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Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo miteinander,

 

hat eigentlich schon jemand von Euch "Gutes Spielleiten" von Robin D. Laws in der deutschen Übersetzung? Und falls ja, taugt es etwas?

 

Viele Grüße

Jorgarin

 

P.S. Ich war nicht sicher, ob das hierher oder in die Bibliothek gehört; wahrscheinlich eher hierher, weil Laws ja in den Augen vieler Leute recht wichtig für die Rollenspieltheorie ist.

Geschrieben

Hallo!

 

Ja, ich habe es auf Englisch gelesen und kann es nur empfehlen!!!

 

Ob nun die deutsche Übersetzung den selben Wortlaut bzw. Sinninhalt wiedergibt, weiß ich nicht zu sagen. Daher tendiere ich dazu, sich dieses Werk als E-Book bei Steve Jackson Games als Kauf-Pdf käuflich zu erwerben.

 

Ciao,

Lars

Geschrieben (bearbeitet)

Lieber Jorgarin,

 

die Lektüre von Robin Laws Spielleiterfibel ist mit Sicherheit zu empfehlen - allerdings solltest Du wie so oft vermeiden, das Buch trotz begeisterter Besprechungen als Offenbarung zu lesen.

 

Mir ist vor allem in Erinnerung geblieben, daß Laws die konkrete Spielsituation in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt: also all das, was am Spieltisch zwischen verschiedenen Menschen an einem Spielabend so stattfindet. Als Ausgangspunkt seiner guten Ratschläge wählt er eine Zuteilung der einzelnen Spieler zu jeweils einem Spielertyp. Diese Spielertypen sind charakterisiert durch verschiedene Interessen, Ziele, und Handlungsweisen, und die Liste dieser Typen ist begrenzt lang.

 

Alle Probleme am Spieltisch - und alle Erfolgserlebnisse - werden nun auf die Interaktion dieser Typen miteinander bezogen, die guten Ratschläge beziehen sich hauptsächlich darauf, wie man mit verschiedenen Typen (und ihrer Kombination in einer Spielergruppe) umgeht.

 

Worüber Laws wenig zu sagen hat, ist die schriftstellerische Seite des Rollenspiels - seine Ratschläge erschöpfen sich in Gruppenführung oder Gruppenmoderation und beinhalten weniges (oder gar nichts) zur Erzähltheorie.

 

Laws behandelt Rollenspiel also als Gesellschaftsspiel, nicht aber unter literatur- oder medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten - es geht nicht um Form und Funktion des fantastischen Improvisationstheaters, und auch nicht um interaktive Weltsimulationen. Man lernt nicht, eine gute Geschichte zu erzählen - man lernt, Gruppenkonflikte zu lösen und vielleicht ganz zu vermeiden.

 

Die Hauptregel, die Laws aufstellt, ist in etwa, daß das Ziel eines Spielabends die möglichst gute Unterhaltung möglichst aller Spieler sei - und daß diese Unterhaltung nur dann sicherzustellen wäre, wenn man ihre Bedürftnisse gemäß Typ befriedigt. Der Spielleiter wird so zum Dienstleister am Spieler, nicht zum Geschichtenerzähler und schon gar nicht zum Weltschöpfer.

 

Ich kann in meiner eigenen Spielleiterpraxis recht wenig mit Laws anfangen - dafür kann ich die dichte, knappe und ausgewogene Einführung in der "klassischen" RuneQuest-Box wärmstens empfehlen (und zwar deutsch wie englisch).

 

Woher seine Spielertypen kommen, und wie man den einzelnen Spieler einem Typ sicher und passend zuordnet, ist übrigens nicht Teil von Laws Abhandlung.

 

Hier findet sich eine Kurzfassung der Spielertypen Laws:

http://www.darkshire.net/jhkim/rpg/theory/models/robinslaws.html

 

Krächzt,

Der_Rabe

* der ungern den Alleinunterhalter geben mag - Crunchybits bekommt noch nicht mal seine traurige Katze *

Bearbeitet von Der_Rabe
[1] Link ergänzt. / [2] Habe nachgeschlagen und sehe meine Erinnerung bestätigt :)
Geschrieben

Hallo!

 

Ich muss dem Raben zustimmen. Robins Buch eignet sich handwerklich gut zum Führen einer Spielgruppe und der Abstimmung des in der Gruppe zu spielenden Abenteuers. Zum Schreiben von Abenteuern selbst ist es nur bedingt geeignet. Es bietet die Möglichkeit, die im Abenteuer bestehenden Elemente & Szenen feinzujustieren.

 

Vielleicht gibt es ähnliche Publikationen, die diesen Blickwinkel des Rollenspiels (Ideen & Anregungen zum Schreiben oder Gestalten von Rollenspielabenteuern) "heller" erleuchten?

 

Ciao,

Lars

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Jorgarin,

 

zufällig ist mir das Büchlein heute in einem Rollenspielladen in die Hände gefallen und ich habe die 43 Seiten in zwei Stunden durchgelesen. Es hat mir richtig gut gefallen. Eine knappe und konzise Beschreibung was aus Sicht von Laws zu "Gutem Spielleiten" gehört.

 

Besonders wichtig fand ich, dass aus Laws Sicht die zentrale Aufgae des Spielleiter ist alle Mitspieler inklusive sich selbst gut zu unterhalten. Das finde ich im Kern den richtigen Ansatz - wobei ich die anderen Mitspieler nicht so weit aus der Verantwortung für die gute Unterhaltung nehmen würde, wie Laws das tut.

 

Wichtig finde ich auch, dass aus seiner Sicht allenfalls 30% der guten Unterhaltung durch die Autoren von Regelsystemen und Abenteuern vorgegeben wird. Wesentlich bedeutender ist also aus Laws Sicht der Prozess der Spielgestaltung im konkreten. Auch diese Sichtweise teile ich. Folgerichtig beschäftigt sich Laws dann damit, wie man den Prozess des Zusammenspiels aus Sicht des SpL möglichst gut strukturiert. Das ist anregend und erfahrungsgesättigt be- und geschrieben. Sehr erfreulich ist dabei, wie wenig er seine Vorschläge absolut setzt: Sein Credo lautet, wenn ein Leitungsstil für den Spielspass aller Beteiligten funktioniert, dann ist die Sache gelungen und dann braucht und sollte man sich nicht nach dem Buch richten. Eine sehr überzeugende Argumentation.

 

Was mich allerdings wirklich nicht überzeugt, ist das mangelnde Reflexionsniveau zur Rolle und Typologie des Spielleiters selbst. Während Laws - aus meiner Sicht überzeugende - Prototypen von Spielern entwirft und anhand deren Beweggründen Empfehlungen abgibt, fehlt diese Typologisierung von Spielleitern völlig. Das hat mich überrascht, denn auch bei Spielleitern gibt es sehr unterschiedliche Prototypen und die Reflexion über die eigene protopypische Art spielzuleiten, kann nur hilfreich sein.

 

Die letzte Kritik soll meinen rundum positives Gesamturteil aber nicht schmälern: Das Büchlein ist sein Geld unbedingt Wert.

 

Gruß

 

Jakob

Bearbeitet von Jakob Richter
  • Like 2
  • 2 Monate später...
Geschrieben
Mich würde jetzt nur noch interessieren ob ihr (diejenigen die es haben/gelesen haben) es einem Spielleiterneuling empfelen würdet, damit er besser wird????

 

Es gibt so wenig Literatur auf dem Gebiet, dass man eigentlich jedes Buch, welches explizit für die Spielleitung gedacht ist, einem Spielleiter auch empfehlen möchte. Ganz gleich ob Neuling oder nicht. Wichtig ist nur, dass mit dem Gelesenen eine kritische Auseinandersetzung stattfindet.

Geschrieben

Ich halte es für Neulinge ungeeignet. Es geht zu wenig auf Probleme und Fragen von Neulingen ein. Es setzt ein gewisses Grundverständnis der Problematik voraus. Ich würde eher sagen, dass ein Neuling erstmal ein paar Sitzungen leiten soll um dann mit dieser Erfahrung das Buch lesen.

Geschrieben

... eigentlich bin ich ein Theorienfreund. Im komplexen SL-Geschehen bin ich aber Abds Meinung. Freu' Dich auf einen schönen und in mehrerlei Hinsicht spannenen Abend (Abenteuer und Leiten) und mach' Deine Erfahrungen.

 

Vielleicht werde Dir vorher bewusst, was Du willst und wie Du Deine Rolle als Sl siehst.

 

Mein Grundsatz ist bspwse:

Spielfluss vor Regeltreue und die Summe meiner Fehler ist zugunsten der Spieler.

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