auch die Fahrpreisvergünstigungen, welche bisher bei einer größeren Zahl von Billetsorten für Privatpersonen bewilligt wurden. Bekanntlich werden zum Militärtarif auch befördert: Unbemittelte Kranke, die ins Bad reisen, Taubstumme und Blinde, welche die betreffenden Königl. Vereinigungen besuchen wollen, Mitglieder von Samaritervereinen auf Berufsreisen, Ferienkolonisten u. a.. Für alle diese tritt mit der Erhöhung des Militärtarifs eine Vertheuerung der Fahrpreise ein. Die neue Militär-Eisenbahnordnung ist übrigens noch in anderer Beziehung bemerkenswerth: Bisher wurden jeder in Uniform erscheinenden Person Militärbillets verabfolgt; vom 1. Oktbr. ab können diese Billets bei Urlaubsreisen nur gegen Vorzeigung des Militärpasses beansprucht werden.

1. Oktober
• Dem am 8. Oktober in Altona zusammentretenden Bezirkseisenbahnrathe liegen u. a. mehrere für unsere Landwirthe wichtige Berathungsgegenstände vor. Darunter befindet sich der Antrag eines Meiereibesitzers, wöchentlich einmal einen Eiskühlwagen auf der Strecke Wamdrup-Hamburg einzustellen, damit die Butter nicht so weich in Hamburg anlange. Die Königl. Eisenbahn-Direktion bemerkt dazu, „die große Bedeutung, welche der Erzeugung von Butter für die Landwirthschaft in Schleswig-Holstein beizumessen ist“, gebe Veranlassung, in eine eingehende Prüfung der Butterbeförderungs-Frage einzutreten und auch die Äußerung des Bezirkseisenbahnraths einzuholen.

4. Oktober
• Am 1. Oktober sind die bei den Königl. Eisenbahnen bis jetzt nur versuchsweise eingeführten Signalhuppen oder Nebelhörner zur Signalertheilung für das Zugpersonal zum erstenmal am Bahnhof in Preetz praktisch in Gebrauch genommen und verursachten dieselben etwas Aufregung unter den am Bahnhof Anwesenden. Jn Rendsburg wo dieselben ebenfalls am 1. Oktober praktisch eingeführt wurden, verursachten dieselben eine Alarmirung der freiwilligen Feuerwehr, da man derartige Signale bei der Bahn noch nicht gehört hatte.

8. Oktober
• Am 6. Oktober gegen 7½ Uhr entgleisten im Bahnhofe zu Jübeck bei der Abfahrt eines nach dem Rhein bestimmten Extrazuges 3 mit Vieh besetzte Wagen, wovon 2 umfielen. Die Entgleisung wurde durch das Herabfallen eines Bremsgehänges veranlaßt. Menschen sind nicht verletzt, einzelne Stücke Vieh erhielten leichte Beschädigungen. Der Betrieb wurde nicht gestört.

15. Oktober
• Am Donnerstag Abend wurde ein junger Mann zwischen St. Michaelisdonn und Meldorf im Eisenbahnwagen von einem fremden Manne angefallen und mit einem Messer bedroht, wahrscheinlich in der Absicht, ihn zu berauben. Dem Angegriffenen gelang es jedoch glücklich, dem Übelthäter das Messer zu entreißen und den Angreifer von sich abzuhalten. Nachdem auf dem Bahnhofe zu Meldorf das Messer an den Schaffner abgegeben war, erfolgte in Heide die Verhaftung des Fremden.
• Die Erwärmung der Eisenbahnwagen ist bereits angeordnet. Vom 1. Oktober bis zum 30. November und vom 1. März bis zum 30. April hängt die Heizung von der Witterung ab, während vom 1. Dezember bis 29. Februar die Erwärmung der Eisenbahn-Abtheilungen unbedingt erfolgen muß. Jn den erst- und zweitgenannten Zeitläufen muß die Heizung erfolgen, wenn das Thermometer in der Mittagszeit unter 4 Grad Reaumur sinkt, die Nachtzüge sind jedoch schon zu heizen wenn das Thermometer während einer Nacht auf 0 Grad Reaumur fällt.
---> Grad Réaumur war früher in Deutschland weit verbreitet. Bei 0°R schmilzt gefrorenes Wasser, bei 80°R siedet Wasser. (4°R = 5°C)

19. Oktober

• Die Frage, ob Rauch-Coupees in den Zügen die Regel und Nichtrauchercoupees die Beschränkung bilden oder ob das umgekehrte Verhältnis Platz greifen soll, wie auch verschiedenfach in der Presse empfohlen, ist zu Gunsten des Hergebrachten durch einen neueren Erlaß des Eisenbahn-Ministers entschieden, welcher die bestehende Ordnung durch folgende kategorische, gewiß allgemein befriedigende Direktiven festgesetzt: Soweit nicht für einzelne Strecken oder Züge besondere Ausnahmen zugelassen sind, soll mindestens der dritte Theil der in einem Zuge vorhandenen II. Klasse und mindestens der sechste Theil der Abtheilungen III. Klasse (in beiden Klassen außer den Frauen-Coupees) als Coupees für „Nichtraucher“ bezeichnet werden und ist dafür zu sorgen, daß mindestens in solcher Zahl schon auf der Abgangsstation des Zuges Nichtrauchercoupees zur Verfügung gestellt werden, ohne erst Bitten und Beschwerden des Publikums zu erwarten. Jm Falle des Bedürfnisses ist die Zahl der Nichtrauchercoupees in Verhältnis zu den Rauchercoupees noch weiter zu vermehren. Jnsbesondere soll auf denjenigen Bahnen, welche zur Reise von und nach Bade- und Kurorten benutzt werden, dafür Sorge zu tragen, daß Nichtrauchercoupees reichlich zur Verfügung stehen. Gegen vorschriftswidriges Rauchen in solchen Coupees soll von dem Fahrpersonal selbstständig und nicht erst auf Reklamationen von Mitreisenden eingeschritten werden. Sämmtliche Betriebs-Organe der Staatsbahnen-Verwaltung sind gehalten, diesen Vorschriften nachdrücklichst vollen Erfolg zu sichern.

19. Oktober
• Die Eröffnung der Neubaustrecke der Holsteinischen Marschbahn von Lunden nach Bredstedt hat am Montag stattgefunden.

22. Oktober
• Vor einigen Tagen ist bei der Bahnarbeit Itzehoe-Wrist tatsächlich angefangen und die Erdarbeiten bis zum Lockstedter Lager sollen Anfang nächsten Jahres beendet sein. Zu diesem Zweck treten auf dieser Strecke reichlich 300 Mann in Arbeit.
• Die Badeorte Haffkrug, Niendorf und Scharbeutz haben eine Petition um Erbauung einer Eisenbahn, vom Bahnhofe Gleschendorf ausgehend, die genannten Ortschaften berührend und bei Travemünde endend, an den z. Zt. in Eutin tagenden Provinzialrath gesandt.

26. Oktober
• Die Erbauung einer Eisenbahn zwischen den Badeortschaften Haffkrug, Niendorf und Scharbeutz mit Anschluß nach Gleschendorf und Travemünde ist vom Provinzialrath in Eutin abgelehnt, da nicht genügend Material für das Projekt vorlag.
• Jnfolge der Beschwerden des Publikums über den Mangel an direkten Billets hat der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten sich veranlaßt gefühlt, die Bestimmung zu erlassen, daß die Königl. Eisenbahndirektionen die Ausgabe von direkten Billets mehr ausdehnen sollen, namentlich nach Orten, welche den Sitz der Gerichts- und Verwaltungsbehörden bilden, sowie ferner nach bedeutenden Handelsstädten der betr. Landestheils ohne Rücksicht auf das Gebiet der eigenen Direktionsgrenzen. Die Stationen und Billetkasten* sollen nicht nur dem Publikum bei event. Anfragen entgegenkommen, sondern auch etwaige ihnen als zweckmäßig erscheinende Erweiterungen des direkten Verkehrs bei den vorgesetzten Behörden in Vorschlag bringen.
* ---> Was war ein Billetkasten? Konnte sich der Reisende dort (gegen Geldeinwurf) seine Fahrkarte entnehmen ... und außerdem schriftl. Beschwerden/Verbesserungsvorschläge einwerfen?

30. Oktober

• Wie nunmehr bestimmt verlautet, wird die landespolizeiliche Abnahme der Bahnstrecke von Bredstedt nach Hvidding am 12. November stattfinden. Es wird hiernach selbstredend die neue Bahn einige Tage später dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

5. November
• Von den abgabepflichtigen Einkommen der Staatseisenbahn, welches für den Direktionsbezirk Altona 3 218 364 M beträgt, kommen zur Vertheilung an sämtliche Gemeinden in demselben 2 291 531 M. und an diejenigen Gemeinden, welche die Eisenbahn schon vor dem 1. April 1880 besteuert haben, 926 833 M. Es können danach zur Einkommensteuer heranziehen folgende Gemeinden das daneben vermerkte Eisenbahn-Einkommen: Altona 522 088 M, Ascheberg 3929 M, Elmshorn 56 971 M, Flensburg 152 979 M, Kiel 275 215 M, Neumünster 183 485 M, Neustadt 18 021 M, Oldesloe 3012 M, Ottensen 88 751 M, Pinneberg 23 910 M, Plön 9126 M, Preetz 24 340 M, Raisdorf 740 M, Rendsburg 41 363 M, Schleswig 16 854 M, Segeberg 4445 M, Tönning 14 302 M, Voorde 1622 M, Wakendorf 644 M und Wankendorf 1818 M.
• Die Erdaufschüttungen im Eckernförder Moor behufs Anlage eines Bahnhofs für die Eckernförde-Kappeler Schmalspurbahn mußten vor einigen Wochen eingestellt werden, weil die landespolizeiliche Genehmigung noch nicht erteilt war. Wie verlautet, soll die Genehmigung jetzt erfolgt sein, und werden die Erdarbeiten in diesen Tagen wieder aufgenommen. Außer in der nächsten Nähe von Eckernförde und auf einer kleinen Strecke bei dem Dorfe Schuby sind die Erdarbeiten fertig gestellt und wird man in nächster Zeit schon mit dem Oberbau beginnen. Mann hofft, daß die Bahn im Mai n. J. dem Betrieb wird übergeben werden können.

9. November
• Die Schleswig-holsteinische Marschbahn wird voraussichtlich einen Prozeß eigener Art zu führen haben. Die Landespolizeibehörde schreibt vor, daß Neubauten mit weicher Bedachung wenigstens 40 Meter von der Eisenbahn entfernt ausgeführt werden müssen. Beim Bau der Marschbahn ist nun aber das Geleise mehreren alten Bauten, mit Stroh gedeckt, bis auf 21 Meter nahe gekommen. Die Landesbrandkasse, bei welcher die Gebäude versichert sind, sieht in der Annäherung aber eine Gefahr für die Gebäude und hat den Besitzern mitgetheilt, daß die Brandkassenbeiträge bedeutend erhöht würden. Die Besitzer verlangen nun von der Direktion der Marschbahn Schadenersatz und zwar nicht nur Zurückerstattung der erhöhten Prämien, sondern auch Vergütung für Entwerthung ihrer Grundstücke event. Sicherstellung der Gebäude durch die Bahngesellschaft gegen Feuersgefahr. Die Direktion hat sich allerdings zur Zahlung der Prämien-Erhöhung verstanden, jedoch nicht zu den anderen Forderungen. Jn einem Fall hat man sich bereits an die Königl. Regierung gewandt, welche eine Besichtigung bereits einleitete.

20. November
• Der von St. Michaelisdonn kommende Personenzug ist am Dienstag auf dem Bahnhofe zu Marne gegen einen dort stehenden Rübenzug gerannt. Die Lokomotive des Personenzuges nebst einigen Wagen wurden stark beschädigt. Der Führer, welcher den Zug nicht zum Stehen bringen konnte, als er die Gefahr erkannte, sprang von der Lokomotive herunter, ohne Schaden zu nehmen. Dagegen wurde der auf dem letzten Wagen befindliche Bremser von seinem Sitze heruntergeschleudert, so daß er bewußtlos davongetragen werden mußte. Der Gesammtschaden wird auf 10 000 Mark taxirt.

25. November
• Jm Kreishause zu Plön fand gestern in Anwesenheit des Präsidenten der Königl. Eisenbahndirektion in Altona, Herrn Krahn, eine Versammlung von Jnteressenten der projektirten Bahn Gremsmühlen-Lütjenburg aus dem Fürstenthum Lübeck und dem Kreise Plön statt, um darüber zu berathen, wie die Kosten für den staatlicher Seits geforderten Grund und Boden und ein barer Zuschuß aufgebracht werden sollten. Das Resultat der Besprechung war, daß, wenn ein bestimmter Zuschuß von der Regierung des Fürstenthums Lübeck gewährt werden wird, das Unternehmen als gesichert betrachtet werden darf.

26. November
• Am Bahnübergange bei dem Hauptbahnhofe zu Lübeck ereignete sich bei der Einfahrt des Stettiner Zuges ein Unfall, der zum Glück kein Menschenleben forderte. Nach der Einfahrt des genannten Zuges nämlich, mit dem sich auf dem Bahnübergange die Lokomotive kreuzen soll, welche den ankommenden Zug nach Hamburg zu bringen hat, als die Sperrvorrichtung aufgezogen war, fuhr ein Schlachter mit seinem Fuhrwerk über die Schienen. Die jetzt verspätet ankommende Lokomotive erfaßte den Wagen, riß ihn mit sich fort und tödtete eins der Pferde, während das andere schwer verwundet wurde. Die beiden Führer des Schlachterwagens wurden durch das Brechen der Deichsel und die Zertrümmerung eines Theils des Fuhrwerks von demselben heruntergeschleudert und kamen so glücklich mit dem Schrecken davon.

30. November
• Ein eigenthümliches, wenn auch gerade nicht seltenes Mißgeschick hatte heute Morgen ein junger Mann aus Griechenland, der, nur seiner Muttersprache mächtig, in Hamburg ein Billet direkt nach Friedrichstadt gelöst hatte. Es war ihm dort ein solches mit der Bahnroute via Elmshorn-Heide verabfolgt; er stieg aber infolge seiner Unkenntnis der deutschen Sprache in Elmshorn nicht aus, sondern fuhr bis Neumünster durch, und gelang es erst mit vieler Mühe, ihm pantomimisch klar zu machen, daß er eine Strecke verkehrt gefahren. So blieb denn nichts anderes übrig, als daß er unter Assistenz eines Bahnhofsbeamten sich ein Billet von Neumünster nach Heide zulöste und von Heide auf sein altes Billet weiter nach seinem Bestimmungsorte reiste. Der junge Grieche schien über die durch sein Verkehrtfahren entstandene Zeitversäumniß sehr niedergeschlagen zu sein.

7. Dezember
• Die Durchreise des Kaisers von Rußland hat einigen Beamten der Eisenbahn-Direktion Altona noch eine Disziplinaruntersuchung zugezogen. Jn einem Hamburger Blatte war am Abend vor der Durchfahrt des kaiserlichen Hofzuges die ganze Reiseroute nach Stunden und Minuten angegeben. Da diese Angaben Amtsgeheimniß bleiben sollten, hat die Kgl. Eisenbahndirektion gegen die Beamten, welche diese Mittheilung gemacht haben sollen, Untersuchung eingeleitet. Nachdem der kaiserliche Gast durch ganz Deutschland ungefährdet befördert worden ist, wird man wohl gegen die Betreffenden ein mildes Urtheil fällen.

31. Dezember
• Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat einen Nachrichtendienst auf den Eisenbahnen angeordnet, der bestimmt ist, die etwa im Winter eintretenden Verkehrsstörungen für das reisende Publikum möglichst unschädlich zu machen. Aus einer deshalb schon getroffenen Einrichtung erhellt, daß jede Station die in ihrem Bezirke vorkommenden Verkehrsstörungen, Schneewehen, Sandrutsche, Unterwaschungen u. s. w., sowie deren muthmaßliche Dauer bestimmten Hauptstellen sofort telegraphisch zu melden hat. Die Hauptstellen verbreiten diese Nachricht an alle Stationen verbreiten diese Nachricht an alle Stationen des Bezirks, sodaß sämmtliche Stationen unverweilt benachrichtigt sind und Reisende, welche über die gesperrte Stelle kommen, über die Sachlage und die Linie, auf welcher das Hinderniß umfahren werden kann, unterrichtet sind.

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Geschrieben

 

Inzwischen sind wir im Jahr 1887:

 

10. September

• Auf der ganzen Strecke der nunmehr vollendeten Hamburg-Altonaer Hochbahn fand am Montag die offizielle Probefahrt statt. Die Bahn ist zweigleisig, sie beginnt in Altona beim Zoll in der Klopstockstraße und erreicht ihr Ende an der Ecke der Lindenstraße in Hamburg. Die ganze Bahnlänge beträgt nahezu eine Meile. Wie es heißt, wird die Hochbahn schon Mitte diesen Monats dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

---> hier hat es sich sicherlich nur um eine Pferdebahn gehandelt - warum die Zeitung sie Hochbahn nennt?

 

 

Da hast Du vollkommen recht. Es ist unverständlich, warum die Zeitung sie Hochbahn nennt.

Hochbahnen existieren zwar seit 1867 (New York), die erste Hochbahn in Deutschland jedoch wurde erst 1901 (bei Wuppertal) eröffnet.

Der Begriff Hamburg-Altonaer Hochbahn ist schlicht und ergreifend falsch.

1878 wurde die Hamburg-Altonaer Pferdebahn-Gesellschaft gegründet.

1896 wurde sie nach der Elektrifizierung in Hamburg-Altonaer Centralbahn-Gesellschaft umbenannt.

1922 wurde sie in die Hamburger Hochbahn AG integriert, die ihrerseits erst 1912 gegründet wurde.

 

Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass der Schreiber hochgestapelt hat und sie auf ein Niveau mit New York stelle wollte, um den Weltrang von Hamburg und Altona zu zeigen.

Geschrieben

 

Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass der Schreiber hochgestapelt hat und sie auf ein Niveau mit New York stelle wollte, um den Weltrang von Hamburg und Altona zu zeigen.

 

 

Nun in Karlsrueh haben wir "Niederflurwägen",...

 

Ich würde nicht so negativ gleich von Hochstapelei ausgehen.

Geschrieben (bearbeitet)

 

 

Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass der Schreiber hochgestapelt hat und sie auf ein Niveau mit New York stelle wollte, um den Weltrang von Hamburg und Altona zu zeigen.

 

 

Nun in Karlsrueh haben wir "Niederflurwägen",...

 

Ich würde nicht so negativ gleich von Hochstapelei ausgehen.

 

Was wägt denn da? :D

 

Bei der Hochbahn in Hamburg ist mir die Ursache für die Bezeichnung auch nicht klar. Aus der beschriebenen Linie wurde eine Straßenbahnlinie und sie profitierte später durch die Höherlegung der anderen Gleise, sollte also immer auf Straßenniveau gelegen haben. :dunno:

Bearbeitet von Solwac
  • 1 Monat später...
  • 5 Wochen später...
  • 3 Monate später...
Geschrieben

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1888:

 

4. Januar

• Die Holsteinische Marschbahn-Gesellschaft hat vom 1. Januar d. J. den Namen „Schleswig-Holsteinische-Marschbahn-Gesellschaft“ angenommen.

• Das den Lokomotivführer Rodemann wegen des Zusammenstoßes auf dem Bahnhofe Schleswig zu 2 Monaten Gefängnis verurtheilende Erkenntnis der Flensburger Strafkammer ist seitens des Reichsgerichts zu Leipzig umgestoßen worden.

--> der Zusammenstoß war am 9. Oktober 1886

 

10. Januar

• Beim Einlaufen des fahrplanmäßig 12,27 Uhr nachts in Kiel einlaufenden Schnellzuges 64 in der Nacht vom 8. zum 9. d. M. fuhr die Lokomotive, bevor noch der Zug vollständig zum Stehen gekommen war, über die am Kopfende des Bahnhofes belegene Drehscheibe hinweg, drückte die Futtermauer und das eiserne Gitter durch und kam mit den beiden Vorderrädern auf dem Bürgersteige der Jensenstraße zu liegen. Verletzungen von Personen sind dabei nicht vorgekommen, nur die Lokomotive ist beschädigt. Die Hebung der Lokomotive ist sofort in Angriff genommen. Der Betrieb erleidet keine Störung. Die Ursache des Vorfalls ist vermutlich auf Versagen der Bremswirkung zurückzuführen. Das Nähere wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.

 

11. Januar

• Zur Zeit wird auf dem Bahnhofe Neumünster die Anlage einer elektrischen Weichenstellung ausgeführt. Dieselbe erfordert einen Kostenaufwand von ca. 60 000 Mark.

 

12. Januar

• Die Lokomotive, welche in Kiel die Futtermauer durchbrechend auf die Jensenstraße stürzte, war vorgestern Abend 11 Uhr bereits gehoben und dampfte unter den Hurrarufen der umstehenden Zuschauer nach der Reparaturwerkstatt ab.

Über den erwähnten Eisenbahn-Unfall erfahren wir aus zuverlässiger Quelle Folgendes: „Der Zug ist zur fahrplanmäßigen Zeit langsam in den Bahnhof eingefahren, auch hat der Maschinenführer zur richtigen Zeit das Signal „Achtung!“ gegeben. Da für gewöhnlich der Maschinenführer durch rechtzeitige Verlangsamung der Fahrt und durch Bremsen den Zug allein an der richtigen Stelle zum Stehen bringt, so lag für die Schaffner, mit Ausnahme die Schlußbremse bedienenden, keine Veranlassung vor, die Bremsen anzuziehen. Einige Passagiere glauben nun wahrgenommen zu haben, daß von der Einfahrt in die Halle an die Fahrt wieder um etwas beschleunigt worden sei. Wenn das nicht auf einer Täuschung beruht, so könnte es wohl darauf zurückzuführen sein, daß der Maschinenführer, weil er vielleicht glaubte, sonst nicht bis zur richtigen Haltestelle zu gelangen, die Bremse etwas aufdrehte, oder das diese aus irgend einem Grunde von selbst nachgegeben hat. Als die Maschine die Halle passirt hatte, ließ der Maschinenführer plötzlich das Nothsignal ertönen. Wahrscheinlich erkannte er nun, daß er mittels der an der Maschine befindlichen Bremsen den Zug nicht werde rechtzeitig zum Halten bringen können. Zweifellos ist nun die Schlußbremse sofort in Thätigkeit getreten, weil diese von dem sie bedienenden Schaffner der Vorschrift gemäß schon bei dem Signal „Achtung!“ soweit zuzudrehen war, das es nur noch eines Ruckes bedurfte, um die Bremse wirken zu lassen, und diesem Umstande ist es wohl zu danken, das der Unfall so günstig verlaufen ist. Nur die Maschine ist mit den vorderen Rädern bis in das Trottoir gelangt, während der zur Maschine gehörige Tender oben auf den Schienen stehen geblieben ist. Die im Zuge befindlich gewesenen Passagiere haben von dem Unfalle nichts gespürt und von demselben erst nach Verlassen der Halle Kenntniß bekommen. – Mögen nun die Bremsen an der Maschine nicht ordnungsgemäß funktionirt haben, was ja die Untersuchung derselben ergeben wird, oder mag der Maschinenführer nicht vorsichtig genug gewesen sein, so sind doch noch viele Umstände hinzugekommen, die den Unfall erklärlich machen. Wegen der beschränkten Raumverhältnisse muß die Maschine bis kurz vor die an der Jensenstraße belegene Drehscheibe fahren, dem Maschinenführer bleibt also nur ein ganz geringer Spielraum für das Halten, wenige Schritte zu weit können eine Katastrophe herbeiführen. Bei dem jetzt herrschenden Nebelwetter werden die Schienen glitschig, die Räder gleiten also leicht auf denselben weiter, wenn die Bremsen angezogen sind. Unter all‘ diesen ungünstigen Umständen ist es zu verwundern, daß nicht längst schon an dieser Stelle ein Unglück passirt ist. – Der Führer und der Heizer der Maschine sollen sich durchaus gut benommen und dieselbe nicht verlassen haben. Zur Feststellung des Thatbestandes ist bereits eine Gerichtskommission an Ort und Stelle gewesen. Hoffen wir, daß dieser Unfall und die darüber eingeleitete Untersuchung die Unzulänglichkeit der räumlichen Verhältnisse auf dem hiesigen Bahnhofe an maßgebender Stelle überzeugend vor Augen führen werde und eine baldige Besserung die Folge ist.

 

14. Januar

• Vom Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten ist in Anregung gebracht worden, im Anschluß an den Schnellzug Nr. 2 Berlin-Hamburg und den Expreßzug Nr. 3 Hamburg-Berlin auf der Strecke Schwarzenbeck-Neumünster-Kiel eine Schnellzugverbindung unter Aufhebung bestehender Personenzüge umzulegen. Durch diese Verbindung wird es ermöglicht, die Fahrtdauer zwischen Berlin und Neumünster um ca. 1½ Stunden abzukürzen. Um auch die nördlich und östlich von Neumünster belegenen Verkehrsgebiete an dieser Verbesserung teilnehmen zu lassen, hat die Königliche Eisenbahndirektion in Altona die Verlegung einiger Hauptbahnzüge sowie verschiedener Züge auf der Ostholsteinischen Bahn vorgesehen. Bevor jedoch die Einführung dieser Änderungen in bestimmte Aussicht genommen, erachtet die Königliche Direktion eine gemeinschaftliche Besprechung mit den betheiligten Kreisbehörden, Sstädten und sonstigen Jnteressenten für wünschenswert und hat für solchen Zweck eine Konferenz auf Sonnabend, den 14. d. M. in Neumünster angesetzt.

 

16. Januar

• Die geometrischen Vorarbeiten für die projectirte Hafenbahn nach der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals bei Holtenau haben in den letzten Tagen begonnen. Die Durchrichtung der Trace ist von der Kiel-Flensburger Eisenbahn am Gute Eichhof vorbei, bis über die Eckernförder Chaussee hinaus vorgeschritten.

 

4. Februar

• Die Königl. Eisenbahn-Direktionen sind angewiesen, die sämmtlichen Personen-Tarife der preußischen Staatsbahnen nach einheitlichen Grundtaxen bis zum 1. April 1889 umzurechnen. Als Grundtaxen sind die bisherigen sogenannten preußischen Normaltaxen angenommen: für Schnellzüge I. Klasse 9 Pfg. II. Klasse 6 2/3 Pfg. III. Klasse 4 2/3 Pfg., für Personenzüge I. Klasse 8 Pfg. II. Klasse 6 Pfg III. Klasse 4 Pfg. IV. Klasse 2 Pfg. für das Kilometer.

 

7. Februar

• Ein Eisenbahnsupernumerar* begab sich im Laufe des Sommers von dem Güterschuppen in Altona nach dem Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs, um sich dort wegen Auszahlung seines Gehaltes zu erkundigen. Beim Überschreiten der Schienengeleise wurde der Beamte von einer Rangirmaschine erfaßt und derartig verletzt, daß er dauernd arbeitsunfähig sein wird. Das Altonaer Schiedsgericht hat dem Eisenbahnsupernumerar die höchste zulässige Pension zugesprochen. Die beklagte Eisenbahndirektion hat gegen diesen Beschluß an das Reichsversicherungsamt appellirt, indem sie behauptete, der Beamte habe sich zur Zeit des Unfalls nicht im Betriebe befunden. Das Reichsgericht hat indessen die Nachfrage nach Auszahlung des Gehaltes für eine dienstliche Verrichtung erklärt und das Urtheil erster Jnstanz bestätigt.

* --> Beamtenanwärter

 

15. Februar

• Seit Anfang dieses Jahres sind erleichternde Bestimmungen für die Mitnahme des Gepäcks in den Wagen vierter Klasse der preußischen Staatseisenbahnen eingetreten. Bis dahin durften Reisende dieser Wagenklasse nur Reisegepäck, Tragelasten u. s. w. im Gewichte bis 35 Kilo mit sich in den Wagen nehmen, während jetzt diese Beschränkung aufgehoben ist. Auch das für den Marktverkehr bestimmte, in Kiepen und Körben mitgeführte lebende Geflügel darf mitgenommen werden. Ausgeschlossen von der Mitnahme in den Personenwagen bleiben solche Gegenstände und Tragelasten, welche entweder durch ihre Ausdünstung die Mitreisenden belästigen, oder durch Absetzung von Flüssigkeiten die Wagenabtheilung verunreinigen, oder durch ihre sperrige Beschaffenheit einen zu großen Theil des Wagenraumes einnehmen würden.

 

21. Februar

• Der in voriger Woche eingetretene Schneefall hat im nördlichen Theile der Provinz Schleswig-Holstein mehrfach Betriebsstörungen verursacht. Jn Flensburg mußte das Fahren der Pferdebahn eingestellt werden. Auf der Kiel-Flensburger Bahn blieb ein Zug zwischen Sörup und Husby und auf der Flensburg-Kappelner Spurbahn ein Zug bei Windloch im Schnee stecken. Die Verbindung Flensburgs mit dem Norden war Donnerstag ganz unterbrochen und ist jetzt noch unsicher.

 

5. März

• Eine Fahrt mit Hindernissen machte der gestern Abend 7 Uhr 45 Min. von Schleswig abgelassene Zug der Schleswig-Angelner Eisenbahn. Jn Folge des heftigen Schneesturmes hatte derselbe gleich im Anfange viel mit Schneewällen zu kämpfen, bis diese endlich zu hoch wurden und 200 m von der Station Steinfeld entfernt den Train zum Stehen brachten. Trotz angestrengter mehrstündiger Arbeit gelang es erst gegen 9½ Uhr dem mehrfachen Anstürmen des rückwärts geleiteten Zuges, sich Bahn zu brechen, um nach ½stündiger Fahrt wieder ebenso fest beim Dorfe – nomen est omen – Nothfeld im Schnee zu sitzen. Nach 12 Uhr konnte sich die Maschine wieder nur mit vollem und Contre-Dampf durcharbeiten, um 100 m weiter wieder durch haushohe Schneewälle aufgehalten zu werden. Wiederum stundenlange, angestrengte Arbeit und endlich, nachdem auch dieses Hinderniß mit vollem Dampf und lebhaften Hurrah genommen war, konnte der Bahnhof Süderbrarup kurz vor 3 Uhr Morgens erreicht werden. Sämmtliche Reisende waren gezwungen, sich in Süderbrarup Nachtquartier zu suchen, um heute morgen die verfehlten Anschlüsse nachzuholen. Zu bemerken ist noch, das diese Bahn weder Telegraphen- noch Telephonleitung hat, ein Übelstand, der sich bei solchen Gelegenheiten sehr empfindlich bemerkbar macht.

 

7. März

• Die Verbesserungen der Zugverbindungen zwischen Berlin-Kiel durch Benutzung der Bahnroute Schwarzenbek-Oldesloe-Neumünster treten mit dem Sommerfahrplan in Kraft. Jnfolgedessen wird es möglich sein, mit dem um 8 Uhr 30 Min. früh von Berlin, Lehrter Bahnhof, abgehenden Zuge schon um 3 Uhr 20 Min. in Kiel einzutreffen. Ebenso wird die Route nach Berlin entsprechend abgekürzt, insofern die Abfahrt ab Kiel um 2 Uhr 05 Min. Nachmittags genügt (jetzt 12 Uhr 25 Mittag), um die Reichshauptstadt Abends 9 Uhr 07 Minuten zu erreichen.

 

14. März

• Die Schlesw.-Holst. Marschbahn hat beschlossen, eine Vollbahn, abzweigend vom Bahnhof Wilster bis zum Bahnhof St. Margarethen folgend, von dort doppelgleisig bis zu dem projektirten Binnenhafen des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe, zu bauen.

 

20. März

• Abermals sind wir in der unangenehmen Lage von Schneesturm und dadurch hervorgerufenen Verkehrsstörungen berichten zu müssen. Bereits gestern waren telegraphische Nachrichten eingetroffen, nach welchen die Bahn Lübeck-Büchen und Eutin-Lübeck den Betrieb hatten einstellen müssen und heute Morgen war der Verkehr außer auf den beiden genannten noch auf folgende Strecken abgebrochen: Eutin-Neustadt-Oldenburg, Neumünster-Oldesloe, Preetz-Ascheberg. Die letztgenannte Strecke wurde heute Mittag wieder fahrbar.

 

24. März

• Der am Montag Abend mit 120 Achsen von Altona abgefahrene Güterzug passirte Pinneberg nur mit etwa 60 Achsen; auf der Strecke Eidelstedt-Pinneberg waren die fehlenden Wagen abgerissen und stehen geblieben. Durch das Fehlen der letzten Laterne aufmerksam gemacht, gelang es noch durch rechtzeitigen Depeschenwechsel mit Altona den Sachverhalt aufzuklären und den Personenzug, der gerade von Eidelstedt abfahren wollte zum Warten zu bewegen, so daß ein Unfall verhütet wurde. Der Personenzug hatte dadurch eine Verspätung von etwa 2 Stunden.

 

14. April

• Wie verlautet, ist den Eisenbahn-Direktionen für die Fahrpläne der bevorstehenden Sommerfahrplanperiode eine sorgsame Berücksichtigung auch der lokalen Verkehrsinteressen zur Pflicht gemacht worden. Die für die Ausführung des Fahrplanes erforderlichen geänderten Betriebsvorschriften sind infolge Anordnung des Ministers der öffentlichen Arbeiten stets so zeitig zu treffen, daß die ausführenden Organe hinreichend Zeit behalten, sich damit eingehend vertraut zu machen und daß etwaige Unklarheiten beseitigt werden können. Anträgen, welche später als eine Woche vor dem bezüglichen Einführungstermin eingehen, wird erst nach dem Beginn der betreffenden Fahrplanperiode näher getreten werden. Es liegt also im Jnteresse des Publikums, etwaige Wünsche rechtzeitig zur Sprache zu bringen.

 

21. April

• Am Sonnabend passirte am Bahnhofe in Flensburg das Unglück, daß an der Überfahrtsstelle für Fuhrwerke die Pferde eines Gespannes scheuten, über die Sperrketten auf den Bahnkörper rannten und von der daherkommenden Maschine der Fuhrmann nebst dem Wagen zermalmt wurde.

• Die Spurbahn Munkmarsch–Westerland wird demnächst in Arbeit genommen und zur Badezeit (etwa Mitte Juni) fertiggestellt werden.

 

25. April

• Auf der Eisenbahnstrecke zwischen Nortorf und Timmaspe ereignete sich in voriger Woche ein übrigens durch eigene Schuld des Betroffenen verursachter Unglücksfall. Der Arbeiter Jungjohann hatte auf dem Heimwege sich Zugang zum Bahnkörper verschafft, auf welchem er weiter ging, um den Heimweg abzukürzen. Jungjohann wurde von einer Lokomotive erfaßt und niedergeschleudert; er erlitt einen Schädelbruch. Der Schwerverletzte wurde nach Nortorf gebracht.

 

1. Mai

• Die Direction der Kreis Oldenburger Eisenbahn-Gesellschaft hat einen Plan ausgearbeitet und bereits der Königlichen Regierung zu Schleswig unterbreitet, der für die Jnsel Fehmarn von allergrößter Bedeutung sein würde. Es handelt sich um nichts weniger als um die Herstellung eines Dammes vom Festlande nach der Jnsel, über welchen die längst projektirte Eisenbahn nach Fehmarn führen soll. Beabsichtigt wird, im Damme eine Drehbrücke von ca. 13 Meter lichte Weite zu erbauen, so daß die Wassertiefe durch den Fehmarnsund erhalten bleiben würde. Ob jedoch die Sache mit Rücksicht auf den Kostenpunkt u. s. w. ausführbar, darüber enthalten wir uns eines Urtheils.

 

9. Mai

• Zwischen Tornesch und Elmshorn ist ein Schaffner vom Zug heruntergefallen und hat sich dadurch bedeutende innere Verletzungen zugezogen. Derselbe wurde in das Elmshorner Krankenhaus geschafft.

 

2. Juni

• Bei der Fahrt von Süderbrarup nach Schleswig hielt am 27. vorigen Monats, Abends, der Zug der Angler Bahn plötzlich zwischen Taarstedt und Scholderup. Es lag ein Mann quer über den Schienen, der noch glücklich durch rasches Halten des Zuges vor dem Überfahren behütet wurde. Der total Betrunkene wurde auf die Maschine gepackt und, da er als aus Scholderup stammend erkannt wurde, dort abgelegt.

 

6. Juni

• Auf entsetzliche Weise verunglückte dieser Tage in Itzehoe der Lokomotivheizer Kirchner. Auf dem Bahnhofe wurde er ein Opfer seines Berufs. Kirchner war im Lokomotivschuppen mit dem Putzen der Maschine beschäftigt, und beim Verlassen desselben passirte die sich rückwärts bewegende Maschine in der Ausfahrtthür an ihm vorüber. Dieser Raum besitzt nur eine Breite, die gerade genügt, um eben die Lokomotive durchzulassen, und der Unglückliche gerieht nun zwischen Maschine und Thür, wobei erstere ihn erfaßte. Unter unsäglichen Schmerzen erlag der Bedauernwerthe bald den gräßlichen Verletzungen. Er hinterläßt eine Frau und zwei unversorgte Kinder.

 

13. Juni

• Nachdem durch das Gesetz vom 11. Mai d. J. der Staatsregierung die Ermächtigung zum Bau einer Eisenbahn von Gremsmühlen nach Lütjenburg erteilt worden ist, beabsichtigt die Königl. Eisenbahndirektion in Altona mit der Anfertigung der Vorarbeiten hierzu vorzugehen, sobald der Staatsvertrag zwischen Preußen und Oldenburg veröffentlicht sein wird. Die betreffenden Grundbesitzer sind verpflichtet, diese Vorarbeiten zu gestatten.

• Mit Beginn der Reise-Saison sind die vom Minister Maybach über das Verhalten des Eisenbahn-Dienstpersonals gegen das Publikum erlassenen Vorschriften den Beamten wieder in Erinnerung gebracht worden. Mit Nachdruck wird dem Dienstpersonal zur Pflicht gemacht, sich eines wenn auch entschiedenen so doch bescheidenen, zuvorkommenden und höflichen Benehmens gegen das Publikum zu befleißigen. Es ist ferner angeordnet, die Koupees in der Regel mäßig zu besetzen und in der 1. Klasse die Personenzahl auf 4, in der 2. Klasse auf 6 und in der 3. Klasse auf 8 zu beschränken. Der andauernden Einwirkung der Sonnenhitze ausgesetzte Wagen sollen gehörig gelüftet und mit kaltem Wasser begossen, auch die Perrons durch Besprengen in staubfreiem Zustande gehalten werden.

 

20. Juni

• Am 8. Juli findet die Probefahrt und Einweihungsfeierlichkeit der Spurbahn Munkmarsch–Westerland statt.

 

4. Juli

• Die Anlage einer Straßenbahn in Schleswig ist jetzt von der dortigen Stadtvertretung bewilligt worden und dürfte nunmehr rasch gefördert werden.

 

11. Juli

• Vor der Strafkammer des Königl. Landgerichts standen der Locomotivführer Schulz und der Hülfsheizer Schmidt, welche angeklagt sind, durch Vernachlässigung ihrer Dienstobliegenheiten den Schnellzug Nr. 64, welcher in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar d. J. in Kiel eintraf, in Gefahr gesetzt zu haben. Wie erinnerlich, fuhr die Lokomotive dieses Zuges über die am Nordende der Empfangshalle befindliche Drehscheibe hinaus, durchbrach den Mauerkranz und das Gitter und stürzte mit der Vorderachse auf das Trottoir auf der Jensenstraße hinab, während der Tender auf der Drehscheibe stehen blieb. Personen wurden nicht verletzt, sondern nur der Lokomotive einige Beschädigungen zugefügt. Durch die Verhandlung wurde die eigentliche Ursache dieses Unfalls nicht aufgeklärt, namentlich blieb unklar, ob derselbe dem nicht rechtzeitigen und vorschriftsmäßigen Gebrauch der Bremsen oder einer mangelhaften Funktionirung derselben, oder dem Umstande beizumessen war, daß die Schienen durch aus den Maschinen herabgeträufeltes Öl besonders geglättet gewesen sind. Eine strafbare Verschuldung der Angeklagten ließ sich nicht nachweisen und erfolgte ihre Freisprechung.

• Die zur Beförderung aufgegebenen Gepäckstücke, hauptsächlich Reisekörbe, welche den Äußerem nach fast alle das gleiche Aussehen haben, sind fast durchweg ohne jedes Zeichen. Wenngleich nun von der Gepäck-Expedition die Stücke vor Abgang des betreffenden Zuges auch mit einer dem Gepäckschein entsprechenden Nummer, sowie mit dem Namen der Empfangsstation beklebt werden, so kommt es leider häufig vor, daß diese Beklebung verloren geht, weil die Zeit zum Antrocknen der Zettel zu kurz ist. Natürlich werden hierdurch zahllose Verschleppungen herbeigeführt und ist die Bahnverwaltung nicht immer in der Lage, die begangenen Fehler so schnell als es das Jnteresse des Publikums erheischt, wieder gut zu machen. Die Bahnverwaltungen ersuchen deshalb das Publikum, bei Auflieferung von Gepäck Papptafeln anzubinden, welche mit dem Namen des Eigenthümers und der Bestimmungsstation versehen sind.

 

18. Juli

• Am 8. d. M. erfolgte die feierliche Eröffnung der Dampfspurbahn zwischen dem Seebad Westerland und Munkmarsch auf Sylt. Die etwas über vier Kilometer lange Bahnstrecke ist in etwa 6 Wochen ausgebaut, unter der Leitung des Herrn Betriebsdirektors Kuhrt aus Flensburg.

 

22. August

• Auf dem Bahnhofe in Oldesloe ist in diesen Tagen der Bau eines Wasserthurmes in Angriff genommen, welchen die Königl. Eisenbahndirektion in Altona errichten läßt. Der Thurm wird sich neben dem Lokomotivschuppen erheben.

 

29. August

• Es wird gewiß viele unserer Leser interessiren zu erfahren, daß die bis zum 30. September d. Js. gültigen 10tägigen festen Rundreisekarten längs der Ostseeküste (Hamburg-Altona-Kiel-Ascheberg-Eutin-Lübeck-Hamburg) auch bei der hiesigen Billetexpedition zur Ausgabe gelangen, so daß die betreffende Rundreise auch von der Station Preetz aus angetreten werden kann. Bisher mußten diese Billette an unseren Nachbarstationen Ascheberg resp. Kiel gelöst werden.

• Bei den Königlichen Eisenbahnverwaltungen sind vor Kurzem einige Neuerungen bezüglich der Uniformirung der Eisenbahnbeamten des äußeren Dienstes eingeführt worden. Die Stations-Diätare*, Assistenten, Aufseher, Vorsteher zweiter und erster Klasse tragen sämmtlich nach der neuen Vorschrift den Degen mit goldenem Portepee und am Uniform-Dienstrock einen Sammetkragen, die Stations Diätare zeichnen sich durch einen goldenen Stern vorn an jeder Seite des Kragens aus. Die Assistenten und Aufseher tragen Achselstücke, goldene Tressen und ebenfalls einen goldenen Stern, die Vorsteher zweiter Klasse wie die Assistenten jedoch Epauletts und zwei goldene Sterne vorn an jeder Kragenseite, diejenigen erster Klasse drei goldene Kragensterne an jeder Seite. Außerdem legen die Vorsteher bei besonderen Gelegenheiten Gala-Uniform und Dreimaster** an.

* --> Diätar = bei Behörden Angestellter auf Zeit, Hilfsarbeiter / **Dreimaster = Kopfbedeckung

 

8. September

• Der am Dienstag Morgen in Preetz um 7 Uhr 25 Min. fällige Zug lief mit ca. 2 Stunden Verspätung ein. Wie wir hören, war in der Nähe von Ascheberg ein Bruch an der Maschine entstanden, weshalb erst von Kiel eine andere Lokomotive requirirt werden mußte.

• Über die Heizung der Eisenbahn-Personenzüge sind jetzt neue Bestimmungen getroffen. Danach muß während der sogen. fakultativen* Heizzeit (vom 15. Oktober bis 1. Dezember und vom 1. März bis 1. Mai) mit der Heizung aller Personenzüge begonnen werden, sobald die äußere Temperatur an einem Tage in den Mittagsstunden unter 4 Grad Reaumur herabsinkt; außerdem findet die Heizung der Nachtzüge schon dann statt, wenn die Temperatur während einer Nacht bis auf 0 Grad R. sinkt. Jst mit diesem Heizen einmal begonnen, so wird erst dann wieder aufgehört, wenn während dreier aufeinanderfolgender Tage die Temperatur des Nachts nicht mehr auf + 4 Grad R. gesunken ist.

--> Grad Réaumur war früher in Deutschland weit verbreitet. Bei 0°R schmilzt gefrorenes Wasser, bei 80°R siedet Wasser. (4°R = 5°C)

* fakultativ = nach eigenem Ermessen

 

10. September

• Der Stettiner Schnellzug, welcher Freitag Nachmittag um 5 Uhr 54 Minuten in Lübeck eintreffen soll, erfaßte am Grünen Wege einen vom Felde zurückkehrenden, mit zwei prächtigen Pferden bespannten Gärtnerwagen, der von dem 11 Jahre alten Sohn des Besitzers geleitet wurde, zertrümmerte den Wagen und schleppte die Pferde, welche entsetzlich zermalmt wurden, noch ca. 1000 Schritte mit fort. Der Knabe kam glücklicherweise mit Abschürfungen davon. Es ist sofort eine Untersuchung eingeleitet, die ergeben muß, warum die Barrieren nicht rechtzeitig geschlossen wurden. Der Vorfall rief überall eine begreifliche Aufregung hervor.

 

15. September

• Der hier in Kiel schon lange gehegte Wunsch, an Stelle unseres alten Bahnhofes einen neuen Personenbahnhof erstehen zu sehen, scheint nunmehr seiner Verwirklichung näher zu rücken. Nachdem die Eisenbahnverwaltung schon vor längerer Zeit mit der Ausarbeitung bezüglicher Bauprojekte beschäftigt gewesen, ist sie jetzt auch der Frage der Erwerbung verschiedener am Bahnhofe belegener Grundstücke näher getreten und haben Unterhandlungen mit den betreffenden Eigenthümern deswegen stattgefunden. Nach den statistischen Ermittelungen hat sich im letzten Jahre hier eine Frequenz von 575 000 Passagieren, die bei ihrer Ankunft resp. Abfahrt den Kieler Bahnhof benutzten, ergeben, so daß die Erbauung eines neuen Personenbahnhofs in unserer Stadt wohl mit Recht als ein dringendes Bedürfniß bezeichnet werden kann.

 

20. September

• Der Bau einer Eisenbahn von dem Bahnhof Hagenow über Wittenburg nach Mölln und Oldesloe und so nach Kiel, wird jetzt als fast gesichert bezeichnet und soll durch die preußische Regierung im nächsten Frühjahr erfolgen. Die Bahn wird für den direkten Verkehr zwischen Kiel und Berlin den allergrößten Nutzen gewähren.

• Über einen Unglücksfall, welcher sich auf dem Bahnhofe zu Büchen ereignete, wird Folgendes gemeldet: Der Schaffner Bahrs, 31 Jahre alt, fungirte bei dem Dienstag Morgen um 6 Uhr von Lübeck abgehenden Güterzug als Bremser auf einem württembergischen Wagen. Er muß bei dem Bremsen das Gleichgewicht verloren haben und heruntergestürzt sein. Sein Fehlen wurde erst bemerkt, als der von der anderen Seite kommende Lüneburger Zug ebenfalls über ihn hinweggegangen war. Abends um 7 Uhr traf die Leiche auf dem Bahnhofe in Lübeck ein, wo sie eingesargt wurde. Der Unglückliche wurde gerade am Geburtstage seiner Frau getödtet.

• Sämmtliche preußische Eisenbahn-Direktionen und Betriebsämter haben an die ihnen unterstellten Stationen eine Verfügung erlassen, nach welcher alle Beamte und Arbeiter streng angewiesen werden, sich während des Dienstes nur der deutschen Sprache zu bedienen. Zuwiderhandlungen sollen streng bestraft werden.

 

10. Oktober

• Das alte Kröhnke‘sche Projekt, d. h. die Herstellung einer kürzesten Route zwischen Hamburg und Kopenhagen, macht jetzt bei den Erörterungen über die geplante Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn bis nach Fehmarn hinüber wieder stark von sich reden. Das Projekt ist alt, scheiterte aber vor Jahren an den Forderungen, die von der preußischen Regierung bezüglich der Überfahrt über den Fehmarnsund gestellt wurden. Darnach sollten nicht nur ein Damm und eine Brücke ausgeführt, sondern auch noch bedeutende Befestigungsanlagen gemacht werden. Bei einem Vortrag vor Nationalökonomen in Kopenhagen hieß es vor kurzem: Die Route nach Hamburg wird besonders durch Etablierung eines Weges über Saltholm* und Fehmarn, das alte sogenannte Kröhnke‘sche Projekt, zu einer so kurzen Fahrzeit eingeschränkt werden, daß die westeuropäische Post weitere 12 Stunden gewinnt. Nach den letzten Gerüchten scheint die deutsche Regierung jetzt die Ausführung der Verbindung zwischen Holstein und Fehmarn theils durch einen Damm, theils durch eine feste Brücke beschlossen zu haben und die Unkosten werden dann so begrenzt werden, daß die Ausführung kaum auf Schwierigkeiten stoßen kann. Auf deutsche Seite sind die Eisenbahnanlagen fast alle vorhanden, obwohl sie hier und da verkürzt werden können; auf dänischer Seite fehlt nur ½ Meile Bahn von Rödby bis Saltholm*, sowie die Hafeneinrichtung für die Dampffähren sowohl auf Fehmarn als auf Laaland. Der Weg von Kopenhagen nach Hamburg würde bei einer Fahrgeschwindigkeit von 60 Klm. per Stunde in 8 Stunden zurückgelegt werden können.

* --> Saltholm ist eine Jnsel zwischen Dänemark und Schweden - sie liegt gar nicht auf dem Weg von Kopenhagen nach Hamburg. Jch vermute hier, das mit Saltholm in Wirklichkeit Saksköbing gemeint war - eine Bahnstation an der 1874 eröffneten Strecke Nyköbing–Nakskov.

 

20. Oktober

• Aus Neumünster wird berichtet: Unter höchst ungewöhnlichen Umständen erblickte in der Nacht zum 15. in unserer Stadt ein Kindlein das Licht der Welt, nämlich auf – dem Bahnhofe. Eine Ehefrau aus Preetz war mit ihrem Manne in Kiel zum Besuch gewesen. Bei der Heimkehr geriethen die Reisenden in einen verkehrten Zug und gelangten von Kiel hier an. Schon unterwegs war die Frau derartig von Geburtswehen überfallen, daß sie nach der Ankunft hierselbst schleunigst in den Wartesaal geschafft wurde, wo sie alsbald unter Beihülfe eines zufällig anwesenden Arztes eines Kindes genaß.

• Jm Bezirke der Königl. Eisenbahndirektion Altona kamen im August 6 Unfälle vor – ein Zusammenstoß auf freier Bahn, ein Überfahren von Fuhrwerk und 4 andere Ereignisse, bei denen Personen zu Schaden kamen. Verletzt wurden 4 Personen und 2 Eisenbahnfahrzeuge unerheblich beschädigt. Befördert wurden im August fahrplanmäßig 434 Kourier- und Schnellzüge, 4464 Personenzüge, 3170 gemischte und 1950 Güterzüge, außerfahrplanmäßig 298 Kourier-, Schnell-, Personen- und gemischte und 1148 Güterzüge. Davon verspäteten sich 32 Kourier- und Schnellzüge über 10 Minuten, 18 Personenzüge über 20 Minuten und 5 gemischte Züge über 30 Minuten. Die durchschnittliche Geschwindigkeit betrug bei Kourier- und Schnellzügen 51, bei Personenzügen 29 und bei gemischten Zügen 24 Klm. in der Stunde.

 

30. Oktober

• Ein Eisenbahnunglück, das leicht einen schlimmen Ausgang hätte nehmen können, hat sich in der letzten Nacht auf dem Güterbahnhof Neumünster zugetragen. Der ½12 Uhr von Kiel eintreffende gemischte Zug ist bei der Einfahrt auf ein falsches Geleise gerathen und ist auf eine Reihe dort stehender Güterwagen gestoßen. Durch die starke Erschütterung bei dem Zusammenstoß sind mehrere Güterwagen zertrümmert; ein mit Kohlen beladener Wagen ist sogar mit der einen Axe vollständig in die Höhe und auf den vor ihm stehenden Wagen getrieben. Jn dem Personenzuge gab es natürlich eine starke Erschütterung, doch sind keine Verletzungen vorgekommen; nur ein Schaffner ist leicht beschädigt. Das Krachen beim Zusammenstoß der Wagen war weithin vernehmbar.

 

31. Oktober

• Die Königl. Eisenbahndirektion Altona macht bekannt: Um denjenigen vom Norden her nach Altona reisenden und mit Billet nur bis dorthin versehenen Passagieren, welchen es nachträglich erwünscht erscheint, bis zu einer der Hamburg-Altonaer Verbindungsbahnstationen Schulterblatt, Sternschanze, Dammthor oder Klosterthor weiter zu fahren, Gelegenheit zu geben, sich ohne Weiterungen und Zeitverlust in den Besitz einer für die Verbindungsbahn gültigen Fahrkarte zu setzen, sind die Zugführer der von Norden nach Altona laufenden Züge mit einfachen Fahrkarten Altona–Hamburg Klosterthor 1. – 3. Kl. Ausgerüstet. Die Preise betragen: 1. Kl. 0,35 M., 2. Kl. 0,20 M., 3. Kl. 0,15 M. Das reisende Publikum wird diese Einrichtung gewiß willkommen heißen.

 

10. November

• Die in neuester Zeit immer bestimmter auftretenden Nachrichten, daß die preußische Staatsregierung den Ausbau der Bahn Hagenow-Mölln-Oldesloe beabsichtige, um eine möglichst direkte Verbindung mit Kiel zu gewinnen, haben auch in der Gegend um Bornhöved Veranlassung gegeben, abermals Schritte zu Gunsten der Herstellung einer Bahn, anschließend an jene Linie, von Oldesloe aus über Segeberg-Bornhöved-Wankendorf nach Kiel zu thun. Es sind demnach Vorbereitungen getroffen höheren Ortes vorstellig zu werden.

 

14. November

• Ein Fuhrmann überquerte gestern in dem Augenblicke den Bahnübergang in Behringstedt, als der Heider Dreiuhrzug heranfuhr. Pferde und das Vordergestell des Wagens kamen glücklich noch hinüber, das Hintergestell des Wagens wurde jedoch noch von der Lokomotive gefaßt und zertrümmert.

• Für die projektirte Eisenbahn Gremsmühlen-Lütjenburg ist man sich jetzt an zuständiger Stelle schlüssig geworden, das die Linie von Gremsmühlen aus unter der Kieler Landstraße hindurch direct nach dem „Hotel Holsteinische Schweiz“ führen soll. Hier ist die erste Station, eine zweite und dritte auf diesseitigem* Gebiete ist am Hohenliethsmoor und bei Söhren. Es ist in bestimmte Aussicht genommen, daß zum Juni nächsten Jahres die Bahn bis zur ersten Station – „Hotel Holsteinische Schweiz“ – betriebsfähig sein wird.

* --> mit „diesseitg“ ist gemeint das zum Fürstenthum Lübeck gehörende Gebiet.

 

17. November

• Die Kosten für den in Hamburg projektirten Centralbahnhof werden auf 30 Millionen M. beziffert. Die Hochbauten und technischen Einrichtungen werden im großartigsten Stile ausgeführt werden.

 

19. November

• Jn einer in Kiel stattgehabten Konferenz unter dem Vorsitze des Herrn Eisenbahnpräsidenten Krahn aus Altona wurde über die Verlegung des zu vergrößernden Bahnhofes berathen. Es wurde dem Vernehmen nach beschlossen, den Bahnhof, der Kopfstation verbleiben wird, zurückzuverlegen. Jnfolge der notwendigen Verbreiterung des Bahnkörpers, der auch höher gelegt werden soll, wird die Ringstrasse die Bahnlinie dann vermittelst einer Unterführung passiren.

 

1. Dezember

• Nach einem Erkenntniß des Oberlandesgerichts in München begeht derjenige einen Betrug, welcher im Bewußtsein der Rechtswidrigkeit ein als „unübertragbar“ bezeichnetes Retourbillet unter Verschweigung des Umstandes, daß dasselbe von einem Andern zur Hinfahrt benutzt worden ist, dem die Billets kontrollierenden Schaffner vorzeigt und mit demselben die Rückfahrt bewerkstelligt.

• Wegen Anlage des Centralbahnhofes in Hamburg waren am Freutag v. W. ca. 50 Eisenbahnbeamte aus verschiedenen Großstädten dort anwesend, die eingehend über das Projekt beriethen und an Ort und Stelle des Bauplatzes eine Besichtigung vornahmen. Die Errichtung findet zwischen Klosterthor und Ernst-Merck-Straße statt. Die Kosten des kolossalen Baues werden auf 35 Millionen M. angegeben.

 

8. Dezember

• Die Eckernförde-Kappelner Schmalspurbahn soll am 14. December von einem Regierungskommissar revidirt und am Tage darauf dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.

 

10. Dezember

• Ein unheimlicher, in seinen Folgen glücklicher Weise nicht trauriger Vorfall ereignete sich heute Mittag auf dem Bahnhof Preetz. Bei dem 12 Uhr 22 Min. fälligen Zuge nach Kiel fuhr, wie gewöhnlich, die Lokomotive mit den zur Einfügung resp. Absonderung aus dem Zuge bestehenden Wagen voraus, bei welcher Gelegenheit bekanntlich die Abkoppelung der Wagen nach erfolgter Weichenstellung am Bahnhofsperron vor sich geht. Der mit der Abkoppelung betraute Beamte war hiermit gerade zwischen den Wagen beschäftigt, und eben im Begriff sich zu bücken, um zwischen den Rädern durchzukriechen und den Perron zu gewinnen, als sich plötzlich – ohne das von dem Beamten sonst zu gebende Pfeifensignal abzuwarten – der Zug in Bewegung setzte. Es war ein entsetzlicher, für die zahlreich auf dem Perron wartenden Fahrgäste wirklich haarsträubender Augenblick, gewärtig zu sein, den Beamten so vor ihren Augen von den Rädern zermalmen zu sehen. Mit unglaublicher, den ganzen Ernst der Situation erfassender Energie gelang es dem mit den halben Körper zwischen den sich in Bewegung setzenden Rädern liegenden Beamten, die Kniee bis zum Kopf heranzureißen und so in schauervollen Sekunden den Wagen um Haaresbreite neben der Schiene liegend an sich vorübergleiten zu lassen. Die Augenzeugen dieses entsetzlichen Moments glaubten ein Wunder zu sehen, als der dem schrecklichen Tode so scheinbar verfallende Beamte sich aus seiner qualvollen Lage erhob. Für die Anwesenden ist kein Zweifel, wo die Schuld an diesem Vorgang zu suchen ist. Sache und Pflicht der Bahn-Verwaltung ist es, für die Klarstellung dieses Vorkommnisses mit rücksichtsloser Untersuchung einzutreten; daß dies geschehen wird, bezweifeln wir nicht.

 

12. Dezember

• Ein neues Dienstabzeichen ist von der Staatseisenbahnverwaltung für die Weichensteller geschaffen. Wer ohne jeglichen Tadel 5 Jahre als Weichensteller gedient, erhält eine goldene Litze, die auf der rechten Schulter angebracht, bei der Ärmelnaht in eine Rosette ausläuft. Nach einer 10jährigen Dienstzeit wird auch die linke Schulter mit demselben Abzeichen geschmückt.

 

22. Dezember

• Aus Flensburg wird berichtet, daß die ca. 200 Arbeiter der dortigen Königlichen Eisenbahnwerkstatt dahin verständigt worden sind, sich für eine Übersiedelung nach Neumünster demnächst bereit zu halten.

Diesmal sehr viele und wie ich meine interessante Nachrichten. Der Unfall in der Nacht vom 8. auf den 9. Januar und der vom 7. Februar geben genauso Einblicke in das damalige Leben wie die vereinheitlichten Tarife (4. Februar) oder die Unbillen des offenbar heftigen Winters.

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1889:

 

16. Januar

• Ein grausiges Verbrechen ist bei Hamburg entdeckt. An der Bahnstrecke Hamburg – Harburg ist ein Bahnarbeiter erschlagen worden, seiner Baarschaft beraubt, dann auf die Schienen gelegt, um die Sache so darzustellen, als sei der Erschlagene vom Zuge getödtet worden. Der Arbeiter ist im Krankenhaus gestorben.

 

23. Januar

• Der Bau der Gremsmühlen-Lütjenburger Eisenbahn wird, sobald milde Witterung eintritt, begonnen werden, und hat die Kgl. Eisenbahndirektion Altona bereits einen Abtheilungsbaumeister in Gremsmühlen stationirt. Die Fertigstellung der Bahn ist für den Sommer 1890 in Aussicht genommen.

 

26. Januar

• Am Mittwoch hat die landespolizeiliche Prüfung der Schmalspurbahn Eckernförde-Kappeln stattgefunden. Am Freitag wurde eine Extrafahrt für die Aktionäre veranstaltet und heute wird die Bahn dem öffentlichen Betriebe übergeben werden.

 

6. Februar

• Das bei der bei Friedrichstadt über die Eider führende Eisenbahnbrücke stationirte Dampfschiff „Vorwärts“ hat im Laufe des Jahres 1888 2782 Schiffe durch die Brückenöffnung bugsirt; diese Zahl spricht mehr und besser für die Nothwendigkeit der Stationirung eines Schleppdampfers zur Assistenz der die Eider passirenden Schiffe als wie jede andere Ausführung.

• Bei dem Schnellzuge, der Freitag Morgens 8 Uhr 55 Min. von Neumünster abging, passirte das Malheur, daß kurz vor Nortorf ein Dampfrohr der Maschine platzte. Die Passagiere mußten aussteigen und bis Nortorf zu Fuß gehen. Eine von Rendsburg beorderte Hülfsmaschine beförderte dann den Zug weiter, der mit 2 Stunden Verspätung in Flensburg eintraf.

 

11. Februar

• Der Schneesturm vom Freitag v. W. hat teilweise recht erhebliche Verkehrsstörungen auf den Eisenbahnen zur Folge gehabt. So wird aus dem Centralpunkt der holsteinischen Eisenbahnen, aus Neumünster, vom 9. Februar berichtet:

Der reichliche Schneefall der letzten Tage und der mit demselben gleichzeitig auftretende orkanartige Sturm hatten auf allen Bahnstrecken unserer Provinz theilweise recht bedeutende Verkehrsstörungen zur Folge. Was die hierorts ein- und ausmündenden Bahnlinien betrifft, so trafen von Freitag Nachmittag an schon sämmtliche Züge mit mehr oder minder bedeutender Verspätung hier ein. Die Direktion der Westholsteinischen Eisenbahn machte Nachmittags schon durch Anschlag auf dem Bahnhofsperron bekannt, daß der Abendzug von hier nach Karolinenkoog nicht abgelassen würde, demzufolge heute Morgen auch von dort kein Zug hier eintraf. Der heutige Morgenzug nach Karolinenkoog wurde zur rechten Zeit wieder abgelassen.

– Der hier Abends 8 Uhr 26 Minuten fällige Schnellzug vom Norden traf gar nicht ein. Der Frühzug vom Norden kam heute nur von Jübek; Passagiere desselben berichteten, daß in Folge des starken Schneefalls bei Flensburg ein Güterzug entgleist sei und die Geleise dort sperre.

– Schlimm scheinen die Schneefälle auf der Strecke nach Oldesloe hin zu sein. Der hier Morgens 8 Uhr 30 Minuten fällige Personenzug von Schwarzenbek hatte sich mühsam bis fast nach Rickling durchgearbeitet, mußte dort aber liegen bleiben, da der Schnee sich daselbst so hoch aufgetürmt, daß an ein Weiterfahren nicht zu denken war.

– Der Güterverkehr weist noch größere Unterbrechungen als der Personenverkehr auf, da mehrere fällige Güterzüge noch gar nicht eintrafen.

– Reisende, die gestern Nachmittag aus Flensburg wegfuhren, erzählen, daß sie mehrere Stunden zwischen Flensburg und Jübek liegen mußten und schließlich wieder nach Flensburg zurückgebracht wurden, von wo sie dann heute über Eckernförde weiter gelangten.

 

14. Februar

• Der Spätzug von Kiel hatte am Dienstag Abend eine dreiviertelstündige Verspätung, wie wir hören veranlaßt durch unterwegs entstandenen Bruch der Maschine, welcher zahlreichen Reisenden einen unfreiwilligen Aufenthalt in Raisdorf auferlegte.

– Wir möchten bei dieser Gelegenheit der verehrlichen Eisenbahndirektion eine Ausbesserung des Wartezimmers erster und zweiter Klasse angelegentlichst empfohlen haben. Das genannte Lokal befindet sich wirklich sehr in ausbesserungsbedürftigem Zustande.

 

15. Februar

• Das gestern von neuem einsetzende Schneetreiben hat abermals erhebliche Verkehrsstörungen auf den Eisenbahnen verursacht, und ist diesmal auch unsere ostholsteinische Bahn in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Morgens 6 Uhr von Kiel abgelassene Zug kam nur bis Raisdorf, von wo derselbe gegen 11 Uhr Vormittags wieder nach Kiel retourniren mußte. Bis Nachmittags 5 Uhr war der Eisenbahnverkehr in Preetz vollständig eingestellt, um diese Zeit traf der erste Zug von Kiel hier ein. Von Ascheberg langte der erste Zug Abends 8 Uhr hier an. – Der Schneesturm scheint über die ganze Provinz in derselben Stärke wie hier in Preetz gewüthet zu haben. Aus Kiel, Neumünster und Rendsburg wird gemeldet, daß der Verkehr an diesen Stationen vollständig eingestellt gewesen ist. Die Mengen der zusammengewehten Schneemassen sollen an einzelnen Stellen geradezu kolossal gewesen sein. So wird aus Hohenwestedt berichtet, daß in einer Bahnkurve die Schneemengen die Telegraphenstangen überragten. Auf der Marschbahn stecken sämmtliche Züge in haushohen Schneemassen. Ebenso wird aus Dänemark gemeldet, daß infolge Schneesturms auf nahezu allen Bahnen der Betrieb gestern eingestellt gewesen sei.

 

16. Februar

• Am Donnerstag, als der Zug von Oldesloe in Segeberg eintraf, hatte die Lokomotive einen mit 10 000 Kilo Palmmehl beladenen Güterwagen auszusetzen. Der dem Güterschuppen zurollende Wagen traf mit einem von der anderen Seite mittelst Rangirpferden herankommenden Wagen auf zwei sich kreuzenden Schienen so unglücklich zusammen, daß die Räder, welche an der Seite des Zusammenstoßes befindlich, von den Schienen gehoben wurden, und in einer schiefen Stellung stehen blieben. Von Neumünster requirirte Arbeiter hatten gegen Abend die Wagen wieder auseinander gebracht und das Geleise wieder frei gemacht.

 

7. März

• Jm Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion Altona wurden im Dezember fahrplanmäßig 496 Kourier- und Schnellzüge, 3844 Personenzüge, 3155 gemischte und 1746 Güterzüge, sowie außerfahrplanmäßig 22 Kourier- und 707 Güterzüge befördert. Davon verspäteten sich 12 Kourier- und Schnellzüge über 10 Minuten, 22 Personenzüge über 20 Minuten und 17 gemischte Züge über 30 Minuten. Die durchschnittliche Geschwindigkeit in der Stunde betrug bei Kourier- und Schnellzügen 54, bei Personenzügen 28 und bei gemischten Zügen 24 Kilometer. – Jn derselben Zeit kamen 5 Unfälle vor. Verletzungen erlitten 10 Reisende und drei Bahnbeamte, während ein Bahnbeamter den Tod erlitt.

 

9. März

• Zur Sicherung des Verkehrs auf dem Bahnhof in Neumünster werden an den Wärterhäusern bei den Bahnübergängen elektrische Läutevorrichtungen angebracht. Sie ertönen, wenn die betr. Züge vom Norden und aus Ostholstein, die vom Süden und Oldesloe noch in beträchtlicher Entfernung von den Übergängen sind. Jnfolgedessen werden die Bahnwärter rechtzeitig aufmerksam gemacht.

--> bitte daran denken, daß zu dieser Zeit die Gleise in Neumünster noch in der gleichen Höhe wie die Straßen lagen.

 

20. März

• Nach einer Mittheilung will die Marschbahn-Gesellschaft in der nächsten Zeit die Stationirung eines Schleppdampfschiffes bei der Eiderbrücke bei Friedrichstadt aufheben, so daß diese wichtige Hülfe für die durch die Brückenöffnung passirenden Schiffe, welche von Schiffahrtstreibenden als durchaus notwendig bezeichnet wird, fortfallen wird. Jm Übrigen will die Bahngesellschaft vorläufig das Durchpassiren der Fahrzeuge genau beobachten lassen, um über die von betheiligter Seite immer wieder erhobenen Beschwerden orientirt zu sein. Zu dem Ende sind zwei erfahrene Seeleute angenommen, welche bei der Brücke stationirt werden sollen und Tag und Nacht abwechselnd zur Beobachtung bereit sein müssen. – Es bleibt zu erwarten, daß sich die Nothwendigkeit zur Haltung eines Bugsirdampfers bereits in kurzer Zeit mit Sicherheit herausstellen wird.

 

23. März

• Der Bau der Zweigbahn von Wilster nach der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals bei Brunsbüttel wird jetzt in Angriff genommen. Auf der Strecke von Wilster nach St. Margarethen hat man schon mit der Aufschüttung der Erde zur Verbreiterung des Bahnkörpers für ein zweites Gleis begonnen.

 

29. März

• Die Bahnhofsfrage in Neumünster dürfte jetzt in das entscheidende Stadium eingetreten sein. Wie aus sicherster Quelle verlautet, haben die leitenden Kreise der Kgl. Eisenbahn-Direktion sich nunmehr prinzipiell für die Höherlegung des Bahnhofs entschieden, durch welche das Kollidiren der Eisenbahn- und der städtischen Verkehrsinteressen völlig aufgehoben werden würde. Die Ausführung des Planes wird längere Zeit beanspruchen und jedenfalls wird während des Baues ein provisorischer Bahnhof eingerichtet werden müssen.

 

30. März

• An dem am Freitag Nachmittag um 5 Uhr 10 Min. von Elmshorn nach dem Süden abgehenden Zuge platzte das Dampfzuleitungsrohr, infolgedessen der Zug stehen blieb. Eine nachgesandte Maschine holte denselben nach Elmshorn zurück, und mit einer Verspätung von reichlich einer Stunde konnte derselbe alsdann weiter dampfen.

 

17. April

• Jnfolge angeblich falscher Weichenstellung gerieth ein auf dem Bahnhof zu Rendsburg eintreffender Personenzug auf ein verkehrtes Geleise und stieß mit einem dort stehenden Güterzug zusammen. Die Lokomotive und der Packwagen des Personenzuges, sowie 4 Güterwagen wurden nicht unerheblich beschädigt, doch sind Menschenleben nicht zu beklagen. Der Zug wurde mit einer Reservemaschine weiter befördert.

 

20. April

• Eine aus niedrigster Gesinnung hervorgegangene Denunciation hat ihren Urheber zum Verderben gereicht. Vor einiger Zeit richtete ein bei der Marschbahn als Bahnwärter angestellter Beamter an die Direction der Gesellschaft ein anonymes Schreiben, in welchem ein in Husum wohnender Oberwärter fälschlicher Weise mangelhafter Pflichterfüllung beschuldigt wurde. Durch dieses nichtswürdige Manöver hoffte der Angeber, den Oberwärter aus seiner Stellung zu verdrängen und selbst das besser dotirte Amt zu erlangen. Als die Denunciation nicht den gewünschten Erfolg hatte, bemühte sich der Beamte, seine Angaben dadurch zu verstärken, daß er einen centnerschweren Stein auf das Bahngeleise legte; das Hinderniß wurde durch einen Güterzug zur Seite geschleudert, so daß kein Eisenbahnunfall eintrat. Der ruchlose Thäter wußte den Verdacht auf einen Knaben zu lenken, welch Letzterer auch verhaftet wurde. So weit war alles nach Wunsch gegangen, und mit sich selbst zufrieden, erwartete der Denunciant den weiteren Verlauf der Sache. Plötzlich wandte sich das Blatt; er fiel in die Grube, die er anderen habe graben wollen; sowohl die Pflichttreue des Oberwärters, als auch die Unschuld des Knaben stellten sich heraus. Gegen den Urheber richtete sich aber der Verdacht, die anonyme Denunciation geschrieben und den Stein hingelegt zu haben. Er verwickelte sich in Widersprüche und gestand schließlich Alles ein, als ihm die That auf den Kopf zugesagt wurde. Sofort wurde der nichtswürdige Beamte von seinem Amte suspendirt und nach dem Landgerichts-Gefängniß in Flensburg überführt.

 

6. Mai

• Jn hellen Haufen strömten die Bewohner unserer lieben Vaterstadt gestern Morgen dem Bahnhofe Preetz zu, galt es doch, den herrlichen Morgen dazu zu benutzen, durch eine Reise nach Kiel den Einzug unseres allerhöchsten Herrscherpaares in Augenschein zu nehmen. Jst sonst um diese Tagesstunde unser Bahnhof sehr wenig belebt, so konnte man gestern fast glauben, vor einer kleinen Völkerwanderung zu stehen, so standen die Reiselustigen Kopf an Kopf an den Wartesälen, auf dem Perron, auf dem Vorhof, kurz überall wo nur ein Plätzchen zu erobern war, harrend der Ankunft des Dampfrosses. Nachdem der Zug zur rechten Zeit glücklich angelangt und die üblichen Rangirtouren, die zwar von der Bahnverwaltung als zweckmäßig anerkannt sind, von dem wartenden Publikum aber als ein notwendiges Übel stets etwas unwillig aufgenommen werden, beendet waren, suchte Jeder seinen Platz zu erreichen. Mit anerkennenswerther Umsicht hatte die Bahnverwaltung für hinreichendes Wagenmaterial Fürsorge getragen und so waren verhältnismäßig schnell alle placirt und wir eilten unserm Ziel entgegen. Schon bei der Einfahrt in Kiel ließen die festlich geschmückten Häuser und die im Hafen liegenden zahlreichen Segel- und Dampfschiffe erkennen, daß Kiel zum Empfang vorbereitet sei und der Eintritt in die Stadt bestätigte dies vollkommen.

 

11. Mai

• Das Nivellement für eine Eisenbahn von Eutin nach Segeberg ist nunmehr beschafft. Man hofft, daß die Eutin-Lübecker Eisenbahngesellschaft sich bereit erklären wird, den Bau der Bahn zu übernehmen unter der Bedingung, daß der Grund und Boden zu der Bahn ohne Kosten abgetreten und seitens der betheiligten Staaten ein Zuschuß von 10 000 Mk. pro Kilometer bewilligt wird. Jm Falle einer Ablehnung der Bauübernahme wird das Komitee sich wegen der Ausführung an den königlich preußischen Eisenbahnminister wenden. Die betreffenden Gemeinden haben sich größtentheils zur unentgeltlichen Abtretung des erforderlichen Bauterrains bereit erklärt.

 

15. Mai

• Die Eisenbahndirektion Altona ist mit der Anfertigung von Vorarbeiten für eine Sekundärbahn Tönning–Garding beauftragt.

 

22. Mai

• Jn der Nacht zum Montag hat auf der Bahnstrecke zwischen Oldesloe und Rolfshagen ein bedeutender Dammrutsch stattgefunden, so daß der Bahn-Verkehr an dieser Stelle ausgesetzt werden mußte. Wie das Königliche Betriebsamt Kiel bekannt macht, wird der Personen- und Gepäckverkehr durch Umsteigen an der Unfallstelle in Gegenzüge aufrecht erhalten.

 

25. Mai

• Aus Rendsburg wird berichtet: Seit einigen Tagen ist die Carpenterbremse auf unserer Bahn in Thätigkeit gesetzt. Jnfolge dieser Einrichtung ist man im Stande, den ganzen Zug von der Lokomotive aus mittelst Luftfruck in sehr kurzer Zeit zu stoppen.

 

30. Mai

• Eine schätzenswerte Einrichtung hat das Eisenbahn-Betriebsamt vor dem Personenbahnhof zu Kiel dadurch getroffen, daß es einen interimistischen Billetschalter in einer kleinen Holzbude errichten wird. Jn diesem Schalter werden Billets für die während des Sommers abzulassenden Sonderzüge ausgegeben, so daß die Schwierigkeit in der Erlangung eines Billets bei außerordentlichem Andrange beschränkt wird.

 

8. Juni

• Die Verordnung, daß für reisende Radfahrer das Fahrrad und zwar das hohe Zweirad, auf der Eisenbahn als Freigepäck gelten soll, während es bisher als Sperrgut angesehen wurde, ist jetzt auch im Bereiche des Eisenbahndirektionsbezirks Altona in Kraft getreten.

 

19. Juni

• Die Höherlegung des Staatsbahnhofes in Neumünster ist nunmehr beschlossen; seine Höhe soll 4 Meter betragen. Die Baukosten sind auf 2 800 000 Mk. veranschlagt. Während der Zeit des Baues wird ein Jnterims-Bahnhof eingerichtet.

• Jn Rendsburg stürzte am 11. d. Mts. eine Lokomotive, welche zwecks Überführung nach Sehestedt auf ein Segelschiff verladen werden sollte, in die Eider. Die Lokomotive ist nicht unerheblich beschädigt und gelang es erst nach vieler Mühe, den 25 000 Pfund schweren Koloß wieder zu heben.

 

29. Juni

• Die Marschbahn soll in Bezug auf die Beförderung nach Sylt jetzt der Staatsbahn gleich gestellt werden. Eine Rückfahrtkarte, die auf der Staatsbahn gelöst ist, berechtigt also zur Rückfahrt mit der Marschbahn und umgekehrt. Die Marschbahn wird wahrscheinlich infolgedessen mehr als bisher von den nach Sylt reisenden Badegästen benutzt werden.

• Der bisher auf der Eider bei der Bahnbrücke stationirt gewesene Schleppdampfer ist von der Marschbahn-Direktion aufgegeben und den Schiffen ist es jetzt überlassen, sich selbst zwischen den Pfeilern durchzuwinden; das muß selbst bei so schönem Wetter nicht so leicht sein, denn in letzter Zeit haben bereits vier Schiffe dort Havarie erlitten.

 

10. August

• Um den für die Eisenbahnpassagiere so lästigen Staub abzuhalten, wird der Bahnkörper Neumünster-Nortorf mit einer Schicht des sog. Deckkieses belegt. Wenn das Verfahren sich bewährt, sollen später sämmtliche Strecken der Kgl. Eisenbahn-Direktion damit versehen werden.

 

21. August

• Der Bahnübergang beim Flensburger Staatsbahnhof, der wegen häufiger Absperrung und dadurch verursachter Störung vielfach zu Klagen Anlaß gegeben hat, soll demnächst weiter nach Norden verlegt werden. Es ist eine Tunnellirung in Aussicht genommen.

• Nach der vom Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Statistik sind im Monat Juni im Verwaltungsbezirk der Königl. Eisenbahndirektion Altona 6 Eisenbahnunfälle vorgekommen. Verletzt wurden 1 Reisender und 3 Bahnangestellte im Dienst, getödtet 1 Bahnangestellter im Dienst und eine fremde Person. Eisenbahnfahrzeuge sind bei den Unfällen nicht beschädigt worden. Von der Gesammtzahl der Verunglückten kommt je einer auf 190 km Betriebslänge oder auf 3 996 780 zurückgelegte Wagen-Achskilometer aller Art.

 

22. August

• Jn der Bahnhofsfrage Kiel fand heute wiederum unter Vorsitz des Präsidenten Krahn eine Besprechung statt. Es wurde von dem Herrn Präsidenten ein Bauplan vorgelegt, welcher den Neubau des Personenbahnhofs ca. 300 Meter südlich des jetzigen Bahnhofsgebäudes verlegt.

 

27. August

• Ein Riesengeschütz, das größte Kanonenrohr, welches jemals auf der Fabrik von Krupp in Essen erbaut worden ist, langte gestern in einem Sonderzuge mit der Venloer Bahn in Hamburg an, um nach Kronstadt verladen zu werden. Das Geschütz hat die Länge von 9 m und wiegt 3000 Centner. Der Transport per Bahn geschah auf vier, für das Rohr eigens hergestellten Waggons mit je vier Achsen, so daß das Rohr auf 16 Achsen ruhte. Die Verladung in das Schiff geschieht mittels eines 150 Tons-Krahns am Segelschiffhafen und dürfte mehr als einen Tag in Anspruch nehmen.

 

31. August

• Am Dienstag Morgen traf auf dem Bahnhof in Neumünster eine ganze Wagenladung (über 1000 Stück) lebender pommerscher Gänse ein, bestimmt für Herrn Stoffers, der dieselben mästen und alsdann an den Markt bringen will. Die Nachkommen der Retterinnen des römischen Kapitols machten bei der Einfahrt in den Bahnhof einen heidenmäßigen Skandal.

 

4. September

• Jüngst saß auf dem Bahnhof in Scheeßel ein Geschäftsreisender und erwartete die Ankunft des Zuges. Kurz vor der Ankunft desselben findet sich ein Barbier im Wartesaal ein, um mit dem Zuge nach Lauenbrück aufs Geschäft zu fahren. Der Reisende stellt an den Barbier die Frage, ob er wohl noch Zeit hätte, ihn vor Ankunft des Zuges zu barbiren, welche dieser bejaht. Derselbe macht sich auch rasch dabei und seift dem Reisenden das Gesicht tüchtig ein; er hat indessen kaum das Werk beendet, da fährt auch schon der Zug ein. Rasch nimmt der Barbier dem Herrn Reisenden das Tuch ab, nimmt Seifenschale und Messer und steigt in den Zug, den eingeseiften Herrn aber läßt er im Wartesaal sitzen.

 

18. September

• Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat die Kgl. Eisenbahn-Direktion in Altona ermächtigt in Elmschenhagen versuchsweise eine Haltestelle für den Personenverkehr einzurichten. Die Eröffnung der Haltestelle ist zum 1. October d. J. in Aussicht genommen.

• Die Stadt Schleswig, für welche, ihrer Länge wegen, eine Straßenbahn von großem Nutzen wäre, soll geneigt sein, für eine derartige Anlage in ihren Straßen eine Zinsgarantie von 3½ pCt. zu übernehmen. Unter diesen Umständen dürfte das Projekt, welches schon länger besteht, aber bisher noch weit von seiner Verwirklichung entfernt war, in nicht allzu langer Zeit doch zur Ausführung gelangen.

 

21. September

• Wie verlautet, beabsichtigt die Königl. Staats-Eisenbahn-Verwaltung, den Betrieb auf der ganzen Strecke Flensburg-Leck-Niebüll am 1. October d. J. zu eröffnen.

 

2. Oktober

• Ein scherzhaftes Ereigniß begab sich kürzlich auf der Angler Eisenbahn. Bei der Station Taarstedt wurden nämlich zwei Wagen zum Stehenbleiben abgekoppelt. Doch die Wagen hatten keine Lust in Taarstedt stehen zu bleiben. Als der Zug sich nach Steinfeld in Bewegung setzte, geriethen die abgekoppelten Wagen in Bewegung und liefen lustig den Berg hinab nach Scholderup zu, so das der abgegangene Zug zurückfahren mußte, um die Ausreißer einzufangen, was erst weit über Scholderup hinaus gelang.

 

8. Oktober

• Der Plan für das neue Bahnhofsgebäude in Kiel liegt zur Einsicht der Stadtverordneten aus. Die Lerchenstraße, bis zu welcher das Bahnhofsgebäude zurückgeschoben werden soll, wird bis zur Quaistraße verlängert. Vor dem Bahnhof bleibt ein geräumiger Platz. Jn Wegfall kommt das Stadtkloster. Fünf Bahnsteige werden angelegt, der erste für die Bahn Kiel-Schönberg und die Werftbahn, der zweite für Kiel-Ascheberg, der dritte für Kiel-Altona, der vierte für Kiel-Rendsburg, der fünfte für Kiel-Eckernförde und Kiel-Holtenau. Jn der Nähe befindet sich der halbkreisförmig eingezeichnete Lokomotivschuppen, auf dem Terrain des Stadtklosters der Eilgüterschuppen. Der untere Theil der Ringstraße zwischen Kirchhof und Quaistraße geht ein. Die Güterschuppen liegen an der Bahnhofstraße und zwar beginnen die neuen Güterschuppen, wo die alten aufhören. Der Bahnhof läßt an der Quaistraße einen Streifen von 40 Metern für städtische Lagerplätze.

 

16. Oktober

• Der zwischen Kiel und Raisdorf belegene Haltepunkt Elmschenhagen ist vom 1. October an für den Personenverkehr eröffnet und findet direkte Personen- und Gepäckbeförderung statt. Jn der Richtung Preetz-Kiel halten die Züge Nr. 130 (Morg. 7,25 von Preetz), Nr. 422 (Nachm. 5,53 von Preetz), Nr 130a (Abends 11,21 von Preetz), und in der Richtung Kiel-Preetz die Züge Nr. 421 (Nachm. 1,11 in Preetz), Nr. 121 (Abends 7,06 in Preetz) und 129a (Abends 11,14 in Preetz) nach Bedarf.

• Eine vor längerer Zeit eingereichte Petition, dahingehend, daß auf den preußischen Staatsbahnen auch für die vierte Klasse Sonntagsbillets und Retourbillets eingeführt werden möchten, ist jetzt abschlägig beschieden worden. Jn den Gründen wird folgendes gesagt: Die vierte Klasse soll ihrer Bestimmung nach der ärmeren Bevölkerung dienen und namentlich den Marktverkehr und den kleinen Lokalverkehr erleichtern. Zur Verbilligung von Vergnügungsfahrten ist dieselbe nicht geschaffen. Es ist von der preußischen Staatsbahnverwaltung schon ein erhebliches Zugeständnis, daß dieselbe überhaupt an Sonn- und Festtagen die vierte Klasse einstellt, was bei anderen Bahnen, z. B. bei den sächsischen Staatsbahnen, nicht der Fall ist. Die Einführung von Retourbillets für die vierte Klasse verbieten finanzielle Rücksichten. Der Fahrpreis von 2 Pfg. für den Kilometer ist so niedrig, daß weitere Zugeständnisse nicht angängig erscheinen.

 

30. Oktober

• Der Deutsche Eisenbahn-Verkehrs-Verband ist übereingekommen, an Stelle der bisherigen fremdsprachlichen Ausdrücke fortan allgemein folgende deutsche Bezeichnungen innerhalb seines Gebietes zu gebrauchen: Billet-Expedition=Fahrkarten-Ausgabe, Gepäck-Expedition=Gepäck-Abfertigung, Güter-Expedition=Güter-Verwaltung, Vestibul=Vorhalle, Korridor=Gang, Damen-Toilette=Waschzimmer für Frauen, Herren-Toilette=Waschzimmer für Männer, Bahnhofs-Restauration=Bahnhofs-Wirthschaft, Buffet=Schenktisch.

 

9. November

• Jn der in diesen Tagen in Lütjenburg abgehaltenen Versammlung in Angelegenheit der Eisenbahn Gremsmühlen-Lütjenburg war auch der Eisenbahndirectionspräsident Krahn anwesend. Es steht jetzt fest, daß der Lütjenburger Bahnhof östlich von der Stadt nach Schmiedendorf zu, etwa 350 Meter von den letzten Häusern der Stadt entfernt, liegen wird. Mit der Bestätigung durch den Minister, der öffentlichen Ausschreibung und Verdingung der Arbeiten werden noch einige Monate vergehen.

 

11. November

• Am vergangenen Freitag passirte auf der Strecke zwischen Eutin und Gremsmühlen ein merkwürdiger Unfall. Eine Bauerfrau, welche im Zuge saß, wollte ihr einjähriges Kind aus dem Fenster halten, um ein menschliches Bedürfniß zu befriedigen. Die Thür ging plötzlich offen und Mutter und Kind stürzten aus dem Zuge. Ein Reisender zog die Nothleine, der Zug kam schließlich zum Stehen und als man die Verunglückte suchte, die vielleicht mit zerschmetterten Gliedern auf dem Bahndamm liegen mußte, sah man sie mit dem Kinde feldein traben. Auf die Frage warum sie nicht gewartet habe gab sie recht naiv zur Antwort: „Jck hev keen Lust achtern Tog her to lopen“ * Mutter und Kind hatten somit nicht den geringsten Unfall erlitten.

* --> „Jch habe keine Lust hinter dem Zug herzulaufen“

 

13. November

• Der Personenzug Gleschendorf-Ahrensbök wurde am Freitag durch zwei auf dem Geleise stehende Männer zu halten gezwungen. Der Bahnmeister wurde bedroht. Die in Ahrensbök stationirten Gendarmen wurden requirirt und mußten die beiden Patrone mit Waffengewalt festnehmen.

 

16. November

• Vom 1. Dezember an wird der bisher von Kiel 7 Uhr 50 Min. nachmittags nach Neumünster abgehende Schnellzug um 7 Uhr 45 Min. abgelassen werden und in Voorde und Bordesholm 1 Minute anhalten.

 

27. November

• Für die Erweiterung des Eisenbahn-Hauptwerkstatt in Neumünster liegen neue großartige Pläne vor. Die Werkstättenbauten sollen erweitert werden, daß dieselben zunächst für einen Personalbestand von 600 Mann ausreichen. Allmählich soll die dortige Hauptwerkstatt bis auf einen Betrieb von 2000 Mann gebracht werden. Mit der Erweiterung der Hauptwerkstatt steht in Verbindung die Erbauung noch einer größeren Anzahl von Arbeiterwohnhäusern. Betreffs des Grunderwerbs für den Bau eines neuen großen Lokomotivschuppens, zwischen den Bahnlinien nach Kiel und nach Rendsburg*, ist nunmehr auch mit dem Landbesitzer ein gütliches Übereinkommen getroffen. Neben dem neuen großen Lokomotivschuppen werden noch ein kleineres Werkstättengebäude, Drehscheibe, Wasserthurm, sowie ein Beamtenwohnhaus angelegt.

* --> zur Erinnerung: Damals zweigte die Strecke nach Rendsburg direkt nach den Bahnsteigen in einer leichten Linkskurve ab! Heute fährt der Zug zunächst rund 1 km in Ri. Kiel und zweigt dann mit einer scharfen Linkskurve nach Rendsburg ab (der nach etwa 1 weiteren km eine Rechtskurve folgt). Mit anderen Worten: Früher führte die Strecke nach Rendsburg links am Ringlokschuppen vorbei, heute rechts davon.

 

7. Dezember

• Mit dem Bau einer Pferdebahn in Schleswig wird es jetzt ernst. Die Oldenburger Pferdebahn-Einrichtung wurde zu einem Kaufpreis von 68 000 Mk. angekauft.

• Ein Tingeltangel im Eisenbahnzuge dürfte neu sein. Die Passagiere des Lokalzuges Altona-Hamburg waren nicht wenig überrascht, als ein schlankes hübsches Mädchen sich plötzlich im Wagen 3. Klasse, einem sog. Durchgangswagen, erhob, ein Tambourin unter ihrem Mantel hervorzog und zum Schlag desselben ein klangvolles Volkslied sang. Die Passagiere waren erst erstaunt, aber, wie Schönheit immer ein guter Paß durchs Leben ist, freute man sich über das muntere Mädchen und hielt dasselbe auf seiner türkischen Trommel reiche Nickelernte. Dann setzte die fahrende Sängerin im nächsten Wagen Gesang und Sammlung fort.

--> interessant, das es das schon vor über 100 Jahren gab - hätte ich nicht gedacht.

 

11. Dezember

• Es hat sich ergeben, daß es für die Vereinigung der sämmtlichen Hamburger Bahnhöfe in einen großen Centralbahnhof in Hamburg an dem geeigneten Terrain fehlt, so daß der Durchführung eines solchen Projekts unüberwindliche Schwierigkeiten sich entgegenstellen. Man wird sich daher im wesentlichen auf Höherlegung des Berliner Bahnhofs und Verlegung des Güterbahnhofs beschränken.

Wieder viele und teils auch lustige Nachrichten aus dem Gebiet der Eisenbahndirektion Altona (später Hamburg). Ende August konnten (und wollten) offenbar einige den Schnabel nicht halten. :D
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Geschrieben

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1890:

 

8. Januar

• Jm Eisenbahnbetriebe steht eine wichtige Neuerung bevor. Wenn ein Personenzug infolge großer Verspätung von einem Schnellzuge überholt wird, dann soll dieser event. auch auf Zwischenstationen ausnahmsweise Reisende, welche den Personenzug benutzen wollen, zur Weiterbeförderung aufnehmen. Diese Maßregel soll im Falle bedeutender Zugverspätungen die Reisenden mehr als bisher gegen Anschlußversäumniß sicherstellen.

• Jn Anlaß des kürzlichen Unglücksfalles auf der Eisenbahnstrecke Neumünster–Ascheberg, wobei während des Abstempelns des Billets der Bremser Reese zu Schaden kam, nimmt die „Schlesw.-Holst. Zeitung“ Gelegenheit folgendes zu veröffentlichen:

„Wir werden in Anlaß dieses Falles von fachmännischer Seite gebeten, auf einen Umstand aufmerksam zu machen, durch den das Publikum selbst häufig derartige Unglücksfälle verschuldet, nämlich durch das geringe Entgegenkommen den die Fahrkarten abstempelnden Schaffnern gegenüber. Würde jeder Reisende es sich zur Aufgabe machen, seine Fahrkarte gleich beim Einsteigen in den Zug bereit zu halten und sie dem Schaffner gleich hinzureichen, so würde es demselben in den meisten Fällen möglich sein, während des Aufenthaltes auf den Bahnhöfen sämmtliche Fahrkarten abzustempeln. Wie häufig findet man es dagegen, daß die Fahrkarte in den tiefsten Tiefen der Tasche verborgen ist oder gar erst nach langem Suchen in verschiedenen Taschen gefunden wird, dadurch geht kostbare Zeit verloren und der Schaffner ist gezwungen, die Arbeit nun während der Fahrt vorzunehmen, und wie gefährlich diese Arbeit ist, davon kann sich Jedermann täglich überzeugen. Darum die Fahrkarten heraus, damit das Leben der Eisenbahnbeamten, das so schon gefahrvoll genug ist, nicht durch die Schuld der Reisenden noch mehr gefährdet wird. Möge Jeder, der reist, diese Mahnung beherzigen!“

 

25. Januar

• Der Eisenbahnbau Gremsmühlen-Lütjenburg ist am 7. d. Mts. bei Gremsmühlen in Angriff genommen, und schreiten bei der günstigen Witterung die Arbeiten rasch fort. Es ist in Aussicht genommen, die Strecke bis zur „Holsteinischen Schweiz“ schon zum 1. Mai d. J. in Betrieb zu setzen. Die Vollendung der ganzen Bahn bis Lütjenburg wird hoffentlich zum Herbste dieses Jahres erfolgen.

• Die Karpenterbremse, welche seit reichlich einem Jahre im Bezirke der Altonaer Eisenbahndirektion eingeführt ist, hat sich als ganz vorzüglich bewährt, und schon in vielen Fällen ist durch das rasche Bremsen Unglück verhütet worden. Das Zugpersonal und die Lokomotivführer haben sich jetzt so vorzüglich in die Handhabung eingeübt, daß mit Leichtigkeit der mit einer Geschwindigkeit von 6 Meilen* fahrende Zug auf 1 – 1½ Wagenlängen zum gänzlichen Stillstand gebracht werden kann. Für das reisende Publikum kann die Einführung dieser Bremse jedenfalls eine große Beruhigung gewähren.

* --> 6 Meilen = ca. 45 km/h

 

1. Februar

• Eine wackere That vollbrachte kürzlich der bei der Altona-Kaltenkirchener Bahn angestellte Locomotivführer Schade. Jn der Nähe von Hasloh bemerkte derselbe, daß das 4jährige Kind eines dort wohnenden Wirthes ahnungslos in unmittelbarer Nähe des Bahndammes spielte und in Gefahr gerieth, vom Zuge erfaßt zu werden. Kurz entschlossen sprang Schade von der Maschine auf das Trittbrett, ergriff das Kind noch rechtzeitig und wollte dasselbe auf die Locomotive heben. Hierbei verlor er jedoch das Gleichgewicht, stürzte von der Maschine und wurde nebst dem Kinde durch den Zug bei Seite geschleudert. Zum Glück stürzten der Retter und das Kind die Böschung des Bahndammes hinunter, ohne weiteren Schaden zu nehmen.

 

8. Februar

• An der Börse zu Hamburg zirkulierte die Mittheilung, daß die Lübeck-Büchener Bahn sich jetzt dem Eisenbahnministerium gegenüber bereit erklärt habe, in Unterhandlungen wegen Verstaatlichung der Bahn einzutreten. Die Umwandlung kann nur noch eine Frage der Zeit sein.

• Bei den preußischen Eisenbahnen werden vom 1. Juni ab alle Personenzüge ohne Mitnahme von Eilgütern, Vieh usw. umgeschaffen und ihre Fahrgeschwindigkeit auf 60 Kilometer und die der Schnellzüge auf 90 Kilometer in der Stunde erhöht.

• Ein Wagen der Sylter Spurbahn erlaubte sich neulich ein kleines Extravergnügen. Von dem starken Südwestwinde getrieben, wurde derselbe von Westerland aus in Bewegung gesetzt, erst langsam, dann immer schneller, so daß er mit rasender Geschwindigkeit in Munkmarsch ankam, wo man über das unerwartete Ankommen des Wagens nicht wenig erstaunt war.

 

12. Februar

• Am 1. April 1890 wird für den Bereich der preußischen Eisenbahndirektionsbezirke der bereits seit 1. April 1889 zum Theil giltige Normal-Personentarif einheitlich durchgeführt werden. Danach werden demnächst durchweg die Sätze für die vier Fahrklassen bei den gewöhnlichen Personenzügen 8, 6, 4 und 2 Pfennig für das Kilometer betragen. Bei den Schnellzügen sind für die drei ersten Klassen 9, 6 2/3 und 4¾ Pfennig und für Rückfahrkarten 12, 9 und 6 Pfennig zu entrichten. Fahrkarten vierter Klasse für Schnellzüge und für Rückfahrten werden nicht ausgegeben. Weiß man die kilometrische Entfernung, so kann man sich mit Leichtigkeit die Kosten einer Eisenbahnfahrt selbst ausrechnen.

 

8. März

• Für den Personenverkehr auf den Eisenbahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahndirektion Altona ist für den nächsten Sommerfahrplan eine sehr erwünschte Veränderung eingetreten, indem die gemischten Züge gänzlich ausfallen und an deren Stelle ausschließlich Personenzüge resp. Güterzüge eingestellt werden.

 

26. März

• Zur besseren Kontrolle sollen auf den preußischen Staatsbahnen vom 1. April ab die Eisenbahnbillets nicht nur beim Einsteigen, sondern auch auf etwaigen Übergangsstationen auf andere Strecken nochmals kopirt* werden. Die Reisenden werden gut thun, darauf zu achten, daß die Billets stets rechtzeitig kopirt* werden. Ferner sind die Schaffner angewiesen, strenge darauf zu achten, daß die Grenze der zulässigen Mitnahme von Handgepäck nicht überschritten wird.

* --> ich denke mal, damit ist das Markieren der benützten Fahrkarte mit einem Stift gemeint - diese Markierung kann dann nicht wegradiert werden

 

27. März

• Als am Dienstag der gegen 6 Uhr Nachmittags von Segeberg nach Neumünster abgehende Güterzug in Rickling eintraf, fehlte der Hülfsbremser Ott, welcher die vorletzte Bremse im Zuge zu handhaben hatte. Es ergab die Untersuchung, daß derselbe vom Wagen gefallen und sich glücklicherweise nicht erheblich verletzt hatte, so daß er zu Fuß wieder nach Segeberg zurückkehren konnte. Der Mann hat durch den Sturz nur an einer Schulter einige Kontusionen* erhalten.

* --> med. für Quetschungen

 

2. April

• Die in Aussicht genommene Ausrüstung der Personenwagen IV. Klasse auf der Staatsbahn mit Bänken zur versuchsweisen Einstellung in einzelne Züge ist bereits im Gang. Die Bänke werden an den Wänden der einzelnen Wagenabtheilungen aufgestellt, damit der mittlere Raum in jeder Abtheilung für Tragelasten, welche Marktleute oder andere die vierte Klasse benutzende Personen mit sich führen, freibeleibt.

• Die Großherzogliche* Regierung hat sich, wahrscheinlich in Folge des Bahnbaues Gremsmühlen–Lütjenburg und der damit verbundenen Ansammlung von Arbeitern, veranlaßt gesehen, anzuordnen, daß sämmtlichen zum Betriebe eines Kleinhandels mit Branntwein berechtigten Personen in Malente, Gremsmühlen und Malkwitz der Verkauf von Branntwein nach 6 Uhr Abends untersagt ist.

* --> gemeint ist das Großherzogthum Oldenburg

 

9. April

• Die Stadt Lauenburg besitzt aus dänischer Zeit das gewiß im Eisenbahnwesen aller Länder einzige Unicum, daß die Einwohner freie Fahrt bis Büchen haben. Die Regierung von Dänemark gestattete nämlich 1840 die Erbauung der Hamburg-Berliner Bahn über Büchen statt über Lauenburg nur unter der Bedingung, daß die Lauenburger freie Fahrt bis Büchen hätten. Die Stadt-Vertretung hat neuerdings einen Proceß gegen den preußischen Eisenbahn-Fiscus eingeleitet, da sie auch einen Einfluß auf den Fahrplan beansprucht; damit ist sie gerichtlich abgewiesen worden. Hiergegen ist indessen Berufung in Kiel eingelegt worden.

 

12. April

• Aus Anlaß der Erbauung des Central-Bahnhofes in Hamburg wird ein bereits vor 10 Jahren aufgetauchtes Projekt, eine abgekürzte Verbindung mit Holstein wieder aufgenommen, nämlich in der Weise herzustellen, daß eine Bahn vom Lübecker Bahnhof nach dem Centralfriedhofe bei Ohlsdorf erbaut und direkt mit Umgehung von Altona und Elmshorn nach Neumünster weitergeführt werde. Der Senat befürwortete damals das Projekt und wurde auch ein bedeutendes Terrain angekauft. Da die Erbauung der Bahn nach Ohlsdorf wie dem übrigen Landgebiet immer dringender wird und man keine Sackbahn bauen darf, so dürfte die Bahn Hamburg-Neumünster demnächst als die kürzeste Verbindung wieder zur Debatte gezogen werden.

• Aus Veranlassung mehrfacher Klagen der Anwohner von Eisenbahnen über Belästigung der Dampfpfeifen der Lokomotiven hat der Minister von sämmtlichen Eisenbahnen Bericht zum Gegenstande erfordert. Hierbei ist zum Ausdruck gekommen, daß eine Beschränkung der in der Signalordnung vorgeschriebenen Signale mit der Dampfpfeife im Jnteresse der Sicherheit des Betriebes und des darin beschäftigten Beamten- und Arbeiterpersonals nicht als zulässig zu erachten und das eine gewisse Belästigung der in der Nähe der Eisenbahnen wohnenden Bevölkerung durch den Gebrauch der Dampfpfeifen auch ferner nicht ganz zu umgehen ist. Um jedoch jene Beeinträchtigung auf das geringste Maß herabzumindern, verfügte der Minister neuerdings eine möglichste Beschränkung des Gebrauchs der Dampfpfeife nach Zahl, Dauer und Stärke der Töne. Jedes irgend vermeidbare Pfeifen soll vermieden, langandauernde Achtungssignale bei den Einfahrten sollen verboten und verabredete Sondersignale bei Rangirungen tunlichst durch Hornsignale ersetzt werden. Bezüglich der Stärke der Töne aber sollen die Dampfpfeifen nur nach der durchaus nötigen Tonstärke bemessen und vorzugsweise kleine Dampfpfeifen (wie solche z. B. auf der Berliner Stadtbahn gebräuchlich) verwendet werden. Bei großen Lokomotiven sollen tunlichst zwei Dampfpfeifen von verschiedener Tonstärke angebracht und die weithin hörbaren Signale mit der Dampfpfeife tieferen Tones nur im Bedarfsfalle in Wirkung gesetzt werden.

 

19. April

• Ein Kommando des Eisenbahn-Regiments Nr. 1, in der Stärke von 4 Offizieren, 10 Unteroffizieren, 90 Mann und einem Lazarethgehülfen, ist zur Ausführung von Oberbauarbeiten auf der Strecke Neumünster-Schleswig bis zur dänischen Grenze in Nortorf eingetroffen und wird nach Maßgabe des Fortschreitens der Arbeiten in Jübeck, Eggebeck, Weding, Sommerstedt und Molby weiter Quartier nehmen. Das Kommando wird voraussichtlich Mitte Mai in die Garnison Berlin zurückkehren.

 

30. April

• Die Eisenbahnstation „Schleswig Staatsbahnhof“ wird vom 1. Juni d. J. ab in „Schleswig Friedrichsberg“ verändert werden.

 

3. Mai

• Die Eisenbahnstrecke Gremsmühlen – Holsteinische Schweiz soll bestimmt zum 25. Mai betriebsfähig sein, die ganze Linie bis Lütjenburg vor Ablauf des Jahres eröffnet werden. Tiefe Durchschnitte und hohe Übergänge durch Laub- und Tannenwald, teilweise am See entlang, geben namentlich der erstgenannten Theilstrecke den Charakter einer Gebirgsbahn.

 

10. Mai

• Jn den Personenwagen 1. und 2. Klasse der Eisenbahndirektion Altona ist jetzt die zweckmäßige Einrichtung getroffen worden, daß die an den Fensterseiten befindlichen Seitenlehnen der Sitzplätze durch einen Mechanismus in Kopfkissen umgewandelt werden können, so daß man sie bequem als Schlafkissen benutzen kann.

 

17. Mai

• siehe Scan am Schluß

 

21. Mai

• Bei der Einfahrt in den Bahnhof Elmshorn entgleiste am Montag Morgen von dem um 7½ Uhr eintreffenden Marschbahnzuge die Lokomotive, der Tender, der Packwagen und ein Personenwagen. Glücklicherweise ist keine einzige Person verletzt worden, so daß die Passagiere mit dem bloßen Schreck davonkamen.

 

18. Juni

• Am Sonnabend Morgen entgleiste die Lokomotive sowie zwei Wagen des 6 Uhr 58 Minuten von Ascheberg nach Kiel gehenden Zuges in unmittelbarer Nähe der Station Ascheberg. Der Betrieb auf der Strecke Ascheberg-Kiel war infolgedessen am Sonnabend sehr unregelmäßig, so konnte der erste Zug nach Kiel mit einem von dort abgesandten Hülfszuge erst gegen 10 Uhr Morgens von Preetz abgelassen werden. Menschenleben sind bei der Katastrophe nicht zu Schaden gekommen. Abends 8 Uhr wurden die entgleisten Wagen durch Preetz nach Kiel expedirt, so daß der Verkehr am Sonntag wieder regelmäßig erfolgen konnte. Über die Entstehungsursache haben wir nichts Zuverlässiges erfahren können.

 

19. Juni

• Jn der Eilgut-Beförderung zwischen Altona und Kiel ist insofern eine Änderung eingetreten, daß das mit dem Zuge Abends 6 Uhr 53 Min. in Kiel eintreffende Eilgut noch am Abend abgenommen werden kann, da die dortige Eilgut-Abfertigungsstelle bis 8 Uhr geöffnet ist.

 

21. Juni

• Ein Zusammenstoß ereignete sich Mittwoch Nachmittag auf dem Güterbahnhof Kiel. Der Blockwagen eines hiesigen Bäckermeisters passirte die Einfahrt zum Güterbahnhof in dem Augenblick, als ein Rangirzug vorübergeschoben wurde. Der Geschäftswagen wurde von dem ersten Güterwagen erfaßt und sammt den Pferden zur Seite gegen die Einfriedigung an der Straße geschleudert. Der bejahrte Kutscher rettete sich durch einen Sprung über die Einfriedigung und kam mit einem geschundenen Gesicht davon, der Wagen wurde buchstäblich zersplittert, die Pferde erlitten Quetschungen. Der Güterwagen wurde mit allen vier Rädern aus dem Geleise gesetzt, ein nebenstehender Weichenbock wie die Weiche selbst wurden gänzlich zerstört und war man noch spät Abends mit der Wiederherstellung dieser Theile beschäftigt.

• Auf dem Bahnhof in Neumünster entgleisten in voriger Woche beim Rangiren drei Güterwagen. Der eine mit ca. 30 000 leeren Flaschen wurde umgeworfen und der größte Theil der Ladung zertrümmert. – Am Dienstag fuhren daselbst zwei Güterwagen, welche rangirt wurden, in einen von Norden kommenden Güterzug hinein. Zwei Wagen wurden demolirt und vier weitere erheblich beschädigt. Menschen sind bei den Zusammenstößen nicht verletzt worden.

 

2. Juli

• Die Übergabe der Westholsteinischen Eisenbahn und ihres gesammten Geschäftsbetriebes an die Staats-Eisenbahn-Verwaltung erfolgte am 1. Juli.

 

16. Juli

• Zu der unangenehmen Seite des Reisens gehört entschieden der Staub im Sommer. Um diesem Übelstande abzuhelfen, hat die königliche Eisenbahn-Direction befohlen, daß alle Strecken mit einer Kiesschicht von der Dicke eines halben Fußes belegt werden.

 

23. Juli

• Jn vergangener Woche sollte auf dem Berliner Bahnhofe in Hamburg ein Ruderboot als Personengut nach Berlin verladen werden. Das mit Segeltuch verdeckte Fahrzeug fiel aber, bevor es mit Keilen auf dem Waggon gesichert war, um und herauskollerte zum Gelächter der Packer ein junger Mann, der es sich in dem Boot bequem gemacht hatte, um auf diese Weise die Reise als blinder Passagier nach Berlin mitzumachen. Derselbe wurde dem Stationsvorsteher zugeführt, wo er eine entsprechende Geldsumme deponiren mußte, und erst nach Feststellung seiner Personalien die Reise in einem Coupee antreten durfte.

• Die Arbeiten bei der Gremsmühlen–Lütjenburger Eisenbahn, die eine längere Zeit geruht haben, sind nunmehr von dem Hotel „Holsteinische Schweiz“ ab in der Richtung auf Lütjenburg wieder aufgenommen. Ob die Bahn in ihrer ganzen Länge bis zum Herbst d. J. fertig gestellt wird, erscheint jedoch zweifelhaft.

• Die Straßenbahn in Schleswig hält den halbstündigen Verkehr mit zwei sogen. Fünfrädrigen Wagen aufrecht, während der Betrieb mit den kleinen Wagen vorläufig hat eingestellt werden müssen. Das Geleise wird nämlich an mehreren Stellen, namentlich an den Kurven, aufgenommen und umgelegt. Mit den beiden großen Wagen werden täglich 800 bis 1200 Personen befördert.

 

26. Juli

• Der Schnellzug, welcher seit dem 1. Juni von Berlin nach Hamburg und zurück fährt, macht 72,7 Kilometer in der Stunde und übertrifft an Fahrgeschwindigkeit die schnellsten Züge in den übrigen Ländern des europäischen Festlandes. Er kommt dem schnellsten englischen Zug, London–Edinburgh, der 75,7 Kilometer in der Stunde fährt, ziemlich nahe.

 

15. September

• Die Königl. Eisenbahndirektion hat eine dankenswerthe Neuerung eingeführt. Die außerordentlich vermehrte Zahl der zwischen Hamburg und Altona verkehrenden Züge hatte insofern für das Publikum Unzuträglichkeiten hervorgerufen, als es oft schwer wurde, den richtigen Zug zu finden. Um diesen Übelstand abzuhelfen, hat die Königl. Eisenbahndirektion an jeder Lokomotive ein Plakat anbringen lassen, welches den Bestimmungsort in großer Schrift angiebt.

 

18. September

• Als am Sonntag Mittag der Personenzug von Hamburg in den Bahnhof Altona einlief, gerieth der Zug, vor welchem sich zwei Lokomotiven befanden, wahrscheinlich in Folge falscher Weichenstellung, auf ein falsches Geleise. Obgleich der Lokomotivführer sogleich bremsen ließ und Kontredampf gab, gerieht der Zug doch auf den Perron, wo die vorderste Lokomotive das Fliesenpflaster aufwühlte. Die Passagiere stürzten, nachdem der Zug zum Stillstehen gebracht war, in wilder Hast aus den Waggons; doch war glücklicherweise keine Verletzung vorgekommen.

 

22. September

• Nach amtlicher Mitteilung ist auf der Strecke Oldesloe–Neumünster am 19. d. Mts. dadurch eine Verkehrsstörung eingetreten, daß sich bei dem um 9 Uhr 1 Min. von Segeberg in der Richtung nach Neumünster abgelassenen Personenzuge etwa 2 Kilometer vor der Haltestelle Fahrenkrug einer der am Schlusse befindlichen Güterwagen in Folge eines anscheinend auf der Fahrt eingetretenen Defectes entgleist ist und vier andere Wagen, bevor der Zug zum Stehen gebracht, mit aus dem im Übrigen völlig betriebssicheren Geleise gerissen und dieses auf eine längere Strecke beschädigt hat, so daß der Personenverkehr im Laufe des Tages nur durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten werden konnte. Jrgend welche Verletzungen von Personen sind bei diesem Unfall nicht zu beklagen gewesen. Der Betrieb ist am nächsten Tage in vollem Umfange wieder aufgenommen worden.

 

25. September

• Nicht weniger als drei Projekte von Eisenbahnlinien, die unsern Kreis Segeberg durchschneiden werden, werden hier augenblicklich in den interessierten Gegenden lebhaft erörtert. Das eine Projekt bezweckt die Verbindung der Städte Elmshorn und Oldesloe. Diese Linie, eine Fortsetzung der zu erbauenden Bahn Hagenow–Oldesloe nach Westen, würde einen fruchtbaren Landstrich durchschneiden und namentlich auch für den betriebsamen, 2000 Einwohner zählenden Flecken Barmstedt von großer Bedeutung sein. Das zweite Projekt, ein Konkurrenzprojekt des ersteren, bezieht sich auf Erbauung der Linie Oldesloe–Bramstedt–Wrist. Diese Linie würde eine direkte Verbindung der Reichshauptstadt, sowie Lübecks und des südlichen Ostholsteins mit Westholstein über Jtzehoe herstellen. Auch diese würde durch eine fruchtbare, theilweise dicht bevölkerte Gegend gehen und namentlich für den ca. 2000 Einwohner zählenden Flecken Bramstedt mit seinem Soolbade von Bedeutung sein. Ein drittes Projekt ist die Verbindung zwischen Hamburg und Neumünster. Der Vollständigkeit wegen müßten wir außer den genannten drei Projekten noch anführen die Eisenbahnprojekte Segeberg–Kiel und Segeberg–Eutin. Die auf Erbauung dieser Bahnstrecken gerichteten Bestrebungen scheinen aber in letzter Zeit ins Stocken gerathen zu sein.

 

1. Oktober

• Daß man auf Reisen namentlich im Trinken des Guten nie zu viel thun soll, bewies recht klar ein Vorfall, der sich kürzlich Abends auf dem Bahnhofe in Neumünster abspielte. Kam da im recht angeheiterten Zustande ein Mann an, der den letzten, um 9 Uhr nach Ostholstein abgehenden Zug benutzen wollte. Aber trotzdem bereits lange zum Einsteigen angesagt war und nur noch wenige Augenblicke bis zur Abfahrt fehlten, machte der „selige“ Passagier immer noch keine Anstalten, einzusteigen. Vielmehr stand er bedenklich schwankend vor dem Zuge und zählte die Wagen desselben, immer vor sich hinmurmelnd: „V-vie-r Wa-gen?“ Die Thatsache, daß ein Zug 4 Wagen haben könnte, schien ihm ganz unfaßlich. Kopfschüttelnd zählte er wieder 4 Wagen, murmelte wieder das Ergebnis dieser kolossalen Rechenoperation vor sich hin, bis schließlich der Zug abdampfte. Ganz verdutzt schaute jetzt unser Passagier auf, blickte längere Zeit dem dahinfahrenden Zuge nach und entfernte sich endlich unter bedenklichen Schwankungen, während er immer noch vor sich hin murmelte: „V-vie-r Wagen, ein Zu-g mit – v-vie-r Wa-gen?“

 

6. Oktober

• Zum Bahnhofsbau in Neumünster schreibt der „Holst. Courier“: Aus sicherer Quelle können wir mittheilen, daß die Frage wegen des Umbaues und der Vergrößerung des hiesigen Bahnhofs in näherer Zeit noch nicht ihrer Erledigung entgegensteht. Es ist vielmehr endgültig feststehend, daß der Neubau des Kieler Bahnhofs zunächst in Angriff genommen werden und dann erst der Neumünster‘sche Bahnhof folgen soll. Ein gleichzeitiger Neubau beider Bahnhöfe soll wegen der sich dadurch häufenden technischen und Betriebsschwierigkeiten ausgeschlossen sein. Daß der Neubau des Kieler Bahnhofs in Kürze bevorsteht, gilt, nachdem der Kaiser bei seiner letzten Anwesenheit in Kiel einen darauf bezüglichen Wunsch geäußert hat, als sicher.

 

8. Oktober

• Mit dem 1. Oktober ist auf der Route Berlin-Hamburg der schnellste Zug des europäischen Festlandes zuerst gefahren; er legt die 289,5 Kilometer betragende Strecke in 224 Minuten zurück, oder 77 Kilometer in der Stunde. Der Zug hält nur zum Wechseln der Lokomotive in Wittenberge.

 

11. Oktober

• Zur Beförderung von Reisenden aus Anlaß der Parade des 9. Armeekorps vor Sr. Majestät dem Kaiser und König von den verschiedenen Richtungen nach dem Paradefeld bezw. Flensburg und zurück waren für die Bahnstrecke Flensburg-N.-S.-Weiche – Paradefeld 113 Personen- und Leerzüge vorgesehen. Auf den in Frage kommenden Stationen wurden abgefertigt: in Flensburg 81, in N.-S.-Weiche 89, auf dem Paradefelde 56 Züge, während unter gewöhnlichen Verhältnissen in Flensburg nur 34 Züge innerhalb 24 Stunden zur Abfertigung gelangen. Zur Beförderung der vorgenannten Züge waren im Betriebsamte Flensburg am 4. September im Dienste: 73 Lokomotiven gegen 44 sonst, 230 Fahrbeamten gegen 104 sonst. Zur Bildung der Wagenzüge waren erforderlich 750 Personenwagen. Eine genaue Angabe der beförderten Personen läßt sich nicht machen, nach überschlägiger Ermittelung wurden am 4. September gegen 34 000 Personen nach und von Flensburg auf der Staats-Eisenbahn befördert worden sein.

--> die Bahnstation „Paradeplatz“ muß an der Bahnstrecke nach Pattburg gelegen haben, da sich dort damals ein großer Exerzierplatz des Militärs befand (später entstand dort der Flugplatz Flensburg-Schäferhaus).

 

15. Oktober

• Bei Beförderung der Schnellzüge ist jetzt die Erleichterung getroffen worden, daß die Nothleine, welche sich bisher bei allen Zügen auf der rechten Seite in der Fahrtrichtung über den Coupeefenstern sich befand, in Wegfall gekommen ist. Statt derselben werden in die Schnellzüge jetzt nur noch solche Wagen eingestellt, welche mit der Carpenter-Bremsen-Leitung versehen sind, so daß also jetzt die Schnellzüge vollständig durchgehende Carpenter-Bremsen-Leitung haben. Die Personenzüge dagegen führen nach wie vor die Nothleine.

 

1. November

• An dem Bau der Gremsmühlen-Lütjenburger Eisenbahn wird jetzt mit doppelten Kräften gearbeitet. Sie soll bis Schmiedendorf (dicht vor Lütjenburg) bis zum 15. November d. J. fahrbar sein und an diesem Tage eröffnet werden.

 

12. November

• Die Eröffnung der Bahn Gremsmühlen-Lütjenburg bis nach Schmiedendorf, welche zum 15. d. Mts. geschehen sollte, wird in Frage gestellt, da sowohl die Witterungs-, als auch die Terrainverhältnisse dem Fortgang des Bahnbaues solche Hindernisse in den Weg gelegt haben, daß von einem geregelten Betrieb vor nächstem Frühjahr keine Rede wird sein können.

• Für den Bau einer Eisenbahn von Eutin nach Hutzfeld, gegebenen Falls nach Bosau, mit demnächstiger Weiterführung nach Segeberg, sind vom Provinzialrath des Fürstenthums Lübeck vor kurzem 100 000 Mk. als „fonds perdu“ bewilligt, und erwartet man demzufolge eine ernsthafte Förderung des Planes, da eine Genehmigung dieses Beschlusses Seitens des Oldenburger Landtages wohl nicht zu bezweifeln ist.

 

22. November

• Die preußischen Staatsbahnen beabsichtigen, die Dampfheizung auf sämmtlichen Hauptlinien einzuführen, und lassen daher jetzt eifrig an der Umänderung der Personenwagen arbeiten. Auch die Gepäck-, Post- und einige der zur Eilgutbeförderung dienenden Güterwagen erhalten entsprechende Vorrichtungen. Die Dampfheizung soll außer der Billigkeit den Vortheil haben, daß sie bei einem etwa eintretenden Unfalle gefahrlos ist. Jn den Abtheilungen der ersten und zweiten Wagenklasse kann jeder Reisende die Temperatur durch die vorhandenen Ventile selbst regeln, während für die dritte und vierte Wagenklasse eine Regulirung nur durch den bei jedem Zuge befindlichen Heizwärter vorgenommen werden kann. Das in den letzteren beiden Klassen fahrende Publikum hat daher etwaige Wünsche in Bezug auf die Heizung stets dem Zugführer oder Schaffner mitzutheilen.

 

26. November

• Seit einigen Tagen passiren auf den Hauptstrecken mehrfach die neuen Eisenbahnwagen dritter Klasse unseren Bahnhof Neumünster. Dieselben sind ähnlich eingerichtet wie die Wagen zweiter Klasse und haben zu jeder Seite der Thür noch ein schmales Fenster. Die Coupees sind durch diese Einrichtung viel heller geworden und ist den Passagieren, welche in der Mitte sitzen, eine viel freiere Aussicht ermöglicht.

 

6. Dezember

• Nachdem dieser Tage Alles zur Abfahrt eines Eisenbahnzuges von Neumünster nach Heide vorbereitet und das Abfahrtssignal vom Zugführer bereits gegeben war, gewahrte man, daß die nicht angekuppelte Lokomotive allein davonfuhr und die Nothleine mit sich zog, so daß fortwährend das Nothsignal ertönte. Nachdem unter dem Gelächter der Passanten die Lokomotive an den Bahnzug gekoppelt war, fuhr der Zug mit außerordentlicher Geschwindigkeit vom Neumünster‘schen Hauptbahnhof von dannen, vermutlich, um die paar hierbei versäumten Minuten wieder einzuholen.

 

11. Dezember

• Einige Großgrundbesitzer der hiesigen Gegend hatten bei der Kgl. Eisenbahndirektion in Altona ein Gesuch eingereicht, in welchem darum gebeten wurde, die Bahnstrecke Gremsmühlen-Lütjenburg Anfang diesen Monats wenigstens für die Beförderung der Güter in Benutzung nehmen zu dürfen. Die genannte Behörde hat ihr Entgegenkommen insofern gezeigt, als dieselbe gestattet hat, daß von jetzt an je nach Bedürfniß und auf vorherige Bestellung ein Güterzug von den Stationen Benz und Kletkamp abgelassen werden soll. Dadurch wird den Gesuchsstellern vorläufig geholfen sein. – Die Eröffnung der ganzen Bahnstrecke auch für den Personenverkehr wird, falls die Witterung nicht hemmend entgegentritt, voraussichtlich Anfang Januar erfolgen können.

• Die feste Kanalbrücke bei Grünthal wird eine Spannweite von 156,5 Meter haben. Der höchste Punkt der Träger wird 53 Meter über den Wasserspiegel des Kanals liegen; die Fahrbahn der Brücke hat ein Eisenbahngeleise, außerdem sind an beiden Seiten noch Fußwege angebracht. Die Ausschachtung des Kanalbettes an der betr. Stelle ist bis weiter eingestellt, um die Aufstellung des Montagegerüstes nicht zu erschweren. Die Brücke soll im Frühjahr 1892 dem Betrieb übergeben werden.

Und noch der Link auf den Scan für den 17. Mai.

 

Besonders gefallen hat mir die Meldung vom 1. Oktober. :D

Wie üblich lernt man viel über das tägliche Leben und kann es auch ohne den Eisenbahnbezug für eigene Abenteuer nutzen.

  • 2 Monate später...
Geschrieben

Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln:

Und hier für 1891 mit einem beträchtlichen Umfang:

 

3. Januar

• Die Erdarbeiten an der im Bau begriffenen Eisenbahnstrecke Gremsmühlen – Lütjenburg haben in Folge des anhaltenden Frostes einstweilen eingestellt werden müssen. Es ist jedenfalls keine Aussicht vorhanden, daß die ganze Bahnstrecke Anfang Januar wird in Betrieb genommen werden können.

 

6. Januar

• Nachdem die letzten Tage des verflossenen und die ersten des jetzigen Jahres uns in Preetz eine ganz empfindliche Kälte gebracht haben, trat nun auch gestern ein heftiger Schneesturm hinzu, infolgedessen der Verkehr auf der hiesigen Bahnstrecke eingeschränkt werden mußte. Die Züge 5,54 von Ascheberg, 7,01 von Kiel, sowie der letzte Zug von Kiel blieben ganz aus. Die übrigen Züge konnten mit Verspätung eintreffen. Heute Morgen verkehrten die Züge auf der Strecke Kiel-Preetz-Ascheberg mit etwas Verspätung regelmäßig. Nach heute Morgen hier eingegangenen Nachrichten war der Verkehr auf den Strecken Kiel-Eckernförde-Flensburg, Ascheberg-Neumünster-Eutin-Lübeck u. Eutin-Oldenburg gesperrt. Bis heute Nachmittag war die Strecke Neumünster-Ascheberg wieder fahrbar.

• Dem Abendschnellzug vom Norden passirte am Sonntag auf der Strecke zwischen Nordschleswig‘sche Weiche und Schleswig das eigenthümliche Malheur, daß eins der Mittelräder eines Personenwagens dermaßen beschädigt wurde, daß es absprang. Jn Schleswig entdeckte man, daß der Wagen nur noch auf 5 Rädern lief, und wurde er dort sofort ausrangirt. Den Radreifen fand man später bei Barderup. Der Wagen hat also eine recht große Strecke auf den 5 Rädern zurückgelegt und ein besonderes Glück ist es, daß bei der schnellen Fahrt mit dem beschädigten Wagen kein weiteres Malheur passirt ist.

 

8. Januar

• Heute Morgen 7 Uhr fand in Segeberg ein Zusammenstoß zweier Personenzüge statt. Mehrere Beamte und ein Passagier sind leicht verletzt. Beide Lokomotiven und ein Postwagen wurden zertrümmert; außerdem wurde ein Wagen leicht beschädigt. Der Betrieb wird durch Umsteigen aufrecht erhalten.

 

12. Januar

• Wie durch amtliche Untersuchung festgestellt, ist der Zusammenstoß der beiden Personenzüge 581 und 582 auf dem Bahnhofe in Segeberg dadurch veranlaßt, daß beiden Zügen zu gleicher Zeit die Einfahrt in den Bahnhof gestattet und der Zug 582 von Oldesloe mit zu großer Geschwindigkeit in den Bahnhof eingefahren ist.

 

14. Januar

• Aus einem „Eingesandt“ (Leserbrief):

Recht viele Klagen hörte man bei der starken Kälte über die Erwärmung der Eisenbahnwagen und wer öfters die Gelegenheit hat, die Züge von Preetz nach Kiel benutzen zu müssen, wird sagen, daß diese Klagen vollständig berechtigt sind. Bei einer Kälte von 15 Grad unter Null in einem kalten Coupee zu fahren, wie es am letzten Sonnabend Leuten auf der Hin- und Rückreise von Kiel passirte, ist wahrlich nicht angenehm. Die große Mehrzahl benutzt ja freilich nur die dritte Klasse, aber wenn man so oft liest von den Anordnungen der höheren Eisenbahnbehörden, glaubt man auch dort erwärmte Coupee‘s zu finden, jedenfalls sollte man doch denken, daß die Heizung bei allen drei Klassen eine gleiche sei. Einsender dieses möchte an Alle, die eine derartige Behandlung erfahren, die Bitte richten, sich zu beschweren, denn nur auf diesem Wege ist zu erwarten, daß Abhülfe geschafft wird.

 

15. Januar

• Das neueste Vorkommniß auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn ist das Durchbrennen eines Zuges ohne Lokomotive. Als nämlich am Sonntag in Bergedorf an den noch ohne Lokomotive dastehenden Zug noch ein Wagen angehängt wurde, setzte sich der Zug in Folge des erhaltenen Stoßes in Bewegung und rollte lustig zum Bahnhof hinaus, ohne sich durch die nacheilenden Beamten halten zu lassen. Endlich, als er bereits eine ziemliche Strecke fort war, wurde dem Ausreißer eine Lokomotive nachgesandt, welche ihn auch einholte und auf den Bahnhof zurückbrachte. Soweit hört sich die Sache ganz spaßhaft an, doch hätte sie leicht verhängnißvoll werden können, wenn gerade auf dem Geleise dem Durchbrenner ein Zug entgegengekommen wäre. Die schon in dem Zuge befindlichen Passagiere sind mit der ausgestandenen Angst davongekommen.

 

29. Januar

• Der Präsident der Eisenbahn-Direktion Altona, Krahn, hat in diesen Tagen den ihm bewilligten Urlaub nach dem Süden angetreten. Wie man in Eisenbahnkreisen wissen will, soll der Urlaub des Herrn Krahn nur der Vorläufer zu dessen Abschied aus dem Staatsdienst sein, in welchen der Präsident nicht wieder zurückkehren gedenkt.

 

7. Februar

• Eine praktische Einrichtung soll demnächst auf den größeren Bahnhöfen zur Anwendung kommen. Da die Reisenden während des kurzen Aufenthalts auf den Stationen sehr oft keine Gelegenheit nehmen können, um in den Bahnhofswirthschaften Erfrischungsmittel jeglicher Art einzunehmen, hat man versuchsweise fahrbare Büffets auf den Bahnsteigen bereitgestellt. Nachdem sich diese Einrichtung als durchaus praktisch für das reisende Publikum und in pekuniärer Beziehung vortheilhaft für die Bahnhofswirthschaften erwiesen hat, sind neuerdings die Bahnhofswirthe der größeren Stationen durch die Staatsbahnverwaltung angewiesen worden, diese fahrbaren Büffets auf den Bahnsteigen an passender Stelle allgemein zur Einführung zu bringen, zunächst nur für die verkehrsreiche Sommerzeit, etwa vom 15. Mai bis 1. Oktober.

• Die Provinz Schleswig-Holstein hat zur Zeit 993,73 km Staatsbahnen, 297,37 km Privatbahnen und 71 km im Bau resp. Vorbereitung befindliche Bahnen.

 

14. Februar

• Die dem preußischen Abgeordnetenhause zugegangene große Eisenbahn-Vorlage, welche über 145 Millionen für neue Bahnstrecken, Bauten, Vermehrung der Betriebsmittel fordert, weist zur Verwendung für die Provinz Schleswig-Holstein nur einen einzigen Posten auf. Es sind 1½ Millionen Mark für den Bau eines neuen Eisenbahn-Direktorial-Gebäudes in Altona ausgelegt.

• Die preußische Regierung beabsichtigt, wie nunmehr verlautet, auf den Staatsbahnen die 4. Wagenklasse abzuschaffen und die von Bayern vorgeschlagenen Sätze, d. h. Ermäßigung der bestehenden Fahrpreise um 50 Proz. in der 3., 33,3 Proz. in der 2., 25 Proz. in der ersten Wagenklasse der Personenzüge, anzunehmen. Freigepäck, Retourbillets zu ermäßigten Preisen, Rundreise- und Sommerbillets kommen in Fortfall.

 

21. Februar

• Seit einigen Jahren ist man bemüht, die Schienengeleise durch Schutzzäune und Tannenpflanzungen vor Schnee-Verwehungen zu schützen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß bei starkem Schneefall in Verbindung mit Schneetreiben die Zäune bald bis zu den Spitzen verweht sind, worauf dann von den so geschaffenen Schneebergen die Masse auf die Geleise treibt und sie hier schneller verschüttet, als an ungeschützten Stellen. Dagegen haben sich die Tannenpflanzungen bedeutend praktischer erwiesen; solche, die schon mehrere Jahre bestehen, also eingewachsen sind, vermögen die Geleise fast gänzlich zu schützen. Jn diesem schneereichen Winter hat sich das so klar herausgestellt, daß fortan Schutzzäune nicht mehr errichtet, die Geleise nunmehr ausschließlich durch Anpflanzungen von Schwarztannen geschützt werden sollen.

 

26. Februar

• Eine Art Revolte fand kürzlich in Högsdorf* statt. Circa 40 aus der Arbeit entlassene Bahnarbeiter machten im Orte Krawall, und einige derselben schlugen dem dortigen Gemeindevorsteher die Fenster ein und verursachten sonstige erhebliche Beschädigungen. Schleunigst herbeigerufene Gensdarmen verfolgten die Arbeiter, die sich inzwischen vom Thatorte entfernt hatten, und verhafteten mehrere der Rädelsführer.

* --> Högsdorf liegt nahe der Bahnstation Kletkamp, diese gelegen an der im Bau befindlichen Eisenbahnstrecke Gremsmühlen – Lütjenburg

 

1. März

• Auf den preußischen Staatsbahnen ist vom 1. März ab bei allen Personenzügen, welche regelmäßig mindestens zwei Wagen vierter Klasse führen, stets eine Wagenabtheilung vierter Klasse als Frauenabtheilung eingerichtet und als solche bezeichnet. Das Zugpersonal ist angewiesen, darauf zu achten, daß die Frauenabtheilung auf der ganzen von dem betreffenden Zuge zu befahrenden Strecke beizubehalten und nur von Frauen benutzt werde.

 

2. März

• Eine Versammlung in Angelegenheit der Erbauung einer Eisenbahn Elmshorn–Barmstedt beschloß, eine Vollbahn mit Sekundärbetrieb zwischen Elmshorn und Barmstedt einzurichten. Der Eisenbahnminister soll zur Vornahme der Vorarbeiten ersucht werden.

 

7. März

• Bekanntlich führt die Bahnlinie unserer Hauptbahn* durchweg durch die ödesten Landstriche Schleswig-Holstein‘s, so daß Fremde, die unser Land nur von der Eisenbahn aus kennen, ein trauriges Bild unseres meerumschlungenen Landes haben müssen. Um dies abzuändern, hat die Eisenbahn-Direction beschlossen, alle öden Flächen und unbenutzten Landstriche an der ganzen Bahnlinie zu bepflanzen. Es sind zu diesem Zwecke den beiden Eisenbahn-Betriebsämtern Glückstadt und Flensburg je 1000–1500 Mk. pro Jahr zur Verfügung gestellt. Die Arbeiten sollen bereits in diesem Jahr beginnen. Man gedenkt, zunächst die Schneeschanzen und öde Flächen in der Nähe der Wärterhäuser zu bepflanzen. So wird mit der Zeit sich den Reisenden ein schöneres landschaftliches Bild darbieten und hoffentlich durch diese Pflanzungen manche Anregung auch in die benachbarten Gebiete getragen werden.

* --> gemeint ist die Strecke von Altona über Neumünster, Nordschleswig’sche Weiche bis zur dänischen Grenze bei Woyens

 

12. März

• An der Börse in Hamburg waren dieser Tage Gerüchte verbreitet, daß die Lübeck-Büchener Eisenbahn verstaatlicht werden solle, und stiegen die Actien um mehrere Procent. Jn Norddeutschland ist die genannte Bahn unter den älteren Bahnen die einzige, welche nicht verstaatlicht ist. Für die Anlage eines Centralbahnhofes in Hamburg ist die staatliche Erwerbung der Lübeck-Hamburger Linie fast eine Nothwendigkeit geworden.

 

23. März

• Die Arbeiten an unserer Eisenbahn Gremsmühlen–Lütjenburg sind seit einigen Wochen auf der ganzen Strecke von Kletkamp nach Schmiedendorf in Angriff genommen; etwa 160 Mann arbeiten an verschiedenen Stellen. Die Erdarbeiten sind jetzt so weit gefördert, daß sie in drei bis vier Wochen beendigt sein können, das Schienenlegen wird etwa drei Wochen in Anspruch nehmen. Ob die Bahn bis zum 1. Mai dem Betrieb übergeben werden kann, erscheint deshalb noch sehr fraglich, bei außerordentlich günstigen Witterungsverhältnissen ist es vielleicht möglich.

 

25. März

• Die nunmehr in Kiel ausgelegten Pläne des neuen Bahnhofsgebäudes ergeben, daß in der Verlängerung der Lerchenstraße der Vorplatz beginnt. Vom St. Jürgens-Kirchhof wird ein Streifen des östlichen Theils beansprucht; das Stadtkloster kommt in Wegfall. Das Empfangsgebäude liegt zwischen Ring- und Lerchenstraße, östlich der Straße Sophienblatt. Es wird dadurch das Eingehen desjenigen Theils der Ringstraße bedingt, welcher das Sophienblatt mit der Quaistraße verbindet. Der Verkehr, welcher bisher diese Straßenecke benutzt hat, muß in Zukunft durch die vor dem Stationsgebäude neu anzulegende Straße geleitet werden. Auf der Westseite der Quaistraße, zwischen dieser und dem neuen Personenbahnhof, sind ausreichend große Lagerplätze von ca. 40 Meter Tiefe für den Quaiverkehr freigehalten. Das ferner das neue Empfangsgebäude in unmittelbarer Nähe des jetzigen liegt, auch bezüglich des Güter- und Freiladeverkehrs bemerkenswerthe Ortsverschiebungen nicht geplant sind, so wird die Stadt in wirtschaftlicher Beziehung durch den Bahnhofs-Neubau nicht geschädigt.

 

28. März

• Mit Vorarbeiten für eine Vollbahn, die ein strategisches Jnteresse hat, ist gegenwärtig die Königliche Eisenbahn-Direktion Altona beschäftigt. Es liegt im Plane, eine Bahnverbindung von Friedrichstadt nach Rendsburg und von dort nach dem Lockstedter Lager zur Weiterbeförderung nach Altona über Wedel-Blankenese oder direkt zu verwirklichen.

 

2. April

• Eine schreckliche Messeraffaire fand zwischen italienischen und ostpreußischen Eisenbahnarbeitern in Lütjenburg statt, infolge denen ein Ostpreuße mit einer furchtbaren Stichwunde im Unterleib schwer verwundet danieder liegt. Als der That dringend verdächtigt sind drei Jtaliener, von denen einer am Kopfe und an der Hand verwundet ist, verhaftet. Drei andere werden verfolgt. Die Jtaliener sind furchtbar jähzornig; sonst zeichnen sie sich durch Nüchternheit und gesittetes Auftreten aus.

• Am Sonntag verunglückte in Kiel ein Rangirer dadurch, daß er beim Zusammenkuppeln der Wagen zwischen die Puffer gerieth und von diesen gequetscht wurde. Der Verunglückte wurde nach der Klinik geschafft, wo derselbe bereits seinen Verletzungen erlegen ist.

• Gegen die Verlegung des Kieler Personenbahnhofs, ca. 300 Meter südlich des jetzigen Bahnhofsgebäudes, macht sich in der Bürgerschaft eine lebhafte Bewegung geltend. Nach fachmännischem Urtheil ist die Belassung des Personenbahnhofs an seiner jetzigen Stelle sehr wohl angänglich.

 

8. April

• Ein sehr zweckmäßiger Apparat ist auf dem Perron unseres Bahnhofes in Kiel angebracht. Derselbe zeigt mittelst einer elektrischen Vorrichtung im Stationsbureau an, daß bei ankommenden oder abgehenden Zügen die Weichen richtig gestellt sind. Bevor dies Zeichen nicht gegeben ist, wird kein Zug abgelassen.

• Seit einiger Zeit sind hier in Preetz neue Wagen dritter Klasse auf unserer Staatsbahn eingestellt. Dieselben zeichnen sich durch bedeutend höhere und somit luftigere Coupees aus und haben besonders dem längst gefühlten Bedürfniß dadurch abgeholfen, daß sie Aborte wie in den Wagen zweiter Klasse besitzen. Hoffentlich werden bald mehr dieser neuen Wagen eingestellt, welches gewiß von dem reisenden Publikum dankbar anerkannt wird.

• Jn Heide traf zum ersten Mal ein Eisenbahnwagen mit ca. 30 000 Pfund „losem“ Petroleum ein. Die Entleerung ging rasch von statten, denn alle 3 Minuten war ein großes Faß gefüllt.

 

9. April

• Der Bahnhof in Neumünster ist um eine praktische Einrichtung reicher geworden, nämlich durch die Einrichtung einer Säuferzelle, in welche derjenige sofort eingesperrt wird, der im trunkenem Zustande auf dem Bahnhofe Skandal verursacht, so lange bis ein Polizei-Beamter zur Stelle ist.

 

16. April

• Vor dem Königl. Landgericht zu Kiel wurde am Sonnabend verhandelt gegen den Stationsvorsteher des Bahnhofes Segeberg und einen Heizer aus Neumünster, welcher als Lokomotivführer fungirt hat, angeklagt wegen fahrlässiger Gefährdung eines Eisenbahntransports und Körperverletzung. Am 8. Januar fand auf dem Bahnhofe in Segeberg ein Zusammenstoß des von Schwarzenbeck kommenden Zuges Nr. 582 und des von Neumünster eintreffenden Zuges Nr. 581 statt, in Folge dessen die Lokomotiven entgleisten, die Schienen herausgedrängt und die folgenden drei Wagen erheblich beschädigt, theilweise zertrümmert wurden. Der angerichtete Schaden betrug ca. 15 000 Mark. Außerdem wurden zwei Postschaffner, der Zugführer, ein Hülfsheizer, ein Packmeister und ein Hülfsbremser theilweise schwer verletzt. Der Zusammenstoß ist von den Angeklagten durch Fahrlässigkeit verschuldet. Der Stationsvorsteher handelte instruktionswidrig dadurch, daß er auf eingleisiger Bahn das Signal „Einfahrt frei“ dem ankommenden Zuge geben ließ, bevor der demselben begegnende Zug vollständig gestellt war. Der Heizer soll der Jnstruktion zuwider dadurch gehandelt haben, daß er die größte Geschwindigkeit, welche er dem Zuge geben durfte, erheblich überschritten habe. Hätten die Angeklagten ihrer Jnstruktion gemäß gehandelt, wäre der Zusammenstoß vermieden worden. Der Stationsvorsteher wurde schuldig erkannt und zu einer in Unvermögensfalle mit 30 Tagen Gefängniß abzubüßenden Geldstrafe von 300 Mark verurteilt. Der Heizer wurde mangelnden Beweises halber freigesprochen.

 

18. April

• Mit Beginn der Sommerfahrplanperiode, welche am 1. Juni in Kraft treten wird, kommt für den inneren Eisenbahndienst an Stelle der Berliner Zeit die Mittel-Europäische Zeit (abgekürzt M.-E.Z.) allgemein in Anwendung. Diese Einheitliche Zeit entspricht dem Meridian von Görlitz und geht der Berliner Zeit um 6 Minuten voraus. Die Bahnhofsuhren sollen mit dem Beginn des Sommerfahrplans eine entsprechende Abänderung erfahren.

 

25. April

• Der Präsident der Königl. Eisenbahndirektion zu Altona, Krahn, hat einen dreimonatlichen Urlaub angetreten zur Wiederherstellung seiner durch ein Nervenleiden angegriffenen Gesundheit.

 

30. April

• Wie der „Holst. Cour.“ erfährt, ist in der in voriger Woche stattgehabten Konferenz der Königl. Eisenbahn-Direktion der Beschluß gefaßt worden, an den Umbau des Neumünsterschen Bahnhofs mit möglichster Beschleunigung heranzutreten. Die Höherlegung des Bahnhofs und damit die Unterführung des Verkehrs bei den jetzigen Überfahrten ist prinzipiell beschlossen; auch soll es in Aussicht genommen sein, das Bahnhofsgebäude weiter nach Süden hinauszudehnen. Von der Errichtung eines provisorischen Bahnhofs zur Zeit des Neubaues wird wahrscheinlich Abstand genommen werden können, da die Höherlegung des Bahnhofs-Terrains ganz allmählich zur Ausführung gebracht werden kann, ohne daß der Bahnverkehr dadurch stark behindert wird.

 

2. Mai

• Montag Nachmittag wollte der Hotelbesitzer Struck in Gremsmühlen per Wagen nach Malente fahren. Bei dem Eisenbahnübergang in der Nähe des Gremsmühlener Bahnhofes scheuten die Pferde und gingen dem Kutscher durch. Kutscher und Pferde kamen glücklich vor dem Zuge vorüber. Herr Struck wurde jedoch von den Rädern der Lokomotive gefaßt und erhielt dadurch nicht unbedeutende Verletzungen. Man trug denselben bewußtlos in das Haus des Doktors Horst in Gremsmühlen.

• O.T.: Es soll beabsichtigt werden, eine Drahtseilbahn nach dem Gipfel des Süllberges bei Blankenese zu erbauen.

 

6. Mai

• Die Bestimmung, daß die Lokomotivführer ihren Dienst stehend verrichten müssen, ist durch eine Verfügung des Eisenbahn-Ministers aufgehoben worden. Die Führersitze sind in den verschiedenen Eisenbahn-Direktions-Bezirken einstweilen probeweise eingeführt. Man hat einen Sitz gewählt, wie er auf Velozipeden üblich ist, der also gut federt und das rasche Abspringen ermöglicht. Zugleich soll mit dieser neuen Einrichtung auch für einen besseren Wetterschutz gesorgt und auch auf die Heizer Rücksicht genommen werden.

• Die Eisenbahn nach Lütjenburg wird bis Pfingsten nicht fertig. Selbst wenn die Arbeiten ziemlich beendigt sein sollten, wird jedenfalls der Betrieb noch nicht eröffnet werden, da erst durch wiederholte Probefahrten festgestellt werden muß, ob der Damm durch das Moor bei Friederikenthal steht.

 

20. Mai

• Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, werden vom 1. Juli ab im Schaffnerdienst der deutschen Eisenbahnen verwendete Bedienstete zur Kenntlichmachung Nummern an den Dienstmützen tragen. An den Lochzangen dieser Bediensteten sind die gleichen Nummern angebracht und prägt sich diese Nummer deutlich beim Durchlochen auf den Fahrkarten aus. Jn Anstandsfällen hat also der Reisende in Zukunft sich nur die Nummer des betreffenden Schaffners zu merken, um der vorgesetzten Behörde mit Sicherheit die bezügliche Person bezeichnen zu können.

 

28. Mai

• Auf der Bahnstrecke zwischen Kiel und Neumünster ist man schon seit längerer Zeit damit beschäftigt, für den Oberbau eine bedeutend stärkere und sichere Bauart als die bisherige einzuführen. Vor allem werden die sogenannten „Goliathschienen“ auf der ganzen Strecke allmählich zur Anwendung kommen, wodurch den Zügen bekanntlich eine ruhige und weniger geräuschvolle Fahrt gegeben wird.

 

29. Mai

• Der heutigen Nummer liegt ein Auszug aus dem Sommer-Fahrplan der Königlichen Eisenbahn-Direktion Altona bei. Auf unserer Ostholsteinischen Bahn sind wesentliche Änderungen nicht vorgenommen. Hinzugefügt haben wir die Bahnstrecke Gremsmühlen–Lütjenburg, welche Linie am 1. Juni dem Verkehr übergeben wird. Eine wesentliche für unsere Verbindung mit Eckernförde und Flensburg einschneidende Veränderung hat die Bahnstrecke Kiel–Flensburg erfahren, mittelst welchen Orten der Sommer-Fahrplan keine einzige günstige Verbindung aufweist. Dagegen fahren die Züge auf der genannten Strecke von nun an mit erhöhter Schnelligkeit, so daß die meisten Züge die Strecke in 2½ Stunden statt bisher 3¼ Stunden ablaufen; allerdings ein ungenügender Trost für die schlechte Verbindung. Wir überreichen unseren Lesern den Fahrplan mit dem Wunsche, daß es ihnen vergönnt sein möge, auf demselben nur heitere und vergnügte Fahrten zu verzeichnen.

--> die genannte Beilage ist leider nicht erhalten geblieben.

Zur Bahnstrecke nach Lütjenburg möchte ich ergänzen, das mit der Eröffnung am 1. Juni gemeint ist, das die Bahn in Schmiedendorf (etwa 0,7 km vor dem Bahnhof Lütjenburg) endete. Der Grund war, das auf diesem letzten Stückchen eine größere Brücke bezw. ein hoher Bahndamm gebaut werden mußte (wegen Überquerung der Kossau).

 

4. Juni

• Die Arbeiten in Flensburg zwecks Unterführung eines Tunnels beim Staatsbahnhofe haben dieser Tage begonnen. Es soll zwischen der Stadt und Jürgensbye eine Passage für Fußgänger geschaffen werden. Die infolge Rangirens der Züge bislang so häufig vorgekommenen Absperrungen haben seit lange Anlaß zu Klagen und Beschwerden seitens der Passanten gegeben.

 

8. Juni

• Nachdem die Vorarbeiten jetzt beendet sind, ist von Seiten des preußischen Eisenbahn-Ministeriums angeordnet worden, mit der Ausführung des Baues der Vollbahn von Hagenow nach Oldesloe mit einer Abzweigung nach Mölln zu beginnen, und es wird das Zentral-Baubureau in Ratzeburg errichtet. Diese Bahn kürzt den Weg von Berlin und dem übrigen Deutschland nach dem größten Theile von Schleswig-Holstein bedeutend ab.

 

16. Juni

• Wie verlautet, hat die von der Staatsbahnverwaltung vor etwa Jahresfrist versuchsweise angeordnete Ausrüstung der Eisenbahn-Personenwagen vierter Klasse mit Bänken an den Seitenwänden sich bewährt. Die staatlichen Werkstätten sollen daher bereits damit beschäftigt sein, dieselbe im größeren Umfang zu bewirken, so daß demnächst die meisten Personenzüge, vorzugsweise aber diejenigen, welche lange Fahrten zu machen haben, mit Wagen versehen werden können, welche die beregte Ausstattung besitzen. Dies Vorgehen läßt darauf schließen, daß man an maßgebender Stelle über die Abschaffung der vierten Wagenklasse, wie solche ursprünglich bezweckt war, noch nicht schlüssig ist.

 

22. Juni

• Die Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn beging am 14. dieses Monats ihr 15jähriges Bestehen. Wiewohl diese nur 6,9 km. lange Bahn eine der kleinsten Eisenbahnen sein dürfte, ist sie doch als Bindeglied zwischen dem Süden und der Provinz Schleswig-Holstein einerseits, und dem Kontinent andererseits von einer hervorragenden Bedeutung. Die alten Nachbarbahnen, die Berlin-Hamburger und die Altona-Kieler Eisenbahnen waren schon seit Jahrzehnten dem Verkehr übergeben, und immer noch mußten die Reisenden zwischen Norden und Süden zu Wagen die Verbindung zwischen Hamburg und Altona suchen, eine Umständlichkeit der Verkehrs-Vermittelung, die man heute bei einer solchen Hauptstrecke kaum noch für möglich halten würde. Aber ein Unikum im Eisenbahnwesen ist die kleine Bahn doch bis auf den heutigen Tag geblieben; denn die Hamburger Verbindungsbahn besitzt weder Lokomotive noch Wagen und war sonach Hamburg immer auf die Verpachtung an die Nachbarbahnen angewiesen. Jhre anerkannt vorzügliche Ausnutzung erhielt die Hamburg-Altonaer Bahn erst durch die Verpachtung an den preußischen Staat. Es fahren heute mehr als 100 tägliche Züge auf dem Bahnkörper.

 

29. Juni

• Eine junge Dame aus Glückstadt war in Hamburg gewesen und benutzte zu ihrer Heimfahrt den Abendzug. Ganz gemütlich sitzt sie im Wagen und unterhält sich mit den übrigen Fahrgästen, nicht achtend auf die Stationen noch auf das Ansagen des Schaffners. Da ihr aber schließlich die Fahrt etwas langwierig wird, fragt sie: „Sind wir nicht bald in Elmshorn? Jch muß dort umsteigen.“, worauf ihr die Antwort zuteil wurde: „Wir sind gleich in Neumünster.“ Die Dame traute diesen Worten nicht, als jedoch der Zug anhielt, konnte sie sich von der Wahrheit überzeugen. Sie blieb die Nacht über bei Bekannten, um am anderen Morgen die Rückreise anzutreten. Wohlgemuth steigt sie in den Wagen und fort geht‘s, nicht nach Glückstadt, sondern nach – Oldesloe. Die Dame war in den falschen Zug eingestiegen.

 

6. Juli

• Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich auf der Gremsmühlen–Lütjenburger Bahn. Eine Brücke zwischen Schmiedendorf und Lütjenburg stürzte ein und begrub unter sich einen Arbeiter. Derselbe erlitt sehr schwere Verletzungen; Mitarbeiter zogen ihn unter den Trümmern bevor und ein aus Lütjenburg herbeigeholter Arzt leistete die erste Hülfe. Derselbe glaubt, den schwer Verwundeten am Leben erhalten zu können.

 

8. Juli

• Der Andrang auf den Altonaer Bahnhöfen war am Montag voriger Woche, dem Tage des Kaiserbesuchs in Hamburg, ein so gewaltiger, daß es nicht möglich war, Alle rechtzeitig zu befördern. Auf der Verbindungsbahn mußten sehr viele Viehwagen eingestellt werden, um dem Bedürfniß zu genügen. Auf dem Hauptbahnhof Altona und dem Bahnhof Schulterblatt wurden über 30 000 Billets ausgegeben.

 

18. Juli

• Eine für das reisende Publikum wichtige Verfügung hat der Eisenbahnminister erlassen. Bisher war auf kleinen Stationen der Stationsbeamte wegen Abfertigung des Zuges verpflichtet, vor Abgang des Zuges den Schalter zu schließen, somit den Verkauf der Fahrkarten einzustellen. Noch vor Abgang des Zuges, aber nach Schalterschluß kommende Reisende waren gehalten, in diesem Falle den um eine Mark erhöhten Fahrpreis zu zahlen, um den Zug noch benutzen zu dürfen. Nach der oben erwähnten Verfügung hat der den Zug abfertigende Beamte den Zugführer anzuweisen, die später kommenden Reisenden ohne Lösung der Zuschlagskarten von einer Mark in den Zug einsteigen zu lassen und auf der nächsten Station für nachträgliche Lösung der Fahrkarte zu sorgen. Reisende, welche auf einer Übergangsstation mit dem Zuge eintreffen, nicht mit direkten Karten für den Anschlußzug versehen sind, auch wegen Kürze der Zeit eine solche nicht mehr lösen können, brauchen ebenfalls keine Zuschlagskarte mehr zu lösen.

 

30. Juli

• Ein großes Eisenbahnunglück ist am Donnerstag in Hamburg nur mit knapper Noth verhindert worden. Der fahrplanmäßig um 1 Uhr 15 Minuten im Bahnhof Dammthor anlangende Zug Kiel-Köln näherte sich dem Bahnhof und verlangsamte seine Geschwindigkeit, um zu halten. Da, als der Zug gerade einpassirte, stürzte der Stationsvorsteher auf den Bahnsteig. Er hatte eine Depesche vom Bahnhof Sternschanze erhalten, daß sich ein Güterwagen beim Rangiren losgelöst habe und im schärfsten Tempo hinter dem Zuge auf demselben Geleise vorwärts rollte. Lebhaft mit den Händen gestikulirend und laut rufend, suchte der Stationsvorsteher den Lokomotivführer zu veranlassen, nicht zu halten, sondern möglichst scharf weiter zu fahren. Jn Folge des Geräusches bei der Lokomotive verstand jedoch das Personal die Rufe des Stationsvorstehers nicht. Jnzwischen war der schwer beladene Güterwagen in vollster Fahrt bis dicht hinter den Zug gelangt. Da, in der höchsten Noth gab der Stationsvorsteher ein Zeichen mit dem Horn. Dies wurde verstanden. Fieberhaft strengte sich das Personal auf der Lokomotive an, um den Zug wieder in Gang zu bringen. Es geschah eine für die Zuschauer schreckliche Wettfahrt. Bis auf einige Meter war der Wagen an den Zug herangekommen, doch das Unglück wurde vermieden. Eiligst entfloh der Zug nach Bahnhof Klosterthor. Ein Zusammenstoß hätte, bei der vollen Belastung und der Geschwindigkeit des Güterwagens, unzweifelhaft die letzten Wagen der Personenzuges zertrümmert. Das Verhalten des Stationsvorstehers war höchst anerkennenswerth. Lediglich ihm ist es zu verdanken, daß die Sache so glücklich ablief.

--> aber - was passierte nun mit dem Güterwagen? Er rollte wohl weiter Ri. Klosterthor und blieb dann aber mangels Gefälle stehen. (Nicht vergessen - die Station Dammthor lag damals einige Meter tiefer als wie heute und so dürfte es in Ri. Klosterthor kein oder kaum Gefälle gegeben haben).

 

1. August

• Liegt da oben in der Provinz Schleswig-Holstein ein Ort, der heißt Hademarschen; dieser Ort besitzt seit 15 Jahren eine Eisenbahnstation, und man sollte mit Fug und Recht glauben, daß die Station „Hademarschen“ benannt würde, aber weit gefehlt, „Hanerau“ ist sie getauft. Warum? Weil die damals bei Eröffnung der Bahn gewichtigste Persönlichkeit der Umgegend ihren Sitz in Hanerau hatte. Die mit dem 10-Uhr-Zug etwa ankommenden Fremden wähnen, während sie mitten in Hademarschen sind, sich in Hanerau zu befinden. Eine schöne Überraschung in so später Abendstunde, denn selbstverständlich steht dem Fremden keine Pferdebahn und keine Droschke zur Verfügung. Schreiber glaubt, daß der geschildete Zustand niemals zu Ohren der Verwaltungsbehörden gelangt ist, sonst würde eine Abänderung wohl längst erfolgt sein.

--> mir liegt der Ritzau-Fahrplannachdruck von 1897 vor - da heißt die genannte Station bereits „Hademarschen“

 

15. August

• Der Bahnbau nach Lütjenburg nimmt jetzt rasche Fortschritte. Bis zur Station Schmiedendorf, ca. 10 Minuten vor Lütjenburg, ist die Strecke fahrbar, und man ist zur Zeit damit beschäftigt, in der Niederung der Kossau die Dammbeschüttung zu beschaffen. Hier wird zu beiden Seiten der Kossau, über welche eine Brücke, mit deren Bau man zur Zeit noch beschäftigt ist, geführt wird, am Damm gearbeitet, namentlich jedoch nach der Lütjenburger Seite hin, um diese Strecke zuerst fertig zu stellen, und dann nach Fertigstellung der Brücke die Sandzüge nach der anderen Seite überzuführen. Wie verlautet, soll die Strecke bis Lütjenburg zu Pfingsten nächsten Jahres fertig gestellt sein. Auf den Stationen Kletkamp, Benz und Malkwitz sind die Stationsgebäude mit den Wartesälen Wellblechhäuser, während die anderen Stationsgebäude massiv aufgeführt sind. Der Fremdenverkehr auf dieser neuen Bahn ist im Laufe dieses Sommers ein sehr bedeutender gewesen.

 

22. August

• Seitens der Eisenbahndirektionen sind die Schaffner neuerdings wieder angewiesen, auf den Endplattformen der Personenwagen während der Fahrt keine Reisenden zu dulden. Die Anordnung liegt im eigensten Jnteresse der Reisenden, da die auf den Plattformen befindlichen Personen gar leicht schon in Folge eines mäßigen Stoßes, wie solcher z. B. beim Durchfahren der Weichen stets eintritt, von der Plattform geschleudert werden können.

• Zur Zeit werden durch die Eisenbahn-Direktion zu Altona an die sämmtlichen Eisenbahnstationen unserer Provinz die Wetterberichte der Hamburger Seewarte täglich durch Telegramme mitgetheilt und auf denselben durch Aushang bekannt gemacht.

 

27. August

• Jn der Kieler Bahnhofsfrage fand vor einigen Tagen im „Hotel Germania“ eine Versammlung von Kieler Bürgern statt, in welcher Oberingenieur Steiner ein von ihm ausgearbeitetes Hochbahnprojekt vorlegte und erläuterte. Während die Regierung bekanntlich die Verlegung des Bahnhofes etwa 300 Meter südlich des jetzigen Bahnhofsgebäudes, der Lerchenstraße gegenüber, projektirt, wird nach dem Hochbahnprojekt der Bahnhof fast auf der jetzigen Stelle verbleiben. Das Stationsgebäude wird danach Front nach der Jensenstraße erhalten, fast parallel derselben, in ca. 120 Meter Entfernung zu liegen kommen und mit einem großen Vorplatz versehen werden. Von der Treppe des Gebäudes wird der Fremde einen herrlichen Blick über die ganze Kieler Föhrde genießen. Wie verlautet, wird der neue Minister der öffentlichen Arbeiten, Exzellenz Thielen, demnächst in Kiel eintreffen, um sich aus eigener Anschauung von der Sachlage zu überzeugen.

 

12. September

• Anerkennenswerthe Neuerungen hat die preußische Staatsbahnverwaltung getroffen. Bisher waren die Koupees für Nichtraucher – außer mit dem außen befindlichen Schild „Nichtraucher“ – innen nur mit einer runden, verstellbaren Scheibe „Nichtraucher“ versehen, welche Letztere, da klein und nur an einer der Rückseiten angebracht, sehr leicht übersehen wurde. Es sind nunmehr in den Nichtraucherkoupees an jeder Thür unter den Fenstern große weiße Porzellan- bezw. Eisenblechschilder mit dem Vermerk „Rauchen verboten“ angebracht, welche jedem Passagier sofort in die Augen fallen.

Auch auf die Nerven des Publikums nimmt die preußische Staatsbahnverwaltung Bedacht. Es werden nämlich sämmtliche Personenzug-Lokomotiven außer mit der gewöhnlichen, schrill tönenden Dampfpfeife nun noch mit einer dumpf tönenden ausgerüstet, welche Erstere nur auf der Strecke, Letztere auf den Bahnhöfen – wie bei Abfahrt des Zuges oder sonstigen Rangirbewegungen – zur Anwendung kommt.

 

19. September

• Die Ausführung des Projekts, betreffend die Verlängerung der Kreis Oldenburger Bahn von Oldenburg nach Burg auf Fehmarn ist vom Finanzministerium aus finanziellen Gründen bis auf weiteres zurückgestellt worden.

 

21. September

• Wenn schon die lange Zeitdauer des Baues auf der Eisenbahnstrecke Gremsmühlen–Lütjenburg allgemein auffiel, so berührt es umsomehr unangenehm, wie bei dem so sehr günstigen Wetter während der letzten Zeit fast gar nichts beschafft worden ist. Die über die Kossau zu erbauende Brücke ist allerdings nach einigen Monaten fertiggestellt, doch sind noch kolossale Erdmassen aufzuschütten, welche Arbeit seit langer Zeit von nur ca. 40 Mann gefördert wurde und nunmehr ganz ruht, weil die Arbeiter sich der neuen Bahnlinie Oldesloe–Hagenow zuwendeten. Wenn es so fort geht und nicht Seitens der Behörde ernstlich eingeschritten wird, kann die Fertigstellung des Bahnhofs Lütjenburg noch zehn Jahre dauern, zumal im Winter ohnehin durch Witterungseinflüsse mannigfache Störungen eintreten. Auch an der Bahnhofstraße in Lütjenburg, für welche ca. 3 Meter Boden auf 300 Meter Länge abzutragen ist, wird noch kein Spatenstich gerührt. – Den Lütjenburgern, welche tapfer nach dem 20 Minuten Weges entfernt liegenden Schmiedendorfer Bahnhof zu wandern haben, werden gewiß noch lange diese Fortschritte der Neuzeit im Gedächtniß bleiben.

 

23. September

• Auf der Marschbahnstrecke Elmshorn–Hvidding soll ein „Blitz-Zug“, mit einer Fahrgeschwindigkeit von 80 Kilometern in der Stunde, neu eingeführt werden. Ein Probezug, welcher eine Anzahl höherer Eisenbahn-Beamter führte, durcheilte die Strecke von Altona bis Hvidding in 4 Stunden.

 

24. September

• Am Montag ist auf der Station Hanerau ein Sandzug auf einen Güterzug aufgefahren. Hierbei sind einige Beamte und Arbeiter unbedeutend verletzt, die Maschinen und mehrere Wagen beschädigt. Der Betrieb ist aufrecht gehalten. Die Untersuchung ist eingeleitet, doch läßt sich schon jetzt sagen, daß der Unfall in erster Linie durch unrichtige Weichenstellung veranlaßt worden ist.

 

30. September

• Während bisher nur die Schnellzüge kontinuirlich wirkende Bremsen führten, müssen neuester Bestimmung zufolge nun auch sämmtliche Personenzüge, welche eine Geschwindigkeit von 60 und mehr Kilometer die Stunde machen, mit kontinuirlich wirkenden Luftbremsen versehen sein, um ein möglichst schnelles Halten des Zuges bewirken zu können. Es sind resp. werden daher sämmtliche Personenzug-Lokomotiven mit Karpenter-Luftbremsen ausgerüstet, sowie auch alle Personenwagen, welche in Zügen mit 60 und mehr Kilometern Geschwindigkeit laufen, mit Karpenter-Bremsvorrichtung versehen. Auf den preußischen Staatsbahnen kommt vorzugsweise die Karpenter-Bremse zur Anwendung, doch soll, wie verlautet, neuerdings die Westinghus-Bremse der Karpenter-Bremse vorgezogen werden.

 

5. Oktober

• Am Freitag Abend erlitt der letzte Zug von Eutin nach Lübeck einen Unfall dadurch, daß derselbe auf eine sich auf dem Geleise befindliche Kuhheerde stieß. Der Unfall ereignete sich ungefähr 2 Kilometer vom Eutiner Bahnhof entfernt und wurden mehrere Kühe (man sagt 6 Stück) getödtet. Die Passagiere und das Zugpersonal kamen mit dem Schrecken davon. Der Zug erlitt natürlich eine ganz bedeutende Verspätung.

 

8. Oktober

• Die Königl. Eisenbahndirektion Altona hatte Anfangs v. Mts. die Anordnung getroffen, daß die Wetterberichte der deutschen Seewarte in Hamburg allabendlich an den Bahnhöfen angeschlagen würden. Diese namentlich von der Landbevölkerung gern gesehene Anordnung ist seit dem 1. Oktober wieder aufgehoben, wie verlautet, auf ministerielle Verfügung.

 

19. Oktober

• Ursprünglich war beabsichtigt, daß die Überführung von vier Eisenbahnlinien über den Nordostsee-Kanal durch eine Hochbrücke bei Grünthal und drei Drehbrücken erfolgen soll. Es ist nunmehr in Erwägung gezogen, anstatt der geplanten Drehbrücke bei Levensau von 36 Meter lichter Weite eine Hochbrücke von 42 Meter lichter Höhe herzustellen. Wie verlautet, ist man gegenwärtig damit beschäftigt, die bezüglichen Zeichnungen, Kostenanschläge usw. zur Herstellung einer Hochbrücke anzufertigen.

 

22. Oktober

• Wie verlautet, wird bereits im Frühjahr kommenden Jahres mit dem Neubau des Bahnhofs-Gebäudes in Gremsmühlen begonnen werden. Das bisherige kleine Stations-Gebäude, welches den Anforderungen schon lange nicht mehr genügte, wird umgebaut, um später als Güterabfertigungsstelle und Güterschuppen Verwendung zu finden, während das neue Stations-Gebäude an der Chaussee von Gremsmühlen nach Malente, zwischen der Bahnlinie von Kiel und der von Lütjenburg, erbaut wird. Das Stations-Gebäude, welches massiv ausgeführt werden wird, soll außer dem Dienstbureau geräumige Wartezimmer erhalten; eine Restauration ist jedoch nicht vorgesehen.

 

26. Oktober

• Seit Dienstag ist der Betriebsvorsteher der Schleswig-Angler Bahn, Glitsch, verschwunden. An dem folgenden Tage sollte eine Revision der Kasse Seitens des Aufsichtsrathes stattfinden. Eine in der Abwesenheit des Vorstehers vorgenommene Revision hat auch einen Kassendefekt von 4–5000 Mk. festgestellt. Glitsch ist am Dienstag über Neumünster nach Altona gereist, nachdem er sich in Schleswig eine Fahrkarte nach Kiel gelöst hatte.

 

4. November

• O.T.: Mit den Erdarbeiten Tondern–Hoyer ist in diesen Tagen begonnen. Da besondere Terrainschwierigkeiten nicht bestehen, so wird angenommen, daß die Bahn bis zur Eröffnung der nächstjährigen Badesaison fahrbar sein wird. Bei Hoyer-Schleuse wird eine größere Wartehalle mit Restauration errichtet.

 

7. November

• Auch im künftigen Winter sollen auf verschiedenen preußischen Staatsbahnstrecken neue Versuche mit der Dampfheizung gemacht werden. Daß diese Art der Heizung vor allen anderen den Vorzug der Gefahrlosigkeit hat, ist allgemein anerkannt; ein Nachtheil derselben besteht jedoch darin, daß die Dampfabgabe zu Heizzwecken von der Lokomotive aus von dem Lokomotivführer abhängt, der bei den bestehenden Kohlenprämien ein Jnteresse daran hat, möglichst viel Dampf- und Heizmaterial zu sparen. Ferner sind die Heizschläuche nicht genügend, um einen Druck stärkeren Dampfes, wie er zur Durchzugheizung einer längeren Wagenreihe erforderlich ist, fortzuleiten. Die neuen Versuche sollen deshalb darauf gerichtet sein, die Abgabe des nötigen Heizdampfes von der Maschine aus möglichst unabhängig von dem Lokomotivführer zu machen und zur Dampfleitung Metallröhren zu verwenden.

 

9. November

• Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona ist mit der Anfertigung allgemeiner Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Kiel nach Rendsburg beauftragt worden.

 

11. November

• An der Eisenbahn zwischen Neumünster und Nortorf soll eine Eisenbahn-Haltestelle in der Nähe der Dörfer Timmaspe und Krogaspe eingerichtet werden.

• Von dem flüchtigen Betriebsvorsteher der Schleswig-Angler Bahn, Glitsch, soll nach Schleswig telegraphisch gemeldet sein, daß er „glücklich“ in Philadelphia angekommen sei.

 

13. November

• Seit gestern verkehrt ein Güterzug auf der Strecke Kiel-Ascheberg und umgekehrt. Dieser berührt unsere Station Preetz in folgender Weise: Ankunft von Kiel Nachmittags 3,36, Abfahrt 3,55, Ankunft von Ascheberg Nachmittags 5,48, Abfahrt 6,06. Der Aufenthalt in Preetz ist mithin auf 18–19 Minuten berechnet. Hiermit wird das für das reisende Publikum oft so lästige Rangiren der Züge hier wenn auch nicht ganz aufgehoben, so doch wesentlich eingeschränkt werden und namentlich dürfte der durch das Rangiren bisher mitunter verfehlte Anschluß der Züge in Ascheberg und Kiel in Zukunft durch das Einlegen dieses Güterzuges vermieden werden können.

 

19. November

• Seit einigen Tagen ist auf dem Kieler Personenbahnhofe ein Waggon stationirt, welcher äußerlich einem gewöhnlichen Packwagen gleicht, jedoch innen neben dem Packraum mit einer Dampfkesselanlage versehen ist. Der Waggon, welchen man beim Mittags- wie Abendschnellzuge schon ca. eine Stunde vor Abgang des Zuges in Thätigkeit sehen kann, ist dazu bestimmt, die jetzt gewöhnlich sehr langen Züge ordentlich vorzuheizen, da, wenn bisher nur die Lokomotive am Kopf des Zuges heizte, die Schlußwagen gewöhnlich nur mäßig erwärmt wurden. Die Passagiere können sich nun also auch getrost in die letzten Wagen setzen, ohne befürchten zu brauchen, unterwegs Kälte zu verspüren.

 

23. November

• Mit der Erweiterung der Geleisanlagen auf Bahnhof Eutin ist gleichzeitig zur Erhöhung der Betriebssicherheit eine Central-Weichen- und Signalisirungsanlage zur Ausführung gebracht worden. Dieselbe besteht darin, daß von einem besonderen Stellwerksthurm nicht nur die Signale, sondern auch die zu den einzelnen Fahrstrecken gehörigen Weichen gestellt werden. Es kann nunmehr einem Zug nur dann das Einfahrtssignal gegeben werden, wenn sämmtliche Weichen richtig gestellt sind, und letztere sind, sobald das Signal auf Einfahrt steht, auch nicht mehr zu verändern.

Eine gleiche Einrichtung ist auf Bahnhof Elmshorn getroffen, woselbst jedoch, da der Bahnhof zu lang ist, an jedem Ende ein Weichenstellthurm errichtet ist.

Durch diese neuen Einrichtungen ist die Betriebssicherheit ganz bedeutend erhöht, indem die einfahrenden Züge auf dem richtigen Geleise bleiben müssen und nicht durch falsche Weichenstellung abgelenkt werden können.

• Ein Lokomotivführer, welcher seine Maschine in Schwarzenbek mit Kohlen versorgt hatte, fand beim Zerschlagen der Kohlen zwischen diesen eine Dynamitpatrone. Nur der Aufmerksamkeit des Führers ist es zu verdanken, daß die Dynamitpatrone nicht mit den Kohlen in die Feuerbüchse gekommen ist, wodurch ein großes Unglück unausbleiblich gewesen wäre. Die Dynamitpatrone, welche dem Betriebsamte abgeliefert ist, ist eine solche, wie sie in den Bergwerken zum Sprengen der Flötze gebraucht wird, und muß durch Unaufmerksamkeit zwischen die Kohlen gekommen sein.

 

26. November

• Kürzlich war ein Baurath aus Altona auf Fehmarn anwesend, um in dem Fehmarnsund und in den Hafenplätzen Burgstaaken und Orth vergleichende Ermittelung der Tiefe des Wasserstandes vorzunehmen. Die Messungen werden in Verbindung gebracht mit der Frage der Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn bis nach Fehmarn und gelten als letzte Vorarbeit für den gedachten Zweck. Geplant wird die Erbauung eines festen Dammes durch den Fehmarnsund mit einem Schleusendurchlaß, unter gleichzeitiger Anlage eines Kanals durch die Landenge jenseits Großenbrode mit einer Tiefe von 3½ Meter. Diese Tiefe würde ausreichen für kleinere Fahrzeuge, größere Schiffe nehmen ihren Weg durch den Fehmarnbelt.

• Ein Eisenbahn-Kuriosum kann man wohl mit Recht es nennen, daß ein fahrplanmäßig nur 1. und 2. Wagenklasse führender Zug für gewisse Passagiere auch die 3. Wagenklasse führt. Es ist dies der Vormittagsschnellzug von Neumünster nach dem Norden. Während die mit diesem Zug vom Süden eintreffenden und nach dem Norden weiterfahrenden Reisenden verpflichtet sind, 1. und 2. Klasse zu fahren, können die von Ostholstein und Oldesloe kommenden Reisenden, welche den Zug zur Weiterfahrt nach dem Norden benutzen wollen, denselben auf ihre Fahrkarten als 3. Wagenklasse benutzen. Gleichfalls können Reisende, welche auf Station Neumünster Fahrkarten über Flensburg hinaus lösen, solche für die 3. Wagenklasse erhalten, während bis Flensburg nur Fahrkarten 1. und 2. Wagenklasse ausgegeben werden. Daß diese Verschiedenartigkeit der Behandlung des reisenden Publikums Seitens der Bahnverwaltung zu recht fühlbaren Unzuträglichkeiten führt, hat sich schon häufig recht sehr bemerkbar gemacht, und es dürfte daher wohl der Wunsch aller Reisenden berechtigt sein, daß die Bahnverwaltung dem Zuge auf seiner ganzen Strecke die 3. Wagenklasse anhängen läßt.

 

29. November

• Die Lübecker Bahn hat einen Speisewagen in eleganter Ausstattung für die Schnellzüge zwischen Hamburg und Rostock eingestellt. Die Annehmlichkeit, unterwegs in behaglicher Ruhe speisen zu können, wird von den Reisenden vielfach benutzt und gern anerkannt. Meistens sind aber die Tische von – Skatspielern besetzt.

--> hatte die LBE wirklich Speisewagen?

 

30. November

• Wie aus guter Quelle verlautet, wird mit dem Bau der Bahnlinie Oldesloe–Hagenow im Frühjahr nächsten Jahres begonnen werden. Es liegt im Plan, den Bau derartig zu beschleunigen, daß einzelne Strecken schon im Herbst 1892 dem Verkehr übergeben werden können. Die ganze Linie soll im Sommer 1893 fertig sein.

 

3. Dezember

• Die Verlegung der Königl. Eisenbahndirektion Altona nach Berlin wird in unterrichteten Kreisen als eine von dem Eisenbahn-Minister beschlossene Sache bezeichnet, und hängen hiermit auch wesentlich die kürzlich erfolgten Einstellungen der Bauten des Hauptbahnhofes Altona zusammen. Der Minister beabsichtigt, den ganzen Betrieb, namentlich das Schreibwerk, zu vereinfachen und die Kontrolle wesentlich für a l l e Direktionen nach Berlin zu verlegen. Der Schwerpunkt des Betriebes liegt ohnehin in den Eisenbahnbetriebsämtern, welche eventuell vermehrt werden sollen. Damit würde dann auch eine erhebliche Einschränkung der Beamtenzahl erfolgen. Es ist dies für Altona eine lokale Frage von Bedeutung, wenn es die Direktion verlieren würde, indem dort mehr als 700 Eisenbahnbeamte ihren Wohnsitz haben.

 

7. Dezember

• Vor einigen Tagen wurde auf dem Bahnhof Schmiedendorf nach Abgang des Zuges 5 Uhr 5 Min. ein am Bahnbau Schmiedendorf-Lütjenburg beschäftigter Arbeiter mit schweren Verletzungen im Geleise liegend aufgefunden. Der Verunglückte, welcher wahrscheinlich beim Überschreiten der Geleise von dem herankommenden Zuge erfaßt und überfahren worden ist, wurde in das Krankenhaus nach Eutin überführt.

• Eine aufregende Szene spiele sich vor einigen Tagen auf dem Bahnhof St. Michaelisdonn ab. Mit dem um 6 Uhr 40 Minuten dort eintreffenden Personenzug vom Norden traf nämlich ein sog. blinder Passagier ein, welcher auf einem Puffer reitend die Fahrt von Heide mitgemacht hatte. Auf dem St. Michaelisdonner Bahnhof angekommen, wurde der blinde Passagier, ein Arbeiter aus der Rheinprovinz, entdeckt und sollte zur Rechenschaft gezogen werden. Da sich ergab, daß derselbe total betrunken, und, seinen wirren Gesprächen nach zu urtheilen, vom Delirium befallen schien, wurde er gefesselt und in den Güterschuppen eingesperrt. Hier gerieth derselbe in Tobsucht, zerriß die Fesseln und schlug nun alles, was er erreichen konnte in Stücke. Erst nach reichlich einer Stunde gelang es, sich des Wüthenden zu bemächtigen; derselbe ward darauf an das Meldorfer Amtsgerichtsgefängniß abgeliefert.

--> am 11. Januar 1892 wurde gemeldet, daß die Strafkammer Jtzehoe den Widerspenstigen zu einer Gefängnißstrafe von 9 Monaten verurteilt hat.

 

10. Dezember

• Der Präsident der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona, Krahn, ist in Kiel eingetroffen, um die geplante Eisenbahnlinie Kiel–Rendsburg zu Wagen zu bereisen und die Terrainverhältnisse eingehend in Augenschein zu nehmen. Wie verlautet, denkt man jetzt ernstlich an den Bau dieser Bahn und werden seit einigen Tagen durch einen von Altona nach Kiel abkommandirten Regierungs-Baumeister die generellen Vorarbeiten für diese Linie angefertigt.

• Dieser Tage hatte eine Deputation des Eisenbahnkomitees in Sachen des Eisenbahnprojektes Eckernförde–Schleswig eine Audienz bei dem Herrn Oberpräsidenten. Se. Exzellenz sprach sein lebhaftes Jnteresse für einen solchen Bahnbau aus. Der Bau dieser Bahn sei wohl nur eine Frage der Zeit, doch sei eine baldige Jnangriffnahme des Bahnbaues seitens des Staates bei der jetzigen Finanzlage, welche große Vorsicht geboten erscheinen lasse, schwerlich zu erwarten.

 

21. Dezember

• Als vor einigen Tagen der Nachmittags-Personenzug die Station Schmiedendorf verlassen hatte, bemerkte der dienstthuende Stationsbeamte auf dem Trittbrett des letzten Wagens auf der dem Stationsgebäude entgegengesetzten Seite einen Knaben stehen; da ein Anhalten des Zuges nicht mehr möglich war, so berichtete der Stationsbeamte den Vorfall telegraphisch nach Station Kletkamp, woselbst der Knabe beim Einlaufen des Zuges in Empfang genommen wurde. Auf Anfrage theilte der achtjährige Reiselustige mit, daß, da sein Vater dem Trunke ergeben, er zu Verwandten nach Lütjenburg gebracht worden sei, bei denen er es aber sehr schlecht gehabt und deshalb beschlossen hätte, auf dem Trittbrett des Wagens die Reise bis Hamburg zu machen, um sich dort auf einem Schiffe anmustern zu lassen.

• Am Mittwoch Abend, in Neumünster kurz vor Abgang eines Zuges, legte sich ein Maurer auf dem Bahnhofe quer über die Schienen direkt vor die Lokomotive dieses Zuges, anscheinend um sich überfahren zu lassen. Mehrere Male wurde der ziemlich betrunkene Maurer von der gefährlichen Stelle verscheucht, doch gelang es erst unter polizeilicher Hülfe, dem Zuge die Bahn frei zu machen.

 

23. Dezember

• Einen Triumph hat die deutsche Jndustrie bei Bau des Nord-Ostsee-Kanals in diesen Tagen gefeiert. Die bedeutendste über den Kanal führende Brücke ist die Eisenbahn-Brücke Grünthal mit ihrer bedeutenden Höhe und einer Spannbreite von 156 Metern. Vor einigen Tagen wurde in das gigantische Eisenwerk des Brückenbogens das Schlußstück eingesetzt, und die Jngenieure hatten die Freude, daß das Schlußstück auf den Millimeter genau das Eisengerippe der kolossalen Brücke abschloß, daß auf den Millimeter genau Schraubloch zu Schraubloch stand, um ungehindert den letzten Theil des Brückengewölbes einfügen zu können.

 

25. Dezember

• Eine Absperrung der Bahnhöfe, die in Berlin und seinen Vororten bereits durchgeführt ist, soll vom nächsten Etatsjahre ab allmählich auch auf allen übrigen Stationen der preußischen Staatsbahnen zur Einführung gelangen. Zunächst sollen die Hauptverkehrsstrecken, namentlich die von Berlin ausgehenden, dem großen Durchgangsverkehr dienenden Linien in Angriff genommen werden. Diese Einrichtung wird die Bahnhöfe von dem Verkehr neugieriger und schaulustiger Besucher, der für Reisende und Beamte einen mitunter recht lästigen Umfang annimmt, voraussichtlich erheblich entlasten, da die Erlaubniß zum Betreten der Bahnhöfe von Nichtreisenden für die Folge nur gegen Erlegung eines Nickels erkauft wird.

--> das wußte ich noch gar nicht - Bahnsteigkarten wurden gegen die vielen Eisenbahnfreunde eingeführt? ;-)

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