Abu 'Nzuhir Geschrieben 19. Juni 2003 report Geschrieben 19. Juni 2003 Ein paar Gedanken zu Aran wollte ich noch mit euch teilen, vielleicht kann sie der eine oder die andere ja als Anregungen gebrauchen. Araner haben einen ausgeprägten Sinn für das Schöne, worin sie Ormut verkörpert sehen, während hässliches als Ausdruck Alamans verpönt ist. So legen Araner großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, und ihre Häuser sind stets besonders schön dekoriert. Frische Blumen, Teppiche, Decken, alles farblich aufs Beste abgestimmt - das Haus eines Araners zu betreten, ist stets ein Genuss für das Auge. Ein nicht unwesentlicher Teil des Volkseinkommens wird so für Dekorationen, Verzierungen, aber auch für Duftwässerchen und Körperschmuck ausgegeben. Dieser Sinn für Schönheit drückt sich auch in der Sprache aus, die im Bewusstsein eines jeden Araners ohnehin die schönste Sprache ist, die auf Midgard gesprochen wird. Nur ungerne unterhält sich der Araner daher auch in anderen Sprachen. Während andere Völker natürlich auch ihre Sprache besonders schätzen, lässt sich doch feststellen, dass das Aranische eine außergewöhnlich blumige Sprache ist. Und kaum ein anderes Volk verwendet im Umgang miteinander soviele Höflichkeitsfloskeln wie die Araner. Auch dadurch versuchen sie, Ormut zu ehren. Sicher, auch die KanThai und die Schariden verfügen über gewisse Höflichkeitsregeln, aber die Araner sind in dieser Hinsicht schon etwas Besonderes. So mutet folgender Dialog dem nichtaranischen Ohr vielleicht etwas merkwürdig an, für Araner klingt er jedoch nicht anders als dem Waeländer ein: Hallo Thoralf, altes Haus! - Farhangis Khanom, ihr habt euer Haus aber mit schönen Blumen geschmückt. Das wäre doch gar nicht nötig gewesen, seid ihr doch selbst die schönste aller Blumen. - Eure Worte sind schöner als die Stimme einer Nachtigall, Agha-ye Farhad, und nie hörte ich Entzückenderes als Worte aus eurem Mund. - Wie gering ist doch der Klang meiner Stimme gegen eure Schönheit. All eure Blumen müssten vor Scham verwelken, könnten sie euch sehen. - Und könnte sie euch hören, Agha-ye Farhad, jede Nachtigall würde verstummen, um eurer Stimme zu lauschen. - Möge Ormut euch euch für diese freundlichen Worte tausendfachen Lohn schenken. - Und möge Alaman sich stets von euch fernhalten. Nach solchen Begrüßungsfloskeln wird üblicherweise nach dem Befinden der nahen und entfernteren Verwandten gefragt, ein Prozess, der sich durchaus einige Minuten hinziehen kann. Erst dann mag man das Gespräch so langsam auf das eigentliche Thema lenken. Nichts liegt dem Araner jedenfalls ferner, als mit der Tür ins Haus zu fallen. Viel Spaß in Aran, Grüße, Andreas 1
Birk Geschrieben 20. Juni 2003 report Geschrieben 20. Juni 2003 Hi Andreas, das find ich sehr schön und einprägsam beschrieben! Wie ist das eigentlich mit intriganten Schweinen, gibt es einen bestimmten Code mit dem man jemandem sehr höflich verleumdnen kann? Was ist mit dem Brutalo-P(T)roll, drückt er sich auch so gepflegt aus oder redet der Bauer auf dem Feld doch eine andere Sprache? Proll.: Eure zarte wundervoll melodische Stimme klingt so verloren an diesem Ort. Opfer.: Wahrscheinlich ist es die beindruckende Demonstration eurer bewundernswerten körperlichen Kraft und eurer ehrfurchtsgebietenden Waffe. P.: Mit allergrößtem Bedauern muß ich euch mitteilen, daß ich euer schmuckvolles Antlitz und euren Körper der an ein Pappel im Frühjahr erinnert in Kürze in eine dem roten Klatschmohn im Sommer auf dem Felde ähnelnden, köstlichem Kuskus gleichende Masse verwandeln werde O.: Ich bin euch für eure hinreißende Ehrlichkeit dankbar und hoffe, dass Ormut euer Werk nicht verfluchen wird P.: Eure Güte ist ohnegleichen...Flatsch So long Birk
Abu 'Nzuhir Geschrieben 20. Juni 2003 Autor report Geschrieben 20. Juni 2003 Eine berechtigte Frage, die du da aufwirfst - und keineswegs einfach zu beantworten, ist mir doch auf meinen zahlreichen Reisen durch Aran nie ein Araner begegnet, der nicht in vollendeter Höflichkeit mit seinen Mitmenschen umging. Freilich ist auf dem Lande der Stil etwas bäuerlicher, der Schmuck spärlicher, und die Höflichkeitsfloskeln etwas weniger ausufernd, aber auch dort würde man sich erst nach dem Befinden der werten Verwandschaft erkundigen, ehe man sein eigentliches Anliegen vorbrächte. Und natürlich gibt es auch Formen, wie man sein Missfallen äußern und dabei trotzdem die Form wahren kann; so könnte man beispielsweise "versäumen", nach dem Befinden des Lieblingscousins zweiten Grades zu fragen. Ein Nichteingeweihter würde diese Spitze wohl nicht einmal erkennen, aber der Betroffene würde die Botschaft in aller Deutlichkeit verstehen, selbst wenn er sich das nicht anmerken ließe. Über die Gründe für das Fehlen von Gewalt und Vulgarität in der aranischen Sprache und auch im Verhalten der meisten Araner kann ich daher nur mutmaßen. Möglicherweise ist die Frömmigkeit im Volke so groß, dass sich dem Ormut nicht gefälliges Verhalten für die meisten Araner von selbst verbietet. Möglicherweise hilft die Religionspolizei in dieser Beziehung auch denjenigen Aranern, die - sicherlich unbedacht - Verhalten an den Tag legen, dass die ganze Größe und Pracht Ormuts nicht im rechten Maße würdigt. Sicher scheint jedenfalls, dass Menschen, die sich außerhalb der Gesellschaft stellen, mit der ganzen Härte des Gesetzes rechnen müssen. Hier greift dann auch keine Höflichkeit mehr - aber hier gilt es ja auch nicht mehr, ein Geschöpf Ormuts zu ehren, sondern einen offensichtlichen Anhänger Alamans in die Grenzen zu weisen. So würde ich denn auch vermuten, dass ein Dialog wie du ihn schilderst nicht stattfinden würde. Aber das sind, wie gesagt, nur Vermutungen. Grüße, Andreas
der Elfe und die Zwerg Geschrieben 30. März 2004 report Geschrieben 30. März 2004 ich denke, dass zur aranischen Höflichkeit auch folgendes gehört: Gästen wird Wasser und Gebäck gereicht und sofern es möglich ist, wird ihnen Hilfe geleistet, also Obdach. Wobei man immer schauen muss, das Ormuts viele Regeln nicht verletzt werden, besonders im Umgang mit Fremden... Wie wird eigentlich mit Fremden umgegangen? Also Ungläubigen? Gruß
Wiszang Geschrieben 20. April 2004 report Geschrieben 20. April 2004 Hi! Kommt wohl darauf an, ob sie einen Glauben haben, der ähnlich ist (also gute Götter - Gegenspieler). Mit denen kann man diskutieren, wobei da auch ein Fanatiker anders reagieren wird als ein interessierter Kaufmann. Ich schätze, richtig Ungläubige haben es sehr schwer, da die wohl wieder in Richtung Alaman geschoben werden. Alles Gute Wiszang
der Elfe und die Zwerg Geschrieben 20. April 2004 report Geschrieben 20. April 2004 also ein in ene Grenzen gesetzter Pragmatismus, der außerhalb der Grenzen aber alles mit Alaman verbindet?
Wiszang Geschrieben 22. April 2004 report Geschrieben 22. April 2004 Hi! Nicht alles vielleicht, aber was man nicht versteht/verstehen will... Ist eben eine einfache Lösung, als sich jetzt bis ins Kleinste damit auseinander zu setzen. Alles Gute Wiszang
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