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Aberglaube


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Weiß

Weiß galt allgemein als die Farbe des Lichtes, weshalb Engel weiß gekleidet sein und viele Götter und Heilige auf weißen Pferden reiten sollen. Damit ist diese Farbe nach altem Glauben natürlich besonders geeignet, die „dunklen“ dämonischen Mächte abzuwehren. Weiße Kleidung gewährt dem Träger einen besonderen Schutz, weiße Tücher wurden zum Vertreiben der Geister in den Schornstein gehängt. In Japan wurde darauf geachtet, den Göttern rein weiße Gaben darzubringen, und in Jamaika wurde bei schweren Krankheiten ein weißer Hahn für den Krankheitsdämon geschlachtet. Überhaupt sollen Opfergaben an die Geister auf der ganzen Welt „weiß“ sein, wobei in diesem Zusammenhang vor allem Huhn, Reis, Milch, Butter und helles Brot genannt werden.

Daneben gilt die weiße Farbe als Symbol für Reinheit, und es ist nicht ganz klar, welche der beiden Zuschreibungen ursprünglich der Ansicht zugrunde lag, dass eine Braut weiß gekleidet zu sein habe. Da eine Hochzeit als eine äußerst gefährliche Angelegenheit galt, weil sie, wie man überall glaubte, neidische Geistwesen auf den Plan ruft, dürfte die antidämonische Wirkung wohl ein wesentlicher Gesichtspunkt gewesen sein.

Daß die Zuordnung der Farbe Weiß zum Licht nicht ganz so eindeutig ist, zeigt die Sitte, Tote in weiße Tücher zu hüllen – und der nicht nur bei uns, sondern beispielsweise auch bei manchen afrikanischen Völkern verbreitete Glaube, dass Gespenster in weißen Gewändern spuken. Weiße Blätter an Erbsen, Bohnen, an Kohl und anderen Pflanzen wurden oft genug als Todesvorzeichen gewertet, und weiße Blumen wie Anemonen, Seerosen und Astern soll man nicht ins Haus bringen. So lässt sich also doch nicht alles Weiße als licht und gut bezeichnen, wenn auch der Anblick weißer Tiere und bestimmter Objekte überwiegend als glückbringend gewertet wird: So soll ein Mädchen, das im Laufe eines Jahres hundert Schimmel zu Gesicht bekommt, noch im selben Jahr heiraten.

 

Rot

Vielleicht weil es von allen die „energischste“ Farbe ist, wirkt Rot nachgewiesenermaßen auf den Betrachter erwärmend, erregend und belebend und gilt wahrscheinlich deshalb als die Farbe der Liebe – aber auch des Krieges. Rot sind der Blitz, der Donner und das Feuer, und da alle drei für überaus gefährlich gehalten wurden, hing allem Roten im Volksglauben der Ruch des Dämonischen – oder zumindest nicht ganz geheuren - an. Rote Katzen, Rotkelchen, Rotschwänzchen, Fuchs und Eichhörnchen galten als Hexentiere, und der Klatschmohn wurde sogar Höllenblume genannt. Wichtel, Heinzelmännchen, Hausgeister und Zwerge tragen rote Mützen, rote Kleider oder Strümpfe, und Hexen haben bekanntlich rote Augen und oft genug rote Haare.

Der unheilvolle Aspekt dieser Farbe wurde allerdings dadurch aufgewogen, dass man sie, vermutlich aufgrund ihrer engen Assoziation mit dem Lebensstoff Blut, für die mächtigste aller Farbe hielt. Dementsprechend soll nach altem Glauben, ein rotes Band, am Körper getragen, gegen alles Böse schützen. Rote Korallen wurden, mit Eichenblättern zerstoßen, auf kranke Körperteile gelegt, und Milch von roten Ziegen soll gegen alle Krankheiten helfen. Bei Halsschmerzen trugen Frauen ein rotes Tuch um den Hals, das ihnen ein Mann geschenkt haben musste. Ein rotes Tuch wurde auch bei Wadenkrämpfen um das Bein gewickelt. Wollte man Zauberpflanzen als Amulett um den Hals tragen, erhöhte man ihre Wirksamkeit, indam man sie in ein Stück rotes Tuch wickelte oder sie mit rotem Wachs umhüllte.

Während ein blutroter Himmel als Unheil verkündend gilt, nimmt jeder das Abendrot für ein gutes Zeichen. Schlecht ist es, wenn an einem Platz, an dem ein Viehstall errichtet werden soll, rote Ameisen kriechen. Ein roter Kometenschweif soll Unglück im Gefolge haben. Viele rote Ebereschen im Herbst, gelten bei den Bauern als gutes Zeichen. Ein Mädchen freute sich, wenn es als erstes einen roten Maiskolben fand – dies bedeutete, das es bald heiraten würde. Noch heute betrachtet jede Frau eine rote Rose als Unterpfand der Liebe.

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