Solwac Geschrieben 10. Februar 2017 report Geschrieben 10. Februar 2017 Eine zeitgenössische Beschreibung eines Salonwagen für Wilhelm II von 1891. Leider kenne ich nur Bilder der Inneneinrichtung von jüngeren Salonwagen. 1
Solwac Geschrieben 4. Oktober 2017 report Geschrieben 4. Oktober 2017 Am 16.08.2015 um 16:38 schrieb Solwac: Die Zeitungen haben auch früher schon kleine und große Nachrichten gebracht. Für das Gebiet der späteren Bundesbahndirektion hat sich jemand die Mühe gemacht, die Nachrichten für 1880 und 1881 aus seiner Lokalzeitung zu sammeln: Und inzwischen sind auch die Zusammenstellungen für 1892 und 1893 verfügbar: Zitat Hier aber zunächst noch eine Kurzmeldung vom 9. November 1891, die ich letztesmal vergessen hatte: Zur Hülfeleistung für Segelschiffe bei dem Passiren der unterhalb Friedrichstadt über die Eider führenden Eisenbahnbrücke ist nunmehr wieder ein Schleppdampfer stationirt worden, nachdem sich herausgestellt hat, daß solches absolut nothwendig war.7. Januar • Auf direkten Befehl aus Berlin ist der Bau des neuen Altonaer Hauptbahnhofs bis auf weiteres sistirt*, dahingehend der Ersatzbau für den bisherigen Schulterblattbahnhof, der demnächst verlegt werden soll, fast vollendet.* --> vorläufig eingestellt. Des weiteren möchte ich daran erinnern, das der Bahnhof Schulterblatt am 1. Mai 1893 durch den rund 700 m weiter westlich gelegenen Bahnhof Holstenstraße ersetzt wurde. 8. Januar • Jn der Nacht zum Mittwoch ist die Erde in Preetz mit einer ziemlich starken Schneedecke belegt worden und auch das Übel der Zugverspätungen hat der Schneesturm mit sich gebracht. Während am Mittwoch die Frühzüge auf unserer Bahn mit halbstündiger Verspätung verkehrten, hatten wir am Donnerstag Morgen auf unserer Strecke eine Verspätung von 2 Stunden zu konstatiren. Der Morgenzug von Kiel blieb im Schnee zwischen Raisdorf und hier stecken und mußte von dem Ascheberger Zug nach hier geschleppt werden. Weitere Störungen und Unglücksfälle hat der Schneesturm unseres Wissens in hiesiger Gegend nicht mit sich gebracht.11. Januar • Die Stadt Lütjenburg hat noch immer nicht ihren eigenen Bahnhof sondern muß sich mit dem Bahnhof Schmiedendorf begnügen. Jn den letzten Wochen sind auch die Erdarbeiten an der noch zu vollendenden Bahnstrecke und dem Bahnhof Lütjenburg, nur mit 40 Mann fortgesetzt worden, so daß noch nicht zu bestimmen ist, wann die Station Schmiedendorf aufgehoben und die Bahnstrecke bis zur Stadt dem Verkehr übergeben werden kann. Bleibt das Wetter fortgesetzt ungünstig, so wird solches wohl nicht vor den ersten Juni geschehen, dem Tage, an welchem vor einem Jahre die Bahn von der holsteinischen Schweiz her in Betrieb genommen wurde. Über die Weiterführung der Bahn nach Schönberg und Kiel verlautet gegenwärtig nichts. Für die Geschäftsleute in Lütjenburg hält man es im allgemeinen vorteilhafter, daß Lütjenburg Endstation bleibt, andererseits wird zugegeben, daß eine direkte Verbindung mit Kiel, zu welcher Stadt das östliche Holstein vielfache Beziehungen hat, für das reisende Publikum von großen Nutzen sein würde.13. Januar • Der Abends 11 Uhr 20 Minuten aus Altona fahrende Nacht-Schnellzug auf Neumünster konnte am Mittwoch Abend nur bis Pinneberg kommen, da der Sturm eine große Anzahl Telegraphenpfähle umgeweht und über die Schienen geworfen hatte. Erst Donnerstag Morgen nach 5 Uhr traf der Zug in Neumünster ein.4. Februar • Dem Kaiser wurde bei seiner letzten Ankunft in Kiel, wie nachträglich berichtet wird, ein eigentümlicher Empfang bereitet. Der kaiserliche Zug war bis Neumünster als Sonderzug angemeldet, von Neumünster nach Kiel wurde die Ankunft desselben nur als leere Maschine gemeldet. Als der kaiserliche Zug herannahte, erhielt er auf freiem Felde das Haltesignal, da man nur eine Maschine vor sich zu haben glaubte und die Einfahrgeleise wegen des nothwendigen Rangirens auf dem Bahnhofe nicht frei waren. Glücklicher Weise bemerkte nach einiger Zeit ein Bahnwärter, daß es der kaiserliche Hofzug war, den man zum Warten gezwungen hatte. Die Geleise wurden nun in aller Eile frei gemacht; aber die Einfahrt des Hofzuges in die Bahnhofshalle erfolgte doch eine halbe Stunde später, als bestimmt war. Niemand war zum Empfange des Kaisers auf dem Bahnhof, weder Wagen noch Droschke vorhanden, so daß der Kaiser den Weg bis zum Wasser zu Fuß machen mußte. Eine vorbeifahrende Dampfbarkasse der Marine brachte den Kaiser an Bord des Panzers „Friedrich der Große“, wo seine plötzliche Ankunft eine große Überraschung hervorbrachte.6. Februar • Ein betrübender Unglücksfall hat sich am Dienstag zwischen Preetz und Ascheberg ereignet, indem der Bahnarbeiter Hartz durch den 5 Uhr 11 Minuten von Preetz abgelassenen Zug überfahren und getödtet wurde. Hartz war mit mehreren Arbeitern auf einem Rollwagen nach dem Kührener Gehölz gefahren, um dort einige Arbeiten vorzunehmen. Bei dem Herannahen des Zuges wollten die Arbeiter den Rollwagen vom Geleise entfernen, wobei Hartz wohl zu spät das Herannahen des Zuges gehört haben mag, denn, während seine Mitarbeiter noch rechtzeitig zur Seite sprangen, konnte Hartz sich nicht mehr retten; er wurde von dem heranbrausenden Zug erfaßt. Der Rollwagen wurde vollständig zertrümmert, während der Zug keinen weiteren Schaden nahm und nach kurzem Aufenthalt seine Fahrt fortsetzen konnte. Hartz genoß den Ruf eines treuen und zuverlässigen Arbeiters, und ist sein Tod um so bedauernswerther, als Frau und Kinder durch diesen Unglücksfall den Tod ihres Ernährers zu beklagen haben.10. Februar • Als der Donnerstag Morgen nach dem Süden fahrende Zug in Nortorf die im Bau begriffene Brauerei passirte, wurde von dem hohen Baugerüst derselben ein Ziegelstein gegen den Zug geschleudert. Ein Passagier soll durch diesen Wurf, welcher ein Waggonfenster zertrümmerte, im Gesicht nicht unerheblich verletzt worden sein. Als Urheber dieses Bubenstreiches wurde ein beim Bau beschäftigter Maurergeselle ermittelt und sofort verhaftet. • Eine Verkehrsstörung trat am Sonntag voriger Woche unweit Leck durch Überschwemmung des Bahnkörpers ein, und zwar infolge der so rasch aufgethauten Schneemassen. Die Passagiere eines von Niebüll nach Leck abgelassenen Zuges mußten kurz vor Leck umsteigen und auf Umwegen versuchen, den Ort wie auch den Bahnanschluß zu erreichen.11. Februar • Der Bau des Stationsgebäudes in Lütjenburg ist nunmehr soweit gediehen, daß dasselbe in nächster Zeit wird bezogen werden können. Der schlammige Boden macht dem Bahnbau zwischen Lütjenburg und Schmiedendorf sehr viel Schwierigkeiten, so daß der Bau nur langsam vorwärts schreiten kann und die Eröffnung dieser Reststrecke wohl schwerlich schon mit Beginn des Sommerfahrplans erfolgen wird. Für den Bahnhof Lütjenburg ist auch eine Bahnhofswirthschaft vorgesehen, deren Verpachtung seitens des Eisenbahn-Betriebs-Amt zu Kiel in Submission vergeben werden wird.15. Februar • Am Freitag Abend wurde in Wankendorf ein einem Holzhändler gehöriger Schuppen durch den orkanartigen Sturm in die Höhe geschleudert. Die Lokomotive eines gerade diese Stelle passirenden Güterzuges wurde hierdurch beschädigt, auch ist die Telegraphenleitung gestört. Mit der Freimachung der Strecke wurde sofort begonnen, so daß der eine Stunde darauf von Ascheberg folgende Personenzug diese Stelle schon ungehindert passiren konnte.20. Februar • Dem Vernehmen nach soll jetzt die feste Bestimmung getroffen sein, daß die Ablieferung der Hochbrücke bei Grünthal am 1. August d. J. erfolgen soll und daß damit auch gleichzeitig die Fertigstellung der Umlegung der westholsteinischen Eisenbahn erfolgen wird.25. Februar • O.T.: Gerüchtweise verlautet, der Kaiser werde diesen Sommer in Tondern eintreffen, um der Eröffnung der Bahnstrecke von hier nach Hoyerschleuse persönlich beizuwohnen. Diese Meldung kann natürlich nur mit Vorbehalt wiedergegeben werden, weil selbige nur dann auf Wahrscheinlichkeit beruhen dürfte, wenn der Kaiser gleichzeitig die Absicht bekundet hätte, Bad Westerland mit seinem Besuche zu beehren.19. März • Wie verlautet, geht die königliche Eisenbahndirektion in neuerer Zeit eifrig damit vor, alle diejenigen Beamten, die im Außendienst beschäftigt sind und auf eine bestimmte Entfernung die Bahnsignale mit dem bloßen Auge nicht erkennen können, aus dem Außendienst zu entfernen und im inneren Bahndienst zu beschäftigen. • Es dürfte noch nicht allgemein bekannt sein, daß die Eisenbahnstationen angewiesen sind, den Jnhalt eines bei ihnen einlaufenden Telegrammes, welches die betreffende Station passirende Reisende angeht, denselben während des Aufenthaltes des Zuges mitzutheilen. Dies geschieht dadurch, daß ein Beamter den Zug entlang geht und den Nehmen der Person laut ausruft, um ihr alsdann von dem Telegramm die nöthige Mittheilung zu machen. Die Einrichtung kann in einzelnen dringenden Fällen von größter Bedeutung sein. Es empfiehlt sich, solche Telegramme mit der Bezeichnung „R.O.“, welches bedeutet „offen zu bestellen“, zu versehen, sofern nicht ein besonderer Anlaß vorliegt, den Jnhalt geheim zu halten.24. März • Zur Bahnhofsfrage in Kiel: Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist das Projekt der Staatsbahnverwaltung, den neuen Bahnhof beim Sophienblatt zwischen Lerchen- und Ringstraße zu erbauen, genehmigt worden.26. März • Am vergangenen Sonntag fand versuchsweise eine Einstellung des Güterverkehrs im Bezirk der Königlichen Staatseisenbahnen statt, um einen Überblick über die Ausdehnung der Sonntagsruhe im Dienst zu gewinnen. Allen Anzeichen nach dürfte diese Einrichtung dauernd eingeführt werden. Wenigstens ist bestimmt worden, daß vorläufig für die nächsten beiden Sonntage in derselben Weise verfahren wird, wie am verflossenen Sonntage. Die bezügliche Bestimmung der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona lautet: „Es findet an den nächstfolgenden beiden Sonntagen eine vollständige Einstellung des Güterverkehrs statt und zwar dergestalt, daß von den vorhergehenden Sonnabenden, Nachmittags 6 Uhr, bis Sonntag Nachmittags 8 Uhr Güterzüge mit Ausschluß der Eilgüter- und Viehzüge von den Zugangsstationen nicht mehr abgelassen werden und daß ferner diejenigen Güterzüge, welche sich im Rollen befinden und bis Sonntag Vormittag 4 Uhr auf der Endstation nach Lage des Fahrplanes nicht mehr eintreffen können, auf einer geeigneten Station aufgehalten werden. Es werden demzufolge auf sämmtlichen Strecken der Betriebsämter Kiel, Flensburg und Glückstadt am Sonntag sämmtliche Güterzüge und in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag auch schon der Nachtgüterzug Altona-Kiel ausfallen.6. April • Wie die „Kieler Zeitung“ erfährt, sollen vom 20. April ab auf dem Kieler Personenbahnhofe die Bahnsteige auf der Abfahrts- und Ankunftsseite abgesperrt werden, so daß der Zutritt zu denselben nur den mit Fahrtausweisungen oder Bahnsteigkarten versehenen Personen gestattet wird. – Die Bahnsteigkarten werden an den Schaltern zum Preise von 20 Pfennig erhältlich sein und beim Betreten des Bahnsteiges dem kontrollierenden Beamten vorgezeigt resp. beim Verlassen abgegeben werden müssen. Diese Maßnahme ist durch die höheren Orts getroffene Anordnung, die Fahrkartenkontrolle der Fahrbeamten von den Trittbrettern aus bei Schnellzügen garnicht mehr, bei allen anderen Personenzügen nur im äußersten Nothfalle zu gestatten, durchaus geboten, weil bekanntlich die Abfertigung der Züge sowohl bei der Abfahrt wie bei der Ankunft durch die vielen begleitenden bezw. empfangenen Personen erheblich erschwert wird und die Abnahme der Fahrkarten, wie bisher geschehen, auf der letzten Haltestation des Zuges der Kürze des Aufenthaltes wegen nicht mehr möglich ist.13. April • Am Freitag Nachmittag 5¾ Uhr ist der Zirkus Herzog mittelst Extrazug in Kiel eingetroffen. Der Train bestand aus 4 Personen- und 20 Güterwagen und soll einen Kostenaufwand von 5500 Mk. verursacht haben. Jn der Reihe der Güterwagen fielen vier Riesen-Kesselwagen für die Wasser-Pantomime besonders auf.18. April • Die Bahnhofswirthschaft auf der Station Lütjenburg, um deren Pachtung 31 Bewerbungen eingegangen waren, ist Seitens des Eisenbahnbetriebsamtes dem Oberkellner Peters übertragen worden. – Die Bahnhofsbauten schreiten jetzt wieder vorwärts, und hofft man, die letzte Theilstrecke Schmiedendorf-Lütjenburg Anfang Juli dem Verkehr übergeben zu können. • Die Bahnhofsfrage läßt in Kiel die Gemüther noch immer nicht zur Ruhe kommen, trotzdem das Regierungsprojekt (Lerchenstraße) bereits schon die Genehmigung des Ministers gefunden hat. Jn letzter Stunde hat sich jetzt noch ein Komitee gebildet, das ein neues Projekt der Anlage eines Bahnhofes am Südende des St. Jürgens-Kirchhofes ausgearbeitet hat. Dasselbe protestirt gegen das Abschneiden des südlichen Stadttheils vom Hafen durch das Lerchenstraßenprojekt. Als Vorzüge des neuen Projekts werden in erster Linie gerühmt die Schonung des Kirchhofes, die Erhaltung der für den Verkehr wichtigen unteren Ringstraße, die Herstellung einer bequemen Verbindung des oberen Sophienblatts mit Gaarden und dem Hafengebiet, sowie die Verbesserung und Vergrößerung der Lagerplätze am Hafen. • Der Bauplan für den Neubau des Personen-Bahnhofes in Neumünster ist definitiv festgestellt und liegt zur Zeit dem Eisenbahn-Ministerium vor. Es ist danach anzunehmen, daß mit dem Bau in nicht zu langer Zeit begonnen werden kann.28. April • Das Projekt einer großen Zirkelbahn um das Hamburg–Altonaer Stadtgebiet scheint neuerdings wieder in den Vordergrund zu treten. Thatsache ist, daß eine größere Anzahl Bürgerschaftsmitglieder in Eimsbüttel und Umgegend das dort für die Bahnanlage in Aussicht genommene Terrain besichtigt haben.--> gemeint war eine „Alsterringbahn“, ausgehend von der Verbindungsbahn über Berliner Tor, Hasselbrook, Barmbeck, Winterhude, Schlump; die dann zwischen Sternschanze und Dammthor wieder in die Verbindungsbahn einmündet 19. Mai • Bei dem Bau der Bahnstrecke von Schmiedendorf nach Lütjenburg treten noch immer Schwierigkeiten entgegen, und kann derselbe darum nur langsam gefördert werden. An dem Damm an der Kossaubrücke wiederholen sich noch immer die Senkungen und Schiebungen der Erdmassen, welche die Fertigstellung desselben schon so lange verzögert haben. Vielleicht trägt auch die Fortführung der Arbeit beim Frostwetter in diesem verflossenen Winter mit dazu bei, daß der Damm nur schwer zum Stehen zu bringen ist, da der gefrorene und später aufgethaute Thon das Wasser nicht leicht durchläßt. Es ist keine Aussicht vorhanden, daß sich die Erwartung und Hoffnung, diese letzte Strecke der Bahn zu Pfingsten dem Verkehr übergeben, erfüllen wird. Nach Äußerungen Sachverständiger ist das wohl kaum vor dem 1. Oktober zu erwarten.2. Juni • O.T.: Die neue Eisenbahnstrecke Tondern – Hoyer Schleuse mit den Zwischenstationen Mögeltondern, Dahler-Osterby und Hoyer wird am 15. Juni dem Verkehr übergeben werden, wodurch den die Jnsel Sylt Besuchenden die Reise bedeutend erleichtert wird, da fernerhin die langwierige Omnibusfahrt von Tondern bis zur Hoyer Schleuse in Fortfall kommt.4. Juni • Die Eisenbahn-Direktionen suchen dadurch eine Ersparniß herbeizuführen, daß sie die Frauen der verheiratheten Bahnwärter, soweit dieselben sich dazu eignen und willig sind, als Bahnhülfswärter gegen eine tägliche Vergütung von 70–90 Pfg. anstellen. • Kleine Rundreise-Fahrscheine für die Tour Kiel-Neumünster-Hamburg-Lübeck-Gremsmühlen-Kiel zum billigen Satze von 13,30 Mk. für 2. Klasse und 9 Mk. für 3. Klasse bei 10tägiger Gültigkeit werden in der Zeit vom 8. Juni bis 28. September zur Ausgabe gelangen. Mit dieser Neuerung dürfte sich die Eisenbahn-Direktion den Dank weiter Kreise erwerben. • Eine neue Einrichtung auf den Bahnhöfen soll in Kurzem in‘s Leben treten. Auf den Bahnsteigen sollen große, Abends beleuchtete Apparate aufgestellt werden, die jedesmal über den bereit stehenden Zug Angaben über die Richtung und Art desselben, die Wagenklassen und die Abfahrtszeit enthalten.25. Juni • Der heute Morgen 7 Uhr 56 Min. von Kiel eintreffende Zug kam mit defekter Maschine an und mußte hier in Preetz liegen bleiben, bis eine andere Lokomotive aus Kiel requirirt war. Derselbe konnte nach einem Aufenthalt von 1½ Stunden seine Fahrt wieder fortsetzen.11. Juli • Jn der Königlichen Hauptwerkstatt der Eisenbahn-Direktion Altona zu Wittenberge werden neuerdings große Schneepflüge für ein- und zweigeleisige Strecken gebaut, welche mit den Lokomotiven direkt verbunden sind, und sind solche Schneepflüge auch bereits den Eisenbahnbetriebsämtern Kiel und Flensburg überwiesen worden. • Mehrere neue Schnellzug-Lokomotiven hat die Königliche Eisenbahn-Direktion Altona für die Schnellzüge Nr. 6 und 7, die, auf der Strecke Hamburg-Berlin verkehrend, die größte Geschwindigkeit in Deutschland, nämlich 90 Kilometer pro Stunde, entwickeln, eingestellt. Es sind dies Maschinen, wie sie bisher nur in Amerika verwandt wurden. Die Lokomotiven sind 16 Meter lang und fahren auch bei ihrer Höchstgeschwindigkeit von 110 Kilometern in der Stunde sehr ruhig.--> ich bin kein Dampflokkenner, ich denke aber das damit die beiden preußischen S 2 Altona 101 und Altona 102 gemeint waren 14. Juli • Die Erbauung einer dritten Elbbrücke ist durch ein interessantes Projekt des Jngenieurs Buchwald wieder in den Vordergrund getreten. Die Brücke, welche vom Hafenthor ausgehen und auf der Jnsel Steinwärder münden soll, wurde so hoch angelegt werden, daß Seeschiffe bequem darunter passiren könnten. Die Kosten der Brücke werden auf 20 Millionen Mark angegeben und soll natürlich für Fußgänger, Fuhrwerk und Pferdebahnen angelegt werden.http://up.picr.de/28667213zm.jpgdie geplante Brücke sollte zwischen den beiden Hauptpfeilern eine Spannweite von rund 420 m haben 16. Juli • Wegen Gefährdung eines Eisenbahnzuges und fahrlässiger Tötung waren von der Strafkammer des Königl. Landgerichts in Kiel angeklagt zwei Bahnarbeiter. Sie hatten auf der Strecke der Ostholsteinischen Bahn von Preetz nach Ascheberg gemeinschaftlich mit zwei Arbeitern an den Geleisen zu arbeiten, benutzten zur Fortschaffung der Geräthe auf den Schienen eine Draisine und brachten diese am 2. Februar, nach Feierabend, an ihren alten Platz zurück, vom Schienenstrang herunter. Zwei Bahnzüge waren passirt, ohne daß sich ein Unglück ereignet hatte. Der Arbeiter Hartz wollte nach seiner Wohnung nicht zurückkehren, weil er nicht gut gehen konnte, denn er war alt, sondern die Draisine zur Heimfahrt benutzen. Hartz und einer der Angeklagten brachten die Draisine wieder aufs Bahngleis und Hartz fuhr damit weiter. Die nächsten Bahnwärter waren von der Benutzung der Draisine nicht verständigt, konnten daher auch den kommenden Bahnzug durch rothe Laternen nicht warnen. Als der Zug kam, wollte der alte Hartz die Draisine rasch vom Bahnkörper abbringen, hatte sie schon quer über den Schienenstrang stehen, da zertrümmerte die Maschine die Draisine und tödtete den alten Mann. Während der eine der Angeklagten freigesprochen freigesprochen wurde, wurde der andere zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. • Die Bahnmeister auf den Stationen Ahrensburg und Reinfeld sind mit Dreirädern ausgerüstet worden, die so eingerichtet sind, daß sie auf den Schienen laufen. Es wird den Beamten dadurch erleichtert, die langen ihrer Aufsicht unterstellten Strecken zu kontrolliren.27. Juli • Die kolossale Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei dem Hofe Grünthal, in jeder Hinsicht ein Prachtbau, ist jetzt soweit fertig, daß nur noch der Bohlen- und Schienenbelag herzustellen ist. Jm September d. J. wird man die Brücke dem Verkehr übergeben können.6. August • Seit Jnkrafttreten der Sonntagsruhe hat sich der Personenverkehr auf den Eisenbahnen an Sonntagen ganz bedeutend vermehrt, sodaß namentlich auf den Strecken der Hamburger Verbindungsbahn, Altona - Blankenese, wie auch Kiel - Ostholstein der Verkehr manchmal ein fast nicht zu bewältigender war. Oft genügten Züge mit über 20 Wagen nicht, die große Anzahl Touristen fortzuschaffen, sodas noch Sonderzüge abgelassen werden mußten.18. August • Die Eröffnung der ganzen Bahnstrecke Gremsmühlen - Lütjenburg darf zum 1. September d. J. erwartet werden. Schwierigkeiten macht bekanntlich die Strecke Schmiedendorf - Lütjenburg, wo der Untergrund nicht stehen wollte. Jetzt sind auch diese Schwierigkeiten überwunden und über die Kossau führt eine prächtige Brücke, von wo aus dem Auge eine wunderhübsche Aussicht nach beiden Seiten darbietet.20. August • Sonnabend Nachmittag, als der von Blankenese nach Altona abgelassene Eisenbahnzug die Station Flottbek passirt hatte, hielt derselbe plötzlich an. Es stellte sich heraus, daß der Heizer von der Lokomotive gefallen war. Man fand den Verunglückten in einiger Entfernung bei den Schienen liegen. Wie durch ein Wunder war er übrigens mit einer leichten Verletzung am Ohr davongekommen.24. August • Eine 70 Kilometer lange militärische Feldbahn, die in einer Woche in der Lüneburger Haide erbaut worden ist, erstreckt sich jetzt durch den Haidestrich von Uelzen nach Celle und ist die größte der bisherigen Feldbahnen. Die Soldaten, die dieses Kunststück fertig gebracht haben, fahren auf der neuen Linie hin und her; Einer ist Lokomotivführer, der andere Zugführer, Schaffner, Telegraphist, Heizer, Weichensteller usw. Natürlich sind die Soldaten auch zugleich Fahrgäste. Sie üben sich im Verladen und Transportiren, wozu ihnen einige Hundert Wagen, 50 Lokomotiven und Materialien zur Verfügung gestellt sind. Ein interessantes Schauspiel bot das Legen einer Eisenbahnbrücke Nachts über den Allerfluß im Neustädter Holze bei Celle. Bei dem Scheine feldmäßiger Beleuchtung hantirten die Soldaten ameisenartig, und im Hintergrunde ertönten die taktmäßigen Hammerschläge der Feldschmiede, welche das weißglühende Metall verarbeitete.Anmerkung, da es auch Auswirkungen auf die Eisenbahn hatte: Mitte August brach in Hamburg die Cholera - ein unbehandelt oft tödlicher Brechdurchfall - aus. Am 23. August wurde die Cholera offiziell an das kaiserl. Gesundheitsamt zu Berlin gemeldet. Die Epidemie wütete rund 10 Wochen lang, in Hamburg starben über 8500 Menschen. Donnerstag, 25. August • Seit Dienstag Abend sind die Herren Kreisphysikus Dr. Reimann und Stabsarzt Dr. Müller auf dem Bahnhofe Neumünster stationirt, um bei jedem ankommenden Zuge in sämmtlichen Koupees Nachfrage nach etwa unterwegs erkrankten zu halten, eventuell die erste Hülfe zu leisten und sofort Vorbeugungsmaßregeln gegen die Einschleppung der Cholera treffen zu können.27. August • Seitens der Königl. Staatsbahnverwaltung sind auf den Bahnhöfen Altona, Elmshorn und Neumünster, als den Knotenpunkten des holsteinischen Eisenbahnverkehrs, anläßlich des Auftretens der Cholera in Hamburg und Altona Besichtigungsstationen eingerichtet worden.29. August • Am Freitag entgleiste unweit der Station Rickling ein in voller Fahrt befindlicher Güterleerzug. Die Maschine bohrte sich tief in den Sand ein, während eine Anzahl der dahinter laufenden Güterwagen ebenfalls entgleisten, sich auf einander türmten und erheblich beschädigt wurden. Ein Bremser, welcher stark verletzt wurde, mußte nach Rickling geschafft werden, während das übrige Zugpersonal mit dem bloßen Schreck davonkam. Die Strecke Neumünster – Schwarzenbeck ist durch den Unfall, da Maschine und Wagen neben dem Geleise liegen, nicht gesperrt.10. September • Aus Grünthal wird berichtet: Die Arbeiten für die Verlegung der Westholsteinischen Eisenbahn über die beiden großen Eisenbahndämme und die Hochbrücke werden zum 16. September fertig gestellt werden. Die Bohlen sind schon gelegt, auch das nöthige Schienenmaterial liegt an Ort und Stelle und bedarf nur der Zusammenfügung.12. September • Auf der dänischen Grenzstation Wamdrup verkehren die Personen- und Güterzüge, nur das Erstere keine Fahrgäste mit sich führen, während die Letzteren eher größer sind als vorher, da manche Güter, die früher mit Schiffgelegenheit versandt wurden, jetzt zur Vermeidung der für die Letztere geltenden Quarantäne auf dem schnelleren Bahnwege befördert werden. Das ankommende deutsche Beamtenpersonal wird von den wachthabenden Ärzten untersucht und begiebt sich dann schleunigst in seine Quartiere so lange, bis die Abreise nach Süden wieder stattfindet. Die Grenze ist durch dänisches Militär abgesperrt, diese haben alle die volle Bewaffnung nebst je 10 scharfen Patronen.14. September • Laut Verfügung des Eisenbahnministers Thielen fallen von heute ab wegen Abnahme des Personen-Verkehrs in Folge der Cholera-Epidemie folgende Schnellzüge aus: Vorm. 8,20, Nachm. 2,42 und Abends 10,55 von Hamburg nach Kiel, Vorm. 9,45 von Neumünster nach Hamburg (der Zug Vorm. 9,05 von Kiel geht also nur bis Neumünster), Nachm. 2,13 und Abends 8,30 von Kiel nach Hamburg resp. Altona, Vorm. 7,30 von Hamburg nach Hoyer Schleuse und Nachm. 3,40 von Tondern nach Hamburg. • Seitens der Königlichen Eisenbahndirektion zu Altona resp. der Direktion der Hamburg-Lübecker Eisenbahngesellschaft ist angeordnet worden, daß der Cholera-Erkrankung verdächtige Reisende auf den nachfolgenden Stationen ausgesetzt werden sollen: Elmshorn, Neumünster, Kiel, Rendsburg, Schleswig, Flensburg, Apenrade, Tondern, Itzehoe, Heide, Husum, Ploen, Neustadt, Reinbek, Schwarzenbek, Wandsbek, Oldesloe. Auf anderen als den genannten Stationen darf kein der Cholera-Erkrankung verdächtiger Reisender den Zug verlassen. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark event. entsprechender Haft bestraft.19. September • Mit dem Neubau des Bahnhofs-Gebäudes in Gremsmühlen wird noch im nächsten Monat begonnen werden. – Das Gebäude, ein zweistöckiger massiver Bau, wird in dem Dreieck zu stehen kommen, welches durch die Bahnlinie nach Kiel, die nach Lütjenburg und die Chaussee von Gremsmühlen nach Malente gebildet wird, und wird im Erdgeschoß außer dem Dienstbureau ein großes Wartezimmer I. und II. Klasse und ein gleiches III. Klasse erhalten. – Eine Restauration wird, um den Hotels hierselbst keinen Abbruch zu thun, nicht eingerichtet werden. – Das jetzige Stationsgebäude wird später als Güterschuppen benutzt werden. – Da die Geleisanlagen auch bedeutend erweitert werden sollen, so wird auch der Lauf der Schwentine verändert und die Eisenbahnbrücke etwas mehr nach Eutin hin verlegt werden. Auch hiermit wird schon in allernächster Zeit begonnen werden. • Der Bau der Endstrecke Schmiedendorf – Lütjenburg ist nunmehr fertiggestellt., sodaß am 1. Oktober diese dem Betriebe übergeben wird. Am gleichen Tage wird auch die Bahnhofswirthschaft, welche einem Wirth Peters übertragen ist, eröffnet werden. – Die Züge werden von der Jnbetriebnahme der neuen Strecke an in Schmiedendorf nicht mehr halten, sondern bis Lütjenburg durchfahren.24. September • Der neue Winterfahrplan für den Verkehr vom 1. Oktober 1892 an ist nunmehr erschienen. Dieser hat eine ganze Anzahl Verkehrseinschränkungen mit sich gebracht. Was speziell unsere ostholsteinische Bahn anbetrifft, so ist es neben dem Ausfall der Abendzüge die Einziehung der seit diesem Sommer kursirenden Güterzüge, welche nachtheilig auf den Verkehr einwirken wird. • Dazu schreibt ein Korrespondent aus dem Fürstenthum Lübeck: „Sicheren Vernehmen nach beabsichtigt die Königliche Eisenbahndirektion in Altona den Fahrplan der Ostholsteinischen Bahnen in der Weise umzugestalten, daß dem reisenden Publikum sowohl wie der Bevölkerung der Städte und Landkreise des östlichen Holsteins und des Fürstenthums Lübeck die größten Nachtheile erwachsen. Es sollen, wie man sagt, aus Sparsamkeitsrücksichten die regelmäßigen Güterzüge wieder eingehen und statt der Personenzüge die früheren kombinirten Züge, die der Volkswitz mit dem treffenden Namen „Bummelzüge“ bezeichnet, wieder eingeführt werden, bekanntlich verbunden mit kürzeren oder längeren Aufenthalten und Hin- und Herfahren auf den Bahnhöfen je nach Bedürfniß des Güterverkehrs. Die Zeitdauer der Fahrt zwischen Eutin einerseits und Kiel resp. Neumünster andererseits wird dann selbstverständlich eine erheblich längere werden. Man sollte eigentlich nicht annehmen, daß bei dem recht bedeutenden Güterverkehr der ostholsteinischen Bahnen, der in diesem Jahre durch die reichliche Ernte sich ohne Frage erheblich steigern wird, eine so offenbare Verschlechterung des Fahrplans in’s Auge gefaßt werden konnte.“1. Oktober • Der Bahnverkehr in Neumünster hebt sich jetzt wieder bedeutend, nachdem die Cholerafurcht in Folge der stetigen Abnahme der Seuche in Hamburg und in Folge Aufhebung vieler Verkehrshemmnisse nicht mehr in dem Maße die Menschen beherrscht, wie die vorhergehenden Wochen hindurch. Die Züge von Hamburg sind fast sämmtlich gut besetzt und auch die nach Hamburg fahrenden Züge werden wieder von vielen Reisenden benutzt. Allerdings, wer über Hamburg hinaus will, benutzt auch jetzt in der Regel noch die Route Oldesloe – Schwarzenbek, aber die blasse Cholerafurcht die während der Hamburger Schreckenszeit Alles ergriffen zu haben schien, ist einer bedeutend ruhigeren und verständigeren Auffassung gewichen.4. Oktober • Nach langem Warten ist endlich der Eisenbahnbau soweit vollendet, daß die letzte Strecke von Schmiedendorf bis Lütjenburg hat in Betrieb genommen werden können. Am 1. Oktober, Morgens 7 Uhr, wurde der erste Zug vom Bahnhofe in Lütjenburg abgelassen. Trotz der frühen Morgenstunde hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden, um diesem Vorgange, den man schon so lange sehnsüchtig erwartet hatte, zuzuschauen. Eine besondere Feier fand nicht statt. Die für den Betrieb benutzten Gebäude auf der Station Schmiedendorf werden abgebrochen werden, wie denn bereits der Lokomotiv Schuppen nach dem Bahnhofe Lütjenburg versetzt worden ist. • Nachdem staatlicherseits gegen die Erbauung einer Eisenbahn Elmshorn – Barmstedt Einwendungen nicht erhoben und der Betrieb durch eine Privatgesellschaft erlaubt worden ist, hat das betreffende Komitee beschlossen, die Vorarbeiten nunmehr ausführen zu lassen und mit denselben den Erbauer der Gremsmühlen-Lütjenburger Bahn zu betrauen. Nach Beschaffung der Vorarbeiten, Feststellung der Bahnlinie soll alsdann zur Ausführung des Baues eine Aktiengesellschaft gegründet werden.6. Oktober • Die Hochbrücke bei Grüntal wurde am Sonntag dem öffentlichen Verkehr* übergeben. Zu diesem Zwecke waren mehrere Herren aus Berlin erschienen, und außerdem hatte sich ein zahlreiches Publikum eingefunden. Reichlich 20 Wagen fuhren nach einander über die Brücke, und verlief die Fahrt ohne jede Störung, ja, ohne daß irgend ein Pferd scheute. Allerdings wird mehrfach über die Glätte der Brückenbohlen, sowie über die steile Auf- und Abfahrt der Brücke geklagt. Ob aber, wie vielfach befürchtet wird, die Passage der Brücke mit Lastfuhrwerk sehr schwierig und bei Glatteis gefährlich ist, wird die Erfahrung zeigen.* --> gemeint ist der Straßen- und Fußgängerverkehr. 9. Oktober • Die Königliche Eisenbahndirektion zu Altona erläßt eine Bekanntmachung, nach welcher die aus Anlaß der Cholera-Epidemie vorübergehend aufgehobenen Schnellzüge auf den Linien Hamburg – Kiel resp. Hamburg – Hoyer Schleuse von Montag, den 10. d. Mts., wieder befördert werden.11. Oktober • Der Streckenarbeiter Schröder wollte nach beendigter Arbeit heimkehren und benutzte dazu das Schienengeleise. Unterwegs bei Eutin wurde er auf den neben einander laufenden Geleisen der Eutin-Lübecker und der ostholsteinischen Bahn, als er dem von Lübeck kommenden Zuge ausweichen wollte, von dem Zylinder des Neustädter Zuges erfaßt und umgeworfen. Der Unglückliche blieb besinnungslos liegen und wurde ins Hospital gebracht.20. Oktober • Am 15. d. Mts. ist die neue Eisenbahn-Linie Tönning – Garding dem Verkehr übergeben. • Mit dem Heizen der Personenzüge im Königlichen Eisenbahn-Direktionsbezirk Altona ist mit dem heutigen Tage begonnen worden. Die von Kiel gehenden Züge werden, damit sämtliche Koupees bei Abgang ordentlich durchwärmt sind, bereits cirka eine Stunde vorher am Kopfe von der Lokomotive sowie am Schlusse durch einen eigens dazu eingerichteten Dampfwagen geheizt, sodaß auch die letzten Koupees von den Reisenden benutzt werden können, ohne daß man zu befürchten braucht, Kälte zu verspüren, wie es früher bei Dampfheizung in den letzten Wagen ja oft der Fall war.23. Oktober • Jn letzter Zeit wird in Bramstedt wieder lebhaft agitirt für eine Eisenbahn, die sich an die von Hamburg projektirte Bahn Hamburg – Ohlsdorf anschließen soll. Dieselbe soll über Langenhorn nach Neumünster bezw. nach Boostedt* oder über Bramstedt nach Wrist gehen. Die Stimmung für das Projekt scheint aber nur lau zu sein, da Geldmittel zu den Vorarbeiten nicht zugesagt sind.* --> gemeint ist die Bahnstation Kleinkummerfeld, die damals (bis 1916) noch Boostedt hieß. 30. Oktober • Die Frage der Anlage eines Zentralbahnhofes für unsere Stadt Schleswig wird jetzt wieder lebhaft erörtert. Als Platz ist der Grund und Boden von Hotel „Stadt Hamburg“ ausersehen. Man hat sich hier schon seit Jahren mit der Hoffnung getragen, daß der jetzt in Jübeck bestehende Bahnhof in der Art verlegt werde, daß die Abzweigung nach Husum und Tönning von hier aus geschehe. Ob es möglich sein wird, diesen weitgehenden Plänen gerecht zu werden, dürfte sich erst in Zukunft zeigen.4. November • Demnächst werden etwa 100 Arbeiter in Thätigkeit kommen, um die durch den Neubau eines Bahnhofsgebäudes in Gremsmühlen nothwendig gewordene Regulirung der Schwentine, über welchen jetzt die Brücke am östlichen Ende der Bahn hinwegführt, soll zugeschüttet werden und dafür einige hundert Meter östlich zur Überführung der Bahn ein Durchlaß neu angelegt werden. Die Vorarbeiten haben schon begonnen, der Bahndamm wird bereits ab- und der neue Schwentinelauf ausgegraben.5. November • Die Vorarbeiten für die Bahn Elmshorn – Barmstedt sind dem Regierungsbaumeister Steinfeld für 200 Mk. per Kilometer übertragen. Die Bahnlinie ist nördlich von der Chaussee gewählt. Bahnhöfe sind vorgesehen in Elmshorn, Offenau, Voßloch und Barmstedt. Die Baukosten stellen sich auf 50 000 Mk. per Kilometer. Die Länge beträgt 9 Kilometer. • Zu den Rückgängen der Einnahmen aus dem Personenverkehr: Am stärksten trat der Ausfall im Bezirk der Eisenbahndirektion Altona hervor, dessen Personengeldeinnahmen im September um mehr als 50 Prozent hinter dem gleichen Monat des Vorjahres zurückgingen. Während anfänglich die von Hamburg ausgehenden Züge noch ziemlich stark benutzt waren, wurden die in entgegengesetzter Richtung verkehrenden Züge fast leer gefahren. Später nahm der Personenverkehr auch von Hamburg her, dergestalt ab, daß z. B. der Schnellzug 1 (ab Hamburg 8,45 Morgens) am 6. September ohne jeden Reisenden, am 7. September nur mit einem, am 8. September nur mit zwei Reisenden, von Hamburg abfuhr. Das Auftreten der Cholera in Hamburg und die sich mehrenden Erkrankungen an andern Orten hatten demnächst in schneller Folge zahlreiche Verkehrsbeschränkungen, Einfuhr- und Durchfuhrverbote, sanitätspolizeiliche Kontrolen der Reisenden, Quarantänen und dergleichen seitens vieler inländischer Behörden, wie auch seitens der benachbarten Staaten veranlaßt, welche auf den Reiseverkehr höchst ungünstig zurückwirken mußten. Mit der im laufenden Monat eingetretenen und bisher stetig fortgeschrittenen erfreulichen Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse haben, dem Wiederaufleben des Verkehrs, diese Verkehrsbeschränkungen größtentheils nach und nach wieder beseitigt werden können.Donnerstag, 10. November • Am Sonnabend fand die Probebelastung* der Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Grünthal statt. Das Resultat fiel glänzend aus. • Der Ortschaft Grünthal an der Westholsteinischen Bahn ist durch höheren Orts erlassene Verfügung die Bezeichnung „Grünenthal“ erlassen worden, welche nach alten Akten die richtigere sein soll.* --> gemeint ist mit mehreren Lokomotiven. 11. November • Über die Reise* des Kaisers nach Grünenthal zur Besichtigung der Hochbrücke: Jm Kommissionshause, nahe der Hochbrücke, nahm der Kaiser ein Frühstück ein und besichtigte von hier aus die Hochbrücke, wobei ihm Geheimrath Koch Vortrag hielt. Nach ca. 10 Minuten verließen die Herrschaften das Kommissionshaus, und der Kaiser ging nun mit Gefolge unterhalb der Brücke hindurch auf die entgegengesetzte Seite der Itzehoer Chaussee. Während der Kaiser hier noch weilte, wurde über die Hochbrücke der Sonderzug des Kaisers, welcher von dem alten Geleise der Westholsteinischen Eisenbahn bei der Hademarscher Weiche auf die neue Bahnstrecke geleitet war, geführt und hielt am Ende der Brücke an der Albersdorfer Seite. Der Kaiser stieg an dem südlichen Damme die 96 Stufen zählende Treppe nach der Hochbrücke hinauf; ihm folgte Prinz Heinrich und das Gefolge. Nach einem kurzen Rundblick gingen die hohen Herrschaften die Brücke entlang dem Sonderzuge zu. Der Kaiser verabschiedete sich und bestieg dann mit Gefolge den Salonwagen wieder, um über Heide weiterzufahren. Die Besichtigung währte eine Stunde.--> fand am 9. November statt 17. November • Über die neue Hochbrücke bei Grünthal mehren sich die Klagen der Fuhrwerksbesitzer, denn dem einen ist die Steigung auf der Westseite zu stark und meint, die Schlucht vor der neuen Strecke hätte ausgefüllt werden müssen, damit wäre die Auffahrt bis zur Brücke um ein Bedeutenes erleichtert worden; der andere findet das Geländer auf der Brücke nicht hoch genug und glaubt, daß wenn Pferde auf der Brücke scheu werden, diese das Geländer überspringen können und in die Tiefe stürzen werden. Darin stimmen aber alle Rosselenker überein, daß die Schlagebäume zum Abschließen der Chaussee viel zu kurz vor die Brücke gelegt worden sind. Wenn erst das Dampfroß die Brücke passirt, werden vielleicht von Seiten der Kanalkommission andere Vorsichtsmaßregeln getroffen, um ein größeres Unglück zu vermeiden, Schlagbäume an jeder Seite der Auffahrt zur Brücke, dort, wo die alte Chaussee nach der neuen abbiegt, angebracht werden. • Seit einigen Tagen wird die bisherige Eisenbahnlinie Eidelstedt – Altona abgebrochen, und man ist eifrig damit beschäftigt die Schienen wegzuschaffen. Das Terrain wird der Stadt Altona überlassen, welche nunmehr auf dieser Linie eine Fahrstraße für Fuhrwerke herstellen will. – Die Züge von Kiel biegen jetzt gleich hinter Eidelstedt rechts ab, durchfahren auf der Westseite den Rangirbahnhof Langenfelde, der mehr als 15 Geleise nebeneinander aufzuweisen hat und schwenken dann kurz vor dem alten Güterbahnhof vor Altona wieder in die frühere Linie ein.--> auf dieser Geogreif-Karte von 1906 kann man sehr schön erkennen, wo die alte Bahntrasse entlang lief: [geogreif.uni-greifswald.de] 20. November • Am Freitag Nachmittag kurz nach 6 Uhr wurde in Neumünster ein Fuhrwerk, welches von einem dreizehnjährigen gelenkt wurde, als es den Eisenbahnübergang der Rendsburger Straße nach dem Westholsteinischen Bahnhofe passiren wollte, von den heruntergelassenen Zugbarriéren eingeschlossen und von dem eben nach Heide abgehenden Personenzug Nr. 1068 erfaßt und total zertrümmert. Der Knabe kam mit dem bloßen Schrecken davon und wurde auch von den beiden Pferden nur das eine geringfügig beschädigt. Der Zug konnte, da derselbe keinen Schaden genommen hatte nach kurzem Aufenthalt die Fahrt fortsetzen. • O.T.: Große Aufregung ruft die Entscheidung des Eisenbahnministers Thielen hervor, daß der nördliche Theil der Hauptstrecke Hamburg - Elmshorn - dänische Grenze und zwar von Tondern an, voraussichtlich zum 1. Dezember zu einer Sekundärbahn gemacht werden soll; die Zahl der Bahnbeamten wird beschränkt; fast alle Bahnwärterposten werden eingezogen. Die Bahnübergänge bleiben künftig Tag und Nacht unbeaufsichtigt; die Direktion der Marschbahngesellschaft hat seiner Zeit den Besitzern des Bodens bei der Enteignung die Bewachung der Übergänge zugesagt; dementsprechend sind die Entschädigungssummen niedriger ausgefallen. Es fragt sich deshalb, ob jetzt die Staatsbahnverwaltung berechtigt ist, die Hauptbahn ohne Weiteres in eine Sekundärbahn zu verwandeln; in nächster Zeit werden Versammlungen einberufen, um energischen Protest zu erheben.--> schon eine Woche später wurde gemeldet, das diese Absicht nach dem erhobenen Widerspruch wieder aufgegeben wurde. 24. November • Dienstag Vormittag entgleiste in Kiel auf dem Personenbahnhofe unweit der Halle in einer Weiche ein Kohlenwaggon, wodurch das Abfahrtsgeleise nach Bordesholm wie nach Preetz gesperrt wurde, und mußten daher die Personenzüge 10,10 nach Altona und 12,30 nach Ascheberg von dem Ankunftsbahnsteig abgelassen werden.27. November • Die Herstellung einer Eisenbahn von Itzehoe über Schenefeld und Rendsburg nach Kiel ist in der Vorbereitung begriffen; die Vermessungsarbeiten von Itzehoe nach Rendsburg sollen binnen Kurzem beginnen. Dieselben sind von Rendsburg bis Kiel bereits vollständig angefertigt und die Linie festgestellt. Die Ausführung wird durch eine Privatgesellschaft erfolgen. • Über den Umbau des Hamburger Bahnhofs ist zwischen der preußischen Staatsbahnverwaltung und dem Hamburgischen Senat ein vorläufiges Übereinkommen getroffen worden, dessen wichtigste Punkte folgende sein dürften: Die Verbindungsbahn zwischen Hamburg und Altona wird mit vier Geleisen ausgerüstet, von denen je zwei dem Stadt- und dem Fernverkehr dienen. Der Zentralbahnhof wird sämtliche in Hamburg einmündenden Linien aufnehmen und den Namen Steinthor-Bahnhof erhalten. Der bisherige Berliner Bahnhof fällt weg, ebenso der Lübecker und Hannoversche Bahnhof. Jm Norden der Stadt, zwischen Moorweide und dem Botanischen Garten, wird ein zweiter neuer Bahnhof (Dammthorbahnhof) errichtet, außerdem wird es noch einen Bahnhof Sternschanze geben. An der Nordseite der Elbbrücke und auf der Veddel werden Haltestationen für den Personenverkehr angelegt. Für den Güterverkehr ist der bisherige Berliner und Hannoversche Güterbahnhof zu erweitern und eine eingeleisige Güterbahn Wandsbeck – Rothenburgsort herzustellen, für später aber ist eine Güterumgehungsbahn von Rothenburgsort nach Langenfelde in Aussicht genommen.8. Dezember • Am Sonnabend entgleiste beim Rangiren des letzten Personenzuges auf dem Gremsmühlener Bahnhof ein Güterwagen, in einer Weiche, welche in Folge des Schneetreibens nicht ordentlich geschlossen hatte. Nachdem der Wagen nach vieler Mühe wieder in das Geleise gehoben war, konnte der Personenzug mit ungefähr einer Stunde Verspätung die Reise nach Kiel fortsetzen.13. Dezember • Die preußischen Eisenbahnen resp. die Bahnhöfe und die Eisenbahnwagen werden nicht der Reklame dienstbar gemacht werden. Ein bezüglicher Vorschlag, welcher dem Fiskus Erträge von mehreren Millionen aus dieser Einnahmequelle in Aussicht stellte, ist endgültig abgelehnt worden. Unter den Gründen, die zu diesem Entschlusse Veranlassung gegeben haben, ist auch der ausschlaggebend gewesen, daß man durch die staatliche Organisation des Anzeigenwesens die Privatindustrie nicht schädigen wolle.15. Dezember • Die neue Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands, die am 1. Januar kommenden Jahres in Kraft tritt, schreibt die Signale zum Einsteigen mit der Bahnsteigglocke nicht mehr vor. Die Behörde geht dabei von dem Gesichtspunkte aus, daß auf den größeren preußischen Staatsbahnstationen, auf denen oft Züge zu gleicher Zeit oder kurz hinter einander zur Ablassung kommen, diese Signale oft nur geeignet waren, Verwirrung hervorzurufen, ja man ja immer nicht wissen konnte, für welchen Zug das Anschlagen der Glocke eigentlich Geltung hatte. Auf den preußischen Staatsbahnen hatte man deshalb schon vor längerer Zeit diese Signale auf solchen Stationen beseitigt. Vom 1. Januar ab werden die Signale nun überall fortfallen.18. Dezember • Nachdem die Hochbrücke über den Nord-Ostseekanal bei Grünenthal schon seit Längerem dem Wagenverkehr der Chaussee übergeben gewesen ist, werden von voriger Woche an auch die Eisenbahnzüge der Westbahn über dieselbe gehen und demzufolge die bisherige Station „Grünenthal“ in der Nähe von Beldorf eingehen. Um indeß den Verkehr bis an diesem Punkt des Kanals aufrecht zu erhalten, ist auf dem östlichen Bahndamm, unmittelbar vor der Hochbrücke, eine neue Station* für den Personenverkehr errichtet.* --> hier handelte es sich um einen Haltepunkt, der ebenfalls den Namen „Grünenthal“ trug, er wurde zum 1. Mai 1896 wieder aufgelassen. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Hp Beldorf eröffnet. 22. Dezember • Ein Regierungsbaumeister hat bezüglich des Kostenpunktes der Schmalspurbahn Meldorf – Marne – Brunsbütteler Hafen folgenden Kostenanschlag aufgestellt. Die Baukosten der 30 Kilometer langen Bahn werden sich auf 780 000 Mk. Belaufen; dieselben stellen sich so niedrig, weil die Bahn hauptsächlich über den Chausseekörper führt. Man hofft, daß der Personenverkehr gleich groß werden wird, wie auf der Kreis Flensburger Eisenbahn, der Güterverkehr aber sich 2½ mal so groß stellen wird. • Ein Unfall, der leicht schwere Folgen hätte haben können, passirte heute auf dem Bahnhofe in Wankendorf. Als der von Ascheberg nach Neumünster gehende Personenzug heute früh 6 Uhr 30 Min. eingetroffen war, wurden durch das Pfeifen der Lokomotive die Pferde eines Gutsbesitzers, welche ohne Aufsicht hinter dem Stationsgebäude vor einem leichten Wagen standen, plötzlich scheu und rasten mit dem Wagen auf den Perron gegen den Zug an, wobei sich das eine Pferd losriß, jedoch von den anwesenden Stationsbeamten bald eingefangen wurde. Das zweite Pferd jagte mit dem Wagen auf dem Eisenbahndamm die zehn Kilometer lange Strecke nach Bockhorst, woselbst es ermattet ankam und eingefangen wurde. Beide Pferde haben nur leichte Verletzungen davongetragen, während dagegen der Wagen stark beschädigt ist. Da der Zug nach Bockhorst vorsichtshalber nur langsam fahren konnte, weil man befürchtete, das vor dem Zug herjagende Pferd zu überfahren, so verfehlte derselbe in Neumünster sämmtliche Anschlüsse, was namentlich für eine große Anzahl Plöner Kadetten, welche nach dem Süden reisen wollten, recht unangenehm war.29. Dezember • Auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn wurde vor Kurzem unter Beisein einer größeren Anzahl von höheren Eisenbahn- und Postbeamten die probeweise Beleuchtung eines Eisenbahnwagens durch elektrisches Glühlicht vorgenommen. Da der Versuch zu allgemeiner Zufriedenheit ausfiel, so ist anzunehmen, daß die Eisenbahndirektionen in absehbarer Zeit mit der Einführung der elektrischen Wagenbeleuchtung mit Akkumulatoren vorgehen werden, wie dies vielfach schon in anderen Ländern geschehen ist. Auch die Postverwaltung hat seit einigen Monaten die probeweise Beleuchtung von Postwagen vorgenommen, die sich ebenfalls gut bewähren soll.31. Dezember • Wie aus Hamburg berichtet wird, hat die Königl. Eisenbahndirektion in Altona neuerdings den Bau von 216 Lokomotiven vergeben. Es hatten sich 10 deutsche Fabriken um die Lieferung beworben, von denen 8 mit Aufträgen bedacht werden konnten, während zwei Fabriken so hohe Forderungen stellten, daß ihr Angebot keine Berücksichtigung finden konnte. Ausländische Firmen hatten keine Angebote gemacht. Folgende Werke sollen Aufträge erhalten haben: Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft (vorm. Schwarzkopf) 33 Stück, A. Borsig - Berlin 10 St., „Vulkan“ in Bredow - Stettin 19 St., Schichau - Elbing 50 St., Uniongießerei in Königsberg i. Pr. 18 St., Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft in Linden - Hannover 23 St., Henschel & Sohn in Kassel 52 St. und Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft in Grafenstaden - Straßburg 11 St. Die bewilligten Preise betragen je nach Art und Größe der Lokomotiven 54 500 – 24 600 Mk., der Gesammtbetrag beziffert sich auf annähernd 10 Mill. Mk., welcher also der deutschen Jndustrie zu Gute kommt. Zitat 5. Januar • Bei Abfassung des mit Ende vorigen Jahres außer Kraft getretenen Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands hatte man es für selbstverständlich gehalten, daß in den Frauenabtheilungen nicht geraucht werde und deshalb auch eine hierauf bezügliche Bestimmung unterlassen. Die immer freier denkende Damenwelt aber hat den Eisenbahnverwaltungen wiederholt den Beweis geliefert, daß auch Damen rauchen können und in diesem Genusse in den reservirten Frauenabtheilungen des Eisenbahnwagens sich stören zu lassen nicht notwendig haben. Jn die neue, vom 1. Januar d. J. ab gültige Verkehrs-Ordnung ist deshalb das Verbot des Rauchens in den Frauen-Abtheilungen ausdrücklich aufgenommen worden, so daß diejenigen Vertreterinnen des schönen Geschlechts, welche während der Fahrt zu rauchen wünschen, in den allgemeinen Rauchabtheilungen für Damen und Herren Platz zu nehmen haben.7. Januar • Am Montag Nachmittag um 2 Uhr in Altona hielt der vom Norden gekommene, nach Köln bestimmte Zug auf dem Perron des Hauptbahnhofs. Ein Lokomotivführer sollte sich mit 4 leeren Personenwagen vor diesen Zug setzen und denselben nach Hamburg befördern. Hierbei hat er, wie angenommen wird, die ihm gegebenen Signale übersehen. Jn Folge dessen fuhr er mit solcher Heftigkeit gegen den stehenden Zug, daß verschiedene Passagiere und Beamte gegen die Wand geschleudert wurden und Verletzungen davontrugen. Die Wagen wurden beschädigt, insbesondere wurde auch eine Anzahl Fensterscheiben zertrümmert. Der Zug nach Köln setzte bald darauf seine Fahrt fort. Eine Untersuchung ist eingeleitet.10. Januar • Seit einiger Zeit machen sich auf dem neuen, auf die Nord-Ostsee-Kanalbrücke führenden Eisenbahndamm bei Grünenthal an der westlichen Seite bedeutende Senkungen und Rutschungen bemerkbar, so daß eine größere Anzahl Arbeiter aufgeboten ist, um weiteren derartigen Beschädigungen vorzubeugen und die bereits entstandenen auszubessern. Warnungstafeln an der bezeichneten Stelle fordern zum Langsamfahren.14. Januar • Der preußische Eisenbahnminister hat angeordnet, daß für eine Anzahl bisher gebräuchlicher Fremdausdrücke im Eisenbahnwesen in Zukunft einheitliche deutsche Bezeichnungen zur Anwendung kommen sollen. So soll es künftig heißen: Vollspurbahn statt Bahn mit normaler Spurweite, Neben-Eisenbahn oder Nebenbahn statt Bahn untergeordneter Bedeutung (Sekundärbahn), Grundstellung statt Normalstellung, Merkzeichen statt Markirzeichen, Übergänge in Schienenhöhe statt Niveau-Übergänge, Schranke statt Barriere, Bahnsteig statt Perron, Sonderzug statt Extrazug, Gefahrsignal statt Allarmsignal usw. Außerdem wird schon längere Zeit das Wort Abtheil statt des früher gebräuchlichen Koupee gebraucht.17. Januar • Während der Nacht von Donnerstag auf Freitag voriger Woche hatte der ziemlich heftig wehende Südwestwind einen auf dem Bahnhof Garding stehenden Wagen in Bewegung gesetzt und ihn bis über Katharinenheerd hinausgetrieben. Jn der Dunkelheit und bei dem Schneetreiben hatte der Lokomotivführer des Frühzuges Garding–Tönning den Wagen nicht gesehen, und so stieß der Zug auf diesen. Der Wagen wurde aus dem Geleise geschleudert und zertrümmert und die Lokomotive ziemlich arg beschädigt. Die Bahnbeamten und Fahrgäste kamen jedoch mit dem Schrecken davon.19. Januar • Vom königlichen Baurath Heydorn ist die Berechnung zum Bau einer Kleinbahn von Kiel nach Schönberg aufgestellt. Nach dieser werden von den Kosten in Höhe von einer Million 900 000 Mk. für den Bau, 100 000 Mk. für den Landerwerb gerechnet. Er ist der Ansicht, daß die Kleinbahn normalspurig und so gebaut werden müsse, daß auch größere Wagenladungen als solche von 10 000 kg direkt von anderen Bahnen übergeführt werden können. • Der Kreistag in Rendsburg hat sich für die Anlage der Schmalspurbahn nach Hohenwestedt mit Abzweigung nach Itzehoe erklärt und wird den Bahnbau mit 400 000 Mk. unterstützen. Der Bau der Schmalspurbahn von Rendsburg nach Hohenwestedt soll noch diesen Herbst fertig gestellt werden. Für das nächste Jahr ist die Verlängerung von Hohenwestedt nach Kellinghusen in Aussicht genommen.24. Januar • Die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona läßt jetzt bei einer größeren Anzahl Schnell- und Güterzuglokomotiven den Führerstand auch nach der Rückseite hin vollständig zubauen, und zwar soll hierdurch erprobt werden, ob durch diesen Schutz die Gesundheit des Lokomotivpersonals besser erhalten wird. Die Tendermaschinen, die vor- und rückwärts fahrend auf Strecken verwendet werden, hatten diese Einrichtung schon vor einigen Jahren erhalten, jedoch bisher noch nicht die großen Lokomotiven, welche auf der Strecke fast nur vorwärts fahren. • Als gestern Vormittag der Zug von Altona in Neumünster eingelaufen war, stiegen verschiedene von dort gekommene Personen um, die nach Kiel weiterfahren wollten. Die vorderen Wagen des Kieler Zuges waren stark besetzt, infolgedessen 6 Personen in den letzten Wagen einstiegen. Sie schlossen vorsichtig die Koupeethüre ab, damit weiterer Zuzug thunlichst verhindert würde. Es stieg auch niemand mehr ein bei ihnen. Jnzwischen dauerte es etwas lange mit der Abfahrt und die Altonaer wurden schon unruhig. Endlich setzt sich der Zug doch in Bewegung, nur geht‘s langsam, wie man es gar nicht mehr gewöhnt ist. Man öffnet das Koupeefenster, schaut hinaus, und ....... sieht, daß der letzte Wagen vom Kieler Zuge abgehängt worden ist und nun von einem Rangir-Pferde fortbewegt wird, um auf ein anderes Geleise gebracht zu werden.28. Januar • Ein neues Eisenbahn-Signal-System dürfte demnächst auf den deutschen Bahnen zur Verwendung gelangen. Dasselbe besteht aus drei elektrischen Leitungen, die zwischen den Schienen liegen und den auf den Stationen wie auf den Lokomotiven erzeugten Strom fortleiten. Dieser Strom bewirkt in erster Linie das selbstthätige Läuten der Lokomotivglocken in der Nähe von Bahnübergängen und ermöglicht eine Verbindung zwischen den Zügen und den Stationen, sowie zwischen den auf dem gleichen Geleise fahrenden Zügen und zwischen den Bahnhöfen und den Bahnwärtern und den Weichenstellern. Ferner dienen besagte Leitungen dazu, den Lokomotivführer zu warnen, wenn ihn ein Zug überholt oder ein solcher ihm entgegenkommt, oder wenn das Geleise durch irgend ein Hinderniß versperrt ist. Vor allem verhindert die neue Erfindung falsche Weichenstellungen und damit die Gefahr von Entgleisungen. Das neue System ist von einem Deutschen erfunden worden. • Unser Pferdebahnwesen in Hamburg wird in nächster Zeit eine bedeutende Umgestaltung erfahren, indem alle Halteplätze aus der Stadt entfernt werden sollen und dafür ein durchgehender Betrieb eingeführt werden wird. Hamburg ist noch die einzige Großstadt in Deutschland, wo noch Dampfwagen in den schmalen Straßen geduldet werden; da dieselben schon so vielfach Unglücksfälle verursacht, wobei selbst Menschenleben zu Grunde gegangen, so hat die hiesige Polizeibehörde schon vor einigen Jahren die Verordnung erlassen, daß keine neuen Lokomotiven in Betrieb gesetzt werden dürfen und die vorhandenen, wenn sie schadhaft werden, ausrangirt werden sollen. Sehr geklagt wird hier allgemein darüber, daß die Pferdebahnwagen bei so strenger Kälte, nicht wie in anderen Städten, durch Behälter mit heißem Wasser erwärmt werden. Das Hamburger Publikum ist aber sehr geduldig und es längst gewohnt, daß solche guten Einrichtungen erst einige Jahre später hier eingeführt werden, nachdem sie selbst in Mittelstädten nichts Neues mehr sind.2. Februar • Es ist das Projekt aufgetaucht, die Altona-Kaltenkirchener Spurbahn über Schmalstedt – Bimöhlen – Großenaspe – Bostedt bis Neumünster auszubauen, in welcher Veranlassung eine Versammlung nach Großenaspe einberufen ist. • Das Sparsamkeits-System der Altonaer Eisenbahn-Direktion dokumentirt sich leider in bedenklicher Weise. Wie jetzt gemeldet wird, sollen die Schnellzüge zwischen Hamburg und Berlin zur Nachtzeit, vom 15. Februar aufgehoben werden, weil sie den erwarteten finanziellen Erfolg nicht gebracht haben. Für die beiden ersten Städte des Reiches ist diese Maßregel ein erheblicher Nachtheil, und hatte bereits im Herbst die Reichs-Postverwaltung gegen die Aufhebung dieser Züge entschieden protestirt. Die Veränderung wird auch auf Schleswig-Holstein ihren Einfluß ausüben.4. Februar • Die Maßnahmen zur Einführung der Sonntagsruhe im Eisenbahnverkehr haben so mancherlei Unzuträglichkeiten gehabt, daß deren weitere Durchführung ernstliche Verkehrsstörungen besorgen ließ. Es ist aber den Königlichen Eisenbahndirektionen aufgegeben worden, von denselben abzusehen, soweit die Verkehrsinteressen dies erfordern.7. Februar • Jn Flensburg sind seit dem 1. April v. J. 30 000 Perronkarten (die also nur den Jnhabern das Betreten des Perrons gestatten) à 10 Pfg. verkauft worden.8. Februar • Vom Vorstande und Aufsichtsrathe des Nordseebades Wittdün auf Amrum wurde der Beschluß gefaßt, eine Spurbahn von Wittdün nach Kniepsand anlegen zu lassen, welche bereits bis zum 1. Juni zum Betrieb fertiggestellt werden soll. • Nach der neuen Verkehrsordnung ist für den mit durchgehenden Fahrkarten versehenen Reisenden der Aufenthalt in den Warteräumen der Bahnhöfe bis zum Abgange des nächstzubenutzenden Zuges gestattet – in der Zeit von 11 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens jedoch nur, soweit die Räume während dieser Zeit ohnedies geöffnet sein müssen. Die Unzuträglichkeiten, die für derartige Reisende durch den Zwang der Räumung des Warteraumes gerade während der Nachstunden entstehen, haben den Minister der öffentlichen Arbeiten veranlaßt, anzuordnen, daß von der erwähnten Ausnahmebestimmung in tunlichst geringem Umfange Gebrauch gemacht werden möge. Die preußischen Staatsbahnverwaltungen sind deshalb angewiesen worden, die Verhältnisse der einzelnen Bezirke näher zu prüfen und zum Mindesten für die wichtigeren Übergangsstationen von einer Bahnlinie zur anderen entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Reisenden, denen die Weiterreise an dem nämlichen Tage in Folge Zugverspätung unmöglich gemacht wird, ist bis Abgang des nächsten Zuges der Aufenthalt im Warteraum stets zu gestatten.14. Februar • Als Kuriosum wird gemeldet, daß seit dem Bestehen der Bahn Wesselburen – Büsum, also in rund 10 Jahren, am 31. Januar d. Js. auf Station Reinsbüttel das erste Billet zweiter Klasse nach Osterhof gelöst wurde.17. Februar • Neue Eisenbahnprojekte treten jetzt von Tag zu Tag auf. Von Neumünster aus taucht jetzt ein Projekt auf, bei dessen Ausführung auch unsere Stadt Preetz in hervorragender Weise betheiligt ist und zwar handelt es sich um eine direkte Bahnverbindung zwischen Neumünster und Preetz. Wenn es irgend möglich ist, soll das bestehende Projekt Kaltenkirchen – Neumünster verlängert werden, und zwar über Tasdorf, Großharrie, längs der Preetzer Landstraße nach Dosenbeck, Warnau, Nettelsee und Preetz. Es herrscht in den von dieser Strecke berührten Ortschaften ebenfalls großes Jnteresse für die Sache, und werden die betreffenden Gemeinden sicher den erforderlichen Grund und Boden zum Bahnkörper hergeben.18. Februar • Bei Gelegenheit der verschiedenen Entwürfe zu Kleinbahnen in Schleswig-Holstein dürfte es nicht uninteressant sein, darauf hinzuweisen, daß sich in Hamburg eine Aktiengesellschaft zur Förderung des Baues von Bahnen niederer Ordnung befindet, welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, den Bau von Kleinbahnen zu fördern. An der Spitze dieses Unternehmens unter dem Geschäftshause Lenz & Co. steht der Geheime Kommerzienrath Lenz in Stettin, welcher das Haus Krupp und hervorragende deutsche Bankinstitute zur Seite hat. Zur Ausführung des Unternehmens sind bereits zwei Zentralstellen eingerichtet, die eine in Stettin, die zweite in Altona. Die letztere ist dem aus dem Staatseisenbahndienst beurlaubten Königl. Regierungsbaumeister Franck unterstellt, der in seiner Eigenschaft als Betriebsdirektor der Eckernförde-Kappelner schmalspurigen Eisenbahn auf dem Gebiet des Kleinbahnwesens eine reiche Erfahrung hat erwerben können und der vor einigen Jahren und jetzt auch wieder, wie es scheint, der Verwirklichung näher gerückte Bahnlinie Rendsburg – Itzehoe berechnete, dessen Berechnung und Plan also für diese Bahnlinie grundlegend war. Die Verwaltung der Bahnen bereitet aber große Schwierigkeiten, einerseits weil Personen, welche in Eisenbahnbetrieb, Verkehr und Verwaltung, namentlich bezüglich der Kleinbahn-Unternehmungen, ausreichende Erfahrung besitzen, nur selten zur Verfügung stehen, und andererseits weil die meisten Bahnen nicht in der Lage sein werden, die unverhältnismäßig hohen Kosten einer selbständigen Betriebsverwaltung zu tragen. Durch die Vereinigung des Betriebes einer größeren Zahl von Bahnen in derselben Hand lassen sich große Ersparnisse erzielen. • Ein neues Bauunternehmen taucht im östlichen Holstein auf, nämlich die Anlage einer Tertiärbahn von Neustadt längs der Chaussee über Bliesdorf, Grömitz, Cismar nach Grube. • Mit dem 15. Februar ist der schnellste Zug in Europa, der Nacht-Schnellzug zwischen Berlin und Hamburg, welcher in 3¼ Stunden befördert wurde, eingegangen. Bedauerlicherweise ist auch diese Maßregel eine Folge des jetzt herrschenden Sparsamkeits-Systems.21. Februar • Die mitteleuropäische Zeit, die im inneren Bahndienste bereits seit Jahr und Tag gilt, wird bekanntlich vom 1. April d. J. an auch im äußeren Eisenbahndienste eingeführt werden. Die Bahnhofsuhren werden also von diesem Zeitpunkte an die mitteleuropäische Zeit anzeigen und die öffentlichen Fahrpläne werden unter Anwendung dieser Zeit abgefaßt werden.26. Februar • Seit einigen Tagen laufen in den Zügen von Kiel nach Altona neuerbaute Personenwagen, bei denen sich nicht wie in den alten Wagen an einer der Koupeewände ein Hebel zur Nothbremse befindet, der herumgedreht werden muß, um den Zug in Fällen dringender Gefahr sofort zum Stehen zu bringen, sondern es ist an der Decke der einzelnen Koupees ein rundes Eisenschild mit der Aufschrift „Nothbremse“ angebracht, in dessen Mitte sich ein Messingbügel befindet, der herunterzuziehen ist. Wenngleich diese Neueinrichtung auch bedeutend praktischer ist, als die bisherige, da es sich herausgestellt hat, daß die Bremshebel oft nur schwer herumzudrehen waren, so muß man sich bei dieser Einrichtung doch sehr in Acht nehmen, daß man beim Stehen in dem Koupee sich nicht unwillkürlich an dem Bügel festhält und bei einem eventuellen Stoß des Wagens daran zieht, da hiermit eine Geldstrafe bis zu 100 Mk. verbunden ist.28. Februar • Heute nachmittag entgleiste in Wankendorf aus bisher unaufgeklärte Weise der von Ascheberg nach Neumünster verkehrende Personenzug Nr. 624, und zwar mit der Maschine, dem Packwagen und dem darauffolgenden Personenwagen. Verletzungen von Personen sind nicht vorgekommen. Die Strecke ist bis auf weiteres unpassirbar und wird der Verkehr durch Umsteigen an der Unfallstelle bewerkstelligt resp. Über Kiel geleitet. Die Personen des entgleisten Zuges wurden mittelst Hülfezuges nach Neumünster befördert, versäumten jedoch die Anschlüsse.2. März • Am Dienstag ist eine aus drei Herren bestehende Deputation mit einer aus allen Kreisen der Jnsel unterzeichneten Petition um Verlängerung der Kreis Oldenburger Eisenbahn nach Fehmarn zum Eisenbahnminister abgereist, um in dieser Angelegenheit die bezüglichen Wünsche vorzutragen. Der Petition ist eine Statistik über Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Bedarfsartikel der Jnsel beigegeben.3. März • Der Verkehr der infolge der am Dienstag stattgehabten Entgleisung in Wankendorf gesperrten Eisenbahnstrecke konnte bereits im Laufe des Tages wieder in vollem Umfange aufgenommen werden, nur mußten die Züge die betreffende Stelle im langsamen Tempo passiren. – Schon am Montag, den 27. Februar, Abends war der ostholsteinischen Bahnstrecke Neumünster – Ascheberg ein Betriebs-Unfall vorgekommen. Es wird darüber berichtet: Die Maschine des 9 Uhr 12 Min. von Neumünster nach Ascheberg abgegangenen Personenzuges wurde zwischen Bokhorst und Wankendorf plötzlich defekt und konnte weder rück- noch vorwärts, so daß der Zug auf freier Strecke liegen bleiben mußte. Es mußte sich daher einer der Zugbeamten zu Fuß nach Wankendorf begeben, um von dort aus telegraphisch eine Hilfsmaschine aus Neumünster zu requiriren, welche denn auch nach ca. 2 Stunden eintraf und den Zug nach Ascheberg brachte.7. März • Bahnsteigkarten-Automaten sind jetzt an dem Eingange zum Abfahrts- und Einfahrtsbahnsteig des Bahnhofs in Kiel aufgestellt. Die Einrichtung wird seitens des auf dem Bahnhof verkehrenden Publikums als schätzenswerthe Neuerung empfunden werden. • Dienstag Nachmittag fuhr eine Lokomotive mit 16 mit Salz beladenen Eisenbahnwagen die steile Altonaer Hafenbahn hinunter. Der Lokomotivführer vermochte nicht zur rechten Zeit zu stoppen und so rannte dann der Zug am Neumühlener Quai gegen 3 Eisenbahnwagen, welche sämmtlich zertrümmert wurden. Die Lokomotive ist ebenfalls beschädigt. Das Zugpersonal, welches rechtzeitig abgesprungen war, erlitt nur geringfügige Verletzungen. • Jn der Nähe der Hamburg-Altonaer Verbindungsbahn ist in den letzten Tagen mit Bohrungen für den Hamburger Zentral-Bahnhof begonnen worden. Es handelt sich zunächst um die Erforschung des Baugrundes für die Pfeiler der Hochbahn* am Dammthor-Bahnhof, um die Straßen-Überführungen herzustellen. Definitive Anträge des Senats über den Bau des Zentral-Bahnhofes liegen leider noch immer nicht vor.---> gemeint ist damit, das die damals noch ebenerdigen Gleise hochgelegt werden sollen. 14. März • Die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona hat einen neuen Fahrplan nach mitteleuropäischer Zeit herausgegeben, der am 1. April in Kraft tritt und bis zum 30. April in Gültigkeit bleibt. Die mitteleuropäische Zeit differirt mit der Preetzer Ortszeit um 19 Minuten und zwar so, daß, wenn hier beispielsweise die Uhr 6 ist, man nach mitteleuropäischer Zeit schon 6 Uhr 19 Min. hat. Demgemäß werden sämmtliche von Station Preetz abfahrenden Züge vom 1. April ab 19 Minuten später abgehen, als nach dem jetzigen Fahrplan, und sämmtliche hier eintreffende Züge 19 Minuten später ankommen, als bisher.16. März • Ein „Eisenbahnunfall“, wie er glücklicher kaum vorgekommen sein dürfte, ereignete sich beim Abgang eines Zuges von Bahrenfeld nach Altona. Ein Schaffner fiel beim Koupiren der Fahrkarten vom Trittbrett herunter, und gaben die Passagiere sofort das Haltesignal. Bevor aber noch der Zug zum Stehen gebracht werden konnte, hatte sich der Schaffner wieder erhoben und war – wie „Harras, der kühne Springer“ – auf das Trittbrett des letzten Wagens gesprungen und konnte sonach die Fahrt mit demselben Zuge wieder mitmachen. Der so glücklich Gefallene hatte nur einige Hautabschürfungen erlitten und den Verlust seiner Dienstmütze zu beklagen.----> O.T. (etwas Kultur) - „Harras, der kühne Springer“ siehe hier: [de.wikipedia.org] 17. März • Mit dem Jnkrafttreten des Sommerfahrplans am 1. Mai wird der alte Bahnhof Altona-Schulterblatt geschlossen und dafür der an der Holstenstraße in Altona neuerbaute Bahnhof, der den Namen „Bahnhof Holstenstraße“ tragen wird, in Gebrauch genommen werden.30. März • Gestern fand in Rendsburg die landespolizeiliche Abnahme der neuen Eisenbahnbrücke statt. Derselben ging vorgestern eine Belastungsprobe voraus, welche dem Vernehmen nach sehr günstig ausgefallen sein soll. Die Probe wurde derartig vorgenommen, daß 4 Lokomotiven und 6 Wagen mit Eisenbahnschienen belastet, hinter einander auf der Brücke aufgestellt wurden, um die Durchbiegung und Ausweichung festzustellen. Sodann fuhr der Zug einmal in langsamer und einmal in schnellster Fahrt hinüber, worauf je 2 Lokomotiven auf den beiden Geleisen sich kreuzten.11. April • Wie wir hören, ist in diesen Tagen ein Gesuch an die Königliche Eisenbahn-Direktion abgegangen, welches die Einrichtung einer Haltestelle bei Kühren an der Strecke Preetz – Ascheberg bezweckt. Da Kühren zu einem der beliebtesten Ausflugspunkte des Preetzer und auch des Kieler Publikums gehört, so würde durch Einführung einer Haltestelle dort einem im Publikum lange gehegten Wunsche entsprochen werden.11. April • Welche Bedeutung heute die Pferdebahnen im Betrieb einer Großstadt haben, ergiebt sich aus einer uns vorliegenden Zusammenstellung über die Pferdebahnen in Hamburg. Während 1880 durch die Straßen- und Pferdebahn erst 16 Mill. Passagiere befördert wurden, betrug die Zahl derselben im letzten Jahre 52½ Millionen. Jm Dienste der Pferdebahn standen 2656 Pferde.16. April • Vor einiger Zeit begab sich von der Jnsel Fehmarn eine aus drei Herren bestehende Deputation nach Berlin, um beim Eisenbahnminister in Sachen der Weiterführung der Kreis Oldenburger Eisenbahn bis nach Burg auf Fehmarn vorstellig zu werden. Für die Jnsel ist es wünschenswerth, daß auch ihr die Annehmlichkeit einer direkten Bahnverbindung zu Theil werde, wobei allerdings dann der Fehmarnsund zu überschreiten ist. Das Resultat der Reise muß als ungünstig bezeichnet werden, denn nach den Äußerungen des Herrn Eisenbahnministers ist in absehbarer Zeit kaum an eine Weiterführung der Kreis Oldenburger Eisenbahn zu denken, da die Kosten sich zu hoch belaufen.18. April • Über die Eisenbahnprojekte im Kreise Rendsburg hat der Minister der öffentlichen Arbeiten einen wichtigen Erlaß an den Kreisausschuß gerichtet. Nach demselben ist eine Schienenverbindung nach Itzehoe und auch nach Kiel für den allgemeinen Verkehr von solcher Bedeutung, daß dieselben als Kleinbahnen nicht zugelassen werden können. Ob Bau und Betrieb dieser Bahnlinien der Privatunternehmung überlassen werden können oder dem Staate vorbehalten sind, darüber zu befinden behält sich der Minister vor, bis ein Antrag auf Erwirkung der landesherrlichen Konzession für die eine oder die andere Bahnlinie zur näheren Prüfung dieser Frage Anlaß geben sollte. Für die Herstellung einer Kreisbahn nach Hohenwestedt wird er der Bewerbung des Kreises den Vorzug vor jedem Privatbewerber geben. Dem Konsortium, welches um Ertheilung der Genehmigung zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Kiel über Rendsburg und Itzehoe nach Horst nachsucht, ist der Bescheid zugegangen, daß dem Gesuch nicht näher getreten werden könne, so lange nicht zu übersehen sei, daß für die Ausführung des Unternehmens auf eine Mitwirkung genügend geldkräftiger Personen und Körperschaften gerechnet werden dürfe. Es wird den Antragstellern daher anheim gegeben, zunächst noch nachzuweisen, für wessen Rechnung die Ausführung des Unternehmens erfolgen soll. • Heute Abend ereignete sich beim Bahnhof in Rendsburg ein schreckliches Unglück. Beim Bohren einer Pumpe sollte die Pioniere die Sprengung vornehmen, eine frühzeitige Explosion erfolgte. Hauptmann Sickel von der ersten Kompagnie ist todt; Bahnmeister Pahl und Stationsvorsteher Sörensen sind schwer verwundet. • Die Hamburger Straßenbahngesellschaft hat beschlossen, den Pferdebetrieb ganz einzustellen – sie unterhält zur Zeit 1200 Pferde – und dafür den elektrischen Betrieb mit Oberleitung einzuführen. Es ist zu diesem Zweck bereits ein Vertrag mit der Berliner Elektrizitätsgesellschaft „Union“ abgeschlossen. Der Direktor der Gesellschaft wies nach, daß sich der elektrische Betrieb billiger gestalten werde, als der mit Pferden, und sei man künftig nicht von den häufig wechselnden Futterpreisen abhängig.20. April • Die königliche Eisenbahn-Direktion Altona hat zwischen Neumünster und Nortorf eine neue Haltestelle eingerichtet, welche am 1. Mai dem Verkehr übergeben werden und den Namen „Aspe“ führen wird. Mehrere Personenzüge werden daselbst bedarfsweise halten.22. April • Die Pferdebahn in Lübeck wird in eine elektrische Bahn umgewandelt. Unter Ablehnung aller Gegenanträge hat die Bürgerschaft diese Umwandlung in ihrer letzten Sitzung genehmigt, sowie auch der Übertragung der Konzession auf die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin mit großer Majorität zugestimmt.4. Mai • Die endgiltigen Entwürfe zum Bau des neuen Hauptbahnhofes Altona sind fertig und waren anläßlich der kürzlich stattgehabten Besichtigung des Bahnhofes Holstenstraße im Bahnhofsgebäude ausgestellt. Der nach Süden belegene Kopf des Bahnhofs wird eine geschmackvolle, von vier Thürmen flankirte Facade bilden. Die Bahnhofshalle enthält eine langgestreckte, kuppelartige Form, ähnlich der des Bahnhofs Holstenstraße. Auf dem Bahnhofe laufen acht Geleise zusammen. Es ist also die Möglichkeit einer ungehinderten Beförderung sowohl für den Nah- als auch für den Fernverkehr geschaffen. Das Eisenbahn-Direktionsgebäude erhält westlich vom Bahnhofsgebäude seinen Platz.6. Mai • Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Montag auf dem Bahnhof in Glückstadt. Der Aspirant Hansen, welcher nach einem auf dem 2. Bahnsteig haltenden Zug wollte, wurde von der Maschine eines in den Bahnhof einfahrenden Zuges erfaßt und sofort getödtet.7. Mai • Die in Hamburg erfolgte Verhaftung einer größeren Anzahl Eisenbahnschaffner hat in Eisenbahnkreisen großes Aufsehen erregt. Die Arrestanten sollen seit längerer Zeit Passagiere, namentlich solche, die die Bahn häufiger benutzten, gegen eine Vergütung, die sie dann selbst in die Tasche stecken, haben mitfahren lassen. Die Untersuchung, welche einen größeren Umfang annimmt, ist auch auf die betreffenden Reisenden ausgedehnt worden, da diese sich des Betrugs resp. der Beihülfe dazu schuldig gemacht haben. Die Entdeckung soll dadurch gelungen sein, daß sich ein höherer Eisenbahnbeamter als Viehhändler verkleidet und unter dieser Maske die ungetreuen Beamten abfaßte.8. Mai • Die Kiel-Flensburger Eisenbahngesellschaft hat in ihrer letzten Generalversammlung den Bau einer Eisenbahn von Eckernförde nach Schleswig beschlossen.11. Mai • Auf dem Bahnhof Altona entgleiste am Dienstag ein längerer Rangirzug, wodurch die Hauptgeleise total gesperrt wurden, und mußte der Verkehr mehrere Stunden lang durch Umsteigen fortgeführt werden. Die Züge erlitten dadurch große Verspätungen. • Auf dem Bahnhofe Gleschendorf wurden 36 in der Umgegend für Jtalien angekaufte Pferde verladen, um ihren neuen Bestimmungsorte zugeführt zu werden.16. Mai • Mit dem Bau der elektrischen Bahn von Altona nach Blankenese wird, sobald die Genehmigung der Regierung wegen Benutzung der staatlichen Landstraße eingetroffen ist, alsbald begonnen werden. Die Bahn soll, am Marktplatz im Stadttheil Ottensen beginnend, über die Blank‘schen Grundstücke und Kölln‘schen Weiden, durch die Moltkestraße nach Othmarschen, Flottbek, Nienstedten und Dockenhusen gelegt werden. Die betheiligten Gemeinden haben der Unternehmerfirma Behringer & Co. - Berlin alles Erforderliche zur Ausführung der Bahn überlassen. • Der Fahrkartenschwindel-Prozeß in Hamburg, in welchen einer größere Anzahl Eisenbahnschaffner der Venloer Eisenbahn und Viehhändler verwickelt sind, nimmt ungeahnte Dimensionen an. Die verhafteten Eisenbahnschaffner waren in der Lage, die Namen aller derjenigen anzugeben, die die Eisenbahnfahrt zwischen dem Rheinland und Hamburg bezw. umgekehrt zurücklegten, ohne den Fahrpreis zu bezahlen. Dieselben entrichteten einfach ein Trinkgeld an die Schaffner, welche sich dabei sehr gut gestanden haben sollen, zum Nachtheil des Eisenbahnfiskus. Die Untersuchung ist jetzt auf 38 Viehhändler ausgedehnt worden. Die Viehhändler, um die es sich hier handelt, sind durchweg wohlhabende Leute.18. Mai • Jm Eisenbahn-Direktionsbezirk Altona sind jetzt 204 Personenzug-Lokomotiven, 100 Lokomotiven für gemischte, 79 für Güterzüge und 174 Tender-Lokomotiven, zusammen 557 Lokomotiven in Betrieb. Jn demselben Bezirk werden nach dem Sommerfahrplan 589 Schnell-, Personen- und gemischte Züge befördert. • Die königliche Eisenbahndirektion Altona wird in nächster Woche mit der Herstellung eines zweiten Geleises zwischen Altona und Blankenese beginnen und sollen bei dieser Gelegenheit die Bahnhöfe Bahrenfeld und Othmarschen erheblich erweitert werden. Während vor der Verstaatlichung auf dieser Route nur 6 Züge fuhren, verkehren deren heute – 33 mit großem Nutzen und die Zahl derselben soll nach der Eröffnung des zweiten Geleises noch vermehrt werden. • O.T.: Gestern Morgen wurde für die Strecke Rendsburg – Holtenau des Nord-Ostseekanals die Schifffahrt für Schiffe von der Größe eröffnet, die früher den Eiderkanal befahren konnten.20. Mai • Jm Fahrkarten-Schalterraum des Bahnhofs zu Neumünster ist ein Automat zum Verkauf von Bahnsteigkarten aufgestellt worden.27. Mai • Als Kuriosum sei erwähnt, daß auf dem Bahnhofe in Niebüll unter einer Weiche, über welche täglich Züge und Rangirmaschinen fahren, eine Bachstelze ihr Nest gebaut hat: in demselben befinden sich vier Eier.1. Juni • Eine tragikomische Szene ereignete sich am Abend des zweiten Pfingsttages in Bahrenfeld bei dem starken Andrang der Pfingstgäste. Ein junges Ehepaar gab seinen Säugling, im Begriff einzusteigen, einem gefälligen Passagier in das Koupee und wurde durch das Ungestüm anderer Reisender vom Wagen abgedrängt. Der Zug fuhr ab, der Säugling fuhr mit, und die Eltern hatten das schmerzliche Nachsehen. Der Bahnhofsvorsteher telegraphirte sofort dem Zuge nach, aber der mit dem Säugling beglückte Passagier wartete seines Dienstes auf dem Altonaer Bahnhof bis zum Eintreffen der Eltern. • Die Verpflichtung der Eisenbahn zur Personenbeförderung wird im Publikum immer noch vielfach unrichtig beurtheilt, wie dies namentlich aus Anlaß des Massenandrangs der Reisenden und Ausflügler in den Pfingstfeiertagen an den verschiedensten Orten geschehen ist. Der großen Masse des Publikums ist ersichtlich die bereits mit dem 1. Januar 1893 in Geltung getretene neue „Verkehrsordnung für die deutschen Eisenbahnen“ noch zu wenig bekannt. Danach ist es irrig, wenn man behauptet, daß die Eisenbahn unter allen Umständen die auf dem Bahnhof vorhandenen Reisenden befördern muß. Der § 14 der Verkehrsordnung bestimmt ausdrücklich: „Die Fahrkarten geben Anspruch auf Plätze der entsprechenden Wagenklasse, soweit solche vorhanden sind. Wenn einem Reisenden ein seiner Fahrkarte entsprechender Platz nicht zugewiesen werden kann, ihm auch nicht ein Platz in einer höheren Klasse zeitweilig eingeräumt wird, so steht ihm frei, die Fahrkarte gegen eine solche der niedrigeren Klasse, in welcher noch Plätze vorhanden sind, unter Erstattung des Preisunterschiedes umzuwechseln oder die Fahrt zu unterlassen und das bezahlte Fahrgeld zurückzuverlangen.“24. Juni • Der Blitzzug von Berlin nach Hamburg durchsauste am Montag Nachmittag 4 Uhr die Station Reinbek mit einem Personenwagen, an welchem die Achsen in Brand gerathen waren. Der Bahnhofs-Vorsteher in Reinbek gab sofort eine Depesche nach Bergedorf auf, und die dortigen Bahnbeamten gaben mit rothen Fahnen dem Lokomotivführer das Haltesignal. Der Zug wurde auch zum Stehen gebracht und der Wagen, aus dessen Achslagern bereits starke Flammen ausschlugen, ausgekoppelt. Die Passagiere stiegen in die übrigen Wagen um, und konnte der Zug mit einer Verspätung von 15 Minuten weiterfahren.29. Juni • Auf dem Hauptbahnhof zu Altona ist jetzt eine neue Einrichtung, nämlich durch Aufstellung eines Automaten für Unfallversicherung durch eine bekannte Lebens-Versicherungs-Gesellschaft, getroffen worden. Jeder Reisende kann durch den Automaten ein „Ticket“ erhalten, gegen Einsteckung eines 10-Pfennigstücks. Dieses „Ticket“ versichert den Reisenden für den betreffenden Reisetag auf 2000 Mk. Der Apparat wird vielfach benutzt, – vielfach vorläufig nur aus Neugierde.2. Juli • Dem Komitee zur Erbauung einer Tertiärbahn Kaltenkirchen – Neumünster ist vom Minister der Bescheid zugegangen, daß für die Verlängerung der Altona-Kaltenkirchener Bahn nach Neumünster die Konzession zu einer Kleinbahn nicht erteilt werden könne, die Strecke müsse vielmehr als Vollbahn ausgebaut werden. Damit ist das Projekt endgültig als aufgegeben zu betrachten, da nicht anzunehmen ist, daß der Staat die Bahn ausbauen wird, selbst wenn das nötige Land hergegeben wird.11. Juli • Dem Minister der öffentlichen Arbeiten liegen z. Zt. aus Schleswig-Holstein Gesuche um Genehmigung von Kleinbahnen für folgende Strecken vor: 1) Elektrische Kleinbahn von der Ostgrenze der Stadt Altona bis westlich zur Grenze des Altonaer Stadtgebietes und weiter bis Blankenese. 2) Lokalbahn von Elmshorn nach Barmstedt. 3) Schmalspurbahn von Eckernförde nach Owschlag. 4) Schmalspurbahn von Meldorf über Marne nach Brunsbüttel. 5) Spurbahn von Wittdün auf Amrum nach dem Strande. 6) Schmalspurbahn von Sonderburg nach Norburg resp. Schauby. 7) Schmalspurbahn von Flensburg über Gravenstein nach Apenrade. 8) Schmalspurbahn von Neustadt über Cismar nach Grube. 9) Schmalspurbahn Lindholm – Dagebüll. 10) Schmalspurbahn Rendsburg – Hohenwestedt.20. Juli • Nach einer Mittheilung des Herrn Ministers für öffentliche Arbeiten an das Komitee für den Bau einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg wird die Frage wegen Herstellung einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg für Rechnung des Staates zur Zeit nicht näher getreten werden können, dagegen würde zum Bau und Betriebe einer solchen Schienenverbindung als Kleinbahn nach den Bestimmungen des Gesetzes über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen die Genehmigung erteilt werden können, allerdings nur auf so lange, als die Bahn nicht eine Fortsetzung nach Lütjenburg erhält. Das Komitee soll nun beabsichtigen, sich wegen Herstellung einer Kleinbahn schon in nächster Zeit mit einem Unternehmer in Verbindung zu setzen.23. Juli • Die Erbauung eines Centralbahnhofes in Hamburg wird nach Mittheilungen von unterrichteter Stelle jedenfalls noch mehrere Jahre auf sich warten lassen. Die Pläne zum Bau sind vollständig fertig nach Berlin gesandt und unterliegen seit längerer Zeit der Berathung zwischen dem Finanz- und Eisenbahnminister. Es wird mitgetheilt, daß Preußen den kostspieligen Plan, – es handelt sich um 35 Mill. Mk., wovon Preußen an 25 Mill. Mk. zu zahlen haben würde – dem nächsten Landtage noch nicht vorlegen werde. Für die Hamburg – Altonaer Bahn wird die Sache immer dringlicher, da die Bahn für den Verkehr in keiner Weise ausreicht.30. Juli • Die Arbeiten am Umbau des Bahnhofes zu Gremsmühlen gehen jetzt rasch vorwärts, und dürften das neue Stationsgebäude, sowie die neuen Geleisanlagen bereits Mitte August dem Verkehr übergeben werden. Das Stationsgebäude, ein für die hiesigen Verhältnisse sehr geräumiges, einstöckiges Haus, ist zwischen der Bahn nach Lütjenburg und nach Kiel an der Malenter Chaussee gelegen und bis auf die innere Einrichtung fertig. Die Geleise sind bedeutend vermehrt und der ganze Bahnhof um ca. 200 Meter verlängert, so daß es in Zukunft möglich sein wird, auch längere Züge hier bequem aufzustellen. Um die Geleisanlage zu erweitern, war es erforderlich, die Aue, welche den Kellersee mit dem Dieksee verbindet, ca. 100 Meter östlicher zu verlegen und den alten Wasserlauf zuzuschütten. Diese Arbeiten sind bereits fertig, und hat der Fluß ein gemauertes Bett erhalten.1. August • Das seit ca. 10 Jahren schon erörterte Projekt der Erbauund einer Eisenbahn von Kiel nach Schönberg geht nunmehr der Verwirklichung entgegen. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat dem Komitee für den Bau der genannten Bahn die Mittheilung zukommen lassen, daß die Herstellung der Bahn für Rechnung des Staates nicht erfolgen könne, daß jedoch gegen den Bau und Betrieb einer vollspurigen Kleinbahn mit privater Ausführung nichts zu erinnern gefunden werde. Wegen Ausführung des Projekts hat das Komitee sich mit der Firma Lenz & Co in Stettin in Verbindung gesetzt, und hat in diesen Tagen eine Bereisung der Strecke stattgefunden. Mit der Leitung ist der Regierungsbaumeister Frank in Altona beauftragt worden. Die genannte Bahn wird eine Länge von rund 20 Kilometern erhalten. • Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich Mittwoch in Altona. Der Bremser eines Zuges, welcher durch den Quaitunnel fuhr, wollte sehen, ob der Tunnel bald sein Ende erreiche. Ein Steinpfeiler wurde von dem Bremser nicht beachtet. Plötzlich stieß er mit dem Kopf gegen den Pfeiler, worauf er besinnungslos zusammenstürzte. Er hatte eine sehr schwere Kopfverletzung erlitten und mußte ins Krankenhaus geschafft werden. • Der Schulterblatt-Bahnhof in Altona ist nunmehr vollständig niedergelegt; die Arbeiten zur Unterführung der Langenfelder Straße unter den Eisenbahndamm sollen demnächst in Angriff genommen werden.3. August • Der Bau des neuen Hauptbahnhofes zu Altona soll jetzt unverzüglich in Angriff genommen werden und zwar wird, um den Verkehr nach und von dem jetzigen Hauptbahnhof nicht zu behindern, zunächst die eine Hälfte gebaut. Sobald dies geschehen, wird der Bahnverkehr durch diesen Theil des Bahnhofs geleitet und der Bau der zweiten Hälfte desselben in Angriff genommen werden.5. August • Eine längst gewünschte Einrichtung soll vom 1. Oktober ab auf sämmtlichen preußischen Staatsbahnen eingeführt werden. Dem reisenden Publikum werden nämlich vom genannten Zeitpunkt ab nicht mehr die Fahrkarten nach dem Einnehmen ihrer Plätze von dem Zugpersonal zur Kontrolle abverlangt, sondern beim Betreten des Abfahrtsbahnhofes; das Abnehmen der Fahrkarten erfolgt beim Verlassen des Zieles.10. August • Jm nächsten Jahre wird ein halbes Jahrhundert verflossen sein, seitdem die erste Eisenbahn unserer Provinz in einer Länge von reichlich 100 km ausgebaut wurde, nämlich die von Altona nach Kiel und jetzt breiten sich in unserem Lande Schienenstraßen aus in einer Gesammtlänge von mehr als 1400 km, von denen 1000 km in staatlichem Besitz und 400 km in Privatbetrieb sich befinden. Unter den Privatbahnen ist die Lübeck-Büchener die bedeutendste; die bedeutendste Privatbahn im vormaligen Herzogthum Schleswig ist die Kiel-Eckernförde-Flensburger Bahn. Die kleinste unter allen Privatbahnen ist die Sylter Dampfspurbahn von Munkmarsch nach Westerland. Dieselbe ist nur 4 km lang, hat aber, besonders in der Badezeit, einen recht bedeutenden Verkehr und erzielt eine verhältnismäßig hohe Einnahme.19. August • Ein gefährlicher Konkurrent. Die in Lübeck erscheinende „Eisenbahn-Zeitung“ geißelt die Fahr-„Geschwindigkeit“ dortiger Sekundärbahnen in dem nachfolgenden drolligen Artikel: „Von sonst unzuverlässiger Seite wird uns mitgeteilt, daß ein Lokomotivführer der Lübeck-Eutiner Bahn mit einem einbeinigen sechsundsechziger Jnvaliden eine Wettfahrt von Lübeck nach Gleschendorf unternommen habe. Obwohl die Lokomotive noch vierzehn Wagen zu ziehen hatte, schlug sie dennoch den Jnvaliden, der mit nur einer Schiebkarre am Bahndamm entlanghumpelte in ziemlich guter Kondition und 1½ Pufferlängen. Die Freude des Siegers ist leider nicht ungemischt, da er von der Direktion der Bahn ernstlich ermahnt wurde, die Maschine nicht etwa noch eine solche Strapaze zu unterwerfen. Der Jnvalide beabsichtigt nun, der Lübeck-Büchener Bahn eine ähnliche Wettfahrt anzubieten, und zwar (mit Rücksicht auf die Terrainschwierigkeiten) unter Vorgabe von zwei Kilometern.“---> dazu zwei Anmerkungen: 1) die „Eisenbahn-Zeitung“ hieß so, weil sie sofort nach Erscheinen mit der Eisenbahn von Lübeck aus in die Umgegend ausgeliefert wurde. 2) ein „sechsundsechziger“ war jemand, der 1866 am „Deutschen Krieg“ teilgenommen hatte. 29. August • Zur Förderung einer Spurbahnverbindung zwischen Kiel – Bissee – Neumünster fand am Donnerstag in Bissee eine Sitzung des von den betheiligten Gemeinden beschickten Komitees statt. Fast alle Dorfschaften, welche durch das Bahnprojekt berührt werden, waren durch Deligirte vertreten. Zur Verlesung gelangte zunächst ein Schreiben des Ministers der öffentlichen Arbeiten, welcher günstige Aussichten für die Genehmigung der Kleinbahn eröffnet. Zur Erlangung derselben wurde beschlossen, die erforderlichen Vorarbeiten energisch in Angriff zu nehmen und mit der Ausstellung des Projekts den Herrn Regierungs-Baumeister Franck in Altona zu betrauen. Die Bahn wird eine Länge von etwa 30 Kilometern haben, sie wird voraussichtlich Meimersdorf, Barkau, Bissee, Brügge, Groß Buchwald, Fiefharrie und Harrie berühren. • Aus Ersparnisrücksichten soll vom 1. Oktober ab in den Personenzügen der preußischen Staatsbahn die erste Wagenklasse in Fortfall kommen, soweit nicht berechtigte allgemeine Jnteressen dadurch geschädigt werden. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß in den Personenzügen die erste Klasse so wenig benutzt wird, daß ein wirkliches Bedürfniß nicht als vorliegend erachtet werden kann.7. September • Das Eisenbahn-Direktions-Gebäude, zu dem jetzt der Grund ausgehoben wird, dürfte nach seiner Vollendung wohl das größte Gebäude in Altona und Hamburg sein. Dasselbe wird nicht weniger als 550 Zimmer enthalten, während der jetzige provisorische Holzbau in der König-Straße nur 80 Zimmer umfaßt. Die große Ausdehnung ist dem Vernehmen nach deshalb erforderlich, weil man beabsichtigt, die Betriebsämter in Hamburg, Glückstadt, Kiel und Flensburg mit der Direktion zu vereinigen. • Nachdem in Gremsmühlen das neue Stationsgebäude sowie die neuen Gleisanlagen nunmehr fertiggestellt sind, werden beide Theile am 15. d. M. dem Betriebe übergeben werden.12. September • Jn den letzten Tagen haben auf dem Bahnhofe zu Neumünster wiederholt Nivellement-Aufnahmen stattgefunden, was mit einiger Sicherheit darauf schließen läßt, daß der Bahnhofs-Neubau nähergerückt scheint. Es ist bekanntlich, um die den städtischen Verkehr schwer schädigenden Bahnübergänge am Kuhberg, Linien- und Wasbeker-Straße zu beseitigen, die Anlage einer Hochbahn* durch die Stadt geplant. Die jetzt vorgenommenen Nivellements sollen bezwecken, das Niveau der Hochbahn auf die möglichst geringste Höhe festzulegen.* ---> gemeint ist damit, das die damals noch ebenerdigen Gleise hochgelegt werden sollen. 14. September • Ein Theil des neuen Eisenbahndammes bei Eddelak, welcher für die durch den Bau der Eisenbahndrehbrücke notwendig gewordene Verleung des Bahnkörpers zwischen Kudensee und Blangenmoor hergestellt worden ist, ist in der Nähe des Brückenwärterhauses bedeutend gesunken. • Der endgültige Fahrplanentwurf des Winterfahrplans für den Eisenbahndirektionsbezirk Altona ist nunmehr erschienen und treten nach demselben in dem ganzen Bezirk keine erheblichen Veränderungen ein. Auf der Strecke Neumünster – Ascheberg und umgekehrt ist der im Laufe des Sommers eingelegte Schulzug im Fahrplan aufgenommen. Derselbe verläßt Neumünster Morgens 5,55 und trifft in Wankendorf 6,24 ein, von hier kehrt er 6,55 wieder nach Neumünster zurück, wo die Ankunft 7,24 erfolgt.16. September • Der Antrag der Dorfschaft Malente, die Station Gremsmühlen fortan „Malente“ zu benennen, ist von der Eisenbahndirektion Altona abgeschlagen. • Seitens der Kiel-Flensburger Bahn ist das Projekt ausgearbeitet für eine normalspurige Nebenbahn von Eckernförde nach Friedrichsberg (Schleswig). Durch die Verwirklichung dieses Projektes würde eine direkte Bahnverbindung von Schleswig nach Kiel hergestellt sein.21. September • Die Eisenbahndirektionen haben Fürsorge getroffen, daß bei Unglücksfällen noch vor Ankunft des Arztes durch Eisenbahnbeamte die erste Hülfe geleistet werden kann. Die Bahnärzte haben die Zug- und Stationsbeamten mit Verhaltensmaßregeln zu versehen, während alle zur ersten Hülfeleistung erforderlichen Gegenstände in besonderen Rettungskisten in jedem Eisenbahnzuge vorhanden sein müssen.28. September • Der Eisenbahn-Präsident Krahn hat einen längeren Urlaub angetreten. Der Präsident ist seit längerer Zeit sehr leidend.3. Oktober • Wie belebend billige Tarife auf Eisenbahnen für den Verkehr wirken, erhellt aus einer Frequenz-Übersicht für die Altona-Hamburger Verbindungsbahn. Der preußische Staat führte nach der Verstaatlichung sofort einen billigeren Personentarif und erheblich ermäßigte Zeitkarten ein. Während vor zehn Jahren nur 521 217 Personen auf dieser Bahn befördert wurden, stieg die Zahl 1887 bereits auf 1 121 270 und 1892 auf 3 461 756, also in zehn Jahren auf das Sechsfache. • Bäckermeister Gnutzmann verkaufte eine in der Gemarkung Groß-Flintbek an der Bahn belegene Koppel an die Königl. Eisenbahndirektion. Dieselbe wird die Koppel zur Kiesgewinnung benutzen.---> hierzu möchte ich erwähnen, das diese Koppel etwa in km 89.0 am Streckengleis zwischen den Bahnstationen Bordesholm und Voorde (letztere heißt heute Flintbek) liegt. Dort wurde eine Anschlußstelle errichtet, mir ist für 1913 bekannt, das dort monatlich rund 1000 Waggons mit Kies beladen wurden. 5. Oktober • Bekanntlich schwebt in Hamburg seit einiger Zeit eine umfangreiche Untersuchung wegen Betruges und aktiver und passiver Bestechung gegen eine Anzahl Viehhändler, sowie mehrerer Eisenbahnschaffner. Es handelt sich um eine planmäßige betrügerische Ausnutzung von Rundreise- und Rückfahrtkarten. Die Untersuchung ist nunmehr geschlossen und Anklage erhoben worden. Sie richtet sich gegen 50 Angeklagte. Da die meisten Angeklagten die zur Anklage stehenden Thatsachen an sich zugeben, so wird ein umfangreicher Beweisapparat nicht in Bewegung gesetzt zu werden brauchen. Die Hauptverhandlung wird im Dezember stattfinden.10. Oktober • Der aufgehobene Theil der Hamburg–Altonaer Verbindungsbahn auf der Strecke von der Kreuzung beim Rainwegtunnel bis zum Bahnhof „Holstenstraße“ soll in eine Straße umgewandelt werden, welche eine Parallelstraße der Allee bilden wird. Die neue Straße wird eine solche Breite erhalten, daß in der Mitte ein bequemer mit Bäumen bepflanzter Weg angelegt werden kann.---> die „neue Straße“ ist die, welche heute Haubachstraße genannt wird. 12. Oktober • Für den Bau der Bahn Elmshorn – Barmstedt hat das Fleckensverordneten-Kollegium in Barmstedt den Betrag von 100 000 Mark, sowie den zur Bahnstrecke erforderlichen Grund und Boden bewilligt und ferner beschlossen, sobald der erste Spatenstich geschehen sei, mit den Vorarbeiten für die Verlängerung der Strecke bis Ulzburg zu beginnen. • An Stelle des erkrankten Präsidenten der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona, Krahn, ist der bisherige Geheime Ober-Baurath, Jungnickel, zum Präsidenten kommissarisch ernannt worden. – Während bisher die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona von einem Verwaltungsbeamten geleitet wurde, wird derselben nunmehr ein Techniker vorstehen.13. Oktober • Wie unvorsichtig es ist, Hunde auf die Reise, d. h. in ein Eisenbahn-Koupee mitzunehmen, ohne das mit geringen Kosten zu lösende Hundebillet zu erwerben, sollte eine Dame zu ihrem Schaden erfahren. Die Dame hatte sich aus Nortorf einen Hund mitgebracht und denselben in das Koupee mit eingeschmuggelt. Doch das Auge der Bahnpolizei wacht, und so wurde die Schmuggelei entdeckt und die Dame bei ihrer Ankunft in Neumünster in eine Strafe von 6 Mk. genommen.22. Oktober • Der neue Präsident der Königl. Eisenbahn-Direktion Jungnickel scheint sich des Neubaues des Kieler Bahnhofes mit großem Jnteresse anzunehmen, und hat derselbe bereits zu heute Mittag im Direktionsgebäude eine Sitzung anberaumt, deren einziger Punkt der Umbau des Bahnhofs Kiel bildet. Wie verlautet, dürfte diese Angelegenheit nun ehestens erledigt sein.24. Oktober • Am Freitag wird im Fürstenzimmer hier im Kieler Bahnhofsgebäude unter Vorsitz des Präsidenten der königlichen Eisenbahn-Direktion Altona, Jungnickel, eine Konferenz Seitens Mitglieder der Direktion, des hiesigen Eisenbahn-Betriebs-Amts und der hiesigen Stadtvertretung bezüglich Umbau des Bahnhofs abgehalten werden. • Das Schmalspurbahnprojekt zwischen Neustadt und Grube längs der Ostseeküste geht seiner Realisierung immer weiter entgegen. Es ist projektirt, die reiche Gegend des Kreises, die Ortschaften Bliesdorf, Grömitz, Cismar, Grube, Dahme, dem Verkehr besser zu erschließen und so dem Handel direktere Verbindung und Wege zu schaffen. Man hat eine Rentabilitätsrechnung aufgestellt und ist dieselbe günstig ausgefallen.29. Oktober • Der Senat teilte in der letzten Bürgerschaftssitzung mit, daß die Vorarbeiten zu der seit längerer Zeit geplanten Eisenbahn Hamburg – Ohlsdorf (Landort der holsteinischen Grenze) dem Abschluß nahe und demnächst Anträge zu erwarten seien. Die Fortführung der Bahnlinie nach Neumünster, wie sie schon früher in Anregung gebracht worden, dürfte dann nur noch eine Frage der Zeit sein, da der direkte Weg nach Schleswig-Holstein dadurch wesentlich abgekürzt wird.7. November • Ein entsetzliches Unglück ereignete sich auf dem Bahnhofe zu Jübek. Der zwischen Owschlag und Harblek verkehrende Grandzug passirte die Station woselbst einige Minuten Aufenthalt sind. Während dieser Zeit ist ein Bremser des Zuges heruntergestiegen, um die Achsen zu schmieren. Als der Zug sich in Bewegung setzte, hat der Mann wieder aufspringen wollen. Ein unglücklicher Zufall läßt ihn einen Fehltritt thun, er wird von den Rädern erfaßt und getödtet.12. November • Die aus dem Braunkohlenlager zu Fahrenkrug gewonnene erste Waggonladung Kohlen ist in der Zeitzer Briquett-Fabrik gepreßt worden. Die Braunkohle hat, wie die Analyse ergeben, einen sehr guten Brennwert. Jm Falle es gelingt, das Fahrenkruger Braunkohlenlager in ergiebiger Weise betriebsfähig zu machen und die Braunkohle an Ort und Stelle zu pressen, dann könnte dies für den Jndustriestandort Neumünster von außerordentlichem Nutzen werden.14. November • Am Freitag Abend ereignete sich in Husum ein nicht unbedeutender Eisenbahnunfall. Der von Jübek gegen 9 Uhr ankommende Zug stieß in der Nähe des Staatsbahnhofes bei der Stelle, wo das Geleise der Marschbahn auf den Bahndamm übergeht, auf eine ihm entgegenfahrende Maschine des zwischen Garding und Husum verkehrenden Zuges. Letztere wurde stark beschädigt, während die Maschine des Jübeker Zuges, sowie fünf Wagen entgleisten bezw. umstürzten. Der Schaden ist ein recht bedeutender, doch sind glücklicherweise Menschen bei dem Unfall nicht verunglückt. Starker Nebel soll die Ursache des Unfalles gewesen sein.---> einige Tage später wurde nachgemeldet, daß die beiden Lokomotivführer keine Schuld an dem Unfall tragen. 21. November • Ein seltenes Jubiläum beging dieser Tage der Direktor der Hamburger Straßenbahngesellschaft Röhl. Derselbe trat am 16. November 1868 als Kondukteur in den Dienst der Gesellschaft, wurde dann Bureauchef, Jnspektor und schließlich Direktor. Gewiß eine seltene Laufbahn innerhalb 25 Jahre. Röhl ist durch seine eingehende Kenntniß des Pferdebahnwesens auch außerhalb Hamburgs bekannt.24. November • Während bereits vor Jahresfrist auf der Eisenbahnstrecke zwischen Preetz und Ascheberg bei der Ofenkachelfabrik des Herrn Grafen Bülow, Kühren, eine Güterhaltestelle eingerichtet ist, traf schon im Laufe des Spätsommers von dem Herrn Eisenbahnminister die Erlaubniß zur Anlage einer Personenhaltestelle ebendort ein. Wie die „Kieler Zeitung“ berichtet, wird die Personen-Haltestelle demnächst unter den Namen „Charlottenwerk“ errichtet werden. Die Station, welche unmittelbar am Walde und nur einige Minuten von Kühren entfernt liegt, dürfte im Sommer ein beliebter Ausflugspunkt sowohl des Preetzer als auch des Kieler Publikums werden.28. November • Die Strafkammer verurteilte den Stationsassistenten Porath in Husum wegen fahrlässiger Jngefahrsetzung eines Eisenbahntransports zu einem Jahr Gefängniß. – Porath vertrat am 7. Mai d. Js. den Stationsvorsteher auf dem Staatsbahnhofe zu Husum. Der Tönninger Zug 1181 war Abends mit einer Verspätung von sechs Minuten in Büttel abgegangen, als auch der Zug 803, vom Marschbahnhofe zu Husum kommend, den Husumer Staatsbahnhof passiren sollte, um nach Jübek weiterzugehen. Porath erkundigte sich bei einem Weichensteller, wie weit der Tönninger Zug noch entfernt sei, und als ihm geantwortet wurde: 2 Kilometer, gab er das Einfahrtssignal für beide Züge, in der Meinung, der Zug 803 werde den Staatsbahnhof vor dem Einlaufen des Tönninger Zuges verlassen haben. Der Tönninger Zug war aber bedeutend näher und das veranlaßte den Zugführer des Zuges 803, nicht in den Staatsbahnhof einzulaufen, sonst wäre ein größeres Unglück verursacht. Jm letzten Augenblick, als der Tönninger Zug schon sehr nahe war, wurde der Weichensteller Bruhn von dem Stationsassistenten beauftragt, das Haltesignal zu geben und die Weiche umzustellen. Das Haltesignal wurde vom Lokomotivführer des Tönninger Zuges nicht bemerkt, durch die unrichtige Weichenstellung der Zug zum Entgleisen gebracht, einige Waggons beschädigt und ein Heizer unbedeutend verletzt.5. Dezember • Das neueste Bahnprojekt ist das der Erbauung einer Tertiärbahn von Lensahn über Cismar nach Grube. Dasselbe tritt in Konkurrenz mit einem anderen Projekt, der Erbauung einer Schmalspurbahn von Neustadt über Cismar nach Grube mit Weiterführung bis Neukirchen im Lande Oldenburg*.* ---> hier liegt m. E. ein Druckfehler vor und es muß richtig heißen Kreis Oldenburg. 14. Dezember • Vor dem Landgericht zu Hamburg begann heute der Massenprozeß gegen die Eisenbahnschaffner und Viehhändler werden Schädigung der Bahnverwaltung durch Fahrkarten-Unterschlagung. Angeklagt sind insgesammt 50 Personen. Die Zahl der den Angeklagten zur Last gelegten strafbaren Handlungen beträgt 301 einzelne Fälle. Die Verhandlung dürfte drei Tage beanspruchen.17. Dezember • Jn den Lokalzügen der Strecken Kiel - Neumünster - Hamburg und Kiel - Neumünster - Schwarzenbek sind seit einiger Zeit nach neuester Konstruktion erbaute Personenwagen I. und II. sowie III. Klasse eingestellt. Diese Wagen, welche ungefähr einen halben Meter breiter sind, als die gewöhnlichen Personenwagen, haben nur an den Seitenenden zurückgebaute Eingänge, welche jedoch nicht auf eine offene Plattform, sondern in einen abgeschlossenen Vorraum führen, sodas die Passagiere beim Öffnen der Thüren nicht durch den Zug zu leiden haben. Durch die Mitte der Wagen führt ein Längsgang, zu dessen beiden Seiten sich die Sitzplätze, und zwar acht in jedem Abtheil, befinden. Die Wagen zeichnen sich ihrer Breite wegen auch durch sehr ruhigen Gang aus.20. Dezember • Laut Aushang ist die Haltestelle Kühren von Sonntag, den 24. d. Mts. an für den Personenverkehr, jedoch vorläufig nur für den Verkehr zwischen Preetz und Kühren und umgekehrt, geöffnet. Es halten nach Bedarf die Züge 8,01, 10,48 Vormittags und 3,22 Nachmittags von Preetz nach Ascheberg zum Absetzen, die Züge 9,37, 11,57 Vormittags und 8,29 Abends in Preetz von Ascheberg zur Aufnahme von Reisenden. Der Fahrpreis zwischen Preetz und Kühren beträgt, wie wir hören, für einfache Karte 2. Klasse 25 Pfg., 3. Klasse 20 Pfg., Retourkarten 2. Klasse 40 Pfg., 3. Klasse 30 Pfg.21. Dezember • Das Landgericht zu Hamburg verurteilte in dem Fahrkartenprozeß 22 Eisenbahnschaffner zu Gefängnißstrafen von drei Monaten bis zwei Jahren nebst entsprechendem Ehrverlust, sowie 19 Viehhändler zu einem Monat bis sechs Monaten Gefängniß und entsprechenden Geldstrafen; zwei Viehhändler erhielten nur Geldstrafen, fünf Schaffner und zwei Viehhändler wurden freigesprochen. • Zur Bewältigung des großen Personenverkehrs vor den Weihnachtstagen wird das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt am 22. Und 23. sog. Vorzüge ablassen. Ein solcher Vorzug wird auf der Strecke Hamburg – Kiel zum Zug 575 um 10 Uhr Abends hier in Kiel eintreffen. Ferner wird an beiden Tagen der fahrplanmäßige Güterzug 555, ab Kiel 4,30 N. ausfallen. Dafür geht ein schnellfahrender Personenzug um 5,5 N*. nach Hamburg, anhaltend auf allen Stationen.---> hier liegt m. E. ein Druckfehler vor - es könnte richtig um 5,05 Nachmittags heißen oder aber um 5,50 Nachmittags.
Solwac Geschrieben 19. November 2017 report Geschrieben 19. November 2017 Inzwischen sind wir im Jahr 1894: Zitat 2. Januar • Am Mittwoch entgleiste auf dem Bahnhofe zu Nortorf eine Lokomotive in Folge schlechter Funktion der Weiche. Von Angestellten der Eisenbahn-Hauptwerkstatt in Neumünster wurde sie wieder ins Geleise gebracht.4. Januar • Jm verflossenen Jahre sind in Husum vom Marschbahnhof 4025 Wagen mit Hornvieh und Schafen abgegangen und 2923 Wagen mit Hornvieh und Schafen angekommen.6. Januar • Vom Zuge gefallen ist zwischen Neumünster und Nortorf der Schaffner Kunze. Der Unfall ereignete sich beim Billetcoupiren, während sich der Zug in Fahrt befand. Als das Zugpersonal Kunze vermißte, ließ man den Zug wieder zurückfahren und man fand Kunze in der Nähe eines Wärterhäuschens, wohin er sich zu schleppen vermocht hatte, vor. Man nahm den Verunglückten mit nach Flensburg, woselbst auf dem Bahnhof der Kreisphysikus Dr. Deneke einen Nothverband anlegte und die Überführung des Verletzten, der anscheinend mit dem Kopf auf einen Stein gefallen war, in die Diakonissenanstalt anordnete.11. Januar • Das seit einer Reihe von Jahren geplante Eisenbahnunternehmen Kiel–Schönberg dürfte seiner Verwirklichung nunmehr einen erheblichen Schritt näher gerückt sein. Nachdem der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten die Ausführung der Bahn als Kleinbahn und in voller Spurbreite auf privatem Wege genehmigt hat, fand am vorgestrigen Tage eine Verhandlung der Ausführung der vorgenannte Bahnverbindung statt. Die Firma Lenz & Co wird die Ausführung der Vorarbeiten unverzüglich vornehmen.16. Januar • Es wird uns mitgetheilt, daß in Angelegenheit des von vielen Seiten gewünschten Eisenbahnbaues Kiel–Schönberg wieder ein neuer Fortschritt zu verzeichnen ist. Es hatte sich, wie kürzlich gemeldet, ein Komitee gebildet, welches diese Strecke nach den Bestimmungen des Gesetzes über die Kleinbahnen normalspurig auszuführen gewillt ist. Die Bahn, welche eine Länge von 20 Kilometer erhalten wird, ist in solcher Weise geplant, daß die Herstellung des Verbindungsgliedes Schönberg–Lütjenburg künftig ausführbar ist, ohne bebaute Grundstücke und Terrainschwierigkeiten zu treffen. Die Bahn wird in Normalspurweite gebaut, so daß der unmittelbare Übergang der Wagen auf die Staatsbahnen möglich ist. Von der 20 Kilometer langen Bahnlinie liegen 1,2 Kilometer in der Gemeinde Gaarden (Kreis Kiel), 2,4 Kilometer in den Gemeinden Ellerbek und Gaarden (Kreis Plön), 2,4 Kilometer in der Gemeinde Wellingdorf, 1,8 Kilometer im Gute Oppendorf, 0,4 Kilometer in der Gemeinde Schönkirchen, 1,7 Kilometer im Gute Schönhorst, 3,4 Kilometer im Gute Hagen und 6,7 Kilometer in der Probstei. Haltepunkte werden in Wellingdorf, Schönkirchen und Probsteierhagen gewünscht. • Ein Unfall ereignete sich auf dem Bahnhof in Oldenburg. Ein Fuhrwerk, welches auf dem Bahnhofe Güter abholen sollte, wurde von dem Kutscher an einem Güterwagen befestigt. Als der betr. Güterwagen, welcher mit mehreren anderen zusammengekoppelt war, von der Lokomotive vorgezogen wurde, kam das Pferd unter die Räder des Wagens. Das Thier wurde durch einen herbeigerufenen Schlachter getödtet.18. Januar • Nach den von der Königlichen Eisenbahndirektion Altona herausgegebenen „Geschäftlichen Nachrichten“ hatte der Direktionsbezirk Altona am 1. Januar d. J. eine Gesammtstreckenlänge von 1577 Kilometer; im Bau befindet sich die Linie Hagenow–Oldesloe mit Abzweigung Sterley–Mölln, zusammen 90 Kilometer lang. An Stationen sind 246 vorhanden, wovon 120 Bahnhöfe I., II. und III. Klasse, 102 Haltestellen und 24 Haltepunkte. Der Lokomotiv- und Wagenpark besteht aus 512 Lokomotiven, und zwar 249 Personenlokomotiven, 102 Güterzug- und 162 Tenderlokomotiven, aus 940 Personenwagen, darunter 14 Salon- und 12 Schlafwagen, aus 190 Gepäckwagen, 294 Viehwagen, 3770 bedeckte und 2840 offene Güterwagen. Jn einem Jahre wurden 8279 Schnellzüge, 95590 Personenzüge, 79225 gemischte Züge, 32637 Güterzüge und 3990 Materialzüge befördert. • Hinter der Sternschanze in Hamburg ereignete sich dieser Tage bei einem Lokalzug der Fall, daß ein Passagier die Nothleine zog. Er wollte auf der Sternschanze aussteigen, indeß war infolge des Frostes weder die Koupeethür noch das Fenster zu öffnen und trotz des energischen Klopfens seitens des Passagiers wurde die Thür vom Schaffner nicht geöffnet. Da der Zug abfuhr, machte der Passagier von der Nothleine Gebrauch, worauf der Zug sofort zum Stehen gebracht wurde. Der Passagier blieb nach Aufklärung des Sachverhalts unbehelligt. Allerdings ist die Nothleine nur in „Fällen dringender Gefahr“ zu benutzen. Jn diesem Fall schien jedoch die Selbsthilfe, denn wäre der Passagier bis zur nächsten Station weitergefahren, so würde er in Ordnungsstrafe genommen worden sein.21. Januar • Nach einer Mittheilung des kgl. Eisenbahn-Betriebsamts in Hamburg fuhr Freitag morgen 5½ Uhr ein von der Sternschanze kommender Personenzug kurz vor Bahnhof Dammthor gegen den letzten Wagen eines vorausgefahrenen Güterzuges, welcher noch nicht in die Station eingelaufen war. Da der Lokomotivführer des Personenzuges den Güterzug rechtzeitig bemerkt hatte und sofort bremste, wurde nur die auffahrende Maschine und der letzte Wagen des Güterzugs leicht beschädigt. Verletzungen von Personen kamen glücklicherweise nicht vor.28. Januar • Dem lästigen sogenannten Litzenbrüderthum bei der Bahnhofs-Ankunftsseite hier in Kiel ist nun von unserem neuen Polizeiinspektor dadurch ein Ende bereitet, daß Letzterer dort eine Hülfsmänner-Station errichtet hat. Diese Hülfsmänner sind Personen, denen man sein Gepäck getrost anvertrauen darf. Das reisende Publikum wird die neue Einrichtung gewiß freudig willkommen heißen.--> hier scheint es sich wohl um Leute gehandelt haben, die sich ankommenden Reisenden als Gepäckträger aufgedrängelt haben und dafür natürlich eine Entlohnung erwarteten. So wie es heutzutage noch Leute an manchen Fahrkartenautomaten tun. 4. Februar • Am 30. d. Mts. waren mehrere Herren von der Regierung zu Schleswig und von der Eisenbahndirektion zu Altona, sowie der Herr Landrath in Kühren anwesend, um die neue Bahnstation landspolizeilich abzunehmen. Die Abnahme ergab keine Bedenken gegen die Eröffnung des Betriebes, und von jetzt an werden sämmtliche fahrplanmäßigen Züge nach Bedarf in Kühren halten. Nach Beendigung des Termins besichtigten die Herren unter Leitung des Direktors die Ofenfabrik Charlottenwerk.6. Februar • Die Vorarbeiten für die projektirte Kleinbahn Neumünster–Bissee–Kiel werden rüstig weitergefördert. Die generellen Nivellements sind bereits beschafft, wobei sich ergeben hat, daß man nur an einigen Stellen mit bedeutenden Erdbewegungen zu thun haben wird. Gegenwärtig ist man mit Aufstellung der Rentabilitätsberechnung beschäftigt und erwartet man hierbei ein günstiges Ergebniß.8. Februar • Jn der kürzlich in Bissee stattgehabten Sitzung des Komitees für Erbauung einer Kleinbahn Neumünster–Bissee–Kiel wurden die Vorarbeiten vom Regierungsbaumeister Franck in Altona vorgelegt und in allen Einzelheiten erläutert. Die Bahn, welche ihren Anfang in der Peterstraße in Neumünster hat, berührt die Ortschaften Brachenfeld, Tasdorf, Groß-Harrie, Klein-Harrie, Brauner Hirsch, Negenharrie (Fiefharrie), Groß-Buchwaldt, Brügge, Bissee, Klein-Barbau, Ketelsberg, Schlüsbek, Moorsee, Meimersdorf, Hamburger Baum, um dann am Rondeel in Kiel zu endigen. Für jede der genannten Ortschaften ist eine Haltestelle vorgesehen, sofern dieselben nicht so dicht zusammenliegen, daß für zwei Ortschaften eine Haltestelle genügt. Vor Tasdorf wird die Bahn Neumünster–Ascheberg, hinter Meimersdorf die Bahn Neumünster–Kiel gekreuzt; in beiden Fällen soll die Kleinbahn mittels Überbrückung überführt werden. Die Geländeverhältnisse sind wenig günstig auf der nördlichen Hälfte der Strecke; bieten aber im Übrigen der Bauausführung keine Schwierigkeiten. Die größte Brücke, welche 6,0 Meter Lichtweite hat, ist für die Eider vorgesehen. Mit Betriebsmitteln und Geleisanlagen soll die 37 Kilometer lange Bahn reichlich ausgestattet werden.11. Februar • Nicht um ein Billet zu lösen, sondern um die Kasse zu leeren, traten lichtscheue Jndividuen in der Nacht auf Sonntag Morgens 2 Uhr an den Schalter des Bahnhofes zu Raisdorf, beschmierten eine Scheibe, nachdem sie dieselbe vorher mit einem haarscharfen Jnstrument weniger widerstandsfähig gemacht, mit Seife, und drückten sie dann ein. Von dem dadurch entstandenem Geräusch erwachte der Stationsvorsteher, Herr Sievers, dessen Schlafzimmer über dem Kontor belegen. Jn der Meinung, daß eine Katze eine Lampe umgestoßen, eilt Herr Sievers nach unten und sieht, was geschehen. Die Spitzbuben hatten natürlich Fersengeld gegeben. Hätten dieselben geahnt, daß die Kasse Abends in Sicherheit gebracht, würden sie gewiß Herrn Sievers diese unliebsame Störung nicht bereitet haben. • Vom 20. d. Mts. an halten auf der neueingerichteten Station Kühren auf der Eisenbahnstrecke Kiel–Ascheberg sämmtliche Zuge nach Bedarf.15. Februar • Der bisherige Eisenbahn-Direktions-Präsident Krahn ist in einer Nervenheilanstalt zu Potsdam verstorben. Mit der Entwickelung des Eisenbahnwesens in unserer Provinz steht der Name des Verstorbenen im engsten Zusammenhang.--> weiß jemand etwas näheres über Carl Krahn? Was ist dem armen Kerl zugestoßen? Wie alt wurde er? 3. März • Die mit dem 1. April 1895 in Kraft tretende Neuorganisation der preußischen Staatsbahnen wird für fast sämmtliche Eisenbahn-Direktionen bedeutende Veränderungen zur Folge haben. Diese Angelegenheit beschäftigt die Bahnbeamten selbstredend in recht hohem Grade. Es sollen nämlich sämmtliche jetzt bestehenden 73 Betriebsämter aufgehoben werden, wogegen die Zahl der Eisenbahn-Direktionenen, denen die Arbeit ihrer bisherigen Betriebsämter zufallen wird, um 11 auf 20 erhöht werden soll. Diese Neuorganisation, durch die die Altonaer Direktion am wenigsten berührt wird, hat den Zweck, eine umfassende Ersparniß und Vereinfachung des Geschäftsganges herbeizuführen. Die Ersparniß soll dadurch herbeigeführt werden, daß zahlreiche Beamte, die durch die Vereinfachung des Geschäftsganges überflüssig werden, entweder ausscheiden, oder pensionirt werden. Es heißt, daß Beamte, die das 60. Lebensjahr erreicht haben, um ihre Pensionirung einzukommen haben. Die neu zu besetzenden Bahnhofsvorsteher-Stellen sollen durch Bahn-Assessoren besetzt werden. Jnnerhalb des Bezirks der Königl. Eisenbahn-Direktion Altona werden, wie schon erwähnt, kaum Veränderungen erfolgen. Der Bezirk soll sich nur bis Nauen und nicht bis Berlin erstrecken.4. März • Am Freitag trafen hier in Neumünster mittelst Salonwagens einige Herren vom Betriebsamt Flensburg ein, welche sich zu einer Konferenz nach Altona begeben wollten. Hier wurde der Salonwagen in den nach Süden fahrenden Zug rangirt; doch versäumten die Herren das rechtzeitige Einsteigen und so fuhr der leere Salonwagen davon. Es wurde nun eine Maschine von den Herren requirirt, mit welcher sie dem Südenzuge nachfuhren. Jn Elmshorn soll es geglückt sein, des Salonwagens wieder habhaft zu werden und denselben unter Vorspann der hier requirirten Maschine nach Altona zu fahren.6. März • Das Projekt der Erbauung einer Schmalspurbahn von Neustadt über Grömitz und Cismar nach Grube ist seiner Verwirklichung um einen Schritt näher gerückt. Der Kreisausschuß für den Kreis Oldenburg bewilligte zur Deckung der durch die Vorarbeiten entstehenden Kosten 2000 Mk. und werden die Vorarbeiten demnächst ihren Anfang nehmen. • Die Altona – Bahrenfelder Abendzüge sind in der letzten Zeit wiederholt unterwegs von einer Anzahl Rowdies mit Steinwürfen bombardirt worden. Mehrfach zertrümmerten Steine die Fensterscheiben. Trotz aller Vigilanz* ist es nicht möglich gewesen, die Frevler festzunehmen.* --> erhöhte Aufmerksamkeit 13. März • Die landespolizeiliche Prüfung für das modifizirte Lerchenstraßen-Projekt zum Neubau des Kieler Bahnhofes findet am 17. d. Mts. statt. Die Verhandlungen zwischen der königlichen Direktion und der Stadt Kiel haben in fast allen Punkten zu einer Verständigung geführt. Mit besonderer Freude wird es begrüßt werden, daß eine Unterführung der Ringstraße für Fußgänger stattfinden wird, was bei dem lebhaften Personenverkehr zwischen Gaarden und dem südwestlichen Stadttheil von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Auch hinsichtlich der vollkommenden Trennung des Personenbahnhofs und des Güterbahnhofs, der Geleisführung und der Verbindung mit der Werft bietet der neue Plan unverkennbare Verbesserungen.17. März • Vor kurzer Zeit ist für die „Schleswig-Angler Bahn“ eine neue Lokomotive angeschafft. Jetzt haben der Aufsichtsrath und die Direktion beschlossen, von der Verwendung derselben bis auf Weiteres abzusehen, da dieselbe viel mehr Kohlen, als der bisher benutzte Dampfwagen verbraucht und auch für den Unterbau zu schwer ist.--> mit Dampfwagen ist gemeint „Dampftriebwagen der Bauart Rowan“- von denen hatte die Bahn 3 Stück und es wurde mit diesen die ersten Jahre der gesamte Personen- und Güterverkehr abgewickelt. 20. März • Nachdem sich die im Dezember v. J. auf der Strecke Altona – Berlin eingelegten Harmonikazüge Nr. 3 und Nr. 6 gut bewährt, jedoch nicht als genügend bewiesen haben, da der Zudrang zu diesen Zügen ein zu großer war, hat sich die Königl. Eisenbahn-Direktion Altona bereit erklärt, vom 1. Mai ab noch zwei weitere Schnellzüge in Harmonikazüge umzuwandeln. Es werden noch folgende beiden Züge mit ganz neuen vierachsigen Durchgangswagen 1. und 2. Klasse ausgerüstet werden: Nr. 5, ab Altona 4,15 Uhr Nachm., an Berlin Lehrter Bahnhof 8,45 Abends, und Nr. 4 ab Berlin Lehrter Bahnhof 1 Uhr Nachm., an Altona 5 Uhr Nachmittags. Für diese Züge müssen, wie bei den übrigen Durchgangszügen, Platzkarten zum Preise von 2 Mk. gelöst werden. Von großem Vortheil ist namentlich für die Kieler Durchgangspassagiere nach Berlin der Zug Nr. 5, da der Zug von Altona abgeht und die Passagiere nicht vom Klosterthor nach dem Berliner Bahnhof zu gehen und ihr Gepäck selbst zu besorgen haben.22. März • Jn der Nacht vom 18. zum 19. d. Mts. ist von Strolchen ein unweit des Stationsgebäudes in Gremsmühlen stehender verdeckter Güterwagen, wohl in der Absicht, denselben zu berauben, nach der Richtung des Gehölzes hinausgeschoben worden. Da sich der Wagen als leer erwies, zertrümmerten die Strolche eine Weichenlaterne und zerstörten die Drahtleitung des Einfahrtstelegraphen, weshalb die Züge in der Richtung von Kiel Montag auf Handsignal in die Station einfahren mußten.12. April • Wie mitgetheilt wird, passirte gestern der 5,18 Uhr-Zug als erster die neue östliche Eisenbahnbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Osterrönfeld.17. April • Seit einer Reihe von Jahren schon bildet Herstellung einer Eisenbahn, welche als Querbahn von Kiel aus über Rendsburg den Osten der Provinz mit dem Westen verbinden soll, den Gegenstand besonders lebhafter Wünsche der Geschäftswelt Kiel und derjenigen der sonst betheiligten Städte. Vier Städte von Bedeutung, unter denen sich rege, geschäftliche Beziehungen ausbilden könnten, sind jetzt infolge des Mangels einer solchen Verbindung künstlich auseinandergehalten. Kiel und Rendsburg sind bei den gegenwärtigen Bahnwegen 65 Kilometer von einander getrennt, während eine direkte Linie diese Entfernung auf noch nicht die Hälfte verringern würde. Von Kiel nach Husum beträgt die Entfernung zur Zeit 126 Kilometer, welche sich auf 72 Kilometer ermäßigen ließ; von Kiel nach Friedrichstadt zählen wir 136 Kilometer, gegen 73 Kilometer, die eine direkte Linie ausmachen dürfte. – Jn der letzten Sitzung der Handelskammer gelangte das genannte Eisenbahnprojekt wieder zur Erörterung. Der Vorsitzende der Eisenbahn-Kommision empfahl eine abermalige Eingabe an den Minister der öffentlichen Arbeiten betreffs Herstellung einer Bahn Kiel-Achterwehr-Rendsburg mit event. Weiterführung nach Husum oder Friedrichstadt zu richten, da der Plan aufgetaucht sei, diese Bahn über die Brücke bei Levensau und nördlich vom Kanal entlang zu führen.21. April • Die Kieler Straßenbahn-Gesellschaft beabsichtigt ihren gegenwärtigen Pferde-Betrieb in einen elektrischen Betrieb umzuwandeln und liegt ein diesbezüglicher Antrag den dortigen Kollegien zur Beschlußfassung vor.6. Mai • Über das Projekt der Kiel-Schönberger Bahn hörte man in längerer Zeit gar nichts. Am 2. Mai nun unternahm das Komitee eine Bereisung der gesammten projektirten Linie von Kiel bis Schönberg. Wie verlautet, ist vorläufig folgende Linienführung in Aussicht genommen. Die Bahn, welche in voller Spurweite auszuführen sein wird, benutzt in Kiel das Geleise der Preetzer Bahn, verläßt dieselbe etwa 700 Meter diesseits des Bahnübergangs in Gaarden, sucht tunlichst in die Nähe von Wellingdorf zu kommen, überschreitet die Schwentine auf halben Wege von Neumühlen bis Oppendorf, führt westlich von Schönhorst und Probsteierhagen, südöstlich von Fiefbergen vorbei, um an der Südseite von Schönberg in den dortigen Bahnhof zu endigen. Das Jnteresse an dem Zustandekommen der Bahn ist auch jetzt mit einem Male wieder in den ländlichen Ortschaften ein allgemeines. Hoffentlich wird demnächst die definitive Feststellung, wie die Bahnlinie gehen soll, erfolgen und dann mit den Erdarbeiten begonnen werden.8. Mai • Ein Gesuch des betreffenden Komitees um Genehmigung der Vorarbeiten für eine Kreiseisenbahn Schleswig–Flensburg und Schleswig–Friedrichstadt ist dahin entschieden, daß das Projekt Schleswig–Flensburg genehmigt, aber das Projekt Schleswig–Friedrichstadt abgelehnt wurde, weil für diese Strecke nur eine Vollbahn angängig sei. Das Komitee hat infolgedessen ein neues, ausführlich begründetes Gesuch eingereicht.15. Mai • Von Bordesholm und Umgegend aus wird mit Lebhaftigkeit gegen das Kleinbahnprojekt Neumünster–Bissee–Kiel Stellung genommen. Jn einer Broschüre wird das Bedürfniß für dieses Bahnprojekt, da die Bahnverbindung Neumünster–Bordesholm–Kiel nichts zu wünschen übrig lasse, verneint. Die Broschüre plaidirt für ein Fallenlassen des ganzen Projekts.17. Mai • Jm Jahre 1892/93 wurden auf der Eisenbahn-Station Neumünster 173 150 Passagier-Billets abgegeben. Jm Güter-Verkehr gingen 11 522 Doppelwaggon-Ladungen ein, während 2822 Doppelwaggon-Ladungen versandt wurden. Jm Viehverkehr gingen ein 7731 Stück, versandt wurden 7233 Stück.20. Mai • Das Projekt einer elektrischen Hochbahn in Hamburg=Altona wird gegenwärtig in behördlichen Kreisen lebhaft erörtert. Es sind seitens der Firma, welche dem Magistrat ein bezügliches Angebot gemacht, bereits Vermessungen vorgenommen worden. Der Ausgangspunkt dieser Hochbahn soll sich beim Berliner Thor befinden. Die Bahn soll beim neu zu bauenden Zentralbahnhof vorbei durch die innere Stadt nach dem Hafen und dort über den Baumwall, die Vorsetzen, Hafenstraße, Fischmarkt in Altona, Breitestraße bis zum Endpunkte der Palmaille geführt werden. Zu den Haltestellen dieser Bahn wird das Publikum auf Treppen gelangen.22. Mai • Jm September d. J. wird ein halbes Jahrhundert verflossen sein, seitdem die erste Eisenbahn in Schleswig-Hostein in einer Länge von reichlich 100 km ausgebaut wurde, nämlich die von Altona nach Kiel. Die Altona-Kieler Eisenbahn feiert am 18. September das Jubiläum ihres 50jährigen Bestehens. Jn der vom 28. Juni 1842 datirten Baukonzession des dänischen Königs ist die Erlaubniß zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn „zur Verbindung der Nordsee und Elbe mit der Ostsee“ von Altona nach Kiel auf die Dauer eines Zeitraumes von 100 Jahren gegeben. Der Altona-Kieler Eisenbahn (Anfangs König Christian VIII. Ostseebahn genannt) folgte ein Jahr später, am 18. September 1845, die Strecke Neumünster – Rendsburg, während die Fortsetzung bis Flensburg erst am 25. Oktober 1854 und bis Wamdrup am 1. Oktober 1864 dem Verkehr übergeben wurde. Jetzt breiten sich in der Provinz Schienenstraßen aus in einer Gesammtlänge von 1400 km von denen reichlich 1000 km Staatsbahnen, der Rest Privatbahnen sind. Die größte der Staatsbahnen ist die Marschbahn mit 220 km*, die größte der Privatbahnen ist die 80 km lange Flensburg-Kieler Eisenbahn; die kleinste aller Privatbahnen ist die Sylter Dampfspurbahn von Munkmarsch nach Westerland, die nur 4 km lang ist. Den bedeutendsten Verkehr hat Altona mit 1½ Millionen Personen- und ½ Millionen kg Güterverkehr. Kiel steht an zweiter Stelle.* --> gemeint ist die Strecke von Elmshorn bis Hvidding 24. Mai • Die Königl. Eisenbahndirektion Altona läßt gegenwärtig zwischen Ascheberg und Wankendorf circa acht Kilometer von ersterer und zwei Kilometer von letzterer Station eine neue Haltestelle für Personen- und Güterverkehr errichten und wird dieselbe den Namen Perdöl, nach dem unmittelbar davon gelegenen adeligen Gute Perdöl, erhalten. Die Eröffnung dieser Haltestelle wird schon im nächsten Monat erfolgen.27. Mai • Der Bahnhof zu Neumünster genügt schon lange nicht mehr dem gesteigerten Verkehr. Auch der Verkehr in der Stadt leidet durch ihn nicht unerheblich, insofern in Folge der häufigen und langen Sperrungen der Bahnübergänge an dem Bahnhof der Verkehr zwischen zwei Stadttheilen arg beeinträchtigt wird. Nach Abhülfe ist daher schon oft verlangt. Eine solche wird endgültig aber nur durch einen vollständig neuen Bahnhof geschaffen werden können. Dieser Bahnhofsneubau scheint jetzt nahe bevorzustehen. Es hat nämlich der Abgeordnete Groth die Mittheilung gemacht, daß er mit dem Minister der öffentlichen Angelegenheiten eingehend die Bahnhofsangelegenheit besprochen habe, daß die Übelstände anerkannt seien, daß diesen aber nur durch einen Bahnhofsneubau abgeholfen werden könne. Voraussichtlich würden die Mittel für einen Bahnhofsneubau in den nächstjährigen Etat des preußischen Staates eingestellt werden. Link auf Bild Der Bahnhof Neumünster, vor 1900. Vorne der Bahnübergang der Chaussee nach Rendsburg, im Hintergrund - vom Wasserturm fast verdeckt - die Spitze der Kirche St. Maria - St. Vicelin, diese wurde 1893 gebaut und steht noch heute • Von Heiligenhafen und Fehmarn aus sind verschiedentlich Petitionen um Weiterführung des letzten Abendzuges von Eutin nach Neustadt und um Einrichtung einer Postverbindung im Anschluß an diesen Zug an die Königl. Eisenbahn-Direktion in Altona gesandt. Seitens der Eisenbahn-Verwaltung scheint man nunmehr die Berechtigung dieses Wunsches anerkannt zu haben, indem der jetzt Abends in Eutin ankommende letzte Zug* vom 1. Juni an bis Neustadt weitergeführt wird. Sobald nun die Einrichtung einer Postverbindung von Neustadt im Anschluß an den 12 Uhr 20 Min. Nachts eintreffenden Zug erwirkt ist, werden wir in Heiligenhafen die bis Nachmittags 5 Uhr in Hamburg, Kiel und dem Norden aufgegebenen Postsendungen stets am nächsten Morgen im Besitz haben, während dieselben bis jetzt erst am nächsten Nachmittag in unsere Hände gelangen.--> * gemeint ist der letzte Zug von Kiel, dieser kam Abends um 11 Uhr 40 Min. in Eutin an 2. Juni • Am Montag Mittag entgleiste der aus dem Friedrichskoog kommende Güterzug unweit des Sophienkoogs. Die Lokomotive stürzte in einen Graben, das Personal kam glücklicherweise mit dem Schrecken davon. • Am Mittwoch Nachmittag entgleiste auf der Station Ascheberg die Lokomotive des 2 Uhr 20 Min. nach Kiel abgehenden Zuges durch sogenanntes Schleudern der Räder. Eine requirirte Reservemaschine brachte den Zug weiter. • Eine recht praktische Neuerung ist auf dem Bahnhof in Neumünster angebracht. Jn der Vorhalle und auf dem Bahnsteig sind große schwarz lackirte Tafeln angebracht, welche in deutlichen Ziffern die Abfahrtszeiten der Züge, nach den verschiedenen Richtungen geordnet, tragen. Die Abfahrtszeiten der Schnellzüge sind in rother, die der Personenzüge in weißer Schrift gemalt.5. Juni • Eine bedeutende Erweiterung der Straßenbahn in Kiel steht durch die Umwandlung derselben in eine elektrische Bahn bevor. Es soll sich vom Rondeel eine Theilstrecke durch den Königsweg, der Ringstraße, Unterestraße, Knooperweg, Waisenhofstraße und Muhliusstraße abzweigen, wo sich die Bahn mit dem alten Geleise wieder verbindet. Ebenso soll das Schienennetz von Melz‘ Biergarten nach dem Belvedere und von der Seebadeanstalt nach Bellevue verlängert werden. Die Vorarbeiten sind bereits soweit vorgeschritten, daß der Regierung das Projekt zur Genehmigung unterbreitet werden konnte.7. Juni • Geh. Oberbaurath Jungnickel, welcher bisher die Geschäfte des königl. Eisenbahn-Direktions-Präsidenten provisorisch verwaltet hat, ist zum wirklichen Eisenbahn-Direktions-Präsidenten ernannt worden.14. Juni • Zur Bequemlichkeit des Publikums und um Jrrthümern bei der Benutzung der auf den Bahnhöfen aufgestellten Automaten vorzubeugen, werden diese auf den preußischen Staatsbahnhöfen künftig durch verschiedenen Farbanstrich, und zwar solche für Fahrkarten durch grünen, für Bahnsteigkarten durch orangegelben und für Waaren durch rothen Anstrich kenntlich gemacht werden. Die bereits aufgestellten Automaten werden nach und nach gleichmäßigen Anstrich erhalten.--> darum wohl sind Kaugummiautomaten rot angestrichen ;-) 16. Juni • Seit einigen Tagen werden die speziellen Vorarbeiten für das Kleinbahn-Projekt Lindholm – Dagebüll ausgeführt. Man hofft, daß das erforderliche Baukapital im Großen und Ganzen gesichert ist und mit dem Bau der Bahn ehestens begonnen werden kann.19. Juni • An den Betrieb der Straßenbahnen in Lübeck durch Elektrizität hat sich das Publikum in der kurzen Zeit der Einführung des Betriebes vollständig gewöhnt; man sieht nichts Ungewöhnliches mehr an diesen Wagen ohne Pferde und ohne Dampf. Selbst durch die engeren Straßen, wie die Holstenstraße, fahren die Wagen sicher hindurch und ohne bisher einen Unfall veranlaßt zu haben.21. Juni • Die Kaiserliche Familie wird morgen Vormittag gegen 11 Uhr Berlin Station Wildpark mittelst Sonderzuges, aus acht Kaiserl. Salonwagen bestehend, verlassen und über Schwarzenbek – Oldesloe Nachmittags 3 Uhr 35 Minuten auf der Abfahrtsseite des Kieler Bahnhofs eintreffen, von wo aus sich die Kaiserliche Familie zu Wagen nach dem Schlosse begeben wird, während die Dienerschaft mit dem Sonderzug nach der Ankunftsseite rangirt wird und dort aussteigt; auch wird das Gepäck daselbst ausgeladen. – Der in Kiel planmäßig 3 Uhr 35 Minuten fällige Schnellzug aus Hamburg und der 3 Uhr 45 Minuten fällige Personenzug aus Preetz werden beide ausnahmsweise auf der Abfahrtsseite und zwar mit einer Verspätung von je ca. 15 bis 20 Minuten eintreffen.23. Juni • Unsere Stadt Preetz und Umgegend und insbesondere die neue Bahnstation Kühren, bildet zur Zeit das Ziel einer größeren Anzahl Vereine aus Kiel, Gaarden* usw., welche ihre Sommerausflüge dazu benutzen um unsere herrliche Gegend kennen zu lernen. Während einige Vereine direkt nach Kühren fahren, um dort den ganzen Nachmittag zu verweilen, ziehen andere es vor, zuerst die Bahn bis dort zu benutzen und alsdann die Spaziertour nach Preetz zu unternehmen, um die Abendstunden in den Mauern unserer Stadt zu verleben.* --> angemerkt sei, das Gaarden damals noch nicht zu Kiel gehörte und rund 11000 Einwohner hatte 30. Juni • Die dem königl. Eisenbahn-Betriebsamt in Kiel unterstellte, zwischen den Stationen Ascheberg und Wankendorf belegene Haltestelle Perdoel wird am 1. Juli d. J. für die Abfertigung von Güter in Wagenladungen und am 15. Juli d. J. für die Abfertigung von Personen und Reisegepäck dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. – Von resp. nach Perdoel werden Fahrkarten nach resp. von Kiel, Ascheberg, Neumünster, Wankendorf und Ploen zur Ausgabe kommen. 1. Juli • Wie nunmehr definitiv beschlossen ist, werden an Stelle des mit dem 1. Juli 1895 aufgelöst werdenden Eisenbahn-Betriebsamts zu Kiel drei Betriebs-Jnspektionen errichtet, und zwar je eine in Kiel, Neumünster und Oldesloe, und sind mit letzteren beiden Städten die Verhandlungen bereits eingeleitet. Jede Betriebs-Jnspektion wird von einem Techniker geleitet werden, dem ein Administrator zur Seite steht. Jn Kiel wird außerdem eine Maschinen-Jnspektion eingerichtet, welche von einem Maschinen-Techniker geleitet wird. Der Betriebs-Jnspektion Oldesloe wird gleichzeitig der Neubau der Linie Hagenow – Oldesloe unterstellt werden. Die Beamten des Betriebsamts werden theilweise in den Betriebs-Jnspektionen und theilweise in der Direktion Verwendung finden.3. Juli • Wie aus sicherer Quelle gemeldet wird, hat die königliche Eisenbahn-Direktion Altona auf allerhöchsten Wunsch durch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten die Anweisung erhalten, unverzüglich mit den Vorarbeiten für die Eisenbahnlinie Kiel – Holtenau – Mündung vorzugehen, damit die Bahn, die vom Staate gebaut werden soll, noch bis Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals fertig gestellt werden kann.7. Juli • Auf dem Altonaer Bahnhofe traf ein kleiner 4½jähriger Knabe ein, der auf der Strecke von Pinneberg bis Altona von Bahnbeamten als blinder Passagier betroffen worden war. Der Junge erklärte, er wolle nach Amerika auswandern. Als man ihn fragte, ob er denn Geld habe, erwiderte er verneinend: Geld finde er in Amerika genug. Jm Übrigen weigerte er sich, Auskunft über seine Verhältnisse und seine Heimath zu geben, lehnte auch jeder Erquickung ab, die man ihn anbot. Stets hatte er nur die eine Erklärung, er wolle nach Amerika. Den Bahnbeamten waren die Eltern des Knabens bekannt; der Vater ist in Pinneberg in einer Fabrik als Arbeiter thätig. Als man dem Jungen sagte, er solle zu diesem Zweck nach Pinneberg zurückgebracht werden, um dort Geld für die Auswanderung zu holen, beruhigte er sich. Von diesem Augenblick an ließ er sich Butterbrod und Brause sehr gut schmecken und trat frohen Muthes und guter Hoffnung die Rückreise nach Pinneberg an.12. Juli • Statt die Genehmigung zum Bau einer Bahn Eckernförde – Schleswig zu erhalten, wurde der Kiel-Flensburger Eisenbahn vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten mitgetheilt, daß in Aussicht genommen sei, dem Bau einer Bahn Kiel – Rendsburg auf Staatskosten näher zu treten und deshalb die erbetene Erlaubniß verweigert wurde.17. Juli • Zum Bahnhofsbau in Kiel wird berichtet, daß man nunmehr damit beginnt, die Kiel-Flensburger Bahn zu verlegen, um für den daselbst demnächst erbaut werden sollenden großen Lokomotivschuppen Platz zu machen.19. Juli • Auf der Eisenbahnstrecke zwischen Neumünster und Bordesholm wird vom Herbst d. J. eine neue Haltestelle eröffnet, die den Namen Einfeld erhalten wird. • Am verflossenen Sonnabend vor 50 Jahren war für unsern Ort Neumünster ein sehr wichtiger Tag. Es ward damals auf der noch nicht gänzlich fertiggestellten Altona-Kieler Eisenbahn von Altona aus die erste größere Probefahrt unternommen, und der Dampfwagenzug, bestehend außer der Lokomotive und dem Tender aus acht Personenwagen, gelangte ohne größeren Unfall nach Neumünster. Auf dem damals noch freien Felde, wo jetzt der Bahnhof liegt, ward der Zug von Tausenden unserer Einwohner jubelnd in Empfang genommen, ja es waren Zuschauer zum Theil sogar aus weiter Ferne gekommen, aus Kiel, Rendsburg, ja sogar von jenseits des Kanals her. Es war an einem Sonntag, und Dr. Claus Harms vermißte, als er den Gottesdienst in der Kieler Nikolaikirche abhielt, einen großen Theil seiner getreuesten Zuhörer, die zu gleicher Zeit sehnsüchtig bei Neumünster auf die Ankunft des Zuges harrten. Der streitbare Mann unterließ es nicht, sich sofort in der ihm eigenen derben Weise mit der Direktion auseinander zu setzen, die durch die Wahl des Tages für die Probefahrt dem Kirchenbesuch solchen Abbruch gethan hatte. • Wie eigentümlich gewählt oftmals der Platz ist, den sich die Vögel für ihren Nesterbau aussuchen, zeigt ein in Tönning bei Weiche 19 gefundenes Vogelnest mit vier Jungen. Diese Weiche wird täglich von Maschinen und Wagen befahren, trotzdem fand das Weibchen Ruhe und Zeit, an dem beharrlich festgehaltenen Platze seine Eier auszubrüten.22. Juli • Am 1. August d. J. wird von der Eisenbahn-Neubaustrecke Hagenow – Oldesloe der bereits fertig gestellte Theil von Hagenow bis Wittenburg, 15,5 Kilometer, mit den Stationen Hagenow Stadt, Bobzin und Wittenburg dem Verkehr übergeben werden und werden in jeder Richtung vier Züge verkehren.31. Juli • Der Ausbau des Altonaer Bahnhofes schreitet rüstig vorwärts, sodaß derselbe im Herbst 1895 in Betrieb genommen werden kann. Der ausgedehnte Tunnelbau für die Hafenbahn erstreckt sich von der Bergstraße bis zum Elbkai. – Nach Vollendung des neuen werden sämmtliche Baulichkeiten des alten Bahnhofes überflüssig; wenigstens teilweise werden diese Bahnhofsgebäude beseitigt werden.4. August • Ein schreckliches Unglück hat sich auf der Schleswig-Angler Eisenbahn ereignet. Von dem aus 5 Wagen bestehenden Zuge, welcher fahrplanmäßig um 10 Uhr 32 Minuten in Schleswig einzutreffen hat, fiel auf der Strecke zwischen Loit und Taarstedt der Schaffner Peters beim Revidiren der Billette herunter, als er vom Dampfwagen nach dem Personenwagen übertreten wollte. Er gerieth unter die Räder und erhielt so schwere Verletzungen, daß der Tod sofort eintrat.5. August • Die westliche Eisenbahnbrücke Osterrönfeld wurde dem Verkehr übergeben. Der um 1 Uhr 22 Min. Nachmittags am Donnerstag in Rendsburg eintreffende Zug wurde als erster über die neue Brücke geleitet.7. August • Die Station Wamdrup soll wegen des dort herrschenden großen Güterverkehrs erheblich erweitert werden. Es soll ein Waarenhaus erbaut werden, damit in Zukunft die Umladung der Güter von den dänischen auf die deutschen Wagen und umgekehrt nicht mehr, wie bisher, unter freiem Himmel erfolgt.9. August • Am Sonntag Abend hatte das Zugpersonal des von Hamburg auf Neumünster gehenden Nacht-Schnellzuges viel zu thun mit Passagieren, die verkehrt eingestiegen waren. Der Schnellzug hatte in Hamburg einige Verspätung und infolgedessen glaubte man, trotz des wiederholten Ansagens, daß es der Zug der Hamburg – Altonaer Verbindungsbahn sei. Erst unterwegs stellte sich heraus, daß eine größere Anzahl Passagiere in den Schnellzug gestiegen waren, die den Verbindungszug benutzen wollten, und mußten diese sämmtlich in Elmshorn ausgesetzt werden. Ein Glück für die Leute, daß ein Sonderzug noch nach Hamburg fuhr; andernfalls hätten Alle in Elmshorn unfreiwilliges Nachtquartier nehmen müssen.16. August • Der gestern Nachmittag ca. 3 Uhr von Neumünster nach Kiel planmäßig verkehrende Güterzug stieß zwischen Bordesholm und Voorde bei der daselbst befindlichen Kiesweiche mit einem Arbeitszuge zusammen, wodurch mehrere Wagen ganz erheblich beschädigt wurden und mehrere entgleisten. Die Aufräumungsarbeiten dauerten bis zum Abend, während welcher Zeit das östliche Geleise gesperrt war, und mußten alle Züge auf dem westlichen Geleise befördert werden, wodurch einige Verspätungen vorkamen. Der Abends 10 Uhr 18 Minuten in Kiel eintreffende Personenzug konnte die Unfallstelle schon wieder ungehindert passiren. Personal ist bei dem Unfall nicht verletzt worden. • Die Eisenbahnbeamten, welche in den unterhalb des Sophienblatts der Bahn zunächst gelegenen vier Häusern wohnen, haben seitens der Königl. Eisenbahn-Direktion die Aufforderung erhalten, sofort die Wohnungen zu räumen, da zunächst diese vier Häuser in den nächsten Tagen abgebrochen werden sollen, um Platz für den Neubau des Bahnhofes zu schaffen. • Die Königliche Eisenbahndirektion Altona läßt seit einiger Zeit in den Kupees an den Fensterscheiben transparente Schilder mit den Aufschriften „Raucher“, „Nichtraucher“ und „Frauen“ anbringen, welche aus blauem oder rothem gelatineartigen Stoff bestehen. – Während am Tage diese Schilder wenig sichtbar sind, sind dieselben Abends bei Erleuchtung des Kupees weithin deutlich sichtbar und ermöglichen auch am Abend ein schnelles Auffinden der gewünschten Kupees. – Die Königliche Eisenbahndirektion Altona gedenkt nun sämmtliche Kupees für Raucher, Nichtraucher und Frauen mit dieser Neuerung zu versehen.18. August • Dieser Tage wurden in Eidelstedt 22 Stück je sechs Meter lange Eisenbahnschienen gestohlen, zu deren Transport unbedingt ein Fuhrwerk verwendet sein muß. Es dürfte den Spitzbuben schwer werden, ihre Beute zu verwerthen.30. August • Der Magistrat in Altona hat an verschiedenen Stellen Gutachten über die projektirte Anlage einer Hängebahn Hamburg – Altona eingefordert. Danach sind vielfach Bedenken gegen die Durchführung des Projekts aufgetaucht, so daß dasselbe sehr in Frage gestellt sein dürfte. • Bei dem Bau der elektrischen Straßenbahn kommen bisweilen gar sonderbare Forderungen zu Tage; bei der berühmten Enge unserer Straßen in Hamburg sucht die Straßenbahn-Gesellschaft anstatt der Mastbäume möglichst die Halte für die elektrischen Leitungen an den Häusern anzubringen. Um dies zu dürfen, muß sie natürlich die Erlaubniß der Eigenthümer einholen, die unentgeltlich gegeben werden muß, ebenso wie bei den Telephonleitungen. Viele Hausbewohner wollen das natürlich nicht, und es bleibt nichts anderes übrig, als ihnen einen Mastbaum vor die Hausthür zu pflanzen, da man sich ja einmal für die oberirdische Leitung entschieden hat, und selbst die Bürgerschaft in solchen Sachen nichts dreinzureden hat. Einer dieser Hausbesitzer hat aber eine gar zu kuriose Forderung an die Straßenbahn-Gesellschaft gestellt: er wollte für die bezeichnete Erlaubniß das Recht genießen, lebenslänglich auf allen Linien der Straßenbahn zu fahren. Mit Rücksicht auf die Gesundheit des betr. Hausbesitzers hat die Gesellschaft diese Entschädigung abgelehnt.1. September • Jn Betreff der Erbauung einer Eisenbahn von Oldenburg nach Heiligenhafen ist zu berichten, daß in diesen Tagen wieder Nivellirungs-Arbeiten vorgenommen sind. Bei Neukirchen ist ein Bahnhof abgesteckt worden. Man geht auch mit dem Plane um, den Fehmarnsund zuzudeichen und bei Großenbrode einen neuen Durchstich zu machen, der ein besserer Wasserweg für Kriegsschiffe sein soll.6. September • Vor einigen Tagen entsprang während der Fahrt auf der Westholsteinischen Eisenbahn eines der verladenen Schweine aus dem Wagen. Dasselbe blieb unversehrt und wurde am andern Tage wohlbehalten wieder eingefangen. Die Westholsteinische Eisenbahn ist durch ihre Fahrgeschwindigkeit bei allen Reisenden bekannt.18. September • Der Bau der Hagenower Bahn ist in der Nähe der Stadt Oldesloe im vollsten Gange. Von dem Bahnhofe hierselbst bis Treuholz wird an 12 verschiedenen Arbeitsstellen rüstig gearbeitet. • Der Ausbau der Eisenbahnlinie Rendsburg – Kiel scheint nunmehr in greifbare Nähe gerückt zu sein. Der Minister des Jnnern hat nämlich kürzlich in einem Erlasse seiner Bereitwilligkeit Ausdruck gegeben, den staatsseitigen Ausbau der Bahn in Erwägung zu nehmen. – Von der Gesammtlänge der Bahn von 28 Kilometern werden voraussichtlich 12,7 Kilometer auf den Kreis Rendsburg und etwa 15,3 Kilometer auf den Landkreis Kiel entfallen. Es ist projektirt, das die Bahn bei Osterrönfeld in die Bahn Neumünster – Rendsburg und in der Südostecke des Schulensees bei Meimersdorf in die Bahn Neumünster – Kiel einmündet. Es sind Stationen vorgesehen: 1) bei Osterönfeld, 2) an der Kreuzung der Landstraße Nortorf – Eckernförde mit dem Wege Bredenbek – Kronsburg, 3) zwischen Brandsbek und Achterwehr an der Eider, 4) bei Steinfurth und 5) bei der Einmündung in die Altona-Kieler Bahn bei Meimersdorf, außerdem ist 6) eine Haltestelle bei Ostenfeld vorgesehen.--> gemeint zu 2) ist der Bahnhof Kronsburg und zu 3) der Bahnhof Brandsbek. Die Strecke über Steinfurth wurde ja nicht gebaut, die Bahn - im Oktober 1904 eröffnet - mündet stattdessen in Hassee an der Flensburg-Kieler Bahn ein. Sie war damals - also von Osterrönfeld bis Hassee = 29,9 km lang 20. September • Seit Eröffnung der ersten Schleswig-Holsteinischen Eisenbahn ist ein halbes Jahrhundert verflossen. Als man zuerst den Gedanken faßte, die beiden bedeutendsten Städte der Herzogthümer durch einen Schienenweg zu verbinden, war es um die Verkehrsmittel des Landes noch recht mäßig bestellt; und während andere Länder bereits hunderte von Meilen an Eisenbahnen besaßen, war man bei uns noch damit beschäftigt, die Landstraßen in wegsamen Zustand zu bringen. Die Chaussee zwischen Altona und Kiel war erst im Jahre 1833 vollendet; der durch das Amt Reinbek führende Theil der Hamburg – Berliner Chaussee ward erst im Jahre 1838 dem Verkehr übergeben, und die Anlage von Kunststraßen zwischen Hamburg und Lübeck, sowie von Kiel nach Eckernförde und Kolding war zur selben Zeit noch Projekt, als man die ersten beiden Städte schon hatte durch Eisenbahnen verbinden wollen, dieses Projekt aber als dem dänischen Staatsinteresse zuwiderlaufend hatte aufgeben müssen. Eine Kommission, welche durch königliche Resolution vom 10. Dezember 1835 zur Prüfung der Eisenbahnfrage in den Herzogthümern eingesetzt war, kam zu dem Resultat, daß eine Bahn zwischen zwischen Elbe und Ostsee ein wirkliches Bedürfniß des Handelsstandes nicht sei, der Staat daher eine solche nicht bauen dürfe; daß aber doch zu erwägen sei, welche Linie von Hamburg=Altona zur Ostsee sich am besten empfehlen würde. Erst im letzten Regierungsjahr König Friedrich VI., im August 1839, wurde das Nivellement einer Bahn von Altona nach Segeberg und von dort nach Kiel bezw. nach Neustadt angeordnet, und gleichzeitig bildete man in Kiel einen Ausschuß, der in Verbindung mit Mitgliedern der Altonaer Gesellschaft der Kommerzierenden die Eisenbahnfrage näher erwägen sollte. König Christian VIII. erkannte mit staatsmännischem Blick die Bedeutung der Sache für das ganze Land; und schon im fünften Monat seiner Regierung stellte er durch Resolution vom 12. Mai 1840 die Bedingungen fest, unter denen einer Privatgesellschaft die Konzession zum Eisenbahnbau ertheilt werden könne. Sofort beschloß man in Altona und Kiel, die Bahn zwischen beiden Städten als Privatunternehmen ins Leben zu rufen. Die Vorarbeiten wurden auf Kosten der Schleswig-holsteinischen patriotischen Gesellschaft begonnen, statistische Ermittelungen über den voraussichtlichen Verkehr wurden angestellt, und bereits vor Ablauf des Jahres erhielt das auf Grund dieser Arbeiten aufgestellte Programm die königliche Genehmigung. Am 11. März 1843 wurde, nachdem die letzten Aktien gezeichnet waren, unter Leitung des Ober-Jngenieurs und späteren Betriebsdirektors Dietz mit dem Bau begonnen. Am 18. September 1844 wurde am Geburtstag des Königs die ihm zum Danke „König Christian VIII. Ostseebahn“ genannte erste Eisenbahn Schleswig-Holsteins eröffnet. Unter Betheiligung zahlreicher Notabilitäten* aus Stadt und Land setzte sich der Festzug nach einer Vorfeier in Altona von dort nach Kiel in Bewegung, voran eine einzelne festlich geschmückte Lokomotive. An allen festlich geschmückten Zwischenstationen mit Hurrahruf begrüßt, langte der Zug in Kiel an, woselbst sich die ganze Gesellschaft mit Booten nach Düsternbrook begab, um zu frühstücken. Dann ging es nach Altona zurück, wo Abends in der zum Festsaal umgestalteten Güterhalle ein solennes* Bankett abgehalten wurde, als Schlußfeier für die Eröffnung des herausragendsten Privatunternehmens in Schleswig-Holstein.* --> Notabilitäten ist ein sehr altes Wort, in römischer Zeit wurde damit die Führungsschicht bezeichnet. Solennes ist ein altes Wort für „feierlich, festlich“. Anmerken möchte ich aus geschichtlicher Sicht zwei Dinge, nämlich 1) das das Herzogthum Lauenburg damals nicht zu Schleswig-Holstein gehörte (und Bergedorf sowie Hamburg sowieso nicht) - nur das dazwischenliegende Amt Reinbek gehörte zu Schleswig-Holstein .... und 2) die seinerzeitigen Herrscher von Schleswig-Holstein waren die dänischen Könige Friedrich VI, der am 3. Dezember 1839 im 72-sten Lebensjahre verstarb und dessen Nachfolger sein 53-jähriger Cousin Christian VIII. wurde. 23. September • Nachdem vor Kurzem in der Nähe des Rondeels schon mehrere Eisenbahn-Dienstwohnungsgebäude zum Zwecke der neuen Gleisanlagen der Kiel-Flensburger Bahnstrecke abgebrochen wurden, schreitet die Anlage des Bahndammes für das neue Verbindungsgleis der Kiel-Flensburger Bahn rüstig voran. Der für das Gleis bestimmte Unterbau nimmt eine möglichst grade Linie vom Güterbahnhof bis zur Lübecker Chaussee unter Vermeidung der bisherigen starken Kurve.25. September • Von dem gestern Nachmittag 5 Uhr von Oldenburg nach Kiel abgegangenen Personenzuge entgleiste bei der Station Groß-Schlamin der Postwagen dadurch, daß ein Pferd, das aus einer nahegelegenen Koppel ausgebrochen war und auf den Bahndamm sich begeben hatte, von der Maschine erfaßt und überfahren wurde. Die Maschine erhielt nur eine starke Erschütterung, blieb jedoch im Geleise, der darauffolgende Postwagen aber kam mit beiden Achsen zur Entgleisung. Nur dem Umstande, daß der Zug ein langsames Tempo hatte, ist es zu verdanken, daß ein größerer Unfall verhütet wurde. Der Zug konnte, nachdem der Postwagen wieder eingleist war, seine Fahrt fortsetzen. • Vorgestern wurde in Rendsburg die Drehbrücke beim Schützenhof feierlich dem Verkehr übergeben. Der bisherige Weg über die Nothbrücke ist gesperrt und an der Fortschaffung des zum Theil noch stehenden Dammes arbeitet bereits ein Schwimmbagger.--> über diese (Straßen-)Drehbrücke führte ab 1901 auch die Schmalspurbahn nach Hohenwestedt. Schon 1912/13 jedoch wurde die genannte Brücke durch eine neue Drehbrücke ersetzt (die wiederum 1961 durch den Kanaltunnel ersetzt wurde) 2. Oktober • Vom 1. Oktober an ist nun auch der zwischen Plön und Gremsmühlen belegene Haltepunkt Timmdorf für den Personenverkehr eröffnet. Eine direkte Personenabfertigung findet von und nach Ascheberg, Eutin, Gremsmühlen und Plön statt.6. Oktober • Die neue Haltestelle Timmdorf, zwischen Ploen und Gremsmühlen gelegen, ist am 1. d. Mts. dem Betriebe übergeben worden und halten daselbst sämtliche Züge nach Bedarf. Jn nächster Woche soll nun auch die neue Haltestelle Einfeldt, zwischen Bordesholm und Neumünster gelegen, eröffnet werden. 13. Oktober • O.T.: Die Umwandlung der Ortes Westerland auf Sylt von einem Fischerdorf in ein von Jahr zu Jahr mehr frequentirtes Bad, dessen Erhebung zu einem Weltbade in nicht zu ferner Zeit abzusehen ist, hat es vermocht, die Einwohnerzahl in den letzten 50 Jahren von 418 auf 1500 zu steigern. Die Zahl der Badegäste betrug 1860: 400, 1870: 1150, 1880: 2000, 1887: 5200, 1893: 7835, welch letztere Zahl in dieser Saison noch überschritten sein soll.14. Oktober • Der Senat zu Hamburg hat der Bürgerschaft das Projekt einer Hochbahn, einer Schwebebahn System Eugen Langen, vorgelegt. Es wird bezweckt, eine Ringbahn um Hamburg und die Vororte, sowie eine Verbindung beider Elbufer durch eine Hochbrücke herbeizuführen. Eine größere Denkschrift darüber ist veröffentlicht.23. Oktober • Jn Folge der Neuorganisation in der Staats-Eisenbahn-Verwaltung und nach Aufhebung des Betriebsamts Kiel wird in Neumünster eine Königliche Eisenbahn-Jnspektion errichtet werden. Die Jnstallirung dieser Behörde wird gegen Beginn des neuen Jahres erfolgen. Die Leitung der Jnspektion ist dem Kgl. Bau-Jnspektor Herrn Holkerscheid übertragen. Die Kgl. Eisenbahn-Jnspektion erhält die obere Betriebsleitung für folgende Strecken: Neumünster – Ascheberg – Eutin – Neustadt – Oldenburg, Gremsmühlen – Lütjenburg, Neumünster – Heide – Tönning, Heide – Wesselburen – Büsum und Ascheberg – Elmschenhagen. • Wyk auf Föhr: Die Verhandlungen in der Bahnangelegenheit sind endlich zum Abschluß gebracht. Das Resultat ist schließlich zu Gunsten Niebülls ausgefallen. Die Vertreter von Wyk haben mit der dortigen Gemeindevertretung einen definitiven Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Bahn von Niebüll ausgehen und dieser Ort zu den Baukosten 170 000 Mk. und Wyk 80 000 Mk. beitragen soll. Man hofft, die Bahn schon zum 1. Juni nächsten Jahres in Betrieb setzen zu können.--> Risum und Lindholm hatten damals zusammen fast 2000 Einwohner, Deezbüll und Niebüll fast 2400 Einwohner. 1. November • Auf dem Bahnhof zu Rendsburg ereignete sich ein Unfall, der in seiner Art wohl so ziemlich vereinzelt dastehen dürfte. Beim Einlaufen eines Viehzuges riß nämlich ein Viehwagen in der Mitte durch, während die Verkuppelung hielt. Der auseinandergerissene Wagen wurde ausgeschaltet und das Vieh in einen anderen Wagen verladen. Der zuerst verwandte Wagen wird jedenfalls auf ein recht nettes Alter zurückblicken.3. November • Am 1. November ist die neue Eisenbahn-Haltestelle Einfeld dem Verkehr übergeben.4. November • Jn Folge der Einrichtung der Haltestelle Perdoel hat der Verkehr auf unserem Bahnhofe in Wankendorf in recht merklicher Weise abgenommen.8. November • Jn Folge der voraussichtlich am 1. Dezember d. J. stattfindenden Überführung der Kiel-Flensburger Eisenbahn über den Nord-Ostsee-Kanal wird die Eisenbahnstrecke Kiel – Neuwittenbek gegenüber der bisherigen Bahnlinie um 2,3 Kilometer länger sein, und werden nach Maßgabe dieser Entfernungsverlängerung die Preise für Beförderung von Personen, Waaren und Vieh erhöht werden. Die Preiserhöhungen, welche demnächst, genau ausgerechnet, durch Tarifnachträge bekannt gegeben werden, werden ungefähr betragen: für eine einfache Fahrkarte 1. Klasse 30 Pf., 2. Klasse 20 Pf., 3. Klasse 10 Pf., für eine Rückfahrkarte 1. Klasse 40 Pf., 2. Klasse 30 Pf., 3. Klasse 20 Pf., für 100 Kilogr. Eilgut 8 Pf., für 100 Kilogr. Frachtstückgut 4 Pf., für Wagenladungsgut für einen Wagen 1 Mk., für einen Wagen Vieh 1. Mk.18. November • Für den Umbau des Bahnhofes zu Kiel wird jetzt das Gleis, welches für die Personenzüge von und nach Ostholstein diente, vom Güterbahnhof an aufgehoben, so daß die Züge von und nach Ostholstein von der Gaardener Chaussee an das Geleis der Bahn nach Neumünster benutzen. Der Boden des Dammes, auf dem das Ostholsteinische Gleis bisher lag, wird nunmehr aufgehoben und neben dem Ausfahrtsgleis nach Altona in die Vollrathwiesen geschüttet, wodurch der ganze Eisenbahndamm bis zu dem Übergang über die Gaardener Chaussee weiter nach Westen verschoben wird. Für die Güterzüge von und nach Altona wird demnächst ein eigenes Gleis gebaut werden und zwar wird dasselbe weit vor der Gaardener Chaussee beginnen, dann im mäßigen Gefälle unter die Ostholsteinische Linie und die Gaardener Chaussee hindurchgeführt werden und an der Stelle herauskommen, wo jetzt die kleine Abschluß-Drehscheibe sich befindet. Der Bahneinschnitt hinter der Chaussee ist schon vergrößert und soll an dieser Stelle später der Rangirbahnhof erbaut werden. Die Einfahrtssignale, die bisher gleich hinter der Gaardener Chaussee standen, sind jetzt weiter hinausgerückt worden.--> zum besseren Verständnis - auch ich als Ortskundiger mußte lange überlegen - eine Photographie aus den 1960-er Jahren: Link auf Bild Der Bahnübergang Gaardener Chaussee, der Zug fährt in Ri. Altona. Die beiden Gleise links neben dem Zug gab es 1894 noch nicht - links von den Altonaer Streckengleisen hinter der Chaussee befand soch damals die Vollrathwiese. Rechts von den Altonaer Streckengleisen das Streckengleis der Ostholsteinischen Linie, weiter rechts einige Meter tiefer das „eigene Gleis für die Güterzüge nach und von Ri. Altona“ (welches wir heute als Tunnelgleis kennen) und anschließend der damalige Rangierbahnhof (daran denken: Meimersdorf Rbf gab es damals noch nicht). Die erwähnte Abschluß-Drehscheibe war die, welche sich m. E. an der Gablenz-Brücke (das ist die weit im Hintergrund zu erkennende, 1910 eröffnete Bogenbrücke) befand – wo auch bis etwa 1900 das Bw war. In km 103,6 der zweigleisigen Altonaer Strecke wurde eine Stellwerksbude aufgestellt, dort fädelte das Tunnelgleis in die Strecke ein/aus. 22. November • Der Präsident der königl. Eisenbahndirektion Altona traf gestern Vormittag mittels Revisionszuges in Kiel ein, besichtigte die Arbeiten des Umbaues des Bahnhofes und fuhr sodann mit Sonderzug über Ascheberg und Neumünster, um die neuen Haltestellen Kühren und Perdoel zu besichtigen, nach Altona zurück. • Zu der heute stattfindenden Belastungsprobe der Hochbrücke zu Levensau sind der Kaiserlichen Kanal-Kommission zwei der schwersten Güterzugslokomotiven des Eisenbahndirektionsbezirks Altona überlassen. Die Lokomotiven werden, damit die größte Schwerkraft erreicht wird, an den Schornsteinen zusammengekoppelt und mit vollem Kohlen- und Wasservorrath versehen sein. Die Belastungsprobe wird in der Weise vorgenommen, daß beide Lokomotiven auf dem Hauptgeleise mehrere Male in voller Fahrt über die Brücke rollen werden, während auf dem dem Hauptgeleise parallel laufenden Nebengeleise, welches nur im Nothfall in Benutzung genommen werden soll, ein beladener Kieszug mit zwei Lokomotiven der Kiel-Flensburger Eisenbahn aufgestellt wird. Später wird die Belastung des Nebengeleises mit den beiden Lokomotiven der Kiel-Flensburger Eisenbahn in derselben Weise ausgeführt, wie dies mit dem Hauptgeleise geschehen ist.--> Jch denke, daß bei dieser Belastungsprobe auch die zur Brücke führenden Bahndämme geprüft wurden, denn ein Nebengleis ist mir nur nördlich der Brücke zwischen Hauptgleis und Chaussee bekannt - es war nur etwa 30 m lang und dürfte zum Abstellen von Arbeitswagen gedient haben. 29. November • Der Neubau des Eisenbahndirektionsverwaltungsgebäudes ist bereits im äußeren Rohbau nahezu fertiggestellt. Das Verwaltungsgebäude ist der größte Monumentalbau in Altona, sowohl auch in Hamburg, soweit der unter Dach stehende Raum in Frage kommt.2. Dezember • Die königliche Eisenbahndirektion Altona hat für ihre Beamten einen Geschäftsbericht über das letzte Geschäftsjahr herausgegeben, wonach das Netz dieses Direktionsbezirkes eine Gesammtlänge von 1690 Kilometer hatte mit zusammen 252 Stationen, und zwar 12 Bahnhöfen I. Klasse, 57 Bahnhöfen II. Klasse, 50 Bahnhöfen III. Klasse, 91 Haltestellen für Personen- und Güterverkehr, 15 Haltestellen für den bloßen Personenverkehr, sowie 27 Haltepunkten. Das rollende Material bestand aus zusammen 533 Lokomotiven, nämlich 261 Personenzuglokomotiven, 96 Güterzuglokomotiven und 176 Tenderlokomotiven; ferner aus 982 Personenwagen, nämlich 14 Salonwagen, 12 Schlafwagen, 294 Personenwagen 1./2. Klasse, 17 Stück 1./2./3. Klasse, 9 Stück 2. Klasse, 64 Stück 2./3. Klasse, 482 Stück 3. Klasse, 3 Stück 3./4. Klasse und 87 Stück 4. Klasse, und ferner 7170 Güterwagen, wovon 4284 Stück bedeckt und 2886 Stück offen sind. Jm Bau sind noch begriffen 13 Lokomotiven, 10 Personenwagen und 149 Güterwagen. Es wurden im Ganzen befördert 7977 Schnellzüge, 95772 Personenzüge, 81584 Gemischtzüge, 31172 Güterzüge und 2859 Materialzüge. Getödtet wurden bei den vorgekommenen Unfällen 17 Beamte und ein Reisender, verletzt 53 Beamte und ein Reisender. Beschäftigt waren 7571 Subalternbeamte* und 2919 Arbeiter, gegen 7675 Subalternbeamte und 3131 Arbeiter im vorhergehenden Geschäftsjahre.* --> das waren seinerzeit mittlere und untere Beamte. Nun gab es ja auch hohe und höhere Beamte, wurden die nicht mitgezählt? .... und bei den Unfällen wurden die Arbeiter nicht mitgezählt oder wurden hier alle Eisenbahner als „Beamte“ bezeichnet?4. Dezember • Die Vorarbeiten für den Bahnbau Kiel - Schönberg haben, soweit die Festlegung der einzuschlagenden Linie in Frage kommt, nunmehr ihren Abschluß gefunden. Die definitive Ausarbeitung des Planes wird voraussichtlich in einigen Monaten zu erwarten sein. • O.T.: Der Landrath des Landkreises Kiel macht Folgendes bekannt: Nachdem die Abnahme der in Anlaß des Baues des Nordostsee-Kanals verlegten Strecke der Kiel-Eckernförder Chaussee stattgefunden hat, wird vom 4. Dezember ab der Verkehr über die Hochbrücke bei Levensau verwiesen.6. Dezember • Zum letzten Male wurde gestern Morgen 8 Uhr durch den Aufsichtsrath und die Direktion der Kiel-Eckernförde-Flensburger Eisenbahn, die nunmehr in Folge der Eröffnung der Hochbrücke außer Betrieb gesetzte Bahnstrecke Kronshagen – Neu-Wittenbek befahren. Um 10 Uhr 33 Minuten passirte der von Flensburg kommende Zug bereits die neue Brücke und die neue Bahnstrecke. • Beim Bau der eisernen Brücke über die Stecknitz bei Berkenthin ist man auf große Hindernisse gestoßen. Der Untergrund ist so weich, daß man trotz eingerammter Pfähle von 45 m keinen festen Boden gefunden hat. Wahrscheinlich wird die Brücke an einer anderen Stelle erbaut werden müssen. Die bis jetzt aufgewandten Kosten sollen ganz bedeutend sein.11. Dezember • Das im Bau begriffene Eisenbahn-Direktionsgebäude in Altona dürfte das größte Gebäude der Provinz werden oder doch die größte Zahl von Räumlichkeiten aufzuweisen haben. Dem Vernehmen nach wird es mehr als 500 Zimmer enthalten. Auch der Bau des neuen Bahnhofes schreitet rüstig vorwärts. Ebenso naht sich der um 500 Meter verlängerte Tunnel, welcher den Bahnhof mit den Hafenanlagen verbinden wird, seiner Vollendung. Über den Bau des Zentralbahnhofes verlautet dagegen immer noch nichts, nicht einmal, ob überhaupt zwischen Hamburg und Preußen zur Zeit Verhandlungen stattfinden.13. Dezember • Die in der Nähe von Levensau neueröffnete Hochbrücke, an deren Stelle bekanntlich ursprünglich eine Drehbrücke für die Eisenbahn geplant war, übertrifft die Hochbrücke bei Grünenthal noch an Spannweite, indem diese hier 165 m (gegen 156 m) beträgt. Sie gehört damit zu den weitestgespannten Brücken der Erde und nimmt etwa die fünfte Stelle ein. Das Gewicht der von der Gutehoffnungshütte gelieferten Konstruktion beläuft sich auf über 3000 Tonnen. Die Berliner Firma Kessel und Röhl lieferte aus ihren schwedischen Brüchen bei Oskarsham die großen Granitquadern der Widerlagspfeiler.15. Dezember • Zahlreiche Opfer hat der Bau der kolossalen Hochbrücke bei Levensau gefordert. Jm Ganzen forderte der Riesenbau in 1½ Jahren nicht weniger als 33 Opfer. 4 Verunglückte waren auf der Stelle todt; 29 haben mehr oder weniger schwere Verletzungen erlitten.20. Dezember • Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird der Bau der Eisenbahn Elmshorn – Barmstedt im nächsten Frühjahr beginnen, so daß die Strecke zum 1. Juni 1895 dem Verkehr übergeben werden kann. 1
Solwac Geschrieben 27. November 2017 report Geschrieben 27. November 2017 Dieser Wahnsinn hätte auch 1880 in einem Abenteuer Platz... 1
Solwac Geschrieben 9. März 2018 report Geschrieben 9. März 2018 Der Uhrmacher Ernst Kutter aus Sulz am Neckar (geb. 1824) machte bei seinem Vater in Freudenstadt seine Lehre und wurde nach einigen Gesellenjahren Angestellter des Hofuhrenmachers Friedrich Baader in Stuttgart. Er heiratete die Tochter seines Chefs und begann mit einer eigenen Uhrenproduktion. Dabei entwickelte er eine Perronuhr (Bahnsteiguhr), die er unter anderem auch an die Königlich Württembergische Staatseisenbahn verkaufte und die dort weite Verbreitung fand. Ernst Kutter über sein Geschäft 1904 an zwei seiner Mitarbeiter und starb 1905. Die Uhren hatten ein gusseisernes Gehäuse mit zwei Zifferblättern und innen ein mechanisches Uhrwerk, welches aufgezogen werden musste. Die Zifferblätter trugen die römischen Zahlen 1-12. In der Anfangszeit galt auf allen staatlichen Bahnhöfen Württembergs die mittlere Stuttgarter Zeit, die Kontrolle der genauen Uhrzeit erfolgte mittels Telegraf um 8 Uhr morgens. Zum 1. Juni 1891 erfolgte dann die Einführung der Mitteleuropäischen Zeit, d.h. endlich hatten alle deutschen Eisenbahnen eine einheitliche Uhrzeit. Die Überprüfung der MEZ erfolgte dann immer noch telegrafisch um 10:30 vormittags. Die Uhren erlebten noch die Umstellung auf die Vierundzwanzigstundenzählung zum 15. Mai 1927 und in der Bundesbahnzeit teilweise den Umbau auf eine zentrale elektrische Steuerung. 1
Solwac Geschrieben 30. März 2018 report Geschrieben 30. März 2018 Am 21. April 1873 kam es in Frankfurt aufgrund einer Bierpreiserhöhung zu einem Krawall mit 20 Toten. Ein Jahr später kam es in München zu einem partiellen Bierstreik als 1000 Arbeiter der (Eisenbahn-) Zentralwerkstatt und 900 Arbeiter der Waggonfabrik diejenigen Gasthäuser bestreikt haben, die den Bierpreis auf 9 Kreuzer den Liter erhöht haben. 1 1
Olafsdottir Geschrieben 4. Mai 2018 Autor report Geschrieben 4. Mai 2018 Zufälliger historischer Fakt: Im Jahre 1871 haben sich in Deutschland langsam die hellen Biere aus Österreich durchgesetzt, und der bayerische Staat, der ein Monopol auf das Brauen von Weißbier hat, entscheidet sich dazu, die Produktion von Weißbier einzustellen - Ludwig II. benötigt das Geld für den Bau seiner Schlösser. An dieser Stelle springt Georg Schneider, Pächter des Königlich Weißen Hofbräuhauses am Platzl in München,in die Bresche und erwirbt als erster Bürgerlicher das Weißbier-Braurecht. Zusammen mit seinem Sohn kauft er eine Brauerei im Tal und gründet 1872 die Firma "G. Schneider & Sohn". Damit entsteht das bis heute unveränderte "Original". "Auf eine Weisse zum Schneider ins Tall", heißt es damals im Volksmund. 1
Solwac Geschrieben 4. Mai 2018 report Geschrieben 4. Mai 2018 In dem Zusammenhang etwas über das bayrische Bier im Export nach Frankreich: Im Frühjahr 1867 werden im Vorfeld der Pariser Weltausstellung den bayrischen Brauereien von den Königlichen Verkehrs-Anstalten (bis 1886 die oberste bayrische Verwaltungsorganisation der Eisenbahnen) neue Wagen gestellt. Es handelt sich um Bierwagen, die als Isolationswagen ausgeführt sind (es sind keine Kühlwagen im engeren Sinne, da keine Kühlung durch die Bahn betrieben wird). Dazu ist innen mit etwa 10 cm eine Verschalung angebracht und der Zwischenraum wird mit gestampfter Lohe (das ist Baumrinde bzw. Blattwerk wie es auch beim Gerben verwendet wird) gefüllt. Diese Füllung dient der Abdichtung und Isolation. Im Inneren lagern die Fässer dann auf großen Binsenmatten und werden von großen Eisstücken umgeben. Insbesondere die Spatenbrauerei (damals die größte Brauerei Münchens) macht von diesem Angebot Gebrauch und wird als einzige deutsche Brauerei mit einer Goldmedaille belohnt. Statt 7 Kreuzer die Maß wie in München müssen die Pariser satte 33 Kreuzer bezahlen. Es dauerte aber bis 1875 bis der Bierkonsum in Paris richtig Fahrt aufnahm. Allerdings stellte sich auch schnell Bierpanscherei in großem Stil ein, wo das importierte deutsche Bier mit großen Mengen einfachen französischen Biers verschnitten wurde oder gar mit einer künstlichen Brühe... 1
Olafsdottir Geschrieben 22. Mai 2018 Autor report Geschrieben 22. Mai 2018 Berlin verfügt ab Dezember 1876 über ein öffentliches Rohrpostnetz mit 15 Rohrpostämtern. Um 1880 werden damit bis zu 40.000 Sendungen pro Tag transportiert. Auch einige Bahnhöfe (Schlesicher und Görlitzer Bahnhof 1878, Lehrter Bahnhof 1883) sind mit eigenen Ämtern eingebunden, der Reichstag schon seit Beginn des Netzes.
Olafsdottir Geschrieben 22. Mai 2018 Autor report Geschrieben 22. Mai 2018 Mit dem Aufschwung des untergärigen Lagerbieres wird Berlin ab 1871 eine der Biermetropolen Deutschlands, Zeitgleich mit dem Ausbau der Reichshauptstadt entstehen Lagerbraueieren mit einer Vielzahl von riesigen, zum Teil mehrstöckigen Kelleranlagen, in denen das Bier mit Natureis gekühlt werden kann (1883 verwendet das Böhmische Brauhaus zum ersten Mal künstliche Kälte). 1877 gibt es 48 Brauereien in Berlin, die insgesamt 1,8 Millionen Hektoliter Bier brauen; pro 200 Hektoliter untergärigen Bieres benötigt man zwischen 2.000 und 2.500 Tonnen Eis, die Eisräume nehmen also etwa ein Viertel der Lagerkeller in Anspruch. 1893 sind es bereits 83 Brauereien, davon 29 für Lagerbiere, die zwei Drittel des in Berlin abgesetzten Bieres produzieren. Neben dem Böhmischen Brauhaus (seit 1868) sind um 1883 Schultheiß, die Aktien-Brauerei Moabit, die Aktien-Brauerei Friendrichshain, die Unions-Brauerei, die Brauerei F. Happoldt, die Schloßbrauerei Schöneberg und die Vereinsbrauerei Rixdorf bekannt.
Solwac Geschrieben 17. Januar 2019 report Geschrieben 17. Januar 2019 Mendelejew hat 1869 die bis dahin bekannten chemischen Elemente strukturieren können und ermöglichte Aussagen über noch nicht gefundene Elemente. Das wohl älteste Exemplar des Periodensystems der chemischen Elemente ist jetzt in der University of St Andrews entdeckt worden.
Abd al Rahman Geschrieben 11. August 2019 report Geschrieben 11. August 2019 Lehrerinnenzölibat / Heiratsverbot für Lehrerinnen in Deutschland ab 1880: https://sz.de/1.4557432
Nixonian Geschrieben 12. August 2019 report Geschrieben 12. August 2019 Hab ich schon vor 5 Jahren einmal erwähnt 😉 Aber das ist wohl der reine Stoff für ein 1880-Abenteuer: https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_auf_die_Mosel ein Faß und tötete viele Menschen. Es hätten aber noch mehr sein können, wenn der Plan des Verbrechers aufgegangen wäre. Eventuell kann man in einem 1880 Abenteuer den "Anschlag" verhindern? 1
Solwac Geschrieben 30. Oktober 2019 report Geschrieben 30. Oktober 2019 Zwar erst 1900, aber die ersten Schritte kann man ja vorverlegen: Prügeln wie ein Gentlemen. 2
Olafsdottir Geschrieben 10. April 2020 Autor report Geschrieben 10. April 2020 Aus gegebenem Anlass: Vor dem Hintergrund der zweiten Cholera-Epidemie von 1829 rufen die europäischen Staaten 1851 auf Initiative Frankreichs eine regemäßige Reihe von internationalen Gesundheitskonferenzen ins Leben, die über Gegenmaßnahmen und internationale Quarantänemaßnahmen bei Ausbrüchen von Cholera, Pest und Gelbfieber beraten und europaweit einheitliche Maßnahmen beschließen sollen. Insgesamt finden 14 dieser Konferenzen statt, zehn davon während des neunzehnten Jahrhunderts. Aus diesen Konferenzen (die letzte davon findet 1938 in Paris statt) entsteht schließlich 1948 die Weltgesundheitsorganisation. In „unserem“ Handlungszeitraum finden folgende Konferenzen statt: 1851 (Paris), 1859 (Paris), 1866 (Konstantinopel), 1874 (Wien), 1881 (Washington), 1885 (Rome), 1892 (Venedig), 1893 (Dresden), 1894 (Paris) und 1897 (Venedig). Hier gibt es weitere Informationen dazu. Rainer 1 1
Olafsdottir Geschrieben 2. Mai 2020 Autor report Geschrieben 2. Mai 2020 Die Ursprünge der Kuckucksuhr liegen im Dunkeln. Bereits 1619 gelangt eine Uhr mit Kuckucksschrei in die Sammlung des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen. Wie der Kuckucksruf mit zwei Pfeifen mechanisch nachgeahmt werden kann, ist schon seit 1615 bekannt. Und 1669 schlägt Domenico Martinelli in seinem Buch Horologi Elementari vor, den Kuckucksruf für die Anzeige der Stunden zu verwenden. Aber im neunzehnten Jahrhundert wird die Schwarzwälder Kuckucksuhr das Sinnbild für diese Uhrform. Im September 1850 ruft Robert Gerwig, der Direktor der Großherzoglich Badischen Uhrmacherschule in Furtwangen, zu einem Wettbewerb für ein zeitgemäßes Uhrendesign auf. Der einflussreichste Entwurf stammt von Friedrich Eisenlohr, der als Architekt für die meisten Bauten entlang der badischen Staatseisenbahn verantwortlich ist. Eisenlohr versieht die Fassade eines Bahnwärterhäuschens mit einem Zifferblatt. Das Urbild der als Souvenir beliebten Kuckucksuhr ist geboren – die Bahnhäusleuhr. Ab etwa 1860 gibt es reich verzierte Kuckucksuhren mit geschnitzten Beinzeigern sowie Gewichten in Form von Tannenzapfen. Seit dieser Zeit ist die Bahnhäusleuhr mit üppigen dreidimensionalen Pflanzen- und Tierschnitzereien ein Dauerbrenner als Souvenir. Im Ausland gilt die Kuckucksuhr nicht nur als Symbol für den Schwarzwald, sondern für ganz Deutschland, aufgrund der kulturellen Gleichheiten und der Verbreitung der Uhren auch für die Schweiz und Österreich. 1
Nixonian Geschrieben 5. Juli 2020 report Geschrieben 5. Juli 2020 Grade in ORF drauf gestoßen - es gab offenbar eine Venezimanie... oder wie immer man das bezeichnen soll. Es gab ein "Venedig in Wien" - allerdings erst um 1895 - mit Gebäuden, Geschäften und ziemlich viel Wasser, sodaß 25 Gondeln angeschafft wurden. Wie im Artikel erwähnt gab es ähnliches auch vorher schon in anderen Städten. Ein erschreckend hoher Aufwand, oder?
Nixonian Geschrieben 31. August 2020 report Geschrieben 31. August 2020 In den späten 1880er-Jahren kommt dem Bestattungsuntenehmer Almon Brown Strowger ein Verdacht: Eine Verwandte (Cousine, nach anderen Berichten die Frau) seines Konkurrenten arbeitet bei der lokalen Telefonvermittlung. Dort leitet diese Anfragen, die eigentlich an ihn gehen sollten, an seinen Konkurrenten um. Da er angeblich schon als Kind, so wie seine Brüder eine Frühform des "Hackertums" lebte (wenn ihnen Aufgaben gegeben wurden, erfanden sie stattdessen lieber Maschinen, die ihnen die dröge Arbeit abnehmen sollten) hatte er auch hier eine Idee: So verfiel er darauf, das "Fräulein vom Amt" zumindest für lokale Vermittlungen abzuschaffen und durch einen Selbstwählmechanismus zu ersetzen. Hierbei mußte man noch Hunderter, Zehner und Einer-Stellen separat durch mehrfaches Drücken auswählen (eine Frühform der bis in die 90er üblichen Impulswahl mit dem typischen "Klackern"). Sein Patentantrag von 1889, der angeblich auf einer Konstruktion, die er aus einer Hutschachtel und Stricknadeln gebaut hat, fußt, wurde 1891 als "Hebdrehwäler" akzeptiert und bewährte sich sehr rasch. Wie bei einem typischen Startup verkaufte er sein Unternehmen (zu billig) und wandte sich wieder seiner eigentlichen Profession zu. Er starb, durchaus wohlhabend, aber nicht so reich, wie man es aufgrund der Bedeutung erwarten konnte, ohne andere Erfindungen oder auch nur die Weiterentwicklung seiner Erfindung zu betreiben. 4 1
Kurna Geschrieben 25. November 2020 report Geschrieben 25. November 2020 Ballonflüge, um die Belagerung von Paris zu überwinden: https://www.spiegel.de/geschichte/deutsch-franzoesischer-krieg-1870-im-ballon-vom-winde-verweht-a-e39d1da0-e5a0-4b5f-808c-b5293f9a7764 1
Blaues Feuer Geschrieben 11. April 2021 report Geschrieben 11. April 2021 Moderation: Ich habe hier den sehr interessanten, aber doch urheberrechtlich bedenklichen Beitrag über den Gründer des Hotels Adlon herausgenommen. Auch wenn es nur ein Auszug aus einem größeren Artikel war, erschien es uns als zu umfangreich, um als Zitat durchgehen zu können. das Modfeuer Bei Nachfragen bitte eine PN an mich oder benutzt den Strang Diskussionen zu Moderationen
Olafsdottir Geschrieben 14. April 2021 Autor report Geschrieben 14. April 2021 Im Jahre 1885 veröffentlicht Vincent Holt in seinem Buch Why Not Eat Insects u.a. dieses Rezept für Asselnsoße, deren Geschmack er für „dem der Garnele gleichwertig, wenn nicht gar überlegen“ hält: „Sammeln Sie die schönsten Asseln, die Sie finden können – was nicht schwer sein sollte, da man sie in großer Vielzahl unter der Rinde verfaulten Bäume findet –, und werfen Sie diese in kochendes Wasser…. Geben Sie zu gleicher Zeit ein Viertelpfund frischer Butter, ein Teelöffel Mehl, ein kleines Glas Wasser, etwas Milch sowie etwas Pfeffer und Salz in eine Bratpfanne, die Sie auf dem Ofen erhitzen. Sobald die Soße dickflüssig ist, geben Sie die Asseln dazu. Das ergibt eine ganz ausgezeichnete Soße zu Fisch. Probieren Sie es aus!“ Holt empfiehlt seinen Lesern zudem Motten auf Toast, Nacktschneckensuppe, in der Wabe gebackene Wespenlarven und mit Raupen garnierten Blumenkohl. 2
Olafsdottir Geschrieben 14. April 2021 Autor report Geschrieben 14. April 2021 Bezüglich der viktorianischen Einkaufskultur vermerkt die Soziologin Daphne Dale 1891 in ihrem Buch Our Manners and Social Customs, dass es unüblich sei, sich in einem Laden umzusehen, ohne direkt zu kaufen: „Es gilt als wenig damenhaft, einen Laden zu betreten, wenn man dort nichts einkaufen möchte. ‚Einfach so‘ den Laden zu betreten, ist unhöflich und belästigt die Ladeninhaber und Verkäufer ohne Grund.“ Und so schlägt sie vor: „Es ist eine gute Idee, bereits vor dem Betreten eines Ladens zu wissen, was man kaufen möchte. Zögernd an der Theke zu stehen oder dem Verkäufer nicht sagen zu können, warum man eigentlich hier ist, hinterlässt keinen guten Eindruck. Wenn Sie sich denn nicht entscheiden können, verlassen Sie den Laden wieder, bis Sie sich über Ihre Wünsche klar geworden sind. Die Zeit der Verkäufer ist wertvoll.“ Und sie fügt hinzu: „Getuschel im Laden zeugt von zweifelhaftem Geschmack.“
Hiram ben Tyros Geschrieben 11. August 2021 report Geschrieben 11. August 2021 Heute vor 140 Jahren (am 11. August 1881) starb Jane Digby (Wikipedia). Sie war eine englische Aristokratin, die durch ihren Lebenwandel internationale Aufmerksamkeit erregte. Sie war mehrfach in verschiedenen Ländern verheiratet (und wurde mehrfach geschieden). Hatte nebenbei Affären. Befreundet mit dem Bayerischen König Ludiwg I. beriet sie ihn u.a. bei der Einrichtung der Pinakothek und der Walhalla. 1853 reiste sie nach Syrien für archäologische Studien. Dort lernte sie einen Scheich kennen, heiratete ihn und lebte bis zu ihrem Tod abwechselnd in Damaskus und mit den Nomadeen herumreisend. In dieser Zeit war sie wichtiger Anlaufpunkt für europäische Reisende, die in diese Region kamen. Nach ihrem Tod wurden weltweit Nachrufe verfasst (u.a. in Deutschland und von der Chicago Tribune in den USA). Aufmerksam geworden bin ich durch das heutige Kalenderblatt des Deutschlandfunk. 2 3
Detritus Geschrieben 31. August 2021 report Geschrieben 31. August 2021 Ich hoffe, ich werde dem Strang mit folgendem Text gerecht: Ende des 19. Jhds. war die Tuberkulose immer noch eine tödliche Krankheit. 1882 hat Robert Koch zwar den Erreger der Krankheit entdeckt und der staunenden Welt präsentiert, aber ein Heilmittel war damit noch nicht gefunden. Man wusste aber, dass die Erreger nicht nur durch die Luft übertragen worden ist, sondern auch mit dem vom Erreger kontaminierten Staub. Der sehr um Aufklärung der Bevölkerung bemühte Dr. Peter Dettweiler, seines Zeichens Lungenfacharzt, entwickelte daraufhin den sogenannten "Blauen Heinrich", eine Taschenflasche für Hustende. 1889 präsentierte er seine Erfindung auf dem 8. Kongress für Innere Medizin in Wiesbaden. Diese Flasche war dazu da, dass der Erkrankte hineinhustete und so die gefährlichen Erreger in der Spucke in der Flasche gesammelt wurde und nicht mehr auf den Boden gespuckt oder ins Taschentuch gehustet wurde. Auf diese Weise sollte eine Minderung der Erreger erreicht werden. Die Flasche war durch einen abschraubbaren Boden leicht zu reinigen und durch das blau gefärbte Glas, was ihr den Spitznamen "Blauer Heinreich, einbrachte, war der ekelige Inhalt kaum zu erkennen. Sie fand sogar Erwähnung im Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann. Diesen kuriosen Gegenstand habe ich bei der Sendung "Bares für Rares" gesehen und er wird auch im Wikipedia-Eintrag von Dr. Peter Dettweiler beschrieben. 4 3
Nixonian Geschrieben 28. Januar 2022 report Geschrieben 28. Januar 2022 (bearbeitet) Sarah Palin hat sich wieder ausgezeichnet, deswegen habe ich ihr nachgewikipediat, was sie denn so heute eigentlich macht und bin dadurch auch darauf gestoßen, daß sie nicht die erste Kandidatin für das (Vize)Präsidentenamt war. Nein, 1884 ließen sich 2 Frauen aufstellen - zu einer Zeit, als Frauen noch kein aktives Wahlrecht hatten, aber das passive konnte man ihnen offenbar nicht verwehren. Und v.a. die Präsidentschaftskanditatin Belva Ann Lockwood war eine faszinierende Frau. Mit 14 gegen den Willen ihres Vaters Lehrerin, mit 15 erkennt sie, daß sie weniger bezahlt bekommt als ihre männlichen Kollegen und wird Frauenrechtlerin, heiratet mit 18, will studieren, hat einige Hürden zu überwinden, übernimmt mit 23 als Witwe den Betrieb ihres Mannes, studiert erneut (erfolgreich) unterrichtete wieder, machte dann noch ein Jus-Studium (mit Hindernissen) erreichte, daß sie als Anwältin tätig sein durfte, verhandelte sogar vor dem Obersten Gericht und stellte sich dann eben 1884 als Präsidentschaftskandidatin auf. Wow, was für eine Frau und sicher eine lohnende Person, sollte man ihr im 1880-Universum begegnen. Oder will man ihr sogar erst zur Kandidatur verhelfen? Bzw. was mußte vor dem Obersten Gericht verhandelt werden? Sind da vielleicht Spielerfiguren verstrickt bzw. wie sehen die das, wenn auf einmal eine Frau ihren Fall verhandelt? edit: Englischen Wiki-Artikel statt dem kürzeren Deutschen eingefügt. Bearbeitet 28. Januar 2022 von Nixonian 10 3
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