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Rollenspiel und Realitätsflucht


Krayon

Rollenspiel und Realitätsflucht - Gehört das zusammen?  

79 Benutzer abgestimmt

  1. 1. Rollenspiel und Realitätsflucht - Gehört das zusammen?

    • Es mag Rollenspieler geben, die spielen, um der Wirklichkeit zu entkommen, aber auf mich trifft das überhaupt nicht zu.
      25
    • Ich gebe zu, daß ich gerne im Spiel Dinge auslebe, die ich mir in der Realität wünsche, aber das ist keine Realitätsflucht.
      16
    • Ich tauche beim Rollenspiel in eine Welt ein, in der ich mich wohlfühle, aber das Auftauchen ist nicht schmerzlich.
      54
    • Ich fühle mich in meiner Figur wohler als in meinem realen Selbst.
      3
    • Realität? Midgard ist meine Welt, und ich bin *Charakternamen einfügen*
      4


Empfohlene Beiträge

Moinmoin,

 

neulich hatte ich eine Diskussion mit einer Freundin. Ich behauptete (etwas provokativ), jeder Rollenspieler würde in größerem oder kleinerem Maße Realitätsflucht betreiben.

Sie konterte, daß ihr derzeitiger Charakter doch so gar nichts mit ihr gemein hätte, setzte aber noch hinzu, daß sie diese und jene Eigenschaft der Figur gerne hätte. rolleyes.gif  Nach kurzem Nachdenken über ihre eigenen Worte beschimpfte sie mich etwas.  tounge.gif Ich würde doch als Laientherapeut eh alles so drehen, wie ich es bräuchte. cheesy.gif

Ich will ihr nix Böses (wenn sie das hier lesen sollte), mich hat das nur zum Nachdenken gebracht.

 

Meine Wahl ist das "Eintauchen", und ich bekenne mich zu einem gewissen Grad der Realitätsflucht. smile.gif

So, und jetzt Ihr. biggrin.gif

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Hallo!

 

Meine Spielphilosophie beruht nicht auf einer Realitätsflucht, sondern dem Interesse an außergewöhnlichen Situationen und Personen sowie deren Verhalten untereinander. Diese Erweiterung des eigenen Erfahrungshorizontes nehme ich dann als persönliches Ergebnis nach jeder Midgard-Sitzung mit, ebenso das Wissen, eine schöne Zeit unter Freunden verbracht zu haben.

 

Mit freundlichen Grüßen, Fimolas!

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Zitat[/b] (Fimolas @ 02 Aug. 2004,14:00)]Meine Spielphilosophie beruht nicht auf einer Realitätsflucht,

Das ist auch nicht gefragt. Die Frage ist: ist das Element Realitätsflucht mit dabei, wenn Du Dich an den Spieltisch setzt?

Zitat[/b] ]Außergewöhnlichen Situationen und Personen sowie deren Verhalten untereinander
kannst Du auch jeden Tag ganz real erleben. Wieso eine Phantasie-Welt?
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Hallo Krayon!

 

Also ich weiß ja nicht wie Du Midgard spielst, aber die außergewöhnlichen Situationen und Personen, die mir auf Midgard über den Weg laufen, kann ich nicht im Alltag erleben (...oder Dein Alltag ist bei weitem aufregender als meiner).

 

Es geht aber nicht nur um Grenzerfahrungen, bei denen man mit emotionalen und auch existentiellen Situationen konfrontiert wird, sondern auch um alltägliche Fragestellungen, welche sich aus dem Spannungsfeld einer kulturell inhomogenen Abenteurer-Gruppe und deren Agieren in einem wechselnden sozio-kulturellen Umfeld ergeben.

 

Dieses allgemeine Interesse meinerseits macht es für mich auch so interessant und begehrt, als Spielleiter tätig zu sein.

 

Mit freundlichen Grüßen, Fimolas!

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@Krayon: Naja, genausogut ist jedes Buch und jeder Film Realitätsflucht. Wenn ich mies drauf bin, nehme ich mir ein fesselndes Buch und kann so meine negativen Gedanken vergessen oder wegschieben. Menschen, die in die Disco gehen und so lange trinken und rauchen und tanzen, bis sie die Welt um sich vergessen, flüchten auch aus der Realität. Wenn ich Monopoly spiele, tauche ich ebenfalls in eine andere Welt ein und habe - wenn ich gewinne - das absurde Gefühl eines Erfolgs.

 

Ist das was Schlimmes? dunno.gif

 

Meine Charaktere sind immer auch ein Stück von mir. Allerdings nicht unbedingt ein Wunschbild - wer meine Chars kennt, kann das bestätigen! biggrin.gif

 

Gruß von Adjana

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Zitat[/b] (Adjana @ 02 Aug. 2004,14:50)]Menschen, die in die Disco gehen und so lange trinken und rauchen und tanzen, bis sie die Welt um sich vergessen, flüchten auch aus der Realität. Wenn ich Monopoly spiele, tauche ich ebenfalls in eine andere Welt ein und habe - wenn ich gewinne - das absurde Gefühl eines Erfolgs.

 

Ist das was Schlimmes? dunno.gif

Interessante Antwort, Adjana.

Ich habe nämlich sehr sorgfältig darauf geachtet, jegliche Wertung der Begriffes "Realitätsflucht" zu vermeiden, trotzdem scheint es für viele sehr negativ belegt zu sein. Für mich eben nicht - wenn es im Rahmen bleibt.

 

Wieso sollte es etwas Schlimmes sein?

Ich habe mal in mich hineingehorcht und gemerkt, daß die meisten meiner Charaktere Eigenschaften haben, die ich selber gerne hätte, und/oder sich so verhalten, wie ich es mir selber in der Realität nicht erlauben könnte (z.B. Respektlosigkeit gegenüber Ordnungshütern).

Für mich hat diese Realitätsflucht nicht nur nichts Negatives, sondern den deutlich positiven Effekt, daß ich Dinge auslebe, die ich sonst unterdrücken müßte.

Und gibt es wirklich Rollenspieler, die sich davon freisprechen können?

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Ich denke, dass Realitätsflucht und Rollenspiel schon in die gleiche Richtung gehen können und empfinde dies auch nicht als zwangsläufig negativ. Es ist schon interessant zu beobachten, wenn Menschen völlig neue Facetten an sich entdecken und Dinge ausleben, die sie in ihrem realen Leben niemals so angehen würden (einfache weil die "Scheuklappe-Realität" fehlt). Sicherlich ist es auch jedem Ego zuträglich, wenn man in die Rolle eines Helden schlüpfen kann und Feldforschung auf Gebieten betreiben kann, die mit der Realität einfach keinerlei Überschneidung haben (z.B. eine gute Freundin, die völlig überraschend in der Rolle einer grossmäuligen Ritterin aufgeht und alle Mitspieler nur noch wie ihren Hofstaat herumkommandiert) .

 

Eine weitere Mitspielerin aus unserer Gruppe pflegt auch von "Midgard, der schönsten aller Welten" zu sprechen, was schon ein deutliches Indiz für zelebrierte Realitätsflucht ist. Ebenso wie die Tatsache, dass sie als Hexe mindestens das halbe Arkanum Auswendig im Kopf hat und auch schonmal unter Schlaflosigkeit leidet, wenn eine neue Kampagne vor der Tür steht. Würde ich mit dieser Gruppe regelmässig spielen, wäre das sicherlich ein Grund zu Besorgniss, aber so lange wir ohnehin nicht öfters als  4-6 mal im Jahr spielen, sehe ich das einfach als etwas übersteigertes "Fan-Tum"... biggrin.gif

 

Gruss

Marcell

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Ist nicht jede Form des Spiels eine Form der Realitätsflucht?

Spielen ist für mich generell Abschalten vom Alltag.

 

Es wird der Verstand gefordert, man muß sich konzentrieren, aber es ist die Kür und nicht die Pflicht.

Wenn es stressig wird, dann weil ich es will und freiwillig mitmache, nicht weil ich muß, wie bei der Arbeit oder auch sonst im Alltag.

 

Ich habe jetzt bewußt schwarzweiß gemalt, bitte keine Hinweise, daß der Alltag auch Spaß machen kann oder macht. Das ist mir durchaus klar.

 

PS: Gab es die Diskussion nicht schon einmal bis dreimal in dieser oder ähnlicher Form?

 

 

 

 

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Hallo erstmal,

 

also ich konnte mich bei der Abstimmung für gar nichts entscheiden. Für mich ist Rollenspiel im eigentlichen Sinn keine Flucht. Es ist halt Fantasie, ich denke, dass ist alles was man darüber sagen kann.

 

Es ist aus meiner Sicht keine Flucht, da es ja im Umkehrschluß bedeuten würde, dass man Angst für der Realität hat und die habe ich nicht.

 

Ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand das ganze Arkanum auswendig kann, es ist doch ein Hobby. Manche Leute lernen 1000 Gurkenglasdeckel am Geräusch beim Öffnen zu erkennen nur um bei Wetten Dass?? einzusteigen, das ist eindeutig härter devil.gif

 

 

Ich spiele Rollenspiel:

 

- > weil ich mit meinen Freunden eine lustige Zeit verbringen kann.

 

- > weil es schön ist, eine Welt voll Magie und sagenhaften Wesen zu erleben!

 

- > weil ich mich in verschiedene Rollen hineinversetzen muss und alles irgendwie verschieden betrachten kann.

 

- > weil ich mich im Rollenspiel anders verhalten kann oder darf wie im RL. Das aber nicht aus Furcht vor der Realität, sondern, weil es einfach Spass macht...

 

Isaldorin

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Mae govannen!

 

Ich habe wie Krayon für "eintauchen" gestimmt.

 

Im Übrigen kann ich mich den Ausführungen Isaldorins voll anschließen.

 

Allerdings glaube ich, dass alle Charaktere, die ich bisher spielte, zu einem gewissen Teil von meinem eigenen Charakter geprägt sind, bzw. waren oder noch werden.

 

Persönlich lege ich sehr viel Wert auf das Ausgestalten eines Charakters. Ich kann mich sehr lange damit aufhalten, den "Alltag" meines Abenteurers auszuspielen, was das laufende Abenteuer natürlich enorm verzögert. Meine Gruppe ist dafür leider nicht allzu oft zu begeistern, wofür ich allerdings Verständnis habe.

 

Viele Grüße

Shayleigh

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Quote[/b] (Isaldorin Marcallo @ 02 Aug. 2004,17:26)]Ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand das ganze Arkanum auswendig kann, es ist doch ein Hobby. Manche Leute lernen 1000 Gurkenglasdeckel am Geräusch beim Öffnen zu erkennen nur um bei Wetten Dass?? einzusteigen, das ist eindeutig härter devil.gif

Oh ja, da hast du wohl recht...wobei: ich kenne einen Ordenskrieger, der erkennt den magischen Schadensbonus einer Waffe am Geräusch, mit dem die Klinge die Luft zerteilt!! Behauptet er zumindest steif und fest! rolleyes.gif

 

DAS ist wirklich sick!!

 

Gruss

Marcell

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Zitat[/b] (MazeBall @ 02 Aug. 2004,18:19)]Oh ja, da hast du wohl recht...wobei: ich kenne einen Ordenskrieger, der erkennt den magischen Schadensbonus einer Waffe am Geräusch, mit dem die Klinge die Luft zerteilt!! Behauptet er zumindest steif und fest! rolleyes.gif

 

DAS ist wirklich sick!!

 

Gruss

Marcell

hehe rotfl.gif Siehste, da haben wir es doch schon...

 

PS: Sorry, weil ot

 

 

Isaldorin

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Leute, die nichts vom Rollenspiel verstehen, wollen gerne glauben, dass Rollenspiel Realitätsflucht ist. In Wahrheit taucht man in den Plot ein und geniesst eine Geschichte, die man so in der Realität nicht erleben könnte. Man lebt also in der Phantasie oder benutzt diese, um fiktive Geschichten als Haupthandelnder zu erleben. Nichts anderes ist das Lesen eines Buches, mit dem Unterschied, dass man dem Plot passiv gegenübersteht. Im Rollenspiel kann man aktiv was am Ende verändern, jedenfalls glaubt man dies und das macht auch den Reiz aus.

 

Wer behauptet, Rollenspiel sei Realitätsflucht, dem sage ich: Bücherlesen auch. Und wer will schon behaupten, dass das gefährlich ist, was einige Kreise bei Rollenspielen nur zu gerne kolportieren.

 

Dyffed

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Also wie du auf sowas kommst, Rollenspiel ist reines Training für Menschen, die viel mit Projektmangment und Menschenführung zu tun haben, also harte bittere Wirklichkeit!

Es werden Situationen spielerisch trainiert, die in der Realität umgesetzt werden können.

Rollenspiel beinhaltet ebenso den theoretischen Teil der Selbstverteidigung.

Also eine geradezu geniale Simalation für Alltagsbegebenheiten.

 

Ein gutes Beispiel:

Woher sollte ich ohne Rollenspiel wissen, wie ich strategisch vorgehen würde, wenn ein Seminar von einer Horde Untoter gestört wird? Ich wäre ja nicht ein mal in der Lage die Untoten auseinanderzuhalten.

 

Myrdin

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Zitat[/b] ]Leute, die nichts vom Rollenspiel verstehen, wollen gerne glauben, dass Rollenspiel Realitätsflucht ist.

 

Nun, das ist leider auch dass, was man in so gut wie allen Zeitungsartikeln herauslesen kann, die man so im Laufe der Zeit in die Finger bekommen hat oder die man auch im Internet findet.

Habe leider gerade keinen Link zur Hand, aber Google kann helfen...

Es ist nun mal etwas, nun ich will mal sagen, extravagantes. Was in unserer Gesellschaft leider wiederum als was schlechtes dasteht.  disgust.gif

Aber das wichtigeste ist, dass wir es besser wissen  tounge.gif  und es uns einfach nur Spass macht.

 

An alle Nichtrollenspieler:

Flüchte mich in ca. drei Tagen wieder in meine Fantasiewelt, um meinem Leben, mit dem ich nicht klar komme, zu entkommen. Ich hoffe, dass ich nie wieder "aufwache".

 

An alle Rollenspieler:

Am Freitag ist es mal endlich wieder an der Zeit zu "urlauben".

Ich werde mich dort vier bis fünf Studen wohlfühlen, mit meinem Freuden Spass haben und einfach mal was unkonventionelles auspobieren um dannach wieder schön erholt, wie nach einem guten Kinobesuch, nach Hause in mein Bett gehen, um ein entspanntes Wochenende zu haben.

 

In diesem Sinne: Augen zu und Spass haben. (Aber nicht vergessen, wie sie wieder aufzumachen) escape.gif

 

 

 

 

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Das Problem scheint mir eher in der Struktur der Argumentation zu liegen, die jene Leute vortragen, die RSPlern Realitätsflucht" oder "Realitätsverlust" vorwerfen. Übrigens lohnt es sich manchmal zu fragen, welche Motive, welche Interessen und welche Weltbilder solche RSP-Kritiker haben.

 

Die generelle Struktur der Argumentation sieht m. E. grob skizziert so aus:

 

1. Es gibt eine objektive Realität, in der objektive Gesetze walten.

1a) Beides gilt sowohl für die soziale als auch die physikalische Realität.

 

2. Das menschliche Verhalten befindet sich in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Realität.

2a) Das menschliche Handeln (als bewusst vom Willen gesteuertes Verhalten) sollte sich an den Gesetzen der Realität orientieren.

 

3. Ich kenne die Realität und verhalte mich entsprechend.

3a) Wenn ich auch nicht die ganze Realität kenne, so kenne ich doch ihre Gesetze, oder zumindest die maßgeblichen Grundzüge ihres Aufbaus.

3b) Ich orientiere mein Handeln nach den objektiven Gesetzmäßigkeiten (Sachzwängen) der Realität.

 

4. Der Rollenspieler (die Rollenspielerin) trennt nicht zwischen den Gesetzen der Spielwelt und den Gesetzen der Realität.

4a) Der RSPler sieht die Gesetze der Spielwelt als objektive Realität an.

4b) Der RSPler richtet sein Handeln nach den Gesetzen der Spielwelt aus.

 

Das tolle an dieser Argumentation ist, dass sie auch von Leuten vorgetragen wird, die an phantastische Dinge über diese Welt glauben, in der ich lebe. In den 80ern habe ich Leute erleb, die - in der festen Überzeugung, mit beiden Beinen auf dem Boden der "Realität" zu stehen, die kommende ökologische Katastrophe schlicht leugneten (so wie es die Bush-Regierung und der von ihr geförderte Wissenschaftsapparat heute noch tun). In den 60ern spintisierten sich hochbezahlte Soziologen (Schelsky) tatsächlich den Glauben an eine nivellierte Mittelstandsgesellschaft zusammen. Von den "realistischen" Ausfällen Max Webers - immerhin eines der größten Köpfe seiner Zeit - über die imperiale Rolle Deutschlands und die von ihm vorgeschlagenen "realistischen" Kriegsziele im Ersten Weltkrieg brauche ich wohl nix zu sagen.

 

Kurzum, es ist also auch bei "vernünftigen" Leuten, selbst Spezialisten, gut möglich, sich über die böse Realität sowohl in physikalischer als auch sozialer Hinsicht gravierend zu irren - und nicht selten mit fatalen Folgen. Aber trotzdem bleibt bei uns der Glaube an die Möglichkeit der Erkenntnis des "Dinges an sich" hartnäckig bestehen - was vielleicht am Aufbau des menschlichen Denkappartes liegt.

 

Aus diesem Grund würde ich vorschlagen, jeden Kritiker zu fragen, was er/sie nun überhaupt unter der "Realität" versteht, an welches Menschenbild er glaubt, und wie er/sie denkt, das die Gesellschaft mitsamt ihren Subsystemen aufgebaut ist (wenn er/sie überhaupt glaubt, dass es eine Gesellschaft gibt und nicht nur eine neoliberale Anhäufung von selbstbestimmten Individuen).

 

(Maggie Thatcher, das große Vorbild von Angie M., sagte einst: "There is no society. There are only individuals..." Dann fiel ihr ein, dass sie für eine konservative Partei sprach, und sie ergänzte flink "...and families!")

 

Jedenfalls befürchte ich, dass es mindestens so viel Realitätskonzeptionen gibt, wie Menschen auf der Welt leben, und man deswegen lernen sollte, mit Differenz zu leben. Dazu kann das Rollenspiel vielleicht gut beitragen. Aber möglicherweise ist das nur meine Realitätskonzeption...

 

so long,

kvB

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Zitat[/b] (Kathinka van Bak @ 21 Aug. 2004,14:04)]Das Problem scheint mir eher in der Struktur der Argumentation zu liegen, die jene Leute vortragen [...] Jedenfalls befürchte ich, dass es mindestens so viel Realitätskonzeptionen gibt, wie Menschen auf der Welt leben, und man deswegen lernen sollte, mit Differenz zu leben. Dazu kann das Rollenspiel vielleicht gut beitragen. Aber möglicherweise ist das nur meine Realitätskonzeption...

Hallo Kathinka,

 

Lang lebe die Postmoderne!

Lang lebe die Dekonstruktion!

Lang lebe die Differenz!

 

Das ist Midgard pur wink.gif  biggrin.gif

 

Gruß

 

Jakob

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  • 3 Wochen später...

Hiho,

 

ich kann mit dem Begriff Realitätsflucht im Zusammenhang mit meinem Hobby Rollenspiel überhaupt nichts anfangen.

 

Ich glaube, mit meiner alltäglichen Realität ganz gut umgehen zu können und mich mit den wichtigen Dingen in meinem Leben, sowohl beruflich als auch privat, recht intensiv auseinanderzusetzen.

 

Trotzdem darf ich in eben dieser Realität auch Spaß haben. Also besuche ich Fußballstadien, Konzerthallen, lese Bücher :read: oder spiele RPG's. Aber doch nicht, um vor irgendetwas zu flüchten. Sondern schlicht und ergreifend, um mich zu entspannen und zu erholen.

 

Wohin sollte ich auch flüchten? Nach Midgard? Hey, Leute, Fantasywelten gibt's nicht wirklich, da kann man nicht hin! :devil:

 

Erholung und Entspannung sind aber nicht gleichzusetzen mit Realitätsflucht, sonst dürfte ich in der Mittagspause auch kein Eiscafe mehr aufsuchen, ohne mir letztere vorwerfen zu lassen.

 

Richtig ist m. E. vielmehr, dass zu einer engagierten und es mit der Realität aufnehmenden Lebensweise gehört, auch Pausen zuzulassen. Schon, um den Burnout zu vermeiden :sleep: . Ein Hoch auf den "Realitätsurlaub" also!

 

Ich glaube übrigens sogar, dass Rollenspiel im besten Falle zu Einsichten über die eigene Persönlichkeit führen kann. Wie auch das Lesen eines Buches oder das Anschauen eines Filmes solche Effekte zeitigen können (nicht müssen!). Also eher mehr Realität als weniger durch derlei Aktivitäten.

 

Klar mag es auch Leute geben, die mit Rollenspiel nicht klarkommen und es als Fluchtvehikel benutzen. Ist mir aber persönlich noch nie untergekommen.

 

Gruß

The Real Batwolf

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Ich habe auch fürs Eintauchen gestimmt.

 

Die meisten Leute, die Böses über Rollenspiel denken, wissen zum einen nicht worum es beim Rollenspiel geht und haben zum anderen häufig Vorurteile gegen alles, was sie nicht kennen.

 

Viele der aufgeführten Gedanken kamen mir auch, z.B. dass die Idee, dass ja dann Schauspieler allesamt realitätsfremd sein müssten.

OK, aber die spielen meist nur eine Rolle, die bis zum Ende, und dann kommt das nächste Drehbuch mit der nächsten Rolle.

Ich wechsel sehr häufig zwischen meinen Charakteren, da ich zu den Vielspielern und Merhsystemern gehöre.

Oh je, dann muss ich ja nicht nur realitätsfremd sondern auch noch schizophren sein! :crosseye:;)

 

Tja, dass wir unser ganzes Rollenspielerleben mit Vorurteilen kämpfen müssen, ist uns wohl allen klar.

So habe ich entfernte Verwandte, die bei jedem jährlichenTreffen auf irgendeiner Familienfeier fragen, ob ich das denn immer noch mache und mich nicht langsam zu alt dafür fühle.... :rolleyes:

 

 

Gruß,

Heng Li

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