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Ist euer Midgard lebenswert?


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Geschrieben

Immer, wenn sowaas aufkommt, erinnere ich Heines Wintermärchen:

Zitat
Das alte heilige römische Reich,
Stell’s wieder her, das ganze,
Gieb uns den modrigsten Plunder zurück
Mit allem Firlifanze.
Das Mittelalter, immerhin,
Das wahre, wie es gewesen,
Ich will es ertragen – erlöse uns nur
Von jenem Zwitterwesen,
Von jenem Kamaschenritterthum,
Das ekelhaft ein Gemisch ist
Von gothischem Wahn und modernem Lug,
Das weder Fleisch noch Fisch ist.
Jag’ fort das Comödiantenpack,
Und schließe die Schauspielhäuser,
Wo man die Vorzeit parodirt –
Komme du bald, o Kaiser!

Ja, Diskussionen über das echte Mittelalter auf Rollenspielforen beschwören ganz zu recht die alten Geister herauf!

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Mein Midgard (quasi nur Berekije) hat wenig Alltag im Sinn von "was macht eigentlich der Schmied gerade". Aber ich maße mir an ein gutes Verhältnis von Magie und Wundertaten zu profanen Dingen zu haben.

Ja, es gibt Schamanen, Priester und Kehlgesang singende Mönche an jedem Eck. Aber damit existieren Magie und Wundertaten genau so häufig, wie sie von jemandem der daran glaubt in der Realität wahrgenommen werden. Es ist ein Vorteil, wenn jeder Magiewirker entweder Teil der Führungsriege ist oder als Staatsfeind betrachtet wird, und es keine rein akademischen Gildenmagier gibt, bei denen man erklären muss, warum sie nicht mehr Macht inne haben.

Wenn deine Figur daran glauben will, dass der Schamane in der Geisterwelt mit seinen Ahnen spricht, dann findet er dafür alle Beweise, die er braucht. Wenn deine Figur aber daran glauben will, dass er nur Hokuspokus abzieht um kostenlos Suppe zu bekommen, dann findet er auch dafür genug Beweise.

Und ob die Legende des Großen Lho, der auf seinem Thron Lhosar (= Name der Hauptstadt) saß und grübelte wie die mächte des Chaos zu bändigen sind, eine lokale Sage ist oder etwas mit dem Rest der Welt zu tun hat, darf jeder selbst entscheiden.

Gold fürs Steigern braucht man in meinem Midgard nicht grundsätzlich, aber man kann bis zur Hälfte der EP mit Gold kaufen wenn man welches hat. Die Zeit fürs Lernen ist bei mir (EP/20) Tage.

Würde ich da leben wollen, zwischen Yakherden, Ahnenbergen und einer totalitären Theokratie, die kleine Vergehen aufs äußerste bestraft und Listen führt, wessen Seele reinkarnieren darf und wessen nicht? – Nein.

  • Thanks 1
  • Confused 1
Geschrieben (bearbeitet)

Weil mir der Film gerade mal wieder einfiel:

Märchen in der ARD: Die Gänsemagd

Ziemlich genau so stelle ich mir eine midgardamatu-artige Mittelalter-Fäntelalter-Welt vor: Irgendwie freundlich, in Tropen ertrinkend - und es gibt trotzdem ein Problem, welches gelöst werden muss. Der Film zeigt, wie das ausgeht, wenn keine Abenteurer vorbeikommen. :cheesy:

Bearbeitet von dabba
  • Like 2
  • 2 Wochen später...
Geschrieben
Am 13.1.2025 um 11:05 schrieb Solwac:

Oft wird die Welt Midgard stereotyp dargestellt, der Alltag wird oft ignoriert und viele Details pauschal abgehandelt. Magie und übernatürliche Wundertaten kommen in keinem ausgewogenem Verhältnis vor usw. Sieht euer Midgard auch so aus oder schafft ihr es, Details zum Leben zu erwecken und die Welt pseudorealistisch darzustellen? Wie sieht es bei euch aus, wo und wie setzt bei euch die Fantasie an und muss explizite Details ergänzen? Würdet ihr da leben wollen?

P.S. Ich beziehe mich auf überwiegend menschliche Gemeinschaften, Nichtmenschen sind da eher eine Randerscheinung meiner Betrachtung.

Mein Midgard ist keine realistische Darstellung einer mittelalterlichen Welt. Es ist eher eine Fantasiewelt. Es gibt ja auch Magie, Heiltränke, die extrem viel bewirken können und immer sehr klar merkbaren göttlichen Einfluss. Und ich gebe zu, viel mit Klischees zu arbeiten. Während man in den Küstenstaaten für jeden Wein genaue Herkunftsangaben kriegt und zwischen verschiedenen Rot-Rose- und Weißweinen wählen kann, auch noch nach verschiedenen Jahrgängen, wird man in meinem Alba mit einem leicht verachtenden Blick nur nach rot oder weiß gefragt. Während die Märkte in Rawindra voll sind mit exotischsten Gerüchen verschiedenster Gewürze, von denen viele, die nicht aus Rawindra stammen, noch nicht einmal gehört, geschweige denn, sie gekostet haben, kann man in meinem Waeland schon froh sein, wenn es wenigstens mehr gibt als nur ein paar bekannte Kräuter und Salz auf dem Markt. Während die Märkte an der Küste überquellen von frischem Fisch aus dem Meer, gibt es den allerhöchstens gepökelt irgendwo im Landesinneren. Während hohe Damen Seide von einer Qualität in Kan Thai Pan tragen, wie sie ihresgleichen überall sonst sucht, kann man froh sein, wenn Seide überhaupt es nach Alba schafft, ohne dass da Piraten vorher zugeschlagen haben. Man sieht, Klischees können auch zu einer Anschaulichkeit beitragen.

Ob ich da leben wollen würde? Eher nicht. Die meisten Zivilisationen auf Midgard sind weit entfernt von dem Maß an Gleichberechtigung, das wir hier haben. Soziale Schichten spielen eine viel größere Rolle als heute. Und medizinische Versorgung, wenn man nicht viel Geld hat, sich Magisches zu besorgen? Nun ja...

Geschrieben
Am 13.1.2025 um 21:38 schrieb dabba:

Ein Grund für höhere Kindersterblichkeit, die auch ein Grund für niedrige Lebenserwartung war, ist, dass Mütter nicht stillen konnten oder sollten und so ihre Kinder unterernährten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Säuglingsnahrung#Neuzeit

Wird (natürlich und zurecht) in vielen Fantasy-Welten nicht thematisiert.

Wir wissen nicht, ob es nicht magische Ersatztränke gibt. Und Ammen gibt es ja sicherlich auch. Die Problematik betrifft vor allem die ärmere Bevölkerung, wenn wirklich. Aber das spiele ich nicht aus. Wenn keine Hungersnot ist, reicht das Essen. Und selbst die kleinsten Dörfer haben weise Frauen, die gut für Schwangere sorgen, so dass es da immer für ein echtes Wochenbett reicht. Im Raum des Zweiheitsglauben habe ich sogar echte Daulas erfunden, einen Orden der sich "Die Schwestern der Barmherzigkeit Ormuts" nennt und dessen Schwestern eben regelmäßig Geburtshilfe bei den Leuten leisten, die fähig sind, dafür zu ordentlich zu spenden...

Geschrieben
Am 14.1.2025 um 10:22 schrieb Stephan:

Die wenigsten Bewohner Midgards begehen Selbstmord. Gleiches gilt für die Menschen, die im irdischen Mittelalter gelebt haben.

Offenbar halten/hielten sie ihr Leben für ausreichend lebenswert.

Schon alleine die Überlegung, was ich im Falle von Zahnschmerzen tun würde, macht mir klar, dass ich in keiner dieser Welten leben wollen würde.

Wenn dieser Strang dazu dient, darüber hinausgehende Fragen zu beantworten, so ist es dem Strangersteller nicht gelungen, mir die verständlich zu machen.

Den Selbstmord ehrenhalber gibt es bei mir schon im Chai Zen Tal und vereinzelt in Kan Thai Pan.

Geschrieben
vor 22 Stunden schrieb Jürgen Buschmeier:

Es mag ja sein, dass die zur Entspannung Tee trinken, aber danach ist das Tal nicht benannt. Aber deine Namensgebung macht dein Midgard vielleicht wirklich lebenswert.

Vielleicht brauche ich ein wenig Entspannung. Zen ist immer gut. Und Tee natürlich auch.

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