Zum Inhalt springen

Geschichten zu besonderen Plätzen


Sirana

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

In Anlehnung an den Aberglauben-Thread ist mir eingefallen, dass es doch auch ganz nett sein kann, zu besonderen Orten und Gebäuden interessante Geschichten um die Entstehung oder allgemein aus der Vergangenheit erzählen zu können. Vielleicht kann man darin sogar abenteuerrelevante Informationen unterbringen.

 

Also falls ihr solche Geschichten habt, her damit.

Geschrieben

Und damit ihr wisst, wie ich dasgemeint habe, mache ich schon mal den Anfang mit einer Sage um den Bau einer Kirche, die sich in diverse Kulturen Midgards übertragen lässt.

 

Vor vielen Jahren verirrte sich ein Mönch (Priester/Prediger, was auch immer am besten passt) auf einer seiner Wanderungen von Dorf zu Dorf. Tagelang irrte er umher ohne auch nur eine Menschenseele zu treffen. Ihm ging der Provant aus und nach eingigen Tagen fand er auch kein Wasser mehr. Hungrig, durstig und am Ende seiner Kräfte ließ er sich auf einer kleinen Lichtung inmitten eines Waldes nieder und betete zu den Göttern um Errettung. Drei Tage lang saß er da und betete. Am Abend des dritten Tages fiel ein kleiner Lichtstrahl durch das Blätterdach und wurde von einem kleinen Rinnsal aus Wasser reflektiert. Er trank von der Quelle, die eben erst aus dem Boden entsprungen sein musste.

Das Wasser stillte nicht nur seinen Durst sondern sättigte und stärkte ihn, so dass er sich wieder auf den Weg machen konnte. Am nächsten Tag erreichte er ein Dorf und erzählte die Geschichte. Schnell sprach sich das Wunder herum und zog weite Kreise.

Der Mönch schwor, alsDank für seine Rettung die Quelle zu hegen und zu pflegen und zur Ehre der Götter ein Kloster dort zu bauen. Und so geschah es. Das Baumaterial wurde zu der Quelle geschafft und die Männer der umliegenden Dörfer wurden zusammen gerufen um bei dem Bau zu helfen.

Doch die wollten nicht einsehen, warum das Kloster unbedingt mitten im Wald gebaut werden sollte, wo es doch in der Nähe der Dörfer einen viel besser Platz gab. Sie schafften das gesamte Material aus dem Wald zu einem der Weiler. Und fingen mit der Arbeit an. Am Abend gingen sie nach Hause und freuten sich, dass ie nicht mehr so weit zu laufen brauchten.

Am nächsten Mirgen war jedoch nichts mehr von dem angefangenen Bau zu sehen. Sie suchten alles ab und fanden schließlich alles Material neben der Quelle, wo das Kloster ursprünglich erbaut werden sollte. Sie dachten sich, dass ihnen jemand einen bösen Streich gespielt hab eund brachten wiederum alles an den von ihnen gewählten Platz und fingen mit der Arbeit erneut an.

Am nächsten Morgen jedoch fanden sie alles Material wieder an der kleinen Quelle vor. Wieder dachten sie an einen Scherz und brachten alles zurück zu ihrem Dorf. Diesmal ließen sie über Nacht eine Wache am Bauplatz. Als die Männer am Morgen wieder zurück kamen, war die Wache eingeschlafen und wieder alles Baumaterial verschwunden.

Man machte sich wieder auf zu der Quelle. Dort angelangt wollte man so eben mit dem Aufladen beginnen, um das material wiederum fortzuschaffen, als sich der Himmel verdunkelte und eine donnernde Stimme aus den Wolken sprach: Es ist mein Wille, dass ihr hier baut, also tut es!

 

Daraufhin begannen die Männer sofort das Kloster direkt neben der Quelle zu bauen und dort steht es noch heute. Weithin ist es bekannt als ein Ort der Ruhe und der Genesung. Das Wasser der Quelle sprudelt noch immer und verleiht denen Heilung, die wahren Glaubens sind.

 

Das ist übrigens eine der Sagen um die Entstehung von Bergkirchen (Kirche auf dem Berg) im Kreis Minden-Lübbecke. Sie ist also nicht auf meinen Mist gewachsen (ich will mich schließlich nicht mit fremden Lorbeeren schmücken).

 

 

 

 

Geschrieben

<font color='#8D38C9'>Man nehme nur den Brocken und die Geschichten um die Walpurgisnacht mit dem Hexensabbat.

 

Vergleiche hierzu auch Faust I.

 

Gruß

Eike

Geschrieben

In Oosterhout (Niederlande) gibt es die Geschichte um den heiligen Oelbert (Ulbertus)... dieser war Schäfer und hat ein kleines Nickerchen gemacht unter einer Weide während seine Schafe an einem schönen Sommertag auf der Wiese grasten.

Eine anrückende feindliche Heerschaar wollte den Ort überfallen und kam über die Wiese wo der Schäfer schlief. Sie hackten Ihm im Schlaf den Kopf ab und zogen weiter. Wie durch Gottes Hand nahm Oelbert seinen Kopf unter den Arm und rannte wie der Wind in den Ort, um die Bevölkerung vor dem Angriff zu warnen und starb dort. Die Bevölkerung war jedoch gewarnt und konnte den Angriff abwehren.

 

Aus Zofingen (Schweiz) stammt die folgende Geschichte vom Ritter Thut, der die Zofinger Fahne retten wollte vor dem Feind. Er verschluckte Sie , so daß sie nicht in feindliche Hände fiel.

 

 

Vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen...

 

Toras

Geschrieben

Dieses Frühjahr war ich in der Rhön wandern, und zwar ging es zur Milseburg. Das ist eine ehemalige Keltenfestung auf einer Hügelkuppe von der man einen beeindruckenden Rundumblick hat. Dort habe ich auch zum erstenmal von der Sage vom Riesen Mils gehört:

 

Zitat[/b] ]Als die ersten Glaubensboten in das heidnische Buchenland kamen, lebte in der Rhön ein Riese namens Mils. Auf einem mächtigen Berge stand seine Felsenburg. Dieser Riese erschwerte den heiligen Gottesmännern ihre Bekehrungsarbeit, strebte den Neugetauften nach, quälte und bedrückte diese und ihre Lehrer. Da machte sich der heilige Gangolf mit einigen Rittern auf, um den Riesen in seiner Burg zu bezwingen. Den Belagerern stand nur eine einzige Wasserquelle zur Verfügung, die einem geizigen Bauern gehörte.

 

Der Besitzer wollte die Not der Kämpfer Christi dazu benutzen, sich zur bereichern und verlangte für die Benutzung seines Brunnens eine so hohe Abgabe, dass Gangolf und seine Getreuen diese Geldsumme nicht aufbringen konnten. Gangolf hatte eben den Helm zum letzten Male mit dem Wasser des Brunnens gefüllt, war in das Lager seiner Mannen zurückgekehrt und schüttete es auf den Boden. Sofort entsprang hier ein Quell, der heute noch Gangolfsbrunen heißt, der Brunnen des Bauern aber versiegte in demselben Augenblick.

 

Von neuem begann der Sturm auf die Feste des Riesen Mils. Dieser sah, dass keine Rettung möglich war, und gab sich in der Verzweiflung selbst den Tod. Da warf der Teufel, dem Mils sein Leben lang gedient hatte, jenes Riesengrab über dem Leichnam des Selbstmörders auf, das heute als Milsburg weit über die Lande schaut.

 

Das Kreuz aber siegte nun auch in diesem Teile des Buchenlandes und steht triumphierend auf dem Gipfel, den einst die heidnische Riesenfeste beherrschte.

 

 

Herzliche Grüße,

Triton

Geschrieben

Die Geschichte von Herne dem Jäger dürfte auch passen...

 

Der Überlieferung nach war selbiger ein Jäger, welcher sich aus Angst, wegen einer von ihm verübten Bluttat in Ungnade zu fallen, an einer Eiche aufhängte. In der Nacht des Selbstmordes brach ein entsetzlicher Sturm los, ein Blitz schlug in den Baum ein, und der Geist von Herne wurde befreit, um auf ewig (als geisterhafter Reiter) im Forst herzumspuken...

 

 

Best,

 

der Listen-Reiche

Geschrieben
Zitat[/b] (Sirana @ Nov. 18 2002,14:43)], als sich der Himmel verdunkelte und eine donnernde Stimme aus den Wolken sprach: Es ist mein Wille, dass ihr hier baut, also tut es!

 

Daraufhin begannen die Männer sofort das Kloster direkt neben der Quelle zu bauen und dort steht es noch heute.

Hi Sirana,

 

das erinnert mich doch sehr an das Machtwort des Spielleiters bei "Druidenmond" auf dem Weg nach Vanasfarne ... disturbed.gif

 

CU

Geschrieben

Hallo Sirana, hallo Forumgänger,

 

ich war ´mal im Urlaub in Nordspanien. Dort gibt es am Jakobsweg, dem Pilgerpfad nach Santiago de Compostela, ein Örtchen namens Santo Domingo de la Calzada. Ich habe die dortige Kirche besichtigt und zu meiner Überraschung feststellen müssen, dass dort (mitten in der Kirche!wink.gif in einem Hühnerstall eine Henne und ein Hahn gehalten werden. Das hat natürlich meine Neugier geweckt und ich bekam folgende Legende heraus:

 

"Eine Familie pilgerte im 14. Jahrhundert nach Santiago. In Santo Domingo de la Calzada versuchte die Magd des Wirtshauses den Sohn Hugonell zu verführen. Dieser wies sie jedoch zurück, woraufhin sie sich für die Zurückweisung rächte, in dem sie ihm einen Silberbecher in sein Gepäck steckte und ihn am nächsten Morgen des Diebstahls bezichtigte.

Der junge Mann wird festgenommen und gehängt, doch bevor die Eltern die Reise vortsetzten, vernahmen sie seine Stimme, er hänge am Galgen, lebe aber noch, da er vom heiligen Jakobus noch an den Beinen gehalten wird. Die Eltern eilten sofort zum Richter, der im Wirtshaus gerade ein Huhn und einen Hahn verspeiste. Auf die Erzählung der Eltern lachte dieser herzhaft mit der abfälligen Bemerkung, ihr Sohn sei genauso lebendig wie die beiden Vögel auf seinem Teller.

Kaum gesagt, wächst denen neues Gefieder und sie fliegen davon - womit die Unschuld des Sohnes bewiesen war."

 

Naja, zum Andenken an dieses Wunder halten sie noch heute in der dortigen Kirche Hahn und Henne als Haustiere. Das fand ich bizarr. Wollte ich schon immer ´mal irgendwo einbauen. Vielleicht gelingt euch das ja eher als mir.

 

Viele Grüße,

 

 

Tharon.

Geschrieben
Zitat[/b] (Chibiusa @ Nov. 18 2002,18:56)]das erinnert mich doch sehr an das Machtwort des Spielleiters bei "Druidenmond" auf dem Weg nach Vanasfarne ... disturbed.gif

Die Geschichte um Bergkirchen ist aber deutlich älter. Die erste Kirche wurde da nämlich im 8. Jahrhundert gebaut! So ganz stimmt der Spruch auch nicht, ich kriege ihn nur leider nicht mehr genau auf die Reihe.

Geschrieben

Hi ihr!

 

Das hier ist nur eine Legende, da bekannt ist, das Brücke und Dom nicht zur selben Zeit erbaut wurden, aber diese Geschichte hat sich bis heute gehalten.

 

Es begab sich, das in Regensburg ein Dom gebaut werden sollte. Kaum das mit dem Bau begonnen worden war, wurde auch schon entschieden, das eine große Brücke aus Stein die wilde Donau überspannen sollte.

Der Dombaumeister und der Brückenbaumeister waren seit langer Zeit Rivalen und so wetteten sie um ihr Vermögen und ihre Ehre, wer seinen Bau als erstes abgeschlissen würde.

Jeden Tag ging nun der Brückenbaumeister, hinaus auf seine Baustelle und sah zum Dom hinüber, und egal wie sehr er seine Arbeiter anspornte, der Bau des Domes ging zügiger voran als seiner.

Verzweiflung ergriff den Brückenbaumeister, als die Tage vergingen und der Vorsprung des Domes immer größer wurde. Da tauchte ein Teufel auf und sagte ihm, das er den Bau als Erster beenden würde, wenn er die ersten drei Seelen, die die Brücke betreten würden, dem Teufel versprach. Verzweifelt wie der Brückenbaumeister war, willigte er ein.

Und wie es versprochen war, würde die Brücke vor dem Dom fertiggestellt. Doch am Tag der Einweihung, als er sah das, der Bischof des fast fertigen Domes, der Bürgermeister und sein Rivale der Dombaumeister gekommen waren, um mit ihm die Brücke das erste mal zu begehen, sah er sich verzweifelt nach einer Lösung um, denn ihn überkam das schlechte Gewissen. Der Brückenbaumeister erstand einen Esel, einen Hund und ein Huhn und trieb diese über die Brücke.

Auf die Frage der anderen warum der dies Tue, er sagte nur: "Um die Stabilität zu prüfen".

Der Teufel, der spürte das Lebewesen die fertige Brücke betraten tauchte auf, und stellte überrascht fest das er überlistet worden war, und nahm wutentbrannt die drei Tiere mit.

 

Das ist auch der Grund warum auf der Brücke das Relief von Esel, Hund und Huhn angebracht worden war. Auch gibt es auf der Brücke einen Pfeiler auf dem die Figur eines Mannes sitzt der zum Dom hinübersieht.

 

bis dann.

Ni`Taka`mar

Geschrieben

Hallo,

 

von mir etwas aus Mexiko, ohne zu wissen, ob das schon im Nahuatlan-Quellenband verwendet wurde:

 

Die Atzteken suchten als Nomadenvolk nach einem Zeichen der Götter, wo sie sich ansiedeln sollten, und fanden auf einem See einen Kaktus, auf dem ein Adler saß, der eine Schlange im Schnabel hielt. Dort gründeten sie ihre Hauptstadt Tenochtitlan.

OK, etwas wenig Action, aber ein schönes Bild, wie ich finde.

 

Andreas (gerade aus dem Mexiko Urlaub zurück)

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hallo!

 

Ich habe mal eine Geschichte zu einem besonderen Ort geschrieben, sie ist allerdings aus mehreren verschiedenen Sagen zusammengesetzt.

 

Zitat[/b] ]

Die Geschichte des Klagesteins

Ein junger Mann steht an der Klage, ein Wandergeselle, wie man an seiner Kleidung sehen kann. Schon eine Zeit lang sieht er in das Wasser. "Seltsam", sagt er, mehr zu sich selbst, "daß dieser Fluß Klage heißt, wo er doch dieses trockene Land wässert."

"Nun", hört er plötzlich eine Stimme hinter sich, "kennt ihr denn nicht die Geschichte der Klage?" Der Geselle dreht sich um und sieht den Sprecher an. "Nein, ich habe sie noch nie gehört." Er mustert dabei seinen Gegenüber genauer. Es ist eine ältere Frau, in der typischen Tracht. Sie fängt an zu sprechen: "Mir deucht, ich muß sie euch dann wohl erzählen. Also, hört zu." Und sie begann mit der Geschichte.

 

Vor langen Jahren litten die Bewohner der heutigen Grafschaft Klagestein unter einer starken Dürre. Schon normal gab es hier nicht viel Regen, doch in jenem Jahr war es besonders schlimm. Das Korn vertrocknete auf den Feldern und die Kühe gaben vor Durst keine Milch mehr. Viel Vieh kam vor Hunger und Durst um.

Dazu kam noch eine schreckliche Seuche, welche vielen der geschwächten Menschen das Leben kostete.

Ein Bauernsohn, Klaas aus Birkenfeld, verlor seinen Hof und seine Familie. Enttäuscht dachte er: "Die Priester und Magier konnten uns nicht helfen, nur unser Geld haben sie genommen, doch Wasser haben wir noch immer nicht. Ich will losziehen und sehen ob ich nicht die Steine mit unseren Leid zum weinen bringen kann."

Es blieb nicht lange bei dem Gedanken, noch am selben Tage machte er sich auf den Weg in die Berge. Er nahm nichts mit, außer etwas essen und trinken, kaum genug für zwei Tage und einem schweren Stecken als Wanderstab und Waffe.

So kam er die ersten beiden Tage gut voran, doch je länger seine Reise dauerte, um so erschöpfter wurde er.

Schließlich, am Abend des dritten Tages seiner Reise blieb er unter einem großen Stein erschöpft sitzen. Er dachte bei sich: "Das Gebirge ist noch weit und der Wasserschlauch leer, wenn du diesen Stein nicht erweichen kannst war deine Reise umsonst."

Er setzte sich bequem hin und erzählte dem Stein sein Leid und das Leid des Landes und seiner Bewohner. Schon während er erzählte konnte man ein leises Knirschen im Stein hören, doch als er geendet hatte brach der Stein in der Mitte auf und fröhlich strömte das Wasser aus ihm heraus. Doch mit dem Wasser kam noch etwas anderes, eine junge Nixe ließ sich plötzlich vor dem jungen Bauernsohn sehen und sprach ihn an: "Junger Klaas, um Wasser hast du gebeten und Wasser hast du erhalten. Doch es ist nur ein kleines Labsal für dieses verwunschene Land. Denn ein garstiger Zwerg hortet all das Wasser in den Bergen, wenn du das Land retten willst mußt du ihn besiegen und die gefangenen Wasser befreien. Willst du das tun?"

Der junge Bauernsohn stand verdattert da, der Liebreiz der Nixe benebelte seine Sinne. Noch bezaubert sagt er schließlich: "Ja, ich will es tun."

"Gut", antwortete die Nixe, "doch sei gewarnt. Wenn du die Höhle erreichst werden dich kleine Wesen, mit roten Augen und verfilzten Haaren angreifen. Das sind die Helden die vor dir versuchten den Zwerg zu besiegen. Wenn du sie besiegst gelangst du in eine Höhle. Dort wirst du den Zwergen auf einem Thron sitzen sehen. Der Zwerg wird dich nach deinem Begehr fragen. Antworte ihm: "Ich möchte den wertvollsten deiner Schätze." Dann wird er dich in eine Kammer führen, die vom Boden bis zur Decke mit Silber gefüllt ist und dir anbieten, daß du nehmen kannst, was du willst. Doch du mußt antworten: "Wahrlich, diese Kammer ist voller Reichtum, doch ich begehre den wertvollsten eurer Schätze." Nun wird er dich zuerst in eine ebensolche Kammer mit Gold, dann in eine mit Juwelen führen, doch du mußt jedesmal dasselbe sagen.

Danach wird er dich in einer unscheinbare Kammer führen, in der ein schäbiger kleiner Wasserschlauch liegt. Verlange nur diesen. Und ich rate dir, höre auf meine Worte, denn sonst wird es die schlecht ergehen." Mit diesen Worten verschwand die Nixe.

Klaas dachte bei sich: "Nun, für heute bist du genug gereist, ruhe dich erst einmal aus, morgen ziehst du dann los." und legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen wachte er durch sein Magenknurren auf. "Oh je", dachte er, "wie soll ich den Zwerg nur mit leeren Magen besiegen? Ich komme ja nicht einmal zu seiner Wohnung." Doch die Nixe hatte an ihn gedacht, auf einem Stein war ein fertiges Mahl vorbereitet, und daneben war genügend Proviant für eine lange Reise.

Nachdem er seinen Hunger und Durst gestillt und den Proviant eingepackt hatte machte er sich auf den Weg. Er wanderte munter in den Tag hinein, frohgemut, daß er den Zwerg schon fände. Er wanderte viele Tage, bis er schließlich ein Gebirge erreichte. Da er nicht wußte wo lang, folgte er einem Pfad, der weiter in die Berge führte. Schließlich kam er zu einer Höhle. Kaum betrat er sie, wurde er von einigen ausgezehrten Gestalten angegriffen, deren Augen rot leuchteten und deren Haar verfilzt war. Doch mühelos schlug er sie alle nieder. Weiter folgte er dem Pfad in die Höhle.

In der Höhle war es gar prächtig ausgestattet. An den Wänden waren lauter Wasserspiele, von glitzernden Edelsteinen gingen seltsame Lichter aus, der Fußboden war ganz von weißen Marmor. In der Mitte der Höhle stand ein großer Thron, ganz aus Gold gefertigt.

Auf ihm saß eine kleine Gestalt, ganz in Gewänder aus teuren Stoffen und Pelzen gehüllt und auf dem Kopf trug sie eine goldene Krone.

"Ahh, ich habe Besuch", sprach der Zwerg, denn um niemand anders handelte es sich, "was wünscht du von mir?" Wie ihm aufgetragen antwortete Klaas: "Ich möchte den wertvollsten eurer Schätze."

"Nun. dann komm." Der Zwerg führte ihn in eine Kammer, die war so groß wie eine Scheune und über und über mit Silber gefüllt. "Nimm dir soviel du tragen kannst, denn nur wenigen gelingt es zu mir zu kommen." Doch Klaas antwortet: "Wahrlich, diese Kammer ist voller Reichtum, doch ich begehre den wertvollsten eurer Schätze."

Da sah der Zwerg erstaunt, nickte aber und führte ihn in eine weitere Kammer, die war doppelt so groß wie die erst und über und über mit Gold gefüllt. Wieder bot der Zwerg ihm an, mitzunehmen soviel er tragen könne, doch wieder sagte Klaas den ihm von der Nixe gegebenen Satz.

Da führte der Zwerg ihn in eine dritte Kammer, die war doppelt so groß wie die erste und die zweite zusammen und sprach: "Nimm soviel du willst, und wenn du nichts mehr hast, kehre wieder." Und wieder lehnte Klaas ab.

Da endlich führte ihn der Zwerg in eine kleine Kammer, kein Schmuck war ihn ihr, sondern nur ein kleiner Wasserschlauch, der zudem halb leer zu sein schien.

"Das ist mein letzter Schatz, junger Mensch, doch ist es nur ein alter, zerrissener Wasserschlauch. Willst du nicht doch lieber von den Geschmeiden nehmen?"

"Nein", sagte Klaas, "ich will nur diesen Wasserschlauch."

Der Zwerg war sehr erbost darüber, aber seine Miene blieb freundlich. "Nun, du mußt sehr dumm sein wenn du die größten Schätze dieser Welt für einen einfachen Wasserschlauch aufgibst, aber sei es so. Doch du mußt müde sein, mache doch Rast bei mir, iß, trink und schlafe bis morgen. Dann ist der Heimweg gleich viel angenehmer." Klaas war verwundert über die Einladung, nahm sie aber dankend an. Es war ein wirklich reichhaltiges Mahl das der Zwerg auftragen ließ, doch jener aß selber nichts.

Das machte Klaas stutzig, er beschloß nur so zu tun als ob er äße und tränke. Und es gelang ihm, ohne daß der Zwerg etwas davon merkte. Danach tat er, als sei er ungeheuer müde. Der Zwerg führte ihn in eine wunderbar eingerichtete Kammer, mit einem weichen Bett.

Klaas legte sich sofort hinein und tat, als ob er schliefe, legte sich aber den Stecken unter die Decke.

Der Zwerg aber, der ihm ein Schlafmittel ins Essen getan hatte, schlich sich des Nachts heran um den Eindringling zu töten und seinen Wasserschlauch zurückzuholen.

Doch gerade als er im Begriff war zuzustechen fuhr Klaas hoch, nahm seinen Stecken und schlug damit auf den Zwerg ein.

"So also behandelst du deine Gäste, mordest und raubst sie, wie?", schrie er und prügelte solange auf den Zwerg ein, bis dieser tot war.

Und mit dem Tod des Zwerges erlosch auch der Zauber der Höhle, wo eben noch ein weiches Bett war lag nun nur noch ein Haufen Steine, aus den Schätzen waren Kiesel und Blätter geworden.

Erschreckt nahm Klaas den Wassersack und rannte aus der Höhle, und kaum hatte er sie verlassen brach sie hinter ihm zusammen.

Glücklich dieser Gefahr entronnen zu sein machte er sich auf den Weg zur Nixe, und nach wenigen Tagen erreichte er ihren Stein.

Doch oh weh, das Wasser floß kaum noch, und die Nixe war verschwunden. Klaas rief sie, doch sie antwortete nicht. Da hörte er neben sich ein Stimmchen: "Lange Beine, lange Arm', doch der Verstand ist furchtbar lahm. Setze doch dein Köpfchen ein, bald wird sie dann bei dir sein." Erstaunt sah er sich um, doch nirgends war ein Wesen zu sehen. "Siehst mich nicht? Ich sitze hier! Auf dem Stein, gleich neben dir."

Da endlich erkannte er das kleine Wesen auf dem Stein, es war kaum größer als eine Elle, trug bunte Kleidung und eine blaue Zipfelmütze.

Wieder fing es an zu sprechen: "Ein Wasserwichtel bin ich, Namen ich sag nicht. Du bringst das Wasser aus den Bergen, sollst ein großer Held 'für werden. Doch nun flugs, und eile schnell, gieße den Fluß gleich in den Quell'." Noch etwas verwundert sah Klaas das Wesen an. "Aber ich habe keinen Fluß bei mir", antwortete er. Das Wesen schien über soviel Dummheit entsetzt: "Menschenwesen, törichtes! Was denkst du, in dem Schlauche ist? Silber vielleicht, Juwelen gar? Es ist der Fluß, du großer Narr!"

"Nun, wenn das so ist..." Klaas nahm den Beutel, öffnete ihn und warf ihn in das Loch im Stein. Doch kaum war dieser drinnen, strömte das Wasser mit aller Kraft heraus.

Aber wer nicht kam, war die Nixe. "Gräm' dich nicht, junger Geselle, geh nun fort von dieser Stelle. Komm' in zwanzig Jahr zurück, denn dann findest du dein Glück." Mit diesen Worten zog der Wichtel seine Mütze, verneigte sich kurz und verschwand.

Traurig ging Klaas von dannen. Bis zum Abend hatte er keine Menschenseele getroffen und legte sich erschöpft unter einem großen Baum zur Ruh. Als er am Morgen erwachte dachte er bei sich: "Du hast nichts mehr, geh in die Stadt und sieh, ob du dort Arbeit findest.", und so machte er sich auf den Weg nach Zweebrüggen.

Doch es begab sich daß sich zu jener Zeit gerade der Kaiser in der Stadt aufhielt. Er war sehr erstaunt über den neuen Fluß, und befahl einem seiner Ritter den Fluß hinaufzureiten und die Quelle und den Namen zu suchen.

Wie er so den Fluß entlangritt war er sehr erstaunt, denn er traf keine Menschenseele. Verwundert blickte er in den Fluß. "Wo soviel Wasser und so guter Boden ist", sprach er, "da müssen doch auch Menschen wohnen. Jemand muß mir doch seinen Namen nennen."

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da erschien vor ihm ein kleiner Wichtel, mit bunter Kleidung und blauer Zipfelmütze, doch gerade eine Elle hoch. Dieses Wesen sprach den Ritter an: "Den Namen "Klage" trägt der Fluß, weil ihn befreite man aus Verdruß. Reitet weiter noch zwei Tage, einen Manne triffst du dann, den frage." Kaum hatte das Männchen diese Worte gesprochen war es auch schon wieder verschwunden.

Erstaunt setzte der Ritter seinen Weg fort.

Und tatsächlich, zur Mittagszeit des zweiten Tages sah er eine einsame Gestalt am Fluß entlangwandern. Er ritt auf sie zu, hielt sein Pferd kurz vor ihr und sprach den Mann an: "Seid gegrüßt, Wanderer, ich bin auf der Suche nach dem Namen des Flusses und dem Grund seines plötzlichen Erscheinens. Man sagte, ihr könntet mir darüber berichten."

Klaas, denn um niemand anderes handelte es sich, antwortete ihm: "Da habt ihr recht, ich kenne die Geschichte. Setzt euch, eßt gemeinsam mit mir zu Mittag, dann werde ich sie euch erzählen."

Und so erzählte er die Geschichte, gerade so, wie ich sie euch heute erzählt habe, schloß die Frau die Geschichte.

 

"Und was ist dann aus ihm geworden?", fragt der Geselle verwundert. Die Frau antwortet: "Nun, der Kaiser ernannte ihn zum ersten Grafen zu Klagestein und gab ihm die Grafschaft Klagestein zum Lehen. Er heiratete nie, und zwanzig Jahre später ist er dann verschwunden, niemand weiß wohin. Es heißt aber, daß er zu der Nixe vom Klagestein zurückgekehrt ist und nun mit ihr über die Quelle wacht."

 

viele Grüße

 

Onno

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...