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Achtung Spoiler: In-Charakter Erzählung vom Abenteuer auf der Spiel in Essen


Jamoa

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Disclaimer: Ich hatte die große Ehre an einem der Tische bei der Spiel in Essen platznehmen zu dürfen. Mich hat das Abenteuer so bewegt, dass ich das ganze aus Sicht meines Charakters niederschreiben wollte.

Alles was hier steht entstammt ist meiner subjektiven Wahrnehmung dessen, was am Spieltisch geschah. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Richtigkeit. Ich habe @Michael M gefragt und er meinte es sei generell in Ordnung das hier zu posten.

Bitte entscheidet selbst für euch, ob ihr hier weiterlest oder nicht. Wenn ihr darauf spekuliert bei der einen oder anderen Con in den Genuss zu kommen selbst am Spieltisch zu sitzen rate ich euch davon ab meine Geschichte zu lesen. Allen anderen wünsche ich viel Spaß dabei: 

Mein Name ist Amel-Issu, meines Zeichens Freibeuter*in aus der freien und stolzen Piratenrepublik Daidar. Geboren und aufgewachsen bin ich auf dem Archipel der Winde, tief im Süden, doch leider gab mir meine Familie nie den Halt, den ich brauchte. So zog ich über die Meere, auf der Suche nach meiner Heimat. In Daidar lernte ich das erste Mal, was Freiheit und Akzeptanz bedeutet; und lernte auch, mich selbst für das zu nehmen, was ich bin. Mit dem so gewonnenen Selbstvertrauen fand ich bald eine Gruppe wackerer Abenteurer, die ich fortan nicht mehr von meiner Seite wissen wollte. Da waren Pawina, eine Priesterin des Mondes, Aart, ein stolzer Zwerg und wachsamer Waldläufer und Gelirka, eine Gnomin, die man keinesfalls nach ihrer Größe beurteilen sollte.

Nun lasst mich euch erzählen, von den Geschehnissen in jener verhängnisvollen Nacht…

Spoiler

…als das erste Mondflimmern auftrat.

Wir trafen uns in dieser pulsierenden Metropole Inbulon, anlässlich der Sternennächte. Ihr wisst, die Zeit des Jahres, wenn hunderttausende Lichtperlen langsam aus der See aufsteigen, sich im Himmel sammeln, um letztlich die silberne Scheibe des Mondes zu erneuern. Um zu wissen, warum das passiert, fehlte mir leider die schulische Bildung - aber man muss nicht studiert sein, um das wunderschöne Lichterspektakel genießen zu können. So wundert es dann auch niemanden, dass sich wahrhaft Millionen von Schaulustigen versammelten, um in den Genuss dieser Schönheit zu kommen.

Inmitten der Feierlichkeiten erreichte uns - das heißt genau genommen Pawina - eine eilige Nachricht von einer befreundeten Archivarin, dass wir uns schleunigst zu ihr begeben sollten - etwas schreckliches sei passiert. Wir nahmen die erste Fähre, die uns direkt zu der Insel brachte, auf der sich das Archiv befand. Wir fuhren über das nächtliche Wasser, aus dem stetig Tropfen von Sternenlicht gen Nachthimmel aufstiegen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dieses wunderschöne Schauspiel aus solcher Nähe sehen zu dürfen.

Im Archiv angekommen musste Pawina erstmal ihre völlig aufgelöste Freundin beruhigen, denn aus ihrem akkurat und sorgsam gepflegten Archiv war etwas entwendet worden - der praktisch wertlose Kelch irgendeines Fegoth, oder so. Genauso obskur wie der Name war auch der Verwendungszweck des Kelchs: Er verstaubte seit Generationen und Abergenerationen hier unten im Keller, wo sich niemand außer den peniblen Archivaren überhaupt nur im entferntesten dafür interessierte. Naja bis zu diesem Tage eben, an dem ausgerechnet dieser Kelch zwischen den edelsten Kostbarkeiten ausgewählt und gestohlen wurde. Uns allen war klar, dass dies kein einfacher Diebstahl sein konnte und Eile geboten war.

Die Suche nach Spuren im Archiv brachte uns zwei Hinweise: ein einzelnes, langes, graues Haar, das dem Einbrecher gehören musste, sowie ein blaues Band, in das mit Mondfasern und meisterhaften Stichen, ein Fuchs gestickt war. Pawina erkannte den Fuchs als das Symbol einer vor Jahrhunderten zerschlagenen Sekte, die sich die Mondfüchse nannten. Mir dagegen war sofort klar, dass dieses Band das Erkennungszeichen einer Gang aus dem Trog, den hiesigen Slums, sein musste. Mit diesem Wissen und Bekundungen, dass wir den Kelch noch in dieser Nacht zurückbringen würden, verließen wir die Insel mit dem Ziel, uns im Trog nach einer solchen Gang umzuhören.

Die zwielichtigen Gassen des Trogs sind kein Ort, den man betreten sollte, wenn man die Erwartung hat, dass niemand versucht einen zu bestehlen. Und so wunderte es auch niemanden, als Aart bemerkte, dass sich eine kleine Hand an seinem Münzbeutel zu schaffen machte. Mit eisernem Griff umschloss er den Arm an besagter Hand und hob den Besitzer selbiger so weit in die Luft, wie es ein Zwerg seiner Statur zu tun vermochte. Es handelte sich um einen ärmlichen, menschlichen Straßenjunge, der noch einige Jahre zu hungern hatte, bevor ihm die ersten Schnurrhaare wachsen würden.

Während wir ihn befragten, wer er sei und wo sein und wo sein Eltern sind, fiel uns ein Band auf, das er trug: es hatte einen anderen Farbton und war mit etwas bemalt, dass auch gut ein Seekuh mit vier Beinen hätte sein können, doch es war dem Mondfuchs-Band viel zu ähnlich, um unser Aufgreifung des Jungen nicht als Fügung der Windgötter zu sehen. Nachdem Aart ihn wieder auf dem Boden absetzte, kniete ich mich zu dem Jungen hinab, um mit ihm auf Augenhöhe zu sprechen. Eine funkelnde Silbermünze und eine Kostprobe meines Charms, der schon ganz andere Kaliber zum dahinschmelzen brachte, später war der Junge davon überzeugt, in mir seinen besten Freund auf Erden gefunden zu haben.

Von ihm erfuhren wir dann alles, was er über die Gang der Mondfüchse, bei denen seine Schwester Mitglied war, wusste. Nicht, dass das besonders viel war, aber immerhin wussten wir nun, dass es eine kontroverse neue Anführerin, eine Elfe namens Elyne, gab und dass seine Schwester, Majuna, sich regelmäßig mit ihren Kumpanen in einer Spelunke namens Schattensprung traf.

Wir machten uns also auf in ebendiese. Unser Plan war so einfach, wie er schlecht war. Gelirka und ich gingen voraus, sodass wir ein Auge haben konnten, wer später bei Ankunft der Priesterin und ihrem “zwergischen Leibwächterin” eine Miene verzog. Nur leider interessierte es einfach niemanden, ob wir da waren oder nicht. Auf der anderen Seite war das auch unser Glück, denn so hörten wir Fetzen des Gespräches am Nachbartisch: offenbar war dort Majuna und unterhielt sich mit einem Mitglied ihrer Bande, wie die Sache mit dem Kelch gelaufen war, und dass sie beide nichts damit zu tun haben wollen.

Ein neuer Plan war schnell gefunden und wir überzeugten sie, dass ihr Bruder in Gefahr sei, weil er sich beim Klauen hat erwischen lassen. Angetrunken wie sie war, folgte sie uns, ohne viele Fragen zu stellen. In einer netten und dunklen Gasse angekommen, überzeugen wir sie, mit Hilfe einer geladenen Armbrust, uns den Weg zu ihrer Auftraggeberin und damit auch zum Kelch zu zeigen.

Sie brachte uns zu einem Höhleneingang nahe einer Klippe, die zur See hin steil in die Tiefe fiel. Über der See stiegen nach wie vor die silbernen Lichtperlen in den Himmel auf. Aus der Höhle drang ein unsäglicher Singsang, der von uralten, arkanen Mächten kündete. Wir schlichen uns also in die Höhle und erschraken im Stillen, vor dem Anblick, der sich hier bot.

Im hinteren Teil der Höhle öffnete sich diese zur See und dort stand eine Elfe auf einem Steg. Ihrem Singsang folgend ergossen sich die hier aus der See aufsteigenden Lichtperlen nicht in den Himmel, sondern in den vor ihr stehenden Fegothkelch. Ohne nachzudenken beschlossen wir einstimmig, dass dieses Ritual nicht zu Ende kommen dürfe.

Außer der Elyne waren noch vier weitere Mitglieder der Mondfuchs-Gang in der Höhle. Die anderen waren zwar scheinbar nicht am Ritual beteiligt, würden uns aber sicher nicht einfach ihre Chefin aufhalten lassen. Die ersten beiden erledigte ich in aller Heimlichkeit, den ersten bekam mein Messer in den Hals, der zweite schlug ich mit einem Hieb bewusstlos.

Damit war der Weg frei, sodass meine Aart und Pawina die Elfe aufs Korn nehmen konnten. Aus Armbrust und Schleuder beschossen sie diese, während ich gemeinsam mit Gelirka die verbleibenden Mondfüchse beschäftigte. Unseren Angriffen konnte sie nicht lange standhalten und so zog sie sich bald in die See zurück, worauf ihre Lakaien sofort die Waffen fallen ließen und sich ergaben.

Der Kelch war unser, wir hatten gesiegt - oder doch nicht? Auf unserem Weg zurück zum Archiv sahen wir es zum ersten Mal: die Lichtperlen, die in den Himmel aufgestiegen waren, bewegten sie, wie sonst in den Sternennächten auch zum Mond um die silberne Scheibe zu erneuern. Doch nicht so dieses Mal, anstatt silbern zu leuchten, war der Mond plötzlich grün - und dann kurze Zeit später war er eine grausige Knochenscheibe - so wechselte er permanent sein Erscheinungsbild, zu allen Formen, die er in sämtlichen Kulturen Damatus hat.

Während dieses furchterregenden Schauspiels war die ganze Stadt mit ihren Millionen Leuten totenstill. Lange Zeit wechselte der Mond seine Erscheinung, bis er sich in den frühen Morgenstunden beruhigte und wieder die einfache, silberne Scheibe war, die er zu sein hatte.

War es Glück im Unglück gewesen? Hatten wir Schlimmeres abgewendet? Oder war das ganze unsere Schuld und wäre dies nie geschehen, hätten wir die Elfe nicht in ihrem Ritual gestört?

Auch wenn ich die Antwort auf diese Fragen nicht kenne, so bleibt mir doch die Gewissheit das erste Mondflimmern, in vorderster Reihe miterlebt zu haben.

 

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vor 53 Minuten schrieb Jamoa:

Disclaimer:.... Wenn ihr darauf spekuliert bei der einen oder anderen Con in den Genuss zu kommen selbst am Spieltisch zu sitzen rate ich euch davon ab meine Geschichte zu lesen. 

 

wird es die Gelegenheit denn geben? Bisher hatte ich es so verstanden, das Abenteuer wäre quasi "Essen-exklusiv".

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