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Vielfalt im Rollenspiel


Empfohlene Beiträge

Geschrieben (bearbeitet)
vor 8 Stunden schrieb EK:

Als nächstes kommt da noch de Rassismus und Genderdebatte ins Rollenspiel ....Nein, danke,

Die ist schon voll da.

Die Genderdebatte sogar seit mehreren Jahren.

Wen es interessiert: 

* Das Buch Roll Inclusive - Diversity und Repräsentation im Rollenspiel bei Feder & Schwert.

* z.B. das Podcast Genderswapped oder mit stärkerem LARP-Fokus: Jetzt mal kurz OT

In letzterem empfehle ich gerade die Rassismusfolge. Die Casterin ist PoC-Deutsche. Ist aber harter Tobak dabei.

Zu Rassismus auch, weil es hier zum Thema passt, ein längerer Talk bei OSTV:

Orkenspalter TV: Vorurteile und Rassismus im Rollenspiel Vierstundenbrett. Interessante Teilnehmer.

Am Tisch sollte im Ende erlaubt sein, was den Anwesenden gefällt. Das ist halt individuell verschieden. Generell ist da die X-Karte als Safety Tool gut. Es ist erst mal alles erlaubt, außer es zeigt wer diese Karte, dann ist dieser Spielaspekt abzubrechen. Ohne Diskussion. 

Moderation:

 

Ich hab mir mal erlaubt, das aus der Diskussion "Midgard bei den Orkenspaltern" raus zu ziehen, weil es doch weit über den einen Fall hinausgeht, aber es offensichtlichen Gesprächsbedarf gibt.
Bei Nachfragen bitte eine PN an mich oder benutzt den Strang Diskussionen zu Moderationen

 

Bearbeitet von Kazzirah
Verschiebung und Trennung
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Geschrieben
vor einer Stunde schrieb KoschKosch:

Aber es gibt auch knallharte Patriarchate. Valian z.B.? Moravod? Waeland in gewissem Sinne?

Ich vermute mal "gibt es auch" ist überhaupt nicht das Problem. Eine Fantasywelt soll ja Konflikte in sich tragen und diese Konflikte können auch mal Chauvinismus und / oder Rassismus  oder der zwischen wenig und hochentwickelten Kulturen sein. Wichtig vor allem ist, dass sich da nicht ein Bild zu 100 oder 90% durchträgt:

Zum Beispiel dass Frauen immer am Herd stehen und entmündigt sind, außer bei den Amazonen (die das dann einfach mal spiegeln). Dass die Schwarzen, Gelben, Roten nicht überall kulturrell primitiv und den Weißen zivilisatorisch unterlegen sind. Dass also kurz gesagt unser gesamter Blick auf die Spielwelt heute kein kolonialer oder patriarchaler ist, selbst wenn das mal um 1900 eine historische Realität oder ein allgemein verbreitetes Vorurteil abgebildet haben mag.

Die Probe aufs Exempel ist eigentlich immer: Würde eine Frau mit einer Frauenfigur sich auf dieser Welt genau so wohlfühlen und entfalten können wie ein Mann mit einer männlichen Figur. Gleiches gilt für SpielerInnen aus Afrika, Asien ... oder müsste man als Weltenbuchautor an irgendeiner Stelle peinlich ertappt zusammenzucken? Insofern sollte jede Ethnie im Spiel kulturell Licht und Schatten zu bieten haben.

Historische Anleihen holen einem da immer eine problematische Thematik ins Boot, da die Sichtweise und die Kultur in der Vergangenheit einfach patriarchaler und oft auch rassistischer war. Vor allem Stelle ich mir das schwierig bei historischen Rollenspielen vor, wo das Thema Kolonialismus geradezu gesetzt ist. Ich habe den Eindruck, dass da öfters mit modernen Blasen gearbeitet wird: "Eigentlich haben Frauen zu der Zeit kaum Freiheiten und Rechte oder ein selbstbestimmtes Leben, aber unter den Abenteurern sammeln sich dann die ganzen Ausnahmen und werden dann auch akzeptiert." Und dann auch eben von der umgebenen Spielwelt mehr, als es das um 1900 oder 1880 tatsächlich wohl gewesen wäre.

Was ja nicht bedeutet, dass man keine (fiesen) Chauvi-NSF ins Abenteuer einbauen darf. Nur wenn jede zweite Szene für eine eine Frau spielende Frau zu Spießrutenlauf werden würde, wäre es problematisch.

Aber eine Spielwelt ganz ohne fiese, dumme, vorurteilsbehaftete Leute wäre wohl langweilig. Man darf eben nicht auf den Gedanken kommen, die Welt ist so. Oder noch schlimmer: Sollte so sein.

Und was machen wir dann mit den Orks?

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Geschrieben (bearbeitet)
vor 1 Stunde schrieb KoschKosch:

Aber es gibt auch knallharte Patriarchate. Valian z.B.? Moravod? Waeland in gewissem Sinne?

Valian ist definitiv kein patriarchalisches System.

Bearbeitet von Prados Karwan
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Geschrieben
vor 16 Minuten schrieb Prados Karwan:

Valian ist definitiv kein patriarchalisches System.

woher kommt dein Wissen, aus einem Quellenbuch? "Definitv" ist ein starker Ausdruck!

Geschrieben (bearbeitet)
vor 9 Minuten schrieb Panther:
vor 26 Minuten schrieb Prados Karwan:

Valian ist definitiv kein patriarchalisches System.

woher kommt dein Wissen, aus einem Quellenbuch? "Definitv" ist ein starker Ausdruck!

Die obige Aussage ist dennoch ganz und gar richtig.

Woher @Prados Karwan dies weiß, mag, insbesondere auch für @Panther, persönlich, von Interesse sein, kann aber bitte gerne entweder in einem eigenen Strang im Valianbereich oder per PN besprochen werden. Geschieht dies auch noch hier, sprengen wir so langsam den Rahmen dieses Stranges....

Ich schreibe dies jetzt einfach 'mal noch als DiRi und nicht in grün.

Bearbeitet von DiRi
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Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb EK:

Ganz ehrlich?

Ich mag im Rollenspiel Diversität. Die bedeutet für mich aber bitte klassische patriarchalische Strukturen und welche mit Gleichberechtigung, am besten auch noch matriarchalische und solche mit fixen Aufteilungen.

Ich mag keine aufgepfropfte political Correctnes im Rollenspiel. Als nächstes kommt da noch de Rassismus und Genderdebatte ins Rollenspiel ....Nein, danke,

D&D hat genau das getan. Die wollen jetzt „traditionell böse“ Wesen wir Orks komplexere und vielschichtigere Kulturen geben, mehr Geschlechter und Sexualitäten häufiger erscheinen lassen etc. 

Ist aber ein anderes Thema

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Geschrieben
5 hours ago, Eleazar said:

Ich vermute mal "gibt es auch" ist überhaupt nicht das Problem. Eine Fantasywelt soll ja Konflikte in sich tragen und diese Konflikte können auch mal Chauvinismus und / oder Rassismus  oder der zwischen wenig und hochentwickelten Kulturen sein. Wichtig vor allem ist, dass sich da nicht ein Bild zu 100 oder 90% durchträgt: … 

Die Probe aufs Exempel ist eigentlich immer: Würde eine Frau mit einer Frauenfigur sich auf dieser Welt genau so wohlfühlen und entfalten können wie ein Mann mit einer männlichen Figur. Gleiches gilt für SpielerInnen aus Afrika, Asien ... oder müsste man als Weltenbuchautor an irgendeiner Stelle peinlich ertappt zusammenzucken? Insofern sollte jede Ethnie im Spiel kulturell Licht und Schatten zu bieten haben.

Die fiktive Welt darf sexistisch und rassistisch sein wie sie will. Das darf aber nicht dazu führen, dass Spieler (m/w/d) eines bestimmten Geschlechts, einer bestimmten Ethnie oder einer bestimmten Weltanschauung sich unwohl fühlen. Letztlich geht es ja darum, das Rollenspiel für möglichst viele Spieler zugänglich zu halten.

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Geschrieben
vor 17 Minuten schrieb Meeresdruide:

Die fiktive Welt darf sexistisch und rassistisch sein wie sie will. Das darf aber nicht dazu führen, dass Spieler (m/w/d) eines bestimmten Geschlechts, einer bestimmten Ethnie oder einer bestimmten Weltanschauung sich unwohl fühlen. Letztlich geht es ja darum, das Rollenspiel für möglichst viele Spieler zugänglich zu halten.

... wenn das Thema jetzt ausufert, müsste diese (sinnvolle) Diskussion mal an passende Stelle verschoben werden:

Ja, grundsätzlich ja. Und trotzdem sind das doch gerade Faktoren, die steuern, wer sich wo unwohl fühlt.

Bei manchen historischen Settings kommt man irgendwie nicht drumrum: Würde man ein Rollenspiel während des amerikanischen Bürgerkriegs spielen, dann müssten die Leute im Süden im Großen und Ganzen die Sklaverei befürworten. Und zwar mit Peitsche, N-Wort und mit Baumwollfeldern. Sonst macht das Setting keinen Sinn. Innerhalb des Settings kann man dann hervorragend schwarze und weiße SklavenbefreierInnen spielen und meinetwegen auch den einen damit sympatjisierenden Großgrundbesitzer. Aber wenn dessen Nachbarn auch alle ihre SklavInnen freilassen, exlodiert einem das Setting.

Baue ich eine rein patriarchale Fantasywelt, in der die NSF der Frauenfigur (am besten mit Spielerin) überall und die ganze Zeit sagen, dass sie eigentlich in Haus zu Herd und Kindern gehört, könnte ich mir vorstellen, dass Frauen als Gesamtheit über dem Spiel den Stab brechen. Ebenso in Spielen, in denen immer auf der Häuslichkeit von Frauen bestanden wird (war im Mittelalter ja historisch), aber der Unfreie mit dem Adligen im selben Gästezimmer schläft und am selben Tisch ist (war im Mittelalter wohl eher nicht historisch). Rassismus und Chauvinismus können also auch in der unreflektierten Auswahl stecken, was am als historisch übernimmt oder nicht.

Geschrieben

Ja, vielleicht einen eigenen Strang wert, das aber mag ich hier Insofern noch mal kommentieren, weil es den Kern mitausmacht, was an den historisierenden Fantasysettings kritisiert wird und auch stark in Mháires Argument mit einfließt.

vor 8 Minuten schrieb Eleazar:

denen immer auf der Häuslichkeit von Frauen bestanden wird (war im Mittelalter ja historisch)

Das ist falsch. Unser heutiges Mittelalterbild ist fast vollständig eine Konstruktion, die in der Romantik aufgekommen ist und ein gesellschaftliches (bürgerliches) Ideal in die Vergangenheit projeziert hat. Das europäische Mittelalterwar durchaus vielfältiger als sich viele heute überhaupt vorstellen mögen. Die Reduzierung der Frau auf den häusliche den Bereich ist in der Form vor dem 19. Jahrhundert unbekannt und auch eigentlich in Deutschland erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts real geworden. 

Was kritisiert wird: die Verbrämung eines eurozentrierten, romantisierden, ausschließenden Vergangenheitskonstrukts als Normalfall. 

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Geschrieben (bearbeitet)
Am 1.8.2020 um 16:56 schrieb Kazzirah:

Ja, vielleicht einen eigenen Strang wert, das aber mag ich hier Insofern noch mal kommentieren, weil es den Kern mitausmacht, was an den historisierenden Fantasysettings kritisiert wird und auch stark in Mháires Argument mit einfließt.

Das ist falsch. Unser heutiges Mittelalterbild ist fast vollständig eine Konstruktion, die in der Romantik aufgekommen ist und ein gesellschaftliches (bürgerliches) Ideal in die Vergangenheit projeziert hat. Das europäische Mittelalterwar durchaus vielfältiger als sich viele heute überhaupt vorstellen mögen. Die Reduzierung der Frau auf den häusliche den Bereich ist in der Form vor dem 19. Jahrhundert unbekannt und auch eigentlich in Deutschland erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts real geworden. 

Was kritisiert wird: die Verbrämung eines eurozentrierten, romantisierden, ausschließenden Vergangenheitskonstrukts als Normalfall. 

Ganz abgesehen davon, dass wir Geschichten und Figuren spielen wollen, die unserer heutigen, also aktuellen Weltanschauung (mit passenden moralischen und gesellschaftlichen Standards) entsprechen. Soziologisch gesprochen, wir wollen freigesetzte Individuen spielen, die nicht in ständische oder andere gesellschaftliche Beschränkungen eingebunden sind (zumindest für Midgard und andere typische Fantasysettings lässt sich das gut beobachten). Wenn, so wie Eleazar schreibt, bewusst ein historischer Kontext ausgesucht wird, um bestimmte gesellschaftlich Probleme zu thematisieren, mag das wieder etwas anderes sein. Aber im ganz gewöhnlichen Fantasy-Rollenspiel wird meiner Beobachtung zufolge doch eher auf das Ausspielen von sozialer Ungleichheit zwischen den Spieler*innenfiguren verzichtet - wie immer mag es Ausnahmen geben.

Bearbeitet von Fabian
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Am 1.8.2020 um 10:21 schrieb Kazzirah:

Die ist schon voll da.

Die Genderdebatte sogar seit mehreren Jahren.

Zu Rassismus auch, weil es hier zum Thema passt, ein längerer Talk bei OSTV ...

Hier sei angemerkt, dass ich die Auseinandersetzung mit diesen wichtigen gesellschaftlichen Themen im Rollenspiel für sehr relevant halte, vor allem wenn das Spiel für alle offen sein und entsprechende Anknüpfungspunkte bieten soll (siehe z. B. den Rassismus-Talk bei OSTV). Aber auch, weil die Populärkultur in besonderer Weise dafür geeignet ist, (z. B. rassistisches oder sexistisches) Gedankengut zu reproduzieren oder eben einen inklusiven/diversen Gegenentwurf aufzuzeigen. Dieses kann von den Produzierenden (den Akteuren in der Szene) selbst entschieden werden und damit liegt die Verantwortung dafür bei eben diesen! Das gilt sowohl für die Musik, den Comic, Youtube-Kanäle, den Film und andere (pop)kulturelle Produkte, wie eben auch das Rollenspiel. Da das Hobby meiner Wahrnehmung nach, immer mehr das Nerd-Nischendasein verlässt, muss es sich auch zentralen gesellschaftlichen Fragen stellen, ob es will oder nicht.

Bearbeitet von Fabian
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Am 1.8.2020 um 16:56 schrieb Kazzirah:

Die Reduzierung der Frau auf den häusliche den Bereich ist in der Form vor dem 19. Jahrhundert unbekannt und auch eigentlich in Deutschland erst in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts real geworden. 

Hier kann noch ergänzt werden, dass das im 19. Jahrhundert im Grunde nur für das noch vergleichsweise kleine Bürgertum galt, Arbeiterfamilien hatten hingegen gar nicht die Wahl, da sie sich dieses Leben nicht leisten konnten (die Frau bleibt zuhause und steht dem Haushalt vor), das wurde erst in den 50. und frühen 60. Jahren des 20. Jahrhunderts (durch das so genannte Wirtschaftswunder und den damit verbundenen "Fahrstuhleffekt" (vgl. U. Beck) ) möglich.

Bearbeitet von Fabian
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Geschrieben
Am 1.8.2020 um 11:03 schrieb Panther:

woher kommt dein Wissen, aus einem Quellenbuch? "Definitv" ist ein starker Ausdruck!

:guck:"Die Welt", S. 225 und S. 8 Eintrag zu Valian und der Pfortenarchipel.

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  • 3 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

Ich zitiere aus einem anderen Strang, in dem das Buch "Roll inclusive" vorgestellt wurde und in dem eine Diskussion zu den darin thematisierten Aspekte begann. M. E. gehört diese Diskussion allerdings hierher.

@Abd al Rahman schrieb:
 

Zitat

 

Ich hab gemischte Gefühle. Ich kann durchaus den Hintergrund verstehen und viele der Argumente nachvollziehen. Allerdings teile ich einige nicht. 

Die Frage ist, wie möchte ich als Spieler (bzw. Gruppe) eine historische Gesellschaft darstellen. In wie weit möchte ich z.B. Fremdenfeindlichkeit darstellen. Wenn ich meinen Bulugi spiele, bin ich regelmäßig genervt, wenn seine Hautfarbe z.B. in Albe keine Rolle spielt. Wenn er genauso behandelt wird wie der Abenteurer z.B. aus Erainn. Ich will diesen Unterschied fühlen. Deswegen spiele ich einen Exoten in Alba. 

Ich spiele ebenso einen offen bisexuellen Erainner. Mich stört es, wenn das nicht zu Konflikten führt, wenn er in einer Gegend ist, die Probleme mit homosexuellen Partnerschaften hat. Ich spiele so eine Figur gerade WEIL ich die Reaktionen in der Spielwelt erleben will.

 

@Eleazar schrieb:

Zitat

In deiner Gruppe kannst du das regeln oder anpassen, aber wenn du ein Abenteuer oder Quellenbuch schreibst?

Genau den Aspekt, auf den Eleazar hier hinweist, halte ich für ganz entscheidend. Über den Gruppenvertrag kann für die eigene Runde alles mögliche vereinbart werden und wenn die Spieler solche Konflikte ausgespielt sehen möchten, wie Abd sie beschreibt, dann kann die Spielleitung das einrichten. An Abds Stelle würde ich diese Wünsche beim SL anmelden und darauf vertrauen oder hoffen, dass diese Flaggen Berücksichtigung finden. Konflikte sind ja das Salz in der Suppe und wir spielen Konfliktsimulationsspiele, weil diese einen großen Reiz des Spiels ausmachen, Herausforderungen darstellen und uns Entscheidungen abnötigen. Aus meiner Sicht fragt sich jedoch, wie diese Konflikte aussehen und gestaltet werden und ob hier auf Stereotype zurückgegriffen wird, oder ob Konfliktlinien und Machverhältnisse neu arrangiert werden. Letzteres empfinde ich als Spieler als besonders reizvoll, aber das sollten Runden jeweils für sich entscheiden.

Etwas anders sehe ich die Sache, wenn Stereotypen und Konzepte gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (Sexismus, Rassismus ...) über Publikationen in den öffentlichen Diskurs eingespeist und damit reproduziert werden. Hier sollte beim Aufgreifen solcher belasteter Konfliktlinien mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgegangen werden, vor allem sollte m. E. auf die Reproduktion vermeintlich historischer Gegebenheiten in eurozentristischer Sicht verzichtet werden. Und das bedeutet nicht, dass alles geglättet wird und es keine Konflikte mehr gibt, sondern wirft die Frage auf, welche Konflikte wie inszeniert und ob darüber irdische Machverhältnisse weiter zementiert und damit vervielfältigt werden. Dabei liegt die Verantwortung für einen sensiblen Umgang mit Differenz und Macht bei den Produzenten/Autoren populärkultureller Medien.

Bearbeitet von Fabian
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Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Fabian:

Etwas anders sehe ich die Sache, wenn Stereotypen und Konzepte gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (Sexismus, Rassismus ...) über Publikationen in den öffentlichen Diskurs eingespeist und damit reproduziert werden. Hier sollte beim Aufgreifen solcher belasteter Konfliktlinien mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgegangen werden, vor allem sollte m. E. auf die Reproduktion vermeintlich historischer Gegebenheiten in eurozentristischer Sicht verzichtet werden. Und das bedeutet nicht, dass alles geglättet wird und es keine Konflikte mehr gibt, sondern wirft dieses die Frage auf, welche Konflikte wie inszeniert und ob darüber irdische Machverhältnisse weiter zementiert und damit vervielfältigt werden. Dabei liegt die Verantwortung für einen sensiblen Umgang mit Differenz und Macht bei den Produzenten/Autoren populärkultureller Medien.

Ich nehme mal den Gedanken und  beziehe den auf einen einzelnen Konflikt in einer Spielwelt: Sklaverei. Wenn ich ein Weltenbuch schreibe und in einer Ecke "Schwarzafrikas" Sklavenjäger herumlaufen lasse und die POC-Sklaveb dann irgendwo anders auf Zuckerrohrplantagen arbeiten müssen, dann bilde ich zumindest einen Teil kolonialer Realität ab. Wenn die Sklavenjäger und / oder -halter auch POCs sind, ist es dann bereits unbedenklich? Wenn ich an anderenorts die Leibeigenschaft in "Europa" darstelle, gleicht es das aus? Habe ich den Rassismus aus der Sklaverei endgültig rausgekürzt, wenn ich die "Korsaren" "Europäer" versklaven lasse, damit auch hellhäutige Sklaven für POC-Plantagen arbeiten lasse? Schon unsere Weltgeschichte liefert genug Vorbilder verschiedenster Täter-Opfer-Konstellationen.

Ich halte das für ein ganz schwieriges Thema, zumal ich den Eindruck habe, dass die Debatte bei aller Berechtigung eben auch sehr überhitzt und oft nicht rational ist.

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Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Fabian:

Etwas anders sehe ich die Sache, wenn Stereotypen und Konzepte gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (Sexismus, Rassismus ...) über Publikationen in den öffentlichen Diskurs eingespeist und damit reproduziert werden. Hier sollte beim Aufgreifen solcher belasteter Konfliktlinien mit sehr viel Fingerspitzengefühl vorgegangen werden, vor allem sollte m. E. auf die Reproduktion vermeintlich historischer Gegebenheiten in eurozentristischer Sicht verzichtet werden. Und das bedeutet nicht, dass alles geglättet wird und es keine Konflikte mehr gibt, sondern wirft dieses die Frage auf, welche Konflikte wie inszeniert und ob darüber irdische Machverhältnisse weiter zementiert und damit vervielfältigt werden. Dabei liegt die Verantwortung für einen sensiblen Umgang mit Differenz und Macht bei den Produzenten/Autoren populärkultureller Medien.

Halte ich für quatsch. Was dabei rauskommt ist eine weichgespülte Sauce. 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 3 Stunden schrieb Eleazar:

Ich halte das für ein ganz schwieriges Thema, zumal ich den Eindruck habe, dass die Debatte bei aller Berechtigung eben auch sehr überhitzt und oft nicht rational ist.

Ich gebe dir völlig recht, es ist eben wichtig für diese Machtverhältnisse sensibilisiert zu sein, sie nicht unhinterfragt zu reproduzieren. Es fragt sich auch, ob in diesem Zusammenhang überhaupt "richtig" agiert werden kann. Darum schrieb ich auch von Fingerspitzengefühl bei der Konstruktion von Konflikten. Diese Auseinandersetzung mit gesellschaftlich-historisch gewachsenen Machtverhältnissen einfach als "Quatsch" abzutun, hilft m. E. hingegen in der Sache nicht weiter.

Bearbeitet von Fabian
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Geschrieben
vor 18 Minuten schrieb Abd al Rahman:

Halte ich für quatsch. Was dabei rauskommt ist eine weichgespülte Sauce. 

Das halte ich wieder für Quatsch. Das kommt nur dann raus, wenn die Betreffenden nicht wirklich damit auseinander setzen.

Dass es anders geht, zeigen z.B. diverse H.P. Lovecraft-Rollenspiele, die sich sehr offen und kritisch mit dem extrem rassistischen Hintergrund von Lovecraft auseinandersetzen, die Schwierigkeiten transparent machen und Ansätze anbieten, wie Spieler:innen damit umgehen können.

Da wird nix 'weichgespült'. Im Gegenteil. 

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Geschrieben

Ich habe neulich nicht mal den Herrn der Ringe als Hörbuch angehört. Diesmal sind mir wirklich durchgängig rassistische Zuschreibungen aufgefallen. Quasi alle "bösen" Völker hatten süd- oder ostländische Körpermerkmale, die dann noch mal betont und negativ gewertet wurden. Da würde es schon mal wenig Aufwand bedeuten, gut und böse nicht nach Hautfarbe und Augenform zu verteilen.

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Geschrieben
vor 3 Stunden schrieb Fabian:

@Abd al Rahman schrieb: Ich hab gemischte Gefühle. Ich kann durchaus den Hintergrund verstehen und viele der Argumente nachvollziehen. Allerdings teile ich einige nicht. 

Die Frage ist, wie möchte ich als Spieler (bzw. Gruppe) eine historische Gesellschaft darstellen. In wie weit möchte ich z.B. Fremdenfeindlichkeit darstellen. Wenn ich meinen Bulugi spiele, bin ich regelmäßig genervt, wenn seine Hautfarbe z.B. in Albe keine Rolle spielt. Wenn er genauso behandelt wird wie der Abenteurer z.B. aus Erainn. Ich will diesen Unterschied fühlen. Deswegen spiele ich einen Exoten in Alba. 

Ich spiele ebenso einen offen bisexuellen Erainner. Mich stört es, wenn das nicht zu Konflikten führt, wenn er in einer Gegend ist, die Probleme mit homosexuellen Partnerschaften hat. Ich spiele so eine Figur gerade WEIL ich die Reaktionen in der Spielwelt erleben will.

Ich gehe davon aus, dass dir bewusst ist, aus welcher realen Position du dich in welche Spielpositionen begibst. Für dich als weißer Mann ist es wirklich ein Spiel, dich aus der starken Position in die schwache zu begeben. Aus der Sicht von PoC, Transgender etc. ist die Ausgangsposition der Spielerin unter Umständen deutlich anders und dann wirken Rassismus und Sexismus eben nicht mehr unbedingt als Element des Spiels, sondern als Zementierung/Reproduktion bestehender irdischer (vielleicht auch traumatischer) Verhältnisse.

Und deswegen ist diese Diskussion, die @Kazzirah verlinkte auch so interessant.

Am 1.8.2020 um 10:21 schrieb Kazzirah:

Besonders witzig fand ich Hadmar, sich vorstellt als der alte weiße Mann in der Runde, sich dann tatsächlich auch erst einmal sehr schnell in die Rechtfertigungsposition begab, dies dann aber später bemerkte und dann meinte, er höre jetzt einfach mal den Fachleuten zu. Das war eine schnelle Entwicklung, für einen alten Mann.

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Geschrieben

Ein Vorzug von Midgard ist, dass man sich aufgrund der Stereotypen (und der Parallelen zur irdischen Realgeschichte und -kultur) schnell zurechtfindet. Das bietet genug Konfliktpotential, nicht nur innerweltlich, sondern ungewollt auch manchmal zwischenmenschlich. Nicht alles davon lässt sich über den Gruppenvertrag lösen. Aber wer bestimmt, ob das bei einem Küstenstaatler in Ordnung ist, bei einem Bulugi hingegen nicht? Muss ich dann immer jemanden anrufen, wenn ich im Zweifel bin? Was legitimiert diese anzurufenden Experten, außer die eigene Gewissheit?

Oder gibt es auch Kriterien, die begründet sind? Dann würde ich mich damit auseinandersetzen.

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Jürgen Buschmeier:

Besonders witzig fand ich Hadmar, sich vorstellt als der alte weiße Mann in der Runde, sich dann tatsächlich auch erst einmal sehr schnell in die Rechtfertigungsposition begab, dies dann aber später bemerkte und dann meinte, er höre jetzt einfach mal den Fachleuten zu. Das war eine schnelle Entwicklung, für einen alten Mann.

Ja, Hadmar war speziell in der Runde, einerseizs wertvoll, andererseits immer wieder gutes Beispiel, wo die Probleme liegen, selbst bei an sich wollenden alten weißen Männern.

Du kommst halt nicht raus aus deinem Kontext.

Danke dir für dein Feedback. :clap:

 

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb Kazzirah:

Das halte ich wieder für Quatsch. Das kommt nur dann raus, wenn die Betreffenden nicht wirklich damit auseinander setzen.

Dass es anders geht, zeigen z.B. diverse H.P. Lovecraft-Rollenspiele, die sich sehr offen und kritisch mit dem extrem rassistischen Hintergrund von Lovecraft auseinandersetzen, die Schwierigkeiten transparent machen und Ansätze anbieten, wie Spieler:innen damit umgehen können.

Da wird nix 'weichgespült'. Im Gegenteil. 

Das ändert aber nicht den Rassismus und Sexismus wenn ich in den 20er Jahren Spiele. Das ändert nichts an der Sicht der Gesellschaft auf "Neger", wenn ich im 19. Jahrhundert spiele. 

Ich hab beim Spiel aus meiner persönlichen Geschichte heraus auch ein paar Grenzen, deren überschreiten mich in echte Probleme bringen. Ich erwarte doch aber nicht, dass eine Settingbeschreibung auf meine Befindlichkeiten Rücksicht nimmt. Das ist Aufgabe der Rollenspielgruppe. Ich will eine Settingbeschreinung möglichst genau am Original haben. Wenn das nicht gemacht wird halte ich das für Weichspülerei. 

Geschrieben
On 11/13/2020 at 4:00 PM, Abd al Rahman said:

Wenn das nicht gemacht wird halte ich das für Weichspülerei. 

Wahrscheinlich wäre es hilfreich, das dem SL jeweils zu vermitteln. Ich glaube nicht, dass die meisten Spieler damit glücklich würden, wenn die Diskriminierung gesellschaftlicher Gruppen hart ausgespielt wird. Das würde nebenbei auch noch die Lösung von Abenteuern erheblich erschweren, weil man vieles einfach nicht so machen kann, wie es eventuell auch die Abenteuerautoren vorgesehen haben. Sozusagen Spiel auf Schwierigkeitsstufe "very hard".

Ein Ansatz dafür, das Thema im Spiel zu handhaben, könnte das Vor/Nachteile kaufen bei GURPS sein. Da kann man sich so ein Handicap nehmen, und bekommt dafür Punkte, für die man sich kompensierende Vorteile kaufen kann. Das ist bereits mit Würfelwürfen vorgegeben. Aus dem Kopf: es könnte sein, dass Diskriminierung und Glückspilz punktemäßig passen (also sich auf Null wegheben). Diskriminierung würde in einer gegebenen Szene dann bei z.B. bis zu 9 auf 3W6 (verdeckter Wurf des SL) eintreten, und der Spieler könnte in einer gegebenen Szene, wenn er in einer Klemme ist, bei bis zu 9 auf 3W6 "einfach Glück" haben. So kommt insgesamt doch noch ein spielbares Konstrukt heraus.

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