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Ausweise und Identitäten


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Geschrieben

Ja, ich sehe es auch so, dass der Name nicht viel zur Identität einer Person beiträgt. Identität ist auch nicht zu verwechseln mit Individualität.

Ich verweise hier wieder einmal auf die Leumundszeugenschaft. Denn es geht vor allem um eine Vertrauensbasis.

Viele der hier genannten Szenarien gehen vom Maximum aus, also: Die Identität würde angezweifelt und müsse vor Gericht verifiziert werden.

Der Normalfall ist doch eher, dass ein wandernder Geselle an einen neuen Ort kommt und dort Unterstützung und/oder zweitweise Aufnahme sucht. Hierzu sind zwei Klippen zu überbrücken: erstens muss er sich Zugang zum neuen Ort verschaffen, in einer Stadt z.B. die Wache überzeugen, dass er mit Recht hinein darf, zweitens muss er dann im Ort sein Aufenthaltsziel verfolgen können. In geschlossenen Gesellschaften geht das eben nur mit "Türöffnern".

Viele Reisende tragen äußerlich erkennbare Kennzeichen ihrer Zugehörigkeit, eine bestimmte Kleidung, Schmuckstücke, Sprachstile, wie Eleasar anmerkte.

In den allerwenigsten Fällen dürfte es Grund geben, die behauptete Identität anzuzweifeln. Und wenn, dann nicht zwingend durch die Obrigkeit, die eh fast überall schwach ausgeprägt ist und wenig Interesse daran hat, genau zu wissen, wer wer ist, solange die Leute ihnen keine Schwierigkeiten machen. Insofern wird auch der Magieeinsatz hier im Alltag keine Rolle spielen. Diese dürfte nur bei besonders gravierenden Fällen zur Hilfe genommen werden. Selbst Schwüre mögen umgangen werden können, in einschlägigen Kreisen werden Mittel und Wege verbreitet werden, selbst einen Schwurstein auszutricksen.

Zumal erst einmal Grund gegeben sein muss, die vorgegebene Identität anzuzweifeln. Jemand, der entsprechend seines Leumunds auftritt, die nötigen Zeugenschaften bei sich trägt, warum sollte man die anzweifeln? Natürlich gibt es nicht umsonst die Fertigkeit Fälschen. Leumundsbriefe dürften eine typische Anwendungsform sein. Wobei selten ein ganzes Dokument gefälscht werden dürfte, eher schon einzelne Passagen verfälscht, damit dort das Gewünschte herauskommt. Und in vielen Fällen dürfte das noch nicht einmal von allen Seiten als verwerflich angesehen werden. Fälschungen entstehen oft auch, weil jemand den Aussteller nicht mit einer Korrektur behelligen will, diese also selbst ausführt.

Generell dürften Identitäten nicht so fest zugeordnet sein, wie wir das heute kennen. Der Bedarf entsteht erst mit dem Ausbau starker, zentraler Staaten mit einem extrem umfänglichen Verwaltungsapparat, in unserer Geschichte begann dieser Umbruch in der Frühneuzeit und war erst Ende des 19. Jahrhunderts in Zentraleuropa abgeschlossen.

Eine über jeden zweifel erhabene, immer überprüfbare Identität dürfte auf Midgard keine Rolle spielen. Identitätsnachweise sind dort zweckgebunden und entsprechend temporal.

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Geschrieben
Da gibt es ja auch etliche Filme (Sommersby, Die Wiederkehr des Martin Guerre), in denen z.B. jemand aus einem Krieg heimkehrt und bis zum Ende nicht klar ist, ob er wirklich "er" ist, oder ein Ex-Kamerad, der jetzt die Identität des Gefallenenen (Ermordeten?) einnimmt. Kann auch Stoff für ein schönes Abenteuer werden.

 

Ah, das kenne ich: http://simpsonspedia.net/index.php?title=Alles_Schwindel

Geschrieben
Da gibt es ja auch etliche Filme (Sommersby, Die Wiederkehr des Martin Guerre), in denen z.B. jemand aus einem Krieg heimkehrt und bis zum Ende nicht klar ist, ob er wirklich "er" ist, oder ein Ex-Kamerad, der jetzt die Identität des Gefallenenen (Ermordeten?) einnimmt. Kann auch Stoff für ein schönes Abenteuer werden.

 

Kürzlich kam hier im Radio ein Hörspiel um einen Veteranen des ersten Weltkrieges, der genau umgekehr vorging, der gab sich bei Heimkehr nicht als er zu erkennen, galt als tot und der Bruder erbte den Hof. Irgendwann wollte man vor Gericht seine Identität als "er" beweisen, was er aber mehr oder minder erfolgreich verhinderte.

Identitätswechsel ist m.E. in einem mittelalterlichen Umfeld leicht möglich, allerdings mit höherer Wahrscheinlichkeit am unteren Ende der sozialen Skala landend. Andererseits gehört eben auch dazu, dass "man in der Stadt neu anfangen könne".

Geschrieben
Da gibt es ja auch etliche Filme (Sommersby, Die Wiederkehr des Martin Guerre), in denen z.B. jemand aus einem Krieg heimkehrt und bis zum Ende nicht klar ist, ob er wirklich "er" ist, oder ein Ex-Kamerad, der jetzt die Identität des Gefallenenen (Ermordeten?) einnimmt. Kann auch Stoff für ein schönes Abenteuer werden.

 

Kürzlich kam hier im Radio ein Hörspiel um einen Veteranen des ersten Weltkrieges, der genau umgekehr vorging, der gab sich bei Heimkehr nicht als er zu erkennen, galt als tot und der Bruder erbte den Hof. Irgendwann wollte man vor Gericht seine Identität als "er" beweisen, was er aber mehr oder minder erfolgreich verhinderte.

Identitätswechsel ist m.E. in einem mittelalterlichen Umfeld leicht möglich, allerdings mit höherer Wahrscheinlichkeit am unteren Ende der sozialen Skala landend. Andererseits gehört eben auch dazu, dass "man in der Stadt neu anfangen könne".

 

Mit ihrem früheren Namen nichts mehr zu tun haben wollten nach 1945 einige Deutsche... historisch ist also der Fall inzwischen sicher nicht mehr besonders selten.

 

Hinsichtlich Midgard kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen.

 

Zur Fertigkeit Fälschen möchte ich noch anmerken, daß diese in solchen Fällen i.a. den einzigen harten Identitätsnachweis des Fremden eben verfälscht. Gerade weil dies so umstürzende Auswirkungen hat, dürften auf das Fälschen solcher Papiere ganz üble Strafen stehen...

Geschrieben

Deswegen, so fällt mir ein, übrigens früher auch unveränderliche Strafen - Hand ab, Brandmarken u. dgl. böse Dinge. Da hilft dann auch die Abwesenheit eines Strafregisters nichts - der Mensch ist gezeichnet fürs Leben.

Geschrieben

Zur Fertigkeit Fälschen möchte ich noch anmerken, daß diese in solchen Fällen i.a. den einzigen harten Identitätsnachweis des Fremden eben verfälscht. Gerade weil dies so umstürzende Auswirkungen hat, dürften auf das Fälschen solcher Papiere ganz üble Strafen stehen...

 

Och, ich würde eher behaupten, dass die Obrigkeit da selbst ziemlich engagiert mit dabei ist, die Fälschen sich gegenseitig was das Zeug hält. Ich denke nicht, dass ein Unrechtsbewußtsein in Sachen Fälschung an sich weit verbreitet ist, generell fälscht man ja, weil man selbst der festen Überzeugung ist, dass einem der Inhalt zustehe. Insofern ist nicht die Fälschung an sich strafbewehrt, sondern, wenn überhaupt, ein nicht legitimer Anwendungsfall. Und eine gefälschte Identität gehört da im Mittelalter erst mal nicht zwingend dazu.

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