Serdo Geschrieben 22. Juni 2018 report Geschrieben 22. Juni 2018 (bearbeitet) Die Polizei im viktorianischen Zeitalter hat in unseren Köpfen ein klares Bild: Der unbewaffnete Bobby. Wobei unbewaffnet sich auf schwere (bzw. lethale) Waffen bezieht. Natürlich wirbelt er seinen kurzen Schlagstock beim Streifegehen. Aber das ist ja "eigentlich" keine Waffe, oder? Beginnen wir mit dem Namen "Bobby". Dieser kommt von Sir Robert Peel, der 1829 mit dem Metropolitan Act die Londoner Polizei reformierte. Diese Polizisten nannte man Peelers (also die Leute von Sir Robert Peel) oder Bobbies (von Bob, der Koseform von Robert). Die Polizei selbst nannte man "Met" (von Metropolitan). Die Polizei Londons existiert 1880 also schon gut 50 Jahre in dieser Form. Das Leben als Bobby: Die Bobbies durften nicht wählen, nicht ohne Erlaubnis heiraten, und nicht mit Zivilisten gemeinsam essen. Außerdem mussten sie ihre Uniform (blauer Frack und Zylinder), ab 1863 Bobbyhelm) sowohl im Dienst, wie auch zivil (!) tragen. Um zu unterscheiden, ob ein Bobby im Dienst war oder nicht, gab es "duty armbands".http://www.oldpolicecellsmuseum.org.uk/content/history/police_history/early_uniforms Zurück zum Schlagstock: In unserer Wahrnehmung des Bobby trägt er einen kurzen Schlagstock (engl.: truncheon), hervorragend geeignet um nicht-lethale Gewalt auszuüben. Heutzutage gibt es ganz klare Vorschriften: Es gibt Körperzonen (Arme, Beine, Rumpf), die geschlagen werden dürfen, ohne Probleme zu bereiten. Ein Schlag auf den Kopf hingegen wird den Bobby eine Untersuchung einbringen, da dort auch ein kurzer Schlagstock bleibende, schwerwiegende Schäden (Schädelbruch mit Gehirnschaden etc.) hervorrufen kann. Aber nicht nur kurze Schlagstöcke wurden verwendet. Es gab auch längere, mit dickem Kopf, die eher an einen Baseball-Schläger erinnern (engl.: club).https://www.youtube.com/watch?v=8Nu7UwAlqMo Aber nicht nur Schlagstöcke fanden Verwendung. Auch kurze Säbel (Cutlass, Hanger) wurden eingesetzt. Ein Handbuch für Drill und Schwertübung für die Metropolitan Police (also die Bobbies) von 1868 zeigt dies sehr gut. Die kurzen Säbel waren stark gekrümmt und hatten im oberen Drittel eine beidseitige Schneide. Sie hatten hervorragende Schnitteigenschaften, auch wenn die meisten nie geschärft wurden (da nicht für den Kriegseinsatz). Um zu verhindern, dass sie im Handgemenge von einem Gegner aus der Scheide gezogen wurden, hatten sie einen Druckknopf auf der linken Seite, der mit dem rechten Daumen des Polizeibeamten gelöst werden konnte. Matt Easton präsentiert einen solchen Säbel: https://www.youtube.com/watch?v=En2k1dNBVdQ 1884 wurden zwei Constabler getötet und daraufhin wurde der Webley "Bulldog" Revolver (sehr kurzer Lauf) für Nachtpatrouillen getragen, wobei die Polizisten auch darauf verzichten konnten. (Der Webley wurde schon 1882 für die Met beschafft, allerdings nur für Polizisten im Wachdienst für Minister der Regierung.) Generell wurden also Feuerwaffen sehr selten getragen, auch wenn es die ersten Trainings bereits 1867 gab. Die typischen Polizeipfeifen, mit denen die Streifenpolizisten ihre Kameraden hinzurufen konnten, wurden erst 1884 eingeführt. Davor wurden hölzerne Ratschen genutzt, die aber nur halb so weit (ca. 450m) zu hören waren. Kriminalpolizisten (Detectives) gab es 1880 nur 200, welche heillos überfordert waren. Darum wurden diese 1883 um weitere 600 Detectives aufgestockt. Bearbeitet 22. Juni 2018 von Serdo 4 1
Serdo Geschrieben 13. Juli 2018 Autor report Geschrieben 13. Juli 2018 Matt Easton hat einen dritten Teil seiner Videoserie zu Polizeiwaffen veröffentlicht. Dort zeigt er einen britischen Polizeisäbel der Hongkonger Polizei, welcher aber von der Bauart ein leichter Kavalleriesäbel ist. Interessant finde ich die Anekdote über die schwedische Polizei: Bei der Aufstandsbekämpfung haben die Polizisten ihre Säbel gegen Steine geschlagen, um Macken in die feinen Klingen zu bekommen. Dann reißen nämlich diese besonders häßliche Wunden, die schlechter heilen... Die Polizei im viktorianischen Zeitalter wurde hauptsächlich ausgestattet von Parker Field & Sons (London, nördlich der Oxford Street).
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