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Der Weingott


KhunapTe

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo miteinander!

 

Interessante Diskussion hier! Da möchte ich doch nicht hinter den Berg halten und einfach mal meine Sicht der Dinge erläutern.

 

- Jakchos ist im Gegensatz zu den neueren Kulten der Neas Dea und des Wredlin, die in der Endphase des valianischen Imperiums entstanden sind, ein sehr alter Mysterienkult, der tuskische Wurzeln hat und damit sogar vor-valianisch bzw. meervölkisch ist. Dieser tuskische Kult ging in das valianische Reich auf (er wude valianisiert und in das valianische Pantheon eingepasst ...); der Gott heißt im heutigen Valian übrigens Gialkos ist aber nahezu mit dem chryseischen Jakchios identisch.

- Der Kult um Jakchos ist eher dezentral organisiert, obschon es Patriarchen gibt, jedoch ist der Organisationsgrad und die hierarchische Struktur längst nicht so weit gediegen wie bei den anderen chrseischen Kulten. Es gibt viele - recht unterschiedliche - Jakchos-Sekten und Gruppiereungen, die alle mehr oder weniger aber die Oberhoheit der Patriarchen anerkennen, untereinander sich aber spinnefeind sein können.

- Tempelprostitution ist m.W. in Chryseia nicht geläufig; dies wird als valianisch abgetan und verachtet. In Valian ist Tempelprostitution im Rahmen des Alpanu-Kultes hingegen gebräuchlich. Typisch für die Verehrung sind orgiastische Riten (jakchantische Riten), bei denen es durchaus schon mal so hoch her gehen kann, dass dabei Menschen zu Schaden kommen bzw. sogar ihr Leben lassen können (aber ganz klar: keine Menschenopfer!wink.gif.

- Der Rausch wird übrigens als eine Strafe der Götter angesehen, da Jakchos/Gialkos den Menschen den (vormals göttlichen) Wein brachte, woraufhin die erzürnte Alpanu Jakchos Gestalt veränderte und bei den Menschen seitdem übermäßigen Weingenuss mit dem Kater entlohnt (das ist natürlich alles lediglich die valianische Sichtweise ...).

 

Ciao,

Dirk, informativ ...

Geschrieben

Tststs, immer dies Insider. Jedesmal wenn man sich so schön eindiskutiert hat, machen sie alle Überlegungen wieder mit ihrem Geheimwissen kaputt...  wink.gif

 

Danke für die Infos DiRi! clap.gif

 

 

Barmont, wieder etwas schlauer.  lookaround.gif

Geschrieben

</span><table border="0" align="center" width="95%" cellpadding="3" cellspacing="1"><tr><td>Zitat (DiRi @ Juni. 18 2002,11:41)</td></tr><tr><td id="QUOTE">das ist natürlich alles lediglich die valianische Sichtweise<span id='postcolor'>

wink.gif

tja, die Valianer haben eben keine Kultur, diese Barbaren (Tempelprostitution, der Rausch als Strafe) die haben es nie verstanden nono.gif

wink.gif

 

aber wir sind jetzt wirklich ziemlich dicht am terrestrisch-dionysischen Vorbild, sogar mit der Veränderung des Kultes zwischen Chryseia und Valian (bzw. den irdischen Vorbildern, die es in M4 ja nicht mehr gibt, oder?

 

 

Jakchos und seine göttlichen Geschenke seien gepriesen !

Geschrieben

Aris hat da übrigens im Netz eine sehr schöne stilistisch angepasste Ausarbeitung stehen. Der Ärmste sitztnämlich gerade in Tidfort - was in dieser Spielrunde aus irgend einem Grund Gorm heißt - im Kerker, weil weil man ihn beschuldigt Menschenopferungen zu zelebrieren. Das stimmt übrigens nicht auch wenn der Text an manchen Stellen so etwas vermuten lassen könnte.

 

Ihr findet den Text, der möglicherweise in Teilen geklaut ist (fragt ihn selber) hier .

 

 

Barmont, der diesen Link ohne Artis zustimmung einfach mal postet, weil er ihm gefällt!  colgate.gif

Geschrieben

blush.gif

ääh, 'tschuldigung aber der Text ist nicht nur teilweise, sondern tatsächlich komplett aus diversen Quellen geklaut, an die ich mich nur teilweise überhaupt erinnern kann. Er ist nämlich schon uralt.

Und war wirklich nur zum Gebrauch in unserer Runde gedacht. Da sämtliche urheberrechtlichen Fragen ungeklärt sind, nehme ich das File wieder aus dem Netz.

 

sorry for any inconvenience,

Aris

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Hi!

 

Also ich finde, Dirk die Ansicht ist gut. Aber das war die valianische Sichtweise, wie Du sagst? Wie ist dann die Sichtweise der Leute aus Chryseia?

 

Alles Gute

Wiszang

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Hi Leute!!!

 

Ich muss das Thema hier noch mal aufgreifen...

 

Hier wird ja eine ganze Menge über Jakchos erzählt, aber wie sieht es genauer mit Nea Dea aus? Ich meine, ganz besonders mit der Schwesternschaft der Nea Dea? Ich habe mir nämlich als neuen Char eine Priesterin der Fruchtbarkeit aus Chryseia ausgewürfelt und hätte jetzt gerne ein paar genauere Infos über die Lebensweise, Gebote und Verbote der Nea Dea-Geweihten. Es steht nämlich im Regelwerk viel zu wenig drin und ein Quellenbuch gibt´s, soweit ich weiß, auch nicht.

Ich konnte mich bisher nur im DSA-Regelwerk nach parallelen Göttinen erkunden, ansonsten bleibt bei mir alles pure Phantasie. Aber vielleicht wisst ihr ja mehr...  turn.gif

 

Lieben Gruß

Geschrieben

Hallo Nyo San, vieleicht machst du besser einen eignen Strang für NeaDea auf. Da können dann alle ihre Meinung hineinposten ohne das es zu vermischungen mit diesem Strang hier kommt. Und wenn mal jemand die Suchmaschiene wg. Nea Dea bemüht, findet er oder sie auch eher was.

 

 

Barmont, manchmal Hilfsmoderator (tschuldigung  blush.gif  ).

  • 1 Jahr später...
Geschrieben

Hi,

kann man dann davon ausgehen. Das der glaube an Nea Dea dem Glaube an Jesus gleicht? Dem im Mittelalter? Bedeutet dies nun, dass es auch den Fanatismus und die Verwirrung gibt. Kann man nun als Spielleiter eine Art Kreuzzug kreieren? Wie er schon einmal statt gefunden hat? Das heißt, zb einen heiligen Ort auch unter der Bedingung blutiger Opfer zu "befreien"?

 

Grüße Laudu

Geschrieben
Zitat[/b] (Laudu @ 02 März 2004,10:17)]kann man dann davon ausgehen. Das der glaube an Nea Dea dem Glaube an Jesus gleicht? Dem im Mittelalter? Bedeutet dies nun, dass es auch den Fanatismus und die Verwirrung gibt. Kann man nun als Spielleiter eine Art Kreuzzug kreieren? Wie er schon einmal statt gefunden hat? Das heißt, zb einen heiligen Ort auch unter der Bedingung blutiger Opfer zu "befreien"?

Das ist zwar nicht ganz der richtige Thread, dennoch hier meine Meinung dazu:

 

Der Glaube an Nea Dea und ihren Sohn Wredelin hat in der Tat viele Gemeinsamkeiten mit dem christlichen Glauben, aber auch mit anderen österlichen Auferstehungskulten, allen voran der Kult um Demeter-Kore.

 

Gleichwohl gibt es in Chryseia keine das ganze Land dominierende weltliche Macht (wie im römischen Imperium), die den neuen Glauben gegen die "heidnischen" Bräuche (wie z.B. den Jakchos-Kult) auf breiter Front durchdrücken könnte. Wenn es z.B. in einem Stadtstaat Verfolgungen gegeben hätte, wären die Verfolgten einfach in die Nachbarpolis ausgewandert.

 

In meinen Augen tritt deshalb der Kult der Nea Dea viel toleranter in Erscheinung als das Christentum. Das zumeist friedliche Nebeneinander von Nea Dea- und Jakchos-Anhängern ist das beste Beispiel dafür. Was natürlich nicht bedeutet, daß es auf beiden Seiten nicht auch Fanatiker gibt.

 

Relativ kontrovers und mitunter fanatisch geht es bei innerkirchlichen Streitigkeiten zur Sache. Abweichler und Sektierer innerhalb der Nea Ecclesia werden von den Vertretern der "wahren" Lehre aufs Schärfste angegriffen. Bekanntestes Beispiel aus der chryseischen Kirchengeschichte ist der Bilderstreit des 20. Jhdts.

 

Zur Kreuzzugsidee: Es gibt in den offiziellen Publikationen keinen Hinweis darauf, daß sich eine heilige Stätte des Neadeismus in der Hand von "Heiden" befindet. Wir wissen zwar, daß der Glaube seine Wurzeln nicht in Chryseia hat, sondern über Valian hierher gelangte (eventuell aus dem Osten, Aran?), mehr aber auch nicht. Meiner Ansicht nach braucht der Neadeismus (und auch seine lidralische Variante) kein "Heiliges Land" in der Ferne. Glaubenszentren sind die großen Basiliken in den Städten. Einen Kreuzzug, der sich gegen außerkirchliche Feinde in einem fernen Land richtet, halte ich deshalb in Chryseia für extrem unwahrscheinlich.

 

Herzliche Grüße,

Triton

 

 

 

 

  • 1 Jahr später...
Geschrieben

Zu Karstens Anmerkungen (mit denen ich weitgehend übereinstimme) habe ich eine Beschreibung des Iakchos-Kultes anzubieten, wie ich sie in meiner Kampagne verwende.

Für Iljantharas Wunsch, eine Iakchos-Priesterin zu spielen, wären das Hintergrundinfos genug. (Vielleicht erlaubt´s Dir Dein SL ja jetzt :-p )

 

Leider habe ich keine Ahnung, wie ich den Text als .pdf Anhang hier posten kann (ich glaube, da habe ich kein Zugriffsrecht).

Steinigt mich also nicht, wenn hier jetzt eine Textwüste folgt.

Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, wie das eleganter geht.

 

Noch einen Hinweis zur Beschreibung: Kann gut sein, dass meine Beschreibung nicht 100% konform mit bisher veröffentlichtem Material ist. Macht nix - kann man ja noch anpassen...

 

Viel Spaß (und ich bitte um Kritik, Anregungen, Stellungnahmen etc.)

 

 

Vates

 

 

 

Der Iakchos-Kult in Chryseia

 

 

 

Verbreitung:

Iakchos wird vor allem bei den aorsischen Stämmen im Norden Chryseias verehrt, wo er speziell bei den Jungkriegern eine herausragende Rolle spielt.

In lokalen Spielarten hat der Kult aber auch zahlreiche Anhänger in Messembria gefunden, außerdem noch bei der Landbevölkerung vor allem im bergigen Süden der Halbinsel.

In Städten treten Anhänger des Iakchos-Kultes selten offen auf. Häufig werden sie dort auch nur als Wilde, Störenfriede oder Sonderlinge behandelt und können kaum auf besonderen Respekt hoffen. Iakchos ist ein Gott des Berglands und der Wälder, nicht der Städte und Ebenen.

 

Anhängerschaft:

Selbst im Norden hat der Iakchos-Kult wenige Anhänger in der Adelsschicht. Die Aristokratie hat diesem Kult gegenüber oft sogar eine ausgesprochen negative Einstellung; man fürchtet die aufrührerischen und anarchischen Elemente und scheut die altertümlich-barbarische Kultpraxis. Aus diesem Grund stammt der Hauptanteil der Kultanhänger aus dem einfachen Volk; viele sind Tagelöhner, Jäger, besitzlose Jungkrieger oder Verbannte.

Darüber hinaus hat Iakchos zahlreiche Frauen in seiner Anhängerschaft. Oft handelt es sich um junge Frauen, die gegen ihre vorgegebene Rolle in der chryseischen Gesellschaft rebellieren wollen und im Kult ihre Unabhängigkeit und persönliche Freiheit suchen. Einige kamen auch, weil sie sich durch den Segen des potenten Gottes den langersehnten Nachwuchs erhofften. Schließlich hängen nicht wenige Hetären und Seherinnen dem Kult an, weil Iakchos auch als ihr Patron gilt.

Insgesamt dürfte etwa ein Fünftel der chryseischen Bevölkerung dem Kult angehören, allerdings in den wenigsten Fällen ausschließlich, und nur selten öffentlich.

 

Symbolik:

Iakchos selbst wird meist als muskulöser Mann mit Bocksgehörn oder Geweih dargestellt. Auch seine Ohren und Beine ähneln der eines Ziegenbocks oder Hirschs. Sein vorstehender, erigierter Phallus gehört zu seinen Attributen wie der efeuumrankte Knotenstock (der Thyrsos) und das Trinkhorn. Bisweilen kann er auch durch simple Steinstelen mit angesetztem Gehörn symbolisiert werden. Darstellungen in seinem Kultumfeld beinhalten oft Weinreben, Fliegenpilze, die Hanfpflanze, den Stier, Hirsch und Steinbock sowie Peitsche, Rute, Rassel, Spiegel und Trinkhorn. In Messembria erscheint Iakchos auf Abbildungen meist als der Wilde Reiter, mit wehendem Mantel und in gestrecktem Galopp über niedergerittene Unholde sprengend.

 

Auftreten:

Die meisten Anhänger des Iakchos zeichnen sich durch keine Besonderheiten in ihrer Erscheinung aus; da sie auch der Kirche der Großen Göttin angehören, tragen sie oft eher deren Insignien offen als Talisman bei sich.

Fromme Iakchos-Anhänger besitzen allerdings oft Amulette in Phallus-, Pilz- oder Hornform, und begrüßen sich mit dem Handzeichen des Gehörnten Gottes.

Die Kulttracht, die manche Mystagogen (Priester) täglich tragen, ist dagegen ausgesprochen auffällig: Eine Hose und ein Umhang aus Ziegenfell, eine Kappe mit Ziegengehörn, der Thyrsosstab und das Trinkhorn gehören auf jeden Fall zur Ausstattung des Iakchos-Mysten, dazu auch die Rassel.

Frauen tragen ein freizügiges Kleid aus Ziegenhaut mit einem Leibgurt aus Efeuranken, den Thyrsos, sowie Trinkhorn und Peitsche.

Viele lassen Haare und Bart lang und wild wachsen und schwärzen ihre Haut mit Holzasche oder tragen eine groteske Maske mit den Zügen eines Bocks, Stiers oder Hirsches.

 

Einfluss:

In Callatia ist der Einfluss des Kultes recht groß, was teilweise auch auf dem kriegerischen Charakter seiner Anhänger beruht. Ansonsten mischen sich die Mysten wenig in politische Belange ein, es sei denn, sie sehen die Freiheit des Kultes oder seiner Mitglieder bedroht.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dass einige Chryseier mit beträchtlichem persönlichem Einfluss dem Kult nahe stehen oder angehören. Gefälligkeiten und Vergünstigungen für andere Kultangehörige sind nichts Ungewöhnliches.

Die Landbevölkerung glaubt, dass die Umzüge der Kallikanzaroi Vieh und Feldern Fruchtbarkeit und Schutz vor Schädlingen und Diebstahl bringt. Aus diesem Grund vermeiden sie es, Anhänger des Iakchos zu verärgern. Städter meiden die Umzüge meist so gut es geht.

 

Legende:

Iakchos war der Legende nach ein junger aorsischer Krieger von vornehmer Abstammung, der dem Bund der Bocksmänner angehörte. Im Freiheitskrieg gegen Valian führte er als Koryonos seine Kampfgemeinschaften oft tief in feindliches Gebiet, um in überraschenden Handstreichen Schrecken und Zerstörung bei den Besatzern zu hinterlassen.

Eines Tages geriet sein Koryos jedoch in ein Gefecht gegen eine große Übermacht und wurde in einem kleinen Waldgebiet eingeschlossen; Mann für Mann fiel, und Iakchos musste sich immer tiefer ins Dickicht zurückziehen. Den Tod vor Augen, wollten er und seine letzten Getreuen noch einmal ein Gelage abhalten, bevor sie ins kalte Schattenreich hinabsteigen mussten. Weil Ihnen der größte Teil ihrer Vorräte schon abhanden gekommen war, teilten sie sich den letzten Weinschlauch und aßen die Pilze, die sie im Unterholz fanden, obwohl sie deren Giftigkeit kannten. Halb betäubt von Hunger, Blutverlust, Wein und Pilzgift hörte Iakchos die Stimmen des Waldes und der Bäume. Sie forderten ihn auf, die fremden Todbringer aus Chryseia zu vertreiben und verwandelten ihn und seine Gefährten in Waldböcke.

In dieser Tarnung konnten Iakchos´ Männer die Reihen der Soldaten überwinden, nur um ihnen dann in rasender Wut, halb verwandelt und halb Mensch, in den Rücken zu fallen. In ungezügeltem Blutrausch töteten die dreizehn Männer über hundert Feinde, der Rest floh in heilloser Panik.

 

Iakchos kehrte in seine Heimat zurück und sammelte neue Krieger um sich. Die Geister der Berge, Bäume und Flüsse sprachen zu ihm, zeigten ihm unbekannte Wege und lehrten ihn, die Wut seiner Männer zu entfesseln. So wurden er und seine Gefolgsleute zum Schrecken der valianischen Besatzer.

Nach dem Krieg der Magier und dem Rückzug der Valianer aus Chryseia lebte er noch hundert Jahre unter seinem Volk, ohne auch nur im geringsten zu altern. Er lehrte, sie die Mächte des Landes zu nutzen, die Geister freundlich zu stimmen und schlummernde Kräfte zu wecken. In dieser Zeit zeugte er über tausend Kinder, und seine Sippe wurde die größte und mächtigste im Bergland Callatias.

Dann verschwand er eines Tages bei der Jagd.

Seine Leiche wurde nie gefunden, und bald erzählten Jäger und Krieger, wie sie ihm in der tiefsten Wildnis begegnet waren. Man munkelte, dass Iakchos eins mit dem Land geworden war, und sein Gefolge nun von der Dämmerwelt aus führt.

 

Epitheta:

Der Rasende, Gott von Rausch und Ekstase, Bringer von Visionen, Fluchsänger, Hüter der Freiheit, Der Gehörnte, Sturmbringer, Wilder Reiter

 

Theologie:

Iakchos ist der Befreier. Er schenkte dem Menschen die Gabe zur Ekstase, in der einfache Sterbliche über sich hinaus wachsen können und zu übermenschlichen Taten fähig sind. Er fördert Grenzüberschreitungen in jedweder Hinsicht und symbolisiert ungezügelte Lebenslust, produktiven Wahnsinn und rauschhafte Stärke. Im Rausch sendet er Visionen und weckt verborgene Begabungen. Er befreit den Menschen von Ängsten und Zwängen und erlaubt ihm, seine animalische Seite zu entfesseln, um mehr als nur Mensch zu sein.

 

Kultorganisation:

Der Iakchos-Kult ist eine Mysterienreligion. Damit verbinden sich zwei wichtige Elemente: Zum einen ist die Anhängerschaft nicht offen niemand kann einfach beschliessen, Kultanhänger zu werden. Voraussetzung ist die Einladung durch einen Mystagogen sowie eine Initiation, die erst nach langwierigen Prüfungen der Ergebenheit erfolgen kann.

Zum zweiten werden den Anhängern erst nach und nach weitere Geheimnisse enthüllt, die das mysteriöse Kultgeschehen erklären. Dadurch soll der Myste allmählich durch verschiedene Stadien der geistigen Entwicklung auf ein höheres Erkenntnisniveau geführt werden, bis er schließlich die unergründliche Einheit mit Iakchos selbst erlangt.

Dieser Vorgang ist kein Lernen, mehr ein Erfahren und Verändern.

 

Anders als die Verehrung der Nea Dea hat der Iakchos-Kult keine Kirchenhierarchie entwickelt dies würde seinen Prinzipien auch zutiefst widersprechen. Die Anhängerschaften finden sich in regionalen Gruppen zusammen, die selten mehr als zwanzig Personen umfassen. Diese werden von einem Mystagogen angeleitet, der durch Mehrheitsbeschluss der Gruppe bestimmt wird und üblicherweise ein Eingeweihter höherer Mysterien ist.

Ein formelle Priesterschaft gibt es im Iakchos-Kult damit nur bedingt. Männer und Frauen, die die höheren Weihegrade erreicht haben, widmen sich allerdings häufig so ausschließlich den Belangen des Kultes, dass sie letztendlich hauptberuflich als Priester fungieren.

Diese vertreten den Kult auch nach außen hin, wenn dies notwendig werden sollte. Der prominenteste Priester des Iakchos ist Antigonos von Argyra, der die messembrische Version des Kultes vertritt.

 

Dem Kult neu Beigetretene, die Neophyten, müssen für eine Weile unterstützende Aufgaben wie Wachen oder Musizieren übernehmen, bevor sie aktiv an den Rauschriten teilnehmen dürfen.

Männer und Frauen treffen sich bei den regelmäßigen Riten (jeweils zu Vollmond) getrennt, und ihre Praktiken unterscheiden sich deutlich. Die Trennung bei diesen Feiern ist so strikt, dass Angehörige des anderen Geschlechts mit brutaler Ermordung rechnen müssen, sollten sie versuchen sich einzuschleichen.

 

 

Kultpraktiken:

Die monatlichen Riten finden nächtens unter dem Vollmond statt, meist abgelegen auf einem Berg oder in einem dichten Waldstück. Die Kultanhänger nähern sich schweigend dem mit Ruten abgesteckten Kreis, in dessen Mitte ein großes Feuer brennt. Stumm müssen sie sich bei bewaffneten Wachen durch die geheimen Handzeichen des Kultes ausweisen. Der Binder, ein Myste mit Eisenmaske, entkleidet die die Teilnehmer und fesselt sie mit Nesselstricken. Er umtanzt die Gefesselten, verspottet sie und schlägt sie mit seiner Rute. In der Zwischenzeit beginnen versteckte Mysten, mit Trommeln und Rasseln einen immer schneller werdenden Takt zu schlagen, während die Gefesselten im rauen aorsischen Dialekt ihrerseits mit Spottgesängen antworten. Schließlich springt der Gehörnte aus einem verdeckten Erdloch und erschlägt den Binder in einem wilden Waffentanz. Er berührt die Mysten mit seinem Thyrsosstab, woraufhin diese ihre Fesseln sprengen und sich ihm in seinem Tanz anschließen. Während des immer rasender werdenden Tanzes trinken sie den Iakchos-Wein, versetzt mit Fliegenpilz und Hanfsamen. Nach und nach sinken die Mysten zu Boden, und werden in ihrem Rausch von den Nymphen des Landes besucht. Ihre Traumgesichte werden ihnen im Morgengrauen vom Mystagogen gedeutet, dann kehren die Kultteilnehmer nach Hause zurück.

In Messembria entfällt der Teil des Nymphenbesuchs häufig; statt dessen schließt sich eine wilde Verfolgungsjagd zu Fuß und zu Pferd an, bei der die Mysten monströse Wesen, die ihrem Rausch entspringen, bis zur völligen Erschöpfung hetzen und bekämpfen.

Die Wachen sind meistens Neophyten des Kults, die Musiker bereits Initiierte, während die Rollen des Binders und des Gehörnten von erfahrenen Mystagogen übernommen werden.

 

Die Vollmondriten bei den Frauen verlaufen etwas anders. Auch sie treffen sich in abgelegenen Berg- oder Waldgebieten, immer jedoch an einem Gewässer. Nachdem sie sich bei den Wächterinnen ausgewiesen haben, werden sie von Neophytinnen entkleidet und erhalten eine Augenbinde. Blind werden sie dann in eine Grube gestoßen, die mit Schlamm aus Erde, Wasser, Wein und Blut gefüllt ist. Die Ersäuferin am Rande der Grube taucht sie mit einem Stock unter, während sie versuchen, sich zu befreien. Die Mystinnen, denen die Flucht gelingt, entfernen ihre Augenbinde und werfen sich ins nahe Gewässer, wobei sie die alten Anrufungen an die Hüterinnen der Quellen und der Erde singen. Zu diesem Gesang tanzen sie sich allmählich in Ekstase, unterstützt durch den Iakchos-Wein. Die Trankreicherin versorgt die Mystinnen mit ausreichend Iakchos-Wein, ausserdem salbt sie ihre Körper mit einer Mixtur aus Ziegenfett und Bilsenkraut, was ihre Raserei noch mehr anstachelt.

Kurz bevor die Frauen zusammenbrechen, sammeln sie sich am Baitylos, einem Holzpfeiler, um ihn zu liebkosen. Der Baitylos ist der Geist der Natur, und die Frauen reiben sich an ihm, um seine Stärke zu übernehmen. Erst wenn die Erschöpfung sie übermannt, legen sie sich zu seinen Füßen, um die Zukunft in ihren Traumvisionen zu erfahren.

 

Einmal im Jahr (zum letzten Vollmond) treffen sich alle Anhänger des Kultes, Männer wie Frauen, zum Großen Maskenumzug. Der Austragungsort wechselt, liegt aber stets fernab der Küste. Ein männlicher und ein weiblicher Mystagoge, gewählt von allen anwesenden Kultleitern, führen den Zug und die orgiastischen Riten an. Alle Teilnehmer tragen die Iakchos-Tracht und Ziegenmasken (in Messembria neuerdings auch häufiger Pferdemasken), und ziehen einen Tag und eine Nacht in einer singenden und tanzenden Prozession durch Haine, Felder und Dorfstraßen - bisweilen jagt der Zug sogar durch die Straßen einer großen Stadt.

Wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt, muss entweder zum Teilnehmer werden (und entkommt so auch nicht dem Iakchos-Wein), oder wird mit Stöcken und Peitschen besinnungslos geprügelt. Vieh, dem die Kallikanzaroi des Zuges begegnen, bekränzen sie mit Weinlaub und Efeu, außerdem reissen sie Zäune ein und hängen Türen aus.

Mit dem Morgengrauen endet der Spuk abrupt; wer noch gehen kann, verschwindet wortlos nach Hause.

 

Auch wenn die wilden und ungebärdigen Praktiken im Iakchos-Kults zu dominieren scheinen, sind sie doch nur ein Mittel zum Zweck eine Banalisierung als bloßer Orgien-Kult wäre weitab der Wahrheit.

Sie sollen in den Mysten ein Verständnis für die wilde Seite des Lebens wecken vielleicht dringend notwendig angesichts der zunehmenden Verstädterung und Zivilisierung der Chryseier.

 

Jeder Myste wird von seinem Mystagogen ausführlich in den Geheimnissen der Natur unterrichtet und erhält so tiefe Einblicke in das, was man als den tierischen Teil der menschlichen Seele bezeichnen könnte.

 

In ländlichen Regionen pflegt die Bevökerung im Sommerhalbjahr Weinfeste zu Ehren der Gottheit abzuhalten. Diese haben wenig vom mystischen Charakter des Kultes; vielmehr sind sie Ausdruck der Freude und Lebenslust und der Dankbarkeit für das Geschenk des Weines, als dessen Patron Iakchos angesehen wird.

 

Regeltechnisches:

Die Mysten des Jakchos erhalten bei der Kultteilnahme jeden Vollmond ein Gebräu, dessen Wirkung dem des Berserkerpilzes entspricht. Eingeweihte (Priester) des Iakchos erhalten die Fähigkeit zum Berserkergang als besondere Eigenschaft.

Zur Zauberliste für Priester (Fruchtbarkeit) kommen folgende Grundzauber hinzu: Bärenwut, Vision und Tiergestalt. Kultwaffe ist die Keule.

Kultteilnehmer finden immer einen Lehrer, um Naturkunde und Sagenkunde zu steigern.

 

 

 

Hallo Leute,

 

über Jakchos findet sich offiziell wirklich nicht viel. Neben der kurzen Erwähnung "Jakchos (F, Wein) - naturverbundener, orgiastischer Kult" im Grundregelwerk gibt es noch die Erwähnung seines Patronats für die Chryseischen Spiele im Gildenbrief 33, die Schilderung einer Rauschvision in "Legion der Verdammten" und eine dörfliche Festszene zu Ehren Jakchos in "Ein Hauch von Heiligkeit". Im letzgenannten Abenteuer findet sich zudem die intensivste veröffentlichte Beschreibung des chryseischen Tempelwesens von Gerd Hupperich.

 

Die irdische Analogie findet man für diesen chryseischen Gott der Natur, Lebensfreude und des Weins wahrscheinlich am Besten beim griechischen Gott Dionysos (auch Bakchos genannt) und dessen Historien in den Sagenbüchern über die Antike. Da die chryseische Religion aber starke Elemente der byzantinischen Kirche aufweist, können etwaige Riten etc. sicher nicht 1:1 übernommen werden. (Mal davon abgesehen, dass es sich hier ja um MIDGARD und nicht um TERRA handelt.) Der Jakchos-Kult in Chryseia ist also wahrscheinlich stark formalisiert und in das allgemeine Religionswesen eingebunden. Die Rolle eines außerhalb der Ordnung stehenden, fast chaotischen Kultes (wie im antiken Griechenland) hat Jakchos sicher nur sehr bedingt.

 

In "Barbarenwut&Ritterehre" wurden übrigens für Nea Dea mehrere verschiedene Aspekte definiert, d.h. ihre Priesterschaft dient in verschiedenen Orden den unterschiedlichen Aspekten der Göttin (u.a. Fruchtbarkeit aber auch Tod und Krieg). Auch für Jakchos böte sich eine solche Differenzierung an. Als Aspekte fallen mir hier neben der "klassischen" Rolle des Herrn der Natur und der Lebensfreuden, noch ein:

-Orgien und Rausch

-Träume, Visionen und Wahnsinn

-Vergessen, Schlaf und Tod

-Todesmut, Sinnloses Wüten und Berserkertum

-Feuer und Reinigung

 

Ich persönlich sehe Jakchos ein wenig als das "Schmuddelkind" unter den drei chryseischen Hauptgöttern. Wenn die hehre offizielle Kirche (der Nea Dea und des Wredelin) an ihre Grenzen stößt, dann beginnen die Aufgaben der Jakchos-Jünger: Wo es visionär, blutig, chaotisch, abgründig, gleichzeitig aber auch "allzu" menschlich zugeht und noch irgendwie den Menschen nützt, da darf der Herr mit den Bockshörnern aktiv werden. Sein Reich ist das Unterbewusstsein - der Verstand/die Ratio hingegen nicht.

 

Viele Grüße

  • Thanks 1
Geschrieben
Leider habe ich keine Ahnung, wie ich den Text als .pdf Anhang hier posten kann (ich glaube, da habe ich kein Zugriffsrecht).

Steinigt mich also nicht, wenn hier jetzt eine Textwüste folgt.

Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, wie das eleganter geht.

Als Clubber könntest Du ... :D

 

Ich finde den Text hier gut aufgehoben (und werde ihn erstmal komplett lesen). :thumbs:

So können andere einfacher zitieren und Dir Feedback geben.

 

Solwac

Geschrieben

@Vates: Die Legende würde ich genau wie Jürgen ändern, vielleicht ist es nicht Jakchos selber gewesen, sondern ein Mensch, der beim Verständnis der Mysterien sehr weit gekommen ist. Seither wird seine Geschichte überliefert.

 

Ich würde die Mysterien aber nicht so wie bei Vraidos sehen, sondern eher aus Sicht der Anhänger von NeaDea und Wredelin. Diese verstehen nicht mehr die ursprüngliche Wildheit, die in den Orgien zum Ausdruck kommt. Umgekehrt haben sich die Riten zu Ehren des Jakchos im Laufe der Zeit geändert, da sie bei den anderen Chryseiern sonst noch größeren Widerstände hervorrufen würden.

 

Die Kultwaffe ist in DFR und Arkanum für PF der Magierstab festgelegt. Da dieser in den Händen Magieunkundiger wie eine Keule wirkt, sollte die Änderung nicht zu groß sein.

 

Solwac

Geschrieben

Die Mysterien sollten Mysterien sein, weil sie nur Eingeweihten zugänglich sind. Das kann dann durchaus auch eine handfeste Orgie sein. Wichtig ist nur, dass man zum Kult gehören muss, um daran teilhaben zu dürfen. Einem Außenstehenden darf nicht einmal verraten werden, was das Mysterium ist. Dies wäre so ziemlich der schlimmstmögliche Frevel in einem Mysterienkult. (Vraidos ist da anscheinend extrem liberal, in den antiken Mysterienkulten war es jedenfalls so, daher wissen wir leider heute so gut wie nichts darüber, was sie da veranstaltet haben, jenseits von Gerüchten...)

So würde ich das auch in Chryseia in Bezug auf Jakchos sehen: Viele Gerüchte, Anhänger hüllen sich in Schweigen, jede Kultgruppe hat ihre eigenen Mysterienfeiern, volle Bandbreite von Kaffekränzchen, über übelste Gelage bis hin zu Menschenopfern...

Geschrieben

Hallo Vates!

 

Iakchos wird vor allem bei den aorsischen Stämmen im Norden Chryseias verehrt, wo er speziell bei den Jungkriegern eine herausragende Rolle spielt.
Die Aorsen sind deine Erfindung für Chryseia, nicht wahr? Ist mehr als der Name bei dem sarmatischen Stamm entlehnt? Dann wären sie wohl ein Reitervolk. Wie auch immer, nicht vergessen sollte man das Volk der Melgaren (hier waren die Thraker Vorbild), die den äußersten Norden Chryseias bevölkern. Ob sie ebenfalls Jakchos anhängen weiss ich jetzt aber nicht. Und natürlich wird Jakchos bei den Kentauren Chryseias verehrt.

 

In lokalen Spielarten hat der Kult aber auch zahlreiche Anhänger in Messembria gefunden, außerdem noch bei der Landbevölkerung vor allem im bergigen Süden der Halbinsel.
Messembria ist bei Dir eine Gegend in Chryseia?

 

In Städten treten Anhänger des Iakchos-Kultes selten offen auf. Häufig werden sie dort auch nur als Wilde, Störenfriede oder Sonderlinge behandelt und können kaum auf besonderen Respekt hoffen. Iakchos ist ein Gott des Berglands und der Wälder, nicht der Städte und Ebenen.
Im Prinzip wohl richtig, wobei es abgeschwächte, "verstädterte" Spielarten des Kultes geben kann, die keinen großen Anstoß erregen. Und in den großen Hafenstädten fallen ein paar Jakchos-Anhänger unter den zahlreichen kleinen Tempeln aus aller Herren Länder nicht weiter auf.

 

Selbst im Norden hat der Iakchos-Kult wenige Anhänger in der Adelsschicht. Die Aristokratie hat diesem Kult gegenüber oft sogar eine ausgesprochen negative Einstellung; man fürchtet die aufrührerischen und anarchischen Elemente und scheut die altertümlich-barbarische Kultpraxis. Aus diesem Grund stammt der Hauptanteil der Kultanhänger aus dem einfachen Volk; viele sind Tagelöhner, Jäger, besitzlose Jungkrieger oder Verbannte.
Sehe ich auch so. Wir haben es in Chryseia mit einem städtischen Beamtenadel zu tun. Überhaupt dürfte sich der Glaube an Nea Dea und Wredelin von den Städten aus ausgebreitet haben, das flache Land und die Berge sind die Rückzugsgebiete des Glaubens an die alten Götter.

 

Insgesamt dürfte etwa ein Fünftel der chryseischen Bevölkerung dem Kult angehören, allerdings in den wenigsten Fällen ausschließlich, und nur selten öffentlich.
Sicher nicht zu hoch gegriffen. Die meisten seiner Jünger hängen wohl als "Zweitreligion" Nea Dea an. Nur der innerste Kreis der Eingeweihten folgt ausschließlich dem Weingott. Nicht vergessen sollte man, dass Jakchos nicht der einzige der alten Götter ist, der noch verehrt wird. Er ist zwar der populärste, aber es gibt sicher noch weitere kleine, einheimische Kulte im Verborgenen, vor allem auf dem Land.

 

Symbolik und Auftreten würde ich ohne Abstriche so übernehmen.

 

In Callatia ist der Einfluss des Kultes recht groß, was teilweise auch auf dem kriegerischen Charakter seiner Anhänger beruht. Ansonsten mischen sich die Mysten wenig in politische Belange ein, es sei denn, sie sehen die Freiheit des Kultes oder seiner Mitglieder bedroht.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dass einige Chryseier mit beträchtlichem persönlichem Einfluss dem Kult nahe stehen oder angehören. Gefälligkeiten und Vergünstigungen für andere Kultangehörige sind nichts Ungewöhnliches.

Die Landbevölkerung glaubt, dass die Umzüge der Kallikanzaroi Vieh und Feldern Fruchtbarkeit und Schutz vor Schädlingen und Diebstahl bringt. Aus diesem Grund vermeiden sie es, Anhänger des Iakchos zu verärgern. Städter meiden die Umzüge meist so gut es geht.

Callatia? "Kalikanzari" nennt man in Griechenland die "Weihnachtskobolde". :-) Da Verfolgungen zwischen den Anhängern verschiedener Kulte sehr menschliche Verhaltensweisen sind, wird es sowas auch von Zeit zu Zeit in Chryseia geben bzw. gegeben haben. Die Obrigkeit hat aber ein Interesse an der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung und deshalb könnten die Jakchos-Anhänger als nicht gerade kleine Gruppe in vielen (ländlichen) Poleis auch staatlichen Schutz genießen - wie er für die Anhänger der Nea Dea selbstverständlich ist. Gerade dort ist es dann auch nichts besonderes, wenn sich mal ein Politiker als Jakchos-Anhänger "outet".

 

Die Legende widerspricht - wie Jürgen bereits schrieb - den bekannten Tatsachen. Soweit wir wissen, wurde Jakchos (unter anderem Namen) bereits in der Frühzeit Chryseias verehrt. Dabei war er schon immer sehr populär, sogar die Valianer übernahmen ihn in ihr Pantheon. Das heißt natürlich nicht, dass bei den Bergvölkern nicht ganz eigene Mythologien entstanden sein können. Da diese Stämme wohl keine Geschichtsschreibung haben, könnte dort die Frühzeit der Menschen ungefähr mit der Zeit der valianischen Besetzung gleich gesetzt worden sein, weiter reichen ihre erinnerten Geschichten einfach nicht zurück.

 

Theologie:

Iakchos ist der Befreier. Er schenkte dem Menschen die Gabe zur Ekstase, in der einfache Sterbliche über sich hinaus wachsen können und zu übermenschlichen Taten fähig sind. Er fördert Grenzüberschreitungen in jedweder Hinsicht und symbolisiert ungezügelte Lebenslust, produktiven Wahnsinn und rauschhafte Stärke. Im Rausch sendet er Visionen und weckt verborgene Begabungen. Er befreit den Menschen von Ängsten und Zwängen und erlaubt ihm, seine animalische Seite zu entfesseln, um mehr als nur Mensch zu sein.

Offenbar ist der Jakchos-Kult gerade deshalb so populär, weil er einen Gegenpol zum streng formalisierten Ritus der Kirche und dem vergeistigten Wredelin-Glauben bildet. Vordergründig sind beide Kulte grundverschieden, letztlich streben aber beide nach Transzendenz, die einen durch Rausch, die anderen durch Meditation.

 

Der Iakchos-Kult ist eine Mysterienreligion. Damit verbinden sich zwei wichtige Elemente: Zum einen ist die Anhängerschaft nicht offen niemand kann einfach beschliessen, Kultanhänger zu werden. Voraussetzung ist die Einladung durch einen Mystagogen sowie eine Initiation, die erst nach langwierigen Prüfungen der Ergebenheit erfolgen kann.

Zum zweiten werden den Anhängern erst nach und nach weitere Geheimnisse enthüllt, die das mysteriöse Kultgeschehen erklären. Dadurch soll der Myste allmählich durch verschiedene Stadien der geistigen Entwicklung auf ein höheres Erkenntnisniveau geführt werden, bis er schließlich die unergründliche Einheit mit Iakchos selbst erlangt.

Dieser Vorgang ist kein Lernen, mehr ein Erfahren und Verändern.

Was Du hier für den Jakchos-Kult annimmst, könnte natürlich genauso auch für den Nea Dea-Kult gelten, strebt doch auch der Wredelin-Priester nach Erkenntnis, die er Weisheit nennt. Und wahrscheinlich hat der Neadeismus auch mal als Mysterienkult im engeren Sinne angefangen, sich dann aber öffnen müssen, als er populärer wurde und sich abzeichnete, dass er sich als "Staatsreligion" etablieren könnte (ich ziehe hier einfach nur die Parallele zum Christentum).

 

Kultpraktiken: All dem ist nur hinzuzufügen, dass es je nach Ort verschiedene Varianten dieses Kultes gibt, die sich nicht zuletzt im Grad der "Wildheit" unterscheiden. Am heftigsten - und für Aussenstehende am gefährlichsten - geht es wohl in den abgelegenen Bergregionen zu, während das Treiben in der zivilisierten Ebene wesentlich gemäßigter ausfällt. Und schließlich dürfte es auch noch eine städtische Variante geben, die bereits stark gezähmt und formalisiert ist.

 

Alles in allem ist das eine sehr gelungene Beschreibung des Jakchos-Kultes, die meinen Geschmack trifft. :thumbs:

 

 

Herzliche Grüße,

Triton

  • Like 1
Geschrieben

Chairete, ihr Weisen Chryseias!

 

 

Herzlichen Dank für die ausführliche Stellungnahme! Da kann ich auch gleich ein paar Dinge nachreichen:

 

Mysterien - Genau, die Praktiken sind Außenstehenden unbekannt, und daher auch nicht allgemeines Spielerwissen. Das ist ja der Witz an Geheimkulten.

Und die Variationsbreite der Riten sehe ich ähnlich, hängt viel vom Drive der Kultisten ab. Und eine Gruppe mit vielen Greisen wird die Orgien sicher etwas gemächlicher angehen...

 

Aorser - Melgaren: Letzteren Begriff sehe ich als die albische Benennung an, die die vielen Stämme der Melgar-Berge einfach geografisch benannt hat ("Indianer" sozusagen). Der Wortklang kommt mir nur zu östlich vor (Tegaren), deshalb meide ich ihn.

Die Vallakoi, die im Nikostria-Projekt beschrieben sind, würde ich als einen der südlichsten Aorser-Stämme sehen.

Eine ausführliche Kulturbeschreibung der Aorser hätte ich in petto - in aller Kürze ist zu sagen, dass ich sie als "Keltoskythen/Illyrier/Thraker" entsprechend der antiken Geographia interpretieren würde. Der sarmatische Anklang ist durchaus beabsichtigt, zum Reitervolk habe ich sie dennoch nicht gemacht. Auch die Thraker waren berühmt für ihre Pferde (Ilias), aber trotzdem eher ein Bergvolk.

 

Messembria - so bezeichne ich die Landschaft im Nordwesten der Halbinsel, südlich der Melgarberge - quasi mein Makedonien.

 

Verstädterte Iakchosanhänger - bestimmt. Was ich beschrieben habe, ist quasi die "Urform" des Kultes. In zivilisierteren Gegenden gibt es bestimmt die Iakchos-Light-Variante, die sich auf Weinfeste beschränkt (bißchen so, wie viele Leute heute Weihnachten feiern: Sinn ist egal, Hauptsache Fest)

 

Andere alte Kulte - stimmt. Vor allem vermute ich in manchen Regionen auch noch Heroenkulte (die vielleicht auch eine der Wurzeln der chryseischen Ikonenverehrung sind!).

 

Callatia - wieder eine Landschaftsbezeichnung, die ich nutze. Der nördliche, bergige Teil Chryseias.

 

Kallikanzaroi - ja, schon seltsam, wie im Laufe der Zeit Sitten und Bräuche uminterpretiert und missverstanden werden :colgate: Die Benennung war durchaus Absicht. Letzter Vollmond im Jahr...

 

Legende - Ja, hier habe ich die "Interpretatio montana" gewählt. Ich habe die Geschichte absichtlich als Legende bezeichnet und nicht als Historie, weil sie eher den Inhalt der Glaubensvorstellungen betonen soll als historische Tatsachen. Gebildete Städter dürften daran sicher ihre Zweifel haben - aber wieviele gebildete Städter nehmen schon an einem orgiastischen Geheimkult teil, um ihn dann zu kritisieren?

Insgesamt würde ich Iakchos aber tatsächlich auch als Synthese verschiedener Ur-Gottheiten sehen (deswegen habe ich ihm auch Züge eines "Gehörnten Gottes" mitgegeben). Von daher hat er in verschiedenen Gegenden auch verschiedene Züge.

 

Gegenpol zum Neadeismus und Wredelin-Kult - haargenau!

 

 

So, das war´s erstmal von mir. Nochmals danke für den Check-up!

 

Beste Grüße

 

Vates

  • Thanks 1
Geschrieben

Ich habe noch irgendwie im Kopf, dass Kentauren eine Nähe zum com-cruach aufweisen. Wenn dem nun so ist, liegt es dann nicht auch nahe, dass Jakchos seinerseits auch chaotische Aspekte in sich trägt. Ich würde den Jakschos Kult daher noch zwielichtiger sehen.

Geschrieben
Ich habe noch irgendwie im Kopf, dass Kentauren eine Nähe zum com-cruach aufweisen. Wenn dem nun so ist, liegt es dann nicht auch nahe, dass Jakchos seinerseits auch chaotische Aspekte in sich trägt. Ich würde den Jakschos – Kult daher noch zwielichtiger sehen.

 

Natürlich hat der Kult auch chaotische Züge, er ist ein Naturgott! Und er ist nicht generell benevolent. Er ist damit aber kein Chaosgott. Es ist ein ambivalenter Kult.

Daher gibtz es gegen bestimmte Kulte bestimmt grundlegende Bedenken.

 

Allerdings würde ich auch davon ausgehen, dass der Gott offiziell verehrt wird, auch und gerade in den Städten! Schließlich muss man die Gottheit besänftigen, damit die Natur nicht die Kultur bedroht.

Ich würde ein verschiedenen Städten offizielle Festspiele zu Ehren der Gottheit vermuten, hier wird es sportliche und vor allem musische Wettkämpfe geben. (So wie es auch für Dionysos solche Festspiele gegeben hat.)

Im Rahmen dieser Kulthandlungen finden auch Mysterien statt, die auf eine Gruppe der Stadt beschränkt ist, z.B. alle Bäuerinnen.

Geschrieben

Es sind doch aber "nur" die Kentauren Nord-Vesternesses, die dem Crom-Cruach beeinflußten Druidentum anhängen. In Chryseia sind es Jakchos-Anhänger. Die Entstehungsgeschichte der Kentauren führt dabei sicher zu einer etwas anderen Art der Verehrung ihrer Gottheit als bei den Menschen.

 

In den Städten kann ich mir gut vorstellen, dass die Feste um Jakchos nur zu besonderen Festtagen und dann mit einem gewissen Ritus erlaubt werden. Die orgiastischen Feiern dürften bei den Anhängern von NeaDea und Wredelin große Angst hervorrufen. Vielleicht richtet sich die Energie ja auch mal gegen die regierende Schicht?

 

Solwac

Geschrieben
Vielleicht richtet sich die Energie ja auch mal gegen die regierende Schicht?Solwac

 

Vielleicht flüchten die noblen Herren (und Damen) in dieser Zeit auf ihre Landsitze und lassen ihren Besitz in den Städten schwer bewachen? Oder sie feiern mit... :satisfied:

 

 

Best,

 

der Listen-Reiche

Geschrieben
Ich würde ein verschiedenen Städten offizielle Festspiele zu Ehren der Gottheit vermuten, hier wird es sportliche und vor allem musische Wettkämpfe geben. (So wie es auch für Dionysos solche Festspiele gegeben hat.)
In Nikostria z.B. gibt es mehrere Jakchos-Festivitäten: Im Frühjahr das dreitägige Anthesteria (Fest der ersten Weinblüte), wo Jakchos die Hauptrolle spielt, aber auch Nea Dea und abschließend sogar Wredelin gedacht wird. Die Hauptveranstaltung am zweiten Tag ist ein wildes Wagenrennen, bei dem regelmäßig zig Weinkrüge (aber nicht nur die) zu Bruch gehen. Ein weiteres dem Weingott gewidmetes Spektakel sind die jährlichen Theaterfestspiele. Und dann natürlich noch das Erntedankfest im Herbst mit Läuferwettstreit, rituellem Traubenstampfen und Schauspielwettbewerb.

 

Herzliche Grüße,

Triton

Geschrieben

Klasse Idee!

 

Das ist doch ein netter Abenteuer-Aufhänger...

 

 

 

Vielleicht richtet sich die Energie ja auch mal gegen die regierende Schicht?Solwac

 

Vielleicht flüchten die noblen Herren (und Damen) in dieser Zeit auf ihre Landsitze und lassen ihren Besitz in den Städten schwer bewachen? Oder sie feiern mit... :satisfied:

 

 

Best,

 

der Listen-Reiche

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